eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 32/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2021-0061
2021
324 Gesellschaft für Projektmanagement

Nachhaltigkeit und Projektmanagement

2021
Steffen Scheurer
Editorial | XX 2 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 04/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0061 Nachhaltigkeit und Projektmanagement Liebe Leserinnen und Leser, Wetter und Klima standen diesen Sommer prominent in den Schlagzeilen. Rekorde wurden aus aller Welt gemeldet. Leider nicht immer die Rekorde, die wir uns wünschen. Anfang Juli gab es eine Hitzewelle an der Westküste des amerikanischen Kontinents. In Lytton (bei Vancouver) wurden Temperaturen bis zu 49,6 Grad Celsius gemessen. Dies ging einher mit extremer Trockenheit und Dürre, was früher als je zuvor zu den alljährlichen Waldbränden in Kalifornien führte. Zudem erwärmt sich der Nordpazifik deutlich mit der Konsequenz unterbrochener Nahrungsketten und der Gefahr eines maritimen Massensterbens. Ende Juli hatten wir eine Hitzewelle in Südeuropa mit über 48 Grad und heftigen Bränden in Italien, in Griechenland und in der Türkei, gleichzeitig schneit es in Brasilien: „In 62 Jahren nie Schnee gesehen“ lautete die Schlagzeile bei ntv vom 30. 07. 2021. Aber es geht nicht nur um ökologische Konsequenzen des sich wandelnden Klimas, sondern auch um eine Vielzahl sozialer und wirtschaftlicher Konsequenzen: Menschen in der Südsee verlieren ihre Heimat durch den Meeresanstieg, Bauern in Afrika verlieren ihre Äcker durch jahrelange Dürreperioden. Das scheint ja alles weit weg von uns. Es scheint uns nicht zu betreffen. Wirklich? Weit gefehlt: In den letzten zwei Jahren haben wir in Deutschland enorme Dürren erlebt, begleitet von schweren Waldbränden in Brandenburg. In diesem Jahr lieferten Starkregen und Überschwemmungen mit mehr als 180 Toten in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz einen weiteren Hinweis: Die Konsequenzen reichen inzwischen in unser aller Leben hinein. Die Wissenschaft ist inzwischen überzeugt: Wir befinden uns inmitten eines Klimawandels, also einem Wandel des Wetters, der sich bereits über Jahrzehnte vollzieht. Die oben beschriebenen Phänomene können nicht mehr als eine Häufung ungewohnter Wetterphänomene bezeichnet werden. Über dieses Faktum ist inzwischen ein heftiger gesellschaftlicher Streit entbrannt. Unstrittig ist: Wir müssen Lösungen finden für die bereits vorhandenen und noch vor uns liegenden Herausforderungen. Auch die Wirtschaft muss sich zunehmend auf Veränderungen einstellen. In all den Herausforderungen stecken auch Chancen. Chancen für die ökologischen Systeme, soziale Chancen, aber auch handfeste ökonomische Chancen. Nicht zufällig nehmen die Summen, die in nachhaltige Investmentfonds und Mandate in Deutschland gesteckt werden, rapide zu-- in den Jahren von 2010 bis 2020 von 16,5 auf 248,3 (in Mrd. €) Die entstehenden Chancen müssen systematisch ergriffen und umgesetzt werden. Und unsere Leserinnen und Leser kennen das Werkzeug, mit dem wir uns an die Arbeit machen sollten: Projektmanagement. In diesem Heftschwerpunkt wollen wir uns damit befassen, was Projektmanagement in Sachen Nachhaltigkeit beitragen kann. Als Einleitung in das Thema erklären Fabian Kentsch, Katharina Rybkina und Simon-Alexander Appel, wie Nachhaltigkeit in Projekten gemessen werden kann. Im Folgenden stellen wir Projekte vor, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Lesen Sie das Interview von Oliver Steeger mit dem Unternehmensgründer Rafael Dyll und mit der Innovationsmanagerin am Fraunhofer IOSB-INA Nissrin Perez . An diesem Beispiel wird schnell klar, welche ökonomischen Chancen sich ergeben, wenn nachhaltige Produktideen mit modernster Fertigungstechnologie kombiniert werden. Das Interview von Oliver Steeger mit Sabine Depew zeigt, wie sich soziale Nachhaltigkeit und Digitalität bei der Caritas Schleswig-Holstein über agile Projekte umsetzen lässt. Im Artikel von Denise Böttger lesen Sie, welchen Beitrag das Projektmanagement beim Bau neuer Stromtrassen leistet. Die vielfältigen Projekte, die von der Firma EDUR in Sachen Nachhaltigkeit durchgeführt werden, zeigen Jasmin Rosenberg und Thomas Naß in ihrem Beitrag. Auch die GPM beschäftigt sich mit ihrem Competence Center für Nachhaltigkeit (CCN) und innerhalb ihrer Vereinsgremien mit dem Thema. Uwe Horstmann gibt in seinem Beitrag einen Überblick über die Aktivitäten der GPM, und er gibt einen Ausblick auf die zukünftige Positionierung der GPM in Sachen Nachhaltigkeit. Über unser Schwerpunktthema hinaus wollen wir Ihnen aber wie gewohnt auch Impulse zu allgemeinen, praktischen Themen des Projektmanagements liefern. Hierzu finden Sie einen Beitrag von Michael Frahm zu Erfolgsfaktoren im Großanlagenbau oder den Beitrag von Jörg Brüggenkamp , Peter Preuss und Tobias Renk zum Turnaround-Management in agilen Projekten. Im Beitrag von Georg Zeller lesen Sie, wie man mit interaktiven Simulationen spielerisch richtiges Handeln in herausfordernden Projektsituationen trainieren kann. In diesem Heft gibt es zudem Einiges aus der Arbeit der GPM zu berichten. Norman Heydenreich erläutert die neuen ISO Standards 21 500 „Projekt-, Programm und Portfoliomanagement-- Kontext und Konzepte“ sowie 21 502 „Projektmanagement“. Martina Huemann , Yvonne Schoper und Katrin Reschwamm berichten über die D-A-CH Forschungswerkstatt, die 2021 unter dem Motto „Designing Projects“ erstmals virtuell stattgefunden hat. Unter dem Titel „Führung, die bewegt-… setzt günstige Rahmenbedingungen und beseitigt Hindernisse auf dem Weg zur Projekt-Excellence“ berichtet Klaus Wagenhals über die aktuellen Aktivitäten der Fachgruppe „Führung im Projekt“. Nadia Saoudi und Emel Erat schreiben über das im November 2020 gestartete und inzwischen erfolgreich laufende Mentoringprogramm der GPM. Zum guten Schluss würdigen wir mit Professor Hasso Reschke eine Persönlichkeit, ohne die es die GPM in dieser Form kaum geben würde. Hasso Reschke ist Gründungsmitglied der GPM und heute Ehrenvorsitzender. Hasso Reschke feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Lesen Sie anlässlich seines Geburtstags die Laudatio von Daniel Stumpf sowie die Glückwünsche seiner Begleiter durch mehr als 40 Jahre gemeinsame und erfolgreiche GPM Geschichte. Auch von dieser Stelle sende ich einen ganz herzlichen Glückwunsch, verbunden mit einem großen Dank für so viel Engagement für das Projektmanagement und die GPM. Ihr Steffen Scheurer EDITORIAL