PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.2357/PM-2020-0005
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Die ersten Jahre im Projektmanagement
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Annkatrin Stork
Als mich mein ehemaliger Professor, heute Chefredakteur der PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL, fragte, ob ich einen Artikel zu meinen Erfahrungen im Projektmanagement schreiben möchte, konnte ich natürlich nicht ablehnen. Eine schöne Gelegenheit, die letzten zwei Jahre Revue passieren zu lassen. Dabei habe ich mich mit einigen Fragen auseinandergesetzt: Welche Erwartungen hatte ich bei meinem Einstieg ins Projektmanagement? Wurden diese erfüllt? Stehe ich nach zwei Jahren da, wo ich dachte, dass ich stehen würde? Welchen Herausforderungen und Ängsten musste ich mich stellen? Wie gut hat mich meine Ausbildung im Rückblick auf die Praxis im Projektmanagement vorbereitet? Wie stelle ich mir meinen weiteren Weg im Projektmanagement vor? Meine Gedanken zu diesen Fragen möchte ich im Folgenden gerne mit Ihnen teilen.
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25 DOI 10.2357/ PM-2020-0005 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 01/ 2020 Ein Erfahrungsbericht Die ersten Jahre im Projektmanagement Annkatrin Stork Für eilige Leser | Als mich mein ehemaliger Professor, heute Chefredakteur der PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL, fragte, ob ich einen Artikel zu meinen Erfahrungen im Projektmanagement schreiben möchte, konnte ich natürlich nicht ablehnen. Eine schöne Gelegenheit, die letzten zwei Jahre Revue passieren zu lassen. Dabei habe ich mich mit einigen Fragen auseinandergesetzt: Welche Erwartungen hatte ich bei meinem Einstieg ins Projektmanagement? Wurden diese erfüllt? Stehe ich nach zwei Jahren da, wo ich dachte, dass ich stehen würde? Welchen Herausforderungen und Ängsten musste ich mich stellen? Wie gut hat mich meine Ausbildung im Rückblick auf die Praxis im Projektmanagement vorbereitet? Wie stelle ich mir meinen weiteren Weg im Projektmanagement vor? Meine Gedanken zu diesen Fragen möchte ich im Folgenden gerne mit Ihnen teilen. Startpunkt meiner Karriere im Projektmanagement und inzwischen sicherlich ein Meilenstein in meinem Leben ist die TEAMWILLE GmbH in München, bei der ich auch weiterhin tätig bin. Das Beratungsunternehmen für Projektmanagement ist sowohl im klassischen Projektmanagement als auch im agilen Bereich tätig, bietet Trainings in eben diesen Bereichen an und begleitet Unternehmen in Veränderungsprojekten. Ich würde meinen Start im Projektmanagement als etwas holprig bezeichnen. Rückblickend kann ich ihn mit dem Wechsel von der weiterführenden Schule zum Studium vergleichen: Ich war zwar mit grundlegendem Wissen ausgestattet, fühlte mich aber nun wieder wie im ersten Semester, in dem es darum ging, mich in einer neuen Welt zurechtzufinden und meine bisherigen Kenntnisse in einem neuen Kontext anzuwenden. Wie bin ich generell zum Thema Projektmanagement gekommen? Ganz einfach: Projektmanagement begleitete mich ab dem vierten Semester und ließ mich fortan nicht mehr los. Verschiedene Projektmanagement-Vorlesungen, Hochschulprojekte sowie die Erlangung des Basiszertifikats (GPM) weckten mein Interesse. So entschied ich mich ganz bewusst für einen entsprechenden Einstieg. Während vor nunmehr ein paar Jahren der Fokus der Vorlesungen eindeutig auf dem planorientierten Projektmanagement lag, sieht meine Praxis heute etwas anders aus. Aber beginnen wir am Anfang. Glücklicherweise musste ich nach meinem Gesundheits- und Tourismusmanagement-Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen nicht lange nach einem Job suchen. Das Gute am Projektmanagement ist, dass es sich nicht auf eine Branche konzentriert, sondern viele verschiedene Möglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmen bietet. So sind meines Erachtens die Chancen auf Arbeit im Projektmanagement für Absolventen oder auch Quereinsteiger sehr hoch. Viele Unternehmen, wie auch TEAMWILLE, schätzen diverse Hintergründe sogar sehr, da jedes Projekt und auch Projektumfeld anders ist, sodass eine hohe Mischung an Kompetenzen, gerade für Beratungsunternehmen, von Vorteil sein kann. Ich hatte also die Möglichkeit, mein in der Theorie erlerntes Wissen ziemlich schnell in der Praxis anzuwenden-- zumindest dachte ich das. Mein erstes Projekt begleitete ich in der Rolle des Project Management Office und ich war zunächst damit beschäftigt, mich in der neuen Welt zurecht zu finden. Die Aufgaben eines Project Management Office waren mir zu diesem Zeitpunkt nicht vertraut. Aber das änderte sich bald, denn zu meiner Erleichterung hatte ich einen Kollegen an die Seite gestellt bekommen, der mich einarbeitete und bei allen Fragen unterstützte. Nach der Eingewöhnungszeit fand ich mich gut zurecht. Die Aufgaben und das Projekt nahmen eine gewisse Schärfe an und die Transferleistungen von der Theorie in die Praxis fielen mir immer leichter. Täglich begegneten mir neue Dinge, die mir die Möglichkeit boten, mich auszuprobieren. Bereits nach wenigen Wochen begegnete mir das Stichwort „LeSS“. Im Projekt wurden Überlegungen angestellt, wie agile Elemente ins Projekt integriert werden könnten. Aus dem Reportage Die ersten Jahre im Projektmanagement DOI 10.2357/ PM-2020-0005 31. Jahrgang · 01/ 2020 PM_aktuell_01_2020.indb 25 PM_aktuell_01_2020.indb 25 20.02.2020 10: 38: 02 20.02.2020 10: 38: 02 Reportage | Die ersten Jahre im Projektmanagement 26 DOI 10.2357/ PM-2020-0005 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 01/ 2020 Studium war mir LeSS kein Begriff. Ich hatte es einmal gelesen, weil ich mich im Rahmen meiner Bachelor-Thesis mit Scrum beschäftigt habe und dabei auch auf LeSS gestoßen bin. Großartig damit beschäftigt hatte ich mich bis dahin nicht. Worauf will ich hinaus? Nicht einmal drei Monate nach meinem Einstieg in das klassische Projektmanagement, auf das mich mein Studium gut vorbereitet hatte, war die agile Komponente in dem Projekt, das ich unterstützte, relevant geworden. Also versuchte ich, als PMO LeSS zu verstehen und Elemente des (skalierten) Frameworks im Projekt zu verankern. Damit hatte ich bei meiner ersten Beauftragung im planorientierten Umfeld wirklich nicht gerechnet. Weitere Herausforderungen waren äußere Gegebenheiten, wie beispielsweise gesetzliche Vorgaben oder Regularien, die das Projekt zwingend einhalten musste. Das sind Beispiele, die die Theorien zwar behandeln, deren praktische Implikationen jedoch schwer vermittelt werden können. Gerade diese Faktoren sind es aber, die die Praxis im Projektmanagement prägen. Eine weitere Dimension, auf die ein Studium nur schwer vorbereiten kann, ist die menschliche Facette des Projektmanagements. An jedem Projekt wirken viele Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, Bedürfnissen und Hintergründen mit. Es entstehen Konfliktsituationen, die in der Theorie nicht vorausgesagt und somit nicht besprochen oder gelehrt werden können. Der Umgang und die Lösung von Konflikten ist der Praxis vorbehalten. Wie gehe ich also vor, wenn sich Kollegin A durch Kollege B in ihrer Arbeit behindert fühlt, Kollege B sich jedoch durch die eigene Unsicherheit von Kollegin A nicht mitgenommen und dadurch nicht als Teil des Teams fühlt? In solch einer Lage wird einem bewusst, dass es noch etwas mehr braucht. Platt gesagt: Es gehört mehr zum Projektmanagement als Termine zu koordinieren, Pläne zu erstellen, Risiken zu analysieren und dies alles in PowerPoint-Folien aufzubereiten. Eine zentrale Erkenntnis meiner ersten praktischen Erfahrungen war, dass der Faktor Mensch im Zentrum des Projektmanagements steht. Das war mitunter ein Grund, warum agile Beauftragungen und insbesondere die Rolle des Agilen Coaches immer spannender für mich wurden und ich mich in diese Richtung weiterentwickeln wollte. Das liegt eventuell auch am Zeitgeist. Schließlich bin ich Teil der Generation Y, in der das Individuum stärker in den Fokus rückt. Es geht darum, sich ausprobieren zu können, bei der Arbeit Sinnstiftung zu erfahren und selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Für vieles davon ist die agile Arbeitsweise anschlussfähig. Hier steht der Mensch als Individuum im Fokus. Dies geht einher mit einem hohen Maß an eigener Verantwortung und Experimentierfreude sowie mit einer offenen Fehlerkultur. Agiles Arbeiten erfordert also eine andere Art des Denkens, eine neue Haltung, die viele klassische Unternehmen so noch nicht verinnerlicht haben. Das eröffnet gerade für jüngere Menschen Chancen, als Agile Coaches Fuß zu fassen, da es hierbei vielfach wichtiger ist, dieses Mindset mit den dazugehörigen Prinzipien der Zusammenarbeit authentisch vertreten zu können als 20 Jahre Berufserfahrung und graue Schläfen vorweisen zu können. BERUFSBEGLEITEND ZUM MASTER OF ARTS (M.A.) PROJEKTMANAGEMENT • Studium in nur 21 Monaten • International anerkannter Abschluss • Zulassung u.U. ohne Erststudium • Sonderkonditionen für Zertifizierungen • Kleine Gruppen Frühbucherrabatt bis 30.04.2020! Kostenloses Info-Webinar 20.04.2020 business-school@tiba.de www.master.jetzt Anzeige PM_aktuell_01_2020.indb 26 PM_aktuell_01_2020.indb 26 20.02.2020 10: 38: 02 20.02.2020 10: 38: 02
