eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 31/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.2357/PM-2020-0063
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2020
314 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

„Ich sehe der Zusammenarbeit freudig entgegen.“

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2020
Julia Bauer
Marcus Kirchner
Heike Kratt
Ein Gespräch über die Perspektiven des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ mit dem neu gewählten Beiratsvorsitzenden, Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes, und dem stellvertretenden Beiratsvorsitzenden, Prof. Helmut Klausing, Präsident der GPM.
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Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing „Ich sehe der Zusammenarbeit freudig entgegen.“ Ein Gespräch über die Perspektiven des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ mit dem neu gewählten Beiratsvorsitzenden, Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes, und dem stellvertretenden Beiratsvorsitzenden, Prof. Helmut Klausing, Präsident der GPM Das Gespräch führten Julia Bauer (BVA), Marcus Kirchner (BVA) und Heike Kratt (GPM). Als Ergebnis des jahrelangen Dialogs mit der öffentlichen Verwaltung hat die GPM 2017 das Aktionsprogramm „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ initiiert und an die Bundesregierung übergeben. Dem 2018 gegründeten Beirat des Aktionsprogramms sitzt seit dem 1.7.2020 Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes, vor. Prof. Helmut Klausing, Präsident der GPM, ist stellvertretender Vorsitzender. In diesem Gespräch geben die beiden einen Ausblick darauf, welche Perspektiven sie für das Aktionsprogramm sehen. Das Bundesverwaltungsamt und die Rolle von Projektmanagement Können Sie uns einen kleinen Einblick in die Aufgaben Ihrer Behörde, dem Bundesverwaltungsamt, geben? Wo liegen die Anknüpfungspunkte zum Projektmanagement? Verenkotte: Das Bundesverwaltungsamt (BVA) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Mit rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fungieren wir als verlässlicher Partner von Bürgern, Behörden, Unternehmen und Vereinen mit der Wahrnehmung von mehr als 150 Aufgaben. Das BVA übernimmt u. a. die Beihilfe- und Gehaltsabrechnung sowie das Travel-Management für zahlreiche Bundesbehörden. Wir betreiben im BVA das Ausländerzentralregister, vergeben Bildungskredite, ziehen BAföG-Darlehen ein, organisieren das Zuwendungsmanagement und sind im Auftrag des Auswärtigen Amts am Visaverfahren mit mehreren Millionen Anfragen pro Jahr beteiligt. Unser Selbstverständnis ist es, als zentraler Dienstleister des Bundes mit der Gestaltung, Anwendung und Weitergabe von Lösungen die Verwaltung von heute und morgen zu unterstützen. Beim Thema Projektmanagement sind wir vorne mit dabei: Wir führen selbst erfolgreiche Projekte durch, sei es im Bereich IT und Digitalisierung mit z. B. digitalen E-Government-Lösungen für Bürgerinnen und Bürger, die Fluggastdatenverarbeitung (Passenger Name Record) oder die E-Akte-Bund. Und mit dem Beratungszentrum des Bundes (BZB) beraten wir Bundesbehörden und Zuwendungsempfänger in Themen der Verwaltungsmodernisierung seit über 20 Jahren durch Unterstützungsleistungen und die Weitergabe unseres Wissens und unserer Erfahrungen in mittlerweile über 1000 Projekten. Was tut das BVA, um das Projektmanagement in der öffentlichen Verwaltung zu unterstützen? Verenkotte: Die Komplexität von Projekten der öffentlichen Verwaltung nimmt deutlich zu. Komplexe fachliche Anforderungen, vernetzte IT-Systeme, spezielle Sicherheitsanforderungen, hoher Ressourceneinsatz, aber auch öffentliche Sichtbarkeit und politische Auswirkungen von Projekten sind nur einige der Herausforderungen. Das Ziel des BVA ist es, Ressorts und Behörden beim Projektmanagement zu unterstützen, damit sich diese auf ihre fachlichen und inhaltlichen Kernaufgaben in ihren Projekten konzentrieren können. Nennen möchte ich konkret zwei unserer Angebote. Zum einen das Drei-Partner-Modell (3PM), mit welchem wir Bundesbehörden Beratungsleistungen externer Dienstleister über Rahmenverträge zur Verfügung stellen. Wir bieten dabei Politik und Gesellschaft Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing DOI 10.2357/ PM-2020-0063 31. Jahrgang · 04/ 2020 Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten 12 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 04/ 2020 DOI 10.2357/ PM-2020-0063 05_vehrenkotte_klausing.indd 12 05_vehrenkotte_klausing.indd 12 14.08.2020 15: 55: 55 14.08.2020 15: 55: 55 ein Gesamtpaket von Beratung, Projektsteuerung und Vertragsadministration. Und zum anderen das Kompetenzzentrum (Groß-)Projektmanagement (CC (Groß-)PM), mit dem wir unseren Kunden Unterstützung im praktischen Management großer Projekte bieten und auf Großprojekte zugeschnittene Methoden und Werkzeuge zur Verfügung stellen, darunter die vom BVA entwickelte S-O-S-Methode©. Sie sind Gründungsmitglied des Beirats des Aktionsprogramms und sind nun zum neuen Beiratsvorsitzenden gewählt worden. Herzlichen Glückwunsch! Was hat Sie motiviert, sich zur Wahl zu stellen und das Aktionsprogramm auf diese Weise noch aktiver mitgestalten zu wollen? Verenkotte: Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich freue mich sehr über diese neue Rolle. Ich habe einige Beispiele für Projekte im BVA erwähnt. Andere Häuser stehen jedoch, blicken wir nur auf die Herausforderungen der Digitalisierung, vor vergleichbaren Herausforderungen. Deswegen liegt mir viel daran, das Thema Projektmanagement in der Öffentlichen Verwaltung voranzubringen. Dabei habe ich auch die Förderung des ebenen- oder ressortübergreifenden Austausches (Bund / Land / Kommune) im Bereich Projektmanagement im Blick. Wie bei jedem Projekt mit verschiedenen Stakeholdern wird man auch hier mit Schwierigkeiten konfrontiert, wie z. B. die Abstimmung unter den Häusern mit verschiedenen Dienstherren und Hierarchiestufen oder auch nur die unterschiedliche Technikausstattung. Diese Herausforderungen zu meistern, lohnt sich umso mehr, wenn man sich die Synergieeffekte einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit in der Öffentlichen Verwaltung vor Augen führt. Im Bereich Projektmanagement kann zum Beispiel der reine Informationsaustausch unter den Häusern zu „lessons learned“ und „good practices“ den Erfolg zukünftiger Projekte in der Öffentlichen Verwaltung steigern. Gerade darin sehe ich die große Chance des Aktionsprogramms und der Mitgliedschaft im Beirat. Mir geht es darum, gemeinsam Wissen und Erfahrungen aufzudecken, sich auszutauschen und zu lernen. Dieses Netzwerk des Aktionsprogramms auszubauen, ist mein Ziel und deshalb habe ich mich zur Wahl gestellt. Führen in Projekten-- Chancen für die Verwaltung Sie sind seit Jahren in verschiedenen Bereichen der Verwaltung auf Führungsebene tätig. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und die größten Chancen der Verwaltung in Bezug auf Projektmanagement? Verenkotte: Vor besondere Herausforderungen hat uns alle der Umgang mit der Corona-Krise gestellt und uns vor Augen geführt, dass auch die öffentliche Verwaltung flexibel und neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen sein muss, um zukunfts- und krisensicher agieren zu können. Hier hat sich gezeigt, wer souverän im Umgang mit Projektmanagement ist, und das ist oft einfach Krisenmanagement, kann auch solche Klippen umschiffen. So haben wir im BVA durch gezielte und zeitnahe Maßnahmen Kapazitätsengpässe ausgleichen und den Dienstbetrieb fast ungehindert weiterführen können. Risikomanagement, Organisation und Koordinierung gehören zu jedem guten Projektmanagement, um Projekte und Maßnahmen zu planen, zu initiieren und umzusetzen. Weiterhin ist für mich das Thema Führung und auch der Umgang mit Führung auf Distanz ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Dies sehe ich als Chance für die Verwaltung. In meinem Haus zum Beispiel haben wir in der Krise weitreichende Maßnahmen ergriffen, die auch unsere bisher gekannte Arbeitswelt verändert haben. Am eindrucksvollsten ist sicherlich die erhebliche und langdauernde Ausweitung von Tele- und mobiler Arbeit, die ganz wesentlich zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes beigetragen hat. Führung auf Distanz sowie das Suchen und Finden neuer Formen der Zusammenarbeit haben da noch einmal eine weitere Dimension erreicht. Offen gegenüber dynamischen Entwicklungen Christoph Verenkotte (ganz rechts) als Panelist auf dem Projektgovernance-Kongress der GPM im Rahmen des Zukunftskongresses Staat & Verwaltung 2019 (mit v.l. Gageik (Europäische Kommission), Dr. Brockmann,(Metropolregion Rhein-Neckar GmbH), Kratt (GPM), Dr. Saebetzki (Bremen) Foto: Thomas Ernst Politik und Gesellschaft | Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing 13 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 04/ 2020 DOI 10.2357/ PM-2020-0063 05_vehrenkotte_klausing.indd 13 05_vehrenkotte_klausing.indd 13 14.08.2020 15: 55: 57 14.08.2020 15: 55: 57 zu sein und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen an Lösungen zu arbeiten, hat gezeigt, dass man so auch in Krisenzeiten verantwortungsvoll führen kann. Und das sind Qualitäten, die auch im Projektmanagement benötigt werden. Welchen Rat geben Sie neuen Führungskräften um Projekte im komplexen Umfeld der öffentlichen Verwaltung erfolgreich zu machen? Verenkotte: Mir ist eine gute Fehlerkultur wichtig, das heißt einerseits, sich selbst Fehler eingestehen zu können, Fehler zuzulassen und andererseits auch richtig mit Misserfolgen umzugehen. Dass Projekte scheitern können, gehört zum Projektrisiko dazu. Dabei ist es entscheidend, das Risiko mit dem Einsatz der richtigen Werkzeuge zu minimieren. Da kein Projekt ohne Risiken einhergeht, muss man als Führungskraft auch bereit sein, ein Projekt, das nicht mehr die geplanten Ziele erreichen wird, nach objektiver Bewertung vorzeitig enden zu lassen. Mit Blick auf die Frage klingt das jetzt seltsam: Scheitern als Projekterfolg. Ja, das konkrete Projekt ist ggf. gescheitert. Aber für alle Folgeprojekte ergibt sich eine ungeheure Dynamik, denn das „Scheitern dürfen“ fördert Phantasie und mutige Entscheidungen! Deshalb muss man als Führungskraft den Mitarbeitern erlauben, Fehler machen zu dürfen, um nicht durch fehlenden Mut Innovationen zu bremsen. Das A und O bleibt dabei, aus den Fehler zu lernen und diese nicht erneut zu begehen. Das Aktionsprogramm in der öffentlichen Verwaltung verankern Wir gratulieren zur Wahl zum stellv. Beiratsvorsitzenden. Welche Bedeutung hat es für das Aktionsprogramm, dass Herr Verenkotte den Beiratsvorsitz übernommen hat und Sie damit in der Rolle des Vorsitzenden ablöst? Klausing: Das Aktionsprogramm ist das Ergebnis des jahrelangen Dialogs der GPM mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus der öffentlichen Verwaltung. 2018 ist der Beirat mit dem Ziel gegründet worden die Trägerschaft für das Programm in der öffentlichen Verwaltung zu verankern. Die Wahl von Herrn Verenkotte zum neuen Vorsitzenden ist ein entscheidender Schritt zur Umsetzung dieses Ziels. Ich habe mich auch persönlich sehr über die Kandidatur von Herrn Verenkotte gefreut. An dieser Stelle ist es mir ein besonderes Anliegen, das Engagement des bisherigen stellvertretenden Beiratsvorsitzenden, Herrn Norman Heydenreich, und der Abteilung Public Affairs bei der Initiierung und Entwicklung des Aktionsprogramms und des Beirats zu würdigen. Die Übernahme des Vorsitzes durch einen führenden Vertreter der öffentlichen Verwaltung war auch ihm ein besonderes Anliegen. Welche strategische Rolle spielt das Aktionsprogramm für die GPM? Warum setzen Sie sich als Präsident seit Jahren aktiv für das Aktionsprogramm ein? Klausing: Das Aktionsprogramm will die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche und gemeinwohlorientierte Umsetzung komplexer öffentlicher Projekte verbessern. Damit trägt es zum satzungsgemäßen Ziel der GPM bei, Projektmanagement gesamtgesellschaftlich zu fördern. Es zahlt weiterhin auf alle drei strategischen Ziele ein, die sich die Delegiertenversammlung der GPM im Jahre 2019 gesetzt hat: Das Verständnis für den ganzheitlichen Ansatz von Projektmanagement zu fördern, Organisationen zu befähigen, Projektmanagement erfolgreich anzuwenden und das Netzwerk für Projektmanagement auszuweiten. Verwaltung muss verlässlich sein und dem Gemeinwohl dienen. Dazu muss sie nun sehr komplexe Aufgaben bewältigen und Veränderungen gestalten. Wie kann das gelingen? Und welchen Beitrag kann das Aktionsprogramm dazu leisten? Klausing: Die deutsche öffentliche Verwaltung ist eine Erfolgsgeschichte- - so zeigt sie z. B. jetzt in der Corona-Krise, wie leistungsfähig sie ist. Gleichzeitig befinden wir uns in Zeiten großer Transformationen und krisenhafter Zuspitzungen und es gibt heute deutlich mehr öffentliche Aufgaben, die so komplex sind, dass sie nur in behördenübergreifenden Projekten erfolgreich zu bearbeiten sind. Beiratssitzung am Rande des 7. Zukunftskongresses Staat & Verwaltung 2019. V.l.n.r. Dr. Wenzel (BMVg), v. Witzendorff (BAIINBW), Gageik (Europäische Kommission, Gast), Brockmann (Hamburg), Kratt (GPM), Dr. Saebetzki (Bremen), Heydenreich (Management Akademie Weimar), Dr. Cassel (BMWi), Naundorf (Bundeskanzleramt, Gast), Prof. Klausing (GPM), Sauer (Landkreis Hameln-Pyrmont), Reimold (BMWi) Foto: Thomas Ernst Politik und Gesellschaft | Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing 14 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 04/ 2020 DOI 10.2357/ PM-2020-0063 05_vehrenkotte_klausing.indd 14 05_vehrenkotte_klausing.indd 14 14.08.2020 15: 55: 59 14.08.2020 15: 55: 59 Das Aktionsprogramm ist eine Roadmap, um diesen Weg erfolgreich zu begleiten. Im Wesentlichen sind es zwei Stränge, die hier wichtig sind: Projektgovernance- - das heißt die Stärkung der Rahmenbedingungen für eine ebenen- und ressortübergreifende projektorientierte Zusammenarbeit- - und den Ausbau der Projektmanagementkompetenz innerhalb der Verwaltung selbst. Was sind für Sie die größten Erfolge der letzten zwei Jahre? Welche Projekte und Initiativen laufen bereits? Klausing: Es gibt viele erfolgreiche Momente, die mir einfallen-- ich möchte eines besonders hervorheben: Die Gründung und Fortführung eines lebendigen und engagierten Beirats des Aktionsprogramms seit 2018 sehe ich als ganz zentral. Der ebenenübergreifende Austausch im Beirat hat sich zu einem geschätzten Impulsgeber entwickelt, der jetzt gemeinsam mit Herrn Verenkotte sicher noch weiter ausgebaut werden wird. Im Jahr 2019 sind wir im Beirat in den Dialog mit der EU-Kommission und dem Bundeskanzleramt eingetreten. Laufende Projekte, die einen Bezug zu den Empfehlungen des Aktionsprogramms haben, gibt es einige. Exemplarisch möchte ich hier den Aufbau von Governance-Strukturen für Bauprojekte in Hamburg benennen (BIM.Hamburg). Welche Angebote kann das Aktionsprogramm für die vielfältige Welt der Kommunen machen, die einen Großteil der Projekte umsetzt? Klausing: Die GPM ist seit 2017 basierend auf den Zielen des Aktionsprogramms eine Kooperation mit der KGSt Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement eingegangen, um gemeinsam Projektmanagement für die Kommunen nutzbarer zu machen. Ein Ergebnis dieser Kooperation ist ein in fast zweijähriger Arbeit mit kommunalen Vertreterinnen und Vertretern entstandener KGSt-Bericht unter Mitwirkung der GPM zum Thema „Rolle und Verantwortung von Führungskräften im kommunalen Projektmanagement“. Im Rahmen dieser Kooperation ist die GPM Fachgruppe „Kommunales Projektmanagement“ mit dem Format des KGSt- Innozirkels zusammengelegt worden. Diese Gruppe tauscht sich regelmäßig zum Thema Projektmanagement aus und hat sich u. a. zum Ziel gesetzt, konkrete Angebote für die Kommunen zu entwickeln. In der Anfang 2020 beschlossenen Verlängerung der Kooperation mit der KGSt um weitere drei Jahre sehe ich großes Potenzial, weitere Initiativen und Angebote für Kommunen zu entwickeln. Die GPM hat zudem in diesem Jahr ein Projekt aufgesetzt, das sich konkret an Bürgermeister kleinerer und mittlerer Kommunen richtet. Sie sind von Hause aus Ingenieur und haben den überwiegenden Teil Ihres beruflichen Lebens in der Wirtschaft verbracht-- was wertschätzen Sie an der Verwaltung auch hinsichtlich ihrer Leistungen im Bereich der Projektumsetzung? Klausing: Es wird oft so getan, als sei die Wirtschaft der öffentlichen Verwaltung weit überlegen, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Kompetenz Projekte erfolgreich umzusetzen. Dies trifft schlicht nicht zu. Die Komplexität der Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung übertrifft meiner Ansicht nach in vielen Fällen die der Unternehmen. Ich finde, die Gestaltung der derzeitigen Krise zeigt deutlich, wie flexibel und anpassungsfähig Verwaltung sein kann. Ich wünsche mir hier manchmal ein bisschen mehr Selbstbewusstsein von Seiten der öffentlichen Verwaltung, die eigenen Stärken zu sehen und zu fördern. Positive Synergien nutzen-- Netzwerke ausbauen: Das Aktionsprogramm gemeinsam gestalten Wie wollen Sie als Tandem, BVA und GPM, gemeinsam im Beirat agieren? Verenkotte: Ich sehe unserer Zusammenarbeit freudig entgegen und weiß es sehr zu schätzen, dass die GPM den Beiratsvorsitz für das Aktionsprogramm in die Verantwortung der öffentlichen Verwaltung übergibt. Ich denke, wir können durch unsere Erfahrungen und aktuellen Zuständigkeiten viele positive Synergieeffekte für das Aktionsprogramm erzielen. Klausing: Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und über die Bereitschaft von Seiten der öffentlichen Verwaltung und auch von Herrn Verenkotte persönlich, stärker in die Verantwortung für das Aktionsprogramm zu gehen. Die GPM bringt sich weiter aktiv in die strategische Gestaltung des Aktionsprogramms ein. In der Ausgestaltung des stellv. Beiratsvorsitzes werde ich sehr eng mit Heike Kratt, Hauptstadtrepräsentantin der GPM, zusammenarbeiten, die bereits bei der Initiierung und Entwicklung des Aktionsprogramms maßgeblich beteiligt war. Ihr habe ich als Bevollmächtige wesentliche Aufgaben im Rahmen des Aktionsprogramms übertragen. Welche Empfehlung bzw. welcher Punkt des Aktionsprogramms liegt Ihnen besonders am Herzen und warum? Verenkotte: Mir ist die Stärkung der Projektmanagementautonomie in der öffentlichen Verwaltung ein vornehmliches Anliegen. Und ich denke, durch das Netzwerk an Führungskräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der öffentlichen Verwaltung im Aktionsprogramm können wir gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung des Aktionsprogramms vorantreiben und das Projektmanagementwissen in den Behörden verbreiten und vertiefen. Klausing: Die Empfehlungen des Aktionsprogramms bergen in ihrem Zusammenspiel ein enormes Potenzial, das nur im Netzwerk zu heben ist. Die beiden zugrundeliegenden Stränge der Empfehlungen- - Förderung von angemessenen Projektgovernancestrukturen und der Ausbau der PM-Kompetenzentwicklung- - weiterzuentwickeln, halte ich für sehr wichtig. Ein Aktionsprogramm lebt von der Aktion, also der Umsetzung: Wie wollen Sie in ihren jeweiligen Rollen dazu beitragen, dass das Programm lebendig bleibt und weiter wächst? Verenkotte: Ich möchte gemeinsam mit den Beiratsmitgliedern die Richtung und Ausrichtung des Aktionsprogramms schärfen, um gezielte Programme voranzubringen. Mein Ziel ist es, im Beirat konkrete Maßnahmen zu definieren, wie das Aktionsprogramm die öffentliche Verwaltung breit beim The- Politik und Gesellschaft | Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing 15 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 04/ 2020 DOI 10.2357/ PM-2020-0063 05_vehrenkotte_klausing.indd 15 05_vehrenkotte_klausing.indd 15 14.08.2020 15: 55: 59 14.08.2020 15: 55: 59 ma Projektmanagement unterstützen und weiter voranbringen kann. Klausing: Ich kann mir vorstellen, dass wir bei den Empfehlungen zur Vorbereitung der Führungskräfte auf ihre Rolle in Projekten, zur Stärkung von Projektmanagementausbildung und -zertifizierung, und in den Bereichen Projektgovernance, Projektkultur und (gesetzliche) Rahmenbedingungen weitere Initiativen starten sowie bestehende Projekte stärker vernetzen und sichtbarer machen. Den Bereich der begleitenden Forschung auszubauen- - das wäre aus meiner Sicht auch ein wichtiges Anliegen. Wir sind im Jahr 2022-- die reguläre Zeit Ihres Beiratsvorsitzes ist zu Ende-- woran merken Sie, dass die Arbeit des Beirats Erfolg hatte? Was hat sich verändert? Verenkotte: Die Vernetzung und der Austausch der öffentlichen Verwaltung beim Thema Projektmanagement sind noch besser geworden. Das Bewusstsein, dass Projektmanagement ein essentielles Handwerkszeug der Zukunft ist, wird noch tiefer verankert sein. Zu guter Letzt können wir aus den dann vergangenen zwei Jahren auch erfolgreiche Beispiele der oben genannten Punkte hervorzeigen. Klausing: Das Bewusstsein dafür, dass Projektmanagement weit mehr ist als eine Methode-- nämlich ein ganzheitlicher Führungsansatz, der zur Gestaltung komplexer Aufgaben unerlässlich ist- - ist gewachsen. Es gibt sehr viel mehr Strukturen in der Verwaltung, die Projektmanagement nachhaltig verankern, die Projektmanagementkompetenz in der Verwaltung ist ausgebaut und die guten Beispiele von Projektgovernancestrukturen, die es schon gibt, machen Schule: Christoph Verenkotte Christoph Verenkotte studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie in Bonn. Von 1988 bis 1990 arbeitete er als Referent und Referatsleiter im Bundesverwaltungsamt (BVA) in verschiedenen Bereichen. In den Jahren 1990 bis 2010 übte er wechselweise Tätigkeiten im BVA und im Bundesministerium des Innern aus, u. a. im Leitungsbereich und zuletzt als Leiter der Abteilung Bundespolizei. Seit März 2010 ist Christoph Verenkotte Präsident des Bundesverwaltungsamtes. © BVA Prof. Dr. Helmut Klausing Prof. Dr. Helmut Klausing ist Präsident der GPM Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Es gibt mehr sichtbare Beispiele für erfolgreiche Projekte der öffentlichen Hand. Eingangsabbildung: © iStock.com / piranka Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten www.nextlevelconsulting.com weiterkommen abfahren fortbilden aufsteigen www.nextlevelconsulting.com Politik und Gesellschaft | Im Interview mit Christoph Verenkotte und Helmut Klausing 16 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 31. Jahrgang · 04/ 2020 DOI 10.2357/ PM-2020-0063 05_vehrenkotte_klausing.indd 16 05_vehrenkotte_klausing.indd 16 14.08.2020 15: 56: 01 14.08.2020 15: 56: 01