PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Einsatz von Smart Speakern im Projektmanagement
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Petros Ilief
Peter Preuss
Smart Speaker erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden häufiger im betrieblichen Umfeld
eingesetzt. In diesem Beitrag wird untersucht, ob diese intelligenten Lautsprecher auch genutzt werden können, um das Projektmanagementoffice bei der Arbeit zu entlasten.
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Wissen | Agilität nimmt weiter Fahrt auf im Projektmanagement 56 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0030 dem Einsatz agiler Ansätze im Projektmanagement werden die Fachgesellschaften reagieren müssen, um das Interesse an ihren Angeboten und ihre Anerkennung zu erhalten. Die in Europa besonders stark vertretene Fachgesellschaft International Project Management Association (IPMA) hat auf Ebene des internationalen Dachverbands im Jahr 2017 begonnen, ein Zertifizierungsschema vorzubereiten, in deren Mittelpunkt agile Ansätze stehen. Das in der IPMA für das Projektmanagement etablierte Zertifizierungsschema enthält zwar einige Hinweise auf agile Vorgehensweise, ist aber insgesamt wesentlich geprägt von traditionellen Ansätzen bei der Planung und Steuerung von Inhalten, Arbeiten und Terminen. Daher wurde von der IPMA ein neuer Referenzrahmen „Agile Reference Guide ICB4 in an Agile World“ entwickelt [12], zu dem das Zertifizierungsschema „Agile Leadership“ eine stufenweise Zertifizierung von Kompetenzen und Fähigkeiten beginnend mit dem Einstieg auf Level-D als „Certified Agile Associate“, den Stufen Level-C „Certified Agile Leader“ und Level-B „Certified Agile Senior Leader“ bis hin zum Level-A „Certified Agile Organisational Leader“ vorsieht [13]. Das Zertifizierungsschema wird von der IPMA nicht in Konkurrenz zur Zertifizierung im Projektmanagement verstanden, sondern als Ergänzung für jene, die in Unternehmen Veränderungsprozesse begleiten und steuern sollen. Personen, die bereits IPMA-Zertifikate im Projektmanagement besitzen, werden bei der Zertifizierung nach dem Zertifizierungsschema „Agile Leadership“ Erleichterungen bei den Voraussetzungen und Anforderungen eingeräumt. In einigen Ländern in Europa wie Österreich, Schweiz und Finnland sind die ersten Zertifikate nach dem Schema „Agile Leadership“ der IPMA bereits ausgestellt worden. Für das Jahr 2021 sind von den jeweiligen nationalen Verbänden reguläre Trainings und Prüfungen nach dem neuen Zertifizierungsschema angekündigt. Dabei muss sicherlich allen Initiativen und Fachgesellschaften zugestanden werden, dass die Corona-Umstände des Jahres 2020 viel Momentum und Vortrieb gekostet haben-- es muss heute offenbleiben, wie schnell das im Jahr 2021 aufgeholt bzw. eingeholt werden kann. In Deutschland wird der internationale Dachverband IPMA von der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) vertreten. Die Einführung von Zertifikaten nach dem IPMA-Schema „Agile Leadership“ ist für Deutschland wohl nicht geplant. Vielmehr hat die GPM ein Zertifikat „Hybrid Plus“ entwickelt [14], das in Deutschland als Ergänzung zu IPMA-Zertifikaten im Projektmanagement angeboten wird, aber keinen Anschluss an internationale Zertifikate nach IPMA aufweist. Als Voraussetzung für das Zertifikat „Hybrid Plus“ gilt ein IPMA-Zertifikat im Projektmanagement nach Level-D (oder höher). Daneben wird von der GPM im Seminarprogramm eine 3-teilige Seminarreihe „Management 4.0“ angeboten, die nicht in direktem Bezug zum Zertifizierungsprogramm im Projektmanagement steht. Beachtenswert in Deutschland ist eine Initiative einiger Professoren der Hochschulen in Landshut, Darmstadt und Würzburg, die ein „Hochschulzertifikat Modernes Projektmanagement" aufbauen [15], dessen Inhalt in der Hochschullehre vermittelt und geprüft werden soll. Inhaltlich sind sowohl traditionelle wie auch agile Ansätze im Projektmanagement umfasst. Studierende können dann mit diesem Testat „Hochschulzertifikat Modernes Projektmanagement" ihre Kenntnisse nachweisen, etwa in Bewerbungsverfahren. Je nach Breite und Tiefe der Ausbildung werden Zertifikate auf drei unterschiedlichen Kompetenzniveaus „Level-1 Foundation“, „Level-2 Professional“ oder „Level-3 Excellence“ angeboten. Project Management Institute (PMI), ebenfalls ein großer, weltweit agierender Fachverband für das Projektmanagement, bietet jetzt zusätzlich zum Programm von Trainings und Zertifikaten zum Projektmanagement ein Zertifikat „Agile Certified Practitioner“ (PMI-ACP) an [16]. Im Verlauf des Jahres 2021 werden zu agilen Ansätzen weitere neue Trainings und Zertifikate unterschiedlicher Breite und Tiefe angeboten werden [17]. Der britische Verband Agile Business Consortium hat den fachlichen Ursprung in der Entwicklung von Software. Mittlerweile werden Trainings und Zertifikate zu agilen Ansätzen weit über den Bereich der Softwareentwicklung in verschiedener Breite und Tiefe angeboten [18]. Abbildung 5: Anteil Projekte, in denen agile Ansätze eingesetzt werden-- heute und in 3 Jahren; nach Projekttyp, in den die Befragten überwiegend tätig sind 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 56 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 56 19.04.2021 10: 55: 31 19.04.2021 10: 55: 31 Wissen | Agilität nimmt weiter Fahrt auf im Projektmanagement 57 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0030 4 Auswirkungen Die großzahlige Befragung von Mitarbeitern mit profunden Projekterfahrungen hat ein erhebliches Interesse und einen erheblichen Bedarf an agilen Ansätzen in Projekten gezeigt. Dieser Bedarf wird voraussichtlich in den nächsten Jahren deutlich steigen. Für manche Formen und Typen von Projekten wird es zum Standard werden, in erheblichem Umfang agile Ansätze einzusetzen. Die Fachverbände und Anbieter von Weiterbildungsangeboten und von anerkannten Zertifizierungsprogrammen sind intensiv auf den Weg, ihre meist im Fachgebiet des Projektmanagement auf traditionellen Ansätzen beruhenden Angebote zu ergänzen oder zu erweitern. Dabei werden die besonderen Umstände des Jahres 2020 sicherlich die notwendigen Planungs- und Koordinationsprozesse stören und aufhalten. Eine wichtige Rolle wird spielen, in welchem Umfang die Weiterbildungsangebote sinnvoll zusammenhängen oder miteinander verknüpft und verbunden werden können. Sicherlich werden Zertifikate zum Projektmanagement künftig die planbasierten und die agilen Ansätze gleichermaßen aufnehmen müssen. In dem Sinne müssen hybride Ansätze entwickelt und verbreitet werden. Andernfalls droht für interessierte Personen und Unternehmen ein wenig transparentes Angebot von Trainings und Zertifikaten, den Anbietern droht Kannibalisierung zwischen ihren verschiedenen Zertifikatsschemata. Literatur [1] Spundak, M.: Mixed agile / traditional project management methodology- - reality or illusion? . In: Social and Behavioral Sciences 2014, S. 939-948 [2] Marquart, R., Pifczyk, A.: Die Komplexität der Anforderungen lässt es bei vielen Projekten kaum zu, klare Projektphasen zu planen. In: Wirtschaftsinformatik und Management 4 / 2019, S. 208-213 [3] Habermann. F.: Hybrides Projektmanagement-- Agile und Klassische Vorgehensmodelle im Zusammenspiel. In: Praxis der Wirtschaftsinformatik HMD 2013, S. 93-102 [4] Serrador, P., Pinto, J. K.: Does Agile work? -- A quantitative analysis of agile project success. In: International Journal of Project Management 5 / 2015, S. 1040-1051 [5] Rigby, D. K., Sutherland, J., Takeuchi, H.: Schnell und flexibel. In: Harvard Business Manager 4 / 2017, S. 13-21 [6] Vucekovic, M., Avlijas, G.: Modern Approach to Project Management, Usage, and Sucess Rate of Agile Methodologies: An Evidence from Serbia, Proc. of the Int. Scientific Conf. on Information Technology and Data Related Research 2020, S. 154-159. [7] Digital.AI Software (Hsrg.): The 14th annual State of Agile survey Report, 2020. [8] PwC (Hrsg.): Vertrauen in die agile Projektumsetzung- - Mehrwert für die Unternehmen schaffen 2019. [9] Komus, A., Kuberg, M.: Status Quo (Scaled) Agile 2019 / 20-4. Internationale Studie zu Nutzen und Erfolgsfaktoren (skalierter) agiler Ansätze, Hochschule Koblenz (Hrsg.), Koblenz 2020. [10] Peters, C., Simmert, B., Eilers, K., Leimeister, J. M.: Future Organisation Report 2020, Universität St. Gallen (Hrsg.), Institut für Wirtschaftsinformatik, St. Gallen [11] GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (Hrsg.): Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM4)- - Handbuch für Praxis und Weiterbildung im Projektmanagement, 2019. [12] IPMA International Project Management Association IPMA (Hrsg.): IPMA Reference Guide ICB4 in an Agile World (V 2.3) 2018. [13] www.ipma.world / ipma-agile-leadership. [14] www.gpm-ipma.de / weiterbildung / projektmanager / aufbaulehrgang_hybrid. [15] Timinger, H., Vieth, M., Wehnes, H.: Das Hochschulzertifikat "Modernes Projektmanagement". In: Die neue Hochschule 1 / 2020, S. 26-29 [16] www.pmi.org / certifications / agile-acp [Stand: 20. 01. 2021] [17] www.pmi.org / certifications / agile-certifications [Stand: 20. 01. 2021] [18] www.agilebusiness.org / page / certifications [Stand: 20. 01. 2021] Eingangsabbildung: © iStock.com / YiuCheung Prof. Dr. Georg Disterer Georg Disterer, Prof. Dr., lehrt Wirtschaftsinformatik an der Fakultät für Wirtschaft und Informatik der Hochschule Hannover und ist Autor einiger Fachbücher und vieler Fachbeiträge zu Themen der Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre. Seine Lehr- und Forschungsgebiete umfassen insbesondere: Informationsmanagement, IT-Service Management, IT-Compliance, IT-Projektmanagement. Zudem ist er IT-Sachverständiger (ö.b.u.v.) und Fachgutachter in nationalen und internationalen Forschungsprogrammen. eMail: georg.disterer@hs-hannover.de Prof. Dr. Andreas Daum Andreas Daum, Prof. Dr., lehrt Betriebswirtschaftslehre und Projektmanagement an der Fakultät für Wirtschaft und Informatik der Hochschule Hannover und ist Autor einiger Fachbücher und Fachbeiträge zur Betriebswirtschaft und zum Projektmanagement/ -controlling. Er ist seit über 30 Jahren Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), leitet seit über 20 Jahren die GPM-Regionalgruppe Hannover und ist seit über 10 Jahren autorisierter Trainingspartner der GPM. eMail: andreas.daum@hs-hannover.de Fakultät für Wirtschaft und Informatik Hochschule Hannover Ricklinger Stadtweg 120 30 459 Hannover 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 57 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 57 19.04.2021 10: 55: 34 19.04.2021 10: 55: 34 Einsatz von Smart Speakern im Projektmanagement Petros Ilief, Peter Preuss Für eilige Leser | Smart Speaker erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden häufiger im betrieblichen Umfeld eingesetzt. In diesem Beitrag wird untersucht, ob diese intelligenten Lautsprecher auch genutzt werden können, um das Projektmanagementoffice bei der Arbeit zu entlasten. Schlagwörter | PMO, Smart Speaker, Amazon Alexa, Alexa Skill Vorspann Sprachassistenten in Form von intelligenten Lautsprechern werden in immer mehr Haushalten eingesetzt. Laut einer Studie von Statista sollen Ende 2023 weltweit bis zu 200 Millionen dieser Smart Speaker im Einsatz sein. Alexa, der Sprachassistent von Amazon, gehört zu den meistbenutzten Assistenten in Deutschland. Das liegt u. a. daran, dass dessen Funktionsumfang mit zusätzlichen Voice Apps (Alexa Skills) erweitert werden kann, wodurch die Nutzungsmöglichkeiten der Sprachassistenten immer umfangreicher werden. Beispielsweise können die Sprachassistenten neben dem Erstellen von Terminen und der Buchung von Räumen auch Aufgaben aus dem Dialogmarketing übernehmen und so zur Lösung betrieblicher Problemstellungen beitragen. In diesem Beitrag wird untersucht, ob ein eigenentwickelter Alexa Skill auch das Projektmanagementoffice (PMO) bei der Arbeit entlasten kann. Alexa Skill „Projektoffice“ beim PMO der LBS Ein PMO ist eine zentrale Einheit, die sich als Dienstleister bei der Projektdurchführung versteht. Es legt Standards und Prozesse fest und stellt den Projektbeteiligten die benötigten Instrumente, Tools und Vorlagen für das Projektgeschäft zur Verfügung. Darüber hinaus steht das PMO dem Management und den Projektbeteiligten bei unterschiedlichen Projektfragen zur Verfügung. Insbesondere das Management stellt häufig aus laufenden Sitzungen heraus telefonische Ad-hoc-Anfragen. Hierzu gehören beispielsweise Fragen zum aktuellen Status, zur Laufzeit, zum Budget und zu den geplanten Per- Informationsart Erläuterung Projektbezeichnung Titel des Projekts Projektnummer interne Projektreferenz Projektleitung Name der Person, die das Projekt steuert Projektlaufzeit Zeitraum, in dem das Projektziel realisiert wird SAP-Auftragsnummer Projektkostenstelle, worauf das Budget verwaltet wird Aufwand in Personentagen - Plan / Erwartung / IST geplante Personentage inkl. Prognose und IST-Wert Budget - Plan / Erwartung / IST geplantes Budget inkl. Prognose und IST-Wert Ampelstatus gibt den Zustand des Projektes wieder (grün, gelb, rot) Overrun Aufwand / Budget Quotient zwischen IST-/ Planwerten Steuerungsgremium Name der übergeordneten Instanz, sofern vorhanden … … Abbildung 1: Ausgewählte Eckdaten aus dem ersten Teil des Projektstatusberichts 58 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0031 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 58 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 58 19.04.2021 10: 55: 36 19.04.2021 10: 55: 36 sonentagen der laufenden Projekte. Um die Antwortzeiten bei diesen Telefonanfragen zu verkürzen, ist beim PMO der Landesbausparkasse Südwest (LBS) die Idee entstanden, einen Alexa Skill zu entwickeln, mit dem das Management jederzeit per Sprachbefehl Projektinformationen erfragen könnte. Auf der linken Seite von Abbildung 2 ist der Anfrager abgebildet, der per Sprachbefehl typische Fragestellungen formuliert. Hierbei handelt es sich um einen Mitarbeiter aus dem Management bzw. einem Verantwortlichen aus dem Projektcontrolling. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Mitarbeiter des PMOs. Dieser hat die Aufgabe, die Datenbasis, auf die der Sprachassistent zugreift, aktuell zu halten, damit die Anfragen korrekt beantwortet werden können. Der Alexa Skill der LBS basiert auf einem dreiteiligen Projektbericht, der in regelmäßigen Abständen vom PMO erstellt wird. Der erste Berichtsteil enthält eine Übersicht zu den aktuell laufenden Projekten, die erfolgreich abgeschlossenen Projekte werden im zweiten und die zukünftigen Projekte im dritten Teil dokumentiert. Mit dem Alexa Skill sollte der erste Berichtsteil abgebildet werden, da es hierzu die meisten Adhoc-Anfragen gibt. Abbildung 1 enthält einige Eckdaten, die zu den laufenden Projekten erfasst werden. Technische Grundlagen zu Amazons Alexa Bei einem Sprachassistenten handelt es sich um ein Softwaresystem, das mittels natürlich gesprochener Sprache bedient werden kann. Der Assistent unterstützt seinen Nutzer im Alltag, indem er verschiedene Aufgaben per Sprachsteuerung abarbeitet oder Fragen beantwortet. Die Ergebnisse werden ebenfalls in natürlicher Sprache ausgegeben. Ermöglicht wird diese Funktionsweise durch den Einsatz von Natural Language Processing (NLP). Bei dieser Unterform der Künstlichen Intelligenz werden Erkenntnisse der Linguistik mit Machine- Learning-Algorithmen kombiniert. Die Sprachassistenten sind entweder als eigene Anwendung in Smartphones oder in Lautsprechern, in sog. Smart Speakern, integriert. Der Lautsprecher selbst fungiert lediglich als Zugangsmedium, die eigentliche Verarbeitungslogik liegt auf den Servern der jeweiligen Hersteller. Daher muss der Smart Speaker über eine permanente Verbindung zum Internet verfügen. Die Sprachbefehle werden über ein integriertes Mikrofon aufgezeichnet und die Antwort erfolgt über den Lautsprecher. Amazon Alexa, der am weitesten verbreitete Sprachassistent, besteht aus folgenden drei Komponenten (siehe Abbildung 3). Abbildung 2: Use-Case-Diagramm zu exemplarischen Alexa Skill-Anfragen Abbildung 3: Architektur von Amazon Alexa Wissen | Einsatz von Smart Speakern im Projektmanagement 59 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0031 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 59 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 59 19.04.2021 10: 55: 37 19.04.2021 10: 55: 37 1. Amazon Echo (Front-End): Die Interaktion mit Alexa erfolgt über ein Frontend-Gerät, in der Regel über den Smart Speaker Amazon Echo. Er verfügt über alle hardwaretechnischen Voraussetzungen, um einerseits Sprachbefehle aufzuzeichnen und andererseits die Antworten auszugeben. Ein eingebautes WLAN-Modul sorgt dafür, dass sich der Lautsprecher mit dem Internet verbinden kann. 2. Alexa-Amazon-Web-Service (Verarbeitungslogik): Die Sprachverarbeitung erfolgt über die Amazon Cloud AWS. Das hat den Vorteil, dass alle benötigten Services zur Spracherkennung an einem Ort gebündelt zur Verfügung gestellt werden. Da es in der AWS-Cloud bereits unterschiedliche NLP-Services gibt, ist es nicht erforderlich, die Sprachverarbeitung selbst zu programmieren 3. Skill-Daten: Werden für die Erzeugung von Antworten Daten bzw. Dienste benötigt, die nicht über die AWS-Cloud verfügbar sind, können diese über ein Application Programming Interface (API) eingebunden werden. Gängige Datenquellen sind beispielsweise unternehmenseigene Datenbanksysteme. Funktionsweise von Alexa Skills Selbstentwickelte Alexa Skills werden in einer speziellen Entwicklungsumgebung der Amazon Cloud erstellt. Jeder Skill besteht aus einem Alexa Skill Interface und einem Alexa Skill Service. Das Alexa Skill Interface ist die sprachbasierte Benutzeroberfläche für die Kommunikation mit dem Anwender. Neben einer Skill-Beschreibung und technischen Parametern enthält das Interface insbesondere das Interaction Model. Hiermit wird definiert, auf welche Anweisungen und in welcher Form Alexa reagieren soll. Alle Sprachanweisungen basieren auf den vier Elementen Invocation Name, Intent, Utterance und Slot. Der Invocation Name ist der Name des Alexa Skills. Er muss vom Anwender genannt werden, um auf dessen Funktionen zugreifen zu können. Intents stellen den Kern der Konversation dar. Sie repräsentieren die Absicht des Nutzers. Aus technischer Sicht sind das die Funktionen des Skills. Bei den Utterances handelt es sich um eine oder mehrere Äußerungen, die das Ziel haben, den Intent zu starten. Sie werden explizit mit dem Intent verknüpft. Der Vorteil der Utterances ist, dass ein Intent mit unterschiedlichen Formulierungen gestartet werden kann. Mithilfe von Slots lassen sich Anfragen um weitere Informationen ergänzen. Dies können bspw. Mengenangaben oder andere Attribute sein. Der Aufbau von Sprachanweisungen soll anhand der in Abbildung 4 dargestellten Skill-Anfrage verdeutlicht werden. Wichtig hierbei ist, dass vor jeder Anfrage das Wake Word Alexa, gefolgt von einem Launch Word gesprochen werden muss, da der Skill ansonsten nicht gestartet wird. Sobald der Nutzer das Wake Word Alexa spricht, schaltet sich der Smart Speaker ein. Die Sprachanweisung wird aufgenommen und zum Alexa-Dienst in der Amazon Cloud geschickt. Dort wird die Anweisung in eine Textnachricht konvertiert und vom Alexa Skill Interface nach einem Invocation Name durchsucht. Existiert ein Skill mit diesem Namen, wird er aktiviert, das zugehörige Interaction Model geladen und die Absicht des Nutzers ermittelt. Gibt es einen Treffer, wird daraus eine Anfrage für den Alexa Skill Service erstellt. Diese enthält neben dem Intent die aus der Nachricht extrahierten Slot-Werte. Die Aufgabe des Alexa Skill Service besteht schließlich darin, die korrekte Antwort zu berechnen und diese zum Alexa Interface zurückzuschicken. Dort wird die Antwort in ein Sprachsignal umgewandelt, das schließlich über den Smart Speaker in natürlicher Sprache ausgegeben wird. Implementierung der Skill-Funktionen Als Datenquelle für den Alexa Skill „Projektoffice“ wird eine Google-Drive-Tabelle verwendet, in der die wesentlichen Eckdaten aus dem Statusbericht zu den laufenden Projekten enthalten sind. Jede Zeile in dieser Tabelle repräsentiert ein Projekt (Abbildung 5). In Abbildung 6 sieht man einen Ausschnitt aus dem in der Entwicklungsumgebung angelegten Interaction Model. Dieses zeigt u. a. den Invocation Name, die Intents sowie alle vordefinierten Äußerungen (Utterances), mit denen die Skill-Funktion zur Abfrage des Projektraums gestartet werden kann. Die Funktionen des Alexa Skill Services werden in Form von Voice Flows, die an Netzpläne erinnern, angelegt. Wenn Abbildung 5: Exemplarische Datenquelle für den Alexa Skill Alexa (Wake Word), frage (Launch-Wort) das Projektoffice (Invocation Name), wann das Projekt (Intent) Windows 10 (Slot) beendet sein (Utterance) wird. Abbildung 4: Exemplarische Skill-Anfrage zur Abfrage des Projektzeitraums Wissen | Einsatz von Smart Speakern im Projektmanagement 60 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0031 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 60 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 60 19.04.2021 10: 55: 38 19.04.2021 10: 55: 38 Abbildung 8: Beurteilung der Skill-Eigenschaften durch die Anwender Abbildung 7: Voice Flow der Skill-Funktion „Projektzeitraum abfragen“ Abbildung 6: Ausschnitt aus dem Interaction Model Wissen | Einsatz von Smart Speakern im Projektmanagement 61 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 02/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0031 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 61 00_PM_aktuell_02_2021_SL2b.indb 61 19.04.2021 10: 55: 55 19.04.2021 10: 55: 55