eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 32/3

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2021-0058
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323 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

GPM intern

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73 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 03/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0058 Aus den DACH-Verbänden | GPM intern Neustart der Fachgruppe „Normen und Standards im Projektmanagement“ Norman Heydenreich, Bevollmächtigter Normen und Standards Am 26. 04. 2021 fand das virtuelle Neugründungstreffen der Fachgruppe „Normen und Standards im Projektmanagement“ statt. Zunächst wurden Mission, Aufgaben und Themen der Fachgruppe diskutiert und verabschiedet und das Leitungsteam der Fachgruppe gewählt. Drei Arbeitsgruppen wurden gegründet und deren Leitungen benannt. Als aktuelles strategisches Thema der internationalen Normung wurde die Bedeutung eines internationalen Projektmanagementsystemstandards (PMSS) als organisatorisches Unterstützungssystem und Projektführungsinstrument für Auftraggeber, Führungskräfte und Projektsponsoren diskutiert. Nach der Besetzung der neuen ehrenamtlichen Funktion eines „Bevollmächtigten Normen und Standards“ der GPM 2020 und der Wahl neuer Obleute des DIN-Arbeitsauschusses „Projektmanagement“ im Januar 2021 sind nun alle Voraussetzungen für einen effektiven Neustart der GPM in dem wichtigen Handlungsfeld der Normen und Standards gegeben. Die Entwicklung und Verbreitung von Projektmanagement-Standards ist eine der wesentlichen gemeinnützigen Satzungsaufgaben der GPM. Sie schafft zugleich die Grundlage für weitere ihrer Satzungsaufgaben: Qualitätsverbesserung des Projektmanagements, Erstellung von Leitlinien für die Aus- und Weiterbildung, Prüfung und Verbesserung des Projektmanagement-Niveaus mittels Kompetenzbeurteilungen und Zertifizierung. Die IPMA-Kompetenzstandards ICB, OCB und PEB gehören zum Markenkern der GPM. Projektmanagement-Standards haben somit strategische Bedeutung für die GPM. Die GPM spielte bei der Entwicklung der 2009 veröffentlichten nationalen Projektmanagement-Normen durch ihre Fachgruppe Normung und durch eine starke Vertretung im Rahmen des DIN-Arbeitsausschusses „Projektmanagement“ eine führende Rolle. In den letzten 10 Jahren hat jedoch die internationale Projektmanagement-Normung eine größere Bedeutung erlangt, in der die USA mit ihrem Project Management Institut PMI eine dominierende Rolle spielen, während das Engagement Deutschlands, aber auch der IPMA (International Project Management Association) zurückging. Internationale Projektmanagement-Normen berühren auch wirtschaftspolitische Interessen Deutschlands, insbesondere seiner Projektwirtschaft. Aber auch das Gelingen öffentlicher Projekte sowie die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen: Klimakrise, Pandemie sowie der digitalen Transformation brauchen standardisierte Governanceprinzipien und Führungsinstrumente für eine internationale Zusammenarbeit in Projekten und Programmen. Daher hat das Präsidium der GPM 2020 beschlossen, die neue ehrenamtliche Funktion eines „Bevollmächtigten Normen und Standards“ zu besetzen. Dessen Aufgaben sind insbesondere: Monitoring der internationalen Projektmanagementnormung, Kommunikation und Kooperation mit dem DIN (Deutsches Institut für Normung), dem CEN (Europäisches Komitee für Normung) sowie der ISO (International Standards Organisation), Abstimmung mit der IPMA sowie Entwicklung von Strukturen zur Meinungsbildung in strategischen Fragen der Normen und Standards. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Gewinnung von Vertretern bedeutender Unternehmen, Verwaltungen und Verbände für die Mitarbeit im DIN-Arbeitsausschuss „Projektmanagement“. Im Januar 2021 wurde der neue GPM-Bevollmächtigte zum Obmann des DIN-Arbeitskreises „Projektmanagement“ und Vertreter Deutschlands im ISO-Komitee TC258 gewählt. Nationale Normen sind unter Leitung des DIN erarbeitete Standards. Internationale Normen werden in den internationalen Normungsorganisationen ISO und IEC (Internationales Elektrotechnisches Komitee) sowie der ITU (Internationale Fernmeldeunion) erarbeitet. Sie schaffen eine gemeinsame Sprache zwischen Handelspartnern weltweit und fördern den freien und fairen Welthandel. Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) vertritt die deutschen Interessen auf ISO- Ebene durch die Entsendung von deutschen Experten entsprechend dem nationalen Delegationsprinzip. Mit dem TC258 wurde ein eigenes ISO-Komitee für Projektmanagement-Normen geschaffen-- wesentliche internationale Normen wurden verabschiedet; neue Normierungsprojekte (z. B. zu agilem Projektmanagement) werden zurzeit auf den Weg gebracht. Durch Umfrage unter den 26 Mitgliedsländern des TC258 wurden 2020 als fünf wichtigste Themen für die Weiterentwicklung der PM-Normen ermittelt: Agiles Projektmanagement, Projektmanagementsystemstandards (PMSS), Portfolio Strategie, Organisationale Kompetenzen und Project Management Office (PMO). Eine wichtige Aufgabe ist die Angleichung der nationalen und der internationalen Normen, als wechselseitiger Lernprozess unter Berücksichtigung der Entwicklungen auf europäischer Ebene (insbesondere des von der EU-Kommission entwickelten europäischen Standards Aus den DACH-Verbänden GPM intern DOI 10.24053/ PM-2021-0058 32. Jahrgang · 03/ 2021 Aus den DACH-Verbänden | GPM intern 74 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 03/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0058 PM²). Hier steht kurzfristig auch die Weiterentwicklung der nationalen Projektmanagement-Normenreihe 699xx an. In Ergänzung der nationalen und internationalen PM-Normen können GPM-Standards im Rahmen von Fachgruppen entwickelt werden. GPM Standards ergänzen oder konkretisieren die Normen in Hinblick auf branchenspezifische Anforderungen, spezifische Anwendungskontexte oder Umsetzungsverfahren (Handlungsanweisungen, Richtlinien). Sie adressieren Bedarfe der Mitglieder und Stakeholder der GPM und werden in enger Partnerschaft mit diesen entwickelt. Dazu ist eine Bestandsaufnahme der normungs- und / oder standardisierungsrelevanten Inhalte geplant sowie ein Gesamtkonzept für GPM-Standards, das deren Marktrelevanz, Qualität und Konformität zu den übergeordneten Normen sicherstellt. Als Schwerpunktthemen der Fachgruppe wurden festgelegt: • Fachliche Begleitung der nationalen und internationalen Normung, • strategische Themen der internationalen Normung, • Marktbedarf / neue Themen für PM-Normen und -Standards, • Entwicklung und Verbreitung von GPM-Standards, • Bestandsaufnahme der nationalen und internationalen Normen und Standards. In das Leitungsteam der Fachgruppe wurden gewählt: Ina Gamp, Nino Grau und Norman Heydenreich. Es wurden drei Arbeitsgruppen gegründet und AG-Leitungen benannt: AG1: Agiles Projektmanagement (Koordination: Ina Gamp), AG2: Überarbeitung der nationalen Normenreihe (Koordination: Manfred Nolle), AG3: Gesamtkonzept für GPM-Standards (Koordination: Nino Grau). Die AGs organisieren sich individuell und treffen sich bevorzugt online (s. MS Teams). Die Fachgruppe trifft sich ca. 4x jährlich zum AG-übergreifenden Austausch (möglichst in Präsenz). Das nächste Treffen soll in ca. zwei Monaten online stattfinden. Als aktuelles strategisches Thema der internationalen Normung wurde die Bedeutung eines Projektmanagementsystemstandards (PMSS) diskutiert. Gesellschaftlich notwendige Veränderungen wie z. B. die Bewältigung der Klimakrise, die Verbesserung von Gesundheit und Sicherheit, die digitale Transformation, aber auch das Vorantreiben verbesserter Produkt- oder Servicequalität und betrieblicher Effizienz werden durch Projekte umgesetzt. Allerdings ist die Erfolgsquote von Projekten und deren Effektivität bei der Umsetzung strategischer Ziele immer noch zu gering. Daher müssen nicht nur die individuellen Projektkompetenzen, sondern auch die organisationalen Projektumgebungen (Projektmanagementsysteme) als Projektführungsinstrumente weiterentwickelt werden. Auftraggeber, Führungskräfte und Projektsponsoren benötigen ein organisatorisches Unterstützungssystem: einen Managementsystemstandard für Projekte, Programme und Portfolios und die damit verbundene Governance (kurz: Project Management System Standard oder PMSS). Dieser spezifiziert Anforderungen und gibt Anleitungen zur Anwendung für die Einrichtung, Entwicklung, Umsetzung, Bewertung, Aufrechterhaltung und kontinuierliche Verbesserung eines effektiven und reaktionsfähigen Managementsystems für Projekte, Programme und Portfolios von Projekten und Programmen sowie die damit verbundene Governance im Kontext einer Organisation. Er hilft der Organisation, Projekte, Programme oder Portfolios bei der Verfolgung ihrer Ziele verantwortungsvoll zu führen und die Verpflichtungen gegenüber den Stakeholdern und deren Erwartungen zu erfüllen. Die neue Fachgruppe fühlt sich den gemeinnützigen Zielen der GPM verpflichtet und versteht sich als Raum für einen vertrauensvollen, lösungsorientierten und an nachhaltigen Verbesserungen orientierten Dialog von Auftraggebern und Projektleitern aus Wirtschaft, Staat und Gesellschaft sowie Wissenschaftlern und Beratern. Sie wird die Ergebnisse dieses Dialogs in die Normierung (DIN / CEN/ ISO) sowie in das Aktionsprogramm „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ einbringen sowie in Publikationen und Veranstaltungen vorstellen. Weitere Mitglieder sind herzlich willkommen und können sich gerne bei der Fachgruppenleitung melden (https: / / www.gpm-ipma.de / know_how / fachgruppen / themenfokussierende_fachgruppen / normen_und_standards.html). Nationale Interessenvertretung Internationel Normung & Standardisierung (© DIN) 75 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 03/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0059 Aus den DACH-Verbänden | pma intern Neuorientierung oder Rückbesinnung? pma-- Projekt Management Austria-- veranstaltet unter dem Titel „Back to the roots? Projektmanagement: bewährt. aktuell.erfolgreich“ den diesjährigen pma focus am 21. Oktober 2021, heuer als hybriden Event. Der Ruf nach einer Neuorientierung des Projektmanagements ist vielerorts zu hören. Dabei wird oft vergessen, was das Projektmanagement zeitlos macht, welche dauerhaften Schätze es uns gerade in unberechenbaren, technologiebestimmten Zeiten zur Verfügung stellen kann. Expert*innen unterschiedlichster Fachrichtungen werden mit einem neuen Blick auf klassische Kernkompetenzen des Projektmanagements eine Vielzahl von Ressourcen aufzeigen, die es Projektmanager*innen ermöglichen, auch in herausfordernden Kontexten weiterhin innovative Lösungen zu finden. Wir freuen uns auf den ehemaligen Skispringer und Olympiasieger Toni Innauer, der bereits zum zweiten Mal bei einem pma focus dabei ist. Den Blick in das post-digitale Zeitalter wirft Trend- und Zukunftsforscher Tristan Horx, der über Megatrends und das Projektmanagement der Zukunft sprechen wird. Psychologin Katy Pracher-Hilander wird das „Projekt Mensch“ anhand von Werten wie Vertrauen erläutern. Für den humorvollen Abschluss sorgt Kabarettist Thomas Maurer. Best Practice Vorträge und Projekt-Präsentationen namhafter Unternehmen runden das Programm ab. Erfahren Sie am pma focus 2021, warum PM-Kernkompetenzen wichtiger denn je sind und auch in Zukunft der ideale Nährboden für Erfolg und Wachstum sein werden. Informationen: pma.at / focus pma Mitglied vor den Vorhang Umweltbundesamt Spittelauer Lände 5, 1090 Wien www.umweltbundesamt.at Hauptgeschäftsgebiet Als Expert*innen-Institution für Umwelt in Österreich und einer der führenden Umweltberater in Europa steht das Umweltbundesamt für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Expert*innen entwickeln Entscheidungsgrundlagen auf lokaler, regionaler, europäischer und internationaler Ebene. PM Aufgaben und Bedeutung Das Umweltbundesamt ist ein projekt- und prozessorientiertes Unternehmen und arbeitet auf Basis mehrerer international anerkannter Zertifizierungen und Projektmanagement Standards. In der Umsetzung der derzeit ca. 750 operativen nationalen und internationalen Aufträge hat professionelles Projektmanagement einen besonders hohen Stellenwert. Dies wird im Projekt- und Prozess Management Office (PPMO) zentral koordiniert und laufend weiterentwickelt. Aus den DACH-Verbänden Neuorientierung oder Rückbesinnung? DOI 10.24053/ PM-2021-0059 32. Jahrgang · 03/ 2021 Namhafte Vortragende beim diesjährigen pma focus. Projektmanagement - bewährt.aktuell.erfolgreich 21. Oktober 2021 #pmafocus21 2021 Anton Innauer Tristan Horx Thomas Maurer Katayun Pracher-Hilander Fotos: Ludwig Schedl, Ingo Pertramer, beigestellt 76 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 32. Jahrgang · 03/ 2021 DOI 10.24053/ PM-2021-0060 Auf ein Wort mit -… Klaus Ohlwein, Vice President Engineering Tires bei der Continental AG in Hannover Von Martina Peuser Zur Person | Klaus Ohlwein ist Vice President Manufacturing Technology Engineering Tires bei der Continental Reifen Deutschland GmbH in Hannover. Er ist verantwortlich für die Entwicklung und den konzernweiten Rollout von Standards für das Engineering, Maschinen und Prozesse, die zusammen mit der Forschung & Entwicklung erarbeitet wurden. Prof. Dr. Martina Peuser ist Professorin für allgemeine BWL, insbesondere Organisation und Projektmanagement an der Leibniz Fachhochschule in Hannover. Als Inhaberin des „Institut für praxisnahe Mittelstandberatung” ist sie Expertin für kundenzentrierte, agile Organisationsstrukturen und begleitet Unternehmen dabei, ihre Strukturen mit dem Fokus auf Kunden flexibel anzupassen. In ihrer Kolumne gibt sie spannende Kurzeinblicke in Lebensläufe und Gedanken von im Projekt tätigen Personen. Wie sind Sie zum Projektmanagement gekommen? Ich begann 1995 als Industrial Engineer in der Agriculture and Industrial Tire Production bei der Continental AG. Kurz darauf moderierte ich als „Projektmanagement Facilitator“ die Kickoffs von Projekten. Falls Sie kein Projektmanager geworden wären-- was stattdessen? Bauingenieur. Ich komme familiär quasi aus dem Baubereich und fühle mich daher in der Produktion mit sichtbaren Erfolgen am wohlsten. Welches Projekt hat Sie besonders geprägt oder war für Sie besonders wichtig? Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein größeres erfolgreiches Projekt zur Verdopplung unserer Kapazität in der Slowakei, in dem ich als Leiter des zentralen Engineerings für den Bereich PKW-Reifen für die technische Erweiterung eines von der Continental übernommenen Werkes verantwortlich war. Die herzliche Gastfreundschaft erschuf schnell eine engere Verbundenheit mit den dort ansässigen Kollegen. Bis heute ist das familiäre Gefühl geblieben, wenn man ehemalige Projektmitglieder am Werk trifft. Gelten in Ihrem Bereich bestimmte Standards und Methoden? Es gibt Standards für jede Division wie bspw. Projektstart sowie Gates für die Qualitätssicherung. Die allgemeinen Rahmenvorgaben für Projekte werden je nach Projektart, d. h. Reifen- oder Maschinenprojekt, ausgefüllt. Was wäre Ihr Traumprojekt? Ein Projekt zum Thema Nachhaltigkeit, insbesondere zur Behebung der Wasser- und Luftverschmutzung, um die Natur aufrechtzuerhalten, läge mir sehr am Herzen. Was zeichnet Sie als Projektmanager besonders aus? Ich lasse dem Team viele Freiheiten. Falls jedoch notwendig, setze ich als Leitung den Fokus und lenke das Projekt. Was motiviert Sie, in Projekten zu arbeiten und Projekte zu leiten? Mich motiviert am meisten, dass man etwas gemeinsam in einem Team erreicht. Ich bin glücklich, wenn sich das Team über seinen Erfolg freut und glücklich ist. Welche Tipps haben Sie für den Projektmanagement-Nachwuchs? Grundlegend sind theoretische Kenntnisse wichtig. Organisationsgeschick zur Koordination und Kommunikationsfähigkeiten spielen eine zentrale Rolle, um auf das Team und einzelne Mitglieder einzugehen. Essenziell ist: Man muss mit Leuten arbeiten wollen. Welche Trends sehen Sie im Projektmanagement? Projektmanagement entwickelt sich weg von starrer Planbearbeitung und hin zu agileren Verfahren. Nicht nur Methoden, sondern auch die Denkweisen sind auf Schnelligkeit und Adaption auszurichten. Was geben Sie den Lesern mit auf den Weg geben? Haben Sie Spaß an dem, was Sie tun. Wenn man Spaß hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit für Erfolg viel höher. Das ist DER entscheidende Faktor für den Projekterfolg. Reflektieren ist gut und notwendig, aber Vorwürfe helfen nicht. Rubrik xxx DOI 10.24053/ PM-2021-0060 32. Jahrgang · 03/ 2021