eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 33/3

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2022-0048
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2022
333 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Wie leben wir in der Zukunft? Und was können Projekte dazu beitragen?

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2022
Steffen Scheurer
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Editorial | Wie leben wir in der Zukunft? 2 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0048 Wie leben wir in der Zukunft? Und was können Projekte dazu beitragen? Liebe Leserinnen und Leser, „Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft“, schrieb einst Mark Twain, „ich habe vor, den Rest meines Lebens darin zu verbringen“. Was Mark Twain mit seinem typischen Humor ausdrückt, hat einen ernsten Hintergrund. Besonders heute. Wollen wir die Dinge auf uns zukommen lassen-- und dann reagieren? Oder wollen wir versuchen, die zukünftige Herausforderungen als Chance zu begreifen und möglichst proaktiv handeln? Einige Herausforderungen, die unsere Zukunft prägen werden, können wir schon heute erkennen. So zwingt uns der Klimawandel zu einer ressourcenschonenderen Lebensweise-- mit markanten Konsequenzen für die Zukunft unserer Städte und für unsere Mobilität. Nachhaltiges Entscheiden und Handeln wird zu einer Grundmaxime. Auch auf Basis der in der Pandemie gemachten Erfahrungen werden sich Städte und das Arbeiten in Städten verändern. Möglicherweise werden wir in Zukunft nicht mehr face to face zusammenarbeiten, sondern vernetzt im Metaversum kooperieren. Wir stehen vor einem fundamentalen Wertewandel. Der starke Fokus in Gesellschaft und Wirtschaft auf rein ökonomische Wertsteigerung wird zunehmend abgelöst. An seine Stelle tritt der Wunsch, durch die eigenen Anstrengungen einen gesellschaftsrelevanten Beitrag zu erbringen. Generell fordern die jungen Generationen mehr Teilhabe. Es entsteht eine Art „Sinn-Ökonomie“. Je vernetzter und vielfältiger unsere Herausforderungen und Aufgaben werden, desto mehr Bedeutung gewinnt die Diversität im Arbeitsleben. Wir werden für eine möglichst umfassende Inklusion aller Beteiligten mit all ihren spezifischen Kompetenzen sorgen müssen. Und auch die veränderte geostrategische Situation-- eine sich andeutende neue Weltordnung- - wird unser Leben in Zukunft beeinflussen. Schon allein diese wenigen Beispiele zeigen den enormen Entwicklungs- und Erneuerungsbedarf, dem wir uns stellen müssen. Doch wo anfangen? Erscheinen Aufgaben fast unüberwindbar, hilft es erste Aufgaben abzugrenzen und in eine überschaubare und handelbare Größe zu bringen. Damit sind wir beim Thema Projekte und Projektmanagement- - sofern die Umsetzung dann noch einen zeitlich definierten Rahmen bekommt. Projektmanagement zeigt, dass wir vor großen Herausforderungen nicht einzuknicken brauchen. Wenn wir anpacken wollen, zeigt uns Projektmanagement, wie wir die Zukunftsaufgaben anpacken können. In diesem Heft zeigen wir Ihnen Projekte, denen genau dies gelungen ist. Nämlich Zukunft zu gestalten. Robin Aden, Hendrik Backerra und Clemens Drilling fordern in ihrem Beitrag nicht weniger als ein neues Projektmanagement, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und zugleich die Nachhaltigkeit unseres Planeten wie auch den Wohlstand unserer globalen Gemeinschaft miteinbezieht. Ein Projekt mit gesellschaftlicher Wirkung stellt Oliver Steeger im Interview mit Simone Kirst, Julian Sessner, Martin Strehler und Martina Simon vor. Das interdisziplinäre Team hat einen Roboter entwickelt, der autistischen Kindern Emotionen erklärt. Der Diplom-Meteorologe, Wettermoderator und Autor Sven Plöger berichtet im Interview von weltweit ermutigenden Leuchtturm-Projekten zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit, etwa von einem Wiederaufforstungsprojekt in Äthiopien, wo mit geringen Mitteln Großes bewirkt wird. Die folgenden Beiträge berichten, wie sich unser Leben in der Stadt verändern wird. Robin Ganser und Franziska Schneider beschäftigen sich mit der Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren. Die Autoren zeigen, wie Studierende der HfWU in einem Projekt die Methoden und Prinzipien der Lehrmeister des Bauhauses wieder aufgenommen haben und so Herausforderungen, wie den Klimawandel und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, in das Projekt integrieren konnten. In einem Interview mit Oliver Steeger berichtet Tina Unruh über das Hamburger Parkhaus „Gröninger Hof“. Mit diesem Projekt werden neue Wege in der Stadtentwicklung gegangen: Das mittlerweile geschlossene Parkhaus wird umgenutzt und zu einem neuartigen Modell für städtisches Wohnen, Arbeiten und Zusammenleben entwickelt. Wie vielfältig die Herausforderungen für Städte sind- - dies zeigt Melanie Mergler an einem Projekt zur Digitalisierung des Verkehrs in Hamburg, das dort im Rahmen des Smart-City-Konzeptes umgesetzt wird. Bei all diesen Herausforderungen steht der Mensch mit seinen Ideen im Mittelpunkt. Lesen Sie dazu den zweiten Teil des Essays „Anthropozentrisches (ITund) Projektmanagement“ von Matthias Pietzner. Hubertus C. Tuczek, Agnetha Flore, Helge F. R. Nuhn, und Norbert Schaffitzel stellen den systemischen Ansatz der GPM Fachgruppe "Agile Management (AM)" vor. Christoph Richter zeigt in seinem Beitrag, wie durch Projekteinsätze von Beschäftigten aus Unternehmen in öffentlichen Verwaltungen Agilität im öffentlichen Dienst gefördert werden soll. Nadia Saoudi und Emel Erat stellen im Rahmen des GPM Mentoring-Programms Mentee Dominik Robst und Mentor Holger Barth vor. Wenn wir die Zukunft als Chance begreifen und daran glauben, dass wir die Zukunft durch unser Handeln in der Gegenwart mitbestimmen können, sollten wir schon heute damit beginnen uns um die Zukunft zu kümmern. Dann gilt: Die Zukunft will gestaltet werden, und zwar mit Projektmanagement! Ihr Steffen Scheurer EDITORIAL