eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 33/3

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2022-0052
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2022
333 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens

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2022
Robin Ganser
Franziska Schneider
„Wir müssen der Jugend mehr Gelegenheit geben, während ihrer Ausbildungszeit persönliche Erfahrungen zu machen. Nur wenn wir sie selbst Tatsachen finden lassen, kann Wissen zur Weisheit werden.“ (Walter Gropius) Ganz nach den Lehr- bzw. Lernmethoden des Bauhaus’, bereits vor 100 Jahren, sind Studierende des Studiengangs Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen in die Methoden und Prinzipien der damaligen Lehrmeister eingetaucht und haben nach deren Vorbild ein Stadtquartier im Kontext der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA 2027) entwickelt. Dabei wurden aktuelle planerische und gesellschaftliche Herausforderungen thematisiert, wie der Klimawandel und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
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24 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0052 100 Jahre Bauhaus trifft IBA Stuttgart Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens Robin Ganser, Franziska Schneider Für eilige Leser | „Wir müssen der Jugend mehr Gelegenheit geben, während ihrer Ausbildungszeit persönliche Erfahrungen zu machen. Nur wenn wir sie selbst Tatsachen finden lassen, kann Wissen zur Weisheit werden.“ (Walter Gropius) Ganz nach den Lehrbzw. Lernmethoden des Bauhaus‘, bereits vor 100 Jahren, sind Studierende des Studiengangs Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen in die Methoden und Prinzipien der damaligen Lehrmeister eingetaucht und haben nach deren Vorbild ein Stadtquartier im Kontext der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA 2027) entwickelt. Dabei wurden aktuelle planerische und gesellschaftliche Herausforderungen thematisiert, wie der Klimawandel und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Schlagwörter | projektbasiert, Constructive Alignment, Bauhaus, Transit Oriented Development Herausforderungen für die Stadtplanung Der Mangel an geeignetem Wohnraum hat in den vergangenen Jahren die politische Diskussionsebene erreicht. Die hohe Zuwanderung verstärkte zuletzt noch den politischen Handlungsdruck. Tatsächlich manifestiert sich ein in Teilen unausgewogener (Wohn-) Immobilienmarkt mit Nachteilen für die Nachfrageseite, wobei sich zeigt, dass gerade Defizite im Segment des bezahlbaren Wohnraums auftreten, welche durch öffentliche und private Akteure adressiert werden müssen (vgl. Ganser, R. und Schneider, F., 2020). Betroffen sind vor allem die prosperierenden Verdichtungsräume der großen Großstädte und Universitätsstädte (vgl. Simons, H. und Weiden, L. 2016; Siedentop, S. 2008). Gleichzeitig werden durch den demographischen und strukturellen Wandel zusätzliche Ansprüche an Wohnformen und Standorte gestellt, um einerseits altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen und andererseits für die benötigten Fachkräfte arbeitsplatznahe Wohnangebote machen zu können. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Bemühens um einen sparsamen Umgang mit der Ressource Fläche, aber auch der Erkenntnis, dass eine fortgesetzt zusätzliche Flächenneuinanspruchnahme auch in ökonomischer Perspektive negativ zu beurteilen ist, haben sich viele Städte vorrangig auf die Innenentwicklung konzentriert. Die Reaktivierung von Brachflächen, das Schließen von Baulücken wie auch die Nachverdichtung etwa im Blockinnenbereich sind Ansätze, welche verfolgt wurden bzw. werden. Strategisches politisches Oberziel ist dabei das Verringern der täglichen Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Deutschland auf weniger als 30 ha pro Tag bis zum Jahr 2030 (vgl. Deutsche Bundesregierung, Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, 2021, SDG 11.1.a). Dadurch wachsen allerdings auch der Nutzungsdruck auf urbane Frei- und Grünflächen sowie die damit verbundenen Zielkonflikte. Die Potenziale vorhandener Freiräume in bestehenden Stadtgebieten werden oft nicht adäquat genutzt. Nachverdichtung im Bestand und kompakter Wohnungsbau mit hohen Bebauungsdichten in neuen urbanen Quartieren verknappen Reportage | Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens 25 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0052 städtische Freiräume. Das Grün schwand in den letzten Jahrzehnten auch aufgrund der starken Baukonjunktur. Das Ziel einer doppelten Innenentwicklung fordert in diesem Kontext dazu auf, die nicht besiedelte Landschaft zu schonen. Parallel sollen die Städte durch Innenentwicklung (nach)verdichtet werden, mit dem Fokus, mehr Gewicht auf das Grün zu legen und dies explizit in Wert zu setzen ist, um einen Ausgleich für hohe städtebauliche Dichten zu gewähren. Auch die Region Stuttgart ist von den vorgenannten Herausforderungen betroffen. Auf strategischer Ebene zielt die Regionalplanung darauf ab, an günstig gelegenen Standorten Wohnungsbauschwerpunkte zu entwickeln, als Beitrag zur Bewältigung der obenstehenden Problemlagen. Auch die IBA der Region Stuttgart widmet sich diesen aktuellen und zukünftigen Fragen der Stadtplanung (vgl. Stadtregion Stuttgart GmbH, online). In diesem Zusammenhang gewinnt die Planung sowie Mobilisierung neuer Wohnbauflächen in der Größenordnung neuer Stadtteile und -quartiere wieder vermehrt an Bedeutung. Die Analyse der Quantität sowie Qualität dieser Quartiere, sowohl hinsichtlich der Planungs- und Prozessphasen als auch der Ergebnisqualität war auch Gegenstand eines deutschlandweiten Forschungsprojektes des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR, 2021). Aufgrund der Größenordnung sind diese neuen Stadtteile meist nicht ausschließlich prägend für ihre direkte Nachbarschaft, sondern oft auch für die Gesamtstadt, umliegende Gemeinden und Regionen. Bedeutend ist deshalb die Einbettung in eine gesamt- und überörtliche Strategie. Die neuen Stadtteile und -quartiere haben aufgrund ihrer Dimensionierung auch das Potenzial, als ‚Leuchtturm‘ mit Modellcharakter zu wirken. Die Innovationsfähigkeit auf konzeptioneller Ebene und die koordinierte Umsetzung stellen dabei mögliche Erfolgsfaktoren dar. Es ist ebenfalls festzuhalten, dass die vorstehenden Fragen und Herausforderungen kein vollständig neues Phänomen darstellen. Bereits zu Zeiten des Bauhauses in Dessau stellten sich damals die gleichen bzw. ähnliche Fragen. Forschendes und projektorientiertes Lernen Oberziel des hier beschriebenen Projektes „Forschendes Lernen in der Stadtentwicklung“ war die Verknüpfung von Projekt basiertem Lernen und von forschendem Lernen im 4. Semester des Studiengangs Stadtplanung (Bachelor of Engineering) im Sommersemester 2019. Dabei sollten die Studierenden im Rahmen des Forschenden Lernens die ‚großen Herausforderungen‘ unserer Zeit (Mangel an bezahlbarem Wohnraum an Wachstumsstandorten, Klimawandel etc.) analysieren und mit Problemen sowie Lösungsansätzen aus der Vergangenheit vergleichen. Grundstein und Inspiration für das Projekt war das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses in Dessau sowie die gut 100 Jahre später folgende Internationale Bauausstellung der Stadtregion Stuttgart (IBA 2027). In der Bauhauslehre war die Stadtplanung bereits Bestandteil einer interdisziplinären Ausbildung, die sich neben dem Konstruieren und Entwerfen auch im Sinne der „Wesensforschung“ mit gesellschaftlichen und stadtsoziologischen Themen beschäftigte (vgl. Bauhaus Kooperation 2022, online). Die Studierenden sollten in diesem Kontext, angeregt von den Ideen von Walter Gropius und weiteren historischen Vordenkern des Bauhauses, ein innovatives und nachhaltiges Stadtquartier für ein Projektgebiet entwickeln. Ein Ziel war dabei vor Ort in Dessau die damals wegweisenden Ansätze, wie z. B. Modulares Bauen für bezahlbaren Wohnraum, zu analysieren und Adaptionsmöglichkeiten für Problemlösungen der heutigen Zeit zu suchen. Diese Ideen sollten in der Folge in die projektbasierte Lehre einfließen, in Kooperation mit der Stadt Ostfildern, wo der Wohnungsbauschwerpunkt Ruit Nord-West in Form einer Arrondierungsfläche, auch im Sinne von ‚Transit Oriented Development‘ an einer S-Bahnlinie nach Stuttgart, ausgewiesen ist.Ein weiteres Ziel war es dabei, die Studierenden durch den konkreten Anwendungsbezug am Standort Ostfildern direkt in die Planungspraxis eintauchen zu lassen und einen neuen Stadtteil für Ostfildern in einem iterativen Prozess zu konzipieren. Begleitend erstellten die Studierenden ein Lernportfolio, welches das Projekt inhaltlich sowie methodisch dokumentierte und evaluierte. Gefördert wurde dieses Projekt mit Mitteln aus dem Landesprogramm HUMUS+. Zunächst sollten die Studierenden in drei Bausteinen des Forschenden Lernens eigenständig Themenschwerpunkte finden, in denen sie sich im Rahmen ihrer Forschung und Konzeption bewegen können. Nach einer ersten Recherche vor Ort im Bauhaus in Dessau, wobei erste allgemeine Lösungsansätze für die selbst definierten Fragestellungen erarbeitet wurden, erfolgte im Rahmen des zweiten Bausteins die fachliche Analyse des Plangebiets in Ostfildern. Im dritten Projektbaustein wurden dann die generierten Erkenntnisse in einer städtebaulichen Gesamtkonzeption zusammengeführt. Der gesamte Lernprozess der Studierenden basierte auf der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen thematischen Inhalten im Sinne des ‚Constructive Alignment‘-Ansatzes (vgl. Biggs, J. 2003, S. 11 ff.). Die Lehrmethoden werden dabei konsequent an den Lernaktivitäten der Studierenden ausgerichtet. Für diese wurde durch die Definition von Meilensteinen innerhalb der Aufgabenstellung ein Rahmen vorgegeben, der Abbildung 1: Übersicht zentrale Planungsprinzipien, Quelle: Studierendenprojekt von Joy Hertel, Marie-Theres Lück und Sophie Straub Bachelorstudiengang Stadtplanung HfWU Reportage | Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens 26 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0052 Lernerfolg war dabei im Wesentlichen jedoch abhängig von der eigenen Initiative und der selbstgewählten Forschungsausrichtung innerhalb des Projekts. Beispielhafte Ansätze für neue Stadtquartiere Das nachfolgend dargestellte Konzept für ein neues Stadtquartier steht beispielhaft für eine Reihe von Planungsalternativen, welche die Studierenden unter der Anleitung von Prof. Dr.-Ing. Robin Ganser und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Franziska Schneider erarbeitet haben. Vor dem Hintergrund der oben dargestellten planerischen und gesellschaftlichen Problemstellungen ist hier ein Konzept entstanden, das sich unter anderem mit dem Ziel nachhaltiger Wohn- und Bauformen der Zukunft und der kostengünstigen Wohnraumschaffung auseinandersetzt. Die Antwort auf die Klimakrise liegt hier insbesondere in der Holzbauweise und nachhaltigen attraktiven Grünstrukturen sowohl auf der Gebäudeals auch auf der Freiflächenebene. Wie auch die Bauhausschüler vor ihrem eigentlichen Studium einen Vorkurs zu Materialeigenschaften belegen mussten, haben sich einige Studierende im Rahmen des Projekts mit unterschiedlichen Materialien und deren Umsetzung im Städtebau beschäftigt. Inspiriert von der sogenannten „timber town“ in Schweden haben die Studierenden in diesem Beispiel ein Konzept entwickelt, das auf der einen Seite ortsspezifische Lösungsansätze für die Fläche in Ostfildern aufzeigt, sich aber gleichzeitig auf viele andere Plangebiete anwenden lässt. Zukunftsweisend ist dabei insbesondere die grundlegende Annahme, dass ein neuer Stadtteil nicht nur im Betrieb klimagerecht sein sollte, sondern bereits in den vorlaufenden Planungs-, Erschließungs- und Bauphasen. Dies ist auch heute noch kein Standard: die meisten aktuell geplanten oder bereits realisierten Öko-Quartiere stellen z. B. lediglich auf CO2-Neutralität der späteren (Energie)versorgung im Betrieb ab. Die Energie, welche beim Bauen und bei der Produktion der Baumaterialien aufgewendet werden muss, wird regelmäßig außer Acht gelassen. Der hier gewählte Ansatz baut auf nachwachsende Rohstoffe (u. a. Holz), um Klimagerechtigkeit bereits beim Bau zu erreichen, wie dies beispielsweise auch die ökologische Mustersiedlung Prinz Eugen Park anstrebt. Die Studierenden haben sich ferner von den Prinzipien der Bauhauslehre (‚form follows function‘) anregen lassen und kompakte Bauformen konzipiert, auf denen sich planerische Ziele, wie Gebäudebegrünungen, die Installation von Photovoltaikanlagen sowie die Berücksichtigung von Kaltluftschneisen zur Belüftung des Siedlungskerns, leicht umsetzen lassen. Darüber hinaus sind diese klaren Gebäudestrukturen aus ökonomischer Sicht leichter realisierbar. Auch für die Schaffung kostengünstigen Wohnraums haben sich die Studierenden vom Minimalismus des Bauhaus‘ anregen, lassen und flächensparsame sowie bezahlbare Wohnformen, ganz nach dem Vorbild der Bauhaussiedlung Dessau-Törten, ins Konzept integriert. Begleitet werden diese Baukörper durch Freiraumstrukturen die gemeinschaftlich nutzbar sowie multikodiert sind und dabei entsprechend sparsam mit der Ressource Fläche umgehen. Gleichzeitig finden sich unterschiedliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wieder. Diese ermöglichen unter anderem, den Prinzipien der Schwammstadt folgend, die dezentrale Retention und Nutzung von Regenwasser. Als „Transit Oriented Development“ ist das geplante Quartier auto-arm und setzt stark auf die Nutzung des schienengebundenen öffentlichen Verkehrs, welcher durch eine hohe Kapazität und Qualität den Verzicht auf das private Auto erleichtert. Dadurch wiederum werden weniger private Stellplätze für Autos benötigt, so dass auch dadurch das Bauen günstiger wird. Ferner sind durch die guten Erreichbarkeiten auch nur reduzierte öffentliche Parkplätze erforderlich, wobei auch die Kommune einerseits Geld sparen kann und andererseits attraktivere öffentliche Freiräume geschaffen werden können, in denen nicht das Auto das Stadtbild dominiert. Zudem ist der neue Stadtteil im Sinne einer ‚kompakten Stadt der kurzen Wege‘ konzipiert, so dass durch Nutzungsmischung unterschiedlicher Abbildung 2: X 3D-Modellierung Städtebaulicher Entwurf Ruit Nord-West, Quelle: Studierendenprojekt von Joy Hertel, Marie-Theres Lück und Sophie Straub Bachelorstudiengang Stadtplanung HfWU Reportage | Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens 27 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0052 Körnung viele Wege im Quartier zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden können. Bausteine hierfür sind Nahversorgung, soziale Einrichtungen und Dienstleistungen, welche den Bedürfnissen der zukünftigen Bevölkerung entsprechen. Durch die modulare Herangehensweise an städtebauliche Fragestellungen, haben die Studierenden einen Baukasten geschaffen, der Lösungsansätze beinhaltet, welche über die Aufgabe in Ostfildern hinaus auf unterschiedliche städtebauliche Projekte übertragbar sind. Planungsrechtliche Weiterentwicklung der Ergebnisse Auf das Projekt aufbauend haben die Studierenden im siebten Semester aus einem Teilbereich ihres Konzepts, mit möglichst innovativen Ideen und multiplen Herausforderungen, einen Bebauungsplan erarbeitet. Zu Beginn war es dabei notwendig, den eigenen städtebaulichen Entwurf zu hinterfragen und, wo notwendig, das Konzept anzupassen. Dabei spielten vor allem die planungsrechtlichen Möglichkeiten zur Sicherung ökologischer und sozialer Ziele in der Quartiersentwicklung, wie zum Beispiel die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, eine besondere Rolle. Dabei mussten die Studierenden feststellen, dass allein durch Festsetzungen im Bebauungsplan nicht alle Probleme gelöst werden können. Ergänzend zur Aufgabe der Bebauungsplanung wurden deshalb ergänzend Empfehlungen zu möglichen vertraglichen Konstruktionen mit Projektträgern und informellen Instrumentarien erarbeitet, mit deren Hilfe die planerischen und gesellschaftlichen Ziele für das Wohnen der Zukunft umgesetzt werden können. Übertragbarkeit von Projektergebnissen Die Erkenntnisse der Studierenden zeigen, dass viele innovative Ideen aus der Exkursion nach Dessau und aus der forschenden Auseinandersetzung mit den ‚Bauhaus-Prinzipien‘ hervorgegangen sind, welche in die Erarbeitung des stadtplanerischen Konzepts am Standort Ostfildern einfließen konnten. Darüber hinaus machen die Projektergebnisse deutlich, dass viele grundlegende gesellschaftliche und planerische Herausforderungen wiederkehrend sind und aus vergangenen Erfahrungen gelernt werden kann. Die Zukunft des Wohnens muss nicht immer grundlegend neu erfunden werden. Stattdessen können auch Ansätze aus bereits vorhanden Erfahrungen übertragen und für aktuelle Bedürfnisse, Herausforderungen sowie Akteure adaptiert werden. Insbesondere die Frage nach bezahlbarem Wohnraum, wie auch die nach nachhaltigen und flächensparsamen Bauweisen wurden im Rahmen des Projekts häufig in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Eine Systematisierung und Modularisierung von Lösungsansätzen vereinfacht dabei die Übertragbarkeit und Anpassbarkeit für andere Standorte, die bei zukünftigen Projekten mit ähnlichen stadtplanerischen Problemlagen konfrontiert sind. Abbildung: 4 Ausschnitt Bebauungsplan, Quelle: Studierendenprojekt von Joy Hertel, Marie-Theres Lück und Sophie Straub Bachelorstudiengang Stadtplanung HfWU Reportage | Die Zukunft des Wohnens in neuen Stadtquartieren im Fokus des forschenden Lernens 28 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 03/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0052 Literatur Bauhaus Kooperation 2022, online: https: / / www.bauhauskooperation.de/ wissen/ das-bauhaus/ lehre/ unterricht/ baulehre/ . Stand: 13. 05. 2022. Biggs, John.: Teaching for Quality Learning at University. 2. Auflage. Cromwell Press, Trowbridge 2005. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (Hrsg.): Neue Stadtquartiere. Konzepte und gebaute Realität. 04 / 2021. Deutsche Bundesregierung: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, 2021. Ganser, Robin; Schneider, Franziska: Bezahlbares Wohnen durch Stadtplanung? ! Kommunale Instrumente und Stadtentwicklungspolitiken zur Kostenbeteiligung Privater an der Bereitstellung bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraums, in: RaumPlanung, 2 / 3 2020 Siedentop, Stefan: Die Rückkehr der Städte. Zur Plausibilität der Reurbanisierungshypothese; In: IzR 3 / 2008. Simons, Harald; Weiden, Lukas: Schwarmverhalten, Reurbanisierung und Suburbanisierung. In: IzR 3 / 2016. Stadtregion Stuttgart GmbH, online: https: / / www.iba27.de/ wissen/ iba27/ themen-und-raeume/ . Stand: 13. 05. 2022. Eingangsabbildung: angelehnt an das Titelblatt „artspezial - 100 Jahr Bauhaus“. Robin Ganser Prof. Dr.-Ing. Robin Ganser ist seit 2012 Professor für Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen sowie Leiter des Instituts für Stadt und Immobilie (ISI) an der HfWU. Franziska Schneider Franziska Schneider ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Wirtschaft um Umwelt und Doktorandin sowie Mitarbeiterin in der kommunalen Stadtplanung. Abbildung 3: Städtebaulicher Entwurf für das Quartier Ruit Nord- West, Quelle: Studierendenprojekt von Joy Hertel, Marie-Theres Lück und Sophie Straub Bachelorstudiengang Stadtplanung HfWU