PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2022-0090
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Die Zukunft des Projektmanagements
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Steffen Scheurer
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2 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 05/ 2022 DOI 10.24053/ PM-2022-0090 Editorial Die Zukunft des Projektmanagements Liebe Leserin, lieber Leser, über die Zukunft nachzudenken ist interessant, aber schwierig. Wir kennen die Zukunft nicht. Das heißt aber nicht, dass dieses Nachdenken sinnlos ist. Ganz im Gegenteil! Die Zukunft hängt von vergangenen und aktuellen Entwicklungen ab. Es hilft jedoch wenig, diese Entwicklungen linear in die Zukunft fortzuschreiben. Die Zukunft ist keine einfache Hochrechnung der Vergangenheit. Die Zukunft ist offen. Sie ist ein Raum vieler Möglichkeiten. Sie geht mit Disruptionen einher, dies haben wir inzwischen gelernt. Das bedeutet: Die Zukunft genau vorhersehen zu wollen, ist ein eher fruchtloses Unterfangen. Doch auf sie vorbereitet zu sein und sie gestalten zu wollen-- dies ergibt sehr viel Sinn! Für diese Gestaltung braucht es eine geeignete Methodik. Eine Methodik, die es uns erlaubt, mit kleinen Lernschritten den vor uns liegenden Raum der vielen Möglichkeiten systematisch zu erforschen-- und dann die richtigen Schritte zu tun. Genau eine solche Methodik ist das Projektmanagement! Wie das Projektmanagement dazu beiträgt, die Zukunft der Arbeit neu zu gestalten, das zeigen die Reportage über den Axel-Springer-Neubau in Berlin und die Interviews mit Andreas Ludwigs, der für das Neubauprojekt verantwortlich war, und mit Jasmin Heumann, die als Techniksoziologin und Design Thinkerin die Mitarbeiter auf dem Weg in die Arbeitswelt der Zukunft begleitet. Nicht vorhersehbar, aber gestaltbar-- so ist auch die Zukunft des Projektmanagements. Wirklich stark ist eine Methodik dann, wenn sie sich selbst immer wieder in Frage stellen lässt, neue Dinge ausprobiert werden können, Bewährtes erhalten und weniger Bewährtes verworfen wird. So entwickelt sie sich Schritt für Schritt weiter, ein stetiger Lernprozess. Dabei geht es nicht darum, die beste Methodik zu finden (sozusagen „den Stein der Weisen“). Wir müssen etwas anderes finden: nämlich die für ein bestimmtes Projekt in einer bestimmten Situation beste Methodik, mit der geeignete Lösungen für die gestellte Projektaufgabe erarbeitet werden können. Diese Weiterentwicklung des Projektmanagements ist eine permanente Aufgabe, die nie abgeschlossen sein wird. Immer neue Herausforderungen aus den Projekten und den Projektumfeldern führen zu immer neuen methodischen Lösungen. Mit diesen Lösungen beschäftigen wir uns in diesem Heft. Die GPM als Wissensplattform und ihre Veranstaltungen sind ein guter Spiegel für die Entwicklung unserer Disziplin. Deshalb geben wir auch in diesem Heft den Referenten des PM- Forums in Leipzig nochmals die Gelegenheit, in übersichtlichen Beiträgen die Inhalte ihrer Workshops vorzustellen. Darüber hinaus finden Sie noch eine Reihe weiterer Beiträge. Die Fachgruppe „Neue Perspektiven in der Projektarbeit“ beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage nach den zukünftigen Forschungsfeldern im Projektmanagement. Die Autoren Stephen Rietiker, Fritz Böhle, Sandra Dierig, Dorothee Feldmüller, Steffen Scheurer und Andreas Wald beschreiben in ihrem Beitrag, wo sie die Herausforderungen an die Projektmanagementforschung und -förderung in Deutschland sehen. Frank Habermann und Karen Schmidt liefern mit den „Decisions Hats“ ein neues Denkwerkzeug, mit dem das Stakeholdermanagement von Entscheidungsprozessen verbessert werden kann. Gunter Maier zeigt in seinem Beitrag, wie mittels sozio-emotionaler Mechanismen mit der sozialen Komplexität in Teams oder in ganzen Unternehmen umgegangen werden kann. Hybride Arbeitsmodelle in Projekten, die stärkere Einbeziehung von Kunden und der kollaborative Fokus der Projektarbeit sorgen dafür, dass Projektmanagement in Zukunft verstärkt standort- und plattformunabhängig durchgeführt wird. Andreas Stumpp, Marvin Müllner und Melanie Lenz stellen eine On- Cloud-basierte Projektmanagementsuite vor, mit deren Hilfe diese Herausforderungen bewältigt werden können. Volker Engelke, Katharina Lennartz, Ulrich von Knobloch und Matthias-Marcus Wanner beschäftigen sich mit der Frage, wie auch in großen Investitionsprojekten agile Methoden zum Einsatz kommen können. Und manchmal hilft das Reframing von eigentlich bekannten Themen, um zu ganz neuen Erkenntnissen zu kommen. Martin Barth und Margit Sarstedt zeigen in ihrem Beitrag, wie durch ein verändertes Rollenverständnis des Projektmanagers bzw. der Projektmanagerin die Erfolgschancen eines Projektes zum Nutzen aller Beteiligten erheblich erhöht werden können. Wenn Sie selbst auf der Reise in die Zukunft des Projektmanagements sind, neue Ideen oder neue Methoden umsetzen, lassen Sie uns an Ihrer Gestaltung der Zukunft des Projektmanagements teilhaben. Berichten Sie in einem der nächsten Hefte der PM-AKTUELL im Jahr 2023 über Ihr Wissen, Ihre Forschungsergebnisse oder Ihre Erfahrungen. Natürlich können in diesem Heft nicht alle Themen angesprochen werden, die das Projektmanagement in der Zukunft beeinflussen und verändern. Gerade Aktivitäten wie die Digitalisierung des Projektmanagements oder der Einsatz von KI im Projektmanagement konnten bestenfalls angerissen werden. Aus diesem Grunde werden wir uns in Heft 1 / 2023 eigens mit diesen Themen beschäftigen. Sie finden unter dem „Hinweis in eigener Sache“ die Schwerpunktthemen, über die wir im Jahr 2023 berichten wollen. Wir wünschen Ihnen schöne und besinnliche Feiertage und etwas Ruhe und Erholung. Lassen Sie uns dann im neuen Jahr gemeinsam die Reise zu spannenden Themen rund um das Projektmanagement antreten. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Beiträge zur Gestaltung der Zukunft des Projektmanagements im Jahr 2023. Ihr Steffen Scheurer
