PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Visualisierung Facilitation und Gamification in Projekten
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Daniel Reinold
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67 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 05/ 2022 10.24053/ PM-2022-0106 Über Komplexität und das Korsett Visualisierung Facilitation und Gamification in Projekten Daniel Reinold Sie müssen in Ihrem Berufsalltag Informationen vermitteln und klar kommunizieren? Sie suchen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen nach neuen Optionen, Produkt- oder Dienstleistungsideen? Wie Sie sicher tagtäglich feststellen, wird dies stetig schwieriger, da unser Umfeld immer komplexer wird. Wir müssen in weltweit verteilten Teams arbeiten. Darüber hinaus werden wir auch noch von Prozessen und Vorgaben in enge Korsette gepresst. Freiheit oder das Lockern des Korsetts führt mancherorts zu Überforderung. Bietet ein Korsett denn nicht auch Halt bzw. Struktur für unseren Arbeitsalltag? So mischt sich (altbewährte) Struktur mit offenen Arbeitsmodellen. Das gilt auch für Vorgehensmodelle, die stetig an den aktuellen Zeitgeist angepasst werden. Stetig versuchen wir, mit den Veränderungen Schritt zu halten-- diese „artgerecht“ zu beschreiben. So kommt es zu kilometerlang erscheinenden Konzepten. Wir bestehen auf leider mehr oder weniger nutzlose Besprechungsprotokolle oder tanzen einem punktuell interessierten Publikum mithilfe einer uniform gestalteten Präsentation dem letzten Stand des aktuellen Projektes vor. Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen den ein oder anderen Anreiz geben, mit etwas Mut und Ihrer Individualität aus diesem Korsett auszubrechen und etwas auszuprobieren. Visuelles Denken Es geht um das „Visuelle Denken“. Dabei handelt es sich nicht um eine spezielle Lehre oder gar eine spirituelle Handlung, sondern um eine Technik, die sehr wahrscheinlich jede: r von uns kennt und doch selten anwendet. Visuelles Denken ist Denken mit dem Stift-- oder Kreide-- gerne auch Haftnotizen. Manche wenden das visuelle Denken auch in Form von Rollenspielen an. Für alles gibt es einen geeigneten Anwendungsfall. Diese Technik erlaubt es uns, Kommunikation emotional und zielgerecht zu gestalten, indem wir die menschliche Vorstellungskraft adäquat adressieren. Egal ob Moderation, Dokumentation, Problemlösung oder Ideenfindung visuelles Denken hilft uns bei all diesen Disziplinen in unserem beruflichen Alltag. Mit dem ersten Bild haben Sie bereits ein Beispiel gesehen, wie visuelles Denken eingesetzt werden kann. Einzeln gut erklär- oder recherchierbare Begriffe werden im Gesamtzusammenspiel dargestellt und unabhängig von ihrem konkreten Einsatz in Beziehung gesetzt. So entsteht ein kompliziert wirkendes Bild. Würden wir unser jeweils individuelles Bild zeichnen und in die Zukunft mit neuen Bildelementen anreichern, würden wir eine äußerst komplexe Kollage zusammenstellen können. Abbildung 1: (Botta, Visual Braindump) Auch bei umfassendem Verständnis einzelner Inhalte ist es schwer, die Übersicht zu behalten PM Forum Leipzig | Visualisierung Facilitation und Gamification in Projekten 68 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 33. Jahrgang · 05/ 2022 10.24053/ PM-2022-0106 Ein weiteres Beispiel zeigt eine andere Einsatzmöglichkeit: Das Protokoll oder vielmehr ein Deckblatt zum weiteren Austausch oder Studieren der Inhalte. Das Ziel des Bildes ist es, Inhalt schnell und unkompliziert zu vermitteln. Die Farbe gibt die verbundene Emotion wieder und soll anregen, die Inhalte nicht nur schnell, sondern auch „gerne“ zu überblicken. Wie im ersten Bild dienen die Bildmetaphern dem Transport der Inhalte. Entweder erleichtern sie das Lesen des Bildes, bieten einen Haltepunkt zur weiteren Orientierung oder regen zum Nachdenken oder sogar zur Diskussion an. Aber: Sind diese „Malereien“ denn nachhaltig oder nur vorübergehend „nett anzuschauen“? Haben Sie schon einmal vom Picture Superiority Effekt gehört? Der Picture Superiority Effekt Der Picture Superiority Effekt besagt, dass ein Mensch bei Informationen in reiner Textform sich nach drei Tagen noch etwa 10 % der Gesamtinformation merken kann. Bei Informationen, die aus Bildern und Text bestehen, können wir uns nach drei Tagen bis zu 65 % merken. Die ergänzenden Bilder nehmen wir hier besonders schnell auf. Die Verbindung Text-Bild nutzt im übertragenen Sinn einen breiteren Kanal in unser Gehirn. Verglichen mit einem schmalen Kanal, den wir nur mit viel Übung oder einem grundsätzlichen Talent beschleunigen können. Die Vorteile der visuellen Sprache kurz zusammengefasst • Durch die visuelle Sprache trainieren wir unser Gehirn und können uns Sachverhalte leichter merken. • Visuelle Sprache hilft uns, besseres Verständnis für neue Themen zu erlangen. Versehen Sie in Zukunft Ihre Notizen mit Bildern und Sie werden sehen, dass sie komplexe Themen leichter erschließen und somit auch leichter lernen. • Visuelles Denken steigert die Performance beim Arbeiten in der Gruppe. Der Einsatz von visuellen Techniken erhöht das Verständnis in Gruppen, fördert den Austausch und die Interaktion unter den Teilnehmenden. • Abschließend ein persönlicher Punkt: Wie Sie an den Bildern vielleicht erkennen konnten: Visualisierung macht auch jede Menge Spaß. Abbildung 2: (Reinold, Visual Braindump) Mit dem Stift durch Information führen-- ein Ausschnitt eines visuellen Protokolls Visuelles Denken-- mit der richtigen Methodenwahl als Facilitator PM Forum Leipzig | Visualisierung Facilitation und Gamification in Projekten Dieter Brendt, Olaf Mackowiak Führung in der Technik 1., Auflage 2021, 177 Seiten €[D] 34,90 ISBN 978-3-8169-3467-7 eISBN 978-3-8169-8467-2 Mitarbeitende zielgerichtet und effektiv führen zu können, ist ein Schlüssel für nachhaltigen Unternehmenserfolg. In diesem Buch werden den Leser: innen durch die direkte Ansprache und die Praxisbeispiele von Kolleg: innen in vergleichbaren Situationen Denkanstöße und Tipps geboten, um ihren Führungsstil zu analysieren und darauf aufbauend zu optimieren. Es werden bewährte Maßnahmen und Techniken zur effizienten Gestaltung und Beherrschung der vielfältigen Anforderungen im sich schnell verändernden technischen wie gesellschaftlichen Umfeld vorgeschlagen, die praxisgerecht im Führungsalltag eingesetzt werden können. Anzeige Facilitation Mit einem klaren Fokus auf das Ziel der Gruppe oder Unternehmung nutzen Facilitators das visuelle Denken durch die Methodenwahl. Geeignete Methoden mit visuellen Elementen unterstützen die Prozessperspektive im Lern-, Kreativ- oder Lösungsprozess, die die Facilitation so besonders macht. Als Facilitator möchte ich den Prozess so effizient und effektiv halten, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Dabei werden die Methoden so ausgewählt, dass sie das Ziel unterstützen. Sei es für einen experimentellen Korridor des „Probierens“ oder Testens oder die zielgerichtete Arbeit für Veränderungsprozesse. Gamification Mit Gamification spitzen wir den Fokus des Facilitators auf das Ziel der Gruppe in Verbindung mit der Prozessperspektive noch weiter zu. Statt spezifische Methoden anzuwenden, rücken wir in einen geschützten Raum-- das Spiel. Das Spiel simuliert in Gamification eine reale oder fiktive Situation. Das geschieht so, dass wir in diesem Spiel Dinge ausprobieren können, die in unserem Berufsalltag zeitaufwändig, teuer oder risikobehaftet sind- - natürlich unter absolut idealen oder laborhaften Bedingungen. Eine praktische Anwendung kennen Sie vielleicht aus Test- oder Produktlabors. Vielleicht auch in entsprechenden Projektphasen. Modelle, Rollenspiele und Trainings seien hier explizit genannt. Als Facilitator wählen wir das Spiel und steuern den Spielprozess. Wir überblicken Spielregeln, sorgen für eine entsprechende Atmosphäre, leiten an und wenden über das Spiel die Techniken des visuellen Denkens an. Christian Botta war 15 Jahre als Projektmanager und Führungskraft in der IT beschäftigt, bevor er 2015 die Firma Visual Braindump mit seinem Co-Referenten gründete. Die Idee: die Themen Visualisierung und Management zusammenbringen. Heute ist er als Trainer, Moderator & Coach für bessere Projekte, Design Thinking und visuelles Denken unterwegs-- sowohl in Präsenztrainings als auch in Videotrainings bei LinkedIn. www.visual-braindump.de ideas@visual-braindump.de Daniel Reinold ist Experte für die Einführung und Optimierung agiler Frameworks und Ansätze. Zu seinen Kernthemen gehören ebenfalls systemisches Coaching mit dem speziellen Format des Visuellen Business Coachings. Mit über zehn Jahren Erfahrung im Bereich der Projekt- und Teamleitung gründete Daniel Reinold 2015 gemeinsam mit Christian Botta die Firma Visual Braindump. www.visual-braindump.de ideas@visual-braindump.de