PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2023-0036
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Der Zukunftskongress Staat & Verwaltung 2023 – Interview mit Prof. Dr. Silke Schönert
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Vom 19. - 21.06.2023 wird der 10. Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin stattfinden – mit der GPM als Hauptpartnerin. Prof. Dr. Silke Schönert wird für die GPM als Speakerin auftreten und zu aktuellen Trends im Projektmanagement sprechen. Diese reichen von der zunehmenden Projektorientierung in Unternehmen, über hybrides Projektmanagement bis hin zum Projektmarketing und Storytelling. Im Interview sprechen wir mit Prof. Dr. Schönert über ihren persönlichen Bezug zum Projektmanagement und ihre Sichtweisen auf die aktuellen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung.
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71 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 34. Jahrgang · 02/ 2023 DOI 10.24053/ PM-2023-0036 Der Zukunftskongress Staat & Verwaltung 2023-- Interview mit Prof. Dr. Silke Schönert Maximilian Hahn Vom 19. - 21. 06. 2023 wird der 10.Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin stattfinden-- mit der GPM als Hauptpartnerin. Prof. Dr. Silke Schönert wird für die GPM als Speakerin auftreten und zu aktuellen Trends im Projektmanagement sprechen. Diese reichen von der zunehmenden Projektorientierung in Unternehmen, über hybrides Projektmanagement bis hin zum Projektmarketing und Storytelling. Im Interview sprechen wir mit Prof. Dr. Schönert über ihren persönlichen Bezug zum Projektmanagement und ihre Sichtweisen auf die aktuellen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung. Zu Beginn möchte ich Ihnen eine persönlichere Frage stellen, die sicherlich auch die Leserinnen und Leser interessiert: Wann sind Sie in Ihrem persönlichen Werdegang das erste Mal mit Projektmanagement in Berührung gekommen? Und wie hat Sie dies geprägt? Ich erinnere mich hier noch sehr genau an einen konkreten Moment. Damals studierte ich Informatik und war mir nicht sicher, wofür ich viele abstrakte Dinge lernte. Als ich meine erste Vorlesung zu Projektmanagement besuchte, wurde mir klar, dass Projektmanagement der Missing Link zwischen Problemen auf der einen Seite und Problemlösungen auf der anderen Seite ist. Projektmanagement-Know-how ermöglicht es, systematisch und geordnet zu einer wirksamen Lösung zu gelangen. Projektmanagement hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Ich richtete mein gesamtes Studium darauf aus und schrieb letztendlich auch meine Dissertation über das Thema „Information und Kommunikation in multizentrischen Projekten“. Ein weiterer sehr prägender Punkt war die Zertifizierung bei der GPM nach dem IPMA Level A zum Certified Project Director, die mir alle Facetten des Projektmanagements nahegebracht hat. Im Anschluss arbeitete ich in der beruflichen Praxis in unterschiedlichen Branchen und an zahlreichen Projekten und kam schlussendlich zur Professur für Projektmanagement an die RFH Köln. Sie erwähnten gerade, dass das Thema Projektmanagement während Ihrer Studienzeit äußerst relevant wurde. Inzwischen gehört projektorientiertes Arbeiten bei vielen Studiengängen und Karrierepfaden zum Standard- Repertoire. Gleichzeitig sehen wir auf staatlicher Seite immer noch Großprojekte, die nicht immer optimal verlaufen und teilweise mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Worin sehen Sie die Gründe für diese Problematik? Gibt es in der öffentlichen Verwaltung kein ausreichendes Verständnis für Projektmanagement? Um es vorwegzunehmen: Projektmanagement ist eine absolute Notwendigkeit, um große Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Wichtig ist hier ein systematisches Vorgehen. Projektmanagement liefert eine Basis dafür, zu Beginn eines Projekts sämtliche Eventualitäten in die Planung mit einzubeziehen, sodass bestimmte Risiken nicht unvorhergesehen eintreten. Im Wesentlichen sehe ich hier drei Faktoren, die bei öffentlichen Projekten zu Problemen im Projektverlauf führen können: 1) Projekte werden häufig aus politischen Gründen zu schnell gestartet, ohne vorhergehend eine systematische Projektmanagement-Planung aufzustellen. 2) Rollen werden unklar definiert bzw. politisch motiviert besetzt, sodass die fachliche Eignung nicht immer im Vordergrund steht. 3) Es fehlt in Teilen ein Verständnis für den Unterschied zwischen Projekt- und Programmmanagement. Häufig handelt es sich in der öffentlichen Verwaltung um Programme und nicht um Projekte, hier werden also ganz andere Methoden und Kompetenzen erforderlich. Sie haben die These aufgestellt, dass man mit systematischen Multiprojektmanagement in Deutschland beim Thema Digitalisierung an die führenden Nationen anschließen könnte. Nun dürfte dies einige überraschen-- Wie stellen Sie sich dies im Konkreten vor? Natürlich gibt es hier keine allgemeingültige Formel, jedoch möchte ich hier auf einige Punkte verweisen. Zuallererst soll- Wissen | Der Zukunftskongress 72 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 34. Jahrgang · 02/ 2023 DOI 10.24053/ PM-2023-0036 ten wir genau untersuchen, ob das negative Bild, welches wir von der Digitalisierung in Deutschland haben, tatsächlich auch so der Realität entspricht. Im Kontext der öffentlichen Verwaltung komme ich häufig mit vielen erfolgreichen Digitalisierungsprojekten und engagierten Mitarbeitenden in Berührung, die mir etwas leidtun, da die öffentliche Meinung ja oft sehr negativ ist und dies teils unberechtigt. Im Kontext der Problemstellungen im Bereich der Digitalisierung sehe ich insgesamt das Problem eines bruchstückhaften Vorgehens. Es fehlt in vielen Bereichen an einer gemeinsam koordinierenden Klammer- - sowohl auf gesamtpolitischer Ebene als auch in einzelnen Organisationen selbst. Man muss hier aus einzelnen Vorhaben hin zu einem Denken in Projekten und Programmen. Man braucht hier ein standardisiertes Projekt- und Programmmanagement-- wenn der Rahmen erst einmal gesetzt ist, lässt es sich besser auf die konkreten Inhalte fokussieren. Der 10. Zukunftskongress Staat & Verwaltung wird in diesem Jahr auch wieder die relevantesten Themen im Kontext Digitalisierung und Verwaltung in den Fokus nehmen. Worauf freuen Sie sich am meisten beim Zukunftskongress? Ich freue mich natürlich sehr auf die neuen Inspirationen, die ich vom Zukunftskongress mitnehmen werde. Einerseits sind es die einzelnen Programmpunkte, die ein großes Spektrum abdecken und spürbaren inhaltlichen Mehrwert bieten. Jedoch freue ich mich ebenso sehr auf die Gespräche, die man mit bekannten oder neuen, interessanten Menschen führen wird. Letztendlich befinden wir uns dort alle auf einem gemeinsamen Weg die Verwaltung innovativer zu gestalten- - dies ist eine große gemeinsame Mission mit sehr verschiedenen Facetten. Jetzt online lesen in unserer neuen eLibrary www.pmaktuell.de Der Online-Zugriff ist in den Leistungen für GPM Mitglieder inbegriffen. Noch kein GPM Mitglied? Schreiben Sie uns unter mitglieder@gpm-ipma.de. Herausgeber: GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Unter Mitwirkung von: spm - Swiss Project Management Association und Projekt Management Austria P R OJ E K T M A N A G E M E N T A K T U E L L Anzeige