PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2023-0077
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Make it Circular
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Uwe Horstmann
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58 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 34. Jahrgang · 04/ 2023 DOI 10.24053/ PM-2023-0077 Zirkuläre Geschäftsmodelle kennenlernen und im eigenen Unternehmen spielerisch entdecken. Make it Circular Uwe Horstmann Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem Strategiethema bei allen Unternehmen. Die Zeit, einen Nachhaltigkeitsbeauftragten zu benennen und damit das Thema in eine Stabsstelle zu delegieren, scheint endgültig vorbei. Die Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit ändern sich nicht zuletzt durch das Lieferketten-Sorgfaltspflichtgesetz (LkSG) dramatisch. [1] Sind aktuell etwa 500 Unternehmen in Deutschland berichtspflichtig, werden es in Kürze bereits mehr als 15.000 Unternehmen sein. Es ist unschwer vorher zu sagen, dass dann auch noch kleinere Firmen in ihrer Rolle als Zulieferer aussagefähig zur Nachhaltigkeit sein müssen. Es ist also prinzipiell jedem Unternehmen zu empfehlen, sich mit den Themen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen und das eigene Geschäftsmodell in dieser Beziehung auf den Prüfstand zu stellen. Von der CEID (Circular Economy Initiative) wurden 22 Geschäftsmodellmuster mit 43 Geschäftsmodellvarianten entwickelt, die Nachhaltigkeit beinhalten. [2] Damit Unternehmen, die keine eigene Strategieabteilung besitzen, sich über die eigene Position und über Möglichkeiten der Anpassung ihrer Strategie mehr Klarheit verschaffen können, wurde in einem Projekt, dass von Dr. Susanne Kadner von acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und Rebecca Tauer vom WWF geleitet wurde, im Rahmen der Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) von November 2021 bis Januar 2023 ein Planspiel entwickelt. Dieses Projekt wurde durch die Bundesstiftung Umwelt DBU gefördert. Uwe Horstmann, Birgit Körschner und Lucia Körschner hatten während des PM Forums 2023 in Köln die Gelegenheit das Planspiel vor zu stellen. Es trägt den Titel „Make it Circular“. [3] Das Planspiel zielt darauf, möglichst viele deutsche Unternehmen dazu zu bewegen, sich mit der Circular Economy auseinander zu setzen und eigene zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit der Hilfe des Strategiespiels sollen Unternehmen sich selbständig über zirkuläre Geschäftsmodelle informieren, ihr bisheriges Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen und möglichst zirkuläre Lösungen für ihr Unternehmen entwickeln. Das Strategiespiel steht allen Unternehmen im freien Download zur Verfügung und wird mit einer Gruppengröße von fünf-- acht Personen gespielt. Die Spielmaterialien sind: • Ein Folienset zur Einführung in das Thema Kreislaufwirtschaft • 106 Spielkarten in fünf Kategorien • Eine Spielanleitung • Ein Spielfeld • Begleitende Unterlagen • Ein Moderationsleitfaden Das Konzept des Workshops besteht aus fünf Modulen. Die Vorbereitung sollte man mit etwa zwei Tagen veranschlagen und die Durchführung aller fünf Module mit 1,5 bis zwei Tagen. Beim PM-Forum konnten die Module 1 und 2, die ein Kennenlernen des Planspiels und des Themas beinhalten, durchgespielt werden. Hierbei wird als Beispiel ein Hersteller von Fernsehgeräten angenommen. Es gibt fünf Spielkarten-Kategorien: Von den insgesamt neun Runden werden im Modul 2 die ersten sieben Runden durchgespielt. Im Zuge des Planspiels und bei der Einführung wurde intensiv über die Abfallhierarchie und das damit verbunden 9 R Framework nach Kirchner diskutiert: [4] R0 Refuse: Der Produktnutzen kann auch anderweitig erfüllt werden. R1 Rethink: Die Nutzungsintensität eines Produktes wird erhöht. R2 Reduce: Weniger Materialeinsatz für gleiche Nutzenerzeugung R3 Reuse: Unverändert am Dritte verkaufen R4 Repair: Wieder nutzbar machen R5 Refurbish: Reparieren und in den aktuellen Technikstand versetzen R6 Remanufacture: Noch intakte Teile in neue Produkte integrieren Wissen | Make it Circular 59 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 34. Jahrgang · 04/ 2023 DOI 10.24053/ PM-2023-0077 R7 Repurpose: Produktkomponenten in völlig anderes Produkt einbauen. Neuer Nutzen R8 Recycle: „Downcycling“ hoher Rezyklatanteil-= Messwert R9 Recover: Müllverbrennung (nicht mehr zirkuläre Wertschöpfung) Eine weitere wichtige Erkenntnis war die Bedeutung des Servicegrades für die Nachhaltigkeit. Das Beispiel des Fernsehgeräteherstellers diente zur Veranschaulichung: Das einstimmige Feedback der Teilnehmenden war sehr positiv. Die Grundlagen der Kreislaufwirtschaft konnten erkannt werden, die Methodik des Planspiels war sauber und nachvollziehbar. Ein absolut wichtiger Ansatz des Planspiels ist die Empfehlung zu einer partizipativen Durchführung. Teilnehmende aus allen betroffenen Bereichen und Hierarchieebenen sollten eingebunden werden. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass Nachhaltigkeit und damit die Beurteilung zirkulärer Geschäftsmodelle zum grundlegenden Strategiethema werden muss. Literatur [1] https: / / www.bmas.de/ DE/ Service/ Gesetze-und-Gesetzesvorhaben/ Gesetz-Unternehmerische-Sorgfaltspflichten- Lieferketten/ gesetz-unternehmerische-sorgfaltspflichten-lieferketten.html (Stand: 8. 08. 2023) [2] https: / / www.acatech.de / publikation / zirkulaere-geschaeftsmodelle-barrieren-ueberwinden-potenziale-freisetzen/ (Stand: 8. 08. 2023) [3] https: / / www.circular-economy-initiative.de / make-it-circular-zirkulaere-geschaeftsmodelle-im-unternehmen-spielerisch-kennenlernen (Stand: 8. 08. 2023) [ 4 ] h t t p s : / / w w w. u m w e l t b u n d e s a m t . d e / s i t e s / d e fault / files / medien / 1410 / publikationen / 2020_10_23_ leitlinie_kreislaufwirtschaft_englisch_bf.pdf (Stand: 8. 08. 2023)