eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 35/1

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2024-0008
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2024
351 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI)?

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Christian Bernert
Nutzen und Bedeutung einer Start-up-Förderung für die KI-Anwendung in der Projektwirtschaft. Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren die globale Wirtschaft und insbesondere die Start-up-Welt revolutioniert. KI-Technologien bieten nicht nur innovative Lösungen für komplexe Probleme, sondern eröffnen auch neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte. Für Start-ups ist dies eine beispiellose Chance zur Differenzierung vom Wettbewerb und zur Erschließung neuer Wertschöpfungsketten durch den Einsatz von KI. Ein Blick auf das Silicon Valley, das weltweit als Mekka der Technologie- und Start-up-Szene gilt, zeigt, wie KI-Start-ups durch ein Ökosystem aus Kapital, Talenten und Innovationskultur gefördert werden. Die Region ist bekannt für ihre Pionierarbeit in der Technologiebranche. Sie hat zahlreiche erfolgreiche KI-Unternehmen hervorgebracht, die von einer einzigartigen Kombination aus Risikokapital, Expertise und unterstützender Infrastruktur profitieren. Im Vergleich dazu steht Deutschland vor der Herausforderung, ein ähnlich dynamisches und unterstützendes Umfeld für KI-Start-ups zu schaffen, denn unser Land verfügt über eine starke technologische und wirtschaftliche Basis. Ziel dieses Artikels ist es, zu untersuchen, wie Deutschland seine Start-up-Landschaft umgestalten und KI-Unternehmen ähnlich effektiv unterstützen kann wie das Silicon Valley. Durch die Analyse der Erfolgsfaktoren des Silicon Valley und der aktuellen Situation in Deutschland werden Wege aufgezeigt, wie die Unterstützung deutscher KI-Start-ups ähnlich erfolgreich werden kann.
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36 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 01/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0008 Chancen für KI-Start-ups in der Projektwirtschaft Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI)? Christian Bernert Für eilige Leser | Nutzen und Bedeutung einer Start-up-Förderung für die KI-Anwendung in der Projektwirtschaft. Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren die globale Wirtschaft und insbesondere die Start-up-Welt revolutioniert. KI-Technologien bieten nicht nur innovative Lösungen für komplexe Probleme, sondern eröffnen auch neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte. Für Start-ups ist dies eine beispiellose Chance zur Differenzierung vom Wettbewerb und zur Erschließung neuer Wertschöpfungsketten durch den Einsatz von KI. Ein Blick auf das Silicon Valley, das weltweit als Mekka der Technologie- und Start-up-Szene gilt, zeigt, wie KI-Start-ups durch ein Ökosystem aus Kapital, Talenten und Innovationskultur gefördert werden. Die Region ist bekannt für ihre Pionierarbeit in der Technologiebranche. Sie hat zahlreiche erfolgreiche KI-Unternehmen hervorgebracht, die von einer einzigartigen Kombination aus Risikokapital, Expertise und unterstützender Infrastruktur profitieren. Im Vergleich dazu steht Deutschland vor der Herausforderung, ein ähnlich dynamisches und unterstützendes Umfeld für KI-Start-ups zu schaffen, denn unser Land verfügt über eine starke technologische und wirtschaftliche Basis. Ziel dieses Artikels ist es, zu untersuchen, wie Deutschland seine Start-up-Landschaft umgestalten und KI-Unternehmen ähnlich effektiv unterstützen kann wie das Silicon Valley. Durch die Analyse der Erfolgsfaktoren des Silicon Valley und der aktuellen Situation in Deutschland werden Wege aufgezeigt, wie die Unterstützung deutscher KI-Start-ups ähnlich erfolgreich werden kann. Schlagwörter | Start-up, Silicon-Valley, Risikokapital, KI-Förderung, Inkubator-Programme, KI-Netzwerke, KI-Labor, KI- Lernwerkstatt Silicon Valley als Vorbild Silicon Valley hat sich seit den 1950er Jahren als globales Zentrum für Hightech-Industrie und Softwareentwicklung etabliert und gilt als Synonym für technologische Innovation und Unternehmertum. Ursprünglich geprägt durch führende Universitäten wie Stanford und die Nähe großer Technologieunternehmen, wurde das Tal schnell zum Hotspot talentierter Ingenieure und visionärer Unternehmer. Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg des Silicon Valley ist der Kapitalzugang. Risikokapitalgeber und Angel-Investoren, die nicht nur Kapital, sondern auch wertvolle Beratung und Netzwerke zur Verfügung stellen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung innovativer Start-ups. Diese reichhaltige Finanzierungslandschaft ermöglicht den Start-ups ein schnelles Wachstum und die Umsetzung ihrer innovativen Ideen. Ein weiterer Faktor ist der Talentpool. Die vielfältigen Möglichkeiten, finanzielle Anreize und die Kultur der Zusammenarbeit im Silicon Valley ziehen hochqualifizierte Fachkräfte Wissen | Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)? 37 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 01/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0008 aus der ganzen Welt an. Diese Konzentration von Talenten schafft ein Umfeld, in dem Wissen und Ideen frei fließen. Das wiederum fördert Innovationen. Die Innovationskultur im Silicon Valley ist einzigartig und von einer Mentalität geprägt, die darauf abzielt, sich selbst zu übertreffen. Eine Mentalität des "Scheiterns als Lernprozess" und eine Offenheit für neue Ideen prägen diese Kultur. Diese Kultur ermutigt Unternehmer, Risiken einzugehen und kreative Lösungen zu entwickeln. Dies führt zu bahnbrechenden technologischen Fortschritten. Einige der erfolgreichsten Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz haben ihre Wurzeln im Silicon Valley. Beispiele für Start-ups, die in diesem einzigartigen Umfeld gedeihen, sind Unternehmen wie OpenAI, bekannt für bahnbrechende Entwicklungen in der KI-Forschung, oder Waymo, führend in der Technologie für autonome Fahrzeuge. Diese Unternehmen profitieren nicht nur von der finanziellen Unterstützung, sondern auch von der Atmosphäre der Zusammenarbeit und der Förderung von Innovationen, die das Silicon Valley zu bieten hat. Das Silicon Valley dient daher als leuchtendes Beispiel dafür, wie ein unterstützendes Ökosystem dazu beitragen kann, dass Start-ups auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz zum Erfolg geführt werden können. Das Silicon Valley bietet wertvolle Einblicke und Inspiration für andere Regionen, die ähnliche Erfolge in diesem Bereich erzielen wollen. Status quo der Gründungsförderung in Deutschland In Deutschland, einem Land, das für seine technologische Stärke und Innovationskraft bekannt ist, hat die Förderung von KI-Start-ups in der Projektwirtschaft gerade erst begonnen. KI-Start-ups stehen vor besonderen Herausforderungen und Chancen, trotz einer starken industriellen Basis und einer fortschrittlichen und breiten Forschungslandschaft. Eine Kombination aus staatlichen Initiativen, privaten Investitionen und akademischen Partnerschaften prägt die aktuelle Förderlandschaft für KI-Start-ups in Deutschland. Staatliche Programme wie der "Innovationswettbewerb KI" und die "Strategie Künstliche Intelligenz" der Bundesregierung haben die Förderung der Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien zum Ziel. Allerdings ist der Zugang zu Risikokapital im Vergleich zum Silicon Valley nach wie vor begrenzt. Dies erschwert das Wachstum und die Skalierung von KI-Start-ups. Die Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte ist eine der größten Herausforderungen für deutsche KI-Startups. Die Forschung in Deutschland ist exzellent. Es fehlt jedoch häufig an der notwendigen Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um diese Innovationen kommerziell zu verwerten. Zudem ist die Bereitschaft, in risikoreiche, innovative Projekte zu investieren, geringer ausgeprägt als in den USA. Gleichzeitig bietet Deutschland einzigartige Chancen für KI-Start-ups. Dies gilt insbesondere für Branchen wie die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Gesundheitswirtschaft. In diesen Branchen gibt es eine große Menge an Daten und Anwendungsfällen für KI-Lösungen. Darüber hinaus fördert die starke industrielle Basis des Landes die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups, was zu innovativen Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz führen kann. Verglichen mit dem Silicon Valley, wo es eine ausgeprägte Venture Capital- und Innovationskultur gibt, fehlt in Deutschland eine ähnlich dynamische und risikobereite Start-up-Kultur. Dies spiegelt sich in einer geringeren Anzahl von Startups im Bereich der KI und einer langsameren Wachstumsrate wider. Zur Entfaltung des vollen Potenzials von KI in der Projektwirtschaft bedarf es in Deutschland einer stärkeren Vernetzung von Forschung, Wirtschaft und Kapitalgebern sowie einer Kultur der Förderung und Wertschätzung von Innovation und unternehmerischem Risiko in der Gesellschaft. Eckpunkte für die Förderung von KI-Start-ups Um KI-Start-ups in der Projektwirtschaft zu unterstützen, müssen verschiedene Schlüsselelemente zusammenwirken, die für den Erfolg in diesem dynamischen und anspruchsvollen Feld entscheidend sind. Netzwerke und Mentoring: Starke Netzwerke aufzubauen, ist für KI-Start-ups unerlässlich. Diese Netzwerke bieten nicht nur Zugang zu potenziellen Kunden und Partnern. Sie ermöglichen auch den Zugang zu wertvollem Wissen und Erfahrungen. Das Mentoring, das von erfahrenen Unternehmern und Fachleuten angeboten wird, kann den jungen Unternehmen dabei helfen, häufige Fallstricke zu vermeiden und ihre Geschäftsstrategien zu verfeinern. In Ländern wie den USA und Israel unterstützen zahlreiche Accelerator- und Inkubator-Programme Start-ups durch intensives Coaching und Vernetzung mit Branchenexperten. Dies führt zu einer höheren Erfolgsquote. Investitionen und Finanzierung: Entscheidend für die Entwicklung und Skalierung von KI-Start-ups ist die Verfügbarkeit von Kapital. In Regionen wie dem Silicon Valley ermöglicht der große Pool an Risikokapitalgebern und Angel-Investoren Start-ups eine schnelle Umsetzung ihrer innovativen Ideen. In Deutschland sind ähnliche Strukturen im Aufbau. Allerdings ist die Risikobereitschaft der Investoren oft geringer. Die Schaffung attraktiverer Rahmenbedingungen für KI-Start-ups könnte eine wesentliche Stärkung dieses Sektors sein. Forschung und Entwicklung fördern: Für die Entwicklung fortschrittlicher KI-Technologien ist eine enge Verzahnung von akademischer Forschung und Start-up-Welt unerlässlich. Deutschland verfügt bereits über eine exzellente Forschungslandschaft, es fehlen jedoch häufig Mechanismen zur Umsetzung von Forschungsergebnissen in kommerzielle Anwendungen. Förderprogramme, die eine engere Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft unterstützen, könnten dazu beitragen, diesen Transfer zu beschleunigen. Erfolgreiche Fördermodelle aus anderen Ländern: Ein Blick auf Beispiele aus dem Ausland kann hier wertvolle Erkenntnisse liefern. In Israel, das oft als "Start-up-Nation" bezeichnet wird, hat eine enge Zusammenarbeit zwischen der Regierung, dem Militär und der Privatwirtschaft ein fruchtbares Umfeld für Start-ups im Bereich KI geschaffen. Singapur wiederum hat eine führende Rolle bei der Entwicklung der KI übernommen, dank staatlicher Initiativen und Investitionen in Bildung und Forschung. Diese Modelle zeigen, dass eine Kombination aus staatlicher Unterstützung, privaten Investitionen und einer starken Bildungs- und Forschungsinfrastruktur von entscheidender Bedeutung für den Erfolg von Start-ups im Be- Wissen | Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)? 38 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 01/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0008 reich der künstlichen Intelligenz ist. Wie das Kieler Institut für Wirtschaft bereits 2021 schrieb, hat China in seinem 14. Fünfjahresplan angekündigt, die Grundlagenforschung zu stärken und verstärkt grundlegende Innovationen zu in den Schlüssel- und Kerntechnologien, unter anderem auch der künstlichen Intelligenz zu tätigen. Insgesamt wird deutlich, dass die Unterstützung von KI- Start-ups in der Projektwirtschaft ein vielschichtiges Unterfangen ist. Es erfordert eine Kombination aus Netzwerken, Finanzierung, Forschungsförderung und erfolgreichen internationalen Modellen. Durch die Integration dieser Elemente ist Deutschland in der Lage, ein Ökosystem zu schaffen, das KI-Start-ups effektiv unterstützt und fördert. Fallstudien: Deutscher KI-Start-ups Deutschland hat in den letzten Jahren einige beeindruckende KI-Start-ups hervorgebracht, die ansatzweise von den in diesem Artikel diskutierten Unterstützungsmethoden profitiert haben. Diese Fallstudien zeigen, wie verschiedene Elemente wie Netzwerke, Investitionen und Forschungskooperationen zum Erfolg beitragen. DeepL: Eines der bekanntesten Beispiele ist DeepL, ein Unternehmen, das sich auf maschinelle Übersetzung spezialisiert hat. Ursprünglich als Teil von Linguee gegründet, hat sich DeepL dank seiner fortschrittlichen KI-Algorithmen schnell einen Namen gemacht. Die Übersetzungen von DeepL werden oft als genauer und natürlicher als die der Konkurrenz angesehen. Dieser Erfolg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass DeepL über ein starkes Netzwerk verfügt und von erfahrenen Unternehmern und Technologieexperten beraten und unterstützt wird. Durch die enge Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen konnte DeepL auf dem neuesten Stand der KI-Forschung bleiben und innovative Lösungen entwickeln. Ada Health: Ein weiteres herausragendes Beispiel ist Ada Health, ein Berliner Startup, das eine KI-basierte Gesundheits- App entwickelt hat. Die App ermöglicht es Nutzern, Symptome einzugeben und erhält daraufhin eine Einschätzung möglicher Gesundheitsprobleme. Ada Health profitierte von einer Kombination aus privaten Investitionen und staatlicher Förderung. Die App wurde in Zusammenarbeit mit medizinischen Experten entwickelt. Dabei wurden strenge Datenschutzrichtlinien eingehalten. Ada Health zeigt, wie KI-Start-ups innovative Gesundheitslösungen schaffen können, die auch die Rahmenbedingungen der DSGVO konsequent einhalten. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gefördert. Celonis: Ein weiteres beeindruckendes Beispiel ist Celonis, ein Münchner Startup, das sich auf Process Mining spezialisiert hat. Celonis nutzt KI, um Geschäftsprozesse zu analysieren und zu optimieren. Profitieren konnte das Unternehmen dabei von einem starken Netzwerk in der deutschen Industrielandschaft, wodurch ein schnelles Wachstum möglich wurde. Celonis hat seine Technologie weiterentwickelt und ist durch Investitionen von Risikokapitalgebern und die enge Zusammenarbeit mit Großunternehmen zum Weltmarktführer in seinem Bereich geworden. Artisense: Artisense, ein Start-up-Unternehmen im Bereich der Technologie für autonome Fahrzeuge, ist ein weiteres Beispiel für den Erfolg deutscher Start-ups im Bereich KI. Das Unternehmen arbeitet bei der Entwicklung seiner KI-basierten Lösungen für autonomes Fahren eng mit Automobilherstellern zusammen und profitiert von der starken Automobilindustrie in Deutschland. Durch diese Zusammenarbeit konnte Artisense nicht nur seine Technologie verbessern, sondern auch wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse der Industrie gewinnen. Diese Fallstudien zeigen, wie verschiedene Faktoren zum Erfolg von Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz in Deutschland beitragen. DeepL und Ada Health illustrieren die Bedeutung von Netzwerken und Forschungskooperationen, während Celonis und Artisense zeigen, wie wichtig Investitionen und die Zusammenarbeit mit etablierten Industrien sind. Jedes dieser Unternehmen hat von einem spezifischen Aspekt des deutschen Gründerökosystems profitiert, sei es durch staatliche Förderung, private Investitionen oder die starke industrielle Basis des Landes. Insgesamt veranschaulichen diese Fallstudien das Potenzial der KI-Technologie in Deutschland und wie die im Artikel diskutierten Methoden zum Erfolg von Startups beitragen können. Sie zeigen, dass ein vielschichtiges Unterstützungssystem aus Netzwerken, Finanzierung und Forschungsförderung entscheidend für die Entwicklung erfolgreicher KI-Startups ist. Konkrete Schritte zur Verbesserung Um die Unterstützung von KI-Start-ups in Deutschland zu verbessern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Diese betreffen sowohl die politischen Rahmenbedingungen als auch die Infrastruktur für Innovationen und Kooperationen. Politische Rahmenbedingungen: Die Schaffung eines förderlichen politischen Umfelds ist von zentraler Bedeutung für das Wachstum von Start-ups im Bereich KI. Dies umfasst die Anpassung von Gesetzen und Vorschriften zur Erleichterung von Innovationen bei gleichzeitiger Gewährleistung ethischer Standards und Sicherheitsstandards. Eine wichtige Maßnahme wäre die Vereinfachung der Verfahren für die Gründung und Finanzierung von Start-ups zur Erleichterung des Zugangs zu Kapital. Darüber hinaus könnten steuerliche Anreize für Investitionen in KI-Startups geschaffen und die Forschung in diesem Bereich gefördert werden. Ziel der Politik sollte auch die Unterstützung des digitalen Wandels in allen Bereichen der Wirtschaft und der Ausbau der digitalen Infrastruktur sein. Innovationszentren und Inkubatoren ausbauen: Innovationszentren und Gründerzentren (Inkubatoren) spielen eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Start-ups. Sie bieten nicht nur Räumlichkeiten und Ressourcen. Sie ermöglichen auch den Zugang zu Mentoring, Netzwerken und Kapital. Insbesondere in den KI-Hotspots könnten in Deutschland mehr solcher Zentren entstehen. Sie sollten eng mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. So wird der Technologietransfer erleichtert und die Start-ups erhalten Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen. Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern: Entscheidend für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien ist die Zusammenarbeit zwischen akademischen Einrichtungen und der Industrie. Der Staat könnte Programme initiieren, die solche Partnerschaften fördern und finanziell unterstützen. Ziel wäre die Erleichterung des Austauschs von Wissen und Ressourcen zwischen Wissen | Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)? 39 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 01/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0008 Hochschulen und Unternehmen sowie die Beschleunigung der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen. Innovationsförderung mit KI-Lernwerkstätten und Testlabore: KI-Lernwerkstätten und Testlabore dienen als Brutkästen für neue Ideen und Technologien. Sie ermöglichen es Forschern und Entwicklern, innovative Ansätze in der KI zu erforschen. Diese Einrichtungen fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen, was für die Entwicklung von KI-Anwendungen in spezialisierten Bereichen unerlässlich ist. KI-Lernwerkstätten bieten die notwendige Infrastruktur, um Prototypen unter realen Bedingungen zu testen, was für die Entwicklung praxisnaher KI-Lösungen entscheidend ist. Zur Qualitätssicherung können Algorithmen und Modelle rigoros getestet werden, um ihre Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Fairness sicherzustellen. Skill-Entwicklung: Sie bieten Schulungen und Workshops an, um Fachkräfte in den neuesten KI-Technologien und -Methoden auszubilden, was für die Förderung von Startups im KI- Bereich von Bedeutung ist. Venture Capital und Rolle der KfW: Im Jahr 2018 haben US-amerikanische Unternehmen über 2.700 transnationale Patente [1] zu Künstlicher Intelligenz angemeldet. Für China beläuft sich dieser Wert, gemäß Fokus Volkswirtschaft, auf knapp 1.550 Patente. Im Vergleich dazu meldeten deutsche Unternehmen lediglich gut 400 transnationale Patente zu Künstlicher Intelligenz an [2]. Die wichtigsten Gameplayer auf dem deutschen Risikokapitalmarkt sind der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) als Stimme und das Gesicht der Beteiligungsbranche in Deutschland und das Deutsche Börse Venture Network (DBVN). Das 2015 gegründet DBVN gilt mittlerweile als das größte Netzwerk für Wachstumsfinanzierung und „Capital Market Readiness“ in Europa. Der Fokus liegt neben einem effizienten Kapitalzugang auf einem umfangreichen Netzwerk- und Trainingsangebot. Aus dem 200+ Wachstumsunternehmen und 450+ Investoren umfassenden Netzwerk sind bereits 13 Börsengänge und zahlreiche Trade Sales hervorgegangen. Nicht schwer zu erraten, dass für Start-ups derartige Kapitaleinstiegsszenarien eher Ausnahmen darstellen. Förderung von Hochschulen: Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung: Bis zu 133 Mio. EUR plant der Bund [3]. Ankerkunde „Staat“: Als größter Beschaffer von IT-Produkten (Software, Dienstleistungen, Hardware) wäre die intensive Förderung von KI-Startups durch den Staat mehr als angebracht. Wie Zeit Online am 30. Dezember 2023 berichtet, befürchtet Kartellamtschef Mundt, dass Google, Amazon oder Microsoft durch künstliche Intelligenz ihre Marktmacht weiter ausbauen. Gefährlich seien vor allem datengetriebene Netzwerke. Durch die Umsetzung dieser und weiterer Maßnahmen kann Deutschland ein Umfeld schaffen, das KI-Start-ups effektiv unterstützt und damit die Grundlage für eine erfolgreiche und innovative KI-Zukunft legt. Fazit und Ausblick Sowohl Herausforderungen als auch Chancen ergeben sich aus der Analyse der KI-Start-up-Landschaft in Deutschland im Vergleich zum Silicon Valley. Während sich das Silicon Valley durch den Zugang zu Kapital, einen großen Pool an Talenten und eine ausgeprägte Innovationskultur auszeichnet, steht Deutschland vor der Aufgabe, ähnliche Bedingungen zu schaffen. Schlüsselelemente wie die Bildung von Netzwerken, Mentoring, Investitionen und die Förderung von Forschung und Entwicklung sind von entscheidender Bedeutung für den Erfolg von KI-Start-ups. Die Fallstudien deutscher KI-Startups wie DeepL, Ada Health, Celonis und Artisense zeigen, dass trotz bestehender Herausforderungen signifikante Fortschritte erzielt wurden. Diese Erfolgsgeschichten sind ein gutes Beispiel dafür, dass Deutschland das Potenzial hat, ein florierendes Ökosystem für KI-Start-ups zu entwickeln. Für die Zukunft ist es entscheidend, dass Deutschland seine Stärken nutzt, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft intensiviert und ein innovations- und unternehmerfreundliches Umfeld schafft. Nur so kann Deutschland auf der globalen Bühne der KI erfolgreich sein. Zusätzliche Hinweise Studien McKinsey & Company, „The State of AI in 2020“ Die Akzeptanz hat sich seit 2017 mehr als verdoppelt, obwohl der Anteil der Unternehmen, die KI einsetzen, in den letzten Jahren zwischen 50 und 60 Prozent stagnierte. Eine Reihe von Unternehmen, die den größten finanziellen Nutzen aus KI ziehen, haben weiterhin einen Vorsprung vor der Konkurrenz. manager magazin 12 / 2023 Die neuen Rockstars unter den Gründern Künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Klimawandel- - überall hofft man auf Lösungen aus den Laboren. Sechs Gründerteams wie KI-Koryphäen Feiyu Xu und Hans Uszkureit erzählen, was sie treibt. MIT Technology Review 10 / 2023 Bösartige Superintelligenz und Verschmelzung mit Maschinen: Einblicke in die Gedanken des Chefwissenschaftlers im exklusiven Gespräch über seine Ängste vor der Zukunft der KI und warum sie ihn dazu gebracht haben, den Schwerpunkt seines Lebenswerks zu ändern. WirtschaftsWoche 08 / 2023 „KI, die mehr versteht“ Daumen hoch? Hier pitchen Start-ups ihre Geschäftsideen- - und unser Experte verrät, ob er investieren würde. Diesmal: Semantha. Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI 09 / 2022 Studie zum Förderfeld „Digitalisierung und Innovation“ im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Bertelsmann Stiftung 2020 REINHARD MOHN PREIS 2020 Innovationskraft stärken. Potenziale erschließen. Bitkom 2013 Positionspapier 9 Vorschläge für eine wirksame Startup-Politik Endnoten: [1] Transnationale Patentanmeldungen sind Anmeldungen in Patentfamilien mit mindestens einer Anmeldung bei der World Intellectual Property Organization (WIPO) über das PCT-Verfahren oder einer Anmeldung am Europäischen Patentamt. Vgl. Neuhäusler, P. und O. Rothengatter (2020): Patent Applications- - Structures, Trends and Re- Wissen | Benötigen wir einen Booster für Start-ups im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)? cent Developments 2019, Studien zum deutschen Innovationssystem 4-2020. [2] Vgl. Schmoch, U. et al. (2021): Identifizierung und Bewertung von Zukunftstechnologien für Deutschland. Endbericht für die KfW, Fraunhofer ISI, Dezember 2020, im Erscheinen. [3] Siehe https: / / www.gwkbonn.de/ fileadmin/ Redaktion/ Dokumente/ Papers/ BLV_KI_in_der_Hochschulbildung. pdf, letzter Abruf: 02. 01. 2024. Eingangsabbildung: © iStock.com / Nuthawut Somsuk Christian Bernert Christian Bernert ist Direktor der Lean Program Management Academy und mit über 40-jähriger Berufserfahrung Prinzipal in den Bereichen Lean Management und Project Management. Aktuell erweitert er die Bausteine um das ESG-SDG Assessment, um vor allem KMUs den Einstieg in eine nachhaltige Unternehmensführung zu erleichtern. Zudem ist er gefragter Experte bei Konsultationen im BMWI zum Thema nachhaltige Beschaffung mit dem Schwerpunkt Digitale Souveränität. E-Mail: c.bernert@lpm.academy Internet: www.lpm.academy https: / / orchid.org / 0000-0002-5869 - 5146 Die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) hat die Art und Weise, wie wir arbeiten, leben und interagieren, grundlegend verändert. Auch im Bereich des Projektmanagements hat KI das Potenzial, grundlegende Änderungen herbeizuführen - eine Entwicklung, die in diesem Buch eingehend untersucht und bewertet wird. Es konzentriert sich auf zentrale Aspekte rund um die KI, die sich in vier Abschnittsüberschriften widerspiegeln: Problemstellungen und Chancen, Methodenunterstützung, Herausforderungen im Projektmanagement sowie Unterstützung von Projektfunktionen. Dieser Band ist damit nicht nur ein Leitfaden für KI im Projektmanagement, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Reflexion über die sich verändernde Arbeitswelt, in der wir uns befinden. Die Herausgeber und Autor: innen bieten wertvolle Einblicke und Anregungen, die Chancen von KI zu nutzen und gleichzeitig die Herausforderungen zu meistern, die diese neue Ära mit sich bringt. Christian Bernert, Steffen Scheurer, Harald Wehnes (Hrsg.) KI in der Projektwirtschaft Was verändert sich durch KI im Projektmanagement? Projektmanagement neu denken 1. Auflage 2024, 349 Seiten €[D] 49,90 ISBN 978-3-381-11131-2 eISBN 978-3-381-11132-9 Buchtipp Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spra cherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwis senschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kultur wissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. 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