PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2024-0026
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Innovatives Projektmanagement: Wie aus dem magischen Dreieck ein Hexagon wird
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Christian B. Jung
Till Schreiber
Die Autoren stellen eine innovative Erweiterung des klassischen magischen Dreiecks um die Dimensionen Qualität und Nachhaltigkeit vor. Ohne die Übernahme dieser Dimensionen setzen Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel.
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19 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 02/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0026 Vorstellung eines erweiterten Konzepts zur Bewältigung moderner Herausforderungen Innovatives Projektmanagement: Wie aus dem magischen Dreieck ein Hexagon wird Christian B. Jung, Till Schreiber Für eilige Leser | Die Autoren stellen eine innovative Erweiterung des klassischen magischen Dreiecks um die Dimensionen Qualität und Nachhaltigkeit vor. Ohne die Übernahme dieser Dimensionen setzen Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel. Schlagwörter | magisches Dreieck, Nachhaltigkeit, Transformation, Hexagon Ein Beratungshaus, dessen Kunden zu Marktführern aus fast allen Branchen gehören, erweitert das traditionelle Modell des magischen Dreiecks- - bestehend aus Kosten, Zeit und Umfang-- zu einem ganzheitlichen Sechseck. Diese Neuerung widmet zusätzlich der Dimension Qualität eine eigene Ecke. Die Qualität war bereits in der Vergangenheit indirekt die 4. versteckte Ecke des Dreiecks, jedoch gewinnt sie mit steigender Relevanz des Qualitätsmanagements an Wichtigkeit und ist im neuen Modell den anderen Dimensionen gleichgestellt. Zusätzlich werden Nachhaltigkeit und Transformation in den Standard des Projektmanagements integriert. Die gesonderte Betrachtung von Nachhaltigkeit wird dadurch begründet, dass lediglich ein nachhaltiger und ganzheitlicher Ansatz in dauerhafter, zukunftsorientierter, marktfähiger und in sich verträglicher Zielerreichung resultiert. Die Transformation findet Anklang, da nur die Berücksichtigung systemübergreifender und integrativer Strategien dazu führt, dass eine Organisation Wandlung und Aufbau von Resilienz erfährt. Die Erweiterung kommt nicht ohne eine dringliche Warnung: Unternehmen, die diese Elemente ignorieren, setzen ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel. Dies untermauert auch eine kürzlich von Economist Impact veröffentlichte Studie: 85 % aller Führungskräfte befürchten, ihr Unternehmen sei nicht ausreichend anpassungsfähig [1]. Das magische Dreieck, lange Zeit das Fundament für Projektmanager weltweit, bietet eine robuste Grundlage zur Balancierung von grundlegenden Projektzielen. In der heutigen, von Komplexität geprägten Arbeitswelt erfordern Projekte aber einen umfassenderen Ansatz. Die stetigen Veränderungen bringen zahlreiche positive Effekte mit sich. Jedoch werden Qualität, Nachhaltigkeit und Transformation unverzichtbar, um diesem Wandel und den damit verbundenen Herausforderungen begegnen zu können. Das Hexagon bietet einen ganzheitlichen Rahmen, der über traditionelle Methoden hinausgeht und sicherstellt, dass Projekte nicht nur erfolgreich, sondern auch zukunftssicher und anpassungsfähig durchgeführt, abgeschlossen und deren Ergebnisse dauerhaft nutzbar in das Unternehmen integriert werden. Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Trendwort, sondern ein strategischer Imperativ, der in alle Projekte integriert werden muss. Dabei geht es nicht nur um Ökologie, sondern auch um soziale und ökonomische Aspekte, die langfristiges Wohlergehen und Stabilität gewährleisten. Transformation schließlich ist der Motor, der Unternehmen befähigt, proaktiv auf Veränderungen zu reagieren und diese zu ihrem Vorteil zu nutzen, sprich eine notwendige Resilienz aufzubauen. Die Relevanz des ganzheitlichen Ansatzes betont Torsten Graßmeier, Geschäftsführer eines auf Transformationsbegleitung und Projektmanagement spezialisierten Unternehmens: „Aus der Wirtschaftspolitik kennen wir das magische Sechseck bereits seit geraumer Zeit. Auch die Erweiterung um Qualität und Umwelt haben viele Organisationen schon auf dem Schirm. Besonders spannend empfinde ich aus der täglichen Praxis heraus die Verquickung von Projekt und den Wissen | Innovatives Projektmanagement 20 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 35. Jahrgang · 02/ 2024 DOI 10.24053/ PM-2024-0026 Faktor Transformation. Ich beobachte, dass dieses Thema im Augenblick viel mehr auf strategischer, bestenfalls struktureller Ebene adressiert wird. Ein Zusammenhang, wie eine unternehmensweite Transformation auf das Managen von Projekten einzahlt, findet bestenfalls im Programm- oder Portfoliomanagement statt. Mit dem Sechseck nun eine feste Zielgröße daraus zu formulieren, dürfte Transformationsvorhaben einen wichtigen Umsetzungsschub verleihen.“ Das traditionelle magische Dreieck wird durch Ergänzung um die Dimensionen Qualität, Nachhaltigkeit und Transformation zum Sechseck. Die Relevanz der ergänzten Dimensionen für das Projektmanagement wird durch Erfahrungen aus der Praxis verdeutlicht. So wird zunehmend beobachtet, dass statisches Vorgehen nur bedingt zum Erfolg führt und die herausfordernde Projektlandschaft Agilität und Flexibilität erfordert, um Ziele zufriedenstellend zu erreichen. Dafür arbeiten immer mehr Projektmanager nach dem agilen Ansatz, SCRUM usw. Jedoch federt dies die Agilität der Welt nach dem Projekt nicht ab. Ein Projektergebnis sinnvoll und dauerhaft nutzen zu können, bedarf der Beachtung von Nachhaltigkeit und Transformation vor, während und nach dem Projekt. Bildhaft lässt sich der Ansatz folgendermaßen erläutern: Früher baute man Häuser mit (ungefährer) Kosten- und Zeitvorgabe. Der Fokus lag hinsichtlich des Umfangs auf den aktuellen und absehbaren Bedürfnissen, Größen und Verwendungszwecken. Gewählte Materialien und Konstruktionsweisen sorgten für eine ortsübliche Standfestigkeit unter bekannten Witterungsbedingungen. Heute sind Gebäude lange vor dem ersten Spatenstich modular und multifunktional unter Berücksichtigung der Demografie (Barrierefreiheit, Flächenangebot) und der Herausforderung der Urbanität (Höhe, Nutzung, Dachgarten) zu konzeptionieren, die bereits in der Konzeption Umbauten, Erweiterungen, Umnutzungen und die gesamte zirkuläre Ressourcen-Ökonomie inkl. Demontage und Wiederverwendung an anderem Ort oder in einem anderen Neu-/ Umbau berücksichtigen, wobei sämtliche Daten über BIM (Building Information Modeling) digital mit sämtlichen Behörden und Dienstleistern ausgetauscht werden. Nicht nur öffentliche und industrielle Gebäude erfordern dabei den digitalen Zwilling zur Verwaltung und Instandhaltung, sondern auch intelligente (smarte) Steuersysteme zur flexiblen (Haussteuerung), komfortablen (Belüftungs-, Sicherheits- und Unterhaltungssysteme), effizienten (Heizungs-, Beleuchtungssteuerung) Nutzung. Zeit, Kosten, Projektumfang und Qualität haben weiterhin Relevanz. Die Beachtung von Zukünftigem, vermeintlich und tatsächlich Unvorhersehbarem sowie die Erreichung von Nachhaltigkeit und Transformationsfähigkeit befähigen erst einen zukunftsweisenden Bau. Das Hexagon stellt eine fortschrittliche Betrachtungsweise des Projektmanagements dar und markiert entscheidende Stellschrauben für den Projekterfolg in einer immer komplexeren Welt. Zwar konnten schon immer Projektparameter in der ‚Qualität‘ oder dem ‚Umfang‘ definiert werden, durch die Erweiterung des 70 Jahre alten Dreiecks kommt jedoch kein Stakeholder um das Hexagon und die zentralen Themen der Nachhaltigkeit und Transformation- - und deren Beachtung- - vorbei. Dies ist maßgeblich, möchte man heute die wichtigsten Projektziele im Auge behalten und ein erfolgreiches Projekt absolvieren. LIteratur [1] https: / / info.planview.com / rs / 456-QCH-520 / images / Advancing-Strategy-XB342A4DE.pdf? version=0 [Stand: 08. 04. 2024]. Eingangsabbildung: © Shutter2U-- stock.adobe.com Till Schreiber Till Schreiber ist Multi-Projektmanager bei der it[colos]AG. In seiner Funktion leitet er internationale Projekte im IT- und Logistikbereich. Internet: www.itcolos.com Die it[colos]AG erweitert das traditionelle magische Dreieck um die Dimensionen Qualität , Nachhaltigkeit und Transformation zum Sechseck. (Bild: it[colos]AG) Quelle der Abbildung: https: / / itcolos.com/ Prof. Dr. Christian B. Jung Prof. Christian Jung ist CEO der it[colos] AG, die international Auditierungen, Safe-Guardings und Rettungsaktionen bei kritischen IT- und Logistik-Projekten durchführt. Er ist Honorar- und Gast-Professor für Digitale Transformation an mittel- und osteuropäischen Hochschulen. CEO, it[colos]AG; eMail: office@itcolos.com