PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2025-0067
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen
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Corinne Spirig
Stefan Lienhard
Das digital health center bülach (dhc) fördert die digitale Transformation im Gesundheitswesen durch Vernetzung, Wissensvermittlung und Methodenkompetenz. Der Verein richtet sich an Spitäler und Kliniken, Heime, Praxen, Start-ups, Hochschulen und weitere Stakeholder. Durch innovative Formate wie „Shit happens sessions“ und Kooperationen mit Hochschulen bietet das dhc konkrete Unterstützung für digitale Projekte. Der Beitrag gibt Einblick in Vision, Erfolgsfaktoren und Praxisprojekte – von digitaler Medikamentenlogistik bis hin zu neuen Berufsbildern in der Pflege. Ein starker Fokus liegt auf Austausch, Co-Creation und skalierbarem Wissenstransfer.
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39 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0067 digital health center bülach Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen Corinne Spirig, Stefan Lienhard Für eilige Leser | Das digital health center bülach (dhc) fördert die digitale Transformation im Gesundheitswesen durch Vernetzung, Wissensvermittlung und Methodenkompetenz. Der Verein richtet sich an Spitäler und Kliniken, Heime, Praxen, Start-ups, Hochschulen und weitere Stakeholder. Durch innovative Formate wie „Shit happens sessions“ und Kooperationen mit Hochschulen bietet das dhc konkrete Unterstützung für digitale Projekte. Der Beitrag gibt Einblick in Vision, Erfolgsfaktoren und Praxisprojekte-- von digitaler Medikamentenlogistik bis hin zu neuen Berufsbildern in der Pflege. Ein starker Fokus liegt auf Austausch, Co-Creation und skalierbarem Wissenstransfer. Schlagwörter | Digitale Transformation, Gesundheitswesen, Innovation, Vernetzung, Public-Private-Partnership, Projektmanagement, Co-Creation, Community-Building 1. Einleitung Die digitale Transformation im Gesundheitswesen ist komplex: Regulatorische Auflagen, Datenschutzanforderungen, fragmentierte veraltete IT-Infrastrukturen und ein Mangel an Ressourcen erschweren den Fortschritt. Doch der Wandel ist unausweichlich. Genau hier setzt das digital health center bülach (dhc) an. Als Netzwerk aus öffentlichen und privaten Partnern unterstützt das dhc alle Akteure praxisnah und interdisziplinär. 2. Der Verein digital health center bülach Der Verein digital health center bülach (dhc) verfolgt das Ziel, Gesundheitsorganisationen bei der digitalen Transformation zu befähigen und zu begleiten. Das geschieht unter anderem durch: • Zugang zu einem interdisziplinären Netzwerk • Durchführung von Veranstaltungen mit Praxisbezug • Beratungsmöglichkeiten und Inputs zu neuen Methoden oder Technologien Das dhc basiert auf einem Public-Private-Partnership-Modell. Die Finanzierung erfolgt über Mitgliedsbeiträge, Mieten, Veranstaltungen sowie Dienstleistungen. Diese Struktur ermöglicht sowohl Unabhängigkeit als auch strategische Kooperation. Zu den Zielgruppen zählen Spitäler, Kliniken, Alters- und Pflegeheime, Psychiatrien, Praxen, Start-ups, Dienstleistende, Hochschulen und Verbände / Vereine. Mit mittlerweile über 80 Mitgliedern und 30 Netzwerkpartnern deckt das dhc ein breites Spektrum an Stakeholdern ab, von Hochschulen über Spitäler, Start-ups, Beratungen bis hin zu Politik und öffentlicher Verwaltung. Diese Vielfalt ist ein zentraler Erfolgsfaktor, da sie den Austausch über Sektor- und Disziplinengrenzen hinweg fördert. Auch räumlich bietet das dhc ein ideales Umfeld für kollaboratives Besprechen, Diskutieren und Erarbeiten. Mit modernen Meetingräumen, Coworking-Spaces, einem Showroom-Bereich und einem Eventraum stehen den Mitgliedern vielfältige Arbeitsumgebungen zur Verfügung. Diese physische Infrastruktur stärkt die Community, beschleunigt Abstimmungen und fördert den Austausch zwischen Teams, on- und offline. 2.1 Mitgliedschaft: Vorteile und Kategorien Was eine Mitgliedschaft im dhc besonders macht, ist der gezielte Zugang zu praxisrelevanter Umsetzungskompetenz: statt nur über Digitalisierung zu sprechen, können Mitglieder Wissen | Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen 40 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0067 direkt auf Methoden, Fachwissen und erprobte Werkzeuge und diverse Expert: innen zugreifen. Sie erhalten konkrete Unterstützung bei der Strukturierung eigener Projekte, profitieren vom Erfahrungsschatz anderer Organisationen und können neue Lösungen unter realen Bedingungen testen. Dabei steht nicht die Größe der Organisation im Vordergrund, sondern der Wille zur aktiven Mitgestaltung. Ob Pflegeheim, Praxis oder Hochschule- - jede Stimme zählt, jede Perspektive bringt das Netzwerk weiter. 2.2 Erfolgsfaktoren des Vereins Networking Das dhc bietet Angebote wie: • Gezielte Erfahrungsaustausch-Gremien • Monatlicher Networking-Apéro für einen informellen Austausch • Neue und innovative Formate wie die „Shit happens session“ über Fehlerkultur und gescheiterte Projekte oder die Veranstaltung „Digitale Gesundheit im Alltag für 60plus“ [1], wo der Zielgruppe digitale Gadgets, Apps und Plattformen nähergerbracht und erklärt werden. • Zusammenarbeit mit der kantonalen KI-Innovation-Sandbox zur Vernetzung von Technologie und Praxis sowie für den Wissensaufbau und -transfer in die Branche. Education • Lego Serious Play zur kreativen Problemlösung • Kooperation mit Swiss Project Management zu Themen wie "Learning by Doing Agile" • Zugang zu div. UX-Labs und -Spezialist: innen Innovation • Regelmäßige Webinare zu den Themen Recht, Regulierung und Marketing-- mit jeweils wechselnden Schwerpunkten • Sammlung fachspezifischer Blogs, Podcasts und Studien • Aufbereitung von Wissen für die Community und Branche • Zusammenarbeit mit div. Hochschulen und Universitäten (ZHAW, ZHDK, UZH, FHNW) • Innovationday [2], wo neueste Gesundheitsinnovationen zum Anfassen präsentiert werden. 2.3 Herausforderungen im digitalen Wandel und wie das dhc konkret unterstützt Die Erfahrungen im dhc zeigen, die digitale Transformation im Gesundheitswesen scheitert oft nicht am Willen zur Innovation, sondern an strukturellen und systemischen Hindernissen. Drei Herausforderungen erscheinen als besonders zentral: Fragmentierte IT-Systeme In vielen Einrichtungen existieren historisch gewachsene, isolierte Softwarelösungen, sogenannte Insellösungen. Diese Systeme sind selten interoperabel und erschweren den nahtlosen Austausch von Daten zwischen Leistungserbringern, Kostenträgern und Patienten. Der Mangel an standardisierten Schnittstellen (z. B. HL7, FHIR) führt zu ineffizienten Prozessen, Doppelspurigkeiten und Fehleranfälligkeit. Das dhc unterstützt Lösungen, die interoperabel agieren, Architekturentscheidungen methodisch plausibel begleiten und Schnittstellen übergreifend denken. Fachkräftemangel als Digitalisierungsbremse Der Mangel an qualifiziertem Personal betrifft längstens nicht nur mehr die Pflege, sondern zunehmend auch das Digitalisierungs-Know-how innerhalb der Organisationen. Häufig fehlen Ressourcen, um digitale Projekte neben dem Tagesgeschäft zu realisieren. Das dhc begegnet dieser Hürde mit gezieltem Capacity Building innerhalb der Community: über Schulungen, agile Coaching-Angebote und praxisnahe Formate wie Co-Creation-Workshops können Teams befähigt werden, digitale Vorhaben auch eigenständig befähigt voranzutreiben, sei es mit oder ohne externe Dienstleister angewiesen zu sein. Impressionen vom Innovationday am Beispiel Robotik Wissen | Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen 41 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0067 Usability als kritischer Erfolgsfaktor Viele digitale Anwendungen im Gesundheitsbereich werden an den tatsächlichen Arbeitsprozessen vorbei entwickelt. Komplexe Benutzeroberflächen, inkonsistente Navigation oder fehlende mobile Nutzungsmöglichkeiten führen zu Ablehnung durch Fachpersonal, selbst bei funktional technisch leistungsfähiger Software. Im Netzwerk besteht daher die Möglichkeit auf nutzerzentrierte Entwicklungen sich abzustützen, sei es in UX-Labs von Mitgliedern oder interaktiven Prototypentests. Die frühe Einbindung von Endanwender: innen sorgen dafür, dass digitale Tools nicht nur technisch, sondern auch im Alltag überzeugen. Aus dem bisherigen Engagement für und mit der Branche wurde deutlich: Digitale Transformation ist kein Tool-, sondern ein Kulturthema. Auch die beste Lösung scheitert, wenn Change-Kommunikation oder Schulung fehlen. Viele dhc-Mitglieder betonen deshalb zunehmend, wie bedeutend interne Fürsprecher: innen sind, die zwischen Digitalteams und Praxis vermitteln. 2.4 Co-Creation und Synergien-- warum gerade im Gesundheitswesen so entscheidend Im Gesundheitswesen treffen unterschiedlichste Akteure aufeinander, von Pflege und Medizin über IT, Personalmanagement, Bildung bis hin zu Patientenvertretungen. Oft arbeiten sie parallel statt miteinander, was eine ganzheitliche Innovation bremst. Co-Creation durchbricht diese Silos, denn erst, wenn Fachkräfte, Entwickler: innen, Forschende und Betroffene gemeinsam Lösungen entwickeln, entstehen realitätsnahe, tragfähige Ergebnisse mit einer hohen Akzeptanz. Synergien entstehen dort, wo Wissen geteilt, statt gehortet wird, was in der dhc- Community stark gelebt wird. Ein entscheidender Erfolgsfaktor in einer Branche, die auf Vertrauen, Qualität und Effizienz zugleich angewiesen ist. Gerade hier hat Co-Creation das Potenzial, Komplexität nicht nur zu bewältigen, sondern sinnvoll zu gestalten. Jede Berufsgruppe bringt eigenes Erfahrungswissen, spezifische Anforderungen und gewachsene Routinen mit: • Pflegekräfte wissen, wie ein digitaler Dienstplan oder eine Medikations-App tatsächlich in den Alltag integriert wird. • Ärzt: innen kennen die medizinischen Anforderungen und rechtlichen Dokumentationspflichten. • IT-Fachpersonen denken in Schnittstellen, Sicherheitslogiken und Softwarearchitektur. • UX-Designer: innen sorgen für verständliche Bedienbarkeit. • Ökonom: innen analysieren Ressourcen, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. • Jurist: innen sichern Datenschutz und Haftungsfragen ab. Nur wenn diese Perspektiven in einem gemeinsamen Raum zusammenarbeiten, frühzeitig, gleichberechtigt und iterativ, entstehen Lösungen, die anschlussfähig und nachhaltig sind. Welche Voraussetzungen benötigt es denn für eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit? Interdisziplinarität gelingt nicht durch das bloße Zusammensetzen von Fachleuten, sondern sie muss aktiv gestaltet werden. Das dhc achtet dabei auf folgende zentrale Faktoren: Vertrauensaufbau und Feedbackkultur Nur in einem vertrauensvollen Rahmen werden auch kritische Punkte angesprochen. Das dhc fördert eine offene Lernkultur, wie beispielsweise über „Shit happens“-Formate, Retrospektiven und Fehleranalysen, die nicht stigmatisieren, sondern Lernchancen sichtbar machen. Gemeinsame Sprache finden Ein häufiger Stolperstein ist die Unterschiedlichkeit der Fachbegriffe. Was für die IT ein „Feature“ ist, ist für das Pflegepersonal eine zusätzliche Aufgabe oder ein Risiko. Im dhc wird bewusst immer wieder an einer gemeinsamen Sprache gearbeitet: über Visualisierungen, Storytelling und inklusive Dialogformate. Rollen und Verantwortung klären Damit interdisziplinäre Teams in Zusammenarbeit funktionieren, müssen Aufgaben und Zuständigkeiten für alle transparent sein. Erfahrungsgemäss können hierfür Rollenmodelle wie RACI, helfen, Klarheit zu schaffen, ohne starre Hierarchien zu benötigen. 3. Projekte aus der Praxis Das dhc versteht Projektmanagement als zentrales Werkzeug, um die digitale Transformation im Gesundheitswesen systematisch und effizient umzusetzen. Das dhc setzt bei seinen Projekten auf strukturierte Phasen, von der Idee bis hin zur Umsetzung. Die erarbeiteten Inhalte dienen als Blaupause für weitere Organisationen, um das Wissen im Netzwerk zu erweitern und Mitglieder teilhaben zu lassen. Einige Projektbeispiele, die bereits umgesetzt wurden: Digitalisierte Medikamentenlogistik in einem Pflegeheim Einblick in einen Workshop zum Thema Mensch & Maschine-- Psychologische Insights und LEGO® SERIOUS PLAY® Wissen | Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen 42 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0067 Ziel: Effizienzsteigerung und Fehlervermeidung Lösung: Einführung eines digitalen Systems Ergebnis: 40 % weniger Medikationsfehler. Demokratisierte Schichtplanung durch Automation Ziel: Mitarbeitereinbindung und faire Dienstverteilung Lösung: Agile Workshops und Pilotierung eines Tools Ergebnis: 25 % höhere Zufriedenheit. Zukunft der Pflege mitgestalten Ziel: Neue Berufsbilder und Arbeitsweisen Lösung: Co- Creation-Workshops mit Hochschulen Ergebnis: Prototyp eines Pflege-Rollenkonzepts Die Bandbreite an Projektthemen im dhc zeigt, wie vielfältig die digitalen Herausforderungen im Gesundheitswesen sind und wie konkret daran gearbeitet wird: • Wie gelingt eine sichere und nutzerfreundliche Patientenportal-Strategie? • Welche Rolle spielt KI bei der Vorhersage von Notaufnahmekapazitäten? • Wie kann digitale Schulung für Pflegekräfte interaktiv und wirksam gestaltet werden? • Was braucht es, um einheitliche Datenräume für Spital, Praxis und Pflege zu schaffen? • Wie kann Technologie helfen, Angehörige besser in den Pflegeprozess einzubeziehen? Solche Fragen entstehen direkt aus dem Alltag der Mitglieder und genau hier setzt das dhc an: als gemeinsamer Experimentier- und Umsetzungsraum für mögliche tragfähige Antworten. 4. Digital Health Accelerator-- gezielte Förderung für Start-ups und Praxis Ein besonders wirkungsvolles Instrument zur Förderung innovativer Lösungen ist der Digital Health Accelerator des dhc, der in Kooperation mit der Zürcher Kantonalbank und dem FinTech-Inkubator Tenity betrieben wird. Ziel ist es, Start-ups in einer frühen Entwicklungsphase gezielt bei der Weiterentwicklung und Validierung ihrer digitalen Gesundheitslösungen zu unterstützen und gleichzeitig die Brücke zur Praxis zu schlagen. Das viermonatige Programm findet zweimal jährlich statt und umfasst vier intensive Masterclass-Wochen, in denen die durch eine Jury ausgewählten Startups mit Branchenexpert: innen, Coaches, Gesundheitsinstitutionen und potenziellen Anwender: innen zusammenarbeiten. Im Zentrum stehen Themen wie Geschäftsmodellentwicklung, Go-to-Market-Strategien, rechtliche Rahmenbedingungen, klinische Validierung, Datenschutz, User Experience und Interoperabilität. Gleichzeitig profitieren die teilnehmenden Startups vom direkten Zugang zum dhc-Ökosystem mit Kontaktmöglichkeiten zu potenziellen Pilotpartnern, Kunden und Investor: innen. Der Accelerator verfolgt einen praxisnahen, umsetzungsorientierten Ansatz: Lösungen sollen nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern im realen Kontext bestehen können. Deshalb liegt ein starker Fokus auf Proof-of-Concept-Phasen, Nutzerfeedback und iterativer Weiterentwicklung. Die Gesundheitsorganisationen im Netzwerk profitieren im Gegenzug vom frühen Einblick in neue Technologien und können selbst Teil von Pilotierungen werden, z. B. in Bereichen wie Telemedizin, automatisierter Datenaustausch, Patientenzentrierung oder Entscheidungsunterstützung. Ein weiterer Vorteil: Der Accelerator eröffnet Startups Sichtbarkeit etwa über den dhc-Showroom, Kommunikationskanälen, Netzwerkformate und den jährlichen Innovationday. Gleichzeitig wird das dhc als Plattform für Innovationsscouting, Co-Creation und Transfer sichtbar gestärkt. So entsteht ein echter Mehrwert für alle Beteiligten: Startups professionalisieren ihr Geschäftsmodell und ihre Lösung, die Branche erhält Zugang zu früh validierten, innovativen Ansätzen, und das dhc erfüllt seine Rolle als Brückenbauerin zwischen Vision und heutiger Versorgung. 5. Wirkung des Vereins dhc in Zahlen (Stand: per Mai 2025 ) • 80 Mitglieder • 30 Netzwerkpartner • Über 1’500 Teilnehmende an Events im letzten Jahr Teilnehmende am jährlichen Innovationday mit dem Ziel neue Lösungen ausprobieren zu können Wissen | Ein Netzwerk für Transformation im Gesundheitswesen 43 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0067 6. Strategischer Ausblick: Wohin sich das dhc entwickelt Seit seiner Gründung 2021 hat sich das dhc von einer Vision zu einem relevanten strategischen Player in der digitalen Gesundheitslandschaft entwickelt. Vom Coworking-Pilotprojekt über die Eröffnung des neuen Standortes bis hin zum ersten Innovationday 2024, jede Etappe wurde partizipativ gestaltet und von der Community getragen. Der digitale Wandel im Gesundheitswesen ist kein kurzfristiges Projekt, sondern ein langfristiger Transformationspfad. Das dhc versteht sich nicht nur als operativer Umsetzungspartner, sondern auch als Impulsgeber für eine gesundheitsversorgende Zukunft, die vernetzt, menschenzentriert und lernfähig ist. 6.1 Neue Themenfelder im Fokus Die nächsten Jahre werden durch technologische, gesellschaftliche und politische Dynamiken geprägt, die alle Stakeholder betreffen und die das dhc aktiv in ihre Geschäftsfelder aufnimmt: • Künstliche Intelligenz im klinischen Alltag: von der Entscheidungsunterstützung bis zur automatisierten Dokumentation, mit Fokus auf Praxisnutzen und Implementierung. • Digitale Gesundheitskompetenz: Förderung von Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Tools, bei Fachpersonen und bei Patient: innen. • Ethik und Digitalisierung: Auseinandersetzung mit Fragen nach Gerechtigkeit, Transparenz, Autonomie, Nicht-Schaden, Fürsorge und menschenzentrierter Technologie. • Datenräume und Plattformmodelle: Betonung der Tragweite und Wichtigkeit des Aufbaus von kooperativen, vertrauenswürdigen Dateninfrastrukturen zur sektorübergreifenden Versorgung. • Neue Berufsbilder und Rollen: Unterstützung von Ausbildungslehrgängen, die neue Technologien fördern und deren Umsetzungen in verschiedenen Berufsbildern. Diese aktuellen und sich stetig verändernden Themen werden nicht abstrakt diskutiert, sondern in Pilotprojekten, Workshops und Community-Zusammenkünften konkret bearbeitet, gemeinsam mit den Mitgliedern. 6.2 Politische Anbindung und gesundheitsgesellschaftliche Verantwortung Digitale Gesundheit ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Das dhc engagiert sich deshalb zunehmend auch auf politischer Ebene: • Kooperationen mit Behörden und Politik: z. B. auf kantonaler Ebene bei KI-Sandbox-Projekten oder in der Abstimmung mit Bundesprogrammen zur Digitalen Gesundheit. • Beiträge zur Regulierungspraxis: etwa in Fragen zur datenschutzkonformen Nutzung von Gesundheitsdaten oder zur Förderung interoperabler IT-Strukturen. • Öffentlichkeitswirksame Sensibilisierung: z. B. durch die medienwirksame Veranstaltung „Digitale Gesundheit für 60plus“, als für die alternde Gesellschaft. Ziel ist es, ein Umfeld zu fördern, in dem digitale Innovation nicht als Selbstzweck, sondern als Beitrag zur besseren, gerechteren und nachhaltigeren Gesundheitsversorgung verstanden wird. 6.3 dhc selbst als lernende Organisation-- und was Mitglieder davon haben Das dhc versteht sich selbst als lernende Community: Formate, Tools und Strukturen werden kontinuierlich weiterentwickelt, stets basierend auf Erfahrungen, Rückmeldungen und den realen Herausforderungen der Mitglieder. Die Mitgliedschaft bedeutet deshalb mehr als Zugang zu Wissen: Sie ist eine eindeutige Einladung zur Mitgestaltung, das sich auch in einem kürzlich entwickelten Verhaltenskodex für den Verein zeigt. Die Offenheit, Vielfalt und Bereitschaft zum gemeinsamen Lernen ist dabei das verbindende Element, unabhängig von Größe, Organisationsform oder Reifegrad in der Digitalisierung der jeweiligen Mitglieder. Das dhc plant, sein Angebot agil weiterzuentwickeln nach den aktuellen Herausforderungen des Gesundheitswesens, um so den Mitgliedern stets den größten Mehrwert bieten zu können. Ziel ist es, den Wissenstransfer im Netzwerk weiter zu skalieren und weitere Partner aus Politik und Wirtschaft einzubinden. Zudem wird das Veranstaltungsangebot stetig ausgebaut, um Trends und Innovationen folgen zu können. In diesem Zuge wird auch das Projektmanagement-Angebot des dhc ausgebaut, um Mitglieder noch gezielter bei der Planung, Steuerung und Umsetzung ihrer Innovationsvorhaben zu unterstützen. 7. Fazit Das digital health center bülach steht für kooperative Gesundheitsinnovation: interdisziplinär, sektorenübergreifend, praxisnah und community-getrieben. Es bietet einen idealen Rahmen, um Herausforderungen gemeinsam zu meistern und digitale Transformation der Branche wirksam zu gestalten. [1] digital-health-center.ch / digitale-gesundheit-im-alltag-fuer-60plus [2] digital-health-center.ch / rueckblick-innovationday-2024 Eingangsabbildung: Shit happens Session, wo Learnings aus gescheiterten Projekten präsentiert werden, um gemeinsam zu wachsen. Corinne Spirig Corinne Spirig ist aktuell COO beim digital health center bülach. Zuvor war sie Pflegeexpertin Chirurgie, leitete Projekte in Palliative Care, übernahm die Leitung für Klinikinformationssysteme und führte digitale Gesundheitsprojekte. eMail: corinne.spirig@dhc.zuerich Stefan Lienhard Stefan Lienhard ist CEO des digital health center bülach. Internet : www.digital-health-center.ch
