PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2025-0078
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.GPM intern
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Drei Perspektiven, ein Ziel: Wie Projektmanagement den öffentlichen Sektor zukunftsfähig macht.
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71 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 04/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0078 Aus den DACH-Verbänden | GPM intern Projektmanagement zwischen Alltag und Ausnahmezustand: GPM bei Zukunftskongress und Bürokratie-Festival Drei Perspektiven, ein Ziel: Wie Projektmanagement den öffentlichen Sektor zukunftsfähig macht. Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. war im Juni 2025 in Berlin auf gleich zwei zentralen Veranstaltungen zur Zukunft der Verwaltung vertreten-- dem „Zukunftskongress Staat & Verwaltung“ und dem „Creative Bureaucracy Festival“. In unterschiedlichen Formaten wurde dort deutlich: Ob digitale Rechnungsprozesse, Matrixorganisationen oder bergsteigerische Parallelen- - gutes Projektmanagement ist kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für wirksamen Wandel im öffentlichen Dienst. Bremerhaven zeigt, wie Digitalisierung gelingt Den Auftakt im Best-Practice-Dialog der GPM beim Zukunftskongress in Berlin machte ein Praxisbeispiel der Stadt Bremerhaven. Unter dem Titel „Volle Fahrt in die Zukunft“ präsentierten Oliver Abel und Stefan Jacob den vollständig digitalisierten Rechnungseingangsprozess ihrer Verwaltung. Ausgangspunkt war die EU-Richtlinie zur elektronischen Rechnungsstellung- - umgesetzt wurde jedoch weit mehr als nur ein technisches System: Ein Ende-zu-Ende-Workflow von der Eingangsprüfung bis zur Archivierung, nahtlos integriert in bestehende Strukturen und getragen von einem einstimmigen politischen Mandat. Die GPM unterstützte diesen Austausch als Hauptpartner des Kongresses, der sich als zentrale Plattform für Verwaltungsmodernisierung etabliert hat. Präsident Prof. Dr. Peter Thuy betonte: „Projektmanagement liefert die Strukturen, um Wandel wirksam und nachhaltig umzusetzen.“ Das Bremerhavener Projekt zeigte eindrucksvoll, wie ein klar definierter Scope, strukturierte Kommunikation und die Einbindung von Nachwuchskräften den Unterschied machen-- auch wenn der Weg durch pandemiebedingte Verzögerungen erschwert war. Haltung statt Hierarchie: René Herzel über Matrix- Revolutionen Mit einem ungeschönten Blick auf die Realität öffentlicher Projektarbeit meldete sich René Herzel, Leiter Finanzen & Controlling der Hamburger HOCHBAHN U5 Projekt GmbH, zu Wort. In seinem Vortrag „MATRIX-REVOLUTIONS: Trotz Fachkräftemangel Projekte stabil und nachhaltig organisieren“ benannte er zentrale Schwächen vieler Behörden: Zertifikate ohne Praxisbezug, Rollenkonflikte in der Linienorganisation, fehlende Anerkennung für Projektarbeit. Herzel forderte einen Kulturwandel: Projektmanagement sei weniger eine Frage von Methoden als von Haltung und Verantwortung. Nur wenn Kompetenzen sichtbar gemacht und projektbezogene Rollen strukturell verankert würden- - etwa durch temporäre PMOs oder zusätzliche Organigramm-Einträge-- könne Projektarbeit ihren Platz in der Organisation finden. Seine Botschaft: Projektarbeit braucht Klarheit, Struktur-- und Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn sie nicht in ihrer Stellenbeschreibung steht. Vom Berg ins Büro: Alexandra Hänig beim Creative Bureaucracy Festival Wie man komplexe Projektmanagement-Konzepte greifbar macht, zeigte Alexandra Hänig mit einem ungewöhnlichen Zugang: Als zertifizierte Project Director und passionierte Bergwanderführerin zog sie beim Creative Bureaucracy Festival Parallelen zwischen dem Besteigen eines Gipfels und dem Durchführen eines Projekts. Ihr Vortrag „Gipfelstürmer gesucht-- wie klare Ziele den Weg zum Erfolg ebnen“ stellte heraus, dass Zielklarheit, Risikobewusstsein und Führungsstärke entscheidend für den Projekterfolg sind. Mit anschaulichen Bildern wie den „Tool-Schuhen“- - dem passenden Werkzeug für jedes Terrain-- betonte Hänig die Notwendigkeit, Projektmanagement methodisch wie menschlich situativ anzupassen. Besonders eindrucksvoll: Ihr Plädoyer für den Mut, ein Projekt bei drohendem Scheitern bewusst zu stoppen- - wie ein erfahrener Bergführer, der bei Wetterumschwung zur Umkehr rät. Denn: Projektmanagement sei vor allem „People Business“. Technische Probleme lassen sich lösen- - menschliche nur durch Erfahrung, Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein. Die drei GPM-Beiträge zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Perspektiven auf Projektmanagement im öffentlichen Dienst sein können- - und wie wichtig sie sind: Strukturelle Digitalisierung, organisatorische Klarheit und menschliche Führungskompetenz gehören zusammen. Die GPM versteht sich dabei nicht nur als Impulsgeberin, sondern auch als Plattform für den Austausch: über Grenzen, Disziplinen und Hierarchien hinweg.
