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PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
31
2001
121 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.
P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 4 Zusammenfassung Projektorientierte Unternehmen benötigen nicht nur die Kompetenz zur Erfüllung des Projektmanagement-Prozesses, sondern auch Kompetenzen zur Erfüllung des Programmmanagement-Prozesses und des Projektport folio-Management-Prozesses. Die Ziele, Methoden und organisatorischen Zustä ndigkeiten zur Erfüllung dieser Prozesse können beschrieben werden. Sie sind einem periodischen A ssessment und einer Weiterentwicklung zu unterziehen. Abstract For project-oriented companies it is not sufficient to have the competence to perform the project management process, they need also competences for the professional performance of the programme management and the project port folio management processes. The objectives, methods and responsibilities for the performance of these processes can be described. For all of these processes a periodical assessment and continuous further development is necessary. Schlagwörter Port folio-Management, Programmmanagement, Projektorientierte Unternehmen Abb. 1: Dynamische Grenzen Projektorientierter Unternehmen 1 DAS PROJEKTORIENTIERTE UNTER- NEHMEN HAT EINE SPEZIFISCHE STRA- TEGIE, STRUKTUR UND KULTUR Projektorientierte฀ Unternehmen฀ sind฀ aufgrund฀ ihrer฀ dynamischen฀ Grenzen฀und฀ihrer฀dynamischen฀Kontexte฀ besonders฀ komplexe฀ Organisationen. Die฀ Grenzen฀ Projektorientierter฀ Unternehmen฀ verändern฀ sich฀ laufend฀ durch฀ die฀ variierende฀ Anzahl฀ und฀ Größe฀ jeweils฀ aktueller฀ Projekte฀und฀Programme,฀durch฀die฀variierende฀ Anzahl฀ von฀ Mitarbeitern,฀ durch฀die฀variierende฀Raum-฀und฀IT- Infrastruktur฀und฀durch฀variierende฀ Budgets.฀ So฀ sind฀ z.฀B.฀ in฀ Unternehmen,฀ die฀ Kundenaufträge฀ in฀ Form฀ von฀Projekten฀durchführen,฀Schwankungen฀ der฀ Jahresums ätze฀ im฀ Ausmaß฀von฀50฀%฀bis฀100฀%฀üblich.฀Die฀ Kontexte฀ Projektorientierter฀ Unternehmen฀sind฀einerseits฀aufgrund฀der฀ jeweils฀ projekt-฀ bzw.฀ programmspezifischen฀sozialen฀Umwelten฀und฀andererseits฀aufgrund฀der฀variierenden฀ Kooperationen฀und฀strategischen฀Allianzen฀besonders฀dynamisch฀(siehe฀ Abb.฀1). Zum฀ Management฀ der฀ Komplexität฀und฀Dynamik฀Projektorientierter฀ Unternehmen฀ sind฀ sowohl฀ differenzierende฀als฀auch฀integrierende฀Funktionen฀zu฀erfüllen. Die฀ organisatorische฀ Differenzierung฀ erfolgt฀ durch฀ die฀ Definition฀ Programmmanagement฀und฀ Projektportfolio-Management Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen R O L A N D ฀ G A R E I S 5 von฀ Projekten฀ und฀ Programmen฀ und฀ durch฀ die฀ Förderung฀ der฀ Autonomie฀ dieser฀ Projekte฀ und฀ Programme.฀ Projektorientierte฀ Unternehmen฀ nehmen฀ Projekte฀ und฀ Programme฀ als฀ temporäre฀ Organisationen฀ zur฀ Durchführung฀ komplexer฀ Prozesse,฀ wie฀ z.฀B.฀ zur฀ Abwicklung฀ eines฀ Kundenauftrags,฀ zur฀ Entwicklung฀ eines฀ Produkts฀ oder฀ zur฀ Reorganisation฀ eines฀ Geschäftsbereichs,฀ wahr. Projektorientierte฀ Unternehmen฀ betrachten฀ Projekte฀ als฀ eine฀ strategische฀ Option฀ zum฀ Design฀ der฀ Unternehmensorganisation.฀ Durch฀ die฀ Anwendung฀ eines฀ „Management฀ by฀ Projects“฀ als฀ Organisationsstrategie฀ sollen฀ folgende฀ Ziele฀ realisiert฀ werden: ฀ Schaffung฀ organisatorischer฀ Flexibilität฀durch฀den฀Einsatz฀temporärer฀ Organisationen฀ zus ätzlich฀ zur฀ permanenten฀ Stammorganisation, ฀ Delegation฀ von฀ Managementverantwortung฀in฀Projekte฀und฀Programme, ฀ zielorientiertes฀Arbeiten฀durch฀die฀ Definition฀von฀Projekt-฀und฀Programmzielen฀und ฀ Sicherung฀ des฀ organisatorischen฀ Lernens฀ durch฀ die฀ Monitoring- Potentiale฀von฀Projekten฀und฀Programmen. Zur฀ Realisierung฀ der฀ Ziele฀ und฀ Strategien฀ eines฀ Projektorientierten฀ Unternehmens฀sind฀Maßnahmen฀zur฀ Integration฀zu฀setzen.฀Spezifische฀Vorkehrungen฀zur฀organisatorischen฀Integration฀sind฀permanente฀Organisationseinheiten,฀wie฀z.฀B.฀das฀PM฀Office฀und฀die฀Projektportfolio-Group฀ als฀ Geschäftsprozesse,฀ wie฀ z.฀B.฀ der฀ Projektmanagement-฀ und฀ der฀ Programmmanagement-Prozess,฀ sowie฀ eine฀Unternehmenskultur,฀die฀durch฀ die฀Umsetzung฀eines฀neuen฀Managementparadigmas฀charakterisiert฀ist. Außer฀ dem฀ Projektmanagement- Prozess฀sind ฀ der฀Projektbeauftragungs-Prozess, ฀ der฀ Programmmanagement-Prozess, ฀ der฀ Projektportfolio-Management-Prozess, ฀ der฀ Projektcoaching-฀ und฀ der฀ Projektauditing-Prozess ฀ sowie฀ der฀ Prozess฀ des฀ Projekt- Netzwerkens spezifische฀Geschäftsprozesse฀Projektorientierter฀Unternehmen.฀Diese฀Geschäftsprozesse฀können฀durch฀die฀Beschreibung฀der฀zu฀erfüllenden฀Funktionen,฀der฀dafür฀zuständigen฀Organisationseinheiten,฀ der฀ einzusetzenden฀ Methoden฀ sowie฀ der฀ zu฀ erzielenden฀ Ergebnisse฀ definiert฀ werden.฀ Die฀Kompetenzen฀zur฀Erfüllung฀dieser฀ Prozesse฀ können฀ beurteilt฀ und฀ in฀ einem฀ Spinnennetzmodell฀ dargestellt฀werden฀(siehe฀Abb.฀2). Zur฀ erfolgreichen฀ und฀ effizienten฀ Führung฀ von฀ Projekten฀ und฀ Programmen฀ ist฀ die฀ Umsetzung฀ eines฀ neuen฀ Managementparadigmas฀ Voraussetzung.฀ Ein฀ traditionelles฀ Managementparadigma,฀das฀die฀Hierarchie฀ als฀ zentrales฀ Integrationsinstrument฀betrachtet,฀Kooperationen฀aufgrund฀von฀Schnittstellen฀organisiert฀ und฀Abläufe฀arbeitsteilig฀in฀funktionale฀Organisationseinheiten฀strukturiert,฀nutzt฀keinesfalls฀die฀organisatorischen฀ Potenziale฀ von฀ Projekten฀ und฀ Programmen.฀ Diese฀ können฀ erst฀ genutzt฀ werden,฀ wenn฀ eine฀ Unternehmenskultur฀ existiert,฀ die฀ ein฀ neues฀ Managementparadigma฀ fördert.฀ Ein฀ „neues฀ Managementparadigma“฀ kann฀ aufgrund฀ folgender฀ Merkmale,฀ die฀ sich฀ aus฀ Managementans ätzen,฀ wie฀ z.฀B.฀ Lean฀ Management,฀Organisatorisches฀Lernen,฀ Wissensmanagement,฀ Total฀ Quality฀ Management฀etc.,฀ableiten,฀charakterisiert฀werden: ฀ Kundenorientierung, ฀ Verständnis฀von฀Organisation฀als฀ Wettbewerbsvorteil, ฀ Prozessorientierung, ฀ Teamorientierung, ฀ Empowerment฀ von฀ Mitarbeitern฀ Abb. 2: Spezifische Geschäftsprozesse Projektorientierter Unternehmen ฀ P M - G R U N D S A T Z B E I T R A G P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 6 und฀ von฀ (temporären)฀Organisationen, ฀ Förderung฀ des฀ Netzwerkens฀ zwischen฀ Mitarbeitern฀ und฀ zwischen฀ (temporären)฀Organisationen฀und ฀ Förderung฀ des฀ (dis)kontinuierlichen฀Wandels. Ein฀ Projektorientiertes฀ Unternehmen฀ kann฀ daher฀ als฀ ein฀ Unternehmen฀definiert฀werden,฀das฀über฀eine฀ spezifische฀ Strategie,฀ Struktur฀ und฀ Kultur฀ zur฀ professionellen฀ Führung฀ von฀Projekten฀im฀Rahmen฀eines฀Projektportfolios฀verfügt฀(siehe฀Abb.฀3). 2 PROGRAMME SIND TEMPORÄRE ORGANISATIONEN Für฀ die฀ Erfüllung฀ von฀ Prozessen฀ unterschiedlicher฀ Komplexität฀ sind฀ unterschiedliche฀Organisationen฀adäquat.฀Ein฀Programm฀ist฀eine฀temporäre฀ Organisation฀ zur฀ Erfüllung฀ eines฀einmaligen฀Prozesses฀hoher฀Komplexität฀ mit฀ mittel-฀ bis฀ langfristiger฀ Dauer฀(siehe฀Abb.฀4). Programme฀ im฀ organisatorischen฀ Sinn฀sind฀z.฀B.฀die฀Entwicklung฀einer฀ Produktfamilie฀ in฀ einem฀ Dienstleistungsunternehmen,฀ die฀ Implementierung฀ einer฀ komplexen฀ IT-Lösung฀ in฀ einem฀ internationalen฀ Konzern฀ oder฀ die฀ Reorganisation฀ mehrerer฀ Unternehmen฀ in฀ einer฀Holding฀ (siehe฀Abb.฀5). Ein฀ Programm฀ ist฀ für฀ das฀ durchführende฀ Unternehmen฀ von฀ hoher฀ strategischer฀ Bedeutung,฀ es฀ ist฀ einmalig฀ und฀ es฀ ist฀ zeitlich฀ befristet.฀ Das฀jährliche฀Investitionsprogramm฀ eines฀ Unternehmens฀ oder฀ die฀ Ergebnisse฀der฀strategischen฀Unternehmensplanung฀stellen฀daher฀kein฀Programm฀ im฀ organisatorischen฀ Sinn฀ dar. 3 PROGRAMMMANAGEMENT IST MEHR ALS DAS MANAGEMENT EINES GROSSPROJEKTS Der฀ in฀ einem฀ Programm฀ zu฀ realisierende฀ Prozess฀ beinhaltet฀ einerseits฀ komplexe฀ Teilprozesse,฀ die฀ in฀ Projekten฀durchgeführt฀werden,฀und฀andererseits฀wenig฀komplexe฀Teilprozesse,฀wie฀ z.฀B.฀ die฀ Erfüllung฀ von฀ Trainingsaufgaben,฀die฀ als฀ einzelne฀Arbeitspakete฀ durchgeführt฀werden฀(siehe฀Abb.฀6). Projekte฀eines฀Programms฀werden฀ sowohl฀ parallel฀ als฀ auch฀ sequenziell฀ durchgeführt.฀ Die฀ sequenzielle฀ Durchführung฀ von฀ Projekten฀ führt฀ zu฀so฀genannten฀„Projektketten“.฀Die฀ Konstruktion฀ von฀ Projektketten฀ fördert฀ einerseits฀ die฀ Differenzierung฀ zwischen฀ den฀ einzelnen฀ Projekten฀ der฀ Kette฀ durch฀ die฀ Definition฀ projektspezifischer฀Ziele,฀Umwelten฀und฀ Organisationen฀und฀andererseits฀die฀ Integration฀ zwischen฀ diesen฀ Projekten฀durch฀die฀Planung฀des฀jeweiligen฀ Folgeprojekts฀ in฀ einem฀ Projekt฀ bzw.฀ die฀ Sicherung฀ personeller฀ Kontinuität฀in฀den฀Projekten฀einer฀Kette. Durch฀die฀Definition฀von฀Pilotprojekten฀ in฀ Programmen฀ kann฀ das฀ organisatorische฀ Lernen฀ in฀ Programmen฀organisiert฀werden. Auf bauorganisatorisch฀ kann฀ in฀ Programmen฀ einerseits฀ in฀ Projekte฀ und฀ andererseits฀ in฀ spezifische฀ integrative฀ Rollen฀ und฀ Organisationseinheiten,฀nämlich฀einen฀Programm- - Abb. 3: Strategie, Struktur und Kultur des Projektorientierten Unternehmens Abb. 4: Adäquate Organisationen zur Erfüllung von Prozessen unterschiedlicher Komplexität Abb. 5: Beispiele für Programme 7 auftraggeber,฀ eine/ n฀ Programmmanager/ in,฀ eine฀ Programmkoordination฀und฀ein฀Programmoffice,฀unterschieden฀werden฀(siehe฀Abb.฀7). Ablauforganisatorisch฀entspricht฀der฀ Programmmanagement-Prozess฀ dem฀ Projektmanagement-Prozess.฀Der฀Programmmanagement-Prozess฀ ist฀ ein฀ Geschäftsprozess฀ Projektorientierter฀ Unternehmen,฀der฀die฀Teilprozesse฀Programmstart,฀Programmkoordination,฀ Programmcontrolling,฀ Programmabschluss฀ und฀ eventuell฀ das฀ Management฀ einer฀ Programmdiskontinuität฀ beinhaltet฀(siehe฀Abb.฀8). Programmmanagement-Funktionen฀ sind฀ zusätzlich฀ zum฀ Management฀der฀einzelnen฀Projekte฀eines฀Programms฀zu฀erfüllen.฀Die฀Sicherung฀des฀ „Big฀Programme฀Picture“,฀die฀Planung฀ und฀ das฀ Controlling฀ der฀ Programmziele,฀ der฀ Programmtermine฀ und฀ des฀ Programmbudgets,฀die฀Gestaltung฀der฀ Programm-Umwelt-Beziehungen,฀der฀ Programmorganisation฀ und฀ der฀ Programmkultur฀stellen฀Instrumente฀zur฀ Integration฀der฀unterschiedlichen฀Projekte฀eines฀Programms฀dar.฀Weiterhin฀ ist฀ die฀ Einhaltung฀ von฀ inhaltlichen฀ Standards฀ und฀ Projektmanagement- Standards฀bei฀der฀Durchführung฀der฀ Projekte฀ zu฀ sichern.฀ Durch฀ das฀ Programmmanagement฀ werden฀ die฀ Projekte฀ eines฀ Programms฀ somit฀ eng฀ gekoppelt. Die฀anzuwendenden฀Programmmanagement-Methoden฀entsprechen฀den฀ Projektmanagement-Methoden,฀d.฀h.,฀ es฀ kommen฀ ein฀ Programmzieleplan,฀ ein฀ Programmstrukturplan,฀ ein฀ Programmbalkenplan,฀ eine฀ Programm- Umwelt-Analyse฀ etc.฀ zum฀ Einsatz.฀ Aufgrund฀der฀hohen฀strategischen฀Bedeutung฀ und฀ der฀ Einmaligkeit฀ von฀ Programmen฀ stellt฀ die฀ professionelle฀ Kommunikation฀ der฀ Programmziele฀ und฀-strukturen฀im฀Rahmen฀des฀Programmmarketing฀einen฀Erfolgsfaktor฀ für฀die฀Programmdurchführung฀dar. Aufgrund฀ der฀ Komplexität฀ von฀ Programmen฀ empfiehlt฀ es฀ sich,฀ die฀ Planung฀ und฀ Strukturierung฀ eines฀ Programms฀ in฀ Form฀ eines฀ Konzeptionsprojekts฀durchzuführen.฀Ziel฀eines฀ solchen฀ Konzeptionsprojekts฀ ist฀ es,฀ den฀ Istzustand฀ sowie฀ die฀ Ziele,฀ die฀ Inhalte,฀ die฀ Organisation,฀ das฀ Budget,฀ die฀ Termine฀ und฀ den฀ Nutzen฀des฀geplanten฀Programms฀zu฀beschreiben฀(siehe฀Abb.฀9). Programme฀ sind฀ eine฀ neue฀ Differenzierungsmöglichkeit฀im฀Management฀ Projektorientierter฀ Unternehmen.฀In฀der฀Praxis฀wird฀der฀Projektbegriff฀ häufig฀ auch฀ für฀ temporäre฀ Organisationen฀ verwendet,฀ die฀ als฀ Programme฀gemanagt฀werden฀sollten.฀ Abb. 6: Programmstrukturplan eines Bauprogramms Abb. 7: Organigramm eines Programms Abb. 8: Programmmanagement-Prozess ฀ P M - G R U N D S A T Z B E I T R A G P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 8 Um฀ den฀ Unterschied฀ des฀ Umfangs฀ und฀der฀Komplexität฀ solcher฀Vorhaben฀sichtbar฀zu฀machen,฀bezeichnen฀ manche฀Unternehmen฀diese฀als฀„Total฀ Project“฀ oder฀ „Großprojekt“.฀Dabei฀gehen฀aber฀wesentliche฀organisatorische฀ Potenziale,฀ die฀ sich฀ aus฀ der฀ Differenzierung฀ zwischen฀ Projekten฀ und฀ Programmen฀ ergeben,฀ verloren.฀ Diese฀Potenziale฀sind฀insbesondere ฀ zwischen฀Programmauftraggeber฀ und฀ Projektauftraggeber฀ unterscheiden฀zu฀können, ฀ unterschiedliche฀ Projektauftraggeber฀für฀unterschiedliche฀Projekte฀des฀ Programms฀einsetzen฀zu฀können, ฀ die฀Autonomie฀der฀einzelnen฀Projekte฀ des฀ Programms฀ fördern฀ zu฀ können,฀z.฀B.฀durch฀die฀Entwicklung฀ projektspezifischer฀ Kulturen,฀ die฀ Gestaltung฀ projektspezifischer฀Umweltbeziehungen฀etc., ฀ die฀ hierarchische฀ Struktur฀ eines฀ Großprojekts฀ mit฀ mehreren฀ Teilprojekten฀ auflösen฀ zu฀ können฀ und฀ durch฀ die฀flache฀ Kommunikationsstruktur฀„Programmkoordination“฀zu฀ersetzen, ฀ eine฀ klare฀ Sprachregelung฀ zu฀ ermöglichen,฀indem฀die฀unpopuläre฀ Bezeichnung฀ „Teil“-Projektmanager/ in฀entfällt, ฀ eine฀Reduktion฀der฀Komplexität฀ der฀ Dokumentation฀ des฀ Großprojekts฀ durch฀ Erstellung฀ mehrerer฀ überschaubarer฀ Projektdokumentationen฀und฀einer฀schlanken,฀integrierenden฀Programmdokumentation฀zu฀erzielen. 4 DIE MENGE ALLER PROJEKTE EINES PROJEKTORIENTIERTEN UNTER- NEHMENS STELLT EIN PROJEKTPORT- FOLIO DAR Zur฀Realisierung฀unterschiedlicher฀ Managementziele฀ können฀ Projekte฀ zu฀unterschiedlichen฀Clustern฀zusammengefasst฀werden. Aufeinander฀folgende฀Projekte,฀die฀ in฀ Bezug฀ auf฀ ein฀ gemeinsames฀ Betrachtungsobjekt฀ durchgeführt฀ werden,฀lassen฀sich฀zu฀einer฀Projektkette฀ zusammenfassen.฀ Ziel฀ des฀ Clusters฀ „Projektkette“฀ist฀es,฀Kontinuität฀über฀ alle฀Projekte฀der฀Kette฀bezüglich฀der฀ Gestaltung฀der฀Umweltbeziehungen,฀ der฀ Zielsetzungen,฀ der฀ eingesetzten฀ Technologien,฀des฀angewandten฀Projektmanagement-Ansatzes฀ etc.฀ zu฀ sichern฀(siehe฀Abb.฀10). Berücksichtigt฀ man฀ inhaltliche฀ Koppelungen฀einzelner฀Projekte,฀wie฀ z.฀B.฀ die฀ Verwendung฀ der฀ gleichen฀ Technologie฀oder฀die฀Durchführung฀ in฀ der฀ gleichen฀ geographischen฀ Region,฀ können฀ diese฀ Projekte฀ zu฀ einem฀ Projektnetzwerk฀ zusammengefasst฀werden.฀Ziel฀dieses฀Clusters฀ist฀es,฀ zwischen฀den฀einzelnen฀Projekten฀des฀ Projektnetzwerks฀Synergien฀herzustellen฀und฀zu฀nutzen฀(siehe฀Abb.฀11). Ein฀Projektportfolio฀ist฀die฀Menge฀ aller฀Projekte,฀die฀ein฀Projektorientiertes฀Unternehmen฀zu฀einem฀Stichtag฀ durchführt.฀Durch฀die฀Betrachtung฀ der฀ Beziehungen฀ zwischen฀ den฀ Projekten฀ ist฀ ein฀ Projektportfolio฀ mehr฀ als฀die฀Summe฀der฀Projekte. In฀ einem฀ Projektportfolio฀werden฀ unterschiedliche฀ Projektarten,฀ wie฀ z.฀B.฀ externe฀ und฀ interne฀ Projekte,฀ einmalige฀ und฀ repetitive฀ Projekte,฀ Marketing-,฀Kundenauftrags-,฀Orga- Abb. 9: Kette eines Konzeptionsprojekts und Programms Abb. 10: Projektkette im Produktlebenszyklus Abb. 11: Cluster von Projekten 9 nisationsentwicklungs-Projekte,฀ zusammengefasst.฀Es฀beinhaltet฀sowohl฀ Projekte฀ als฀ auch฀ Programme.฀ Ein฀ Projektportfolio฀ist฀im฀Gegensatz฀zu฀ Projekten฀und฀Programmen฀keine฀eigenständige฀ Organisation,฀ sondern฀ eine฀ Zusammenfassung฀ dieser฀ temporären฀Organisationen. 5 ZIEL DES PROJEKTPORTFOLIO-MA- NAGEMENTS IST DIE OPTIMIERUNG DER ERGEBNISSE DES PROJEKTPORT- FOLIOS Das฀ Ziel฀ des฀ Projektportfolio-Managements,฀nämlich฀die฀Optimierung฀ der฀ Ergebnisse฀ des฀ Projektportfolios,฀ kann฀ in฀ Konflikt฀ zur฀ Optimierung฀ der฀Ziele฀einzelner฀Projekte฀stehen. Zur฀Optimierung฀der฀Projektportfolio-Ergebnisse฀sind฀folgende฀Funktionen฀ im฀ Projektportfolio-Management฀zu฀erfüllen: ฀ Auswählen฀von฀zu฀startenden฀Projekten฀und฀Programmen, ฀ Unterbrechen฀ oder฀ Abbrechen฀ von฀ in฀ Durchführung฀ befindlichen฀ Projekten฀ und฀ Programmen, ฀ Festlegen฀von฀Prioritäten฀von฀Projekten฀und฀Programmen, ฀ Koordinieren฀ von฀ in฀ Projekten฀ und฀Programmen฀eingesetzten฀internen฀ und฀ externen฀ Ressourcen฀ und ฀ Organisieren฀ des฀ Lernens฀ von฀ und฀zwischen฀Projekten฀und฀Programmen. Der฀ Prozess฀ des฀ Projektportfolio- Managements฀kann฀mit฀Hilfe฀ eines฀ Funktionendiagramms฀ beschrieben฀ werden.฀ Der฀ Prozess฀ beinhaltet฀ die฀ Phasen฀Vorbereitung,฀Durchführung฀ und฀Nachbereitung฀ der฀ Projektportfolio-Group-Sitzung.฀ Im฀ Rahmen฀ der฀ Vorbereitung฀ der฀ Sitzung฀ werden฀Projektportfolio-Berichte฀erstellt,฀ neue฀ Investitionsanträge฀ gesammelt฀ und฀auf฀Vollständigkeit฀geprüft฀und฀ Projektfortschrittsberichte฀ ausgewählter฀ Projekte฀ zusammengestellt.฀ Dokumente฀des฀Projektportfolio-Managements฀ sind฀ daher฀ Projektportfolio-Berichte,฀ Investitionsanträge฀ und฀ Projektfortschrittsberichte฀ (siehe฀Abb.฀12). Die฀Grundlage฀für฀das฀Projektportfolio-Management฀ stellt฀ die฀ Projektportfolio-Datenbank฀ dar.฀ Eine฀ Projekportfolio-Datenbank฀ ist฀ eine฀ Datenbank฀ aggregierter฀Informationen฀ von฀Projekten฀und฀Programmen.฀Sie฀ ist฀ kein฀ Projektinformationssystem,฀ das฀ detaillierte฀ Informationen฀ aller฀ Projekte฀beinhaltet,฀kann฀aber฀in฀dieses฀integriert฀werden. Die฀ Projektportfolio-Datenbank฀ beinhaltet฀Informationen฀zur฀Projektorganisation,฀wie฀z.฀B.฀Projektauftraggeber,฀Projektmanager/ in฀und฀ausgewählte฀Projektteammitglieder,฀Informationen฀ zu฀ relevanten฀ Umwelten,฀ wie฀ z.฀B.฀ Kunden,฀ Lieferanten฀ und฀ Partner,฀ Informationen฀ zu฀ Produkten฀und฀Märkten,฀wie฀z.฀B.฀Produktart,฀ Technologie฀ und฀ Region,฀ Informationen฀ zur฀ Projektart฀ und฀ zu฀ Beziehungen฀des฀betrachteten฀Projekts฀ zu฀ anderen฀ Projekten฀ sowie฀ Projektkennzahlen,฀ wie฀ z.฀B.฀ Projektstart,฀ Projektende,฀ Kapitalwert฀ der฀ durch฀ das฀ Projekt฀ initiierten฀ Investition,฀ Projektkosten,฀ Projekterfolg,฀ Projektrisiko,฀ Projektleistungsfortschritt฀ und฀ Kritikalität฀ des฀ Projekts. Abb. 12: Projektportfolio- Management- Prozess (Funktionendiagramm) ฀ Zuständigkeit Vorgänge Projektportfolio-Group PM฀Office Ausgewählte฀Projektauftraggeber Mitarbeiter,฀Projektmanger/ in Antragsteam Dokumente Vorbereitung฀Koordination •฀฀Aktualisierung฀Projektportfolio-Datenbank D •฀฀Erstellung฀von฀฀Projektportfolio-Berichten D 1) •฀฀Zusammenstellung฀aktueller฀Investitionsanträge D M 2) •฀฀Zusammenstellung฀ausgewählter฀Projektfortschrittsberichte D M 3) •฀฀Einladung฀der฀Teilnehmer฀inkl.฀Tagesordnung I D I 4) Durchführung฀Koordination •฀฀Verteilung฀Info-Material I D I •฀฀Durchführung฀Koordinationssitzung D M M 5) Nachbereitung฀Koordination •฀฀Adaption฀Projektportfolio-Datenbank D 6) •฀฀Information฀der฀Mitarbeiter฀über฀wesentliche฀Entscheidungen M D I ฀ Legende: ฀ D฀ ...฀ Durchführung฀ M฀ ...฀ Mitarbeit฀ I฀ ...฀ Information฀ ฀ Dokumente: ฀ 1)฀ Projektportfolio-Berichte ฀ 2)฀ Aktuelle฀Investitionsanträge฀ 3)฀ Ausgewählte฀Projektfortschrittsberichte฀ 4)฀ Einladung฀zur฀Projektportfolio-Group-Sitzung฀ 5)฀ Protokoll฀der฀Projektportfolio-Group-Sitzung฀ 6)฀ Adaptierte฀Projektportfolio-Datenbank฀ ฀ P M - G R U N D S A T Z B E I T R A G P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 10 Typische฀Projektportfolio-Berichte,฀ die฀aufgrund฀der฀Daten฀der฀Projektportfolio-Datenbank฀erstellt฀werden฀ können,฀ sind฀ z.฀B.฀ ein฀ Projektportfolio-Balkenplan,฀ ein฀ Projektportfolio-Budget,฀ ein฀ Projektportfolio-Personaleinsatzplan฀oder฀eine฀Profit-Risiko-Matrix.฀ Die฀ Aussagekraft฀ dieser฀ Berichte฀ ist฀ von฀ der฀ Qualität฀ der฀ Daten฀ in฀ der฀ Projektportfolio- Datenbank฀abhängig.฀Die฀Bereitstellung฀der฀Daten฀durch฀die฀einzelnen฀ Projekte฀ stellt฀ hohe฀ Anforderungen฀ an฀die฀Projektmanagement-Kultur฀eines฀Unternehmens฀(siehe฀Abb.฀13). Die฀Gestaltung฀relevanter฀Projektportfolio-Berichte฀ und฀ deren฀ Interpretation฀erfordern฀spezifische฀Kompetenzen.฀Der฀Einsatz฀von฀Symbolen,฀ wie฀ z.฀B.฀ der฀ „Ampelfarben“฀ grün,฀ gelb฀ und฀ rot฀ zur฀ Darstellung฀ der฀ Kritikalität฀ von฀ Projekten,฀ erhöht฀ den฀ Informationswert฀ der฀ Berichte฀ wesentlich.฀ Die฀ entsprechende฀ Interpretation฀ z.฀B.฀ des฀ Berichts฀ „Verteilung฀ von฀ Kundenauftragsprojekten฀ entsprechend฀ des฀ Leistungsfortschritts“฀ermöglicht฀es,฀diesen฀Bericht฀ als฀ Frühwarnsystem฀ bezüglich฀ der฀ Akquisition฀von฀Kundenprojekten฀zu฀ nutzen.฀ Die฀ Aufbereitung฀ von฀ Projektportfolio-Kennzahlen,฀ wie฀ z.฀B.฀ Budget฀ für฀ Produktentwicklungen฀ oder฀ durchschnittliche฀ Dauer฀ von฀ Produktentwicklungen,฀ ermöglicht฀ eine฀ strategische฀ Steuerung฀ des฀ Projektportfolios.฀Der฀Vergleich฀der฀Anzahl฀ Projekte,฀ die฀ eine฀ Person฀ als฀ Projektmanager/ in฀ oder฀ als฀ Projektauftraggeber฀ leitet,฀ mit฀ diesbezüglichen฀ Maximalwerten฀ ermöglicht฀ eine฀ Qualitätssicherung฀ im฀ Projektorientierten฀Unternehmen. Die฀ organisatorische฀ Zuständigkeit฀für฀das฀Projektportfolio-Management฀sollte฀bei฀einer฀Projektportfolio- Group฀ liegen.฀ Diese฀ stellt฀ eine฀ permanente฀ Kommunikationsstruktur฀ im฀Projektorientierten฀Unternehmen฀ dar.฀Eine฀Projektportfolio-Group฀eines฀ österreichischen฀ Telekommunikationsunternehmens฀ besteht฀ z.฀B.฀ aus฀ fünf฀฀Führungskräften฀jener฀Bereiche,฀die฀vor฀allem฀in฀Projekten฀tätig฀ sind.฀ Diese฀ Projektportfolio-Group฀ trifft฀ sich฀ einmal฀ wöchentlich฀ etwa฀ 3-4฀ Stunden฀ zum฀ Projektportfolio- Management. In฀ Abhängigkeit฀ von฀ der฀ Anzahl฀ und฀ der฀ Komplexität฀ der฀ zu฀ koordinierenden฀ Projekte฀ können฀ auch฀ mehrere฀Projektportfolio-Groups฀in฀ einem฀Projektorientierten฀Unternehmen฀benötigt฀werden.฀Maximal฀können฀Projektportfolios฀mit฀etwa฀70฀bis฀ 100฀Projekten฀von฀einer฀Projektportfolio-Group฀ gemanagt฀ werden.฀ Differenzierungen฀von฀Projektportfolio- Groups฀können฀nach฀Unternehmensbereichen฀(bzw.฀Profit-Zentren)฀und฀ nach฀ Projektarten฀ erfolgen.฀ Ein฀ österreichisches฀ Anlagenbauunternehmen฀ unterscheidet฀ z.฀B.฀ in฀ drei฀ Projektportfolio-Groups,฀ eine฀ für฀ Angebots-฀ und฀ Auftragsprojekte,฀ eine฀ für฀ Forschungs-฀ und฀ Entwicklungsprojekte฀ und฀ eine฀ für฀ interne฀ Personalentwicklungs-,฀ Organisationsentwicklungs-฀ und฀ Marketingprojekte.฀ Um฀sicherzustellen,฀dass฀die฀Entscheidungen฀ dieser฀ drei฀ Projektportfolio-Groups฀ aufeinander฀ abgestimmt฀ sind,฀ sind฀ einzelne฀ Führungskräfte฀ Mitglieder฀ in฀ mehreren฀ Projektportfolio-Groups.฀ Eine฀ Projektportfolio- Group฀ kann฀ von฀ einem฀ PM-Office฀ (oder฀ von฀ einem฀ Projektcontroller)฀ in฀der฀Vorbereitung,฀Durchführung฀ und฀Nachbereitung฀von฀Projektportfolio-Group-Sitzungen฀ unterstützt฀ werden.฀Insbesondere฀kann฀die฀Erstellung฀ der฀ Projektportfolio-Berichte฀ durch฀ ein฀ PM฀ Office฀ erfolgen.฀ PM฀ Offices฀ können฀ daher฀ nicht฀ nur฀ Dienstleistungen฀ bezüglich฀ des฀ Projekt-฀ und฀ Programmmanagements,฀ sondern฀ auch฀ bezüglich฀ des฀ Projektportfolio-Managements฀erbringen. Das฀Projektportfolio-Management฀ stiftet฀auch฀für฀Projektmanager/ innen฀ Nutzen.฀Durch฀die฀Bereitstellung฀der฀ Projektportfolio-Berichte฀und฀den฀Zugriff฀ auf฀ die฀ Projektportfolio-Daten- Abb. 13: Projektportfolio- Bericht „Profit- Risiko- Matrix“ 11 bank฀ haben฀ Projektmanager/ innen฀ eine฀Basis,฀Netzwerkbeziehungen฀ zu฀ anderen฀Projektmanager/ innen฀herzustellen฀und฀damit฀Synergien฀zu฀generieren.฀ Literatur [1] Gareis, R./ Huemann, M.: Project Management Competences in the Project-oriented Company. In: Turner, J. R./ Simister, S. J. (Ed.): The Gower Handbook of Project Management. Gower, Aldershot, forthcoming [2] Gareis R.: Programme Management and Project Management: New Competences of Project-oriented Companies. Proceedings of the PMI-Symposium 2000, Houston, Texas Autor Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Roland Gareis, Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien. Habilitation an der Technischen Universität Wien am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft. 1979-1981 Professor am Georgia Institute of Technology in Atlanta, Georgia. Gastprofessor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (1982), an der Georgia State University of Technology in Georgia (1987) und an der University of Quebec in Montreal, Kanada (1991). Universitätsprofessor für Projektmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien. Leiter des Universitätslehrgangs Internationales Projektmanagement. Facult y Advisor of the European Programme for Project Executives. Vorstandsvorsitzender von PROJEK T M ANAGE - MENT AUSTRIA. Chairman of the PM Research Committee of the IPM A International Project Management A ssociation. Project Manager of the IPM A Research Project: POS-Benchmarking. Facilitator of the International PM Research Network. Gesch ä ftsführender Gesellschafter der ROL AND GAREIS CONSULTING. Anschrift Wirtschaftsuniversität Wien Franz-Klein- Gasse 1, A-1190 Wien Tel.: ++43/ 1/ 42 77-2 94 01 Fax: ++43/ 1/ 3 68 75 10 E -Mail: pmg@wu-wien.ac.at ฀ P M - G R U N D S A T Z B E I T R A G P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 12 Zusammenfassung Gedacht als Hilfsmittel zur Sicherstellung von Qualität in Software-Entwicklungsprozessen, leiden herkömmliche Handbücher h ä ufig unter mangelnder Akzeptanz. Die Gründe liegen in der Regel im nicht ad ä quaten Umgang mit der Ressource „Wissen“ und in der mangelnden Flexibilität dieses Hilfsmittels, so zum Beispiel hinsichtlich unterschiedlicher Projekte und unterschiedlicher Qualitätsniveaus: Denn in einer Zeit, in der Produktzyklen immer kürzer werden, die dazu korrespondierenden Entwicklungsprozesse immer schneller ablaufen und das Know-how der Mitarbeiter von essentieller Bedeutung für das gesamte Unternehmen ist, müssen neue und flexiblere Konzepte für das Management des Wirtschaftsgutes „Wissen“ eingesetzt werden. Ein Ansatz, der mit Hilfe von einzelnen „Beschreibungsbausteinen“ die „Schlüsselprozesse“ des Software-Engineering beschreibt, die zudem unterschiedlich kombiniert werden können, kann hier Abhilfe schaffen. Abstract Although handbooks are considered an aid to qualit y assurance in software development, they often suffer from poor acceptance. Frequently this is a result of poor management of the „knowledge“ resource and the fact that this aid cannot easily be adapted to a variet y of projects and qualit y levels. Nowadays product development cycles are becoming shorter and shorter and the related development processes become faster and faster. Today the knowledge and experience of our employees are essential for the company as a whole and so new and flexible concepts must be introduced to manage the economic propert y known as „knowledge“. One solution to this problem is to describe the key processes of software engineering with building blocks capable of being flexibly combined. Schlagwörter Hypertext, Methodenbaukasten, Projektmanagement, Prozessdefinition, Qualitätssicherung, Wissensmanagement 1 EINLEITUNG Schnelllebige฀Produkte฀und฀die฀daraus฀resultierenden฀immer฀kürzer฀werdenden฀ Entwicklungsprozesse฀ zwingen฀Unternehmen฀zu฀einer฀möglichst฀ effizienten฀Projektdurchführung.฀Es฀ gilt฀ nicht฀ mehr฀ zwangsläufig฀ der฀ Grundsatz฀„Der฀Größere฀ist฀dem฀Kleineren฀überlegen“,฀stattdessen฀wächst฀ das฀kleinere฀Unternehmen฀-฀da฀meist฀ flexibler฀und฀schneller฀-฀stärker฀als฀der฀ Großkonzern.฀ Entscheidender฀ Wettbewerbsvorteil฀ist฀dabei฀die฀Fähigkeit฀ zur฀ Kommunikation฀ im฀ Unternehmen฀und฀damit฀die฀Fähigkeit฀Erfahrungen฀ und฀ Wissen฀ auszutauschen.฀ Während฀ Unternehmen฀ in฀ der฀ Vergangenheit฀ nach฀ ihren฀ materiellen฀ Sachgütern฀wie฀Produktionsanlagen฀ und฀ Immobilien฀ bewertet฀ wurden,฀ ist฀heute฀das฀Know-how฀einer฀Firma฀ ein฀wesentlicher฀Faktor฀bei฀der฀Unternehmensbewertung฀ (wir฀ betrachten฀ Wissensmanagement฀im฀Kontext฀der฀ Informationstechnologie: ฀Hier฀gelten฀ diese฀Aussagen฀umso฀mehr,฀denn฀es฀ gibt฀ genügend฀ Beispiele฀ von฀ Unternehmen฀ am฀ „Neuen฀ Markt“,฀ deren฀ Wissensmanagement in฀der฀Software-Entwicklung Eine Voraussetzung für effiziente Qualitätssicherung und Projektmanagement J Ü R G E N ฀ S C H M I E D 13 Aktienkurse฀ weniger฀ durch฀ materielle฀Güter฀als฀über฀das฀Firmen-Knowhow,฀ deren฀ Ideen฀ und฀ Visionen฀ zustande฀kommen). Je฀ größer฀ ein฀ Unternehmen฀ ist,฀ umso฀wichtiger฀wird฀dabei฀das฀Wissensmanagement,฀denn฀während฀in฀ kleineren฀Unternehmen฀meist฀ein฀enger฀Kontakt฀zwischen฀allen฀Kollegen฀ besteht฀ und฀ damit฀ ein฀ reger฀ Erfahrungsaustausch฀gefördert฀wird,฀findet฀ im฀Großkonzern฀kaum฀bereichsübergreifender฀ Wissensaustausch฀ statt.฀ Im฀ Gegenteil,฀ ändert฀ der฀ Mitarbeiter฀seinen฀Tätigkeitsschwerpunkt฀ im฀ Unternehmen฀ -฀ beispielsweise฀ durch฀ Umstrukturierungsmaßnahmen฀ oder฀ Versetzung฀ -,฀ gerät฀ das฀ einmal฀erworbene฀und฀(leider฀meist)฀ nicht฀ dokumentierte฀ Wissen฀ in฀ Vergessenheit฀und฀wird฀somit฀wieder฀abgebaut. Wissensmanagement฀ist฀nicht฀nur฀ auf฀ ฀Unternehmensebene฀ wichtig,฀ sondern฀ ist฀ von฀ essentieller฀ Bedeutung฀für฀deren฀Mitarbeiter: ฀ Gerade฀ IT-Wissen฀ veraltet฀ sehr฀ rasch,฀es฀wird฀von฀„Halbwertszeiten“฀ von฀ drei฀ bis฀ vier฀ Jahren฀ gesprochen. ฀ Schnelllebige฀ Produkte฀ sorgen฀ für฀ kurze฀ Projektlaufzeiten฀ und฀ damit฀ für฀ einen฀ hohen฀ Projektdruck. Letzteres฀ sorgt฀ dafür,฀ dass฀ kaum฀ Zeit฀für฀regelmäßige฀Schulungen฀verbleibt,฀ stattdessen฀ ist฀ „Just-in-time“- Lernen฀ üblich,฀ d.฀h.,฀ Mitarbeiter- Qualifikation฀wird฀kurzfristig฀in฀Abhängigkeit฀ vom฀ aktuellen฀ Projekt฀ durchgeführt.฀ Eine฀ systematische฀ langfristig฀ angelegte฀ Weiterbildung฀ des฀Mitarbeiters฀bleibt฀oft฀ihm฀selbst฀ überlassen. So฀ düster฀ wie฀ dieses฀ Szenario฀ aus฀ Sicht฀ des฀ Mitarbeiters฀ auch฀ klingen฀ mag,฀ es฀ lohnt฀ sich฀ ein฀ genauerer฀ Blick,฀denn฀diese฀pauschalisierte฀Aussage฀kann฀differenziert฀werden: ฀(IT-)-฀ Wissen฀ lä sst฀ sich฀ nämlich฀ klassifizieren,฀ und฀ für฀ diese฀ Wissensklassen฀gelten฀durchaus฀unterschiedliche฀ „Verfallszeiten“: ฀ „Methodenwissen“฀ veraltet฀ am฀ langsamsten.฀ Unter฀ Methodenwissen฀werden฀Software-Engineering-Methoden฀ verstanden,฀ wie฀ zum฀Beispiel฀Techniken฀ zur฀Anforderungsanalyse฀(Use฀Case฀Analysis,฀ Joint฀ Application฀ Design,฀ Corporate฀ Requirements฀ Capture฀etc.),฀Designtechniken฀(Unified฀ Modeling฀ Language,฀ Strukturierte฀ Analyse฀ und฀ Design,฀ SDL,฀SADT฀etc.),฀Testverfahren฀ und฀ vieles฀ mehr.฀ Halbwertszeiten฀ im฀ Bereich฀ von฀ Jahrzehnten฀ sind฀ durchaus฀ keine฀ Seltenheit,฀ man฀ denke฀ nur฀ an฀ „Zustandsautomaten“,฀ die฀ von฀ Mealy฀ und฀ Moore฀ in฀ den฀ 50er฀ Jahren฀ definiert฀wurden฀und฀auch฀heute฀regelmäßig฀ verwendet฀ werden฀ (allerdings฀ meist฀ in฀ der฀ Weiterentwicklung฀ nach฀ Harel฀ [5]),฀ oder฀ Vorteile฀des฀Methodenbaukastens฀-฀eine฀Beispielimplementierung฀ des฀Wissensmanagements฀für฀das฀Software-Engineering ฀ Nachschlagewerk: ฀Jeder฀am฀Software-Entwicklungsprozess฀Beteiligte฀ kann฀im฀Baukasten฀Begriffe,฀Verfahren,฀Notationen฀oder฀Richtlinien฀ nachschlagen.฀Sowohl฀neue฀Mitarbeiter฀als฀auch฀erfahrene฀Entwickler฀ haben฀einen฀schnellen฀und฀einfachen฀Zugriff฀auf฀die฀benötigte฀Information. ฀ Vorlagenarchiv: ฀Es฀werden฀Dokumentvorlagen฀zur฀Verfügung฀gestellt,฀ die฀die฀Arbeitseffizienz฀des฀Entwicklers฀durch฀ein฀vordefiniertes฀Layout,฀die฀Gliederung฀und฀Hilfestellungen฀in฀der฀Vorlage฀erhöhen. ฀ Harmonisierung฀ des฀ Software-Entwicklungsprozesses: ฀ Eine฀ gute฀ Kommunikation฀im฀Entwicklerteam฀ist฀eine฀wichtige฀Voraussetzung฀ für฀ effiziente฀ Software-Entwicklung.฀ Damit฀ eine฀ gute฀ Kommunikation฀ zustande฀kommen฀kann,฀ sollten฀ alle฀über฀ ein฀gemeinsames฀Verständnis฀verfügen.฀Im฀Baukasten฀werden฀deshalb฀Begriffe฀sowie฀Notationen฀oder฀Richtlinien฀zum฀Einsatz฀von฀Methoden฀definiert. ฀ Prozess-Beschreibung฀ und฀ -Tailoring: ฀ Die฀ Flexibilität฀ des฀ Baukastens฀bietet฀die฀Möglichkeit,฀den฀Software-Entwicklungsprozess฀individuell฀an฀verschiedene฀Bedürfnisse฀anzupassen.฀Er฀definiert,฀wer฀welche฀ Arbeiten฀ wann฀ zu฀ erledigen฀ hat,฀ beschreibt฀ den฀ Informations-฀ und฀Arbeitsfluss,฀legt฀Verantwortlichkeiten฀fest฀und฀deckt฀Abhängigkeiten฀innerhalb฀des฀Entwicklerteams฀auf. ฀ Lebenslanges฀Lernen: ฀Das฀Wissen฀auf฀dem฀IT-Sektor฀veraltet฀schnell฀ und฀regelmäßige฀Schulungen฀können฀aus฀Zeitmangel฀oft฀nicht฀durchgeführt฀werden.฀Das฀im฀Baukasten฀dokumentierte฀Wissen฀kann฀mit฀ den฀Erfahrungen฀der฀Entwickler฀wachsen.฀Einzelne฀Mitarbeiter฀übernehmen฀dazu฀die฀Pflege฀eines฀Wissensgebietes,฀so฀dass฀neue฀Erfahrungen฀allen฀anderen฀Entwicklern฀auch฀zur฀Verfügung฀stehen. ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 14 etwa฀ im฀ Bereich฀ der฀ Applikationsentwicklung฀mit฀Datenbanken฀ an฀ die฀ Entity-Relationship- Diagramme,฀die฀Chen฀[4]฀in฀den฀ 70er฀Jahren฀einführte. ฀ „Produktwissen“฀ -฀ sei฀ dies฀ nun฀ Wissen฀ über฀ Tools฀ zur฀ Entwicklung฀ von฀ Produkten฀ oder฀ auch฀ Wissen฀ über฀ Produkte฀ für฀ den฀ Endverbraucher฀-฀veraltet฀wesentlich฀ schneller.฀ Heute฀ am฀ Markt,฀ sind฀ Produkte฀ meist฀ morgen฀ schon฀wieder฀verschwunden฀oder฀ durch฀neue฀Versionen฀ersetzt. ฀ „Kundenwissen“฀-฀d.฀h.฀genaueres฀ Wissen฀über฀aktuelle฀oder฀potenzielle฀ Kunden,฀ insbesondere฀ deren฀Bedürfnisse฀und฀Beziehungen฀ untereinander฀ -฀ veraltet฀ in฀ der฀ Regel฀ noch฀ etwas฀ schneller.฀ Produkte฀ werden฀ für฀ Kunden฀ und฀ deren฀Anforderungen฀geschaffen,฀ d.฀h.฀veränderte฀Produkte฀werden฀ zwangsläufig฀mit฀einem฀gewissen฀ zeitlichen฀ Versatz฀ zu฀ den฀ veränderten฀ Kundenbedürfnissen฀ auf฀ den฀Markt฀gebracht. ฀ Die฀ vierte฀ Kategorie฀ „Marktwissen“฀definiert฀sich฀aus฀dem฀Wissen฀ über฀ Marktgegebenheiten,฀ wie฀ zum฀ Beispiel฀ Wissen฀ über฀ Konkurrenten,฀ deren฀ Produkte฀ und฀ Marktanteile.฀Da฀man฀jedoch฀in฀ der฀Regel฀nur฀wenig฀Wissen฀über฀ seine฀ Konkurrenten฀ hat฀ (deren฀ Produkte,฀ aber฀ viel฀ wichtiger฀ deren฀ Produktideen฀ oder฀ langfristige฀ Roadmaps฀ etc.)฀ und฀ da฀ zudem฀ Hersteller฀ sehr฀ schnell฀ auf฀ veränderte฀Kundenbedürfnisse฀reagieren฀müssen,฀ist฀das฀Marktwissen฀das฀unsicherste฀und฀gleichzeitig฀das฀am฀schnellsten฀veraltende฀ Wissen,฀sofern฀es฀denn฀überhaupt฀ im฀Detail฀vorhanden฀ist. Sicherlich฀lassen฀sich฀noch฀weitere฀ Wissensklassen฀ definieren,฀ aber฀ bereits฀ diese฀ beispielhafte฀ Klassifizierung฀zeigt฀deutlich,฀dass฀sich฀aus฀Mitarbeitersicht฀die฀Rubrik฀„Methodenwissen“฀ am฀ meisten฀ lohnt,฀ um฀ langfristig฀angelegte฀Weiterbildung฀zu฀betreiben,฀ und฀ dass฀ die฀ Aussage฀ über฀ die฀Halbwertszeit฀von฀IT-Wissen฀nur฀ einen฀ Durchschnittswert฀ über฀ mehrere฀Wissensklassen฀darstellen฀kann. Sowohl฀ aus฀ Unternehmenssicht฀ wie฀auch฀aus฀Mitarbeitersicht฀ist฀Wissensmanagement฀ also฀ eine฀ lohnenswerte฀Angelegenheit. 2 WISSENSMANAGEMENT UND WICH- TIGE RANDBEDINGUNGEN Um฀ Wissensmanagement฀ in฀ einem฀Unternehmen฀erfolgreich฀einzuführen,฀bedarf฀es฀vor฀allen฀Dingen฀einer฀offenen฀und฀fairen฀Kommunikation.฀Begangene฀Fehler฀dürfen฀nicht฀ als฀Kritikpunkte฀verstanden฀werden,฀ sondern฀als฀Chance,฀diese฀zusammen฀ mit฀ den฀ Lösungsans ätzen฀ weiterzugeben,฀ so฀ dass฀ Kollegen฀ aus฀ den฀ begangenen฀ Fehlern฀ lernen฀ und฀ diese฀ nicht฀selbst฀begehen.฀Der฀Teamgeist฀ und฀das฀kooperative฀Verhalten฀unter฀ den฀Mitarbeitern฀müssen฀deshalb฀besonders฀ gefördert฀ werden.฀ Wissensmanagement฀ muss฀ als฀ wichtiger฀ Bestandteil฀ der฀ Unternehmenskultur฀ verstanden฀ werden,฀ von฀ dem฀ alle฀ einen฀Nutzen฀haben.฀Das฀Beispiel฀der฀ Software-Entwicklung฀nimmt฀sicherlich฀ eine฀ Sonderstellung฀ ein,฀ da฀ in฀ diesem฀ schnelllebigen฀ Bereich฀ die฀ Akzeptanz฀ eines฀ solchen฀ Vorgehens฀ von฀Haus฀ aus฀ größer฀ als฀ in฀ anderen฀ Bereichen฀ ist: ฀ Die฀ beteiligten฀ Personen฀sind฀darauf฀angewiesen฀ständig฀ hinzuzulernen.฀ Auch฀ die฀ Nutzung฀ des฀ Intranets฀ -฀ die฀ ideale฀ Kommunikationsplattform฀ zur฀ Umsetzung฀ des฀Wissensmanagements฀-฀ist฀eine฀ Selbstverständlichkeit. Unternehmensweites฀ Wissensmanagement฀ ist฀ eine฀ Ressourcenfrage,฀ weshalb฀ die฀ Beteiligung฀ des฀ Managements฀ eine฀ unabdingbare฀ Voraussetzung฀ ist.฀ Der฀ Aufbau฀ und฀ die฀„Verinnerlichung“฀eines฀Wissensmanagements฀ benötigen฀ genauso฀ wie฀ „Softwareprozessverbesserungsprogramme“฀ (in฀ [7]฀ wird฀ zum฀ Beispiel฀regelmäßig฀auf฀das฀„höhere฀Management“฀verwiesen)฀zweierlei: ฀ die฀ Einbeziehung,฀ Motivation฀ und฀ Akzeptanz฀ der฀ beteiligten฀ Mitarbeiter฀sowie ฀ die฀ Einsicht฀ der฀ Notwendigkeit฀ und฀ infolgedessen฀ die฀ Genehmigung฀ des฀ Budgets฀ bzw.฀ zus ätzlichen฀ Personals฀ durch฀ das฀ Management. Wesentliche฀ Kernanforderungen฀ an฀ ein฀ Wissensmanagementsystem฀ im฀IT-Bereich฀sind ฀ die฀Handlungsorientierung,฀d.฀h.,฀ es฀ dürfen฀ keine฀ abstrakten฀ Beschreibungen฀ (wie฀ sie฀ zum฀ Beispiel฀ oft฀ in฀ QM-Handbüchern฀ zu฀ finden฀ sind)฀ verwaltet,฀ sondern฀ praxisbezogene฀ und฀ konkrete฀ Hilfsmittel฀ zur฀ Verfügung฀ gestellt฀werden.฀Dies฀könnten฀Beispiele฀ zur฀ Umsetzung฀ von฀ Software-Engineering-Methoden฀sein฀ (so฀etwa฀branchenorientierte฀Beispiele฀zur฀Umsetzung฀von฀Designtechniken,฀ Testverfahren฀ etc.)฀ oder฀Mustervorlagen฀und฀Checklisten฀zur฀Projektdokumentation. ฀ Ein฀weiterer฀wesentlicher฀Aspekt฀ ist฀die฀Verständlichkeit,฀d.฀h.,฀die฀ Texte฀ müssen฀ die฀ Mitarbeiter฀ -฀ in฀diesem฀Falle฀den฀Software-Entwickler฀-฀direkt฀ ansprechen: ฀ „In฀ 15 der฀ Kürze฀ liegt฀ die฀ Würze“฀ gilt฀ auch฀ hier,฀ denn฀ kein฀ Software- Entwickler฀ will฀ langatmige฀ Beschreibungen฀ lesen.฀ Ideal฀ sind฀ kurze฀ und฀ prägnante฀ Beschreibungen฀ähnlich฀den฀Kurzreferenzhandkarten฀von฀Tools: ฀Auf฀wenigen฀ Seiten฀ sollte฀ das฀ Wichtigste฀ zusammengefasst฀ sein.฀ Denn฀ es฀ gilt฀an฀dieser฀Stelle฀nicht฀ein฀Lehrbuch฀ zu฀ ersetzen,฀ sondern฀ einen฀ schnellen฀Einstieg฀und฀Ideen฀für฀ die฀ zielgerichtete฀ Umsetzung฀ zu฀ liefern.฀ Wer฀ mehr฀ wissen฀ will,฀ sollte฀ auch฀ weiterhin฀ zum฀ Lehrbuch฀greifen. ฀ Ein฀unternehmensweites฀Wissensmanagementsystem฀ muss฀ den฀ direkten฀ zwischenmenschlichen฀ Informationsaustausch฀ fördern.฀ D.฀h.,฀die฀dahinter฀stehende฀Technik฀ (z.฀B.฀ eine฀ Implementierung฀ auf฀ Basis฀ des฀ Intranets)฀ dient฀ nur฀als฀„Mittel฀zum฀Zweck“.฀Gewollt฀ ist฀ eine฀ Implementierung,฀ die฀kommunikationsfördernd฀unter฀ den฀ Mitarbeitern฀ wirkt,฀ so฀ etwa฀ Telefonnummern฀ von฀ Experten฀ zu฀ bestimmten฀ Themen฀ innerhalb฀des฀Unternehmens฀enthält฀oder฀in฀Ergänzung฀zu฀nichtvirtuellen฀ (! )฀ Vortragsreihen฀ virtuelle฀Diskussionsforen฀anbietet. Der฀Begriff฀„Wissensmanagement“฀ wurde฀ in฀ diesem฀ Artikel฀ schon฀ sehr฀ häufig฀ benutzt,฀ aber฀ was฀ wird฀ eigentlich฀darunter฀verstanden? ฀Abb.฀1฀ zeigt฀ in฀ Anlehnung฀ an฀ [6]฀ die฀ einzelnen฀ Aktivitäten,฀ die฀ darunter฀ zusammengefasst฀ werden฀ und฀ auf฀ die฀ in฀ den฀ nachfolgenden฀ Abschnitten฀ im฀ Kontext฀ des฀ Software-Engineering฀ eingegangen฀ wird.฀ Diese฀ Abbildung฀ zeigt฀ zus ätzlich฀ sehr฀ schön฀ die฀ Analogie฀ des฀ Wissensmanagements฀ zum฀ Projektmanagementzyklus฀„plan,฀do,฀study฀and฀act“: ฀Zuerst฀ werden฀die฀Wissensziele฀identifiziert฀ und฀aufgestellt,฀anschließend฀erfolgt฀ die฀Umsetzung฀(„do“: ฀untere฀Hälfte฀ in฀ Abb.฀ 1),฀ um฀ schließlich฀ mit฀ der฀ Wissensbewertung฀ („study“)฀ in฀ eine฀neue฀„Umdrehung“฀der฀Schleife฀ zu฀ münden.฀ Durch฀ das฀ gewonnene฀ Feedback฀sind฀natürlich฀die฀Wissensziele฀ und฀ deren฀ Inhalte฀ zu฀ überdenken฀und฀gegebenenfalls฀zu฀aktualisieren฀(„act“฀wird฀damit฀zum฀Bestandteil฀der฀neuen฀Schleife). 2.1฀Wissensziele฀-฀aber฀welche ? Wissensmanagement฀ muss฀ durch฀ klar฀ definierte฀ Ziele฀ geleitet฀ sein,฀ denn฀ sonst฀ besteht฀ sehr฀ schnell฀ die฀ Gefahr,฀ dass฀ die฀ Wissensbasis฀ zu฀ einem฀für฀das฀Unternehmen฀mehr฀oder฀ weniger฀ relevanten฀ „Sammelsurium“฀ von฀ Wissenselementen฀ verkommt฀ (ein฀extremer฀Ansatz฀wäre,฀Wissensmanagement฀ über฀ eine฀ Sammlung฀ von฀„Mitarbeiter-Homepages“฀im฀Intranet฀ zu฀ realisieren,฀ ohne฀ konkrete฀ Vorgaben฀ bezüglich฀ der฀ Inhalte฀ zu฀ machen.฀Es฀würde฀ein฀„Wissensnetz“฀ ähnlich฀ dem฀ World฀ Wide฀ Web฀ entstehen: ฀Nicht฀umsonst฀wird฀von฀der฀ „Wüste฀ Internet“฀ gesprochen,฀ in฀ der฀ zwar฀viele฀Informationen฀vorhanden฀ sind,฀ aber฀ nur฀ sehr฀ schwer฀ die฀ richtige฀Information฀zu฀finden฀ist). Welche฀ Wissensziele฀ sollten฀ nun฀ von฀der฀Unternehmensführung฀definiert฀werden? ฀Abb.฀2฀zeigt฀die฀„Topdown“-Konkretisierung฀von฀Wissenszielen฀über฀die฀Hierarchiestufen฀eines฀ Konzerns฀hinweg.฀Üblicherweise฀gliedert฀ sich฀ ein฀ Konzern฀ aufgrund฀ seiner฀Konzernziele฀und฀der฀damit฀verbundenen฀ Konzernstrategie฀ in฀ mehrere฀ Geschäftsbereiche.฀ In฀ Anlehnung฀ an฀ das฀ eigene฀ Unternehmen฀ könnten฀ dies฀ etwa฀ ein฀ Geschäftsbereich฀ „Automotive“,฀ „Medizintechnik“฀und฀„Industrieautomatisierung“฀ sein.฀Auf฀dieser฀Unternehmensebene฀ ist฀vor฀allem฀das฀Wissen฀über฀Märkte,฀ insbesondere฀ über฀ Konkurrenten,฀ Marktanteile,฀ (mögliche)฀ Kunden฀ und฀ deren฀ prinzipielle฀ Bedürfnisse฀ wichtig.฀ Geschäftsbereiche฀ gliedern฀ sich฀weiter฀auf฀in฀mehrere฀Geschäftsfelder,฀die฀sich฀etwa฀einem฀bestimmten฀ Produkt฀ oder฀ Produktgruppen฀ widmen฀ oder฀ sich฀ auf฀ andere฀ Art฀ und฀Weise฀auf฀einen฀bestimmten฀Teil฀ des฀Marktes฀spezialisiert฀haben.฀Geschäftsfeldziele฀ definieren฀ sich฀ zuallererst฀über฀Produkte฀für฀die฀verschiedenen฀ Märkte฀ und฀ deren฀ Umsatz.฀ Daher฀ korrelieren฀ auf฀ dieser฀ Ebene฀ Abb. 1: Kreislauf des Wissensmanagements [6] Wissensziele Wissensbewertung Wissensidentifikation Wissensnutzung Wissenserwerb Wissensentwicklung Wissens(ver)teilung Wissensbewahrung Feedback ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 16 Wissensziele฀in฀erster฀Linie฀mit฀Wissen฀über฀das฀Anwendungsumfeld฀der฀ zu฀entwickelnden฀Produkte.฀Auf฀Projektebene฀ ist฀ wichtig,฀ Projekte฀ im฀ Rahmen฀des฀ursprünglich฀aufgestellten฀ Plans,฀ d.฀h.฀ bezüglich฀ Zeit,฀ Kosten฀ und฀ Anforderungen,฀ umzusetzen.฀ Hier฀ ist฀ Wissen฀ über฀ die฀ konkreten฀ Kundenanforderungen฀ wichtig,฀ aber฀ natürlich฀ auch฀ Wissen฀ zur฀ Realisierung฀ dieser฀ Anforderungen,฀ d.฀h.฀ die฀ Beherrschung฀ von฀ Software-Engineering-Methoden฀ sowie฀ soziale฀Kompetenz฀der฀Teammitglieder.฀Hier฀treffen฀sich฀die฀„top-down“฀ abgeleiteten฀ Ziele฀ mit฀ den฀ Zielen฀ der฀Mitarbeiter: ฀Fortentwicklung฀in฀ fachlicher฀Hinsicht฀und฀Fortentwicklung฀der฀sozialen฀Kompetenz. Dieser฀Artikel฀beschränkt฀sich฀bewusst฀ auf฀ Wissensmanagement฀ zur฀ Unterstützung฀der฀ Softwareentwicklung,฀ d.฀h.฀Wissensmanagement฀ auf฀ Projektebene,฀ und฀ bedient฀ damit฀ gleichzeitig฀ die฀ Wissensziele฀ von฀ Projektteammitgliedern. Zur฀Beantwortung฀der฀Frage฀nach฀ dem฀ „Was฀ sollte฀ mit฀ Hilfe฀ des฀ Wissensmanagements฀ auf฀ Projektebene฀ verwaltet฀ werden? “฀ liefern฀ Qualitätsmodelle฀ erste฀ Hinweise.฀ So฀ beschreibt฀beispielsweise฀das฀Capability฀ Maturity฀Model฀(CMM)฀[7],฀welche฀ Schlüsselprozesse฀(siehe฀Abb.฀3)฀in฀einem฀Unternehmen฀etabliert฀werden฀ sollten฀ und฀ welche฀ Aktivitäten฀ dabei฀ auszuführen฀ sind.฀ Auch฀ wenn฀ Qualitätsmodelle฀ wie฀ das฀ genannte฀ CMM฀ -฀ für฀ andere฀ Modelle฀ wie฀ SPICE฀und฀ISO฀9000฀gilt฀dies฀in฀ähnlicher฀ Weise฀ -฀ typischerweise฀ nicht฀ das฀ „Wie“฀ der฀ Umsetzung฀ beschreiben,฀so฀werden฀doch฀bestimmte฀Prozesse฀und฀Arbeitsergebnisse฀gefordert฀ und฀ Hinweise฀ gegeben,฀ welche฀ Rollen฀ an฀der฀Erreichung฀der฀Arbeitsergebnisse฀beteiligt฀sein฀sollten. Im฀ Sinne฀ des฀ Wissensmanagements฀ auf฀ Projektebene฀ liegt฀ der฀ Schwerpunkt฀der฀Prozessdarstellung฀ aber฀ nicht฀ auf฀ dem฀ „Was“,฀ sondern฀ darauf,฀„Wie“฀der฀Prozess฀möglichst฀ gut฀im฀Unternehmen฀umgesetzt฀wird.฀ Hierzu฀ ist฀ es฀ notwendig,฀ die฀ Wissensakquise฀in฀den฀Entwicklungsablauf฀ einzubetten฀ und฀ die฀ Erkenntnisse฀ mit฀ einem฀ möglichst฀ flexiblen฀ Medium฀ zu฀ dokumentieren.฀ Aus฀ dem฀ „normalen฀ Projektalltag“฀ ergeben฀sich฀so฀schnell฀die฀Elemente,฀die฀ mit฀Hilfe฀des฀Wissensmanagements฀ verwaltet฀ werden฀ sollten: ฀ Am฀ Beispiel฀von฀Software-Entwicklungsprozessen฀wären฀dies ฀ Methoden฀wie฀etwa฀das฀Change฀ Management,฀ Review-Verfahren฀ oder฀ die฀ Projektverfolgung฀ mit฀ Hilfe฀ von฀ Meilensteindefinitionen,฀ aber฀ auch฀Designtechniken฀ wie฀ z.฀B.฀ die฀ „Strukturierte฀ Analyse฀ und฀ Design“฀ oder฀ die฀ „Unified฀Modeling฀Language“, ฀ die฀ zu฀ erzielenden฀ Arbeitsergebnisse฀(d.฀h.฀die฀Dokumente),฀die฀ innerhalb฀des฀ Projektes฀ zu฀ erstellen฀sind, ฀ die฀Definition฀von฀Rollen,฀die฀im฀ Projektablauf฀die฀Verantwortung฀ für฀einzelne฀Arbeitsergebnisse฀zu฀ übernehmen฀haben,฀und ฀ eine฀ inhaltliche฀ sowie฀ zeitliche฀ Gliederung฀der฀Entwicklungsprojekte฀ im฀ Sinne฀ eines฀ Phasenmodells. Dies฀waren฀nur฀die฀wichtigsten฀Elemente,฀ weitere฀ sind฀ denkbar: ฀ etwa฀ das฀ Wissen฀ über฀ den฀ Einsatz฀ und฀ Abb. 2: Top-down- Ableitung von Wissenszielen Konzern Geschäftsbereich Geschäftsfeld Projekt Mitarbeiter Konzernstrategie Konzernziele Geschäftsbereichsstrategie Geschäftsbereichsziele Produktstrategien฀ Geschäftsfeldziele Projektsteuerungsgrößen Ziele฀des฀einzelnen฀Mitarbeiters Weiterentwicklung Reifegrad eingeführte฀Verfahren 5.฀Optimierender฀Prozess • ฀ Defektverhütung • ฀ Prozess-Änderungsmanagement • ฀ Technologie-Änderungsmanagement • ฀ ... 4.฀Geführter฀Prozess • ฀ Prozess-Erfahrungsbewertung • ฀ Prozess-Metriken • ฀ Produkt-Metriken • ฀ ... 3.฀Definierter฀Prozess • ฀ Prozess-Definition • ฀ Trainingsprogramm • ฀ Teamkoordination • ฀ ... 2.฀Wiederholbarer฀Prozess • ฀ Projektmanagement • ฀ Anforderungsmanagement • ฀ Konfigurationsmanagement • ฀ ... 1.฀Initialer฀Prozess --- Abb. 3: Skizze des Capability- Maturity- Modells [7] 17 die฀ Nutzung฀ von฀ Tools.฀ Beispiele฀ für฀ Wissenselemente฀ auf฀ den฀ anderen฀Ebenen฀(siehe฀Abb.฀2)฀ sind฀Spezial-Wissen฀ über฀ konkrete฀ Anwendungsgebiete฀ oder฀ das฀ Wissen฀ über฀ konkrete฀Abläufe฀im฀Unternehmen,฀ die฀ nicht฀ notwendigerweise฀ direkt฀ mit฀ der฀ Software-Entwicklung฀ zusammenhängen฀ müssen฀ (z.฀B.฀ Prozess฀der฀Angebotserstellung฀oder฀das฀ Mahnverfahren). 2.2฀Wissensidentifikation,฀ Wissenserwerb฀und฀-entwicklung Aufgabe฀der฀Wissensidentifikation฀ sind฀ die฀ Ortung฀ von฀ Wissensträgern฀ innerhalb฀ des฀ Unternehmens฀ sowie฀deren฀Wissen฀über฀die฀definierten฀Wissensziele฀ (z.฀B.฀Abläufe,฀Dokumente,฀Verantwortlichkeiten,฀Software-Engineering-Methoden,฀ Tools฀ etc.). Wissenserwerb฀ und฀ Wissensentwicklung฀sollen฀aufgedeckte฀Wissenslücken฀ schließen.฀ Beispiele฀ für฀ Wissenserwerb฀ sind฀ gezielte฀ Unternehmensfusionen,฀ Einbindung฀ von฀ Unterauftragnehmern฀ in฀ Projekte,฀ gezielte฀Personalakquise,฀freie฀Mitarbeiter฀und฀externe฀Berater฀oder฀auch฀die฀ Einbindung฀ von฀ Schlüsselkunden.฀ D.฀h.,฀Wissenserwerb฀beschäftigt฀sich฀ mit฀ dem฀ „Einkaufen“฀ von฀ Wissen฀ durch฀externes฀Personal/ Firmen.฀Dagegen฀geht฀es฀bei฀der฀Wissensentwicklung฀ um฀ die฀ Fortentwicklung฀ des฀ vorhandenen฀Personals฀durch฀Tagungen,฀Seminare,฀Workshops฀oder฀die฀ Etablierung฀von฀firmeninternen฀Diskussionsforen,฀„geistigen฀Turnhallen“฀ und฀die฀regelmäßige฀Selbstreflexion฀ („lessons฀ learned“฀ zum฀ Projektabschluss). Das฀Thema฀„Wissensidentifikation“฀ bzw.฀welche฀Wissenselemente฀zur฀Beschreibung฀ von฀ Software-Entwicklungsprozessen฀von฀Bedeutung฀sind,฀ wird฀ nachfolgend฀ anhand฀ eines฀ Beispiels฀im฀Detail฀erläutert: 2.2.1฀ Die฀ Elemente฀ der฀ Prozessbeschreibung Für฀ die฀ Definition฀ des฀ Software- Entwicklungsprozesses฀wurde฀in฀unserem฀ konkreten฀ Fall฀ nach฀ dem฀ Baukastenprinzip฀ vorgegangen.฀ Ein฀ Baukasten฀ für฀ die฀ Definition฀ von฀ Software-Entwicklungsprozessen฀beinhaltet฀ Beschreibungselemente฀ für฀ die฀einzelnen฀Prozessaspekte฀(Phase,฀ Rolle,฀Methode฀und฀Teilergebnis)฀sowie฀Vorschriften฀für฀deren฀Kombinationsmöglichkeiten.฀Die฀Phasen฀stellen฀ eine฀ Art฀ innere฀ Uhr฀ von฀ Projekten฀ dar.฀ Die฀ Rollen฀ regeln฀ die฀ Fragen฀„Wer฀macht฀was? “฀bzw.฀„Wer฀ist฀ für฀ was฀ verantwortlich? “.฀ Teilergebnisse฀ sind฀ in฀ der฀ Software-Entwicklung฀immer฀Dokumente; ฀Methoden฀ beschreiben,฀ wie฀ Abschnitte฀ des฀ einen฀oder฀anderen฀Dokuments฀entstehen. Die฀einzelnen฀Prozessaspekte฀können฀auf฀verschiedene฀Art฀und฀Weise฀ miteinander฀in฀Beziehung฀stehen: ฀So฀ können฀ beispielsweise฀ mehrere฀ Methoden฀in฀einer฀Phase฀eingesetzt฀werden,฀ebenso฀ist฀es฀möglich,฀dass฀sich฀ ein฀ Methodeneinsatz฀ über฀ mehrere฀ Phasen฀hinweg฀erstreckt.฀Eine฀Rolle฀ ist฀ für฀ mehrere฀ Dokumente฀ verantwortlich฀ oder฀ ein฀ Dokument฀ wird฀ von฀mehreren฀ Rollen฀ gemeinsam฀ erarbeitet. 2.2.2฀Phasen฀und฀Prozessmodelle Die฀Phase฀ist฀ein฀Zeitabschnitt฀in฀ einem฀Projekt.฀Es฀gibt฀mehrere฀Prozessmodelle฀mit฀Phasendefinitionen: ฀ z.฀B.฀Wasserfall-,฀ Spiral-฀ und฀ V-Modell฀ [1,฀ 2,฀ 8,฀ 9].฀ Alle฀ eben฀ genannten฀ Modelle฀ haben฀ die฀ folgenden฀ Gemeinsamkeiten: ฀ Die฀Bedingungen฀für฀den฀Eintritt฀ in฀eine฀bestimmte฀Phase฀sind฀genau฀definiert. ฀ Die฀ Phase฀ ist฀ gekennzeichnet฀ durch฀ihre฀Ergebnisse. ฀ Die฀ Bedingungen฀ für฀ den฀ Austritt฀aus฀einer฀bestimmten฀Phase฀ sind฀genau฀definiert. 2.2.3฀Methoden Jede฀ Software-Entwicklung฀ sollte฀ durch฀ein฀methodisches฀Vorgehen฀geprägt฀sein.฀Im฀Baukasten฀stehen฀die฀ Methodenbeschreibungen฀für฀Vorgehensweisen,฀die฀für฀die฀Erstellung฀der฀ Teilergebnisse฀ vorgeschrieben฀ sind.฀ Im฀ Allgemeinen฀ lassen฀ sich฀ solche฀ Methoden฀ einteilen฀ in฀ organisatorische,฀ analytische฀ und฀ konstruktive฀ Verfahren. Beispiele฀ für฀ organisatorische฀ Methoden฀ sind฀ das฀ Konfigurationsmanagement,฀Change฀Management฀ oder฀Anforderungsmanagement.฀Als฀ analytische฀ Methoden฀ lassen฀ sich฀ diverse฀Review-Techniken,฀Test-Methoden฀und฀Metriken฀angeben.฀Die฀ konstruktiven฀ Methoden฀ beinhalten฀Software-Entwicklungsverfahren฀ wie฀z.฀B.฀strukturierte฀Analyse,฀strukturiertes฀ Design,฀ objektorientiertes฀ Design฀ etc.฀ und฀ deren฀ Einzelverfahren฀ wie฀ den฀ Einsatz฀ von฀ Objektmodellen,฀ Zustandsautomaten฀ oder฀ Sequenzdiagrammen. 2.2.4฀Rollen Verantwortlichkeiten฀werden฀innerhalb฀ eines฀ Software-Entwicklungsprojektes฀mit฀Hilfe฀von฀Rollen฀zugeordnet.฀Rollen฀definieren฀sich฀als฀die฀ Summe฀ von฀ zusammenhängenden฀ Teilaufgaben,฀die฀im฀Allgemeinen฀einer฀Person฀oder฀einer฀Gruppe฀von฀Personen฀zugeordnet฀werden.฀Jede฀Rolle฀ hat฀die฀Aufgabe,฀ihre฀vordefinierten฀ Ziele฀zu฀erreichen.฀Beispiele฀für฀Rol- ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 18 len฀ im฀ Software-Entwicklungsprozess฀sind: ฀Projektmanager,฀Software- Entwickler,฀ Qualitätsmanager฀ etc.฀ Innerhalb฀kleinerer฀Projekte฀können฀ einer฀Person฀auch฀mehrere฀Rollen฀zugeordnet฀werden. 2.2.5฀Dokumente Dokumente฀ sind฀ die฀ Teilergebnisse฀im฀Software-Entwicklungsprozess.฀Beispiele฀sind฀Projektpläne฀und฀ -berichte,฀ Entwurfsdokumente,฀ Review-Protokolle฀oder฀ein฀Programmlisting.฀ Ein฀ Methoden-Baukasten฀ (siehe฀ auch฀Abb.฀4฀und฀[3])฀ enthält฀ Beispiele,฀Checklisten฀und฀Vorlagen฀ für฀diese฀Dokumente. 2.3฀Wissens(ver)teilung฀und฀ Wissensbewahrung฀durch฀ein฀ Hypertext-Informationssystem Wissens(ver)teilung฀ geschieht฀ im฀ Wesentlichen฀auf฀die฀folgenden฀zwei฀ Arten: ฀ Groupware-Systeme฀ reprä sentieren฀den฀aktiven฀Ansatz,฀d.฀h.,฀Informationen฀ werden฀ in฀ Abhängigkeit฀bestimmter฀Bedingungen฀ aktiv฀ durch฀ das฀ System฀ an฀ den฀ Nutzer฀ geschickt.฀ Beispielsweise฀ könnte฀durch฀ein฀Groupware-System฀nicht฀nur฀eine฀neue฀Aktivität฀ einem฀Projektteammitglied฀zugeordnet฀werden,฀sondern฀gleichzeitig฀Hilfsinformationen฀zur฀Durchführung฀dieser฀Aktivität. ฀ Intranet-basierte฀ Nachschlagewerke฀stellen฀den฀passiven฀Ansatz฀ dar,฀d.฀h.,฀der฀Nutzer฀muss฀die฀gewünschten฀Informationen฀bei฀Bedarf฀ selbst฀ abrufen.฀ Eine฀ Informationsüberflutung฀ wird฀ damit฀ vermieden฀ (was฀ interessiert฀ den฀ Nutzer฀ die฀ Hilfsinformation฀ für฀ eine฀Aktivität,฀wenn฀er฀sie฀schon฀ mehrfach฀ problemlos฀ durchgeführt฀hat? ). Unter฀Wissensbewahrung฀wird฀die฀ Ablage฀des฀Wissens฀mit฀bestimmten฀ Techniken/ Tools฀(Datenbank,฀XML-฀ oder฀ HTML-Dateien฀ etc.)฀ verstanden.฀ Im฀ konkreten฀ Fall฀ des฀ Methodenbaukastens฀für฀die฀Software-Entwicklung฀ist฀dieser฀-฀um฀einen฀schnellen฀ Zugriff฀ auf฀ Informationen฀ zu฀ gewährleisten฀ -฀ als฀ Hypertext฀ auf฀ der฀Basis฀von฀XML฀und฀HTML฀implementiert฀ worden฀ (siehe฀ Abb.฀ 4).฀ Ein฀weiterer฀Vorteil฀dieser฀Vorgehensweise฀ist,฀dass฀Web-Browser฀wie฀der฀ Internet฀Explorer฀oder฀der฀Netscape฀ Navigator฀mittlerweile฀zur฀Standardausstattung฀ von฀ Entwicklerarbeitsplätzen฀gehören,฀so฀dass฀keine฀gesonderte฀ Installation฀ von฀ zus ätzlichen฀ Werkzeugen฀für฀die฀Clients฀des฀Wissensmanagementsystems฀ nötig฀ ist.฀ Auf฀ der฀ anderen฀ Seite฀ bietet฀ das฀ Medium฀ HTML฀ zus ätzliche฀ Möglichkeiten,฀Informationen฀interessant฀ und฀einprägsam฀zu฀gestalten. In฀ dem฀ Hypertext-Medium฀ wird฀ navigiert,฀indem฀man฀beispielsweise฀ aus฀der฀Navigationsleiste฀das฀Phasenmodell฀anwählt฀(Knopf฀„Phasen“฀in฀ Abb.฀ 5).฀ Von฀ dort฀ gelangt฀ man฀ auf฀ die฀ Leitseite฀ für฀ die฀ jeweilige฀ Phase,฀ die฀Verweise฀auf฀die฀Dokumente฀enthält,฀ die฀ in฀ dieser฀ Phase฀ zu฀ bearbeiten฀sind.฀Wählt฀man฀ein฀Dokument฀ aus,฀so฀erhält฀man฀weitere฀Informationen฀bezüglich฀des฀Verantwortlichen฀ für฀dieses฀Dokument฀und฀der฀beim฀ Bearbeiten฀des฀Dokuments฀anzuwendenden฀ Vorgehensweisen฀ („Methoden“).฀ Darüber฀ hinaus฀ wird฀ auf฀ Beispieldokumente,฀Mustergliederungen฀und฀Checklisten฀verwiesen. 2.4฀Wissensnutzung฀und฀ -bewertung Genauso,฀ wie฀ bei฀ den฀ Prozessabläufen฀ eine฀ ständige฀ Weiterentwicklung฀ in฀ Richtung฀ Optimum฀ anzustreben฀ ist,฀ ist฀ das฀ Wissensmanagement฀ein฀kontinuierlicher฀Prozess,฀in฀ dem฀ die฀ Inhalte฀ einem฀ steten฀ Wandel฀ unterliegen,฀ aber฀ gegebenenfalls฀ auch฀die฀Art฀der฀Durchführung฀des฀ Wissensmanagements฀ zu฀ verbessern฀ ist.฀ Nichts฀ ist฀ für฀ ein฀ Wissensmanagement฀ schlimmer฀ als฀ veraltetes฀ Abb. 4: Ausschnitt aus dem „Methodenbaukasten“ 19 Wissen฀zu฀beherbergen฀(Abb.฀6): ฀Ist฀ das฀Wissen฀von฀schlechter฀Qualität,฀ so฀ wird฀ das฀ Vertrauen฀ in฀ das฀ dargestellte฀Wissen฀abnehmen,฀und฀damit฀ auch฀ über฀ kurz฀ oder฀ lang฀ die฀ Nutzung฀des฀Systems.฀Mit฀einer฀geringen฀ Nutzung฀des฀Systems฀wird฀wiederum฀ die฀ Bereitschaft฀ des฀ Managements฀ abnehmen,฀ Investitionen฀ für฀ dieses฀ Wissensmanagementsystem฀bereitzustellen,฀ wodurch฀ die฀ Wissensqualität฀(aufgrund฀der฀fehlenden฀Ressourcen)฀ noch฀ schlechter฀ wird.฀ Diesen฀ Teufelskreis฀ gilt฀ es฀ von฀ Anfang฀ an฀ durch฀genau฀definierte฀Wissensziele,฀ Einbindung฀und฀Motivation฀der฀späteren฀Nutzer,฀regelmäßiges฀Feedback฀ durch฀ eine฀ Wissensbewertung฀ und฀ ausreichende฀ Unterstützung฀ durch฀ das฀Management฀zu฀vermeiden.฀Wissensbewertung฀ kann฀ beispielsweise฀ die฀Definition฀und฀Auswertung฀von฀ Metriken฀ wie฀ Zugriffshäufigkeiten฀ und฀ Benotung฀ der฀ Wissensseiten฀ durch฀ die฀ Nutzer฀ bedeuten,฀ aber฀ auch฀ die฀ Einbindung฀ eines฀ Changemanagementsystems฀für฀das฀Wissensmanagement. 3 DER EINSATZ EINES METHODENBAU- KASTENS In฀ mittleren฀ und฀ größeren฀ Unternehmen฀ ist฀ ein฀ sinnvoll฀ geplantes฀ und฀durchgeführtes฀Wissensmanagement฀ nicht฀ nur฀ ein฀ deutlicher฀Wettbewerbsvorteil,฀sondern฀in฀besonders฀ schnelllebigen฀ Bereichen฀ ein฀ absolutes฀ „Muss“.฀Wissensmanagement฀ist฀ dabei฀als฀ein฀kontinuierlicher฀Prozess฀ hin฀zur฀ständigen฀Verbesserung฀und฀ als฀Teil฀der฀Unternehmenskultur฀aufzufassen.฀Das฀firmeneigene฀Intranet,฀ das฀in฀der฀IT-Branche฀als฀vorhanden฀ angenommen฀werden฀kann,฀dient฀dabei฀ als฀ ideales฀ Medium฀ zur฀ Umsetzung. Der฀beschriebene฀Ansatz฀des฀„Methodenbaukastens฀ für฀ die฀ Software- Entwicklung“฀ entstand฀ und฀ reifte฀ im฀Lauf฀verschiedener฀Beratungsprojekte,฀ in฀ denen฀ 3SOFT฀ mehreren฀ Unternehmen฀ dabei฀ half,฀ Wissenssysteme฀ für฀ das฀ firmeneigene฀ Intranet฀ aufzubauen.฀ Die฀ Unternehmen฀ als฀Ganzes,฀aber฀auch฀die฀einzelnen฀ an฀ den฀ Software-Entwicklungsprojekten฀ beteiligten฀ Mitarbeiter฀ können฀in฀mehrfacher฀Hinsicht฀Nutzen฀ aus฀ dem฀ Methoden-Baukasten฀ zie- Abb. 5: Methodenbaukasten: Skizze der Navigationsstruktur Wissensqualität Nutzung฀des฀Sy stems Vertrauen฀in฀das฀Wissen Investitionen ...฀wird฀noch฀schlechter ...฀nimmt฀weiter฀ab ...฀geht฀weiter฀zurück ...฀werden฀nicht vorgenommen Abb. 6: Teufelskreis einer Wissensbasis ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 20 hen฀ (siehe฀ Kasten฀ auf฀ S.฀ 13).฀ Das฀ Spektrum฀ umfasst฀ dabei฀ sowohl฀ kleine฀ und฀ mittlere฀ Unternehmen฀ als฀ auch฀ Großunternehmen,฀ bei฀ denen฀ der฀ dort฀ eingesetzte฀ Methoden- Baukasten฀die฀unternehmensweit฀verbindliche฀ Entwicklungsleitlinie฀ darstellt.฀Entsprechend฀können฀die฀Projektgrößen฀ von฀ Kleinprojekten฀ (ca.฀ 5฀Mitarbeiter)฀bis฀zu฀echten฀Großprojekten฀in฀einer฀Größenordnung฀von฀ 100฀Mitarbeitern฀variieren.฀ Literatur [1] Balzert, H.: Lehrbuch der Software-Technik: Software-Entwicklung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1996 [2] Balzert, H.: Lehrbuch der Software-Technik: Software-Management, Software- Qualitätssicherung, Unternehmensmodellierung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1998 [3] Barthel, A./ Hindel B./ Schmied J.: Stein auf Stein - Definition des Software-Entwicklungsprozesses nach einem Baukasten. In: Qualität und Zuverl ä ssigkeit. Hanser Verlag, April 2000 [4] Chen, P.: The Entit y-Relationship Model - Towards a Unified View of Data. In: ACM Transactions on Database Systems, Vol. 1, No. 1, Mä rz 1976, S. 9-36 [5] Harel, D.: A Visual Formalism for Complex Systems. In: Science of Computer Programming. Elsevier Science Publishers (North Holand), 1987 [6] Probst, G./ Romhardt, K.: Bausteine des Wissensmanagements - ein praxisorientierter Ansatz. In: Dr. Wieselhuber & Partner Unternehmensberatung (Hrsg.): Lernende Organisation. Gabler-Verlag, 1997 [7] Software Engineering Institute: Capability Maturity Model (CMM). http: / / www.sei.cmu.edu/ cmm/ cmms/ cmms.html [8] Sommerville, I.: Software-Engineering. Addison-Wesley, 1996 [9] Wallmüller, E.: Ganzheitliches Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung. Hanser Verlag, 1995 Autor Dr. Jürgen Schmied, geb. 1967, studierte und promovierte im Fach Informatik an der Universität Würzburg mit dem Schwerpunkt Dokumentenmanagement und -reprä sentation; parallel führte er Lehraufträ ge zum Thema „Betriebssysteme“ an der Fachhochschule Fulda durch; seit Anfang 1998 ist er als Berater für die Themen Software- Qualität und Software-Entwicklungsprozesse bei der 3SOFT GmbH tätig und leitet seit dem Frühjahr 2000 das Gesch ä ftsfeld SPI. Parallel hierzu tritt er bei internationalen Fachtagungen und Seminarveranstaltungen als Referent rund um das Thema „Software Process Improvement“ auf. Anschrift 3SOFT GmbH Gesch ä ftsfeld SPI Wetterkreuz 19a D -91058 Erlangen Tel.: 09131/ 77 01-1 46 Fax: 09131/ 77 01-3 44 E -Mail: Juergen.Schmied@3SOFT.de Internet: http: / / www.3SOFT.de 21 Zusammenfassung Aufgrund des Wettbewerbsdrucks und einer verä nderten Marktsituation befassen sich auch Architekten vermehrt mit Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Leistungen. Bauherren fordern integrierte Konzepte und Betrachtungsweisen, innerhalb deren Architekten ihre Planungsleistungen platzieren müssen (Abb. 1). Professionelle Bauherren, Projektsteuerer und Generalüber- und -unternehmer stellen hohe Ansprüche. Die Architekturbüros sind, verglichen mit ihren Auftraggebern, oftmals kleine Strukturen. Ihr Ziel muss es sein, effiziente Konzepte zu finden, um die gestiegenen Anforderungen zu erfüllen. Dabei müssen vorhandene Systeme neu miteinander in Beziehung gebracht oder erg ä nzt werden. Im vorliegenden Beitrag wird, basierend auf einer an der FH Augsburg entstandenen Masterarbeit im Studiengang Baumanagement, die Anwendbarkeit von Methoden des Projekt- und Qualitätsmanagements auf die Planungsleistung des Architekten dargestellt. Als Basis dient dabei nicht ein individuelles Projekt, sondern der Leistungskatalog Objektplanung der HOAI [1] § 15. Forderungen, Prinzipien und Methoden der verschiedenen Management-Systeme überschneiden sich, so dass eine integrierte Betrachtung ein optimales Verh ältnis von Aufwand und Nutzen gewä hrleistet. Schlagwörter Handlungsbereiche der Projektsteuerung, Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), Leistungsphasen der HOAI, Projektsteuerer, Qualitätsmanagement, Qualitätsmanagement-Handbuch 1 EINLEITUNG Die฀klassische฀Architektentätigkeit,฀ also฀die฀Planung,฀Vorbereitung฀und฀ Durchführung฀von฀Bauvorhaben,฀ist฀ Projektarbeit. In฀ der฀ Natur฀ eines฀ Bauprojektes฀ liegt฀ es,฀ dass฀ es฀ als฀ Unikat฀ mit฀ begrenztem฀zeitlichen,฀personellen฀und฀ finanziellen฀Budget฀und฀unter฀in฀ihrer฀ Gesamtheit฀ einmaligen฀ Bedingungen฀durchgeführt฀wird.฀Die฀Planungsleistung฀ des฀ Architekten฀ als฀ Teil฀davon฀wird฀oft฀in฀reiner฀Projektorganisation฀durchgeführt.฀ 2 LEISTUNGSBILD PLANUNG Die฀Honorarordnung฀für฀Architekten฀ und฀ Ingenieure฀ (HOAI)฀ ist฀ gesetzlich฀verankertes฀Preisrecht฀für฀Architekten.฀ Sie฀ beinhaltet฀ einen฀ Leistungskatalog฀ aus฀ Grundleistungen฀ und฀besonderen฀Leistungen฀(HOAI฀ §฀15,฀Abb.฀2),฀der฀zwar฀an฀sich฀nicht฀ verbindlich฀ (der฀ Architektenvertrag฀ ist฀ ein฀ Werkvertrag,฀ der฀ die฀ Vollendung฀eines฀Gebäudes฀schuldet,฀nicht฀ aber฀ einzelne฀ Teilleistungen),฀ doch฀ in฀ der฀ Praxis฀ maßgebliche฀ Referenz฀ ist.฀ Die฀ Architektenleistungen฀ wer- Abb. 1: Gesamtdarstellung eines Bauprojekts Projekt-฀und฀Qualit ä tsmanagement für฀Architekten E L I S A B E T H ฀ K R Ö N Bedarf Projektsteuerung ฀ Nutzung ฀ Stilllegung/ Abriss Ausführung Gebäudemanagement 1฀Grundlagenerm. 2฀Vorplanung 3฀Entwurfsplanung 4฀Genehmigungspl. 5฀Ausführungspl. 6฀Vorb.฀der฀Vergabe 7฀Mitwirkung฀b.฀d.฀V. 8฀Objektüberw. 9฀Objektbetreuung Planungsleistung฀nach฀HOAI฀(Architekt฀und฀Fachplaner) Objektplanung 5฀Projektabschluss ฀ QM-Projektsteuerung 0฀Projektentwicklung ฀ QM-Projektentwicklung Projekt Objekt Projektentwicklung QM-Gebäudemanagement Initiierung PM-฀und฀QM-Objektplanung 4฀Ausführung 3฀Ausführungsvorbereitung 2฀Planung 1฀P.-vorbereitung ฀ ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 22 den฀ dabei฀ in฀ neun฀ Leistungsphasen฀ gegliedert,฀die฀einige฀Grunds ätze฀eines฀ Projektmanagement-Phasenkonzepts฀widerspiegeln: So฀schlägt฀sich฀in฀ihrer฀prozentualen฀Gewichtung฀die฀umfassende฀Bedeutung฀ der฀ frühen฀ Projektphasen฀ nieder.฀ Außerdem฀ sind฀ die฀ einzelnen฀Phasen฀des฀Leistungskatalogs฀abgrenzbar฀ und฀ enden฀ mit฀Meilensteinen,฀konkreten฀Teilergebnissen฀und฀ Prüfpflichten฀(z.฀B.฀Kostenkontrolle).฀ Der฀ Leistungskatalog฀ bildet฀ damit฀ den฀Ausgangspunkt฀für฀die฀Bearbeitung฀ eines฀ konkreten฀ Projekts฀ und฀ kann฀ nach฀ Bedarf฀ auf฀ einzelne฀ Phasen฀ eingeschränkt฀ oder฀ um฀ besondere฀ oder฀ zus ätzliche฀Leistungen฀ erweitert฀werden. 3 LEISTUNGSBILD PROJEKTSTEUE- RUNG Systematisches฀ Projektmanagement฀wurde฀im฀Bauwesen฀zunächst฀ auf฀Bauherrenseite฀angewandt. Dabei฀ entstand฀ das฀ Leistungsbild฀ der฀Projektsteuerung฀der฀AHO-Fachkommission฀[2]. Projektsteuerer฀beraten฀und฀unterstützen฀ den฀ Bauherrn฀ bei฀ der฀ Vorbereitung฀ und฀ Durchführung฀ eines฀ Bauvorhabens฀von฀der฀ersten฀Projektidee฀ an.฀ Sie฀ übernehmen฀ Aufgaben฀ des฀Bauherrn฀und฀agieren฀damit฀auf฀ einer฀Ebene฀„über“฀den฀Planern,฀die฀ ja฀ erst,฀ wenn฀ der฀ Bauwunsch฀ definiert฀ ist,฀ beauftragt฀ werden.฀ Gleichwohl฀ ist฀ die฀ Struktur฀ dieses฀ Leistungsbildes฀ auch฀ in฀ Bezug฀ auf฀ Planungsleistungen฀interessant: Sie฀ baut฀ auf฀ einem฀ Phasenmodell฀ auf,฀das฀dem฀der฀HOAI฀verwandt฀ist,฀ aber฀ statt฀ der฀ 9฀ Phasen฀ nur฀ 5฀ Phasen฀ enthält.฀ Es฀ ermöglicht฀ einen฀ beschleunigteren฀ Projektablauf,฀ bei฀ LEISTUNGSPHASEN฀HOAI฀§฀15 PHASENINHALTE฀(nach฀GPM, Projektmanagement-Fachmann) 1฀Grundlagenermittlung Ermitteln฀der฀Voraussetzungen฀zur฀Lösung฀der Bauaufgabe฀durch฀die฀Planung 2฀Vorplanung฀(Projekt-฀und Planungsvorbereitung) Erarbeiten฀der฀wesentlichen฀Teile฀einer฀Lösung der฀Planungsaufgabe 3฀Entwurfsplanung฀(System-฀und Integrationsplanung) Erarbeiten฀der฀endgültigen฀Lösung฀der Planungsaufgabe 4฀Genehmigungsplanung Erarbeiten฀und฀Einreichen฀der฀Vorlagen฀für฀die erforderlichen฀Genehmigungen฀oder Zustimmungen 5฀Ausführungsplanung Erarbeiten฀und฀Darstellen฀der฀ausführungsreifen Planungslösungen 6฀Vorbereitung฀der฀Vergabe฀(Ausschreibung) Ermitteln฀der฀Mengen฀und฀Aufstellen฀von Leistungsverzeichnissen 7฀Mitwirkung฀bei฀der฀Vergabe Ermitteln฀der฀Kosten฀und฀Mitwirkung฀bei Auftragsvergabe 8฀Objektüberwachung฀(Bauüberwachung) Überwachung฀der฀Ausführung฀des฀Objekts 9฀Objektbetreuung฀und฀Dokumentation Überwachen฀der฀Beseitigung฀von฀Mängeln฀und Dokumentation฀des฀Gesamtergebnisses Projektstufen Handlungsbereiche 1. Projektvorbereitung 2. Planung 3. Ausführungsvorbereitung 4. Ausführung 5. Projektabschluss (funktionale) institutionelle personelle Dimension A฀Organisation, Information,฀Koordination, Dokumentation B฀Qualitäten฀und Quantitäten C฀Kosten฀und Finanzierung instrumentelle funktionale Dimension D฀Termine฀und Kapazitäten Abb. 2: Leistungsphasen der HOAI § 15 und ihre Inhalte Abb. 3: Projektstufen und Handlungsbereiche der Projektsteuerung SCHNITTSTELLEN PLANUNG nach Kostengruppe฀nach฀DIN฀276฀(neu) 3.฀Ebene฀(Werkplanung) Bauherr Architekt Tragwerksplaner HLS Elektro,฀MSR Küchenplanung Fassadenplanung Landschaftsplanung Verkehrsplanung Bauphysik, Akustik Brandschutzguta. Bodengutachter BH A FP฀T HLS FP฀E FP฀K FP฀F FP฀L FP฀V FP฀PH G฀BR G฀BO 300฀Bauwerk 310฀Baugrube 311฀Baugrubenerstellung V FP 312฀Baugrubenumschließung M V M 313฀Wasserhaltung V 320฀Gründung 321฀Baugrubenverbesserung V M 322฀Flachgründung V 323฀Tiefgründung V 324฀Unterböden,฀Bodenplatte V M M M Kabelzugschächte฀und฀Leerrohrtrassen฀für Stromversorgung฀einschl.฀Erdarbeiten I I V Grundleitungen฀in฀oder฀unterhalb฀der฀Bodenplatte, einschl.฀Erdarbeiten I I V Ortbetonschächte V M M M Schachtabdeckung฀für฀Schächte V M M Fundamente฀für฀Technik V M M M Schalldämmeinlagen฀für฀Fundamente I I V V M Fundamenterder I I V 325฀Bodenbeläge V M 326฀Bauwerksabdichtung V M M 327฀Dränagen M V 330฀Außenwände V M M Durchführungen฀für฀Medien M M V V Durchbrüche V M M M Verschließen฀von฀Durchbrüchen V Blitzschutz M V M Sonnenschutz฀einschl.฀Antrieb M V Verkabelung฀Antrieb฀bis฀zur฀Steckverbindung฀im Gebäude M V Verkabelung฀innerhalb฀des฀Gebäudes M V Sonnenschutzsteuerung M V M Tore,฀Brandschiebetore฀einschl.฀Antrieb,฀Verkabelung zwischen฀Tor฀und฀Schaltschrank,฀Steuerung V M Stromzuführung฀zum฀Schaltschrank M V Rauch-฀und฀Wärmeabzug฀inkl.฀Antrieb V M Abb. 4: Schnittstellen- Planung KGR 300 DIN 276 (Ausschnitt) 23 dem฀mehrere฀Einzelleistungen฀parallel฀zueinander฀bearbeitet฀werden฀können. Die฀ verschiedenen฀ Dimensionen฀ des฀ Projektmanagements฀ (funktionale,฀ institutionelle,฀ personelle,฀ instrumentelle)฀ finden฀ sich฀ in฀ vier฀ Handlungsbereichen฀(Abb.฀3): Handlungsbereich฀A฀„Organisation,฀Information,฀Koordination฀ und฀Dokumentation“ Wesentliche฀ Bestandteile฀ sind฀ unter฀anderem: ฀ Projektorganisation฀ und฀ -ziele,฀ Aufbau-฀und฀Ablauforganisation ฀ Projektbeteiligte฀ und฀ deren฀ Beauftragung ฀ Informations-,฀ Entscheidungs-฀ und฀Änderungsmanagement ฀ Besprechungswesen Handlungsbereich฀B฀„Qualitäten฀ und฀Quantitäten“ Dieser฀Handlungsbereich฀umfasst฀ die฀Verfolgung฀und฀Sicherung฀der฀geforderten฀ Projekteigenschaften฀ und฀ die฀ Wahrung฀ der฀ Projektziele.฀ Die฀ klare฀Definition฀der฀Ziele฀zu฀Beginn฀ ist฀dabei฀Voraussetzung. Sind฀ diese฀ zum฀ Projektbeginn฀ noch฀nicht฀festgelegt,฀beteiligt฀sich฀ der฀ Projektsteuerer฀ an฀ der฀ Bedarfsplanung.฀ Sobald฀ der฀ Bedarf฀ in฀ eine฀Gebäudeplanung฀umgesetzt฀ist,฀ wird฀ über฀ Checklisten฀ die฀ Einhaltung฀von฀Soll-Vorgaben฀(Raumgrößen,฀ Anforderungen฀ ans฀ Geb äude,฀ Kosten,฀Termine฀…)฀in฀definierten฀ Intervallen฀geprüft,฀so฀dass฀man฀gegebenenfalls฀auf฀Abweichungen฀reagieren฀kann.฀ Handlungsbereich฀C฀„Kosten฀ und฀Finanzierung“ Aufgabe฀ des฀ Projektsteuerers฀ ist฀ einerseits฀die฀Mitwirkung฀an฀der฀Finanzierungsplanung฀ des฀ Bauherrn,฀ andererseits฀die฀Sollvorgabe฀für฀die฀ Projektkosten฀und฀deren฀begleitende฀ Kontrolle.฀ Die฀ Kostenplanung฀ für฀ Baukosten฀ basiert฀ auf฀ der฀ DIN฀ 276,฀ die฀ eine฀ praxisnahe฀ Gliederungssystematik฀ liefert.฀ Die฀ Detailtiefe฀ der฀ Kostenverfolgung,฀die฀die฀DIN฀276฀ zusammen฀ mit฀ HOAI฀ §฀15฀ fordert,฀ gilt฀ allerdings฀ als฀ überholt: ฀ In฀ der฀ Praxis฀ reichen฀ die฀ Mindestanforderungen฀nicht฀mehr฀aus.฀Vereinfacht฀ kann฀ festgestellt฀ werden,฀ dass฀ die฀ Kosten฀schon฀früher฀detailliert฀werden฀ müssen,฀ als฀ es฀ die฀ Regelwerke฀ fordern,฀und฀dass฀die฀Intervalle,฀in฀ denen฀ die฀ Kosten฀ aktualisiert฀ werden,฀ kleiner฀ sind,฀ um฀ steuernde฀ Eingriffe฀ zu฀ ermöglichen.฀ Häufig฀ wird฀ dieser฀ erhöhte฀ Standard฀ vom฀ Bauherren฀ und฀ Projektsteuerer฀ gefordert฀ und฀ die฀ entsprechende฀Kostengliederung฀ vorgegeben฀ und฀ geprüft. Handlungsbereich฀D฀„Termine฀ und฀Kapazitäten“ Im฀ Bereich฀ der฀ Terminplanung฀ nimmt฀ der฀ Projektsteuerer฀ eine฀ bedeutende฀Funktion฀ein: Er฀ ist฀ derjenige,฀ der฀ für฀ das฀ Gesamtprojekt฀den฀Terminrahmen฀entwickelt฀ und฀ daraus฀ mit฀ zunehmendem฀ Projektfortschritt฀ Grob-฀ und฀ Detailterminpläne฀ erarbeitet.฀ Diese฀ Terminpläne฀ enthalten฀ Soll-Vorgaben฀für฀die฀einzelnen฀Auftragnehmer฀ in฀ Planung฀ und฀ Ausführung฀ und฀ werden฀überwacht. Merkmale/ Bewertungskriterien Bauteile/ Optionen Ausgewählte฀Varianten optische฀Wirkung Lebensdauer Pflege/ Wartung Umweltresistenz฀(Hagel,฀Abgase฀etc.) Reparaturanfälligkeit Selbstreinigungseffekt Reinigungsmöglichkeit฀innen Energieverbrauch฀(bei฀Herstellung) Entsorgung/ Recycling Genehmigungsfähigkeit Bauphysikalische฀Behaglichkeit Investitionskosten DM/ m 2 Fenster Alu฀pulverbeschichtet ++ ++ + + ++ + + o + + + 790 ฀ Alu฀eloxal฀E6EV1 + ++ + + ++ + + o + + + 768 ฀ Kunststoff - + o + o o + + o + o 610 Absturzsicherung Edelstahl ++ ++ + ++ ++ + + + + + ฀ 50 ฀ Alu + + + + + + + o + + ฀ 40 Verglasung Wärmeschutz,฀2-fach verglast + + + + + + + o + + + 190 ฀ ISO฀Normal,฀2-fach verglast + + + + + + + o + + + 120 Sonnenschutz Jalousetten฀60mm ++ + + + + + + o + + + 230 ฀ Jalousetten฀80mm + + + + + + + o + + + 230 ฀ Jalousettenkasten/ ฀FS Edelstahl ++ + + ++ ++ + + + + + + 260 ฀ Jalousettenkasten/ ฀FS Alu + + + + + + + o + + + 230 ฀ Markise ++ o o o - -- - + - + + 500 ฀ Sonnenschutzverglasung - + + + + + + o + ฀ - ฀ Brüstung Putz - - - ++ - - + + + o - 250 ฀ Alublech pulverbeschichtet + ++ + + ++ + + o + + + 519 ฀ emailliertes฀Stahlblech + ++ ++ ++ ++ ++ + - - + + 568 ฀ Alublech฀eloxal + ++ + + ++ + + o + + + 568 ฀ emailliertes฀Glas฀weiß + ++ ++ ++ ++ ++ + o + + 568 ฀ siebbedrucktes฀Glas + ++ ++ ++ ++ ++ + o + + 618 ฀ Naturstein - + o o o o + + + o + ฀ Geschlossene Fassadenfläche Putz - - - ++ - - + + + o - 250 ฀ Alublech pulverbeschichtet + ++ + + ++ + o + + + 519 ฀ emailliertes฀Stahlblech + ++ ++ ++ ++ ++ - - - + + 568 ฀ Naturstein ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ ฀ + 600 ++ sehr฀gut + gut o mittel schlecht -sehr฀schlecht Abb. 5: Entscheidungsmatrix Fassadenvarianten (Beispiel) [3] ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 24 4 PROJEKTMANAGEMENT DES ARCHITEKTEN Auf฀ die฀ Architektenleistung฀ lä sst฀ sich฀ aus฀ dieser฀ Darstellung฀ Folgendes฀übertragen: ฀ ฀ Das฀fünfstufige฀Phasenkonzept฀ ist฀ für฀ eine฀ beschleunigte฀ Projektabwicklung฀ eine฀ gute฀ Alternative฀ zum฀ neunstufigen.฀ Denn฀ in฀ der฀ Praxis฀ lassen฀ sich฀ insbesondere฀ Entwurfs-฀ und฀ Genehmigungsplanung฀ sowie฀ Werkplanung฀ und฀ Ausschreibung฀ integriert฀bearbeiten.฀ ฀ Organisation,฀Information,฀Koordination฀ und฀ Dokumentation฀ (analog฀ HB฀ A)฀ sind฀ unabdingbare฀Elemente฀der฀Projektabwicklung฀und฀müssen฀auch฀vom฀ Architekten฀ systematisch฀ durchgeführt฀werden฀(siehe฀Abb.฀4).฀ ฀ Die฀ Sicherung฀ der฀ Qualitäten฀ und฀Quantitäten฀(analog฀HB฀B)฀ geschieht฀durch฀eine฀konsequente฀ Verfolgung฀des฀HOAI-Leistungskatalogs.฀ Er฀ fordert฀ (Grundleistung! )฀ die฀ Dokumentation฀ jeder฀ Leistungsphase฀ einschließlich฀ einer฀vergleichenden฀Kontrolle฀mit฀ der฀ vorhergehenden฀ Phase฀ als฀ „Meilenstein“.฀ Zus ätzlich฀ bieten฀ eine฀Reihe฀besonderer,฀zus ätzlich฀ zu฀vereinbarender฀Leistungen฀hohes฀ Optimierungspotenzial฀ für฀ ein฀Projekt: ฀ -฀ Nutzerbedarfsprogramm฀ DIN฀18205 -฀ Standortanalyse฀(LPH฀1) -฀ Untersuchungen฀von฀Lösungsmöglichkeiten฀ nach฀ grunds ätzlich฀ verschiedenen฀ Anforderungen฀(LPH฀2) -฀ Bauwerks-฀ und฀ Betriebs-Kosten-Nutzen-Analyse฀(LPH฀2) -฀ Analyse฀ der฀ Alternativen/ Varianten฀und฀deren฀Wertung฀ mit฀ Kostenuntersuchungen฀ (Optimierung)฀ (LPH฀ 3)฀ (siehe฀Abb.฀5). ฀ Die฀ Kostenplanung฀ (teilweise฀ analog฀ HB฀ C)฀ und฀ -kontrolle฀ muss฀ nach฀ gegenwärtigen฀ Anforderungen฀ über฀ das฀ Standard- Leistungsbild฀ hinausgehen.฀ Spezialisierte฀Kostenplaner,฀die฀vom฀ Bauherrn฀oder฀Architekten฀eingeschaltet฀ werden,฀ beherrschen฀ oft฀ das฀ umfangreiche฀ Instrumentarium฀zur฀Kostenplanung฀am฀besten. ฀ Auch฀wenn฀der฀Projektsteuerer฀einen฀ großen฀ Beitrag฀ zur฀ Terminplanung฀ leistet,฀ wird฀ dadurch฀ die฀ eigene฀ Terminplanung฀ des฀ Architekten฀ nicht฀ ersetzt.฀ In฀ seinem฀ eigenen฀ Interesse฀ liegt฀ es,฀ die฀„Planung฀der฀Planung“฀zu฀betreiben.฀Auch฀die฀Terminabstimmung฀und฀-kontrolle฀der฀ausführenden฀ Firmen฀ liegt฀ sinnvollerweise฀ in฀ der฀Hand฀ des฀ bauleitenden฀Architekten.฀ Die฀ Leistungspakete,฀ die฀ im฀ Rahmen฀ eines฀ Bauprojektes฀ in฀ Auftrag฀ gegeben฀ werden,฀ werden฀ immer฀ individueller.฀Architekten฀decken฀zwar฀ nach฀ wie฀ vor฀ die฀ Leistungen฀ des฀ HOAI฀§฀15฀ab,฀doch฀gleichzeitig฀nehmen฀individuellere฀Vertragsgestaltungen฀zu,฀wie฀z.฀B.฀die฀Vergabe฀von฀Teil- Paketen฀an฀Spezialisten,฀Vergabe฀an฀ Arbeitsgemeinschaften,฀ stufenweise฀ Architekt FPL sonstige/ ฀Beh. Vertrag AV฀Büro behördl. Klärungen LPH฀2 Vorentwurf Bauherr/ ฀N/ ฀PS Vertrag Prüfung฀D.-vorg. QME ฀3 Vertragspr. LPH฀1 Grundlagenerm. Designvorgaben NBP Alternativen (ausgesch.) QME฀4.4 D.-vorg. Alternativen (ausgesch.) LPH฀3 Entwurf Vorentwurf FPL Entwurf FPL Präsentation/ Freigabe QME฀4.5 D.ergebnis Präsentation/ Freigabe QME฀4.5 D.ergebnis behördl. Klärungen behördl. Klärungen LPH฀4 Genehmigungspl . Unterschrift Bauherr QME฀4.7 Verifizierg. Genehmigungs- Unterl.฀FPL Einreichen Bauantrag Auflagen Genehmigung LPH฀5 Ausführungspl. Ausführungspl. FPL QME฀4.3 Schnittst. QME฀4.3 Schnittst. Grundlagenerm. FPL QME฀4.3 Schnittst. QME฀4.6 D.- Prüfung Abb. 6: Regel- Ablaufdiagramm Leistungsphasen 1-5 HOAI mit QM-Elementen ISO 9000 25 Vergaben,฀ Vergaben฀ an฀ Generalplaner.฀Daraus฀entsteht฀ein฀höherer฀Koordinationsbedarf.฀Die฀klare฀Definition฀ von฀ Schnittstellen฀ ist฀ daher฀ Arbeitsvoraussetzung.฀Die฀Darstellung฀ und฀Prüfung฀von฀Abläufen,฀Zuständigkeiten,฀Zielen,฀Kosten฀und฀Terminen฀wird฀immer฀wichtiger.฀ Je฀größer฀die฀Arbeitsteiligkeit฀und฀ je฀ knapper฀ die฀ Terminvorgaben,฀ desto฀wichtiger฀ist฀die฀Koordination,฀ die฀ Bauherren฀ und฀ Planer฀ leisten฀ müssen.฀ 5 QUALITÄTSMANAGEMENT DES ARCHITEKTEN Die฀ Grundidee฀ des฀ Qualitätsmanagements฀ist,฀dass฀die฀Qualität฀einer฀ Leistung฀oder฀eines฀Produkts฀von฀Anfang฀an฀angestrebt฀und฀nicht฀durch฀ das฀ Beheben฀ von฀ Fehlern฀ am฀ Endprodukt฀erreicht฀wird.฀Über฀die฀projektbezogenen฀ Prozesse฀ hinaus฀ werden฀hier฀auch฀die฀Unternehmen฀bzw.฀ Büros฀in฀ihrer฀Gesamtheit฀betrachtet.฀ Sie฀können฀nach฀den฀internationalen฀ Normen฀ DIN฀ EN฀ ISO฀ 9000฀ff.฀ zertifiziert฀werden.฀ Wesentliche฀Aussagen฀bzw.฀Forderungen฀der฀Normen฀sind: 1.฀ Unternehmensstrukturen,฀-philosophien฀ und฀ -ziele฀ sollen฀ zur฀ internen฀und฀externen฀Information฀ und฀zur฀besseren฀Ausrichtung฀der฀ Prozesse฀offen฀gelegt฀werden฀und฀ als฀Leitlinien฀dienen.฀ 2.฀ Unternehmensprozesse,฀ sowohl฀ die฀ des฀ Kerngeschäfts฀ als฀ auch฀ die฀ peripheren,฀ die฀ interne฀ Vorgänge฀ betreffen,฀ sollen฀ so฀ dokumentiert฀sein,฀dass฀sie฀„unter฀kontrollierten฀ Bedingungen“฀ ablaufen฀(Abb.฀6).฀ 3.฀ Durch฀einen฀QM-Regelkreis฀wird฀ gewährleistet,฀ dass฀ Qualität฀ INHALTSVERZEICHNIS QME 1. Inhalt 2. Einleitung 1,฀2 3. Das฀Büro Büroziele Organigramm Büroorganisation Arbeitszeit,฀Urlaub,฀Vertretung • ฀ FB฀Urlaubsantrag • ฀ FB฀Arbeitszeiterfassung 1,฀2 4. Das฀QM-System Darstellung฀der฀Prozesse Dokumentation Prüfungen฀und฀Reviews • ฀ Fehlerprotokoll • ฀ Standards฀für฀interne฀Audits • ฀ CL฀Projektauswertung Betreuung฀des฀Bauherrn Weiterbildung฀der฀Mitarbeiter • ฀ FB฀Schulung฀Mitarbeiter Zuordnungsmatrix฀DIN฀EN฀ISO฀9001 1,฀2,฀13,฀14, 16,฀17,฀18,฀20 5. Aufgaben,฀Verantwortung,฀Befugnis฀der฀Mitarbeiter Organigramm • ฀ Stellen-฀und฀Aufgabenbeschreibungen 2 6. Standards Schriftverkehr • ฀ Muster฀Besprechungsprotokoll • ฀ Muster฀Aktennotiz Besprechungswesen • ฀ TOP-Liste฀Planungs-Jour-Fixe • ฀ TOP-Liste฀Projektstartgespräch Zeichnungen • ฀ Muster฀Planliste • ฀ Muster฀Planeingangsliste • ฀ Muster฀Planausgangsliste • ฀ Muster฀Planformate • ฀ Muster฀Planköpfe • ฀ Plannummerierung • ฀ CAD-Standards Abläufe Dokumentenlenkung EDV • ฀ EDV-Organisation • ฀ Formate • ฀ Datenaustausch • ฀ Archivierung • ฀ EDM 5,฀7,฀8,฀9,฀12, 15 7. Planung Projektstruktur • ฀ Muster฀Projektstrukturplan • ฀ Muster฀Pflichtenheft • ฀ Muster฀QM-Plan Projektablauf • ฀ Regel-Ablaufdiagramm฀LPH฀1-5 • ฀ Regel-Ablaufdiagramm฀Werkplan • ฀ Schnittstellenmatrix฀Entwurf • ฀ Schnittstellenmatrix฀Ausführungsplanung • ฀ CL฀Planinhalte • ฀ Entscheidungsmatrix • ฀ FB฀Änderungsmeldung • ฀ Muster฀Türliste 2,฀4,฀9,฀12 8. Kostenplanung • ฀ FB฀Kostenüberschlag • ฀ FB฀Kostenschätzung • ฀ FB฀Kostenberechnung • ฀ FB฀Kostenanschlag • ฀ FB฀Kostenfeststellung • ฀ Kostendatenbank 4,฀10 9. Terminplanung • ฀ Muster฀Rahmenterminplan • ฀ Muster฀Generalterminplan • ฀ Muster฀Grobterminplan • ฀ Muster฀Feinterminplan 4,฀10 10. Vertragswesen • ฀ VA฀Vertragsprüfung • ฀ CL฀Vertragsprüfung • ฀ Muster฀Architektenvertrag • ฀ Muster฀GP-Vertrag • ฀ Muster฀NU-Vertrag • ฀ CL฀Qualifikation฀Fachplaner฀(Kap.฀6.3.1) • ฀ Nutzwertanalyse฀Fachplaner฀(Kap.฀6.3.2) 3,฀6,฀7 Abb. 7: Inhaltsverzeichnis eines ablauforientierten QM-Handbuches mit mitgeltenden Unterlagen ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 26 durch฀ geeignete฀ Kontrollen฀ gesichert฀und฀Ursachen฀etwaiger฀Abweichungen฀identifiziert฀werden.฀ Eine฀ Forderung฀ des฀ bürointernen฀ Qualitätsmanagements฀ist฀damit฀wiederum฀die฀Anwendung฀von฀Management-Techniken฀für฀die฀Projektarbeit.฀ Das฀Qualitätsmanagement฀bedient฀ sich฀ in฀ weiten฀ Teilen฀ der฀ Management-Methoden,฀ die฀ auch฀ das฀ Projektmanagement฀anwendet,฀setzt฀aber฀ andere฀Schwerpunkte: So฀ wie฀ im฀ Projektmanagement฀ im฀Projekt-฀oder฀Organisationshandbuch฀ für฀ die฀ projektbezogenen฀ Vorgänge฀ werden฀ hier฀ zus ätzlich฀ auch฀ für฀ bürointerne฀ Vorgänge฀ („periphere฀ Prozesse“)฀ Regelabläufe฀ aufgestellt,฀ Zuständigkeiten฀ verteilt,฀ Prüfungsmethoden฀ und฀ -intervalle฀ etabliert฀ und฀ in฀ einem฀ Handbuch฀ (QM-Handbuch)฀dokumentiert฀(siehe฀Abb.฀7).฀Checklisten฀zu฀verschiedenen฀ Handlungsfeldern฀ (Abb.฀ 8฀ und฀9)฀tragen฀zur฀Fehlervermeidung฀ bei.฀ Der฀ hohe฀ Stellenwert,฀ der฀ der฀ Bestimmung฀ der฀ Ziele฀ und฀ der฀ strategischen฀ Ausrichtung฀ eingeräumt฀ wird,฀steht฀ebenfalls฀in฀Analogie฀zum฀ Projektmanagement.฀ 6 ERGEBNISSE Ein฀ systematisches฀ Management฀ und฀schnelle฀Reaktion฀beim฀Aufstellen฀ der฀ Projektorganisation฀ sind฀ für฀ Architekten฀unerlä sslich฀geworden.฀ Dabei฀ sind,฀ wie฀ die฀ Betrachtung฀ zeigt,฀ einige฀ PM-Elemente฀ in฀ der฀ Architektenpraxis฀ schon฀ im฀Einsatz.฀ In฀ Zukunft฀ müssten฀ aber฀ die฀ dargestellten฀ Methoden฀ systematischer฀ und฀breiter฀angewandt฀werden฀(s.฀o.).฀ Standard-Abläufe฀müssen฀als฀solche฀ erkannt฀und฀visualisiert฀werden.฀Eine฀ Reihe฀zus ätzlicher฀Methoden฀ist฀für฀ den฀Einsatz฀im฀Architekturbüro฀vorstellbar,฀so฀können฀Kreativitäts-฀und฀ Moderationsmethoden฀ im฀ Rahmen฀ der฀Grundlagenermittlung฀und฀Entwurfsplanung฀ einen฀ wertvollen฀ Beitrag฀ leisten.฀ Pflichtenhefte฀ sind฀ im฀ Planungsbereich฀bisher฀wenig฀üblich,฀ bieten฀ aber฀ sicher฀ bei฀ großen,฀ komplexen฀Vorhaben฀Vorteile.฀ Eine฀ Optimierung฀ des฀ Planungsergebnisses฀wird฀ insbesondere฀ dann฀ erreicht,฀ wenn฀ mit฀ dem฀ Auftraggeber฀zus ätzliche,฀nicht฀im฀Grund-Leistungsbild฀der฀HOAI฀enthaltene฀Leistungen฀vereinbart฀werden.฀Hierzu฀gehören,฀in฀der฀Reihenfolge฀ihrer฀Erfordernis,฀ eine฀ systematische฀ Bedarfsplanung,฀ eine฀ detaillierte฀ Untersuchung฀von฀Entwurfsvarianten฀(auch฀ nach฀verschiedenen฀Anforderungen)฀ mit฀ Kosten-Nutzen-Analysen,฀ eine฀ erweiterte฀ Kosten-฀ und฀ Terminplanung฀(s.฀o.)฀und฀eine฀stärkere฀Berücksichtigung฀der฀Betriebsphase฀des฀Gebäudes฀ (Facility฀ Management).฀ Vo- STAMMDATEN฀DES฀AUFTRAGGEBERS Bauherr Adresse Ansprechpartner Branche Bemerkungen AUFGABENSTELLUNG Bezeichnung฀des฀Projekts (mit฀Kurzbezeichnung) Projektstandort Vorstellungen฀des฀AG • ฀ Qualitäten • ฀ Besondere฀Merkmale • ฀ Vergabeart • ฀ Vergleichsprojekte Budget Zeitrahmen฀Planung Zeitrahmen฀Ausführung Beauftragte฀Leistungen • ฀ Grundleistungen฀§15฀HOAI • ฀ Besondere฀Leistungen฀§15 HOAI • ฀ andere KOOPERATIONSPARTNER/ ฀VERPFLICHTUNGEN฀DES฀AG Bisheriger฀Architekt/ Ingenieur Verbindungen/ Verpflichtungen Anmerkungen MACHBARKEITSPRÜFUNG geprüft Bemerkung technisch฀machbar personell฀machbar zeitlich฀machbar wirtschaftlich฀machbar ... VERTRAGSPRÜFUNG/ ANGEBOTSPRÜFUNG Auftragsumfang฀vollständig dargestellt? Vertragsunterlagen • ฀ vollständig • ฀ widerspruchsfrei Beauftragungsschritte฀vorgegeben (Vorvertrag? )? Sind฀alle฀besonderen฀Leistungen dargestellt? Sind฀alle฀juristischen Unsicherheiten฀beseitigt? • ฀ Haftung/ Versicherungsschutz • Vertragsbedingungen • ฀ Regelwerke Zahlungsplan฀beigelegt? Genehmigungsfähigkeit? Leistungen฀korrekt฀erfasst? Honorarfestlegung฀korrekt? • ฀ HOAI • ฀ Nebenkosten BEAUFTRAGUNG Datum฀der฀Beauftragung durch/ Unterschrift Vereinbarungen Abb. 8: Checkliste Angebotsprüfung/ Vertragsprüfung 27 raussetzung฀ dafür฀ ist฀ die฀ genaue฀ Kenntnis฀ der฀ eigenen฀ Bürokapazitäten฀und฀Leistungsschwerpunkte. Projektmanagement฀ und฀ Qualitätsmanagement฀ ergänzen฀ sich.฀ Denn฀ die฀ peripheren฀ Prozesse,฀ die฀ dem฀ PM฀ nicht฀ unterliegen,฀ aber฀ durch฀ das฀ QM฀ abgedeckt฀ werden,฀ haben฀ indirekt฀ großen฀ Einfluss฀ auf฀ den฀Projekterfolg.฀ Das฀ QM฀ gewährleistet฀ zudem,฀ dass฀ Projekterfahrung฀ ins฀ Büro฀ zurückfließt.฀Es฀beugt฀damit฀einer฀der฀ Gefahren฀ reiner฀ Projektorganisationen฀ vor: ฀ der,฀ dass฀ nach฀ Projektabschluss฀ und฀ Auflösung฀ des฀ Projektteams฀der฀hohe฀Wissens-฀und฀Erfahrungsstand฀verloren฀geht.฀฀ Literatur [1] Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, 1991 [2] Untersuchungen zum Leistungsbild des § 31 HOAI und zur Honorierung für die Projektsteuerung. Erarbeitet von der AHO -Fachkommission Projektsteuerung [3] Preuss, Norbert: Entscheidungsprozesse im Projektmanagement von Hochbauten. DVP- Verlag, München 1998, ISBN 3-925734- 53-8 Autorin Elisabeth Krön, Dipl.-Ing. FH M. Eng., ist Architektin. Sie studierte Architektur an der FH Regensburg und absolvierte an der ETH Lausanne den cycle d‘études postgrades in Holzbaukonstruktion. Nach zehnj ä hriger Praxis als Architektin, insbesondere im Industrie- und Verwaltungsbau, studierte sie berufsbegleitend an der FH Augsburg Baumanagement. Sie ist an der FH Augsburg Referentin für den weiterbildenden Masterstudiengang Baumanagement, lehrt Qualitätsmanagement und koordiniert die Bereiche Projektsteuerung und Projektentwicklung. Anschrift Fachhochschule Augsburg Fachbereich Architektur + Bauingenieurwesen Baumanagement Baumgartnerstr. 16 D -86161 Augsburg Tel.: 0821/ 55 86-1 48 Fax: 0821/ 55 86-1 49 E -Mail: baumanagement@fh-augsburg.de Vorentwurf Entwurf Entwurf Bauvorlage Werkplan Element G฀=฀Grundr.฀S฀=฀Schnitt฀A฀=฀Ansicht Maßstab 1฀: ฀200฀(1฀: ฀500) 1฀: ฀200 1฀: ฀100 1฀: ฀100 1฀: ฀50 Struktur GSA Gebäudeachsen x x x x G Brandabschnitte x x x x G Schnittführung x x x x G Hinweis฀auf฀Ansichten,฀„Fenster“ x x x x G Verweis฀auf฀Anschlusspläne x GSA Höhen฀über฀NN x x x GS Grundwasserpegel x G Detailverweise x G Nordrichtung x x x x x Kontext G Einbindung฀in฀die฀Umgebung,฀Erschließung x x x x G Freiflächen: ฀Verkehrsflächen,฀Grünflächen, Baumbestand x x x SA Geländeverlauf x x x x Bauelemente GS Stützen x x x x x GS Wände,฀tragend x x x x x GS Wände,฀nicht฀tragend x x x x GS Fassade฀grob x x x x GSA Fassade฀detailliert฀(Öffnungsflügel) x GS Darstellung฀d.฀Materialien x x x x GS Dehnfugen x x x x G Wand-,฀Decken-,฀Bodendurchbrüche฀(wenn vereinbart) x G Einbauteile x GS Rohbauversprünge x GSA Schornsteine,฀Kanäle,฀Schächte x x x x GSA bei฀Änderung฀baul.฀Anlagen: ฀Bestand, Abbruch,฀Neu x x x x S Gründung x x x x S Dachaufbau x ... ... Abb. 9: Checkliste Planinhalt (Ausschnitt) ฀ P M - V E R F A H R E N / K O N Z E P T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 28 Zusammenfassung Anfang April 2000 wurde das Umweltmanagementsystem (UMS) der Berliner Wasserwerke erfolgreich auf der Basis der DIN EN ISO 14001 nach dem Verfahren der Matrixzertifizierung („Multi-Site-Zertifizierung“) auditiert. Durch die Einführung des UMS wurden an 13 Standorten die umweltrelevanten Prozesse betrachtet und verbessert. Dabei konnten Prozesse, die an allen Standorten gleichartig oder ä hnlich ablaufen, nach dem Prinzip „Best Practice“ vereinheitlicht werden. Neben der Betrachtung der betreffenden Umweltgesetze wurden im Rahmen des UMS eine erhöhte Rechtssicherheit und eine Prozessoptimierung erreicht [1]. Als grundlegenden Projektmanagementansatz zur Erreichung der Multi-Site-Zertifizierung entwickelte die UCB Umwelt Consult Berlin GmbH zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) das Konvoimodell. Das Projekt wurde von der UCB in der Weise gestaltet, dass die UMS für die Wasserwerke dem Schwerpunktwerkkonzept der BWB angepasst wurden. Um den Einführungsaufwand zu begrenzen, nutzte die UCB Synergieeffekte, die sich aus der ä hnlichen Struktur von Prozessen und der Organisation der Standorte ergaben. Weiterhin flossen Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Pilotprojekt im Wasserwerk Tegel mit ein. Schlagwörter Konvoimodell, Multi-Site-Zertifizierung, Projektmanagement, Projektsteuerung, Prozessoptimierung, Umweltmanagementsystem, Wasser, Wasserversorgung, Wasserwerke 1 EINFÜHRUNG Die฀ Wasserversorgung฀ befindet฀ sich฀ international฀ derzeit฀ in฀ einem฀ zunehmend฀ dynamischen฀ Wettbewerbsumfeld.฀So฀sind฀in฀Europa฀z.฀B.฀ die฀ Märkte฀ in฀ England฀ und฀ Frankreich฀größtenteils฀privatisiert.฀Dieser฀ Trend฀ hat฀ seit฀ einiger฀ Zeit฀ auch฀ in฀ Deutschland฀eingesetzt.฀Die฀Berliner฀ Wasserbetriebe฀ (BWB)฀ entwickeln฀ sich฀ unter฀ dem฀ Einfluss฀ des฀ Privatisierungsprozesses฀zu฀einem฀national฀ und฀ international฀ wettbewerbsfähigen฀Unternehmen. Das฀ Lebensmittel฀ Trinkwasser฀ wird฀ zunehmend฀ zu฀ einem฀ Wirtschaftsgut,฀ wobei฀ nach฀ wie฀ vor฀ besondere฀ gesetzliche฀ Anforderungen฀ und฀Auflagen฀zu฀beachten฀sind. Im฀internationalen฀Vergleich฀ sind฀ die฀ deutschen฀ Wasserpreise฀ zwar฀ relativ฀hoch฀angesiedelt,฀bieten฀jedoch฀ eine฀ Versorgungssicherheit฀ bei฀ einer฀ besonders฀ hohen฀ und฀ ungechlorten฀ Trinkwasserqualität.฀Trinkwasser฀als฀ unverzichtbares฀ Lebensmittel฀ und฀ wesentliche฀ Grundlage฀ des฀ Wirtschaftens฀ wird฀ in฀ Berlin฀ ausschließlich฀aus฀Grundwasser฀gewonnen. So฀gelten฀für฀die฀betrieblichen฀Prozesse฀ auf฀ dem฀ Brunnen-฀ und฀ Werkgelände฀ besondere฀ Anforderungen,฀ um฀ das฀ Trinkwasser฀ in฀ hoher฀ Qualität฀ für฀ den฀ privaten฀ und฀ gewerblichen฀ Verbraucher฀ bereitstellen฀ zu฀ können. Den฀ Schutz฀ der฀ natürlichen฀ Ressource฀Wasser,฀Grund-฀wie฀Oberflächenwasser,฀gilt฀es฀daher฀wahrzunehmen฀ und฀ kontinuierlich฀ zu฀ verbessern฀[2]. Zur฀weiteren฀Optimierung฀betrieblicher฀ Tätigkeiten฀ unter฀ Umweltschutzaspekten฀ bietet฀ sich฀ die฀ Einführung฀eines฀UMS฀insbesondere฀im฀ Bereich฀ der฀ Wasserversorgung,฀ aber฀ auch฀in฀zahlreichen฀Branchen฀der฀Industrie฀an. Zum฀ nachhaltigen฀ Umwelt-฀ und฀ Ressourcenschutz฀ sowie฀ zum฀ Erhalt฀ des฀ Trinkwasserqualitätsniveaus฀ erwuchs฀ das฀ hohe฀ Interesse฀ der฀ Berliner฀Wasserbetriebe฀am฀Aufbau฀eines฀ Umweltmanagementsystems฀für฀alle฀ Wasserwerke฀Berlins฀[3]. Das฀Konvoimodell der฀Berliner฀Wasserwerke Zur Multi-Site-Zertifizierung von Umweltmanagement nach DIN EN ISO 14001 U T E ฀ K L I N T W O R T H , ฀ A N N E T T E ฀ M E T Z G E R ฀ U N D ฀ S T E L L A ฀ O P I T Z 29 2 RAHMENBEDINGUNGEN DER MULTI-SITE-ZERTIFIZIERUNG Immer฀mehr฀Unternehmen฀stellen฀ sich฀bereits฀ einem฀ externen฀Auditor,฀ um฀Qualitäts-฀oder฀Umweltanforderungen฀mittels฀der฀Validierung฀bzw.฀ Zertifizierung฀an฀Hand฀eines฀europa-฀ oder฀ weltweit฀ geltenden฀ Standards฀ bestätigen฀ zu฀ lassen.฀ In฀ der฀ Regel฀ werden฀Einzelaudits฀je฀Unternehmen฀ durchgeführt. Die฀Multi-Site-Zertifizierung฀oder฀ auch฀ Matrixzertifizierung฀ ist฀ vornehmlich฀für฀Unternehmen฀mit฀mehreren฀ Niederlassungen฀ oder฀ verbundenen฀ Unternehmen฀ geeignet.฀ Die฀ Niederlassungen฀ oder฀ Zweigstellen฀ können฀ dabei฀ gesellschaftsrechtlich฀ unabhängig฀ sein฀ (z.฀B.฀Wasser-฀ und฀ Abwasserverbände). Allerdings฀ sollten฀ die฀ Produkte฀ oder฀Dienstleistungen฀weitestgehend฀ für฀ alle฀ Filialunternehmen฀ bzw.฀ Zweigstellen฀ gleichartig฀ sein฀ und฀ unter฀ einem฀ einheitlichen฀ Managementsystem฀gearbeitet฀werden.฀Dies฀ schafft฀ die฀ Voraussetzung,฀ dass฀ der฀ Aufbau฀ und฀ die฀ Struktur฀ des฀ Systems฀in฀jeder฀Niederlassung฀gleichartig฀und฀-wertig฀sind. Die฀Hauptverwaltung฀der฀Niederlassungen฀ gewährleistet฀ die฀ Funktionsfähigkeit฀ des฀ Managementsystems฀ durch฀ die฀ Wahrnehmung฀ bestimmter฀ zentraler฀Funktionen,฀wie฀ u.฀a. ฀ die฀Festlegung฀einer฀Umweltpolitik฀und฀von฀übergeordneten฀Zielen, ฀ eine฀ einheitliche฀ Organisationsstruktur,฀ die฀ in฀ Übereinstimmung฀mit฀den฀Standorten฀festgelegt฀wurde, ฀ die฀ Einführung฀ und฀ Aufrechterhaltung฀ eines฀ Umweltmanagementsystems฀ an฀ allen฀ Standorten, ฀ ein฀zentrales฀Handbuch,฀das฀von฀ der฀Hauptverwaltung฀aus฀die฀dazugehörigen฀ Anweisungen฀ steuert฀und฀kontrolliert, ฀ eine฀ zentrale฀ Auditplanung฀ und฀ Schulungsbedarfsermittlung, ฀ die฀ Festlegung฀ und฀ Prüfung฀ der฀ Lieferantenauswahl฀ und฀ -bewertung฀und ฀ ein฀ Managementreview,฀ das฀ die฀ dazugehörigen฀ Standorte฀ einschließt. Die฀ standortspezifischen,฀ lokalen฀ Verfahrens-฀und฀Arbeitsanweisungen฀ sind฀ dem฀ zentralen฀ System฀ untergeordnet฀ und฀ ergänzen฀ dessen฀ Anweisungen. Als฀ weitere฀ Rahmenbedingungen฀ müssen฀ die฀ rechtlichen฀ und฀ vertraglichen฀Beziehungen฀zwischen฀den฀Unternehmen฀klar฀geregelt฀sein.฀Dies฀betrifft฀insbesondere฀die฀mit฀dem฀für฀alle฀ verbindlich฀erklärten฀Umweltmanagement฀ zusammenhängenden฀ Rechte฀ und฀ Pflichten.฀ Die฀ einzelnen฀ Standorte฀sind฀verpflichtet,฀das฀gemeinsame฀ System฀aufrechtzuerhalten. Nach฀ erfolgter฀ Systemeinführung฀ ist฀ es฀ zur฀ Prüfung฀ des฀ Gesamtsystems฀ nicht฀ zwingend฀ erforderlich,฀ alle฀Standorte฀vor฀Ort฀zu฀auditieren฀ bzw.฀ zu฀ zertifizieren.฀ Es฀ kann฀ nach฀ einer฀ festgelegten฀ Stichprobenverteilung฀ vorgegangen฀ werden,฀ diese฀ berücksichtigt฀ unterschiedliche฀ Standortmerkmale,฀wie฀z.฀B.฀Mitarbeiteranzahl฀ je฀ Standort,฀ und฀ gewichtet฀ damit.฀Beispielsweise฀werden฀ bei฀ einer฀ Gesamtanzahl฀von฀9-15฀Standorten฀ in฀einem฀Erstaudit฀drei฀Standorte฀geprüft.฀Jeweils฀drei฀weitere฀Standorte฀ sind฀dann฀für฀die฀jährliche฀Überwachung฀vorgesehen. Die฀ Zertifizierungsstelle฀ nimmt฀ die฀Stichprobenfestlegung฀der฀zu฀prüfenden฀Standorte฀vor. Die฀Stichprobenfestlegung฀der฀drei฀ Standorte฀ entbindet฀ die฀ übrigen฀ Standorte฀ nicht฀ davon,฀ die฀ Zertifizierungsunterlagen฀der฀Prüfstelle฀zur฀ Verfügung฀ zu฀ stellen.฀ Das฀ bedeutet,฀ dass฀alle฀Standorte฀ein฀einheitliches,฀ prüffähiges฀Managementsystem฀mit฀ entsprechender฀Dokumentation฀ vorweisen฀müssen. Abb. 1: Die Berliner Wasserwerke mit ihren Schutzzonen ฀ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 30 Die฀Hauptverwaltung฀als฀zentrale฀ Stelle฀erhält฀nach฀erfolgreicher฀Auditierung฀ das฀ Zertifikat฀ mit฀ dem฀ Anhang฀ aller฀ dazugehörigen฀Unternehmen฀[4]. 3 AUFBAU UND STRUKTUR DES KONVOIMODELLS 3.1฀Konvoiaufbau฀und฀-beteiligte Die฀ Wasserwerke฀ Berlins฀ werden฀ über฀ einen฀ zentralen฀ Geschäftsbereich฀ mit฀ insgesamt฀ 11฀ dazugehörigen฀Wasserwerken฀und฀2฀Zwischenpumpwerken฀geleitet. Zu฀ diesen฀ Wasserwerken฀ gehören฀ Beelitzhof฀(BEE),฀Jungfernheide,฀Kladow,฀Spandau฀(SPA),฀Tiefwerder,฀Johannisthal,฀ Wuhlheide,฀ Kaulsdorf,฀ Friedrichshagen฀ (FRI)฀ und฀ Stolpe.฀ Die฀ beiden฀ Zwischenpumpwerke฀ Lichtenberg฀ und฀ Lindenberg฀ sind฀ für฀die฀Reinwasserförderung฀des฀bereits฀in฀Friedrichshagen฀zu฀Reinwasser฀aufbereiteten฀Rohwassers฀zuständig.฀Eine฀Übersicht฀zeigt฀die฀Abb.฀1. Der฀ Grundaufbau฀ des฀ Konvoimodells฀ orientiert฀ sich฀ an฀ dem฀ Schwerpunktwerk(SPW)-Prinzip฀der฀ Wasserwerke.฀ Einem฀ SPW,฀ in฀ dem฀ sich฀ zentrale฀ Bereiche฀ wie฀ z.฀B.฀ die฀ Buchhaltung,฀die฀Instandhaltung฀und฀ die฀Werkleitung฀befinden,฀ sind฀mehrere฀Satellitenwerke฀zugeordnet฀[5]. Der฀ Schwerpunktwerkaufbau฀ (SPW-Aufbau)฀ wird฀ durch฀ bestimmte฀ Organisations-฀ und฀ Kommunikationsstrukturen฀ unterstützt,฀ die฀ für฀ das฀ Konvoimodell฀ genutzt฀ und฀ durch฀ zus ätzliche฀ Steuerungstools฀ ergänzt฀ wurden.฀ Dabei฀ konnten฀ sowohl฀ formelle฀ als฀ auch฀ informelle฀Kommunikationswege฀des฀Geschäftsbereiches฀ Wasserwerke฀ der฀ BWB฀genutzt฀werden.฀Insbesondere฀ die฀Einbindung฀der฀Schaltwarten฀in฀ den฀jeweiligen฀Werken฀stellte฀sich฀für฀ die฀ Verbreitung฀ von฀ Informationen฀ und฀Vermittlung฀des฀Projektstandes฀ als฀besonders฀geeignet฀heraus.฀Durch฀ die฀direkte฀interne฀BWB-Netzanbindung฀ konnten฀ die฀ Berater฀ eine฀ Projektbaumstruktur฀ gemeinsam฀ mit฀ den฀Projektbeteiligten฀aufbauen.฀Die฀ kontinuierliche฀ Überprüfung฀ der฀ Teilprojektergebnisse฀und฀deren฀Qualität฀wurden฀somit฀sichergestellt. 3.2฀Projektstruktur฀und฀Aufgabenteilung฀im฀Konvoimodell Voraussetzung฀ für฀ eine฀ effiziente฀ Projektsteuerung฀und฀-überwachung฀ waren฀ausreichend฀klare฀Projektstrukturen,฀ um฀ die฀ Vielzahl฀ unterschiedlicher฀ Informationen฀ in฀ übersichtlichen฀Einheiten฀zu฀verarbeiten.฀Das฀ Wasserwerk฀ Tegel฀ des฀ SPW฀ TEG฀ wurde฀ bereits฀ im฀ Juni฀ 1999฀ erfolgreich฀nach฀der฀DIN฀EN฀ISO฀14001฀ zertifiziert฀und฀gilt฀als฀Pilotprojekt. Ziel฀ war฀ es,฀ über฀ die฀ Nutzung฀ der฀ Synergieeffekte฀ aus฀ dem฀ Pilotprojekt฀ein฀hohes฀Maß฀an฀Standardisierung฀ zu฀ erzielen.฀ Die฀ zwölf฀ Wasser-฀und฀Zwischenpumpwerke฀bilden฀ nach฀ der฀ Organisationsstruktur฀ des฀ SPW-Prinzips฀somit฀vier฀zu฀zertifizierende฀ Standorte,฀ die฀ jeweils฀ aus฀ einem฀ Schwerpunktwerk฀und฀den฀dazugehörigen฀ Satellitenwerken฀ bestehen฀(vgl.฀Abb.฀2)฀[6]. Es฀wurde฀ein฀zentrales฀Projektkernteam,฀ bestehend฀ aus฀ der฀ Projektleiterin฀des฀Geschäftsbereiches฀Wasserwerke,฀dem฀Umweltmanagementverantwortlichen฀(UMV)฀der฀Abteilung฀ sowie฀ dem฀ Beraterteam฀ der฀ UCB,฀ zur฀Projektsteuerung฀eingerichtet. Die฀ Bearbeitung฀ werkübergreifender฀ Fragestellungen฀ erfolgte฀ in฀ Schwerpunktwerkrunden฀mit฀Standortvertretern,฀ die฀ Bearbeitung฀ der฀ standortspezifischen฀Punkte฀in฀ acht฀ Standortteams. Im฀Wesentlichen฀wurden฀Konzeptionen฀vom฀Projektkernteam฀erarbeitet,฀ in฀ den฀ Schwerpunktrunden฀ diskutiert,฀ verabschiedet฀ und฀ letztlich฀ durch฀ die฀ Standortteams฀ an฀ standortspezifische฀Prozesse฀angepasst. Die฀ Aufgaben฀ des฀ Projektkernteams฀waren฀insbesondere฀die฀Vorbereitung฀der฀spezifischen฀Checklisten,฀ SPW฀und Satellitenwerke฀ als ein฀Standort SPW฀TEG SPW฀BEE SPW฀FRI SPW฀SPA Wasserwerke: Tegel Jungfernheide Stolpe Wasserwerke: Beelitzhof Johannisthal Wasserwerke: Friedrichshagen Kaulsdorf Wuhlheide Zwischenpumpwerke: Lichtenberg Lindenberg Wasserwerke: Spandau Tiefwerder Kladow Umweltmanagementsystem Berliner฀ Wasserbetriebe Bereich฀ Wasserwerke SPW฀und Satellitenwerke฀ als ein฀Standort SPW฀und Satellitenwerke฀ als ein฀Standort SPW฀und Satellitenwerke฀ als ein฀Standort Abb. 2: Schwerpunktwerk-Prinzip der Wasserwerke 31 aufbauend฀ auf฀den฀Projekterfahrungen฀des฀Pilotprojekts฀Tegel,฀und฀die฀ Koordination฀ und฀ Planung฀ des฀ Gesamtprojekts.฀ Das฀ Projektkernteam฀ bestand฀ aus฀dem฀ Projektverantwortlichen฀der฀BWB,฀4฀Beratern฀der฀UCB฀ und฀ nach฀ Bedarf฀ aus฀ weiteren฀ Mitgliedern. Der฀ Zuständigkeitsbereich฀ der฀ Standortteams฀ lag฀ in฀ der฀ Datenaufnahme฀ für฀ die฀ Standorte฀ sowie฀ in฀ der฀ Erstellung฀ von฀ werkspezifischen฀ Dokumenten.฀ Die฀ Standortteams฀bestanden฀aus฀ca.฀3-5฀Mitgliedern: ฀ den฀ designierten฀ Umweltmanagementverantwortlichen,฀ den฀ Abfallfachkräften,฀ggf.฀den฀Gefahrstofffachkräften฀ und฀ weiteren฀ Mitarbeitern฀des฀Standorts. Die฀ acht฀ Mitglieder฀ der฀ Schwerpunktwerkrunde฀ wurden฀ von฀ den฀ Schwerpunktwerkleitern฀ berufen.฀ Ihre฀Hauptaufgabe฀bestand฀in฀der฀Erarbeitung฀ werkübergreifender฀ Regelungen,฀wie฀die฀Erstellung฀allgemein฀ gültiger฀Verfahrensanweisungen.฀Zu฀ diesem฀ Zweck฀ wurden฀ die฀ Mitglieder฀in฀der฀selbstständigen฀Erstellung฀ von฀ Systemdokumenten฀ durch฀ die฀ UCB-Berater฀geschult. Für฀die฀schwerpunktwerkübergreifende฀Zusammenarbeit฀und฀zur฀weiteren฀ Unterstützung฀ des฀ UMS฀ wurden฀UMV-Runden฀eingeführt,฀in฀denen฀jeweils฀der฀UMV฀des฀Geschäftsbereiches฀Wasserwerke฀der฀BWB฀und฀ die฀UMV฀der฀SPW-Werke฀vertreten฀ sind.฀ Diese฀ Runden฀ finden฀ nach฀ wie฀vor฀regelmäßig฀statt฀und฀behandeln฀ aktuelle฀ Umweltprobleme,฀ deren฀ Lösungsmöglichkeiten฀ und฀ Verbesserungsvorschläge.฀Dabei฀werden฀ Anregungen฀ und฀ Ideen฀ aus฀ dem฀ gesamten฀ Geschäftsbereich฀ Wasserwerke฀berücksichtigt. Dieses฀ Vorgehen฀ im฀ Konvoimodell฀aktivierte฀nachhaltig฀das฀Verantwortungsbewusstsein฀ und฀ die฀ Motivation฀der฀Beschäftigten. Im฀ Rahmen฀ von฀ quartalsweisen฀ Zwischenprä sentationen฀ informierte฀ das฀ Projektkernteam฀ den฀ Geschäftsbereichsleiter฀ der฀ Wasserwerke,฀die฀SPW-Leiter,฀den฀Personalrat฀ und฀ die฀ Frauenvertretung฀ über฀ den฀ Projektstand฀ und฀ die฀Teilergebnisse฀der฀einzelnen฀Teams.฀Die฀konsequente฀ Einbindung฀ der฀ Entscheidungsträger฀gewährleistete฀jederzeit฀ eine฀optimale฀Steuerung฀des฀Gesamtprojektes.฀Hier฀wurden฀aktuelle฀Entwicklungen฀diskutiert฀und฀Verbesserungsvorschläge฀in฀den฀weiteren฀Projektverlauf฀eingebunden. Die฀ständige฀Ansprechbarkeit฀und฀ umfassende฀Beratung฀wurden฀durch฀ die฀Einrichtung฀eines฀zentralen฀Projektbüros฀im฀Wasserwerk฀Jungfernheide฀ (TWW-JUN)฀ realisiert.฀ Eine฀ wesentliche฀ Aufgabe฀ des฀ Projektbüros฀ war,฀ motivationsfördernd฀ Leistungseinbrüchen฀ entgegenzuwirken.฀ Der฀ Zugang฀ des฀ Projektbüros฀ zum฀ Intranet฀des฀Geschäftsbereiches฀WW฀ und฀die฀gemeinsame฀Arbeit฀im฀BWB- Netz฀ (EDV)฀ ermöglichten฀ den฀ Beschäftigten฀ eine฀ „Allround-Betreuung“฀ durch฀ die฀ permanente฀ umfassende฀Beantwortung฀ihrer฀Fragen฀sowie฀ eine฀ praktische,฀ zeitnahe฀ Unterstützung฀bei฀EDV-Problemen. Als฀wesentliche฀Grundlage฀für฀die฀ Multi-Site-Zertifizierung฀im฀Konvoi- Projekt฀hat฀die฀UCB฀ zu฀Beginn฀des฀ Projektes฀ eine฀ Projektvereinbarung฀ und฀Projektregeln฀von฀allen฀Standorten฀verbindlich฀zeichnen฀lassen. Beispiele฀ aus฀ der฀ Projektvereinbarung „Für฀die฀Schulung,฀Moderation,฀Bewertung฀ und฀ Dokumentation฀ stellt฀ die฀ UCB฀ die฀ notwendigen฀ Methoden฀und฀Hilfsmittel฀zur฀Verfügung.฀ Die฀UCB฀erstellt฀und฀verteilt฀Ergebnisprotokolle฀ zu฀ den฀ von฀ ihr฀ geleiteten฀Projektsitzungen. Die฀ für฀ den฀ Standort฀ benannten฀ Projektverantwortlichen฀beider฀Partner฀(BWB,฀UCB)฀sind฀dafür฀zuständig,฀ die฀ für฀ den฀ Projektfortschritt฀ notwendigen฀Termine฀innerhalb฀der฀ geplanten฀Zeiträume฀zu฀vereinbaren฀ und฀ für฀ die฀ erforderliche฀ Zuarbeit฀ aus฀ihrem฀Hause฀zu฀sorgen. Die฀ Zusammenarbeit฀ richtet฀ sich฀ Projektstruktur Pro- Hotl e Projektbüro Hotline Projektkernteam Gesamtprojektleiterin: ฀F.฀Metzger UMV฀GM฀Wasserwerke: ฀H.฀Schlüter Beraterteam฀der฀UCB UMV- Runden UMV฀und฀Berater฀UCB Zwischenpräsentationen Geschäftsbereichsleitung Wasserwerke SPW-Leiter Projektkernteam UMVs 13฀Standortteams UMV,฀Afk,฀Gfk,฀Mitarbeiter, die฀auch฀Mitarbeiter฀in der฀Schwerpunktrunde฀sind Schwerpunktwerkrunden je฀2฀MA฀aus฀den฀SPW, UMV,฀Afk/ Gfk, die฀auch฀Mitarbeiter฀im Standortteam฀des฀Werkes฀sind Mitarbeiter฀Kernteam,฀Berater฀UCB Abb. 3: Projektstruktur ฀ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 32 nach฀den฀vereinbarten฀Projektregeln.฀ Alle฀Projektbeteiligten฀der฀BWB฀und฀ der฀UCB฀sind฀verpflichtet,฀diese฀Projektregeln฀einzuhalten. Die฀ Unternehmensbereichsleiter,฀ die฀Betriebsstellenleiter฀und฀die฀Projektverantwortlichen฀ bitten฀ alle฀ Beteiligten,฀das฀Projekt฀durch฀ihre฀Mitarbeit฀tatkräftig฀zu฀unterstützen,฀um฀ das฀Projektziel฀im฀geplanten฀Zeitrahmen฀zu฀erreichen.฀Die฀Schwerpunktwerkleiter฀werden฀das฀Projekt฀durch฀ die฀ Freistellung฀ der฀ beteiligten฀ MitarbeiterInnen฀ für฀ die฀ Projektarbeit฀ unterstützen.“ Beispiele฀aus฀den฀Projektregeln 1.฀ Jede/ Jeder฀ hat฀ ihren/ seinen฀ Verantwortungsbereich฀zu฀vertreten.฀ Sie/ er฀ ist฀ zuständig฀ für฀ die฀ Umsetzung฀ der฀ erarbeiteten฀ Lösungen฀ in฀ ihrem/ seinem฀ Verantwortungsbereich.฀Sollte฀sie/ er฀Widersprüche฀erkennen,฀so฀muss฀sie/ er฀ diese฀ihrem/ seinem฀Projekt-Team฀ mitteilen฀und฀eine฀gemeinsam฀getragene฀Lösung฀anstreben. 2.฀ Ergebnisse฀ aus฀ Projektgesprächen/ -abstimmungen฀ müssen฀ schriftlich฀fixiert฀ und฀ an฀ die฀ Beteiligten฀ verteilt฀ werden.฀ Jede/ Jeder,฀ der฀ mit฀ dem฀ Fixierten฀ nicht฀ einverstanden฀ ist,฀ hat฀ die฀ Pflicht,฀ innerhalb฀ von฀ 2฀ Tagen฀ Einspruch฀ zu฀ erheben.฀ Eine/ Ein฀ Protokollführerin/ -führer฀ ist฀ jeweils฀ vor฀ der฀ Projektsitzung฀ festzulegen. 3.฀ Sollte฀die/ der฀Ausführende฀erkennen,฀dass฀die฀zu฀verbleibende฀Restzeit฀nicht฀ausreicht,฀hat฀sie/ er฀sofort฀den฀zuständigen฀Projektleiter฀ über฀ den฀ Verzug฀ zu฀ informieren,฀ damit฀rechtzeitig฀Alternativen฀erarbeitet฀werden฀können.฀Eine฀Information฀ während฀ des฀ nächsten฀Meetings,฀dass฀eine฀Aktivität฀ nicht฀ durchgeführt฀ werden฀ konnte,฀reicht฀nicht฀aus.฀Eine฀Terminverletzung฀ist฀kein฀„Kavaliersdelikt“! 3.3฀Projektablaufsteuerung฀im฀ Konvoimodell฀[7] Es฀wurde฀gemeinsam฀mit฀der฀Projektleitung฀der฀BWB฀der฀exakte฀Projektablauf,฀ mit฀ besonderem฀ Augenmerk฀auf฀die฀Organisations-,฀Ablauf-฀ und฀Kostenstruktur,฀festgelegt. Eine฀kontinuierliche฀Bestimmung฀ des฀ Zielerreichungsgrades฀ bezogen฀ auf฀ den฀ Projektablauf฀ gewährleistete,฀ dass฀ stets฀ zielgerichtet฀ Steuerungsmaßnahmen฀ eingeleitet฀ werden฀ konnten.฀ Es฀ wurden฀ von฀ der฀ UCB฀Projektsteuerungstools,฀wie฀Offene-Punkte-Listen฀ (OPL),฀ Projektaufträge฀sowie฀Personaleinsatz-฀und฀ Budgetpläne฀eingesetzt,฀die฀die฀frühzeitige฀ Erkennung฀ von฀ Planabweichungen฀ und฀ die฀ qualitative฀ Bewertung฀ der฀ Kosteninformationen฀ ermöglichten.฀Zus ätzlich฀erfolgte฀eine฀ Budgetierung฀ über฀ den฀ regelmäßigen฀ Soll-Ist-Abgleich฀ des฀ bisherigen฀ Personaleinsatzes฀ (gemessen฀ in฀ Personentagen)฀ und฀ den฀ geschätzten฀ zus ätzlichen฀ Personalaufwand.฀ Der฀ Ablauf฀ des฀ Projektes฀ wurde฀ durch฀ ein฀ aktives฀ Controlling฀ anhand฀ definierter฀Meilensteine฀und฀Zielvorgaben฀begleitet. Die฀ Umsetzung฀ des฀ Projekts฀ erfolgte฀ durch฀ drei฀ unterschiedlich฀ intensive฀ Prä senzphasen฀ vor฀ Ort.฀ Die฀Vorbereitung฀sowie฀Auswertung฀ der฀ gesammelten฀ Informationen฀ erfolgten฀je฀nach฀Erfordernis฀entweder฀ bei฀der฀UCB฀oder฀bei฀den฀BWB.฀Als฀ Service฀ und฀ „Sprechstunde“฀ wurde฀ ein฀regelmäßiger฀Termin฀für฀offene฀ Fragen฀an฀ausgewählten฀Standorten฀ eingerichtet.฀ Der฀ Geschäftsbereich฀ Wasserwerke฀ stellte฀ zur฀ Unterstützung฀eigens฀hierfür฀geeignete฀Räume฀ mit฀Kommunikationsmitteln฀bereit. ฀ Initialisierungsphase Im฀ Rahmen฀ der฀ Initialisierungsphase฀erfolgte฀der฀Einsatz฀des฀Beraterteams฀vor฀Ort.฀Jeder฀Berater฀betreute฀ drei฀bis฀vier฀der฀Standorte฀persönlich.฀ In฀ regelmäßigen฀ Abstimmungsrunden฀achtete฀das฀Projektkernteam฀auf฀ Einhaltung฀ der฀ einheitlichen฀ Vorgehensweise฀ und฀ Arbeitsstände.฀ Wäh- Abb. 4: Projektablaufsteuerung im Gesamtwasserwerksprojekt 33 rend฀ dieser฀ Phase฀ erfolgten฀ die฀ erstmalige฀Erfassung฀der฀umweltrelevanten฀Daten,฀Energie-฀und฀Stoffströme,฀ die฀Aufnahme฀der฀umweltbezogenen฀ Prozesse฀sowie฀die฀gemeinsame฀Erarbeitung฀ der฀ Umweltpolitik฀ im฀ Rahmen฀eines฀Führungskräfteworkshops.฀ Zur฀ optimalen฀ Nutzung฀ von฀ Synergieeffekten฀ wurden฀ die฀ umweltrelevanten฀ Abläufe฀ in฀ individuelle฀ Prozesse฀ eines฀Standortes฀(Typ฀A),฀ähnliche฀Prozesse฀wie฀im฀Pilotprojekt฀Tegel฀oder฀bei฀mehreren฀Wasserwerken฀ (Typ฀B)฀und฀gleichartige฀Prozesse฀bei฀ allen฀ Wasserwerken฀ (Typ฀ C)฀ eingeteilt฀und฀in฀Verfahrens-฀und฀Arbeitsanweisungen฀festgeschrieben. ฀ Vertiefungsphase Zur฀Realisierung฀von฀Schulungen฀ und฀Bearbeitung฀werkübergreifender฀ Schwerpunktthemen฀wurden฀die฀Berater฀ der฀ UCB฀ und฀ die฀ Projektleitung฀der฀BWB฀mit฀ihren฀Zuständigkeiten฀ in฀ der฀ Vertiefungsphase฀ aufgabenorientiert฀ eingesetzt฀ und฀ teilten฀sich฀bestimmten฀Aufgaben-฀und฀ Fachgebieten฀des฀UMS-Aufbaus฀ zu.฀ Die฀UCB฀verstärkte฀gezielt฀die฀personelle฀Besetzung฀im฀Projektbüro,฀um฀ Probleme฀sofort฀lösen฀zu฀können฀und฀ nicht฀auf฀die฀„lange฀Bank“฀zu฀schieben; ฀so฀konnte฀auch฀in฀dieser฀Phase฀ die฀ Motivation฀ bei฀ den฀ UMV฀ und฀ den฀Fachkräften฀erhöht฀werden.฀Gerade฀ die฀ ständige฀ Ansprechbarkeit฀ im฀ Office฀ sowie฀ der฀ sofortige฀ Zugriff฀auf฀das฀BWB-Netz฀stellten฀sich฀ als฀die฀Erfolgsfaktoren฀des฀Gesamtprojektes฀ heraus.฀ Zus ätzlich฀ konnten฀durch฀die฀räumliche฀Nähe฀zum฀ Kunden฀ die฀ Verantwortlichen฀ und฀ Fachkräfte฀ mit฀ geringem฀ organisatorischen฀ Aufwand฀ sehr฀ gezielt฀ durch฀ Qualifizierungsmaßnahmen,฀ in฀Form฀von฀Einzelschulungen,฀-Coachings฀ und฀ gemeinsamen฀ Weiterbildungsveranstaltungen,฀zum฀Aufbau฀ und฀zur฀Aufrechterhaltung฀des฀UMS฀ befähigt฀ werden.฀ Die฀ Anzahl฀ der฀ Sprechstunden฀ vor฀ Ort฀ wurde฀ während฀ des฀ Auf-฀ und฀ Ausbaus฀ der฀ Systemdokumentation฀verringert,฀da฀in฀ dieser฀Phase฀Vorlagen฀durch฀das฀Beratungsteam฀ bereitgestellt฀ oder฀ in฀ gemeinsamen฀Schwerpunktwerkrunden฀ verabschiedet฀ wurden.฀ Als฀ Teilprojekte฀ der฀ Vertiefungsphase฀ sind฀ insbesondere฀die฀Erstellung฀der฀Umweltprüf berichte,฀ der฀ Umweltprogramme฀sowie฀das฀Anlagen-฀und฀Gefahrstoffmanagement฀für฀alle฀Werke฀ zu฀werten. ฀ Bewertungsphase Die฀ abschließende฀ Vorbereitung฀ auf฀ die฀ Multi-Site-Zertifizierung฀ erfolgte฀in฀der฀Bewertungsphase.฀Diese฀ wohl฀ intensivste฀ Projektphase฀ war฀ einerseits฀ geprägt฀ durch฀ ständige฀ Betreuung฀ der฀ Beschäftigten฀ durch฀ die฀ UCB-Mitarbeiter฀ im฀ Projektbüro฀ und฀ den฀ verstärkten฀ Beratereinsatz฀ vor฀ Ort.฀ So฀ konnten฀ gerade฀ im฀ Endspurt฀ vor฀ der฀ Zertifizierung฀ noch฀ letzte฀Abweichungen฀behoben฀ werden.฀Diese฀besondere฀Vorgehensweise฀ erwies฀ sich฀ sowohl฀ für฀ die฀ Unterstützung฀bei฀der฀Fertigstellung฀ noch฀ fehlender฀ Systemdokumente฀ als฀auch฀für฀die฀Auditierung฀des฀Gesamtsystems฀ vor฀ Ort฀ als฀ besonders฀ effektives฀und฀erfolgreiches฀Modell. Parallel฀dazu฀wurde฀die฀jährlich฀zu฀ wiederholende฀Umweltprüfung฀an฀allen฀Standorten฀durchgeführt,฀bewertet฀ und฀ dokumentiert.฀ Die฀ Ergebnisse฀ mündeten฀ in฀ einen฀ Gesamtumweltbericht฀ des฀ Geschäftsbereiches฀ Wasserwerke฀ der฀ BWB฀ sowie฀ in฀ die฀ Informationsbroschüren฀ der฀ jeweiligen฀ Werke.฀ Es฀ erfolgten฀ erneut฀ Werkbegehungen,฀ Dokumentenreviews,฀ Audits฀ und฀ Schulungen฀ vor฀Ort. Der฀ Projektverlauf฀ ist฀ in฀ den฀ Projektschritten฀ und฀ -phasen฀ in฀ der฀ Abb.฀ 5฀ kurz฀ skizziert,฀ die฀ durch฀ Meilensteine฀ zur฀ Realisierung฀ von฀ Teilergebnissen,฀ Workshops฀ zur฀ Erarbeitung฀ und฀ Erstellung฀ von฀ Systemdokumenten฀ sowie฀ die฀ Terminierung฀ von฀ Zwischenprä sentationen฀ Bestandteil฀ des฀ Gesamtzeitplanes฀sind.฀Die฀Einhaltung฀bzw.฀Abweichungen฀ vom฀ Gesamtzeitplan฀ wurden฀in฀den฀Zwischenprä sentationen฀ diskutiert฀und฀gemeinsam฀neue฀Prioritäten฀ gesetzt.฀ Dieser฀ Zeitplan฀ war฀ allen฀ Beteiligten฀ zur฀ Orientierung฀ und฀ Steuerung฀ des฀ Projektverlaufes฀ zugänglich. 4 ERFAHRUNGEN UND QUALITÄTS- SICHERUNG IN KONVOIPROJEKTEN Bei฀der฀Einführung฀des฀Umweltmanagementsystems฀ konnten฀ Erfolge฀ sowohl฀im฀Bereich฀der฀Organisationsverbesserung฀als฀auch฀im฀Bereich฀der฀ Motivationsverbesserung฀ erzielt฀werden.฀Im฀organisatorischen฀Bereich฀erwies฀ sich฀ der฀ unterschiedliche฀ Grad฀ des฀ Anschlusses฀ an฀ das฀ EDV-Netzwerk฀der฀BWB฀als฀wesentliches฀Handicap฀ für฀ die฀ Standorte,฀ die฀ zu฀ Projektbeginn฀noch฀nicht฀an฀das฀gemeinsame฀EDV-Netzwerk฀angeschlossen฀ waren.฀Sie฀hatten฀einen฀höheren฀Aufwand฀ zur฀ Informationsbeschaffung฀ und฀ -weiterleitung.฀ Es฀ musste฀ mit฀ dem฀Einsatz฀von฀mobilen฀Datenträgern฀oder฀Hardcopys฀gearbeitet฀werden.฀Im฀Laufe฀des฀Projektes฀wurden฀ alle฀Standorte฀vernetzt฀und฀konnten฀ so฀die฀Vorteile฀des฀Projektbüros฀nutzen.฀ Durch฀ den฀ gleichartigen฀ System-฀ und฀ Dokumentationsaufbau฀ ฀ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 34 der฀ Werke฀ und฀ die฀ intensive฀ Schulung฀der฀Beschäftigten฀konnten฀zahlreiche฀ Umsetzungen฀ bereits฀ eingearbeiteter฀Projektmitarbeiter฀während฀ der฀Projektlaufzeit฀problemlos฀bewältigt฀werden฀[1]. 4.1฀Mitarbeiterqualifizierung฀ und฀-motivation Den฀ meisten฀ Mitarbeitern฀ war฀ die฀ komplexe฀ Thematik฀ UMS฀ zu฀ Projektbeginn฀ noch฀ nicht฀ ausreichend฀ bekannt.฀ Die฀ Systemeinführung฀ brachte฀ teilweise฀ eine฀ Änderung฀in฀den฀Arbeitsabläufen.฀Daher฀ galt฀es฀seitens฀der฀UCB฀Hemmnisse฀ zur฀reibungslosen฀Systemeinführung฀ möglichst฀frühzeitig฀zu฀beseitigen. In฀moderierten฀Themenworkshops฀ und฀ Inhouse-Schulungen฀ der฀ UCB฀ wurden฀ die฀ Mitarbeiter฀ intensiv฀ an฀ der฀ Prozessaufnahme฀ beteiligt฀ sowie฀ deren฀ Fachwissen฀ in฀ den฀ Systemdokumenten฀ berücksichtigt.฀ Besonderes฀Augenmerk฀legte฀die฀UCB฀ auf฀die฀Förderung฀von฀Ideenmanagement฀zur฀optimalen฀Nutzung฀von฀bereits฀vorhandenem฀Kreativitätspotenzial.฀Verbesserungsvorschläge฀der฀Beschäftigten฀wurden฀ in฀ einem฀Ideen- Pool฀gesammelt฀und฀in฀gemeinsamen฀ Gesprächsrunden฀ thematisiert.฀ Zus ätzlich฀haben฀die฀UMV฀der฀Werke฀ Korrektur-฀ und฀ Verbesserungsmaßnahmen฀ zur฀ erfolgreichen฀ Umsetzung฀in฀die฀OPL฀aufgenommen. Zur฀Realisierung฀des฀gemeinsamen฀ Systemaufbaus฀erhielten฀die฀Beschäftigten฀zielgerichtete฀Schulungen฀zum฀ praktischen฀ Umgang฀ mit฀ Standardsoftware.฀ Des฀ Weiteren฀ wurden฀ zur฀ Überprüfung฀von฀Systemabläufen฀innerhalb฀ der฀ BWB฀ Auditoren฀ ausgebildet฀und฀anschließend฀im฀Rahmen฀ des฀ Projektes฀ eingesetzt.฀ In฀ werkübergreifenden฀Schulungen฀beispielsweise฀ zur฀ DIN฀ EN฀ ISO฀ 14001,฀ zur฀ Lieferantenbewertung฀ und฀ zu฀ den฀ umweltrechtlichen฀Grundlagen฀wurden฀die฀verantwortlichen฀Beschäftigten฀der฀Werke฀qualifiziert. Die฀ Befähigung฀ der฀ Verantwortlichen฀und฀Fachkräfte฀des฀Geschäftsbereiches฀Wasserwerke฀erfolgte฀durch฀ die฀Berater฀der฀UCB฀oder฀im฀„Trainthe-Trainer-Verfahren“.฀ Jeweils฀ ein฀ Verantwortlicher฀ pro฀ Werk฀ (UMV฀ oder฀AFK)฀wurde฀durch฀den฀Berater฀ geschult฀ und฀ gab฀ sein฀ erworbenes฀ Wissen฀ über฀ Managementelemente฀ an฀ die฀ Beschäftigten,฀ vorteilhafterweise฀ in฀ der฀ unternehmenseigenen฀ Sprache,฀ weiter.฀ Die฀ UCB฀ führte฀ Schulungen฀ zur฀ Systemdokumentation฀ und฀ Fachkräftequalifikation฀ durch,฀ um฀ die฀ künftige฀ Pflege฀ und฀ Weiterentwicklung฀ des฀ Systems฀ im฀ Geschäftsbereich฀Wasserwerke฀sicherzustellen.฀ Dabei฀ setzte฀ die฀ UCB฀ in฀ den฀Werken฀auf฀die฀Befähigung฀und฀ Einbindung฀ von฀ Schlüsselpersonen฀ und฀ Promotoren฀ auf฀ der฀ Ebene฀ der฀ Schwerpunktwerkleiter,฀der฀Werkingenieure฀ und฀ der฀ Werkmeister.฀ Als฀ Managementinstrument฀entwickelte฀ die฀ UCB฀ eine฀ detaillierte฀ interne฀ Schulungsplanung฀ sowie฀ werkübergreifende฀ und฀ externe฀ Weiterbildungsmaßnahmen.฀ Der฀ Einarbeitung฀und฀Schulung฀neuer฀Mitarbeiter฀ wurde฀besondere฀Aufmerksamkeit฀gewidmet,฀ damit฀ nicht฀ Unwissenheit฀ zu฀Systemabweichungen฀führt.฀Jede฀ Einarbeitung฀erfolgte฀nun฀anhand฀einer฀Checkliste,฀die฀alle฀relevanten฀Inhalte฀ und฀ Dokumente฀ zum฀ neuen฀ Tätigkeitsfeld฀enthält. Durch฀ gezielte฀ Einbeziehung฀ der฀ Beschäftigten฀ in฀ Problemlösungs-฀ und฀Entscheidungsprozesse฀im฀Rahmen฀von฀Schwerpunktwerk-฀und฀Projektkernteamsitzungen฀ konnten฀ die฀ Identifikation฀mit฀den฀Umweltzielen฀ und฀ die฀Akzeptanz฀ von฀Verantwortlichkeiten,฀Maßnahmen฀und฀Terminen฀erheblich฀verbessert฀werden.฀Dadurch฀hatten฀die฀Mitarbeiter฀von฀Beginn฀ an฀ nicht฀ den฀ Status฀ „Betroffene“,฀sondern฀„Beteiligte“[8]. 4.2฀Qualitätssicherung฀im฀Projektmanagement Die฀ wesentlichen฀ Eckpunkte฀ der฀ Qualitätssicherung฀ im฀ Konvoimodell฀ bildeten฀ die฀ spezielle฀ Struktur฀ und฀ Konzeption฀ als฀ grundlegende฀ Voraussetzung,฀ die฀ Projektsteuerung฀ als฀ flankierende฀ Maßnahme฀ und฀ die฀ Befähigung฀ der฀ Beschäftigten฀zur฀Erreichung฀der฀gesetzten฀ Ziele. Abb. 5: Qualitätssicherung im Konvoimodell 35 Die฀UCB฀setzte฀zur฀Wahrung฀des฀ Qualitätsniveaus฀ die฀ folgenden฀ Instrumente฀ein: Projektaufträge Zur฀ Sicherstellung฀ der฀ Aufgabenerfüllung฀ aller฀ Standorte฀ bis฀ zum฀ Projektabschluss฀wurden฀Projektaufträge฀eingesetzt.฀Die฀Aufträge฀lieferten฀ den฀ Teams฀ jederzeit฀ eine฀ Übersicht฀bezogen฀auf ฀ die฀neuen฀Aufgaben, ฀ noch฀offene฀Aufgaben, ฀ Terminsetzung฀ und฀ Klärungspunkte฀sowie ฀ verbleibende฀ Zeit฀ bis฀ zur฀ Zertifizierung. Bewertungschecklisten Zur฀qualitativen฀Überprüfung฀der฀ Arbeitsergebnisse฀ und฀ deren฀ Vollständigkeit฀wurde฀ eine฀Bewertungscheckliste฀ eingesetzt.฀ Die฀ Beurteilung฀ erfolgte฀ gemeinsam฀ mit฀ den฀ Teams฀und฀lieferte฀eine฀Übersicht฀der฀ Nachbesserungen. Vorlagen,฀Managementreviews฀und฀ interne฀Audits Zur฀ Sicherstellung฀ des฀ einheitlichen฀Dokumentationsstandes฀ wurden฀ vom฀ Projektkernteam฀Vorlagen฀ erstellt฀ und฀ mit฀ den฀ Standortteams฀ vor฀ Ort฀ angepasst.฀ Die฀ Erfüllung฀ der฀Normelemente฀wurde฀durch฀Managementreviews฀und฀interne฀Audits฀ gesichert. Offene-Punkte-Listen,฀ Protokolle฀ und฀der฀Einsatz฀von฀Szenarientechnik Die฀ Prüfung฀ der฀ Effizienz฀ bestimmter฀ Projektabläufe,฀ die฀ Einhaltung฀ von฀ Terminen฀ und฀ Meilensteinen฀ im฀ Rahmen฀ von฀ internen฀ und฀externen฀Projektbesprechungen,฀ erfolgte฀ durch฀ Offene-Punkte-Listen,฀Protokolle฀und฀den฀Einsatz฀von฀ Szenarientechnik. Servicevereinbarungen฀ zur฀ Regelung฀der฀Schnittstellen Die฀ Sicherung฀ der฀ bereichsübergreifenden฀ Prozesse฀ innerhalb฀ des฀ Unternehmens฀ BWB฀ wurde฀ mittels฀ Servicevereinbarungen฀zur฀Regelung฀ der฀Schnittstellen฀erreicht. 5 AUSBLICK UND MÖGLICHKEITEN FÜR DAS KONVOIMODELL Unter฀ der฀ Überschrift฀ „Kooperation“฀könnte฀die฀Einführung฀von฀Managementsystemen฀ im฀ Konvoi฀ die฀ Entwicklung฀ vom฀ operativen฀ Projekt฀ zur฀ strategischen฀ Allianz฀ vollziehen.฀ Für฀ die฀ weit฀ gestreuten฀ kleineren฀ Zweckverbände฀ der฀ Wasser-฀ und/ oder฀ Abwasserwirtschaft฀ stellt฀ sich฀ bei฀ fortschreitenden฀ Privatisierungstendenzen฀ zunächst฀ eine฀ vordringliche฀ Frage: ฀ „Wie฀ können฀ wir฀ weiterhin฀bestehen,฀ohne฀unsere฀Unabhängigkeit฀zu฀verlieren? “฀Eine฀Antwort฀darauf฀könnte฀das฀Zusammenarbeiten฀in฀Kooperationen฀sein.฀Doch฀ ergeben฀sich฀fortan฀viele฀„Wenn“฀und฀ „Aber“,฀sind฀doch฀alle฀Verbände฀und฀ Unternehmen฀höchst฀unterschiedlich฀ in฀ihren฀Strukturen฀und฀Abläufen. Doch฀bietet฀das฀Konvoimodell฀zur฀ Einführung฀ von฀ Managementsystemen฀ z.฀B.฀ für฀ neue฀ Qualitätsanfor- ฀ Abb. 6: Schnittstellenregelungen Abb. 7: Chancen und Möglichkeiten für das Konvoimodell ฀ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 36 derungen฀ der฀ ISO฀ 9001: 2000฀ oder฀ der฀14001฀eine฀gemeinsame฀Chance.฀ Wie? ฀Indem฀höchst฀unterschiedliche฀ Unternehmen฀und฀Verbände฀sich฀in฀ gemeinsamen฀Runden฀über฀Managementsysteme฀ verständigen฀ und฀ deren฀genormte฀Strukturen฀einführen. So฀ werden฀ Kommunikationsgrundlagen฀geschaffen.฀Es฀gibt฀nach฀ Abschluss฀ eines฀ solchen฀ Konvois฀ in฀ jedem฀Verband฀eine฀gleichartige,฀die฀ Norm฀ erfüllende฀ Aufbau-฀ und฀ Ablauforganisation฀und฀alle฀Beteiligten฀ sprechen฀ die฀ gleiche฀ Sprache,฀ wenn฀ sie฀ sich฀ über฀ Prozesse฀ austauschen.฀ Zus ätzlich฀können฀die฀in฀Abb.฀7฀dargestellten฀ Vorteile฀ zu฀ einer฀ starken฀ strategischen฀ Allianz฀ und฀ verbesserter฀ Konkurrenzfähigkeit฀ gegenüber฀ Großunternehmen฀führen.฀ Literatur [1] Glaser, R./ Jahnes, St./ Schlüter, U./ Schüttenhelm, Th.: Ressource Wasser sichern. In: QZ Qualitätsmanagement, Jahrg. 45 (2000). Carl Hanser Verlag, München, S. 872 [2] In der Agenda 21, Kapitel 18, ist der Bereich „Schutz der Güte und Menge der Süßwasserressourcen“ ein wesentlicher Politikbereich für eine umwelt verträ gliche, nachhaltige Entwicklung. Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik - Agenda 21. Bonn o. J. [3] Glaser, R./ Jahnes, St./ Schlüter, U./ Schüttenhelm, Th.: a. a. O., S. 868 [4] SGS-ICS Gesellschaft für Zertifizierungen m. b. H. und Umweltgutachter. Richtlinie für die Multi-Site-Zertifizierung von Unternehmen (ISO 9000 ff., MSZ/ 02-09/ 96) [5] Opitz, St.: Vorbereitungen zur Umweltprüfung am Beispiel der Wasserwerke der Berliner Wasserbetriebe. Diplomarbeit 11/ 1999, S. 40-41 [6] Jahnes, St./ Pritsch, O./ Schumann, P.: Einführung eines Umweltmanagementsystems im Wasserwerk Tegel. In: uwf UmweltWirtschaftsForum, 8. Jg., H. 1, Mä rz 2000, S. 46-51 [7] Erl ä uterung: Projeksteuerung heißt in diesem Zusammenhang, steuernd in das Projektgeschehen einzugreifen [8] UCB und BWB - Volle Fahrt auf Nummer Sicher. In: Wasserspiegel MAGA ZIN, Ihr Forum in der Berlinwasser Gruppe, 2/ 2000, S. 6 Autorin Dipl.-Kauffrau (FH) Ute Klintworth ist bei der UCB Umwelt Consult Berlin GmbH als Produktmanagerin für Integrierte Managementsysteme im Bereich Managementberatung tätig. Davor langj ä hrige Erfahrung im Projekt- und Fördermittelmanagement zur Einführung umweltorientierter Unternehmensführungskonzepte. Anschrift UCB Umwelt Consult Berlin GmbH Cicerostraße 28 D -10709 Berlin Tel.: 0 30/ 7 87 33-3 25 E -Mail: klintworth@ucb-berlin.de Autorin Dipl.-Ingenieurin (FH) Annette Metzger ist bei den Berliner Wasserbetrieben, Gesch ä ftsbereich Wasserwerke, derzeit in drei Projektkernteams für den Aufbau eines übergeordneten integrierten Qualitäts- und Umweltmanagementsystems in der BWB, den Gewä sserschutz in der BWB und die Reorganisation der Servicebereiche der Wasserwerke tätig. Bisherige Erfahrungen im Projektmanagement sammelte sie bei dem Aufbau und der Weiterentwicklung eines Umweltmanagementsystems an 13 Standorten der Berliner Wasserwerke. Zus ätzlich konnten Erfahrungen bei der Umsetzung des Projektes eines Abfall- und Reststofferfassungssystems (ARES), an dem sie als Abfallkoordinator und in der Funktion als Schulungkoordinator beteiligt war, für den Gesch äftsbereich ausgebaut werden. Anschrift Berliner Wasserbetriebe Gesch ä ftsbereich Wasserwerke Cicerostraße 24 D -10709 Berlin Tel.: 0 30/ 86 44-50 13 Autorin Dipl.-Kauffrau (FH) Stella Opitz ist bei der UCB Umwelt Consult Berlin GmbH als Beraterin für Integrierte Managementsysteme im Bereich Managementberatung tätig. Bisherige Projekterfahrungen sammelte sie bei dem Aufbau und der Weiterentwicklung von Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen für Ver- und Entsorgungsunternehmen. Anschrift UCB Umwelt Consult Berlin Cicerostraße 28 D -10709 Berlin Tel.: 0 30/ 7 87 33-3 22 E -Mail: stellaopitz@ucb-berlin.de 37 Oliver฀Steeger: ฀Die฀Diagnose-Software฀für฀Projektmanagement,฀die฀Sie฀ entworfen฀haben,฀ist฀seit฀einem฀halben฀ Jahr฀unter฀dem฀Namen฀„PM฀DELTA฀ compact“฀auf฀dem฀Markt.฀Macht฀sich฀ nach฀ dem฀ Start฀ bei฀ Ihnen฀ Sektlaune฀ oder฀Katerstimmung฀breit? Jürgen฀ Blume: ฀ Zur฀ Zwischenbilanz฀ von฀ beidem฀ ein฀ bisschen.฀ Das฀ ist฀ üblich฀ bei฀ jedem฀ Start฀ eines฀ völlig฀ neuen฀ Produkts,฀ in฀ das฀ man฀ neben฀ Arbeit฀ und฀ Engagement฀ auch฀ Herzblut฀steckt.฀Aber: ฀Fachwelt฀und฀ Markt฀ scheinen฀ die฀ aufwendig฀ erstellte฀ Assessment-Software฀ für฀ Projekte฀ und฀ Projektmanagement-Systeme฀anzunehmen.฀Dabei฀hat฀ es฀natürlich฀Fragen฀gegeben,฀auch฀Kritik,฀ gerechtfertigte฀ Hinweise฀ wie฀ ungerechtfertigte฀Vorwürfe. Walter฀ Eschwei: ฀ Vereinzelt฀ hat฀ man฀ unsere฀ PM-Assessment-Software฀ beispielsweise฀ mit฀ einem฀ kompletten฀PM-System฀verwechselt.฀Das฀ ist฀ natürlich฀ Unsinn! ฀ PM-System฀ meint฀doch฀die฀Gesamtheit฀der฀Strukturen,฀Regeln,฀Verfahren฀und฀Instrumente,฀ die฀ das฀ Projektmanagement฀ in฀ einem฀ bestimmten฀ Anwendungsbereich฀benutzt.฀Wir฀aber฀haben฀ein฀ Werkzeug฀erstellt,฀ein฀sehr฀nützliches฀ Werkzeug,฀wie฀wir฀meinen. Oliver฀ Steeger: ฀Kurze฀Zusammenfassung: ฀ Sie฀ haben฀ im฀ sechsköpfigen฀ Autorenteam฀ ein฀ Programm฀ entwickelt,฀ mit฀ dem฀ Projektmanager฀ und฀ PM-Beauftragte฀ eine฀ Schnelldiagnose฀ durchführen฀können,฀um฀Stärken฀und฀ Schwä chen฀ihrer฀Projektmanagement- Prozesse฀ zu฀ ermitteln.฀ Anwender฀ beantworten฀nach฀dem฀Ja-Nein-Prinzip฀ Fragen,฀die฀gemäß฀den฀neunzehn฀Elementen฀der฀DIN-Norm฀69904฀gegliedert฀sind.฀Am฀Ende฀erhält฀der฀Nutzer฀ einen฀ausführlichen฀Bericht฀und฀kann฀ zudem฀an฀einem฀branchenübergreifenden฀Benchmarking฀teilnehmen. Uwe฀Neiser: ฀Wichtig฀ist฀der฀Punkt,฀ dass฀ „PM฀ DELTA฀ compact“฀ in฀ Form฀ einer฀ Schnelldiagnose฀ einen฀ ersten฀Zugang฀zum฀Assessment฀überhaupt฀ ermöglicht.฀ Anwender฀ brauchen฀etwa฀einen฀halben฀Tag,฀um฀das฀ Programm฀ durchzuarbeiten.฀ Dann฀ erhalten฀ sie฀ eine฀ grobe฀ Standortbestimmung,฀nicht฀mehr฀und฀nicht฀weniger.฀Dabei฀haben฀wir฀darauf฀geachtet,฀dass฀man฀die฀Software฀branchenübergreifend฀ und฀ für฀ Projekte฀ jeder฀ Komplexität฀verwenden฀kann. Oliver฀Steeger: ฀Eben฀das฀wird฀vereinzelt฀ vermisst฀ -฀ Branchenorientierung฀… Jürgen฀Blume: ฀Das฀klingt฀zunächst฀ berechtigt,฀ ist฀ aber฀ meiner฀ Meinung฀ nach฀ hier฀ nicht฀ sinnvoll.฀Wir฀ fragen฀ nach฀ Management-Prozessen,฀ nicht฀ PM฀DELTA: ฀Software฀erstellt฀ Leistungsprofil฀des฀Projektmanagements „Eine grobe Standortbestimmung - nicht mehr und nicht weniger! “ O L I V E R ฀ S T E E G E R Der schnelle Check in puncto Projektmanagement: Binnen eines halben Tages können Projektleiter, Stabsstellenleiter und PM-Berater mit der neuen GPM- Software „PM DELTA compact“ die Managementqualität eines Projekts ermitteln und sich Übersicht über Stärken und Verbesserungsfelder verschaffen. Wie viele Neuentwicklungen entzündete die CD-ROM in der Fachwelt Applaus, sorgte aber auch für Diskussion. Das sechsköpfige GPM-Autorenteam stellte sich den Fragen des Bonner Journalisten Oliver Steeger. ฀ P M - I N T E R V I E W P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 38 In ฀ ei nem฀ ha lben ฀Ta g ฀ die ฀Qua lit ä t der฀Projektarbeit ฀ „ dia g nostizieren“ Mit GPM-Software „flinken PM-Test“ durchführen „Wie฀gut฀sind฀wir? “฀Eine฀schnelle฀und฀unkomplizierte฀Bestandsaufnahme฀der฀Managementqualität฀in฀Projekten฀ermöglicht฀die฀Self- Assessment-Software฀„PM฀DELTA฀compact“.฀In฀etwa฀einem฀halben฀Tag฀erstellen฀Nutzer฀mit฀der฀CD-ROM฀ein฀Leistungsprofil฀in฀puncto฀ Projektmanagement.฀Die฀Aufgabe: ฀Mehr฀als฀350฀Fragen฀gilt฀es฀nach฀dem฀„Ja-Nein-Prinzip“฀zu฀beantworten.฀Nach฀dieser฀Bestandsaufnahme฀„diagnostiziert“฀die฀Software฀gemäß฀gültigen฀Normen฀das฀Projekt฀oder฀PM-System฀und฀gibt฀konkrete฀Hinweise฀auf฀ungenutzte฀ Potenziale.฀Seit฀einem฀halben฀Jahr฀ist฀die฀Software,฀die฀von฀einem฀sechsköpfigen฀GPM-Expertenteam฀entwickelt฀wurde,฀auf฀dem฀Markt.฀ Unternehmen฀ wie฀ Lufthansa฀ Systems฀ oder฀ Umweltconsult฀ Berlin฀ setzen฀ das฀ neue฀ Werkzeug฀ bereits฀ ein.฀ Wichtig฀ dabei: ฀ Der฀ Schnell- Check฀gibt฀Hinweise฀auf฀Probleme฀und฀Verbesserungsfelder.฀Nicht฀aber฀könne฀die฀CD-ROM,฀so฀Co-Autor฀und฀GPM-Vorstand฀Jürgen฀ Blume,฀ein฀fein฀differenziertes฀Assessment฀durchführen.฀„Wer฀individuelles,฀umfassendes฀Feedback฀und฀konkrete฀Verbesserungsvorschläge฀ wünscht,฀kommt฀um฀ein฀persönliches฀Assessment฀mit฀unabhängigen฀Experten฀nicht฀herum“,฀beugt฀er฀Missverständnissen฀vor. Trotz฀aller฀Schranken฀entfaltet฀die฀Software฀beim฀flinken฀Check฀erstaunliche฀Leistung.฀So฀fragt฀die฀Software฀beispielsweise฀nach฀ dem฀ Informations-฀ und฀ Berichtswesen,฀ Änderungsmanagement฀ (inklusive฀ Vertragsmanagement฀ und฀ Claimmanagement)฀ sowie฀ nach฀ Zieldefinition,฀ Projektstrukturierung,฀ Organisation,฀ Personalmanagement,฀ Multiprojektmanagement,฀ Kostenmanagement,฀ Ressourcenmanagement,฀Ablauf-฀und฀Terminmanagement,฀Controlling฀und฀Risikomanagement.฀Abschließend฀verarbeitet฀die฀Software฀die฀ eingegebenen฀Daten฀ zu฀ einem฀ ausführlichen฀Bericht.฀Zugleich฀bildet฀ sie฀das฀Ergebnis฀ grafisch฀übersichtlich฀ ab฀und฀ gibt฀ Hinweise฀für฀Verbesserungsvorschläge. Indes,฀die฀mitunter฀abstrakten฀Fragen฀zu฀beantworten฀-฀das฀sei,฀so฀betonen฀die฀sechs฀Autoren,฀nicht฀immer฀ganz฀einfach.฀Dafür฀ aber฀eigne฀sich฀die฀Software฀universell฀für฀alle฀Branchen.฀Die฀Autoren฀erleichtern฀in฀Tagesseminaren฀den฀Einstieg฀ins฀Self-Assessment฀ (Termine฀sind฀der฀14.฀Februar฀2001฀in฀Frankfurt/ Main฀und฀der฀24.฀April฀2001฀in฀Leipzig; ฀Gebühr: ฀950฀DEM฀für฀GPM-Mitglieder,฀ 1.050฀DEM฀für฀Nicht-Mitglieder,฀Preise฀inklusive฀CD-ROM,฀weitere฀Informationen฀bei฀der฀Geschäftsstelle฀der฀GPM). Das฀ neue฀ Produkt฀ „made฀ by฀GPM“฀ hat฀ alle฀ gängigen฀ Projektmanagement-Standards฀ und฀Normen฀ berücksichtigt.฀Doch฀ nicht฀ nur฀ die฀ Systematik฀ und฀ der฀ Detailreichtum฀ haben฀ der฀ Software฀ Sympathien฀ eingetragen.฀ „Vorteile฀ hat฀ auch฀ die฀ Form฀ eines฀ Self- Assessments“,฀ hat฀ Co-Autor฀ Walter฀ Eschwei฀ festgestellt.฀ Die฀ „stille“฀ Bestandsaufnahme฀ erregt฀ kaum฀ Aufsehen.฀ Eschweis฀ Kollege฀ Dr.฀Wolfgang฀Schallehn: ฀„Man฀kann฀den฀Test฀in฀stiller฀Stunde฀durchführen,฀ohne฀dass฀Berater฀oder฀Top-Manager฀von฀den฀Ergebnissen฀erfahren.“ Solcherlei฀diskrete฀„Fingerzeige“฀können฀nicht฀nur฀Projektleiter฀brauchen.฀Neben฀ihnen฀hat฀das฀GPM-Team฀als฀Zielgruppe฀Stabsstellenleiter฀und฀PM-Consulter฀ins฀Visier฀genommen.฀Sie฀können฀die฀CD-ROM฀als฀tägliches฀Arbeitsinstrument฀nutzen.฀Weiteres฀ Anwendungsgebiet: ฀Kauft฀ein฀Unternehmen฀Projektmanagement-Leistungen฀ein,฀kann฀es฀mit฀diesem฀Assessment-Werkzeug฀die฀externen฀Partner฀bewerten.฀Diese฀Ziele฀werden฀auch฀unterstützt฀durch฀das฀Benchmarking,฀das฀die฀GPM฀als฀zus ätzliches฀Feature฀in฀ das฀Produkt฀integriert฀hat.฀ Jeder฀Nutzer฀der฀CD-ROM฀kann฀ seine฀ anonymisierten฀Daten฀von฀der฀GPM฀mit฀den฀Werten฀ anderer฀ Unternehmen฀vergleichen฀lassen. „PM฀DELTA฀ compact“฀ kostet฀DEM฀ 598,฀ die฀ Benchmarking-Auswertung฀ auf฀Diskette฀ oder฀ per฀ E-Mail฀DEM฀ 68฀ (Schnellentschlossene,฀ die฀ innerhalb฀ von฀ vier฀Wochen฀ nach฀Kauf฀ die฀Daten฀ zur฀Verfügung฀ stellen,฀ erhalten฀ die฀Auswertung฀ kostenfrei).฀ Bestellunterlagen฀sind฀zu฀beziehen฀über฀die฀Homepage฀der฀GPM฀(www.gpm-ipma.de)฀oder฀über฀die฀Geschäftsstelle฀der฀GPM: ฀GPM฀ Deutsche฀Gesellschaft฀für฀Projektmanagement฀e.฀V.,฀Sekretariat,฀Martin฀Stert,฀Roritzerstr.฀27,฀D-90419฀Nürnberg,฀Tel.: ฀09฀11/ 3฀93฀ 14฀99,฀Fax: ฀09฀11/ 3฀93฀14฀98. 39 danach,฀ unter฀ welchen฀ Spezialbedingungen฀ein฀Projekt฀in฀seiner฀Branche฀steht.฀Diese฀Managementprozesse฀ sind฀ in฀ Normen฀ definiert.฀ Das฀ gilt฀ übrigens฀ auch฀ für฀ die฀ Größe฀ eines฀ Projekts: ฀ Ob฀ man฀ beispielsweise฀ Berichtswesen฀per฀Intranet฀oder฀im฀kleinen฀Team฀mit฀Post-it-Zetteln฀betreibt฀ -฀ wichtig฀ ist฀ doch,฀ dass฀ der฀ Management-Prozess฀ Kommunikation฀ sinnvoll฀durchgeführt฀wird. Oliver฀Steeger: ฀Ist฀das฀nicht฀ein฀wenig฀grob฀gerastert? Uwe฀Neiser: ฀Unserer฀Ansicht฀nach฀ nicht.฀Wir฀in฀der฀GPM฀betrachten฀in฀ erster฀Linie฀die฀Projektmanagement- Kernprozesse฀ weitestgehend฀ unabhängig฀ von฀ Komplexität฀ und฀ Branche; ฀ Arbeitsweisen฀ und฀ Methoden฀ bestimmter฀ Branchen฀ ergänzen฀ dieses฀Engagement.฀Diese฀Management- Prozesse฀sind฀doch฀das,฀was฀uns฀Projektmanager฀ im฀ Verband฀ der฀ GPM฀ branchenübergreifend฀ zusammengeführt฀hat. Oliver฀Steeger: ฀Bei฀dem฀Self-Assessment฀ spielt฀ auch฀ die฀ Größe฀ eines฀ Unternehmens฀keine฀Rolle.฀Weshalb? Dr.฀ Wolfgang฀ Schallehn: ฀ Weder฀ bei฀ der฀ Schnelldiagnose฀ noch฀ beim฀ späteren฀Assessment฀spielt฀die฀Größe฀ eine฀Rolle.฀Wenn฀man฀sich฀von฀den฀ fachlich-technischen฀Aspekten฀einer฀ Projektarbeit฀löst฀und฀sich฀auf฀die฀Managementprozesse฀konzentriert,฀wird฀ man฀feststellen,฀dass฀eine฀Differenzierung฀ nach฀ der฀ Unternehmensgröße฀ keinen฀Sinn฀macht.฀Diese฀Unterscheidung฀ ist฀ nur฀ im฀ Methoden-฀ oder฀ Werkzeugeinsatz฀ notwendig.฀ Darüber฀hinaus฀ist฀es฀kaum฀möglich,฀eine฀ eindeutige฀Differenzierung฀nach฀Unternehmensgröße฀ für฀ ein฀ universelles฀Tool฀ wie฀ „PM฀DELTA฀ compact“฀ vorzunehmen. Gernot฀Waschek: ฀Wie฀wollen฀Sie฀ beispielsweise฀ den฀ Unterschied฀ zwischen฀ einem฀ nationalen฀ und฀ einem฀ internationalen,฀zwischen฀einem฀mittelständischen฀ und฀ einem฀ Konzernunternehmen฀ definieren? ฀ Uns฀ ist฀ kein฀Schlüssel฀bekannt,฀der฀von฀allen฀ nationalen฀ und฀ internationalen฀ Verbänden฀ und฀ Institutionen฀ gleichermaßen฀genutzt฀und฀anerkannt฀wird.฀ Rein฀ formal฀ würden฀ wir฀ also฀ sehr฀ dünnes฀Eis฀betreten,฀wenn฀wir฀solche฀ Unterscheidungen฀ einführen฀ würden.฀Was฀der฀eine฀als฀Mittelstand฀bezeichnet,฀ist฀für฀den฀anderen฀bestenfalls฀ein฀kleines฀Unternehmen. Rolf฀Kästner: ฀Noch฀ein฀Wort฀zur฀ Branchenorientierung: ฀ Wir฀ wollen฀ mit฀der฀Branchenunabhängigkeit฀den฀ Nutzer฀ sogar฀ auffordern,฀ die฀ fachliche฀Seite฀völlig฀zurückzustellen฀und฀ sich฀ ganz฀ allein฀ auf฀ seine฀ Managementprozesse฀ zu฀ konzentrieren.฀Das฀ setzt฀ natürlich฀ Abstraktionsvermögen฀voraus,฀aber฀auch฀vom฀Feedback฀ einiger฀ Anwender฀ wissen฀ wir฀ heute,฀ dass฀es฀damit฀zumeist฀keine฀Probleme฀ gibt.฀ Das฀ einzige฀ Problem,฀ das฀ sich฀ wirklich฀ergeben฀hat,฀ist฀dies: ฀Da฀wir฀ branchenunabhängig฀ Fragen฀ formulieren฀ mussten,฀ klingen฀ sie฀ teilweise฀ etwas฀holprig฀und฀umständlich.฀Aber฀ das฀lässt฀sich฀nicht฀vermeiden฀und฀ist฀ gewissermaßen฀der฀Preis฀für฀die฀Universalität.฀ Anregungen฀ nehmen฀ wir฀ aber฀gerne฀entgegen. Oliver฀Steeger: ฀Frage฀zu฀den฀Normen: ฀ Der฀ Aufbau฀ Ihres฀ Programms฀ orientiert฀sich฀an฀den฀neunzehn฀Gliederungselementen฀der฀DIN-Norm.฀Diese฀ Norm฀aber฀ist฀-฀vor฀allem฀im฀internationalen฀ Vergleich฀ -฀ nicht฀ das฀ letzte฀ Amen฀in฀der฀Kirche. Gernot฀ Waschek: ฀ Wir฀ haben฀ die฀ DIN-Norm฀ querverbunden฀ mit฀ anderen฀ Normen฀ und฀ Standards,฀ beispielsweise฀ mit฀ den฀ Standards฀ aus฀ dem฀Lehrgang฀zum฀„Projektmanagement-Fachmann“฀ als฀ dem฀ Wissensspeicher฀ der฀ GPM,฀ mit฀ der฀ ISO- Norm฀ 10006฀ und฀ der฀ „International฀ Competence฀ Baseline“฀ ICB฀ der฀ IPMA.฀ Vier฀ Standards฀ sind฀ berücksichtigt,฀ und฀ Nutzer฀ können฀ jeden฀ Schritt฀auf฀Wunsch฀einem฀Standard฀ zuordnen. Walter฀ Eschwei: ฀ Das฀ System฀ ist฀ in฀ diesem฀ Punkt฀ sehr฀ transparent,฀ gewissermaßen฀ polyglott฀ und฀ international฀ ausgerichtet.฀ Wir฀ kennen฀ kein฀ anderes฀ Tool,฀ das฀ die฀ Standards฀ so฀ miteinander฀ verbindet.฀ Allerdings฀ werden฀ Nutzer฀ Texte฀ und฀ Wortlaut฀der฀Normen฀und฀Standards฀ Abb.: Das sechsköpfige Autorenteam (von links nach rechts): Gernot Waschek, Dr. Wolfgang Schallehn, Rolf Kästner, Jürgen Blume, Dieter Eysel und Walter Eschwei ฀ P M - I N T E R V I E W P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 40 in฀ dem฀ System฀ nicht฀ finden.฀ Dies฀ war฀ aus฀ wirtschaftlichen฀ und฀ rechtlichen฀Gründen฀nicht฀möglich.฀Die฀ DIN-Norm฀darf฀beispielsweise฀nicht฀ ohne฀weiteres฀übernommen฀werden. Oliver฀Steeger: ฀Manche฀Nutzer฀finden฀das฀„Ja-Nein“-Schema,฀nach฀dem฀ sie฀ Fragen฀ beantworten,฀ recht฀ grob฀ und฀undifferenziert.฀Sie฀hätten฀gerne฀ gestufte฀Antworten,฀beispielsweise฀„zu฀ achtzig฀Prozent฀erfüllt“฀oder฀gar฀offene,฀ nicht฀vorgegebene฀Antworten,฀also฀Text,฀ den฀man฀irgendwo฀niederschreibt. Dr.฀ Wolfgang฀ Schallehn: ฀ Um฀ es฀ ganz฀klar฀zu฀sagen: ฀Aus฀unserer฀Sicht฀ wäre฀es฀nicht฀sinnvoll,฀auf฀die฀Frage฀ „Werden฀ zu฀ Beginn฀ eines฀ Projekts฀ Ziele฀ systematisch฀ erfasst? “฀ zu฀ antworten: ฀ „Mit฀ 80฀%฀ ja.“฀ Da฀ gibt฀ es฀ nur฀ein฀klares฀Entweder-oder. Gernot฀ Waschek: ฀ Wie฀ soll฀ der฀ Nutzer฀ermitteln,฀ob฀er฀wirklich฀achtzig฀ (oder฀ eher฀ 70)฀ Prozent฀ erreicht? ฀ Das฀ alles฀ würde฀ das฀ System฀ einer฀ Schnelldiagnose฀ unnötig฀ verkomplizieren.฀ Vor฀ allen฀ Dingen฀ droht฀ Gefahr,฀ dass฀ Nutzer฀ überfordert฀ und฀ die฀ Ergebnisse฀ am฀ Ende฀ verfälscht฀ werden. Oliver฀Steeger: ฀Es฀heißt,฀schon฀jetzt฀ bringe฀das฀Werkzeug฀einen฀hohen฀Anspruch฀an฀den฀Nutzer฀mit,฀was฀nicht฀ nur฀die฀eben฀genannte฀Abstraktion฀betrifft. Rolf฀ Kästner: ฀ Wir฀ haben฀ eine฀ interessante฀Erfahrung฀gemacht: ฀Offenbar฀ ist฀ die฀ Selbstdiagnose฀ mit฀ „PM฀ DELTA฀compact“฀leichter฀durchführbar฀ und฀ aussagekräftiger,฀ wenn฀ das฀ PM-System฀des฀Anwenders฀bereits฀klar฀ definiert฀ und฀ dokumentiert฀ ist.฀ Aber฀ „PM฀DELTA฀compact“฀kann฀und฀soll฀ auch฀gerade฀dann฀hilfreich฀sein,฀wenn฀ die฀ Regeln,฀ Verfahren฀ und฀ Instrumente฀nicht฀so฀genau฀definiert฀sind. Walter฀ Eschwei: ฀ Wer฀ präziseres฀ Assessment฀wünscht,฀muss฀ohnehin฀ unabhängige,฀externe฀Assessoren฀beauftragen฀ und฀ sich฀ einer฀ ausführlichen฀Analyse฀unterziehen,฀die฀dann฀ fast฀alle฀Projektbeteiligten฀einbezieht.฀ Die฀ Ergebnisse฀ eines฀ solchen฀ General-Checks฀ mit฀ einem฀ unabhängigen฀ Expertenteam,฀ das฀ vor฀Ort฀Material฀sammelt฀und฀auswertet,฀lassen฀ sich฀natürlich฀nicht฀mit฀denen฀einer฀ Schnelldiagnose฀vergleichen. Jürgen฀Blume: ฀Man฀darf฀das฀Werkzeug฀einer฀rechnergestützten฀Schnelldiagnose,฀ die฀ ich฀ an฀ einem฀ halben฀ Tag฀ durchführe,฀ nicht฀ überfordern.฀ Die฀ Software฀ ist฀ keine฀ Konkurrenz฀ zu฀herkömmlichen฀Assessments,฀sondern฀ eine฀ Ergänzung.฀ „PM฀ DELTA฀ compact“฀hat฀vor฀allem฀zwei฀Vorteile: ฀ Erstens฀gibt฀sie฀schnell฀und฀preiswert฀ eine฀ Positionsbestimmung.฀Zweitens฀ ist฀ sie฀ diskret.฀ Projektmanager฀ und฀ Berater฀ können฀ -฀ quasi฀ ohne฀ viel฀ Staub฀ aufzuwirbeln฀ im฀ stillen฀ Kämmerchen฀-฀sich฀über฀die฀Stärken฀und฀ Schwächen฀ihres฀Projekts฀grob฀orientieren.฀Danach฀ wissen฀ sie,฀ in฀ welche฀ Richtung฀sie฀arbeiten฀können. Oliver฀Steeger: ฀Sie฀führen฀den฀Nutzer฀ sehr฀ streng฀ durch฀ das฀ Programm.฀ Nirgends฀ werden฀ ihm฀ beispielsweise฀ einmal฀ alle฀ Fragen฀ in฀ einer฀ Liste฀ gezeigt.฀ Er฀ bekommt฀ sie฀ gewissermaßen฀ häppchenweise฀zur฀Bearbeitung. Uwe฀ Neiser: ฀ Das฀ ist฀ beabsichtigt.฀ Der฀Anwender฀soll฀sich฀auf฀einzelne฀ Fragen฀ konzentrieren฀ können.฀ Eine฀ Beschäftigung฀ mit฀ den฀ dahinter฀ liegenden฀ Auswerte-Algorithmen฀ würde฀-฀unserer฀Einschätzung฀nach฀ -฀ eher฀ ablenken.฀ Das฀ Auswertesystem฀ führt฀ die฀ einzelnen฀ Antworten฀ wieder฀ zu฀ einer฀ Gesamtbewertung฀ zusammen. Jürgen฀Blume: ฀Würde฀der฀Nutzer฀ das฀ System฀ kennen,฀ käme฀ es฀ möglicherweise฀zu฀verfälschten฀Ergebnissen.฀ Er฀ soll฀ die฀ Fragen฀ objektiv฀ beantworten฀und฀nicht฀so,฀dass฀er฀möglichst฀gut฀abschneidet. Oliver฀Steeger: ฀Sonst฀noch฀„Betriebsgeheimnisse“? Gernot฀ Waschek: ฀ Ganz฀ im฀ Gegenteil.฀Wir฀haben฀uns฀entschlossen,฀ zum฀ Selbst-Assessment฀ Tagesseminare฀ anzubieten,฀ die฀ in฀ die฀ Arbeit฀ mit฀ „PM฀ DELTA฀ compact“฀ einführen.฀Und฀diese฀Seminare฀werden฀von฀ den฀Autoren฀selbst฀durchgeführt.฀Sie฀ stehen฀ auch฀ bei฀ kniffligen฀ Fragen฀ Rede฀und฀Antwort.฀ Autor Oliver Steeger, Jahrgang 1967. Er hat in Bonn Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert. Seit 1989 arbeitete er nach einer Ausbildung im Lokaljournalismus unter anderem für das Manager Magazin, Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Psychologie Heute und Fit For Fun. Zus ätzlich veröffentlichte er zwei Reportage-Romane. 1995 wechselte er als PR-Journalist in die Öffentlichkeitsarbeit. Er betreut seit 1997 die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der GPM. Im Handelsblatt veröffentlichte er 1997 im Auftrag der GPM eine 13-teilige Reportage- Serie über ausgewä hlte Projekte, unter anderem der Lufthansa AG, Boehringer Mannheim, Siemens/ K WU, Siemens, DeTeSystem und Deutsche Post AG. Heute betreut er die Pressearbeit für Unternehmen und Projektteams. Anschrift Am Mönchshof 2 D -53227 Bonn Tel.: 0228/ 944 02 03 Fax: 0228/ 944 02 04 E -Mail: OSteeger@aol.com 41 Sehr฀geehrte฀Damen฀und฀Herren, zu฀ Ihrer฀ Produktkritik฀ an฀ der฀ GPM-CD฀ „PM฀ Delta฀ compact“฀ in฀ der฀ aktuellen฀ Ausgabe฀ Ihrer฀ Zeitschrift฀ „Projektmanagement“฀ Nr.฀4,฀2000฀sind฀aus฀unserer฀Sicht฀einige฀Anmerkungen฀eines฀Anwenders฀und฀Beratungshauses฀nötig. Nach฀den฀uns฀vorliegenden฀Produktinformationen฀und฀den฀bisherigen฀praktischen฀Erprobungen฀von฀PM฀Delta฀handelt฀ es฀ sich฀ um฀eine฀Prüfsoftware฀für฀Projektmanagementsysteme฀auf฀der฀Basis฀der฀DIN฀69฀904.฀Wie฀bei฀allen฀uns฀bekannten฀programmierten฀ Unterweisungen฀und฀verbalen฀Prüfprogrammen฀handelt฀es฀sich฀dabei฀auch฀hier฀um฀eindeutig฀beantwortbare฀geschlossene฀Fragen. Diese฀Spezifikation฀hat฀Konsequenzen: ฀Wir฀haben฀gemäß฀dem฀Normentwurf฀eine฀branchenneutrale฀Darstellung฀und฀Beurteilung฀ von฀Projektmanagementsystemen฀und฀wir฀erhalten฀nur฀Antworten฀auf฀beobachtbare฀Merkmale฀bzw.฀Ausstattungsdetails฀von฀Projektmanagementsystemen฀gemäß฀der฀Norm.฀Mehr฀haben฀wir฀auch฀nicht฀erwartet. Die฀ kritisierte฀ Software-Ergonomie฀ passt฀ sich฀ in฀ die฀ große฀ weite฀ Welt฀ der฀ faktischen฀ Standards฀ ein.฀ Sie฀ ist฀ nicht฀ besser฀ -฀ aber฀ auch฀nicht฀schlechter฀-฀als฀das,฀was฀sonst฀auf฀dem฀Markt฀teilweise฀auch฀erheblich฀teurer฀verkauft฀wird.฀Leider฀hat฀sich฀der฀EVADIS- Standard฀der฀GMD฀seligen฀Angedenkens฀nie฀z.฀B.฀als฀Norm฀durchsetzen฀lassen. Für฀uns฀als฀Beratungsunternehmen฀-฀auch฀mit฀eigenen฀PM-Softwareprodukten฀-฀bietet฀die฀Anwendung฀von฀PM฀Delta฀eine฀gute฀ Grundlage,฀bei฀unseren฀Kunden฀bestehende฀PM-Systeme฀zu฀beurteilen,฀ggf.฀Vorschläge฀zur฀Weiterentwicklung฀zu฀machen฀und฀damit฀zumindest฀eine฀funktionierende฀Grundausstattung฀im฀Projektmanagement฀sicherzustellen.฀Das฀ist฀mehr฀als฀viele฀selbst฀ernannte฀ Experten฀sonst฀in฀der฀Lage฀sind฀zu฀leisten.฀Die฀manchmal฀etwas฀hölzernen฀Formulierungen฀sind฀für฀uns฀dabei฀allemal฀nützlicher฀als฀ schillernde฀Worthülsen฀-฀insbesondere฀bei฀der฀Konzentration฀auf฀das฀Wesentliche,฀nämlich฀die฀Aussagen฀zu฀den฀Schwächen฀in฀den฀ geprüften฀Projektmanagementsystemen. Mit฀freundlichen฀Grüßen UCB฀Umwelt฀Consult฀Berlin฀GmbH Olaf฀Braunert Leiter฀Marketing฀und฀Vertrieb ฀ P M - I N T E R V I E W P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 42 Zusammenfassung Tä glich werden in Schulen und öffentlichen Verwaltungen Projekte durchgeführt. Projekte aus diesem Bereich sind Unternehmungen mit eigenen Gesetzen, zumal der Projektbegriff hier ziemlich willkürlich verwendet wird. Da diese Projekte oftmals weder auf Grund schlechter Qualität noch überzogener Zeitrahmen negative Konsequenzen für die Verantwortlichen haben, fehlt z. T. der Erfolgsdruck. Außerdem fehlen vielen Beteiligten quer durch alle Hierarchieebenen das Verstä ndnis und die Ausbildung für effektives Handeln. In diesem Projekt soll versucht werden, ein Umweltprojekt in Schulen mit guter Managementpraxis durchzuführen. Dies kann eine Chance sein, dem Schulbereich Projektmanagement als Schlüsselqualifikation n ä her zu bringen. Beim KEiM-Projekt stehen die Prozessqualität und die soziale Komponente im Vordergrund. Diese Beschreibung geschieht aus der Sicht des Projektleiters einer Umweltstation (UpZ) heraus und spiegelt haupts ä chlich die Projektabwicklung aus dessen Sicht wider. Sie geht zurück auf ein Arbeitsprojekt zur Prüfung zum/ zur Projektmanagement- Fachmann/ -frau (RK W/ GPM). Abstract Projects have become part of the daily routine of public institutions like schools. They follow their own rules. The use of the term ”project” is rather arbitrary in this context. Additionally, there is sometimes only little pressure to succeed since no consequences can be expected for those who are responsible if the project does not meet certain criteria of qualit y or does not finish according to schedule. Sometimes, there is a lack of skills and understanding regardless of the position the persons involved hold in the hierarchy. The aim of this project is to carry out an environmental project with good management practice. We consider this as a good chance to demonstrate the importance and relevance of key project management skills. The KeiMproject focuses on the process qualit y and the social aspect mainly from the perspective of the project manager of the Umweltstation (UpZ). This paper is based on an project for the examination to become an certified specialist on project management of the GPM. Schlagwörter Geb ä ude-Management, Grundqualifizierung, Organisationsprojekt, PM und Schulen, Prozessorientierung 1 PROJEKTGEGENSTAND Alle฀Schulen฀der฀500.000฀Einwohner฀ z ählenden฀ Stadt฀ Nürnberg฀ können฀ sich฀ auf฀ freiwilliger฀ Basis฀ an฀ einem฀ Energiesparprojekt฀ beteiligen.฀ Die฀Kosten฀ für฀Energie฀und฀Wasser฀ im฀Schulbereich฀belaufen฀sich฀auf฀ca.฀ 11฀ Mio.฀ DEM฀ im฀ Jahr.฀ Der฀ finanzielle฀ Anreiz฀ für฀ die฀ Schulen฀ ist฀ ein฀ Modell,฀bei฀dem฀sie฀die฀Hälfte฀der฀erwirtschafteten฀ Einsparungen฀ erhalten.฀Mehr฀als฀100฀Gebäude฀sind฀betroffen. 2 PROJEKTLEITUNG Es฀ gibt฀ je฀ einen฀ Projektverantwortlichen฀ beim฀ Hochbauamt฀ und฀ bei฀der฀Umweltstation.฀Diese฀bilden฀ das฀ Kernteam.฀ Die฀ Aufgabenbereiche฀sind฀klar฀abgegrenzt.฀Das฀Hochbauamt฀leistet฀den฀technischen฀Support฀ und฀ bereitet฀ die฀ Abrechnungszahlen฀auf.฀Die฀Umweltstation฀deckt฀ die฀ Soft฀ Facts,฀ den฀ pädagogischen฀ Teil,฀ die฀ Kommunikation฀ und฀ das฀ Projektmanagement฀ab. Die฀Projektleiter฀sind฀ihren฀Linienvorgesetzten฀unterstellt.฀Weitere฀MitarbeiterInnen฀werden฀zu฀ihnen฀nach฀ Fallstudie฀Energiesparprojekt฀KEiM (Keep฀Energy฀in฀Mind) C A R L - J Ü R G E N ฀ P E R K O W S K I 43 einer฀ Matrixorganisation฀ zeitweise฀ abgeordnet. 3 VERTRAGSWESEN Innerhalb฀ des฀ Stadtkonzerns฀ gibt฀ es฀aus฀rechtlichen฀Gründen฀nur฀Vereinbarungen฀ zwischen฀ den฀ Dienststellen,฀ die฀ eher฀ Absichtserklärungen฀sind.฀Die฀Standardvereinbarung฀ mit฀dem฀Hochbauamt/ Kommunales฀ Energiemanagement฀ hat฀ eine฀ Laufzeit฀ von฀ 10฀ Jahren.฀ Folgende฀ Unterschriften฀ waren฀ aus฀ abrechnungstechnischen฀Gründen฀notwendig: ฀ zwischen฀ den฀ beiden฀ projektverantwortlichen฀ Stellen฀ (die฀ Umweltstation฀fungiert฀als฀Subunternehmer฀ des฀ Hochbauamtes)฀ im฀ Rahmen฀ einer฀ Kooperationsvereinbarung, ฀ zwischen฀ dem฀ Hochbauamt฀ und฀ den฀ Haushalt฀ verwaltenden฀ Dienststellen฀für฀die฀Schulen, ฀ zwischen฀dem฀Hochbauamt฀und฀ den฀ Schulen,฀ um฀ so฀ den฀ Willen฀ zur฀ aktiven฀ Teilnahme฀ der฀ Schulen฀zu฀sehen,฀und฀damit฀Hochbauamt฀ und฀ Umweltstation฀ in฀ den฀ Schulen฀tätig฀werden฀konnten. 4 STAKEHOLDER-ANALYSE Im฀öffentlichen฀Dienst฀gibt฀es฀eine฀ schier฀unglaubliche฀Anzahl฀von฀Menschen,฀die฀zu฀irgendeinem฀Zeitpunkt฀ Einfluss฀auf฀ein฀Projekt,฀das฀sich฀zwischen฀den฀Linien฀bewegt,฀haben฀können.฀Die฀Analyse฀wurde฀in฀zwei฀Stufen฀durchgeführt. Zunächst฀ wurden฀ alle฀ Konzernteile฀ identifiziert,฀ die฀ mit฀ dem฀ Projekt฀ in฀ Kontakt฀ kommen฀ könnten.฀ Hierbei฀ wurde฀ nur฀ zwischen฀ relevant฀ und฀ nicht฀ relevant฀ unterschieden.฀ In฀ Schritt฀ zwei฀ wurden฀ die฀ direkt฀beteiligten฀Dienststellen฀nach฀relevanten฀Personen฀untersucht.฀Dabei฀ wurde฀differenziert฀zwischen฀Zielen฀ der฀ Stakeholder,฀ Möglichkeiten฀ der฀ Einflussnahme,฀Stärken/ Schwächen,฀ „projektkritisch฀ja/ nein“. 5 PROJEKTZIELE In฀ der฀ Vorlaufphase฀ wurden฀ sehr฀ schwammige฀ Ziele฀ ohne฀ das฀ jetzige฀ Projektteam฀festgelegt.฀Der฀hier฀aufgeführte฀ Zielkatalog฀ ist,฀ als฀ Ergänzung฀ bzw.฀ Überarbeitung฀ der฀ ursprünglichen฀ Ziele,฀ nach฀ ca.฀ einem฀ Jahr฀Projektlaufzeit฀von฀einer฀Arbeitsgruppe฀ auf฀ Betreiben฀ des฀ Projektleiters฀UpZ฀hin฀verfasst฀und฀verabschiedet฀worden. ฀ Die฀Schulen฀der฀Stadt฀Nürnberg฀ sind฀ in฀ einer฀ Vereinbarung฀ mit฀ dem฀ Kommunalen฀ Energiemanagement฀ im฀ Hochbauamt฀ (KEM)฀mit฀dem฀Ziel฀angetreten,฀ möglichst฀erfolgreich฀Energie฀und฀ Wasser฀ einzusparen.฀ Durch฀ das฀ Projekt฀ KEiM฀ (Keep฀ Energy฀ in฀ Mind)฀werden฀die฀Schulen฀in฀pädagogischer฀und฀technischer฀Hinsicht฀unterstützt. ฀ Das฀ Projekt฀ KEiM฀ schlägt฀ eine฀ Brücke฀zwischen฀den฀technischen฀ Maßnahmen฀ des฀ Kommunalen฀ Energiemanagements฀und฀der฀pädagogischen฀ Arbeit฀ des฀ Umweltpädagogischen฀Zentrums฀(UpZ). ฀ -฀ Die฀ haupts ächlich฀ technisch฀ ausgerichtete฀Arbeit฀des฀KEM฀ wird฀durch฀die฀pädagogische฀ Arbeit฀des฀UpZ฀komplettiert. ฀ -฀ Durch฀ den฀ Einsatz฀ moderner฀ Managementmethoden฀ soll฀ ein฀ möglichst฀ hoher฀ Nutzen฀ bei฀ möglichst฀ geringer฀ Belastung฀erzielt฀werden. ฀ Dauerhafte฀ Senkung฀ der฀ Kosten฀ im฀ Energie-฀ und฀ Wasserbereich฀ der฀Schulen฀im฀Bereich฀des฀Referats฀IV฀um฀6-10฀%฀im฀Vergleich฀ zur฀Baseline฀durch ฀ -฀ verbessertes฀ NutzerInnenverhalten; ฀ hier฀ ist,฀ nach฀ bisherigen฀ Erfahrungen,฀ eine฀ Senkung฀der฀Ausgaben฀von฀5-7฀%฀ möglich; ฀und ฀ -฀ zus ätzliche฀investive฀Maßnahmen฀ im฀ Rahmen฀ der฀ Mittel฀ des฀KEM. ฀ Teilnahme฀ aller฀ Schulen,฀ für฀ die฀ die฀Stadt฀Nürnberg฀den฀Sachaufwand฀ trägt,฀ im฀ Laufe฀ des฀ Schuljahres฀2000/ 2001. ฀ Die฀Zahl฀der฀Schulen,฀die฀sich฀aktiv฀ am฀ Projekt฀ KEiM฀ beteiligen,฀ soll฀durch฀entsprechende฀Hilfsangebote฀sukzessive฀erhöht฀werden.฀ Aktive฀ Schulen฀ in฀ diesem฀ Sinne฀ sind฀Schulen,฀die฀z.฀B. ฀ -฀ regelmäßig฀ Fortbildungsveranstaltungen฀besuchen, Ab. 1: Das Projektlogo für KEiM ฀ P M - F A L L B E I S P I E L / F A L L S T U D I E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 44 ฀ -฀ schulinterne฀ Arbeitskreise฀ installieren฀und฀pflegen, ฀ -฀ regelmäßig฀ über฀ ihre฀ Aktivitäten฀(an฀UpZ)฀berichten, ฀ -฀ Teilprojekte฀durchführen, ฀ -฀ die฀ Angebote฀ von฀ UpZ฀ und฀ den฀ Kooperationspartnern฀ nutzen, ฀ -฀ ihr฀Tun฀kritisch฀überprüfen, ฀ -฀ ihre฀ Erfahrungen฀ anderen฀ Schulen฀zur฀Verfügung฀stellen. ฀ Hohe฀ Kundenzufriedenheit฀ soll฀ erreicht฀ und฀ gesichert฀ werden฀ durch ฀ -฀ regelmäßige฀ persönliche฀ und฀ schriftliche฀ Kommunikation฀ und฀Information, ฀ -฀ Vernetzung฀ der฀ Schulen฀ zum฀ Zwecke฀ des฀ Erfahrungsaustauschs฀und฀Wissenstransfers, ฀ -฀ regelmäßige฀ Prozessanalyse฀ und฀-qualitätsverbesserung, ฀ -฀ Komfortverbesserung฀ durch฀ aktive฀Einbeziehung฀der฀Schulen฀(partizipatorisch). ฀ Das฀ Grundprinzip฀ der฀ Nachhaltigkeit฀ soll฀ bei฀ allen฀ schulischen฀ Veranstaltungen฀ berücksichtigt฀ werden.฀ Dies฀ wird฀ auch฀ der฀ außerschulischen฀Öffentlichkeit฀ durch฀ ein฀ aktives฀ Projektmarketing฀in฀geeigneter฀Form฀zugänglich฀gemacht. 6 VORGEHENSWEISE Die฀ Gesamtdauer฀ von฀ 10฀ Jahren฀ wurde฀in฀fünf฀Zweijahresabschnitte฀ (Ebene฀ 1)฀ unterteilt.฀ Im฀ ersten฀ Jahr฀ des฀ ersten฀ Teilprojektes฀ wurden฀ haupts ächlich฀ Organisations-฀ und฀ Ablaufstrukturen฀festgelegt.฀Die฀Teilprojekte฀ sind฀ in฀ Teilaufgaben฀ unterteilt,฀ die฀ sich฀ je฀ nach฀ Umfang฀ in฀Unterprojekte฀verzweigen฀können฀ (Ebene฀ 2)฀ (siehe฀ auch฀ Abb.฀ 2).฀ Die฀ unterste฀Ebene฀bilden฀die฀Arbeitspakete฀(Ebene฀3). Die฀ erste฀ interne฀ Phase฀ beinhaltete฀die฀Vorplanung฀und฀Akquisition฀ der฀ Schulen.฀ Zu฀ diesem฀ Zeitpunkt฀ war฀das฀Kernteam฀haupts ächlich฀damit฀beschäftigt,฀Überzeugungsarbeit฀ bei฀ Leitern฀ der฀ haushaltsführenden฀ Dienststellen฀ und฀ an฀ den฀ Schulen฀ zu฀ leisten.฀ Konferenzen฀ mit฀ mehr฀ als฀ 100฀ Direktoren฀ aus฀ unterschiedlichen฀ Bereichen฀ wurden฀ geplant฀ und฀ koordiniert,฀ Konzepte฀ wurden฀ erstellt฀ und฀ verschiedene฀ Prä sentationen฀ für฀ die฀ jeweiligen฀ Veranstaltungen฀ erarbeitet.฀ Ein฀ Projektlogo฀ wurde฀gestaltet฀(siehe฀Abb.฀1).฀Nach฀ fast฀ einem฀ halben฀ Jahr฀ waren฀ alle฀ Amtsbereiche฀und฀90฀von฀100฀Schulen฀unter฀Vertrag. In฀ der฀ zweiten฀ Phase฀ wurden฀ der฀ Fortbildungsbedarf฀ ermittelt฀ und฀ drei฀ Schwerpunktveranstaltungen฀ konzipiert฀und฀durchgeführt.฀In฀der฀ dritten฀Phase฀ging฀es฀um฀die฀Akquisition฀der฀Restschulen,฀die฀Intensivierung฀des฀Projekts฀über฀Arbeitskreise฀ und฀Inhouse-Schulungen฀ sowie฀ um฀ Abb. 2: Projektstruktur Abb. 3: Phasenplan für Teilprojekt 1 45 die฀Verbesserung฀der฀Öffentlichkeitsarbeit.฀Auch฀war฀jetzt฀der฀Zeitpunkt฀ günstig,฀einige฀„Altlasten“฀zu฀beseitigen,฀ die฀ den฀ Projektablauf฀ teilweise฀ massiv฀ beeinträchtigten.฀ So฀ wurde฀ neben฀ den฀ Zielen฀ auch฀ endlich฀ ein฀ Promotor฀ gefunden.฀ Dieser฀ ist฀ notwendig,฀da฀die฀Projektleitung฀nur฀eingeschränkt฀ weisungsbefugt฀ ist฀ und฀ kein฀Gewicht฀bei฀der฀Durchsetzung฀ ihrer฀Ziele฀und฀Interessen฀hat. Das฀ „Teilprojekt฀ 1,฀ 1.฀ Jahr“฀ soll฀ hier฀exemplarisch฀für฀die฀PM-technische฀Abwicklung฀des฀Projekts฀in฀der฀ Umweltstation฀dargestellt฀werden. ฀ Der฀Phasenplan ฀ Er฀ umfasst฀ die฀ Abschnitte฀ Vorlauf,฀ Schriftwechsel,฀ Detailplanung,฀Umsetzung฀und฀Nachbereitung.฀Diese฀Grobstruktur฀wurde฀ zunächst฀ in฀ einen฀ Projektstrukturplan฀überführt. ฀ Projektstrukturplan฀(siehe฀Abb.฀4) ฀ Alle฀ identifizierten฀ Teilaufgaben฀ finden฀hier฀mit฀Codierung฀ihren฀ Niederschlag. ฀ Ablaufmatrix฀(siehe฀Abb.฀5) ฀ Hier฀ sind฀ die฀ Teilaufgaben฀ und฀ Zuständigkeiten฀ den฀ Phasen฀ zugeordnet฀ worden.฀ Hier฀ sind฀ bereits฀die฀Zuständigkeiten฀verteilt. ฀ Arbeitspakete ฀ Für฀jede฀Teilaufgabe฀wurden฀nun฀ die฀Detailaufgaben฀bestimmt฀und฀ an฀die฀entsprechenden฀AP-Verantwortlichen฀weitergegeben. ฀ Ablauf-฀und฀Terminplan ฀ Auf฀Grund฀der฀Menge฀an฀Terminen฀ und฀ Tätigkeiten฀ wurde฀ ein฀ Netzplan฀ mit฀ einem฀ DV-Tool฀ erstellt. ฀ Berichtswesen ฀ Hier฀ mussten฀ erst฀ Strukturen฀ und฀ entsprechende฀ Formulare฀ entwickelt฀ werden,฀ da฀ diese฀ Art฀ der฀ Berichterstattung฀ (regelmäßige฀schriftliche฀Meldungen฀über฀ Stand฀und฀Fortschritt฀der฀Arbeit)฀ in฀ diesem฀ Projektumfeld฀ nicht฀ üblich฀ist.฀Berichtsplan: ฀ -฀ Alle฀ beteiligten฀ Schulen฀ bekommen฀alle฀Protokolle฀s ämtlicher฀ Veranstaltungen,฀ auch฀ wenn฀ sie฀ selbst฀ nicht฀ teilgenommen฀haben. ฀ -฀ Die฀ Ämter฀ werden฀ (auf฀ Wunsch)฀ wie฀ Schulen฀ behandelt. ฀ -฀ Die฀ Amtsleiter฀ und฀ der฀ Referent฀ werden฀ einmal฀ pro฀ Jahr฀ mittels฀einer฀kurzen฀Prä sentation฀ über฀ den฀ Stand฀ des฀ Gesamtprojekts฀informiert. ฀ -฀ Die฀Verwaltungen฀werden฀wie฀ Schulen฀behandelt. ฀ -฀ Der฀ Chef฀ PL฀ erhält฀ nach฀ jeder฀ Phase฀ einen฀ schriftlichen฀ Kurzbericht. ฀ -฀ Alle฀ 2฀ Wochen฀ werden฀ der฀ Stand฀ und฀ die฀ nächsten฀ Schritte฀ des฀ Projekts฀ intern฀ bei฀ einem฀ Jour฀ fixe฀ aller฀ Projektleiter฀des฀UpZ฀kurz฀dargestellt.฀Hier฀werden฀die฀Schnittstellen฀abgeklärt. ฀ -฀ Einmal฀pro฀Jahr฀wird฀der฀Projektstand฀dem฀Schulausschuss฀ (höchstes฀ zuständiges฀ Gremium)฀ vorgestellt฀ und฀ dazu฀ ein฀ausführlicher฀schriftlicher฀ Bericht฀erstellt. ฀ -฀ Der฀Promotor฀wird฀2-mal฀pro฀ Jahr฀und฀nach฀Bedarf฀persönlich฀informiert. ฀ Teamsitzungen ฀ Das฀ Kernteam฀ trifft฀ sich฀ alle฀ 2฀Wochen฀und฀nach฀Bedarf.฀Zur฀ Koordination฀ ist฀ ständiger฀ Telefonkontakt฀ notwendig.฀ Die฀ direkten฀ Vorgesetzten฀ werden฀ jeweils฀ nach฀ Abschluss฀ wichtiger฀ Unterphasen฀auch฀persönlich฀unterrichtet. Ein฀Fehler฀aus฀projekttechnischer฀ Sicht฀war฀die฀zu฀frühe฀Planung฀zeitlich฀ entfernter฀ Arbeitspakete.฀ Dies฀ erforderte฀ mehrfache฀ Korrekturen.฀ Ebenso฀ wurde฀ in฀ einigen฀ Fällen฀ zu฀ detailliert฀ geplant,฀ was฀ das฀ Volumen฀ der฀ Arbeitspakete฀ unnötig฀ auf blähte฀ und฀ das฀ Handling฀ erschwerte. Code Code Code Code Code Code 0.0.0.0 Projekt-฀ management 1.0.0.0 Vorlauf 2.0.0.0 Schriftwechsel 3.0.0.0 Detail-฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀ planung 4.0.0.0 Umsetzung 5.0.0.0 Nachbereitung 0.1.0.0 steuern 1.1.0.0 FB-฀Konzept 2.1.0.0 Abfrage 3.1.0.0 Rückantwort฀von฀ Schulen 4.1.0.0 Durchführung฀ der฀VAs 5.1.0.0 Auswertung 0.2.0.0 Korrektur฀nach฀ jeder฀Phase 1.2.0.0 Einzelthemen฀ Brainstorming 2.2.0.0 Abfrage฀Versand 3.2.0.0 3฀Einzelthemen฀ ausarbeiten 5.2.0.0 Weiterplanung 0.3.0.0 PSP฀+฀ Arbeitspakete 2.3.0.0 Abfrage฀Rücklauf 3.3.0.0 Organisation฀VAs฀ detailliert 5.3.0.0 Protokolle฀der฀ VAs 0.4.0.0 Doku-Protokolle฀ Prozess 2.4.0.0 Organisation฀ Veranstaltungen฀฀฀฀฀฀฀฀฀ grob 0.5.0.0 Ansätze฀zur฀ weiteren฀Planung 2.5.0.0 Einladung 2.6.0.0 Einladung฀Versand Abb. 4: Projektstrukturplan für Teilprojekt 1, 1. Jahr ฀ P M - F A L L B E I S P I E L / F A L L S T U D I E P R O J E K T M A N A G E M E N T ฀ 1 / 2 0 0 1 46 7 KOSTEN Die฀ Kosten฀ des฀ Projekts฀ werden฀ weitgehend฀ durch฀ die฀ Personalkosten฀des฀Projektleiters฀verursacht. 8 ARBEIT MIT DEN KUNDEN (SCHULEN) Der฀ Erfolg฀ des฀ KEiM-Projekts฀ hängt฀ von฀ verschiedenen฀ Personengruppen฀ ab.฀ Zum฀ einen฀ sind฀ dies฀ die฀ Hausmeister฀ der฀ Schulen,฀ die฀ vom฀ Hochbauamt฀ betreut฀ werden.฀ Sie฀ sind฀ im฀ Projekt฀ u.฀a.฀ für฀ die฀Datenerhebung฀ und฀ Störungsmeldung฀ in฀ den฀ Schulen฀ zuständig.฀ Eine฀ zweite฀ wichtige฀ Gruppe฀ stellen฀ die฀ Lehrkräfte฀ dar.฀ Sie฀ sind฀ durch฀ ihre฀ Vorbildwirkung฀die฀TrägerInnen฀des฀ Projekts.฀Sie฀leiten฀die฀SchülerInnen฀ an฀ und฀ sollen฀ die฀ Implementierung฀ in฀den฀Tagesablauf฀sicherstellen. 8.1฀Beginn฀der฀Zusammenarbeit Der฀ erste฀ Kontakt฀ mit฀ den฀ Schulen฀über฀je฀eine/ n฀Projektverantwortliche/ n฀war฀sehr฀spannend.฀Dies฀war฀ der฀ Zeitpunkt,฀ zu฀ dem฀ sich฀ in฀ fünf฀ Gruppen,฀nach฀Schularten฀aufgeteilt,฀ ein฀ riesiges฀ Team฀ von฀ fast฀ 100฀ ProjektbetreuerInnen฀bilden฀sollte. Einerseits฀sollte฀nach฀einem฀halben฀ Jahr฀Akquisition฀das฀Gesamtprojekt฀ „Butter฀ bei฀ die฀ Fische“฀ bekommen฀ und฀endlich฀in฀die฀aktive฀Arbeit฀überwechseln,฀ andererseits฀ haben฀ Schulen฀ besondere฀ Antennen฀ für฀ auf฀ sie฀ zukommende฀Mehrarbeit.฀Den฀LehrerInnen฀ musste฀ klar฀ gemacht฀ werden,฀dass฀die฀Implementierung฀(Primärziel)฀des฀Projekts฀in฀den฀Schulalltag฀ für฀ das฀ Gesamtkollegium฀ keine฀ Zusatzarbeit฀darstellt,฀sondern฀nur฀einen฀ bewussteren฀ Umgang฀ mit฀ den฀ relevanten฀ Größen.฀ Die฀ Durchführung฀ von฀ Teilprojekten฀ (Sekundärziel฀ und฀ richtige฀ Arbeit)฀ stand฀ hier฀ noch฀ nicht฀ zur฀ Debatte.฀ Ferner฀ hatten฀ die฀ meisten฀ DirektorInnen฀ die฀ Vereinbarung฀ unterschrieben,฀ ohne฀ Rücksprache฀ in฀ ihren฀ Kollegien฀ zu฀ halten.฀ Entsprechend฀ heftig฀ waren฀ die฀Reaktionen฀von฀etlichen฀ProjektbetreuerInnen,฀ die฀ zum฀ Teil฀ eine฀ Stunde฀ vor฀ Beginn฀ des฀ ersten฀ Treffens฀Kunde฀von฀ihrer฀neuen฀Aufgabe฀ erhalten฀hatten. Nach฀ dem฀ Erstkontakt฀ mit฀ den฀ Projektverantwortlichen฀der฀Schulen฀ kam฀ die฀ erste฀ Ausgabe฀ der฀ Projektpostille฀ in฀ Umlauf.฀ Über฀ sie฀ sollen฀ die฀ allgemeinen฀ Projektinformationen฀laufen; ฀das฀Internet฀steht฀als฀Arbeitsplattform฀noch฀nicht฀allen฀Schulen฀zur฀Verfügung.฀In฀der฀ersten฀Ausgabe฀wurde฀erstmals฀ausführlich฀darauf฀hingewiesen,฀dass฀die฀Projektarbeit฀nach฀PM-Methoden฀stattfinden฀ sollte,฀um฀mit฀möglichst฀wenig฀Aufwand฀ einen฀ möglichst฀ großen฀ Nutzen฀zu฀erzielen. 8.2฀Fortbildung฀zum฀Thema฀PM Der฀Schulungs-฀und฀Fortbildungsbedarf฀wurde฀wie฀folgt฀ermittelt: ฀Es฀ gab฀ein฀Angebot฀von฀sechs฀Themen,฀ aus฀denen฀drei฀ausgewählt฀oder฀um฀ eigene฀ergänzt฀werden฀sollten฀(siehe฀ Abb.฀ 6).฀ Über฀ eine฀ Rückfaxaktion฀ kristallisierten฀ sich฀ schließlich฀ die฀ drei฀ Themen฀ der฀ ersten฀ Fortbildungssequenz฀ heraus.฀ Die฀ Themen฀ waren฀Selbst-฀und฀Fremdmotivation,฀ Projektmanagement-Grundlagen฀ und฀ der฀ Umgang฀ mit฀ anderen฀ Nutzern฀in฀der฀Schule฀wie฀Sportvereinen฀ etc.฀(siehe฀Abb.฀4,฀Detailplanung). Das฀ Ziel฀ der฀ Veranstaltung฀ war฀ es,฀ den฀ TeilnehmerInnen฀ die฀ Vorzüge฀ bestimmter฀ Planungs-฀ und฀ Vorgehensweisen฀ zu฀ verdeutlichen.฀ Zunä chst฀ wurde฀ in฀ einem฀ kurzen฀ Input฀ die฀ Wichtigkeit฀ guter฀ Projektziele฀ herausgestellt.฀ Über฀ ein฀ Brainstorming฀ wurden฀ dann฀ Ziele฀ für฀die฀Schulen฀ermittelt.฀In฀Kleingruppen฀ wurden฀ diese฀ Ziele฀ komprimiert฀ und฀ besprochen,฀ und฀ so฀ hatte฀ jede฀ Gruppe฀ nach฀ ca.฀ 10฀Minuten฀ ein฀ primäres฀ Ziel฀ festgelegt.฀ Es฀folgte฀ein฀kleines฀Szenario.฀Über฀ einen฀ paarweisen฀ Vergleich฀ sollte฀ das฀ Thema฀ herausgefiltert฀ werden,฀ das฀ von฀ der฀ Gesamtgruppe฀ (z.฀B.฀ 0.0 Projektmanagement Per Per Per Per Per 1.1 FB-Konzept Per Per 1.2/ 3.2 Einzelthemen Per Per Per Per Per 2.1 Abfrage Per Per 2.2/ 2.6 Versand Sta-Hoe-Hof Sta-Hoe-Hof 2.3/ 3.1 Rücklauf฀-฀Ergebnisse Per Hof-Din 2.4/ 3.4 Organisation฀VA Per Per Per Per 3.1 Zusage฀für฀VA Hof-Din 4.1 Durchführung฀der฀VAs Per฀฀฀Hoe Per 4.0.0.0฀฀฀฀฀฀฀฀ Umsetzung 5.0.0.0฀฀฀฀฀฀฀฀฀ Nachbereitung Teilaufgabe ฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀Projektphase 1.0.0.0฀฀฀฀฀฀฀ Vorlauf 2.0.0.0฀฀฀฀฀฀฀฀฀฀ Schriftwechsel 3.0.0.0฀฀฀฀฀฀฀฀฀ Detailplanung Abb. 5: Ablaufmatrix 47 Kollegium)฀ als฀ vorrangig฀ erachtet฀ wurde.฀ Nach฀ insgesamt฀ 25฀ Minuten฀ stand฀das฀Thema฀ohne฀Diskussion฀fest. Geplant฀ ist,฀ Veranstaltungen฀ dieser฀ Art฀ auch฀ in฀ interessierten฀ Kollegien฀durchzuführen,฀um฀so฀den฀Projektfortschritt฀ und฀ den฀ Erfolg฀ langfristig฀zu฀sichern. Um฀ das฀ Gesamtbild฀ abzurunden,฀ sind฀PM-Fortbildungen฀zum฀Thema฀ Energieeinsparung฀ für฀ sonstige฀ beteiligte฀ Gruppen฀ geplant.฀ So฀ sollen฀ sowohl฀ ein฀ besseres฀Verständnis฀ für฀ Energiesparmaßnahmen฀als฀auch฀der฀ Umgang฀ mit฀ Methoden฀ für฀ effektives฀Arbeiten฀gefördert฀werden. 9 FAZIT Abschließend฀bleibt฀zu฀sagen,฀dass฀ hier฀eine฀Facette฀des฀Projektmanagements฀ zu฀ Tage฀ tritt,฀ die฀ sicherlich฀ nicht฀ alltäglich฀ ist฀ und฀ in฀ einigen฀ Punkten฀ von฀ der฀ Norm฀ abweicht.฀ Die฀ sonst฀ so฀ wichtigen฀ Aspekte฀ wie฀ Risikovorsorge฀ oder฀ Einsatz-฀ und฀ Finanzmittelmanagement฀ sind฀ hier฀ eher฀ nachrangig.฀ Dafür฀ sind฀ die฀ soziale฀ Kompetenz฀ und฀ das฀ Kommunikations-฀ bzw.฀ das฀ Koordinationsgeschick฀ des฀ Kernteams฀ täglich฀ zu฀ 100฀%฀gefragt. Bleibt฀ die฀ Hoffnung,฀ dass฀ über฀ Umwege฀wie฀ das฀KEiM-Projekt฀ Projektmanagement฀ als฀ Schlüsselqualifikation฀Einzug฀in฀unsere฀Schulen฀hält,฀ ähnlich฀wie฀in฀der฀Schweiz฀[1].฀ Literatur [1] Scheuring, H.: Projektmanagement in die Grundschule! In: PROJEK TM ANAGEMENT 1/ 2000, S. 2-3 Autor Carl-Jürgen Perkowski, Jg. 1958, ist gelernter Orchesterschlagzeuger und war viele Jahre als Lehrer an allgemein bildenden Schulen und in der Erwachsenenbildung tätig. Als PM- Fachmann leitet er derzeit ein Organisationsprojekt mit 100 Schulen bei der Stadt Nürnberg. In diesem Rahmen konzipiert er Fortbildungsreihen für Projektmanagement und Motivation und führt diese auch selbst durch. Ferner ist er als Trainer und Berater freiberuflich tätig. Anschrift Singerstraße 11 D -90443 Nürnberg Tel./ Fax: 09 11/ 65 80 31 E -Mail: carl-j_perkowski@t-online.de Abb. 6: Fortbildungsangebot ฀ P M - F A L L B E I S P I E L / F A L L S T U D I E Erste฀Ergebnisse฀einer฀Leistungsbewertung฀von฀Projektmanagementsystemen Wa s ฀ bri n g t ฀PM฀DELTA฀ compact ? Die฀Auswertung฀der฀ersten฀zwanzig฀eingesandten฀Projektdaten฀von฀Bewertungen฀mit฀PM฀DELTA฀compact฀zeigte฀so฀interessante฀ Ergebnisse,฀dass฀im฀folgenden฀Heft฀dieser฀Zeitschrift,฀nach฀dem฀nächsten฀Benchmarking,฀darüber฀berichtet฀werden฀soll.฀ Inzwischen฀jedoch฀folgende฀aktuelle฀Information: ฀Neuerdings฀bietet฀die฀GPM฀auch฀Tagesseminare฀zur฀Benutzung฀dieses฀Selbstdiagnosesystems฀an.฀Sein฀Einsatz฀ist฀zwar฀einfach฀und฀ohne฀Anleitung฀möglich,฀viele฀Kaufinteressenten฀begrüßen฀es฀aber,฀wenn฀sie฀ vor฀der฀ersten฀Anwendung฀für฀die฀Interpretation฀der฀Fragen฀und฀der฀Ergebnisse,฀bezogen฀auf฀bestimmte฀Branchen฀und฀Projektarten,฀ noch฀ergänzende฀Hinweise฀erhalten.฀Ein฀Clou฀dieser฀Seminare฀ist฀es,฀dass฀man฀mit฀den฀Lehrgangsunterlagen฀gleich฀die฀CD-ROM฀ mit฀der฀Original-Software฀bekommt.฀Man฀kann฀dann฀zu฀Hause฀sofort฀loslegen.฀ Die฀nächsten฀Veranstaltungen฀sind฀am฀14.฀2.฀01฀in฀Frankfurt฀und฀am฀21.฀4.฀01฀in฀Leipzig฀geplant.฀Nähere฀Einzelheiten฀erfahren฀ Sie฀in฀der฀GPM-Geschäftsstelle฀Nürnberg฀oder฀bei฀Gernot฀Waschek,฀Marienstr.฀39,฀D-63322฀Rödermark,฀Tel.: ฀0฀60฀74/ 92฀23฀23,฀ Fax: ฀0฀60฀74/ 92฀23฀24,฀E-Mail: ฀gernotwaschek@t-online.de