PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
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UVK Verlag Tübingen
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Gesellschaft für ProjektmanagementKonfigurationsmanagement in der HW-/SW-Entwicklung und -Produktion für Produkte der Telekommunikation
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Udo Lemke
Der Beitrag spiegelt die umfangreichen Erfahrungen mit der Einführung und dem Einsatz von KM-Systemen im Unternehmen wider. Die wesentlichen primären Anforderungen an ein KM werden inklusive der Lösungen dargestellt und begründet. Zusätzliche Aussagen über die Leistungsfähigkeit und Funktionalität eines KM sowie auch die damit verbundenen Prozess- und Qualitätsverbesserungen
werden aufgezeigt. Das Ergebnis daraus ist eine Steigerung der Effektivität und der Wettbewerbsfähigkeit. Ein hoher Stellenwert ergibt sich auch durch die Vergleiche zwischen Aufwänden und Vorteilen in der Produktentwicklung und der Fertigung. Gestützt auf Erfahrungen wird vom Einsparungspotential (Kosten und Personal) der hohe Wirkungsgrad des Einsatzes eines KM
abgeleitet. Eine vorgeschlagene praxisorientierte Einführungsstrategie soll zu einer kurzfristigen Einführung eines KM mit hoher Akzeptanz in Unternehmen/Projekten führen. Die wesentlichen Aspekte des Themas sind mit Beispielen, Statistiken, Gegenüberstellungen von Vor- und Nachteilen im Detail und im Gesamten praxisnah und umfassend beschrieben.
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Zusammenfassung Der Beitrag spiegelt die umfangreichen Erfahrungen mit der Einführung und dem Einsatz von KM-Systemen im Unternehmen wider. Die wesentlichen primären Anforderungen an ein KM werden inklusive der Lösungen dargestellt und begründet. Zusätzliche Aussagen über die Leistungsfähigkeit und Funktionalität eines KM sowie auch die damit verbundenen Prozess- und Qualitätsverbesserungen werden aufgezeigt. Das Ergebnis daraus ist eine Steigerung der Effektivität und der Wettbewerbsfähigkeit. Ein hoher Stellenwert ergibt sich auch durch die Vergleiche zwischen Aufwänden und Vorteilen in der Produktentwicklung und der Fertigung. Gestützt auf Erfahrungen wird vom Einsparungspotential (Kosten und Personal) der hohe Wirkungsgrad des Einsatzes eines KM abgeleitet. Eine vorgeschlagene praxisorientierte Einführungsstrategie soll zu einer kurzfristigen Einführung eines KM mit hoher Akzeptanz in Unternehmen/ Projekten führen. Die wesentlichen Aspekte des Themas sind mit Beispielen, Statistiken, Gegenüberstellungen von Vor- und Nachteilen im Detail und im Gesamten praxisnah und umfassend beschrieben. Abstract This present contribution reflects the extensive experiences with the introduction/ implementation of Configuration Management (CM) systems in the company. The essential primary requirements on a CM are represented and established including solutions. Additional statements about the capability and functionality of a CM as well as the process and quality improvements combined with it are shown. The result is an increase of the effectiveness and of the competitiveness. A high significance also results through the arrangements between expenditures and advantages in the product development and/ or in manufacturing. Supported by experiences the high efficacy for use of CM is derived from the saving potential (costs and personnel). A proposed practical introductory strategy should lead to a short-run introduction of a CM with high acceptance of company/ projects. The essential subjects are described practically and comprehensively with examples, statistics, comparisons of advantages and disadvantages, of partial and total aspects. Schlagwörter Hardwareentwicklung, Konfigurationsmanagement, Lebenszyklus, Produktentwicklung, Qualitätsmanagement, Softwareentwicklung, Telekommunikationsindustrie I n der Siemens AG, im ehemaligen Bereich Private Communication Networks (ex PN), wurde die Bedeutung eines effektiven EDM/ PDM mit einem KM frühzeitig erkannt und sukzessive realisiert. Als Ausgangslage gab es im BS2000 eine Vielzahl von Tools, Verfahren mit Prebzw. Postprozessoren teilweise kommunizierend über Schnittstellen, die in Summe eine Funktionalität im Sinne eines Konfigurationsmanagements ergaben. Der Auftrag, ein neues KM-System einzuführen und damit die Ablösung von BS2000-basierenden Systemen auf Unix zu erreichen, bezog sich ausschließlich auf die Hard-/ Firm-/ Loadware-Entwicklung im genannten Bereich. Auf der Basis des KM-Produkts DMS/ PIMS von Sherpa und mit aufwendigem Customizing wurde eine KM-Applikation entwickelt und in unser Information Management System (IMS von ex PN) integriert. 29 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E Konfigurationsmanagement in der HW-/ SW-Entwicklung und -Produktion für Produkte der Telekommunikation U D O L E M K E In der Vergangenheit entsprachen die auf dem freien Markt angebotenen KM-Systeme bei weitem nicht unseren Anforderungen. Aus diesem Grund setzten sich überall in den Bereichen eigenentwickelte Lösungen durch. Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation wesentlich gewandelt. Die Leistungsfähigkeit und Flexibilität der angebotenen KM-Systeme führender Hersteller haben sich wesentlich verbessert, so dass allgemeine Standardfunktionalität inklusive benutzerfreundlicher Benutzeroberflächen verfügbar ist. Dieser Fortschritt wirkt sich insbesondere positiv auf die Anschaffungskosten (Produkt plus relativ geringem Customizing) und durch die schnellere Einsatzfähigkeit eines neuen KM- Systems aus. Wie aus Presseberichten bekannt wurde, führte die Siemens AG in 10/ 98 eine umfangreiche Umstrukturierung durch. Es wurde u. a. der Geschäftsbereich ICN (Information and Communication Networks) aus den ehemaligen Bereichen ÖN (Öffentliche Kommunikationssysteme) und PN gegründet. Dieser neu gegründete Geschäftsbereich gliedert sich in viele Geschäftsgebiete. Eines davon ist CM (Manufacturing Center) in der bewährten Kombination der zusammengelegten Hardware- Entwicklung und Fertigung. Hier werden u. a. die Netzwerk-Produkte HICOM (Kommunikationssystem) vom Prototyp bis zur Serienreife entwickelt und in dazugehörigen Fertigungen produziert, einschließlich der Fertigungskompetenz für EWSD (Digitales Vermittlungssystem). Einer der Hauptgründe zur Aufstellung von ICN ist in der Nutzung des Synergie-Potenzials zu sehen. Diese Herausforderung gilt auch für die Themen EDM (Electronic Data Management) und PDM (Product Data Management) und damit auch für das KM in diesem Geschäftsbereich/ diesen Geschäftsgebieten. Als ein erfolgreicher Wettbewerber strebt ICN CM künftig an, eine homogene Toolkette einzusetzen, um Wettbewerbsvorteile durch nahtloses Kommunizieren zu verbessern. Eine wirtschaftliche Weiterentwicklung/ Pflege der anzupassenden Software-Komponenten innerhalb eines jeden Bereichs (worst case) ist nicht mehr vertretbar. Hierzu soll ein effektives, möglichst einheitliches KM-System für einen umfangreicheren Breiteneinsatz realisiert werden und seinen Beitrag zur Verbesserung der Marktposition leisten. 1. KONFIGURATIONSMANAGEMENT (KM) Die primäre Aufgabe des KM ist, Ordnung und Eindeutigkeit bei den Ergebnissen aus der Entwicklung (z. B. Design-, Produkt- und Logistikdaten) zu erreichen und dauerhaft zu gewährleisten sowie bedarfsgerecht zu kommunizieren. Für den folgenden Text wird KM definiert: ● KM ist eine Methodik zur Steuerung von Entwicklungsvorhaben, Produktion und Service. ● KM betrachtet Entwicklungsvorhaben als eine Folge von kontrollierten Änderungen an gesicherten Zwischen- und Endergebnissen. Außerdem leistet es seinen Beitrag zu den tangierenden Themen der Qualitätssicherung, ● für die KM dazu eine gesicherte Informations- und Datenbasis bereitstellt, und zur Wertkostenanalyse, für die das KM einen idealen Ansatz für die Änderungssteuerung bietet, weil das Änderungsgeschehen sehr präzise unter Kostendenken zu steuern ist. Insgesamt ist das KM eine zentrale Drehscheibe sämtlicher Informationen/ Daten des Entwicklungs-, Änderungs- und Produktionsprozesses mit entsprechender Transparenz und einer detaillierten Steuerung/ Ergebniskontrolle. Aus der automatischen Ableitung von Entwicklungsergebnissen bzw. mit manueller Ergänzung beschreibt das KM versionsgenaue, freigegebene Konfigurationen als Strukturen mit den zugehörigen Objekten (z. B. Konstruktionselemente, Baugruppen, Bauelemente, Firmware, Loadware) für die Entwicklung, Fertigung und den Service. Jedes Konfigurationsobjekt besitzt Attribute und muss durch Name-Typ-Version eindeutig identifiziert sein. Für den Einsatz beim Service sind zusätzlich Alternativ-Konfigurationen mit funktional gleichwertigen, ohne Risiko austauschbaren Objektversionen enthalten. Alle Entwicklungsergebnisse (Konfigurationsobjekt) sind über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes eindeutig identifiziert und verfügbar. Die Konfiguration als zentrales Objekt eines KM leistet einen erheb- 30 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P R O J E K T M A N A G E M E N T 1 / 2 0 0 0 lichen Beitrag zur allgemeinen Problemlösung (Abb. 1). Um die Abdeckung der heutigen Anforderungen bzw. derjenigen in naher Zukunft zu erreichen, ist ein offenes KM-System mit integrierten Tools und einheitlicher Benutzeroberfläche, integriert in ein homogenes Information Management System, anzustreben. Dabei sind Checkout- und Checkin-Funktionen, automatische/ manuelle Versionierung sowie ein überschaubares, wirkungsvolles Workflow Management zur Steuerung von Abstimmungs- und Freigabeprozessen unabdingbar. Es hat die weltweite HW-Planung inklusive der hardwarenahen Software (Firmware, Loadware), Entwicklung und Fertigung aktiv und passiv unter Beteiligung eines gekoppelten elektronischen Archivsystems zu unterstützen (Abb. 2). Sie beinhaltet alle Objekte (versionsgenau) zur Produktion eines Systems einer bestimmten Version. Eine Konfiguration dient als Basis für den weltweiten HW-/ SW-Entwicklungs- und Release-Prozess. Jeder zugriffsberechtigte Entwickler (entsprechend seiner Rolle) eines Objektes (z. B. Baugruppe oder Konstruktion) weiß bei Änderungen, wer betroffen ist, was zu tun ist, welche Bauelemente (z. B. Chips) betroffen sind und zu welcher geplanten Systemversion die Änderung gehört. Alle sind auf dem gleichen Informationsniveau. Ein integrierter Workflow und eine standardisierte Schnittstelle zu tangierenden Systemen unterstützen die Prozessabwicklung, wobei ergebnisorientiert E-Mails an bestimmte Empfängerkreise versendet werden (Abb. 3). Das KM-System muss multiuserfähig sein, um u. a. wirkungsvoll das Concurrent Engineering zu unterstützen. Ein einfaches Navigieren (top down/ bottom up) in den Strukturen (über alle Hierarchiestufen) der Konfigurationen ist uner- Abb. 1: Konfigurationen lösen Probleme 31 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E Abb. 2: Prinzipieller Entwicklungsprozess Abb. 3: Konfiguration im Entwicklungsprozess lässlich. Für den Development Design Process werden vom Design Process Support die benötigten Basisdaten dem Entwickler in seinem Directory zur Verfügung gestellt. Das elektronische Archiv archiviert und verwaltet alle Entwicklungsergebnisse, Metadaten und Quelldaten/ Produktdaten und führt einen Historiennachweis bei Bedarf objektbezogen für alle Änderungen während des Lebenszyklus aller HW-Projekte durch (Abb. 4). Es wird überall weltweit allen Entwicklern und Fertigungsstätten (Berechtigung vorausgesetzt) ein gleichzeitiger Zugriff auf alle Objekte gewährt. Über eine Abonnement- Funktion wird eine optimierte Verteilung erzielt. Der Zugriff erfolgt mittels SUNs, HPs oder PCs. Es gibt Schnittstellen zu den wesentlichen Entwicklungstools, z. B. Mentor, IDEAS, HICIS (HICOM Component Information System, enthält alle Daten der Bauelemente inklusive Zulassungsprüfung), ARCIS, AVV (Archivierung & Versorgung Volldigital), E-Mail, SAP R/ 3 und zur zentralen Mitarbeiterdatenhaltung (mit Namen, Dienststelle, Telefonnummer, Fax, E-Mail-Adresse usw.). 2. ZIELSETZUNG BEI SIEMENS Es galt, eine Anzahl an bestehenden KM-Systemen (Altsystemen), überwiegend Eigenentwicklungen, zu eliminieren. Jederzeit sollte ein Austausch von übergreifenden Informationen und Daten (auch aus anderen Bereichen) möglich sein. Die Gewährleistung der Y2K-Konformität war unabdingbar. Die technische Integration von neuen Tools des Marktes im Rahmen von EDM/ PDM und die damit verbundene Lösung des Problems, auf kurzfristige Prozessveränderungen mit teilweise unzureichender Prozesssteuerung bzw. Workflow-Unterstützung in den Projekten und in der Zusammenarbeit mit anderen Bereichen bzw. kooperierenden Firmen agieren bzw. reagieren zu können, ist zwingend nötig. Künftig sind die Entwicklungsergebnisse der Telekommunikation noch schneller zur Serienfreigabe neuer Produkte und Systeme zu führen und gleichzeitig ist die Qualitätssicherung für ein fertigungsgerechteres Design sowie erhebliche Kosteneinsparungen zu garantieren. Die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Fertigung ist noch wirkungsvoller zu unterstützen und eine Produktunabhängigkeit zu gewährleisten. Ziele und Wirkungen KM ist ein unabdingbarer Bestandteil eines EDM-/ PDM-Systems ● Ordnung schaffen und halten mit Konfigurationen und versionierten Objekten im komplexen Umfeld ● Eindeutige Definition von Konfigurations-Objekten unter Berücksichtigung von Versionen, Varianten usw. mit nachvollziehbarer Historienführung ● Globale, schnelle und exakte Info-Basis für Planung, Kalkulation, Entwicklung, Produktion und Service Abb. 4: Objekte und Informationen 32 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P R O J E K T M A N A G E M E N T 1 / 2 0 0 0 Abb. 5: Integration im Systemverbund Wichtig: Ein neues CM muss reibungslos zum richtigen Zeitpunkt im Einsatz sein! Die Lösung liegt in der Gewährleistung eines praxisgerechten Miteinanders von unterschiedlichen Tools, wobei deren Outputs untereinander zu verarbeiten sind (Abb. 5). Bei der Realisierung eines neuen KM-Systems ist das Optimum an Funktionalität und Automatisierung von Prozessunterstützungen aufgrund aller Anforderungen und Wünsche der künftigen Anwender anzustreben. Sie darf aber nicht zu kostenintensiv sein, und das KM- System darf im Einsatz aufgrund seiner Anwendungskomplexität nicht insgesamt zu schwerfällig werden. Prinzipiell sollte sich ein neues KM-System in die bestehenden und bewährten Prozesse eingliedern. Andererseits sollte aber die Anpassung der Prozesse an das neue KM- System nach Abwägen von Kosten/ Nutzen kein Tabu sein. Manuelle Eingriffe in KM-Ergebnisse sollten minimiert werden, aber unbedingt für Sonderfälle möglich sein. Ergebnisorientierte Informationen via Mailsystem, gezielt an Einzel-/ Gruppenempfänger, sind erforderlich. Intelligente Schnittstellen (teilweise bidirektional) müssen zu den CAx-Systemen vorhanden sein. Um ein neues KM mit seiner komplexen Funktionalität und Wirkung einzuführen, ist dies als Projekt mit breiter Zustimmung der Entscheidungsträger, geklärtem Budget und Ressourcen zu führen. Ansonsten wird der Erfolg kaum, verzögert oder nie eintreten. Das Projekt zur Entwicklung und Einführung ist im klassischen Stil mit Lenkungskreis, Projektleitung, Definitionsteam, Realisierungsteam und Akzeptanzmanagement einzurichten. Die Realisierung basiert auf den Rahmenbedingungen des Projektmanagements, entsprechend dem HW-Entwicklungshandbuch mit seinen Prozessbeschreibungen und Regeln. Die Ablösung mehrerer historisch gewachsener Alt-KM-Systeme bedingt aber auch das Berücksichtigen bestehender Produktdaten aus diesen Systemen. Migration der Altbestände ist aufgrund von Reparaturverpflichtungen und juristischer Aufbewahrungs- und Nachweisverpflichtung erforderlich. Eine Ablösungsstrategie ist erforderlich. 3. PROJEKTANFORDERUNGEN IM BEREICH ICN CM Nachfolgend sind nur die allgemein interessierenden Key-Requirements aufgeführt. ● Unterstützung des Entwicklungs- und Fertigungsprozesses zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Das KM in seiner strategischen Position hat dafür zu sorgen, dass von der Produktidee bis zum Produktende ein lückenloses, transparentes, offenes und flexibles System inklusive der Archivierung zur Verfügung steht ● Unterstützung beim Wechsel vom funktionszum prozessorientierten Vorgehen ● Keine Einschränkungen bei den gängigen Objekttypen, z. B. Dokument, Daten, und ihren Formaten, z. B. Word, Frame- Maker, ASCII, TIFF usw. ● Absolute Eindeutigkeit für jedes Objekt in Name-Typ-Version ● Ständige Verfügbarkeit sämtlicher Objekte mit notwendigem Zugriffsschutz ● Visualisieren, Ausdrucken und Verändern von Konfigurationsstrukturen ● Flexible Systemstruktur, um auf Innovationszyklen bei der Produktstruktur und dem Entstehungsprozess reagieren zu können ● Unabhängige Hardware-Plattform (Unix/ Windows NT) inklusive Client-Server ● Integration einer relationalen/ objektorientierten Datenbank ● Um den Ansprüchen eines weltweit agierenden Unternehmens gerecht zu werden, ist die Infrastruktur durch ein wirkungsvolles Server-Konzept mit verteilten Datenbanken (z. B. Oracle) inklusive Replikationsfunktion zu ergänzen. Durchführen synchroner (ergebnisorientiert, sofort)/ asynchroner (in regelmäßigen Zeitabständen) Upgrades ● Eigene temporäre Datenhaltung mit gekoppeltem Kurz- und Langzeitarchiv ● Standort-Server sollten entweder stets mit allen benötigten Objekten 1 : 1 automatisch geladen oder bedarfsorientiert vom Master-Server upgedatet werden ● Bei der Infrastruktur ist aus Sicherheitsgründen an einem weiteren Standort ein aktuelles Spiegel-Archiv (Backup-System) zu installieren 33 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E ● Eine optimale, mehrsprachige (einstellbar), einheitlich durchgängige, anwenderfreundliche Benutzeroberfläche mit Icons, Menüs und Help-Buttons ● Kopplung an das weltweite Siemens Intranet zur schnellen und einfachen Datengenerierung/ Verteilung unter Verwendung von Netscape und MS Explorer ● Der Datenaustausch (teilweise bidirektional) hat über zertifizierte, bidirektionale Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen in der Entwicklung, z. B. Mentor, SDRC (IDEAS), ClearCase, sowie SAP R/ 3 in der Fertigung stattzufinden ● Ein flexibles Berechtigungskonzept (produkt-/ projektorientiert) inklusive Rollenvergabe ● Performanter Daten-Highway und Server der kommunizierenden Entwicklungs- und Fertigungsorte ● Unterstützung von Upgrades des KM-Systems durch einfache Skripts, Setup-Files in der Konfigurierung/ Installation ● Toolunterstützte Migration mit manueller Eingriffsmöglichkeit für „Altlasten“ ● Recherchemöglichkeiten nach sämtlichen Attributen und innerhalb von Textbereichen der Objekte sowie deren Ausgabe sind erforderlich ● Differenzanalyse zwischen zwei beliebigen Objekten muss möglich sein ● Generell ist ein einheitliches KM-System anzustreben, aber nicht mit der höchsten Priorität durchzusetzen (Optimierung von Aufwand und Nutzen) 4. REALISIERUNGS-, BEREIT- STELLUNGS- UND AKZEPTANZPHASE DES KM In der Vorphase zur Realisierung eines KM-Systems (Soll-Architektur) wurden weitest gehend Synergien genutzt. Das heißt, es wurde eine Bestandsaufnahme der am Markt angebotenen KM-Systeme verschiedener Hersteller durchgeführt und darüber hinaus die Erfahrungen anderer Bereiche analysiert. Projektablauf ● Einhaltung der klassischen Phasen (Definition, Planung, Realisierung, Einführung) ● Phasen-Unterstützung durch Experten-Teams ● Voraussetzung sind auch Sponsoren, die hinter dem Projekt stehen und es „vorantreiben“ ● Regelmäßige Projektberichterstattung an „alle“ über Fortschritt, Probleme und Maßnahmen ● Wichtig: Vereinbarungen jeglicher Art sind von allen Beteiligten strikt einzuhalten! Planungsphase des Projektes KM ● Angebots- und Nachfrage-Analyse ● Requirements ● Synergien nutzen ● Akzeptanz und Motivation prüfen ● Kosten/ Nutzen feststellen ● Migration vorhandener Daten klären ● Bedingungen klären, z. B. Sponsoren, Budget, Einsatztermin, Manpower ● Leistungsmerkmale definieren ● Meilensteinplanung Wir entschieden uns zunächst für die Zusammenarbeit mit Sherpa und dem Produkt DMS/ PIMS. In einer Spezifikation wurden alle Anforderungen gemeinsam mit den künftigen Anwendervertretern und von Sherpa festgelegt. Realisierungsphase ● Stets abgeschlossene Teilfunktionen den Usern übergeben (Akzeptanzförderung und Früherkennung von Missverständnissen) ● Änderungen an den definierten Vorgaben in spätere Steps legen ● Rapid Prototyping ● Bei der Software-Entwicklung sind kritische Programmierungstechniken zu vermeiden ● Usergruppen sind in den Prozess zu integrieren Akzeptanzphase ● Schulungen professionell durchführen ● Ausbildung (Schneeballsystem) hat sich bewährt ● Rechtzeitige elektronische Help- Unterstützung ● Cookbooks für Ersteinsteiger vermindern die „Schwellenangst“ ● Auf die kleinen Probleme der User eingehen, aber nicht die Zielvereinbarung verlassen Ein Schwerpunktthema neben den allgemeinen KM-Anforderungen waren das Bestimmen des Datenmodells, der Produktstruktur und das Festlegen des Datenmigrationskonzepts. Die Entwicklung des neuen KM wurde in verschiedenen Arbeitspaketen realisiert. Hierbei erfolgte eine Arbeitsteilung zwischen Abteilungsentwicklungen und dem Customizing durch den externen Hersteller. Um den Anwendern das künftige KM-System 34 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P R O J E K T M A N A G E M E N T 1 / 2 0 0 0 näher zu bringen, wurden frühzeitig und sukzessive fertig gestellte Abschnitte vorgestellt und teilweise zum Piloteinsatz freigegeben. Parallel wurde die Voraussetzung für die umfangreiche Migration der Altdaten aus dem abzulösenden System realisiert und durch Testläufe erprobt. Hierbei ist das neue KM- System der Master und das Altsystem fungiert als Slave. Aus der Sicht des KM waren die erzielten technischen Ergebnisse bezüglich Funktionalität positiv. Eine verzögerte Weiterentwicklung ergab sich durch ständig neue Anforderungen und Prioritätsänderungen. Daraus resultierte, dass wir bei einigen Funktionen an die Grenzbereiche der Systemflexibilität des Herstellerproduktes stießen. Lösungen konnten nur teilweise durch erheblichen Zusatzaufwand erstellt werden. Aufgrund der sich abzeichnenden, umfangreichen organisatorischen Veränderungen in der Siemens AG wurde u. a. dieses Projekt gestoppt. Hinzu kam die Entscheidung, die Altsysteme im BS2000 aus Sicherheitsgründen doch Y2Kfähig zu machen. Ab jetzt galt es übergeordnete Zielvorgaben, nämlich Synergien aus den organisatorischen Veränderungen, zu erzielen. Wir streben an, ein weitgehend einheitliches KM- System zu realisieren für den Einsatz bei ICN insgesamt. 5. DIE INTEGRATION VERSCHIEDENER KM-SYSTEME IM ENTWICKLUNGS- UND PRODUKTIONSPROZESS Im Laufe der Zeit haben sich KM- Systeme aus der Anfangsphase im BS2000 und später unter Unix bewährt. Diese Systeme sind Eigenentwicklungen und wurden nach den Anforderungen sukzessive entwickelt. Hierbei handelt es sich um die Systeme TGD (Technische Grunddaten), KONVIS (Konfigurations-Verwaltungs- und Informationssystem) und IMS (Information Management System). Unter dem IMS wurde ein übergeordnetes System realisiert, mit dessen Hilfe auch Schnittstellen zu den zuvor genannten bestehen. Somit haben wir in der Entwicklung eine Plattform geschaffen, mit der das KM wirkungsvoll unterstützt und durchgeführt werden kann. Über eine einzige Schnittstelle (MRIF = Manufacturing Reelles Interface) werden die Fabriken mit den Entwicklungsergebnissen versorgt. Aufgrund der Konfigurationslisten werden die Logistik und die Fertigung versorgt. Die Daten finden Aufnahme im SAP-System. 6. DAS KONZEPT UND SEINE EVOLUTION BEI ICN CM Die im Einsatz befindlichen Systeme sind als Applikationen im Verbund mit IMS integriert (Abb. 6). Damit haben wir eine ständige Transparenz aller Objekte und ihrer Attribute erreicht. Konfigurations-Objekte ● Objekte, z. B.: Konstruktionszeichnungen, Change Notice, Stücklisten, Service-Listen, Stromlaufpläne, Bauschaltpläne, Mentor Design Tree, SDRC- (IDEAS-)Tree, Spezifikationen, Bibliotheksdaten ● Formate, z. B.: Word, Frame- Maker, PowerPoint, Tiff, ASCII, PDF, Bitmap, HTML, Calcomp Die Prozesse werden optimaler unterstützt, und der Einsatz eines Workflow (Change Notice) erhöht erheblich die Qualitätssicherung. Der Transfer von Ergebnissen erfolgt stets kurzfristig auf elektronischem Weg. Die Bereitstellung von freigegebenen Konfigurationen erfolgt heute fast auf Knopfdruck. Alle diese erreichten Ergebnisse führten sukzessive zu erheblichen Verbesserungen und Kostenreduktionen. Abb. 6: Konzept 35 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E Verbesserungen ● Kürzere Bereitstell- und Durchlaufzeiten ● Qualitätssteigerung, stets eindeutige „Originale“ ● Time to Market ● Transparente und kostengünstigere Prozesse ● Effektivere weltweite Produktionsvorbereitung (Logistik) und Entwicklung, weniger Manpower ● Unterstützung der Standardisierung in der HW/ SW ● Entscheidungshilfe für Planung, Entwicklung … ● Basis für Innovationen Kostenreduktion ● Kaum noch Papiertransfer, d. h. nur noch minimale zusätzliche Kopie-/ Verteilungskosten ● Rechtzeitige und komplette Bereitstellung aller Produktunterlagen für die Fabrik, minimierte Wartezeiten, Recherchierzeiten ● Logistik ist jetzt frühzeitiger involviert und basiert auf verlässlichen Werten, dadurch wesentlich verbessertes Time-to-Market-Verhalten ● Qualitätsverbesserungen durch exakte Bestimmung der Produktunterlagen, dadurch erheblich verminderte Fehlerschleifenanzahl ● Vermeidung von Produktionsengpässen, da im Bedarfsfall jeder Produktionsstandort sofort auf alle notwendigen Produktunterlagen zugreifen kann, keine teuren Überstunden und Einhaltung der Liefervereinbarungen ● Verteilungsaufwand von Teil-/ Endergebnissen an arbeitsteilende Entwicklungsstandorte entfällt, dadurch verminderte Entwicklungskosten 7. ERFAHRUNGEN UND AUSBLICK Wichtig für die Bereitstellung eines neuen KM-Systems ist der richtige Zeitpunkt, nicht zu früh und nicht zu spät. Die Definitionsphase sollte nicht zu lange dauern, sie ist zeit- und kostenintensiv und birgt die Gefahr in sich, immer neue Anforderungen zu finden. Bei einer komplexen Toolentwicklung wie der eines KM-Systems ist ein Mittelweg zwischen einer konservativen Entwicklung (ausgehend von einer präzisen Spezifizierung aller Details mit den künftigen Anwendervertretern) und einem reinen Rapid Prototyping ein guter Lösungsweg mit kürzerer Entwicklungszeit. Es sollte mit den heute am Markt angebotenen KM-Systemen möglich sein, mit einem geringen Customizing auszukommen. Darüber hinaus ist zu versuchen, dieses vom Hersteller realisieren zu Abb. 7: KM-Entwicklungs-Erfahrungen 36 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P R O J E K T M A N A G E M E N T 1 / 2 0 0 0 Abb. 8: Konzept des neuen KM-Systems lassen und sukzessive in die Kern- Software zu integrieren. Dies spart künftige Probleme beim Versionswechsel (Upgrades, Schnittstellenänderungen) usw. (Abb. 7 und 8). Wir setzen unser Projekt unter den geänderten Rahmenbedingungen fort, um ein neues KM-System zu realisieren. Die bisherigen Erfahrungen sind hierbei von großem Nutzen. Um eine breitere Akzeptanz, d. h. über den bisherigen Organisationsbereich hinaus, zu erreichen, führt dies zum Wechsel des Herstellers. Aufgrund der umfangreichen Zusammenarbeit zwischen der Siemens AG und der Eigner & Partner AG bezüglich des Produkts CADIM ist dies als eine neue Ausgangsbasis unter Nutzung bisheriger Realisierungsergebnisse geplant. Ein wesentliches Argument für die Wahl dieses Produkts war neben der Leistungsfähigkeit, der Funktionalität und dem hohen Abdeckungsgrad der benötigten Anforderungen der Einsatz/ die Zusammenarbeit in ca. 30 Projekten. Wir sind zuversichtlich, damit eine gute Ausgangslage für die Akzeptanz im Breiteneinsatz zu schaffen. Für die FW/ LW werden wir weiterhin ClearCase nutzen, und für Dokumente werden wir NetInfo mit dem Produkt Hyperwave einsetzen. Ausblick Von der Idee bis zur Produktion eines neuen Produkts benötigen wir künftig noch kürzere Durchlaufzeiten auf allen Ebenen. Anforderungen für ein zukünftiges integriertes KM: ● 100%ige Digitalisierung ● eine Vervielfachung der Netzwerk-Leistungsfähigkeit ● mehr Standardisierung für einen transnationalen Einsatz; aber ausreichende Flexibilität ● direkte Einbindung in den Workflow ● Zugang über das Intranet ● virtuelle Entwicklungsunterstützung ■ Autor Dipl.-Wirtsch.-Ing. Udo Lemke, Manager für Toolstrategy in der Siemens AG in München, im Geschäftsbereich Information & Communication Networks (ICN CM) für Telekommunikation im Geschäftszweig Manufacturing Center. Zuständig im Hardware-/ Firmware-/ Loadware-Entwicklungsbereich für EDM/ PDM inklusive der tangierenden Tools und Verfahren. Anschrift Siemens AG Abt. ICN WN ES HW 410 Hofmannstraße 51 D-81359 München Tel.: 089/ 7 22-3 70 95 Fax: 089/ 7 22-3 29 77 37 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P M - M E T H O D E N / I N S T R U M E N T E ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ KM im Hause Siemens Der Beitrag in diesem Heft von Dipl.- Wirtsch.-Ing. Udo Lemke „Einsatz des Konfigurationsmanagements bei der HW-/ SW-Entwicklung und Produktion für Produkte der Telekommunikation“ basiert auf seinem Vortrag, den er bei der 3. Fachtagung zum Konfigurationsmanagement „Änderungsmanagement mit System - Schlüsselfaktor Konfigurationsmanagement“ gehalten hat. Er schildert die ausgefeilten Konzepte und breiten Erfahrungen, die mit Konfigurationsmanagement (KM) bei der Siemens AG gemacht wurden. Dabei konnte er auf einer langen Tradition im Hause Siemens zum Thema KM aufbauen. In Interaktion mit den Arbeiten an meinem ersten Buch über KM in 1984 [1] erstellte der damalige Datenverarbeitungsbereich bei Siemens das IT-Tool für Software-KM „KMS-Konfigurationsmanagement-System“ auf BS2000. Dieses wurde bei der ersten Fachtagung über KM im Jahre 1985 vorgestellt [2], [3]. Aufbauend auf diesen Arbeiten vertiefte der damalige Zentralbereich Technik das Thema [4]. Diese Erfahrungen wurden nun in den Bereich der Kommunikationstechniken übertragen, aus dem Herr Lemke den neuesten Stand wiedergibt. KM in der Zeitschrift PROJEKT- MANAGEMENT Aufgrund der Aktualität des KM erschienen ausgewählte Beiträge von KM- Tagungen wie auch originale Fachbeiträge: Saynisch, M.: Änderungen im Griff. Bericht 2. Fachtagung 1997. PROJEKT- MANAGEMENT 2/ 98, S. 45-48 Schuppert, G.: Projektänderungen in einer virtuellen, globalisierten Welt. PRO- JEKTMANAGEMENT 4/ 98, S. 22-27 Saynisch, M.: Was ist Konfigurationsmanagement? PROJEKTMANAGE- MENT 2/ 99, S. 12-25 Neemann, C.: Konfigurationsmanagement und Änderungsmanagement - Ein Interview mit M. Saynisch. PRO- JEKTMANAGEMENT 2/ 99, S. 42-46 Schreiber, W.: Konfigurationsstruktur - Grundlage des Konfigurationsmanagements. PROJEKTMANAGEMENT 4/ 99, S. 38-41 Dokumentations-Band zur 3. Fachtagung zum Konfigurationsmanagement Die dritte Fachtagung zum Konfigurationsmanagement fand am 22. und 23.6.99 in Stuttgart mit über 100 Teilnehmern statt. Die Grundsatz- und Anwenderreferate mit konkreten Lösungsansätzen kamen aus der Automobilindustrie (AUDI, BEHR, BMW), Softwarebranche (CRISTAL, EIGNER, it- Research, SAP, sd&m), Telekommunikation (Bosch-Telecom, Siemens) und System- und Anlagenbau (DASA, LFK, LURGI). Weitere Literatur zum KM [1] Saynisch, M.: Konfigurationsmanagement - Entwurfssteuerung, Dokumentation, Änderungswesen. Verlag TÜV Rheinland, Köln 1984 [2] Tomahogh, D.: Konfigurationsmanagement bei Softwareprojekten. In: Schelle, H., Saynisch, M. (Hrsg.): Symposium Konfigurationsmanagement. GPM, München 1985, S. 61-78 [3] Faltenbacher, P./ Mittermaier, P.: Rechnergestütztes Konfigurationsmanagement mit KMS. In: Schelle, H./ Saynisch, M. (Hrsg.): Symposium Konfigurationsmanagement. GPM, München 1985, S. 79-90 [4] Platz, J./ Schmelzer, A.: F+E-Management. Springer-Verlag, Berlin 1986 Manfred Saynisch ■ 412 S., DM 54,- (für Mitglieder DM 42,-) bei GPM Region Stuttgart/ Karlsruhe, Fax 07 11/ 6 87 39 69 38 P R O J E K T M A N A G E M E N T 1 / 2 0 0 0 Konfigurationsmanagement Kommentare, Fakten, Literatur Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. Manfred Saynisch Dietmar Lange (Herausg.) Änderungsmanagement mit System - Schlüsselfaktor Konfigurationsmanagement Dokumentationsband der Tagung