PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.„Deutsche Projektmanager sollten ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen.“
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Oliver Steeger
Noch gibt es nur Beobachtungen, keine handfesten Daten und Fakten. Niemand weiß genau, wie gut deutsches Projektmanagement im internationalen Maßstab abschneidet. Erste Hinweise wird der „Internationale Projektmanagement Award“ liefern, den die GPM auf dem „16. IPMA Weltkongress für Projektmanagement 2002“ (Berlin, 4. bis. 6. Juni 2002) verleiht. GPM-Vorstand und Award-Manager Roland Ottmann wertet den Wettstreit um den Projektmanager-Oscar allerdings nicht als PM-Olympiade. Ihm geht es darum, dass die globale Projektmanagement-Szene von den Allerbesten lernen kann.
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P R O J E K TMANA G E M E N T 2 / 2 0 0 2 11 Oliver Steeger Noch gibt es nur Beobachtungen, keine handfesten Daten und Fakten. Niemand weiß genau, wie gut deutsches Projektmanagement im internationalen Maßstab abschneidet. Erste Hinweise wird der „Internationale Projektmanagement Award“ liefern, den die GPM auf dem „16. IPMA Weltkongress für Projektmanagement 2002" (Berlin, 4. bis 6. Juni 2002) verleiht. GPM-Vorstand und Award-Manager Roland Ottmann wertet den Wettstreit um den Projektmanagement-Oscar allerdings nicht als PM-Olympiade. Ihm geht es darum, dass die globale Projektmanagement-Szene von den Allerbesten lernen kann. „Deutsche Projektmanager sollten ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen.“ GPM-Vorstand Roland Ottmann im Gespräch Herr Ottmann, die Schreckensmeldungen der Konjunkturforscher verunsichern Projektmanager. Über die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft legt sich ein Schatten. Gilt das auch für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Projektmanagements? Roland Ottmann: Wie gut oder weniger gut das deutsche Projektmanagement im internationalen Vergleich ist - dazu ist mir leider keine Studie bekannt. Mir fehlen im Augenblick wesentliche Elemente, um aus einer rein subjektiven Wahrnehmung zu einem objektiven Vergleich zu kommen. Ich erhoffe mir aber vom „Internationalen Projektmanagement Award“ hierzu hilfreiche Erkenntnisse. Wie das? Roland Ottmann: Wir haben den einheitlichen Bewertungsansatz Project Excellence. Nach diesem Raster werden wir international laufende Projekte vergleichen. Auch die Assessoren, die diesen Vergleich durchführen, sind gleich ausgebildet. Durch den Wettbewerb können wir also eine gute Grundlage erwarten, um die Frage nach deutscher Wettbewerbsfähigkeit zu beantworten. Haben Sie schon Hinweise oder Vermutungen, wie die Deutschen abschneiden können? Roland Ottmann: Nein, keine Hinweise. Ich bitte um Geduld bis zum Juni. Nicht einmal eine Beobachtung oder Tendenz, wo wir im globalen Wettbewerb stehen? Roland Ottmann: Ich meine, bei der Frage des Weltniveaus brauchen wir unser Licht nicht immer unter den Scheffel zu stellen. Sicherlich gibt es vieles zu verbessern. Aber vielleicht sind es ja auch deutsche Projekte, die zeigen, was anderswo verbessert werden kann. Deutsche Projektmanager brauchen die internationale Konkurrenz nicht zu fürchten. Dennoch sieht GPM-Vorstand Roland Ottmann „Nachholbedarf“: „Im weltweiten Vergleich tun sie sich tendenziell schwer damit, sich, ihr Team und ihren Projekterfolg zu vermarkten.“ Foto: privat P R O J E K TMANA G E M E N T 2 / 2 0 0 2 12 REPORT Wie wichtig ist wirklich dieses internationale Benchmarking? Sehen wir mal vom sportlichen Ehrgeiz ab … Roland Ottmann: Zunächst einmal, heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob Projektmanagement überhaupt angewendet wird. Entscheidend ist, ob das angewandte Projektmanagement gut genug ist. Wenn wir das internationale Projektmanagement im Wettbewerb vergleichen, geht es darum, vom Anderen zu lernen. Am meisten lernt man natürlich von den Besten. Und diese Elite müssen wir aufspüren - weltweit! Wir werden mit dem Award die besten Projektteams kennen lernen, die „Hidden Champions“ unserer Wirtschaftswelt. Anschließend müssen wir die Vorgehensmodelle und Verfahrensweisen der Besten anderen Projektmanagern und Unternehmen zugänglich machen. So verstehe ich Wettbewerb. Wir sprachen vom Projektmanagement. Wechseln wir zu den Agierenden, den Projektmanagern. Gute Ausbildung vorausgesetzt: Haben deutsche Projektmanager Anschluss ans Weltniveau? Roland Ottmann: Ich gebe Ihnen zwei Beispiele, zwei Projektmanager, die mit ihrem Team in den letzten Jahren beim Deutschen Projektmanagement Award ganz vorne waren. Die beiden Projektmanager zeichnen sich unter anderem durch eine fundierte Ausbildung in ihrem Fachgebiet, gute betriebswirtschaftliche Kenntnisse und die Beherrschung der englischen Sprache aus. Beide leiten heute in den USA große Projekte und sind dort als Partner völlig anerkannt. Was müssten deutsche Projektmanager tun, um ihnen nachzueifern? Roland Ottmann: Nachholbedarf besteht nach meiner Beobachtung am stärksten im Bereich der Vermarktung. Projektleiter müssen lernen, Marketing zu betreiben. Marketing für sich selbst, für ihre Mitarbeiter und für die erbrachten Leistungen, die Projekterfolge. Was das Marketing betrifft, da müssen wir in der Tat noch hart an uns arbeiten. Projektmanager auf Seite eins der Wirtschaftsmagazine - oder wie darf ich das verstehen? Roland Ottmann: Nein, damit würden Sie mich missverstehen. Ich will keine Selbstdarsteller ohne inhaltliche Argumente. Wir brauchen bessere Darsteller und Verkäufer von guter Leistung. Das ist ein völlig legitimes Ansinnen, das Projektmanager anderer Länder sehr gut beherrschen. Welche globalen Projektmanagemententwicklungen haben Sie in den letzten fünf Jahren beobachtet? Roland Ottmann: Die Frage stellt sich mir anders. Wie wirken sich die weltweiten Entwicklungen auf unser Projektmanagement aus …? Einverstanden, drehen wir die Frage so! Roland Ottmann: Was für Projektmanagement wichtig ist: Deutschland und auch andere Länder haben sich vom Produktlieferanten zum Systemlieferanten entwickelt. Das ist eine Riesenchance für uns Projektmanager, fordert aber auch eine ganze Menge von uns. Zum Beispiel? Roland Ottmann: Wir müssen über unsere Grenzen hinweg Projekterfolge realisieren. Das bedeutet mehr, als Prozesse zu beherrschen und vernünftige Strukturen für Organisation von Projekten aufzubauen. Wir müssen im Projektmanagement lernen, multikulturellen und sprachlichen Herausforderungen zu begegnen. Schulenglisch wieder hervorholen? Roland Ottmann: Nein, wesentlich mehr als nur Schulenglisch. Bleiben wir aber beim Englisch. Für den deutschen Projektmanager ist die „PM-Sprache“ längst fixiert - ohne fließend gute englische Sprachkenntnisse in Wort und Schrift (wie das so schön heißt) wird in naher Zukunft nichts mehr laufen. ■
