PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Nachrichten
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38 NACHRICHTEN P R O J E K TMANA G E M E N T 4 / 2 0 0 2 39 P R O J E K TMANA G E M E N T 4 / 2 0 0 2 PM-Studie: Den„SoftSkills“gehörtdieZukunft So genannte „Soft Skills“ werden im Projektmanagement künftig noch mehr Bedeutung gewinnen. Interkulturelles Management, Konfliktmanagement, Kreativität, Motivation, partnerschaftliches Projektmanagement - was bislang am Rande des Blickfelds vieler Projektmanager lag, wird binnen der nächsten zehn Jahre ins Zentrum rücken. In einer Studie hat die GPM 23 international renommierte Projektmanagementexperten aus elf Ländern zu den Trends für das nächste Jahrzehnt befragt. Die Überraschung: Tools und Methoden halten die Experten aus elf Ländern zwar für wichtig und unabdingbar. Dennoch werden sie nicht die weltweiten PM-Trends bestimmen. Die Zukunft, so das Meinungsbild, gehört den „weichen“ Erfolgsfaktoren. Im ersten Halbjahr 2002 hatten die Fachleute knapp hundert Thesen zur Zukunft des Projektmanagements erarbeitet und bewertet. Auf einer Skala hatten die Experten ihre Zustimmung zu den Thesen signalisiert sowie ihre Bedeutung für die nächsten Jahre eingeschätzt. Nach beiden Kriterien - geschätzte Wichtigkeit und Zustimmungsgrad - am höchsten bewertet wurden Thesen zur Sozialen Kompetenz, ein Ergebnis, das die Studienleiter in dieser Deutlichkeit nicht erwartet hatten. Beispielsweise nennen die Experten ständige Weiterbildung, Lernfähigkeit und Selbstmanagement, Motivation, Führungsqualifikation, kulturelle Sensibilität, Teamfähigkeit und Kreativität als wichtige Erfolgsfaktoren der Zukunft. „Diese Faktoren können nicht dem Zufall überlassen bleiben“, mahnen sie, „sie müssen systematisch im Projektmanagement entwickelt werden.“ Und ganz ausdrücklich: „Sie werden wichtiger werden als PM-Tools und Techniken.“ Für die Ausbildung heißt dies: zusätzlich Soft Skills, interkulturelle Kompetenz und Führungsqualifikation fördern - oder wenigstens bei der Auswahl des Teams auf Sozialkompetenz achten. Weitere Kernpunkte der Studie: Unternehmensstrategie und Projektauswahl müssen künftig stärker verknüpft werden. Nach wie vor unterstützen viele Projekte nicht die Strategie der Unternehmen. Es fehle, so die Experten, an Kommunikation zwischen den Strategen und den Projektmanagern. Gemeinsame Planungsworkshops und weit gefasstes Multiprojektmanagement gelten als wirksames Instrument, um beides zu verknüpfen. „Wichtig ist, dass die Gruppen miteinander kommunizieren“, fasste ein Fachmann seine Erfahrung zusammen. Die Nutzer eines Projekts müssen stärker in die Phase der Zieldefinition eingebunden werden. „Projekte sind nur so erfolgreich, wie sie vom künftigen Nutzer oder Benutzer akzeptiert werden“, so die These, die viele Projektmanagementkenner unterschrieben haben. Die Nutzer sollen, so das Ziel, Widerstände gegen Veränderungen aufgeben, sich mit dem Projektergebnis identifizieren und es bestmöglich nutzen. Projekte werden immer internationaler - und erfordern interkulturelle Kompetenz beim Projektmanagement. Dieser Trend wird künftig noch mehr soziale Kompetenz als bislang erfordern. Zugleich müsse sich das Selbstverständnis des Projektmanagers wandeln: Trat er früher selbstbewusst für Vorgehensweisen und Planungen ein, so sollte er sich künftig öffnen für andere Arbeitsmentalitäten und Wertvorstellungen. „Nutzen Sie die unterschiedlichen Mentalitäten Ihrer Projektmitarbeiter“, lautet die Aufforderung der befragten Fachleute Es werden neue, hierzulande wenig bekannte Modelle des Konfliktmanagements an Bedeutung gewinnen. Dabei liegt der Akzent auf Vorbeugung. Mit Partnering-Modellen, die vor allem aus den USA und England kommen, schmieden vereinzelt auch deutsche Projektteams vertrauensvoll zusammenarbeitende Allianzen - noch zu selten, wie die Befragten meinen. Hier messen die Sachkenner auch der Startphase eines Projekts neue Bedeutung zu. Vielfach fangen Teams einen ungeschickten Start noch ab. Doch das Improvisieren nach einem verschenkten Aufbruch findet seine Grenzen, wenn das Projekt unter extremem Zeitdruck steht, eine gänzlich neue Aufgabe zu bewältigen ist - oder wenn viele Partner mitwirken und sich arrangieren müssen. Das General Management muss mehr am Projektmanagement in seinem Unternehmen teilnehmen. Häufig steht Projektmanagement beim TOP-Management im Ruf, allein eine gute Arbeitstechnik zu sein. Das General Management müsse, so die Teilnehmer der Befragung, künftig erkennen, dass Projektmanagement mehr ist - und als strategischer Erfolgsfaktor machtvolle Promotion aus den Führungsetagen benötigt. „Top- Führungskräfte werden zunehmend ins Projektmanagement involviert“, meinen die Fachleute, „sie werden Projekte in allen Phasen mehr begleiten und unterstützen.“ Im Projektmanagement eröffnen sich zunehmend Karrierepfade. Bislang bieten nur wenige deutsche Unternehmen ihren Projektmanagern eigene Karrieremodelle an - gegenläufig zum weltweiten Trend. Nach Meinung der Experten werden bald nicht nur bessere Karrieremöglichkeiten im Projektmanagement offen stehen, sondern sich von dort aus auch Türen ins Top-Management öffnen. Die Logik: Wer erfolgreich ein Großprojekt gestemmt hat, hat sich umfassend mit dem Unternehmen beschäftigt und viele Bereiche kennen gelernt, Erfahrungen, die er an der Spitze gut verwerten kann. Weitere Informationen: Editorial von Prof. Heinz Schelle in diesem Heft, Ergebnisse der Studie unter www.asynchron.org. O.Steeger
