PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
31
2005
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Aufwands-/Kostenschätzung für Software-Entwicklungsprojekte
31
2005
Mey Mark Meyer
Die Schwerpunktbeiträge in dieser Ausgabe befassen sich mit parametrischen Schätzverfahren im Allgemeinen und der Function-Point-Methode im Speziellen. Konsequenterweise steht auch die Software-Produktvorstellung dieses Mal im Zeichen der Kostenschätzung: CostXPert bietet algorithmische Kostenschätzung auf der Basis von CoCoMo II und enthält hierfür Erfahrungswerte aus über 20.000 Softwarentwicklungsprojekten.
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41 PM-Software: CostXPert Aufwands-/ Kostenschätzungfür Software-Entwicklungsprojekte MeyMarkMeyer DieSchwerpunktbeiträgeindieserAusgabebefassensichmitparametrischenSchätzverfahrenimAllgemeinenundderFunction-Point-MethodeimSpeziellen.Konsequenterweise stehtauchdieSoftware-ProduktvorstellungdiesesMalimZeichenderKostenschätzung: CostXPertbietetalgorithmischeKostenschätzungaufderBasisvonCoCoMoIIundenthält hierfürErfahrungswerteausüber20.000Softwareentwicklungsprojekten. D ie Benutzeroberfläche von CostXPert ist entsprechend einer fünfstufigen Vorgehensweise in einzelne Reiter unterteilt (siehe Abb.), die nacheinander die Eingabe der Projektdaten, des Produktumfangs der zu erstellenden Software, der Projektumgebung und die Beurteilung weiterer Randbedingungen erfordern und schließlich die Ergebnisse der Schätzung liefern. Der Anwender geht diese Reiter nacheinander durch und erhält im Ergebnis eine wahlweise auf mehreren verschiedenen Volumenschätzungen basierende Angabe zu den zu erwartenden Kosten und Dauern. Die Beschreibung des Projekts beinhaltet neben den administrativen Angaben (Projektbezeichnung, Angaben zu Projektleitung, …) auch die Angaben zu Stundensätzen und den verwendeten Programmiersprachen. Vor allem aber lässt sich das Projekt durch die Festlegung des Projekttyps, des Vorgehensmodells und der zu erfüllenden Standards beschreiben. Die Software bietet hier in der Voreinstellung rund 30 unterschiedliche Projekttypen: Webanwendungen unter Verwendung von ASP lassen sich hier ebenso auswählen wie Sprachsysteme für die Telekommunikation. Hinter diesen Projekttypen stehen jeweils (individuell anpassbare) Einstellungen für mögliche Risiken und Fehlerquoten sowie die typabhängigen CoCoMo-Koeffizienten nach Boehm zur Berechnung des Entwicklungsaufwands und der Entwicklungszeit. Auch für das verwendete Vorgehensmodell stehen mit etwa 40 Standardmodellen zahlreiche Alternativen zur Auswahl oder zur Anpassung an die unternehmensintern verwendeten Modelle zur Verfügung. Das ausgewählte Modell beeinflusst zunächst die resultierende Projektstruktur (beispielsweise im Vergleich eines Vorgehens nach dem Spiralmodell im Gegensatz zum Wasserfall-Modell) durch die dem Modell zu Grunde liegende Projektvorlage. Diese beschreibt die einzelnen Projektaktivitäten und ihren prozentualen Anteil am Gesamtprojekt, getrennt nach kleinen und großen Projekten. Die Auswahl eines Standards legt die im Zuge der Produkterstellung anzufertigenden Dokumente (z. B. Anforderungsspezifikation, Entwurf der Systemarchitektur) fest und umfasst auch die Koeffizienten zur Abschätzung des Umfangs dieser Dokumente in Abhängigkeit vom ermittelten Projektaufwand. Zur Einschätzung des Projektumfangs besteht neben der Angabe der Anzahl von Zeilen im Quelltext (Source Lines of Code - SLOC) die Möglichkeit, Schätzungen auf der Basis weiterer Methoden, wie Function Points, Internet Points oder UML Use-Case Points, durchzuführen. Zur Schätzung werden diese parametrischen Methoden anhand einer Umrechnungstabelle in SLOC umgerechnet - die Standardtabelle des Programms umfasst hierfür mit rund 600 Einträgen sowohl abstrakte Angaben (Sprache der 4. Generation) als auch konkrete Programmiersprachen bis hin zu herstellerspezifischen Entwicklungsumgebungen (C++, Borland C++ Builder 4). Die Berücksichtigung der Nutzung von wieder verwendbarem Code oder von Drittsoftware ist unabhängig von der gewählten Methodik zur Bestimmung des Produktumfangs möglich. In der Rubrik PM-Software stellt projektMANAGEMENTaktuell seinen Lesern neue und interessante Projektmanagementtools in Form herstellerunabhängiger Erfahrungsberichte und Nachrichten vor. Die Berichte stammen von Mey Mark Meyer, dem Leiter der GPM- Fachgruppe „Projektmanagement-Software“. Falls Sie zu diesen Berichten Ergänzungen oder eigene Erfahrungen einbringen oder sich an der Arbeit der GPM-Fachgruppe beteiligen möchten, können Sie sich per Mail unter „PM-Software@GPM-IPMA.de“ melden. In Kooperation zwischen der GPM-Fachgruppe und dem IPMI Institut für Projektmanagement und Innovation der Universität Bremen wurde zusätzlich eine umfangreiche Internet-Seite aufgebaut, in der Informationen zu über 120 Softwareprodukten rund um das Projektmanagement zu finden sind und eine Windows-Software zur Nutzwertanalyse von PM-Tools downloadbar ist. Dieses Informationsangebot wird laufend aktualisiert und erweitert. Sie erreichen es unter der Adresse „www.PM-Software.info“. GPM-Fachgruppe„Projektmanagement-Software“ projekt M A N A G E M E NT 1/ 20 0 5 aktuell 42 WISSEN Unter der Kategorie „Environment“ verbergen sich die Skalierungsfaktoren wie die Erstmaligkeit, die Entwicklungsflexibilität, der Zusammenhalt der Projektbeteiligten sowie die Reife des Entwicklungsprozesses und die Klärung von Architektur und Risiken. Jeder Faktor kann in sechs Stufen bewertet werden - bei Unsicherheit hilft jeweils ein Assistent, der nach einer Reihe von Einzelfragen die Einstellung auf eine der Stufen vornimmt. Weitere Parameter werden auf der Registerseite „Constraints“ eingestellt, hierzu zählen unter anderem die Reaktionszeit des Kunden in Hinblick auf seine Review-Aufgaben, die Risiko-Bereitschaft, der Umfang der erforderlichen Ermittlung von Kundenbedürfnissen oder der Anteil parallel laufender Vorgänge. Für diese Parameter stehen Skalen als Schieberegler zur Verfügung, für deren Einstellung jedoch kein Assistent angeboten wird. SchätzungsergebnisseundWeiterverwendung Das Ergebnis seiner Berechnungen stellt CostXPert auf dem letzten Reiter dar - für jede der verwendeten Methoden zur Bestimmung des Produktumfangs werden der ermittelte Aufwand und die Dauer in einer Übersichtstabelle ausgegeben, aus denen die zur Mittelwertbildung heranzuziehenden Methoden ausgewählt werden können. Das Ergebnis lässt sich nach dem eingesetzten Personal, dem Projektstrukturplan und den Auswirkungen der Projektrisiken weiter detaillieren. Daneben erstellt die Software auch eine Prognose der vermuteten Wartungskosten und schätzt den Umfang der Projektdokumentation ab. Die gewonnenen Schätzwerte lassen sich zur Weiterverarbeitung als Dateien für MS Excel, Primavera Team- Play und MS Project (MPX) exportieren. Hier offenbart sich allerdings eine mangelnde Internationalität der Anwendung - CostXPert erstellt englischsprachige MPX- Dateien, die von einer deutschen Version von MS Project CostXPert-derAnwenderarbeitetsichnacheinanderdurchdiehinterdeneinzelnenReiternliegendenDialogfenster. ■ Auseinsmachzwei: Projectplace.dehatseinProduktangebot aufgeteilt.MitdemProjectWorkspacestehtnuneinvornehmlichauf dieTeamkoordinationausgerichtetesAngebotzurVerfügung,dasim WesentlichenDokumentenmanagement,Vorgangsverwaltungund Kalenderfunktionenumfasst.DerProjectManagementWorkspace entsprichthinsichtlichPreisenundFunktionenamehestendembisherbekanntenFunktionsumfang.EtwasknappistundbleibtderSpeicherplatz.(www.projectplace.de) ■ AstaDevelopmentlieferteinenVersionssprung: DieneueVersion8 vonAstaPowerprojectermöglichtdieEinbindungvonPuffervorgängen. AußerdemwurdedieReporting-Funktionalitätverbessert. (www.astadev.de) ■ BBLSoftwareermöglichtfür>Projekta<nundenZugriffmittels HandyundGPRS.>Projekta<WAPistvorallemaufdenZugriffauf Adress-undTermininformationenausgelegt,ermöglichtaberauch denZugriffaufE-Mails.(www.bbl.de) +++ PM-Software-News +++ PM-Software-News +++ aktuell projekt M A N A G E M E NT 1/ 20 0 5 43 2003 nur unvollständig eingelesen werden - Ressourcen, Kosten und Anordnungsbeziehungen fehlten anschließend aufgrund der unterschiedlichen Feldbezeichner. Mit der englischsprachigen Version lässt sich eine so erstellte Datei hingegen problemlos einlesen. Die Übernahme der Ergebnisse wird daher zumeist Handarbeit bedeuten. Zur Präsentation der Daten bietet CostXPert die Option, eine MS-PowerPoint-Präsentation zu erstellen, welche die getroffenen Annahmen aufzählt und einige grafische Darstellungen der Ergebnisse beinhaltet. Den Berechnungen liegen nach Herstellerangaben über 20.000 ausgewertete Softwareprojekte zu Grunde. Das Programm liefert nach eigenen Angaben Schätzungen, die im Bereich von +/ - 7 % um die tatsächlichen Kosten liegen sollen, wenn - und hier greift die entscheidende Einschränkung - die Software mit den „genauen“ Basisdaten versorgt wird. Diese zu ermitteln dürfte angesichts der zahlreichen Parameter zunächst nicht einfach werden: Für die Einschätzung, mit welchem konkreten Prozentwert ein erwarteter hoher Aufwand für Integration und Tests als Abweichung von den als Standard vorgeschlagenen 100 % zu Buche schlägt, wird sich erst nach der Erfahrung einiger Projekte ein Gefühl entwickeln. Die Verbesserung zukünftiger Schätzungen anhand abgeschlossener Projekte wird unter anderem durch die Möglichkeit unterstützt, die in den Projekttypen hinterlegten Koeffizienten anhand eigener Ist-Werte zu kalibrieren. ToDos… Mehrere Währungen vermag das Programm nicht klar zu trennen - die Kosten werden in den in den Systemeinstellungen festgelegten Währungen erfasst. Der Kollege in Großbritannien, dem man die erstellte Schätzung zusendet, dürfte angesichts der nun auf Pfund lautenden identischen Beträge also zunächst einen wahren Kostenschock erleben. Immerhin: Sendet man ihm eine exportierte MPX-Datei, wird das korrekte Währungssymbol mit übermittelt. Die Plausibilitätsprüfung der Eingaben wirkt vereinzelt wie mit der heißen Nadel gestrickt. Wer beispielsweise die Angabe aktueller Projektdaten aktiviert, jedoch keine entsprechenden Werte einträgt, sieht sich mit Fehlermeldungen konfrontiert, die zwar aus der Sicht eines Softwareentwicklers einleuchtend sind, aber keinen Hinweis auf die Ursache des Problems liefern. Fazit Mit CostXPert liegt ein Produkt vor, das die Kosten- und Aufwandsschätzung von Softwareentwicklungsprojekten auf der Grundlage von CoCoMo II mit durchdachten Ansätzen unterstützt. Die Vielzahl von Parametern erfordert Erfahrung, die sich nur durch den Vergleich eigener Projekte mit den Schätzwerten der Software erlangen lässt. Bereits durch die strukturierte Darstellung der Parameter sorgt CostXPert jedoch in der Anwendung dafür, dass aufwands- und kostenrelevante Parameter erkannt werden. Die Schätzung wird zudem stark systematisiert, was tendenziell deutlich bessere Ergebnisse erwarten lässt, als „Ad-hoc-Schätzungen“ liefern würden. Die Möglichkeit, durch verschiedene Personen erstellte Schätzungen eines Projekts vergleichend betrachten zu können, würde das Produkt abrunden. Auf der Website des Herstellers steht eine zeitlich begrenzte Testversion zum Download zur Verfügung. Cost Xpert Group, Inc., San Diego, CA 92019, USA, E-Mail: info@costxpert.com, www.costxpert.com ■ + Unterstützung einer systematischen Schätzung + Umfangreiche, erweiterbare Bibliotheken zu Programmiersprachen, Vorgehensmodellen und Projekttypen - Datenexport nur als englischsprachige MPX-Datei möglich - Unterstützung mehrerer Währungen fehlerhaft Stärken/ Schwächen projekt M A N A G E M E NT 1/ 20 0 5 aktuell