PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.„Wir schicken Projektmanager auf den Karrierepfad“
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Oliver Steeger
Von solch einem rasanten Startup können deutsche Unternehmensgründer nur träumen: Binnen vierzehn Jahren stieg das polnische Unternehmen Transsystem von einer Werkstatt zu einem weltweit begehrten Partner der Automobilkonzerne auf. Die Spezialisten liefern automatische Förderanlagen für Automobilfabriken. Nach ersten Erfahrungen in den benachbarten Skoda-Werken blickte die Unternehmensspitze schnell Richtung Europa, USA und auch China. In den vergangenen Jahren hat Transsystem tausende Tonnen von Stahlkonstruktionen in Automobilfabriken von DaimlerChrysler, Audi, BMW, Daewoo, Fiat, Ford, Opel, Seat und Volkswagen errichtet. Mittlerweile liegt die Aktiengesellschaft auf Rang 47 der größten Exporteure Polens. Sie ist eine wichtige Arbeitgeberin im Südosten Polens. Im Herzen blieb Transsystem ein Projekt von Enthusiasten. Die Spezialisten aus Lancut verbinden solide Stahlkonstruktionen mit perfektem Projektmanagement. Besonders am Projektmanagement ist Vorstandsvorsitzendem Stanislaw Sroka gelegen.
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45 Transsystem-VorsitzenderStanisławSroka: „WirschickenProjektmanager aufdenKarrierepfad“ MitdemPM-AwardzuSpitzenleistungen OliverSteeger VonsolcheinemrasantenStartupkönnendeutscheUnternehmensgründernurträumen: BinnenvierzehnJahrenstiegdaspolnischeUnternehmenTranssystemvoneinerWerkstattzueinemweltweitbegehrtenPartnerderAutomobilkonzerneauf.DieSpezialisten liefernautomatischeFörderanlagenfürAutomobilfabriken.NacherstenErfahrungeninden benachbartenSkoda-WerkenblicktedieUnternehmensspitzeschnellRichtungEuropa, USAundauchChina.IndenvergangenenJahrenhatTranssystemtausendeTonnenvon StahlkonstruktioneninAutomobilfabrikenvonDaimlerChrysler,Audi,BMW,Daewoo,Fiat, Ford,Opel,SeatundVolkswagenerrichtet.MittlerweileliegtdieAktiengesellschaftauf Rang47dergrößtenExporteurePolens.SieisteinewichtigeArbeitgeberinimSüdosten Polens.ImHerzenbliebTranssystemeinProjektvonEnthusiasten.DieSpezialistenaus Ła ´ ncutverbindensolideStahlkonstruktionmitperfektemProjektmanagement.Besonders amProjektmanagementistVorstandsvorsitzendemStanisławSrokagelegen. Von Ihnen stammt der Satz, der Erfolg von Transsystem sei vor allem dem Projektmanagement zu verdanken. Ich präzisiere: Wir verdanken unseren Erfolg den Mitarbeitern, die Projektmanagement hervorragend einsetzen. Aber in der Tat steht Projektmanagement ganz oben auf der Liste aller Erfolgsfaktoren. Ohne Projektmanagement ständen wir heute gewiss nicht dort, wo wir stehen. Das klingt sehr allgemein. Schauen Sie, wir wickeln derzeit achtzig Projekte in fast zwanzig Ländern ab. Würde unser Projektmanagement nicht effizient funktionieren, wäre die Existenz von Transsystem gefährdet. Das ist ein Faktum und sehr konkret für meine Mitarbeiter und mich. Sie haben das Kunststück vollbracht, mit dem Projekt der Einführung von Projektmanagement direkt einen Preis zu gewinnen … Richtig, für dieses Reorganisations-Projekt waren wir 2002 Preisträger des „IPMA International Project Management Award“. Uns hat die Preisverleihung in Berlin viel bedeutet. Das war ein wunderbarer Moment. Zwei Jahre später gab’s auf dem IPMA-Weltkongress in Budapest wieder einen Preis … Den haben wir mit Goodyear zusammen für ein gemeinsames Projekt gewonnen. Sie nutzen noch heute die Erfolge für Ihr Unternehmen? Foto: Transsystem DerstudierteElektroingenieurundBetriebswirtStanisławSroka(Jahrgang1954) gründete1991daspolnischeErfolgsunternehmenTranssystem.Ermachtesich inPolenauchumdasProjektmanagementverdient.AlsGründungsmitgliedgehörterseitdererstenStundezur„AssociationofProjectManagementPoland (SPMP)”,dempolnischenProjektmanagement-Fachverband. projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 0 5 aktuell 46 KARRIERE Wir nutzen sie extern. Wir betrachten die gewonnenen Preise als Zeugnis für exzellentes Projektmanagement sowie für das gute Zusammenspiel von Management und Team. Wir haben Filme über diese Erfolge gedreht, die wir unseren Kunden, Behörden und unseren Lieferanten zeigen. Die Nachweise hervorragenden Projektmanagements öffnen uns Türen bei internationalen Kunden. Wird das Thema Projektmanagement-Kompetenz bei Ausschreibungen oder Verhandlungen offen angesprochen? Ja, natürlich. In unserer Branche wissen doch alle: Ohne Projektmanagement wäre die erfolgreiche Abwicklung eines Auftrags schlichtweg unmöglich. Da wollen Kunden zur eigenen Sicherheit wissen, wie es um das Projektmanagement und die Projektorganisation bei ihren Lieferanten bestellt ist. Es ist bekannt, dass Ihr seit 1991 bestehendes Unternehmen in der Automotivebranche tätig ist. Für die gefragt, die in dieser Branche nicht zu Hause sind: Was machen Sie genau? Wir planen, fertigen, liefern und montieren Fördertechnik für die Automobilproduktion. Unsere Kunden sind in Europa, China und den USA. Für das VW-Werk im chinesischen Changchun haben wir das komplette Förderungssystem geliefert. Ist auch Deutschland für Sie ein Markt? Ein sehr wichtiger sogar. Bis Mitte vergangenen Jahres waren wir in einem Volkswagenwerk bei Emden tätig. Drei Großprojekte mit einem Volumen von rund 3,5 Millionen Euro haben wir abgewickelt. Wir unterhalten in Deutschland heute eine eigene Niederlassung. Wir haben uns erlaubt, vor unserem Gespräch Einsicht in Ihre Referenzliste zu nehmen. Wir haben beispielsweise BMW, General Motors, Audi, Jaguar, Toyota, Ford, Suzuki und Renault gefunden. Das liest sich wie das Who-is-who der Automobilbranche. Ja, wenn Sie dies so werten … Verzeihen Sie die direkte Anschlussfrage: Wie wird man so erfolgreich? Wir sind im Stande, gleichzeitig viele Projekte weltweit durchzuführen. Das erfordert, dass wir zum einen sehr flexibel unsere Aufträge abwickeln, zum anderen aber auch sehr wettbewerbsfähig arbeiten. Letztlich ist dies nur möglich mit engagierten, sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern. Das heißt? Unsere Mitarbeiter müssen unternehmerisch denken. Besonders Projektleiter müssen für ihr Projekt in die Rolle des Unternehmers schlüpfen. Dafür müssen wir ihnen natürlich auch den Rahmen bieten, wirklich selbständig zu handeln. Unternehmerisches Handeln und Freiheit im Unternehmen bedingen einander. Wird Ihr Bedarf an Projektleitern in Polen gedeckt? Wir brauchen immer gute Projektmanager. Bei der Ausbildung von Projektmanagern ist man in Polen sehr gut vorangekommen. An mehr als zehn Hochschulen werden Studiengänge angeboten. Auch helfen viele private Institute, den Ausbildungsbedarf zu decken. Welche Vorbildung bringen Ihre Projektleiter mit? Sie verfügen meistens über eine technische Fachausbildung, die sie mit einem Ingenieurdiplom abgeschlossen haben. Hilfreich sind zusätzlich Fremdsprachenkenntnisse, Projekterfahrungen im Ausland und psychologisches Geschick bei Teamführung und Kommunikation. Das erwarten wir von jedem Projektleiter, entsprechende Kompetenz sollte er haben oder sich aneignen. Wie werden bei Ihnen Ingenieure zu Projektmanagern? Den Weg zum Projektmanagement haben wir mit einem eigenen Karrierepfad geebnet. Wir ermöglichen Projektmanagement-Kurse und sogar ein Studium. Projektmanager beginnen ihre Praxis dann mit kleineren Projekten. Bewähren sie sich, übernehmen sie größere Projekte. Welche Aufgaben erwarten die Projektmanager? Wie gesagt, die Projektleiter agieren bei uns wie selbständige Unternehmer. Sie sind gewissermaßen Geschäftsführer auf Zeit. Damit haben sie im Prinzip alle Aufgaben, die auch ein Unternehmer hat. Zum Beispiel …? Sie bearbeiten das Angebot, verhandeln die Auftragsbedingungen und leiten die Abwicklung bis zur Endabnahme und Schlussrechnung. Sie sind, wie man in der deutschen Sprache sagt, ihres eigenen Glückes Schmied. Augenblick! Ohne Spielregeln wird dies nicht funktionieren. Das ist natürlich richtig. Es gibt einen Rahmen, in dem die Projektleiter agieren. Wir haben in einem Projektmanagement-Handbuch die Verantwortung, die Management-Funktionen und die Vollmachten beschrieben. In diesem Rahmen können sich die Projektleiter bewegen. FörderanlagenfürAutomobilfabrikensinddieDomänevonTranssystem.Ihre Projektmanagersindinrund80Projekteninüber20Ländernbeschäftigt. Foto: Transsystem aktuell projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 0 5 47 Ist dieses Projekthandbuch bei Ihnen Verschlusssache …? Nein, wir können offen darüber sprechen. Gerne! Wofür trägt der Projektmanager genau Verantwortung? Er muss Sorge tragen, dass Budget und Termine eingehalten werden. Auch muss er den Qualitätsplan realisieren und natürlich das Projektziel erreichen. In seine Verantwortung fällt, die Risiken eines Projektes zu definieren, das Top-Management darüber zu informieren und gegen diese Risiken Vorsorge zu treffen. Nicht zuletzt ist er auch verantwortlich für den Informationsfluss in Richtung Team und Topmanagement. Nun kann ja ein solcher Unternehmer im Unternehmen sehr einsam sein. Wie unterstützen Sie ihn? Wir haben ein Project Office eingerichtet. Es versorgt Projektleiter mit Formularen, Regeln, Schulungen, Abrechnungen und anderem mehr. Das Project Office ist übrigens direkt dem Vorstand unterstellt, der Leiter erhält umfangreiche Vollmachten. Was motiviert Ihre Projektleiter, sich täglich als Geschäftsführer auf Zeit seinen Herausforderungen zu stellen? Ich meine, die Tatsache, dass der Zugewinn an Freiheit und Vollmachten bereits Motivation ist. Dazu kommt der Prestigegewinn, den man nicht unterschätzen sollte. Ein Projektleiter schaut nach erfolgreichem Abschluss seines Vorhabens auf ein eigenes Werk zurück, das er mit seinem Team erreicht hat. Reichen allein Prestige und Vollmacht auf Dauer? Man spricht in Deutschland viel über erfolgsabhängige Vergütungsregelungen. Die haben wir auch. Für die Projektmanager haben wir ein eigenes Motivationssystem entwickelt. Die Belohnungen für Projektmanager sind ein wichtiger Teil davon. Sie sind abhängig von ihrer erfolgreichen Arbeit, also von dem Charakter und den Ergebnissen ihres Projekts. KomplexeLösungenfürdieAutomobilindustrieentwickeln: DasnötigeProjektmanagementkenntTranssystem-VorsitzenderStanisławSroka„voninnen“: Er selbsthatseinUnternehmenzum„projektorientiertenUnternehmen“reorganisiert.MitdiesemVorhabenplatziertesichdasUnternehmenimJahr2002als Preisträgerbeim„IPMAInternationalProjectManagementAward“. Foto: Transsystem Gleich zweimal hat Transsystem einen Preis beim „International Project Management Award“ errungen, den die GPM gemeinsam mit dem Dachverband „IPMA International Project Management Association“ auslobt. In Berlin wurde das polnische Unternehmen im Jahr 2002 für eine Pioniertat in Sachen Projektmanagement belohnt: Binnen eines Jahres stellte der polnische Spezialist für Automobil-Fertigungsanlagen sein Unternehmen auf projektorientiertes Arbeiten um. In einem eigenen Projekt ließ das Unternehmen Mitarbeiter ausbilden, führte Methoden und Werkzeuge aus dem Projektmanagement ein und passte seine Arbeitsprozesse den Projektmanagement-Leitlinien an. Was die Assessoren vor drei Jahren besonders beeindruckte: Obgleich Transsystem bereits ein umfangreiches Qualitätsmanagement betrieben hatte, musste es beim Projektmanagement quasi „von unten“ beginnen. So hoben Assessoren seinerzeit die sorgfältige Zieldefinition des Projekts hervor. Das Unternehmen habe das neue Projektmanagement-System umsichtig geplant sowie seiner Vision und der Strategie angepasst. Auch bei der Analyse der gesteckten und erreichten Ziele schnitt das Unternehmen gut ab. Notiz am Rande: Projektleiter war damals Stanisław Sroka, der heutige Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. Im vergangenen Jahr errang Transsystem einen weiteren Erfolg. Auf dem IPMA-Weltkongress in Budapest gewann es wiederum einen Preis für Bestleistungen im Projektmanagement. Gemeinsam mit Goodyear Debica hatte das Unternehmen ein Logistik-System entwickelt, das die Reifenproduktion (rund 45.000 Reifen täglich) beispielsweise bei Logistik, Endkontrolle und Lagerung steuert. Die Jury lobte die Art und Weise, wie Transsystem die Projektziele definierte und dabei die Interessen unterschiedlicher Kundengruppen zusammenfasste. Sie hob zudem die Mitarbeiterorientierung des Projekts hervor sowie den Erfolg, dass das Projekt pünktlich und im Rahmen des Budgets abschloss. Otto Zieglmeier, Director des „International Project Management Awards“, betont die Bedeutung solcher Auszeichnungen auch für die Projektmanager weltweit: „Wir können von den Einstellungen und Vorgehensweisen der ausgezeichneten Projektmanager, ihres Projektumfelds und ihrer Stakeholder viel über exzellentes Projektmanagement lernen.“ Er empfiehlt, Einblick in die Welt der Gewinner zu nehmen. Hintergrund: DiebeidenpreisgekröntenTranssystem-Projekte projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 0 5 aktuell 48 KARRIERE Sie, Herr Sroka, sind selbst Projektmanager und haben das Projekt einer Reorganisation Ihres Unternehmens geleitet … … es ging darum, aus Transsystem ein projektorientiertes Unternehmen zu machen. Das war eine wichtige Wende für unser Unternehmen. In vielen Bereichen wird uns heute beim Projektmanagement die Exzellenz bescheinigt, in anderen Bereichen sind wir gut und wollen dennoch besser werden. Sehen Sie einen Vorteil darin, dass Sie als Vorstandsvorsitzender selbst Projektmanager sind und die Praxis kennen? Ich bin froh, dass ich mit dem Projektmanagement intensiv in Berührung gekommen bin. Ein projektorientiertes Unternehmen kann nur funktionieren, wenn der Vorstand sich des Themas Projektmanagement sehr intensiv annimmt. Ich fordere und fördere Projektmanagement. Ich kenne aus eigener Erfahrung die Rahmenbedingungen, die unsere Projektmanager benötigen. Eine persönliche Frage: Wann sind Sie das erste Mal mit Projektmanagement in Berührung gekommen? Meine Kenntnisse über Arbeitsorganisation und Projektmanagement habe ich bei einem deutschen Automobilkonzern erworben, für den ich über mehrere Jahre gearbeitet habe. Viel gelernt über Projektmanagement haben wir aber auch durch den Assessment-Prozess, der unsere Teilnahme am „International Project Management Award“ begleitet hat. Bereits das Selfassessment bei der Bewerbung hat neue Erkenntnisse erbracht, dann aber vor allem der Besuch der Assessoren in unserer Firma. Von ihnen haben wir wertvolles Feedback bekommen. Empfehlen Sie die Teilnahme an den nationalen und internationalen Projektmanagement-Wettbewerben? Ja. Uneingeschränkt. OliverSteeger aktuell projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 0 5