eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 18/2

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
61
2007
182 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

„Projekte lernen schlecht.“

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2007
Heinz Schelle
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2 EDITORIAL aktuell projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 P rojekte lernen schlecht“. Dieser Satz von Roland Gareis kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich die betriebliche Realität betrachte. Die in dieser Ausgabe rezensierte Dissertation von Schindler mit dem Titel „Wissensmananagement in der Projektabwicklung. Grundlagen, Determinanten und Gestaltungskonzepte eines ganzheitlichen Projektmanagements“ enthält die Ergebnisse einer interessanten Umfrage. Sie bestätigt mich in der Meinung, dass zwischen Anspruch und Realität auch auf diesem Gebiet noch eine erhebliche Lücke klafft. Dieses Schwerpunktheft verfolgt den Zweck, wieder einmal das erhebliche Potenzial, das systematisches Wissensmanagement in sich birgt, ins Gedächtnis zu rufen. Helmut Strohmeier, sehr erfahren in Organisationsprojekten, stellt uns institutionelle und prozedurale Lerneinrichtungen vor und präsentiert ein Sieben-Faktoren-Modell. Bei prozeduralen Lerneinrichtungen differenziert er weiter in prospektive, perspektive (während des Projektverlaufs) und retrospektive Workshops. Sein Credo: „Wenn es uns gelingt, in die allgemeingültigen und bewährten Vorgehensweisen des Projektmanagements Lernprozesse einzuklinken ... sollten wir einen entscheidenden Schritt hin zu mehr erfolgreichen Organisationsprojekten gegangen sein.“ Marco Hunger („Erfahrungssicherung in IT-Projekten“) macht einen Prozessvorschlag zur Bewahrung von Erfahrungen aus IT-Projekten und unterscheidet kooperative Projektevaluierung, Projektreviews und Lessons-Learned- Methode. Seine empirische Analyse von 16 großen IT-Projekten kommt in etwa zum gleichen Ergebnis wie Schindler, dass nämlich „das Nutzenpotenzial einer Erfahrungssicherung bei Weitem noch nicht ausgeschöpft wird.“ Wie Strohmeier plädiert er für die Sicherung von Erfahrung zur Projektlaufzeit. Im Gegensatz zu vielen, nach meinem Geschmack allzu technokratischen Konzepten aus der Informatik und Wirtschafsinformatik betont er, dass für ein wirksames Wissensmanagement die intrinsische Motivation aller Beteiligten vorhanden sein und eine Kultur des Vertrauens herrschen muss. Der Erfahrungshintergrund von Andrea Cüppers, Gewinnerin des Studienpreises der GPM, ist der Hochbau. Auch sie betont sehr stark die Bedeutung der Unternehmenskultur für erfolgreiches Wissensmanagement und weist dem Topmanagement eine entscheidende Rolle als Promotor zu. Den Aufbau einer Wissensbasis während der Projektabwicklung beschreibt sie als Spirale. Sie unterscheidet wissensorientierte Projektgespräche und Projektdokumentation. Da Wissensmanagement in den meisten Unternehmen noch nicht erfolgreich eingeführt wurde, hebt Cüppers die Erfolgsfaktoren besonders hervor. Wie schon betont: An der Spitze der Faktoren steht die Unternehmenskultur. Ihre Förderung ist eine Aufgabe für die Organisationsentwicklung. Die Folge der Schwerpunktthemen beschließt Michael Frahm mit „Projekte lernen schlecht.“ einem sehr instruktiven Beitrag über kostenlose und kostenpflichtige Kostenkennwertsammlungen für Bauprojekte. Mein Fazit: Es wird Zeit, dass auf dem Gebiet „Wissensmanagement“ den vielen Worten endlich Taten folgen. Über ein spektakuläres Projekt, in dem sich das Führungskonzept besonders bewährt hat, berichtet Oliver Steeger. Für den Umzug vom alten zum neuen Flughafen Bangkok stand ein ganz kleines Zeitfenster zur Verfügung, eine Herausforderung, in der sich Projektmanagement schon öfters bewähren musste. Unser Mitglied der Redaktion sprach mit dem Projektleiter. Auch über ein zweites, spektakuläres Projekt hat sich Oliver Steeger informiert: Binnen sechs Monaten zog die DHL den Rohbau für ihr neues Fracht-Drehkreuz am Leipziger Flughafen hoch. Es soll ab Herbst 2007 zu den drei weltweit größten Knotenpunkten des Logistikkonzerns gehören. Das Team stützte sein Projektmanagement auf den Standard PRINCE2. Einer meiner noch unerfüllten Träume ist es, einmal über ein Großprojekt lesen zu können: Die Projektgruppe arbeitete mit KING1, der Projektmanagementmethodik der GPM. Ob ich das noch erlebe? Im aktuellen Stichwort werden uns von Jens Bernotat und Jürgen Stein Tipps und Tricks zum Thema „Business Case“ geboten, ein Begriff, der zurzeit in aller Munde ist. Wie immer Mey Mark Meyer mit einem Softwarebericht. Heute wird Projectile vorgestellt, ein Programmsystem, das nicht nur die Ausführungsplanung und die Projektverfolgung unterstützt, sondern auch das Erstellen von Angeboten und die Abrechnung der Leistungen bis zur Rechnungserstellung. Zum guten Schluss zeigt uns Karin Staab, wie es möglich ist, durch einen Modul „Projektmanagement“ im Rahmen eines berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs Impulse zur Kompetenzentwicklung von Ingenieuren zu geben. Und noch eine höchst erfreuliche Nachricht sozusagen in letzter Minute: Am 9. 5. eröffnet die GPM in Berlin ihr Hauptstadtbüro mit einem Festvortrag. (Näheres siehe www.gpm-ipma.de) P. S.: Wir bitten Sie, den beiliegenden Fragebogen zu unserer Zeitschrift auszufüllen. Zwar wurde unser Publikationsorgan in der jüngsten infas-Befragung der GPM-Mitglieder sehr gut bewertet, wir sind aber daran interessiert, wie wir in Zukunft die Zeitschrift im Detail verbessern können. Herzlichen Dank für Ihre Mühe! Als Preise verlosen wir 3 × das Loseblattwerk „Projekte erfolgreich managen“ unter allen fristgerechten Einsendern.