eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 18/2

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
61
2007
182 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Denkwerkzeuge für dynamische Märkte – Ein Wörterbuch

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2007
Helmut Strohmeier
Wohland, G./Wiemeyer, M: Denkwerkzeuge für dynamische Märkte. Ein Wörterbuch. Edition Oktopus, Verlag Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, 306 S., ISBN 978-3-86582-394-6, EUR 48,–
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53 projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 aktuell Wie kann ein Wörterbuch ein Denkwerkzeug sein, möchte man fragen? Ein Instrument, um sich Wissen herauszupicken, das ja, aber ein Denkwerkzeug? Und außerdem, was ist das überhaupt, ein Denkwerkzeug? Liegt es dann aufgeschlagen da, überrascht eine Serie fein aneinandergereihter Provokationen: o Taylorismus, Aufstieg und Fall einer genialen Idee o Die Vernunft im Unsinn o Im Kontext hoher Dynamik ist Können wichtiger als Wissen o Kostensenkungsprogramme verbessern nicht die Effizienz o Die Paradoxie der Kulturentwicklung o Der Begriff Informationsflut ist ein Widerspruch in sich o Interne Anreize erzeugen Mittelmaß o Kein Unternehmen kann sich an den Wünschen seiner Kunden orientieren o Die Alternative „zentral oder dezentral“ ist eine Denkfalle o Outsourcing ist nicht die Nutzung fremder Skaleneffekte o Für das Management komplexer Projekte sind Methoden Nebensache Interesse und Widerstand fühlen sich gleichermaßen angeregt. Das Denken beginnt sich warmzulaufen. Liest man dann die Ausführungen zu obiger Liste, fühlt man sich ungemein angespornt, den Thesen sogleich entschiedenen Widerspruch entgegenzusetzen (man betrachte sich nur den letzten Punkt). Sich auf eigene mentale Modelle berufend, kann schon mal ein „so ein Unsinn“ über die Lippen rutschen. Aber dann verwirren die von den Autoren ebenso geschickt gewählten wie simpel formulierten Beispiele. Plötzlich fragt man sich, ob der intuitive Widerstand sich nur deshalb regte, weil beim Lesen der Zeilen ebenso lieb gewonnene wie althergebrachte eigene Denkschemata sich einer Bedrohung ausgesetzt sahen. Plötzlich ist man sich also gar nicht mehr sicher, ob Wohland/ Wiemeyers Thesen tatsächlich absurd sind oder es doch eher die eigenen lang gehegten und gepflegten Denkmodelle sind, die sich nun gegen ihre Revidierungs- oder wenigstens Renovierungsbedürftigkeit sträuben? Die Zeit des Nachdenkens setzt sich fort. Dem bereits anstrengenden erklärenden Teil, dem man gerne noch die ein oder andere ausführlichere Erläuterung zugestanden hätte, schließt sich das Glossar an, aber im Gegensatz zu anderen Büchern nicht als Zugabe, sondern als Hauptbestandteil. Nun aber wird es richtig anstrengend, denn alles ist jetzt noch viel komprimierter verfasst. Doch was Wohland/ Wiemeyer hier gelungen ist, kann wohl nur der Denkweise eines Physikers, Wohland ist ein solcher, entsprungen sein. Jede Unterscheidung ist ein Mittel, um Zusammenhänge erkennen zu können. Darauf beruht schon das ohmsche Gesetz und Wohland/ Wiemeyer wagen sich nun an das soziale System eines Unternehmens heran, um es wie unter einem Seziermesser zu zerlegen und präzisionsgenau zu beschrieben. Und alles nur, weil sie begründen wollen, dass wir heute anders denken müssen als früher, um zu Spitzenleistungen zu gelangen, vielleicht sogar, um das Überleben unserer Unternehmen in einer globalisierten Welt sicherstellen zu können. Nicht alle Begriffsbeschreibungen sind mir verständlich und die ein oder andere verträgt auch heute noch meinen Widerspruch, und doch regen sie alle - was man gemeinhin von einem Wörterbuch eher nicht erwartet hätte - zum Denken an. So ist das Buch, obwohl nicht vordringlich für sie geschrieben, ein äußerst hilfreiches Werkzeug für Projektmanager. Es lenkt den Blick auf tief liegende Ursachen, wenn es ums Aufspüren wahrer Gründe eines nahenden oder bereits eingetretenen Misserfolgs geht, einer Havarie, wie Wohland/ Wiemeyer einen solchen nennen. Mir jedenfalls sind die Augen aufgegangen, als ich vor dem Hintergrund des Buches meine bisherigen Projekte habe Revue passieren lassen. Die Gehirnzellen begannen zu rattern, das Denkwerkzeug trieb sie an, ganz automatisch und viel wirkungsvoller, als ich das je für möglich gehalten hätte. Ein äußerst bemerkenswertes Buch für alle, die Unternehmen fortentwickeln und dabei die Hebel dort ansetzen wollen, wo die größte Hebelwirkung erwartet werden kann. Helmut Strohmeier n Buchbesprechung Denkwerkzeuge für dynamische Märkte - Ein Wörterbuch Wohland, G./ Wiemeyer, M: Denkwerkzeuge für dynamische Märkte. Ein Wörterbuch. Edition Oktopus, Verlag Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, 306 S., ISBN 978-3-86582-394-6, EUR 48,-