PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
61
2007
182
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Let Your Projects Fly
61
2007
J.-Martin Hohberg
Sterrer, C./Winkler, G.: Let your projects fly – Projektmanagement, Methoden, Prozesse, Hilfsmittel. Next Level Consulting, Goldegg-Verlag, Wien 2006, 216 S. mit CD-ROM,
ISBN-10: 3-9018800-20-8, EUR 38,80
pm1820054
55 projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 aktuell Mit CD-Rom! » Let your projects fly « Christian Sterrer Gernot Winkler Projektmanagement » Methoden » Prozesse » Hilfsmittel Die österreichischen Autoren (Jahrgang 1968/ 69) von www. nextlevel.at bezeichnen ihr Buch als operatives Nachschlagewerk für Kursabsolventen, die eine praxisorientierte und anwenderfreundliche Anthologie in der unübersichtlichen Vielfalt der Projektmanagementliteratur suchen. Das Buch ist mit Seidenglanzpapier und vielen Farbgrafiken ansprechend aufgemacht. Die CD-ROM bietet zugehörige Checklisten, Vorlagen und Tools sowie einen hauseigenen Werbeblock. Originell ist der versuchte Spagat zwischen Methodenkompetenz und Prozessorientierung. Das erste Viertel des Buches behandelt die Einzelaspekte: Projektplanung, Abgrenzung und Kontextanalyse, Projektauftrag, Umweltanalyse, Projektergebnisplan, Projektstrukturplan, Arbeitspakete, Zuständigkeiten, Projektmeilensteinplan, Balkenplan, Personaleinsatzplan, Kostenplan, Projektorganigramm, Projektrollen, Kommunikationsstrukturen, Projektspielregeln und Risikoanalyse. Jeder „Methoden-Steckbrief“ enthält ein grafisches Beispiel und eine „Controlling-Box“ mit Hinweisen zur Nachführung im Projektverlauf. Leider wird auf Wissenskanons wie die ICB oder den PMBoK ® kein Bezug genommen; ärgerlicherweise fehlen im gesamten Buch auch jegliche Quellen und weiterführende Literaturangaben. Ein Exkurs stellt diverse Mittel des Projekt-Controllings vor: Produktreifegradmodell, Earned-Value-Analyse, Meilensteintrendanalyse, Rollout-Matrix und Projekt-Cashflow-Analyse. Störend mutet an, dass die Projektmitwirkenden als (unbeschränkt? ) verfügbare Ressource erscheinen. Schleichende Änderungen des Projektumfangs bilden kein Problem und Projektkrisen sind ausgeklammert, da solche bei guter Planung nicht vorkämen! Ebenso das Qualitätscontrolling (Audits o. Ä.), weil es als „Projektinhalt“ unterhalb der Soll-Flughöhe liegt. Im zweiten Hauptteil werden die gelernten Methoden kursmäßig an einem „Dummy“-Projekt gefestigt, dafür muss das Schreiben eben dieses PM-Lehrbuchs herhalten - wie originell! Daran gemessen erscheint das Planungsinstrumentarium als purer Overkill, der Stoff wird damit kaum vertieft. Einzige zusätzliche Punkte sind der periodische Team-Befindlichkeitscheck („Projekt-Blitzlicht“) und je ein Beispiel zu Projektfortschritts- und Abschlussbericht. Ansonsten beschränkt sich die soziale Dimension auf die „Umwelt“-Analyse, Projektrollen und Projektspielregeln. Knapp die Hälfte des Buches nimmt der dritte Teil mit einem Leitfaden durch den Projektablauf ein: Übersicht PM-Prozesse - Beauftragungsprozess - Startprozess - Controllingprozess - Koordinationsprozess - Abschlussprozess. Man blickt gespannt auf das Gesamtprozessnetzwerk einer projektorientierten Organisation, doch wird vom Beauftragungsprozess direkt aufs Einzelprojekt gezoomt. Die Autoren lassen nicht erkennen, ob sie jemals die ISO 10 006 überflogen haben. Erneut finden sich Wiederholungen, denn die Prozesssicht sticht sozusagen in einer anderen Richtung durch denselben Methodenhaufen. Bei der Frage der Projektklassierung, d. h. dem Zuschnitt des PM-Aufwands auf die Komplexität, ist der Link zum Risikomanagement zu schwach. Unter dem irreführenden Begriff „Projektwürdigkeitsanalyse“ werden zudem Projekte in der Linie kurzerhand zu Nicht- Projekten erklärt. Entwicklungstätigkeit in einer F&E- Abteilung oder einem Ingenieurbüro - mit teilweise komplizierten externen Stakeholdern wie Kundenprojektleiter, Zulassungsbehörden, Marketing, Fertigungskette - wären demnach kein Projekt? Der Realitätssinn des Lesers wird auch an anderen Stellen strapaziert. Was soll man z. B. von der Aussage halten, „häufig scheitern Projekte an der falschen Auswahl des Projektauftraggebers“ - kann man sich den denn aussuchen? Vielleicht als Berater, aber nicht als angestellter Projektleiter. Auf dem unterschriebenen Projektauftrag zu bestehen, könnte einen Nachwuchsprojektleiter direkt in die Kündigung jagen … Eher ginge es um die Ausstattung mit den richtigen Befugnissen, die aber eine Frage der Erfahrung des Projektleiters, der Intensität seiner Begleitung und somit des PM- Reifegrads sind. Das vorliegende Buch ist nicht das lang erwartete Werk zum Projekt-Coaching. Dem Bild vom Kind auf dem Buchdeckel entsprechend handelt es sich um einen Ratgeber für Flugschüler, der Leser verlässt sozusagen nie den Flugsimulator. Als etwas erfahrener Pilot würde man sich wünschen, den rauen Wind der Wirklichkeit mehr am Steuerknüppel rütteln zu spüren. J.-Martin Hohberg (SPM, PMI Switzerland), IUB Ingenieur-Unternehmung AG Bern, Thunstr. 2, CH-3005 Bern, Tel. : ++ 4 / 3 / 3 57 85, Fax: ++ 4 / 3 / 3 57 2, E-Mail: martin.hohberg@iub-bern.ch n Buchbesprechung Let Your Projects Fly Sterrer, C./ Winkler, G.: Let your projects fly - Projektmanagement, Methoden, Prozesse, Hilfsmittel. Next Level Consulting, Goldegg-Verlag, Wien 2006, 216 S. mit CD-ROM, ISBN-10: 3-9018800-20-8, EUR 38,80