eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 18/2

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
61
2007
182 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Impulse zur Kompetenzentwicklung im Projektmanagement

61
2007
Kathrin Staab
In allen Branchen ist die Kompetenzdebatte en vogue. Über das Erfordernis von Kompetenzen von Ingenieuren, Kaufleuten bzw. von allen Mitarbeitern in diversen Fachbereichen eines Unternehmens ist man sich einig (im Sinne der Sprachökonomie wird die männliche Form benutzt). Wie ist es jedoch realisierbar, ein adäquates Kompetenzrepertoire im Kontext mit der Wirtschaft zu entwickeln? Dass Projektmanagement im Rahmen eines berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs dazu geeignet erscheint, Impulse zur Kompetenzentwicklung für Ingenieure zu geben, soll dieser Beitrag exemplarisch zeigen. Die Autorin hat an dem Curriculum des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs „Fahrzeugsystemtechnologien“ (M. Sc.) mitgewirkt und an der FH Braunschweig/Wolfenbüttel den dafür erforderlichen Akkreditierungsprozess verantwortlich koordiniert. Im Rahmen des in das Studienprogramm integrierten Managementmoduls hat sie die Veranstaltung Projektmanagement unter dem Aspekt der Auseinandersetzung mit aktivierender Hochschuldidaktik konzipiert.
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56 KARRIERE aktuell projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 Zur methodischen Herangehensweise im Verständnis von Praxisrelevanz - Soll-Konstruktion eines spezifischen Anforderungsprofils an einem „Ingenieur-Typus“ Interviews mit Führungskräften in verschiedenen Organisationseinheiten bzw. Fachbereichen der Volkswagen AG zur kompakten Anforderungsrealität an Ingenieure sollten exemplarisch dazu dienen, über identifizierte Anforderungen als Kompetenzkomponenten (z. B. Kooperationsfähigkeit) und deren Bündelung in Kompetenzdimensionen (z. B. Sozialkompetenz) gezielt kompetenzorientiert an der Hochschule arbeiten zu können. Dazu hat es sich angeboten, aus den Interviewaussagen einen Idealtypus zu kondensieren. Durch Clusterungsprozesse sollte ein „Soll-Modus“ zur hochschuldidaktischen Handhabbarkeit für ein Weiterbildungsstudium entworfen werden. Dieser Ablauf orientierte sich an der von der qualitativen Sozialforschung diskutierten und praktizierten Typenbildung, die sich über Einzelfälle empirisch erschließen und begründen lässt [1]. Das in der Abb. 1 dargestellte Kompetenzspektrum eines sich aus den Interviewaussagen generierenden spezifischen „Ingenieur-Typus“ setzt Fachkompetenz grundsätzlich voraus. Das spezifische Anforderungsprofil der Volkswagen- Expertise favorisiert die Anforderung an ein Sozialkompetenzspektrum an Ingenieure in einer Dreiteilung. Folgende Subkategorien wurden ermittelt: Team-, Kommunikations- und Kooperationskompetenz. Der Teamkompetenz wird die entscheidende Rolle beigemessen. Zwei Fünftel aller für das Unternehmen als wesentlich erachteten fachübergreifenden Kompetenzen sind somit Sozialkompetenzen von Ingenieuren zuzuordnen. Gleichzeitig ist die hohe Gewichtung der Anforderung an Ingenieur-Methodenkompetenz auffallend. Im Verhältnis zu allen selektierten Kompetenzdimensionen handelt es sich um ein notwendiges Methodenkompetenzspektrum, das mehr als einem Fünftel der gesamten fachübergreifenden Ingenieurkompetenz entspricht. Dabei wird auf Problemlösungskompetenz und Präsentationskompetenz der Ingenieure im Unternehmen besonderer Wert gelegt. Die spezifisch dargestellte Notwendigkeit von personaler Kompetenz betrifft circa ein Fünftel aller Anforderungen an fachübergreifende Kompetenzen in dem Unternehmen. Das Erfordernis erweiterter Fachkompetenz und interkultureller Kompetenz, in der Summe mit ebenso einem Fünftel des Anforderungsprofils, macht das Anforderungsspektrum an fachübergreifende Kompetenzen deutlich. Erweiterte Fachkompetenz versteht sich dabei flankierend zur Fachkompetenz von Ingenieuren. Der größte Schwerpunkt wird von den Interviewpartnern auf der Anwendung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse gesehen, auf Wirtschaftlichkeitsdenken, der Berücksichtigung kommerzieller Interessen des Unternehmens und auf Kenntnissen des Arbeits- und Patentrechts. Das über die Experteninterviews identifizierte Ingenieurkompetenzprofil ist in diesem Fall Ausdruck einer exemplarischen Anforderungsebene für Ingenieure. Dieses Anforderungsprofil bedeutet im Umkehrschluss, dass den Studierenden die Aufmerksamkeit über subjektivierte Bildung gelten muss, um ihnen Freiräume und Möglichkeiten zu bieten, sich mit diesem, für den Erfolg des Unternehmens wesentlichen Kompetenzrepertoire auseinanderzusetzen und sich daran orientierend zu entwickeln. Im Transfer an die Hochschule gilt es, dieses spezifische Profil zu berücksichtigen und sich Impulse zur Kompetenzentwicklung im Projektmanagement Ein Weiterbildungsstudiengang für Ingenieurinnen und Ingenieure Kathrin Staab In allen Branchen ist die Kompetenzdebatte en vogue. Über das Erfordernis von Kompetenzen von Ingenieuren, Kaufleuten bzw. von allen Mitarbeitern in diversen Fachbereichen eines Unternehmens ist man sich einig (im Sinne der Sprachökonomie wird die männliche Form benutzt). Wie ist es jedoch realisierbar, ein adäquates Kompetenzrepertoire im Kontext mit der Wirtschaft zu entwickeln? Dass Projektmanagement im Rahmen eines berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs dazu geeignet erscheint, Impulse zur Kompetenzentwicklung für Ingenieure zu geben, soll dieser Beitrag exemplarisch zeigen. Die Autorin hat an dem Curriculum des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs „Fahrzeugsystemtechnologien“ (M. Sc.) mitgewirkt und an der FH Braunschweig/ Wolfenbüttel den dafür erforderlichen Akkreditierungsprozess verantwortlich koordiniert. Im Rahmen des in das Studienprogramm integrierten Managementmoduls hat sie die Veranstaltung Projektmanagement unter dem Aspekt der Auseinandersetzung mit aktivierender Hochschuldidaktik konzipiert. 57 projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 aktuell didaktisch darauf einzustellen. Im Sinne des Systems Wirtschaft - Hochschule lässt sich diese Selektion von Kompetenzdimensionen als Auftrag zu gezieltem Umgang mit Studienkonzepten deuten, um auf die Rekrutierung eines ermittelten Idealtypus hinzuarbeiten. Konsequenz für eine hochschuldidaktische sequenzielle Studiengestaltung über Projektmanagement Die Aussagen einer diagnostischen Selbstevaluation der Studierenden haben im persönlichen Interesse zur Kompetenzentwicklung Überlegungen für eine sequenzielle Studiengestaltung verstärkt. Auffallend war die Zuordnung der Priorität von Projektmanagement durch die Teilnehmer im Zusammenhang mit ihren Angaben zur Aufteilung ihrer persönlichen Ingenieurarbeitsleistung. Bei der Aufteilung der Ingenieurarbeitsleistung wird von der befragten Stichprobe (86 Prozent Ingenieure, 14 Prozent Ingenieurinnen) Projektmanagement mit einem Anteil von 22,2 Prozent favorisiert. Gleichzeitig wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Erfahrungen im Umgang mit Projektarbeit sehr unterschiedlich sind. Entscheidend für die Untersuchung war, dass circa ein Viertel der Studierenden keine Projekterfahrungen hatte, zumal im grundständigen Studium für 22,9 19,8 10,4 7,3 39,6 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 Methodenkompetenz in [%] Sozialkompetenz in [%] personale Kompetenz in [%] erweiterte Fachkompetenz in [%] interkulturelle Kompetenz in [%] Abb. 1: Prozentualer Anteil von Anforderungen an Ingenieur-Kompetenzdimensionen, identifiziert aus Interviews mit Experten der Volkswagen AG [2] Anzeige 58 KARRIERE aktuell projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 mehr als drei Fünftel der Ingenieure noch keine Möglichkeit bestand, sich mit der Thematik an einer Hochschule auseinandersetzen zu können. Der aus der Evaluation identifizierte Widerspruch in den Aussagen bestand darin, einerseits in die Projektarbeit im Unternehmen mit unterschiedlicher Ausrichtung involviert zu sein und andererseits individuelle Unsicherheiten wahrzunehmen. Dazu wurde Kompetenzentwicklungsbedarf zum Projektmanagement, vor diesem Hintergrund primär zum Umgang mit Sozialkompetenz (28 Prozent der Aussagen), signalisiert. Diese Aussagen reflektieren auf das Erfordernis der Verknüpfung von wirtschaftlichen Gegebenheiten im Projektmanagement und deren hochschuldidaktischer Einbindung. Im Interesse der Notwendigkeit einer Schwerpunktsetzung, begründet durch limitierte Rahmenbedingungen eines weiterbildenden Ingenieurstudiengangs, wurde die Auseinandersetzung mit der Dimension Sozialkompetenz aufgrund der Ergebnisse von Fremd- und Selbsteinschätzung über subjektorientierte, aktivierende Hochschuldidaktik favorisiert. Zur Studieneinheit: Projektmanagement - am Beispiel der Projektmethode Der Weiterentwicklung von Ingenieur-Sozialkompetenz wurde oberste Priorität eingeräumt. Zur Reihenfolge des Projektdesigns der Studieneinheit Projektmanagement über einen Projektmanagementprozess durch die Projektmethode/ Fallstudie, für die konkrete Konstellation bezeichnet als: „Project Method PEELS/ Case Study in Vehicle Systems“ (Tabelle 1): 23 Prozent der Ingenieure haben ausgesagt, dass ihrerseits noch keine Projekterfahrung bestand. Einen Gesamtüberblick zu der Prozesskette der Elektronikentwicklung eines Fahrzeugs konnte niemand nachweisen. Der an diesen Weiterbildungsstudiengang gekoppelte Anspruch an das Systemverständnis eines System-Ingenieurs, an seine Schnittstellenkompetenz im Umgang mit der Komplexität der elektronischen Vernetzung muss Chancen bieten, sich diesen Ansprüchen stellen zu können. Selektive Projektarbeit der Ingenieure im Unternehmen, die nur auf Phasen ausgerichtet ist, genügt den Anforderungen nicht. Die genannten Umstände und artikulierten Anforderungen bzw. Kompetenzentwicklungsbedarfe in ihrer Gesamtheit haben dazu geführt, einen Projektauftrag zu formulieren, in dem sich die studierenden Ingenieure wiederfinden mussten. Damit verbunden war die Überlegung, sich mit dem Projektprozess identifizieren zu können und über persönliches Engagement dem individuellen Kompetenzentwicklungsinteresse Rechnung zu tragen. Im konstruktivistischen Verständnis wurde folgender Projektauftrag von den Projektteilnehmern vorgestellt: „Stellen Sie bitte das durchgängige Projektmanagement zur Erfassung der kompletten Prozesskette der Fahrzeugentwicklung an einem ausgewählten Beispiel aus der Fahrzeugelektronik dar - der Entwicklung elektronischer Lichtsteuerung (PEELS). Betrachten Sie die Auseinandersetzung mit diesem Prozess als Ihren Beitrag zum Fahrzeugsystemverständnis. Entwickeln Sie als Projektteam zu diesen komplexen Abläufen in der Konsequenz eine CD-ROM, die zur selbstständigen Auseinandersetzung mit diesem Prozess anregt.“ Es galt die Priorität, durch die Offenheit der Formulierung genug Freiheitsgrade einzuräumen, um den Studierenden die Rolle von Akteuren zukommen zu lassen. Der Projektauftrag wurde während des ersten Projektmeetings diskutiert. Bis zum offiziellen Projektbeginn wurde ein Zeitraum von zwei Wochen zugelassen, um über interne Kommunikation eine Projektstruktur zu finden, die einem erfolgreichen Projektprozess dienlich sein sollte. Zu Beginn hat die Autorin zum Ausdruck gebracht, sich nicht in einer Dozentenrolle, sondern als Begleiterin zu sehen und Zurückhaltung zu üben, um den Studierenden die Chance für Freiräume in ihrer Akteursfunktion zu bieten. Das Projektdesign ist der Tabelle 1 zu entnehmen. Nach der Projektdurchführung lassen sich grundlegende Aussagen zur Entwicklung fachübergreifender Kompetenzen treffen, wobei, wie schon erwähnt, Fachkompetenz ständig vorausgesetzt wird. Zur Auseinandersetzung mit Sozialkompetenz Vergleicht man die Ergebnisse der diagnostischen Selbstevaluation der Akteure in ihrem subjektiven Kompetenzentwicklungsanliegen mit den Ergebnissen der Selbstevaluation nach dem Projektprozess, ist dem primären Bedarf der Auseinandersetzung mit weiterer Entwicklung von Sozialkompetenz Rechnung getragen worden. Die Favorisierung der Schwerpunktsetzung auf Sozialkompetenz, projektbedingt konkretisiert auf Teamarbeit und damit auf Teamkompetenz, wurde im Wesentlichen erreicht (vgl. Abb. 2). Auch wenn noch genug Potenziale bei den Teilnehmern vorhanden sind, um sich subjektiv einen sehr guten Ausprägungsgrad (davon hat niemand Gebrauch gemacht) in kritischer Selbstdistanz attestieren zu können, sind die Probanden in dem Pilotprojekt Projektphase Inhalt Phase 0 Projektinitiative - Projektstart/ Projektmeeting Projektauftrag erster Entwurf einer Projektskizze und eines Projektstrukturplans Entwurf des Projektdesigns Phase 1 (2 SWS) Simulation eines Projektmanagementprozesses zur Erfassung der kompletten Prozesskette der Fahrzeugentwicklung an einem ausgewählten Beispiel der Fahrzeugelektronik „PEELS“ aus der Distanz der jeweiligen Fachabteilung bzw. des Unternehmens via Internet und Interaktionen in Meilensteinmeetings = studienbegleitendes Projekt 1 Phase 2 (2 SWS) Ergebnissicherung/ Studieneinheit Projektmanagement im Rahmen des Moduls Managementtraining als Präsenzeinheit/ Darstellung der kompletten Prozesskette exemplarisch durch die Studierenden = Präsenzveranstaltung laut Curriculum Phase 3 (2 SWS) Entwicklung einer CD-ROM zu dem Projekt „PEELS“ als Resümee von einem Projektteam zur multimedialen Unterstützung beim Selbstlernen = studienbegleitendes Projekt 2 Tabelle 1: Projektdesign zur Erfassung der Prozesskette der Fahrzeugelektronik am Beispiel elektronischer Lichtsteuerung - Umsetzung der „Project Method PEELS/ Case Study in Vehicle Systems“ [3] 59 projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 aktuell diesbezüglich sensibilisiert worden. Die positive, subjektiv wahrgenommene Veränderung zu Kernkompetenzen zum Projektmanagement in kleinen Ausprägungsgraden bestätigt den Umgang mit aktivierender Hochschuldidaktik im perspektivischen Anliegen. Zusammenfassung Die Untersuchung zu diesem weiterbildenden Ingenieurstudiengang bestätigt die Kompetenzforschung aus der Perspektive der Ingenieurwissenschaften unter Aktivierungsgesichtspunkten von Studierenden für die Anforderungen der Wirtschaft aus der Sicht der Automobilindustrie. Die kleine Stichprobe zeigt, dass ein Projektmanagementprozess über das Setting aktivierender Hochschuldidaktik - Projektmethode/ Fallstudie - in einem begrenzten Zeitrahmen positive Kompetenzveränderungen bei den Studierenden/ Akteuren hervorruft. Zu dieser didaktischen Herangehensweise ist ein reflexives Untersuchungsdesign für die Anforderungsebene der Wirtschaft als Ausdruck von Wechselseitigkeit anwendbar. Es beruht einerseits auf der Basis von Fremdeinschätzung durch Experten der Automobilindustrie, andererseits auf der Grundlage der Selbsteinschätzung der Akteure. Der gesellschaftliche Strukturwandel und der Anspruch an eine hohe technologische Leistungsfä- 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Kooperationsfähigkeit Kommunikationsfähigkeit Integrationsfähigkeit Selbstvertrauen Einsatzfreude Eigenverantwortlichkeit Leistungswille Verantwortungsbewusstsein Initiative Flexibilität Überzeugungskraft Motivation Konfliktfähigkeit Empathie (Einfühlungsvermögen) situationsgerechtes Auftreten Kompromissfähigkeit Ausprägungsgrad von Projektbeginn bis Projektende Ø vorher Ø nachher Ø Kompetenzveränderung Legende Ausprägungsgradzuordnung 0 = gar nicht ausgeprägt, 1 = gering ausgeprägt, 2 = grundlegend ausgeprägt, 3 = gut ausgeprägt Abb. 2: Kompetenzveränderung der Studierenden nach dem Projekt Sozialkompetenz - Schwerpunkt: Teamkompetenz (Komponenten) [4] higkeit erfordern ein adäquates Ingenieurprofil, das sich nur über neue Studienstrukturen rekrutieren lässt. Kompetenz steht in dem Kontext vor allem für Selbstorganisation, für Flexibilität, für Zuständigkeit, für Handlungsfähigkeit, für Potenziale und für eine neue Perspektive im Verständnis eines Pendants zu diesen komplexen Veränderungsprozessen. Kompetenz steht für Befähigung zum Selbstlernen, für Aktivität, Motivation, Offenheit und Verantwortungsbewusstsein. Ein Wandel von formalisierter, fremdorganisierter und standardisierter Qualifikation, um Kompetenzentwicklung im weiterbildenden Ingenieurstudium zu realisieren, ist möglich. Er geschieht durch entsprechende Erschließung und Nutzbarmachung von Selbstorganisationsdispositionen der Studierenden, vor allem über Aktivität und Verantwortungsverlagerung. Bedingt durch die Tätigkeit der Studierenden in der Wirtschaft, ist die Orientierung an deren Anforderungstrends im Hinblick auf Praxisrelevanz, Authentizität und auf ihr unmittelbares subjektives Verwertungsinteresse unabdingbar. Dies geschieht im wechselseitigen Abgleich Unternehmen - Hochschule. Da die Wirtschaft, wie empirisch belegt, weniger als 50 Prozent traditioneller Ingenieurarbeitsleistung einfordert, ist eine Orientierung der Ingenieure auf die Auseinandersetzung mit fachübergreifenden Kompetenzen relevant. 60 KARRIERE aktuell projekt M A N A G E M E NT 2/ 20 07 Es ist für den Anforderungskontext wesentlich, sich mit einer Hochschuldidaktik auseinanderzusetzen, die die Fähigkeit zur Neukonstruktion von Wissen forciert. Akademiker verfügen über reproduzierbares Wissen, sie müssen jedoch auf ein Repertoire an Kompetenzen zugreifen können, um Wissen neu zu konstruieren und nicht reproduzieren zu können. Dazu sind Freiräume, Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten erforderlich. Dem interdisziplinären Charakter von Projektmanagement entsprechend, ist Fachkompetenz für einen Projekterfolg nicht ausreichend. Fachübergreifende Kompetenzen der Projektbeteiligten sind ebenso erforderlich. Die Forcierung des Berufsbezugs unter Identifikationsgesichtspunkten der Studierenden/ Akteure, die bewusste Einbeziehung sozialer Kontexte in ihrem individuellen Verwertungsinteresse, unter Beachtung des für sie wesentlichen Pendelns zwischen Wirtschaft und Hochschule, sind entscheidend für die weitere Entwicklung eines adäquaten Kompetenzspektrums. Ein Projektprozess lässt sich nicht in allen Einzelheiten planen. Das Problem bestand vor allem in der Heterogenität des Teams (Ingenieurdisziplin, verschiedene Unternehmen, räumliche Distanz, Zeit). Die Schwerpunktsetzung auf die Entwicklung von Sozialkompetenz als besonders relevante Ingenieurkompetenz, dazu wiederum auf Teamkompetenz wurde im Wesentlichen realisiert. Eine positive Kompetenzveränderung war in sehr kleinen Schritten in dem limitierten Projektzeitraum von zwei Monaten durch Selbstevaluation über Selbstreflexion nachweisbar (Abb. 2). Ein auffallender Nachweis von Kompetenzentwicklung ist für diese Zeit nicht leistbar. Leistbar ist jedoch das Einräumen von Chancen, von Freiheitsgraden, um den Studierenden weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Veränderungen sind in kleinen Schritten realisierbar und nachweisbar. Es ist festzustellen, dass sich die Probanden für aktivierende Didaktik sensibilisieren lassen. Dieses Ergebnis spricht für die hochschuldidaktische Herangehensweise in der subjektorientierten Verantwortungsverlagerung. n Literatur [1] Kelle, U./ Kluge, S.: Vom Einzelfall zum Typus - Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. In: Qualitative Sozialforschung, Bd. 4, Opladen 1999 [2] Staab, K./ Hartmann, H.: Auswertung von Experteninterviews. Studienbegleitendes Projekt (unveröffentlicht), Wolfsburg 2003 [3] Eigendarstellung in Anlehnung an Frey, K.: Die Projektmethode: Der Weg zum bildenden Tun. Weinheim und Basel 1998 [4] Staab, K.: Impulse zur Kompetenzentwicklung durch einen weiterbildenden Ingenieurstudiengang unter dem Aspekt der exemplarischen Auseinandersetzung mit aktivierender Hochschuldidaktik im Kontext innovativer Wirtschaftsprozesse. Dissertation Dezember 2004 Schlagwörter Entwicklung fachübergreifender Kompetenzen im Projektmanagement, Fremd- und Selbsteinschätzung, Ingenieur-Typus, neue Studienstruktur, Projektmanagement und Studium, reflexives Untersuchungsdesign subjektorientierte Verantwortungsverlagerung Autorin Dr. Kathrin Staab hat Wirtschaftspädagogik und Wirtschaftsingenieurwesen (Schwerpunkt Transportwesen) studiert. Sie war bisher bei der Bahn, Binnenschifffahrt, in der Erwachsenenbildung und an der Fachhochschule Braunschweig/ Wolfenbüttel tätig. Dort hat sie sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung und Umsetzung von zwei Weiterbildungsstudiengängen befasst, wobei Qualitätsentwicklung im Kontext mit der Wirtschaft im Mittelpunkt stand. Sie unterrichtet an der Ludwig-Erhard-Schule in Salzgitter in der kaufmännischen Berufsausbildung und arbeitet an einem innovativen Bildungsprojekt mit der C & S group der FH, das Schule, Hochschule, Unternehmen und Institutionen zusammenbringt. Anschrift Alte Teichstr. 12 D-38444 Wolfsburg Tel.: 0 53 08/ 91 01 31 Fax: 0 53 08/ 91 04 58 E-Mail: staab_kathrin@web.de www.rillsoft.de Download 30-Tage-Vollversion Rillsoft GmbH • Unterer Ezachweg 55 • 71229 Leonberg Tel.: 07152-395745 • Fax: 07152-395744 • E-Mail: info@rillsoft.de Projektmanagement Software - Terminplanung - Ressourcenmanagement - Kapazitätsplanung - Personaleinsatzplanung - Projektportfolio - Integrierter Report-Generator - Terminplanung - Ressourcenmanagement - Kapazitätsplanung - Personaleinsatzplanung - Projektportfolio - Integrierter Report-Generator Anzeige