PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.„Unsere Absolventen werden in Projektmanagement und Unternehmensführung ‚zuhause sein‘“
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Oliver Steeger
Erstmals bietet eine Universität in Deutschland einen Masterstudiengang zum Projektmanagement an – und stellt dabei ein ambitioniertes Qualifizierungsangebot vor. Die Studierenden werden sich nicht nur mit Projektmanagement, sondern auch mit Fragen der modernen Unternehmensführung befassen. Das Ziel: Die Absolventen dieser berufsbegleitenden Weiterbildung sollen als unternehmerisch denkende Projektmanager agieren und Brücken zwischen Unternehmen und Projekten bauen. Hinter dem ehrgeizigen Projekt stehen die renommierte Gesellschaft für Weiterbildung e.V. (gfw) und die Universität der Bundeswehr (beide München). Professor Rainer Marr, Vorstandsvorsitzender der gfw, gibt Einblick in den Studiengang, der möglicherweise bald zur Spitzenlehre im Projektmanagement zählen wird.
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55 KARRIERE projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 07 aktuell Herr Professor Marr, Anbieter von Projektmanagementqualifizierung stehen trotz guter Marktchancen im harten Wettbewerb. Häufig hat derjenige Erfolg, der bei Unternehmen kurze Ausbildungszeiten offeriert; es wird um jeden Seminartag gefeilscht. Sie nun bereiten einen berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengang vor, der sich über vier Semester und 60 Präsenztage an der Universität der Bundeswehr erstrecken wird. Wie passt dies zusammen? Prof. Rainer Marr: Man kann die klassischen, reinen Projektmanagementlehrgänge nicht mit dem Studiengang vergleichen, den wir vorbereitet haben. Unser Masterstudiengang zum Projektmanagement ist fachlich-inhaltlich deutlich breiter angelegt. Wir greifen über die Curricula der Lehrgänge und beispielsweise über die Anforderungen der ICB 3.0 hinaus. Was unterscheidet Ihren Studiengang beispielsweise von den verbreiteten Lehrgängen der GPM? Zunächst ein Wort zu dem, was beide verbindet. Wir kooperieren intensiv mit der GPM. Unser Studiengang schließt die Inhalte ein, die die ICB 3.0 fordert. Zudem erwerben unsere Studierenden nach Abschluss ihres Studiums auch das IPMA-Zertifikat für Projektmanager nach einer Zusatzprüfung. Doch wir haben, wie gesagt, die Inhalte erweitert. Die Studierenden werden sich bei uns intensiv mit Betriebswirtschaft befassen, mit Unternehmensführung, Softskills, Kooperationsmanagement, Changemanagement und Innovationsmanagement. Diese Themen werden für das Projektmanagement immer wichtiger. Wir werden diese ergänzenden Themen nicht nur anschneiden, sondern vertiefen. Inwiefern werden diese Themen wichtiger? Viele Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt - und zwar zu projektorientierten Organisationen. Denken Sie an Siemens! Dort wird mittlerweile mehr als die Hälfte des Umsatzes durch Projekte erwirtschaftet. Neben spezialisierten Projektmanagern benötigen diese Unternehmen unternehmerisch denkende Projektmanager, oder besser: kompetent in Projekten denkende Unternehmer. Auf dieses veränderte Qualifikationsprofil reagieren wir. „Unsere Absolventen werden in Projektmanagement und Unternehmensführung ‚zuhause sein‘“ Münchener PM-Masterstudiengang in Kooperation mit der GPM entwickelt Oliver Steeger Erstmals bietet eine Universität in Deutschland einen Masterstudiengang zum Projektmanagement an - und stellt dabei ein ambitioniertes Qualifizierungsangebot vor. Die Studierenden werden sich nicht nur mit Projektmanagement, sondern auch mit Fragen der modernen Unternehmensführung befassen. Das Ziel: Die Absolventen dieser berufsbegleitenden Weiterbildung sollen als unternehmerisch denkende Projektmanager agieren und Brücken zwischen Unternehmen und Projekten bauen. Hinter dem ehrgeizigen Projekt stehen die renommierte Gesellschaft für Weiterbildung e.V. (gfw) und die Universität der Bundeswehr (beide München). Professor Rainer Marr, Vorstandsvorsitzender der gfw, gibt Einblick in den Studiengang, der möglicherweise bald zur Spitzenlehre im Projektmanagement zählen wird. Prof. Rainer Marr kündigt den ersten Projektmanagement-Masterstudiengang an einer deutschen Universität an. Foto: gfw PM_3_07.indd 55 23.06.2007 18: 44: 30 Uhr 56 KARRIERE aktuell projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 07 Also Projektmanager, die die nötigen Brücken zwischen Unternehmen und Projekten bauen? Ja. Es wurde und wird häufig von Unternehmern gefordert, dass sie in Projekten denken und mit Projekten ihre Strategie umsetzen. Diese Forderung wird in vielen Unternehmen mittlerweile erfüllt. Unternehmer lernen in Projekten zu denken. Jetzt aber brauchen wir auch Fachleute, die mit ihrer Schlüsselqualifikation Projektmanagement stark unternehmerisch denken. Dafür müssen sie wissen, wie man Unternehmensstrategien aufbaut und Unternehmen steuert. Haben sich Unternehmer ins Projektmanagement eingefunden, so sollen sich jetzt Projektmanager ins Unternehmerische einfinden? Richtig! Wir brauchen Fachleute, die sowohl im Projektmanagement als auch in der Unternehmensführung zuhause sind. Sie haben bereits einige inhaltliche Schwerpunkte Ihres Studiengangs genannt. Innovationsmanagement beispielsweise. Es ist unbestritten, dass Innovationen Rohstoff für unsere Wirtschaft sind und dass viele Innovationen durch Projekte geschaffen werden. In diesen Projekten arbeiten spezialisierte Projektmanager. Erforderlich sind aber zusätzlich Projektmanager, die die Innovationskultur verbessern und Innovationen kanalisieren können. Innovationen werden heute in Teams und Netzwerken erzielt, nicht durch einzelne Erfindergenies. Auf die Herausforderungen, Netzwerke zu gestalten, wollen wir unsere Studierenden vorbereiten. Gibt es zu diesem vergleichsweise neuen Thema bereits Forschungsergebnisse, die Sie verwenden können? Die gibt es, und zu unserem Glück ist die Universität der Bundeswehr an diesen Forschungen beteiligt. Wir können die Ergebnisse also direkt in die Lehre überführen. Kooperationsmanagement ist ein weiteres Stichwort, das Sie eben genannt haben. Beim Kooperationsmanagement gilt vom Prinzip her Ähnliches wie beim Innovationsmanagement. Wir wissen, dass viele Projekte heute unternehmensübergreifend, auch im internationalen Zusammenhang oder virtuell durchgeführt werden. Die Kooperation bei solchen Projektformen bedarf ebenfalls eines integrierenden Managements. Projektmanager müssen wissen, was bei diesen Formen der Zusammenarbeit geschieht und wie sie die Kooperation steuern können. Die beiden Themenfelder - Innovation und Kooperation - werden doch auch in den bereits angebotenen Lehrgängen angesprochen … Angesprochen und für Projektmanager aufbereitet, das ist korrekt. Aber sie können nicht vertieft werden. Deshalb betrachte ich unseren Studiengang als ergänzendes Angebot zu den Lehrgängen. Wir werden mit einer Grup- Die Universität der Bundeswehr München: Hier starten ab Herbst angehende Projektmanager ihr weiterbildendes Studium. Foto: gfw PM_3_07.indd 56 23.06.2007 18: 44: 31 Uhr 57 projekt M A N A G E M E NT 3/ 20 07 aktuell pe von 25 Studierenden starten. Auch daran können Sie den ergänzenden Charakter unseres Studiengangs erkennen. Er ist nicht für den breiten Markt konzipiert. Bei Masterstudiengängen ist es obligatorisch, dass sich Studierende im vierten, dem letzten Semester spezialisieren können. Welche Vertiefungsrichtungen sind bei Ihnen geplant? Wir haben für das vierte Semester zwei branchenbezogene Richtungen vorgesehen, zwischen denen Studierende wählen können. Das sind die Bereiche Automotive und IT, zwei in Süddeutschland stark vertretene Branchen. Zudem werden wir einen vertiefenden Schwerpunkt zum Thema interkulturelles Projektmanagement offerieren. Ihr Studiengang soll, so sagten Sie eben, mit einer bewusst überschaubaren Gruppe gestartet werden. Was erwartet die Studierenden? Sie werden möglicherweise von den neuen Lehr- und Lernformen überrascht sein, in deren Entwicklung wir viel Zeit investiert haben. Das Lehren und Lernen hat mit dem Studium, wie es viele kennen, wenig zu tun. Wir dürfen ja nicht vergessen: Unsere Teilnehmer haben bereits Berufserfahrungen gesammelt und sind persönlich gereift. Konkret? Unsere Studierenden werden ihr Wissen sowohl anhand von Fallstudien als auch in der Praxis ihres Unternehmens erarbeiten. Dies betrifft auch die Prüfungen: Sie können sich auf „Case Studies“ beziehen oder auf Managementberichte über Aufgaben und Schwierigkeiten in ihrem Unternehmen. Die direkte Anwendung des Wissens in der realen Praxis ist uns sehr wichtig. Ähnliches gilt für die Entwicklung der Sozialkompetenz und der Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Wir verfolgen das didaktische Ziel, dass sich unsere Studierenden gewissermaßen gegenseitig coachen - und diese Kompetenz auch in ihre Führungspraxis mitnehmen. Über den Nutzen eines weiterbildenden Studiums für die Studierenden wird viel gesprochen. Von einem berufsbegleitenden Studiengang erwartet man aber auch Nutzen für die Unternehmen. Was teilen Sie der Wirtschaft zu Ihrem Angebot mit? Unsere Studierenden erwerben zwei international anerkannte Abschlüsse, zum einen den akademischen Master-Titel, zum anderen das IPMA-Zertifikat. Damit können Unternehmen die Kompetenz ihrer Mitarbeiter weltweit schlüssig belegen. Bei diesem Nachweis der Projektkompetenz sehen wir einen deutlichen Imagegewinn für die Unternehmen. Ein weiterer Nutzen bietet freilich das ganzheitliche Management-Know-how, das unsere Absolventen in die Unternehmen tragen … … die Mischung aus unternehmerischem und projektbezogenem Wissen? Die Absolventen werden sich beispielsweise darauf verstehen, Schnittstellen zu verbinden - etwa zwischen der Entwicklung und der Produktion oder zwischen der Produktion und dem Vertrieb. Es ist bekannt, dass es an diesen Schnittstellen in vielen Firmen zu Reibungsverlusten kommt. Welche Unternehmen zählen Sie zu Ihrer Zielgruppe? Heute verfügen viele Großunternehmen über eine ausgezeichnete interne Projektmanagementausbildung. Siemens ist mit seinen Ausbildungsmodellen Vorbild für viele andere Konzerne. Diese Unternehmen werden wir kaum erreichen können. Daher werden wir uns insbesondere an Unternehmen wenden, die sich keine eigene Qualifizierung leisten können, aber ebenfalls eine breite Projektmanagementkompetenz benötigen. Was erwarten Sie von Ihren Studierenden? Seitens der Teilnehmer setzen wir ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie Berufs- und Projekterfahrung von drei bis fünf Jahren voraus. Wir werden also Teilnehmer zwischen 30 und 35 Jahren mit unterschiedlicher akademischer Vorbildung ansprechen, sowohl Ingenieure und Betriebswirte als auch Verwaltungs- oder Geisteswissenschaftler. Gerade in diesem interdisziplinären Mix unserer Teilnehmer liegt ein großer Reiz! Sie werden stark mit der GPM sowie mit Unternehmen kooperieren. Welche Kooperationen wurden eingerichtet? Ich möchte drei hervorheben. Wir haben einen Steuerungskreis eingerichtet, ein Gremium, das sowohl mit Vertretern der Universität der Bundeswehr München als auch von der GPM und aus der Wirtschaft besetzt ist. Dieses Gremium wird den Studiengang begleiten. Außerdem werden Dozenten von der Universität sowie aus der Praxis - also aus Unternehmen - unterrichten. Wir planen, dass etwa die Hälfte der Dozenten aus der Praxis kommen wird. Und: Als akademischen Leiter des Studiengangs haben wir Prof. Heinz Schelle gewonnen, einen sowohl in der Forschung und Lehre als auch in der Wirtschaft ausgewiesenen Experten für Projektmanagement. Als ehemaliger Vorstand und Ehrenvorsitzender ist er auch vielen GPM-Mitgliedern bekannt. n Informationen: Die gfw vergibt zur Premiere des neuen Masterstudiengangs zwei Teilstipendien, mit denen rund die Hälfte der Studiengebühren (regulär: 18.900 EUR) gedeckt werden. Interessenten bittet die gfw um eine Bewerbung mit der Kurzbeschreibung eines Projekts, das der Bewerber durchgeführt hat. Weitere Informationen zum Studiengang und zu den Teilstipendien: Claudia M. Dörr, claudia.doerr@gfw-munich.de Die Inhalte dieser Zeitschrift werden von Verlag, Herausgeber und Autoren nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet und zusammengestellt. Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der einzelnen Angaben kann jedoch nicht übernommen werden. 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