PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
121
2007
184
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Projektmanagement auf der Grundlage von PRINCE2
121
2007
Heinz Schelle
Hedemann, B./Vis van Heemst, G./Frederiksz, H.: Projektmanagement auf der Grundlage von PRINCE2 – PRINCE2 Edition 2005. Van Haren Publishing (NL) 2006, ISBN 90-77212-64-7, 276 S., EUR 31,75
pm1840046
46 WISSEN aktuell projekt M A N A G E M E NT 4/ 20 07 Wer sich je durch das englische Manual von PRINCE2 1 gekämpft hat, wird das Buch zu schätzen wissen. Nach einer allgemeinen Einführung in das Projektmanagement wird PRINCE2 zunächst kurz vorgestellt. Die Autoren bezeichnen es als Projektmanagementmethode, die einen generischen Standard „für alle Projekttypen, für jede Art von Umgebung und für alle Projektgrößen“ bietet (S. 23). Ausdrücklich wird betont: „Soziale und kommunikative Fähigkeiten, Techniken und unterstützende Software sind nicht Teil von PRINCE2.“ Es folgt dann eine eingehende Darstellung der einzelnen Prozesse, nämlich o der Vorbereitung des Projekts, o der Initiierung eines Vorhabens, o der Lenkung eines Projekts, o der Steuerung einer Phase, o des Managements der Produktlieferung, o des Managements des Phasenübergangs und o des Abschließens eines Projekts. Die in Anlehnung an den PMBoK verwendeten Schemata „Input ➞ Subprozess ➞ Output“ machen die Zusammenhänge sehr gut klar. Anschließend werden die acht Komponenten von PRINCE2 erläutert. Dies sind o der Business Case, o die Organisation, o die Pläne, o die Steuerungsmittel, o das Projektmanagement, o die Qualität in den Projekten (gemeint ist das Qualitätsmanagement innerhalb einer Phase), o das Konfigurationsmanagement und o die Änderungssteuerung. Aus meiner Sicht ist besonders erfreulich, dass PRINCE2 den Business Case sehr hervorhebt und damit sowohl die Verbindung von Projektauswahl und der Strategie einer Organisation als auch den Anwendungserfolg eines Projekts in den Mittelpunkt stellt. Beide Aspekte werden ja im PMBoK (Third Edition), im alten Wissensspeicher der GPM und in der DIN 69 904 vernachlässigt, obwohl sich der Fokus seit Langem in der praxisorientierten Litera- 1 Vgl. auch den Beitrag von Alan Harpham und Graham Williams „Das aktuelle Stichwort: Prince2 - The Facts“ in der Nummer 3/ 2006 von projektMANAGEMENT aktuell . tur abzeichnet und die GPM in ihrer Loseblattsammlung bereits vor zehn Jahren in einem umfangreichen Aufsatz mit dem Titel „Projektmanagement und Geschäftsfeldstrategie“ auf die Thematik aufmerksam gemacht hat. In Abwandlung eines geflügelten Satzes der Juristen („Der Blick ins Gesetz erhöht die Rechtskenntnis.“) könnte man sagen: „Der Blick in die Literatur erhöht die Kenntnisse im Projektmanagement.“ Leider gilt die Lektüre von Fachliteratur in weiten Kreisen immer noch als Zeichen für Unterbeschäftigung im Unternehmen. Positiv ist auch zu bewerten, dass es gelungen ist, eine klare Definition für den Begriff „Programm“ zu finden, die auf die zeitliche Begrenztheit Bezug nimmt. Schließlich gefällt mir auch sehr gut, dass die Entwickler von PRINCE2 den eigentlichen Produktentstehungsprozess besonders hervorheben, ein großes Anliegen unseres Schwerpunkthefts 4/ 2006. Daneben werden noch vier sogenannte Techniken vorgestellt, und zwar die Produktbasierte Planung, die Technik der Arbeits- und Kapazitätsplanung (in Deutschland würde man Ablauf- und Einsatzmittelplanung sagen), der „Änderungssteuerungsansatz“ und die Qualitätsprüfungstechnik. Der Zusammenhang zwischen den drei verschiedenen Arten von Elementen, nämlich Prozesse, Komponenten und Techniken, wird auf S. 32 gezeigt. Bei der Einsatzmittelplanung tappen die Autoren allerdings voll in die Netzplantechnikfalle und propagieren eine vorgangsbzw. arbeitspaketorientierte Planung, die als gescheitert gelten kann. In der Anlage finden sich noch einige, relativ unsystematisch zusammengestellte Dokumente. Die zunächst insgesamt positive Beurteilung des Buches muss allerdings am Schluss etwas relativiert werden. So sieht sich der deutsche Leser mit einer ganzen Reihe von neuen Begriffen konfrontiert, so etwa „Projektmandat“, „Projektleitdokument“, „Integraler Selbstkostenpreis“, „Teamplan“ und „Risikoprotokoll“. Für den nicht so versierten Anfänger dürfte die Anwendung von PRINCE2 auch nicht ganz leicht sein. Man hätte sich hier doch für verschiedene Dokumente nicht triviale Beispiele gewünscht. Alles in allem ist das Buch aber sehr nützlich und trägt erheblich zum besseren Verständnis des Modells bei. Die Rezension gibt mir die Gelegenheit, nochmals auf meine seit Jahren erhobene Forderungen hinzuweisen: Die GPM muss so bald wie möglich ein eigenes Vorgehensmodell entwickeln. Sonst wird sie irgendwann von PRINCE2, das jetzt schon eine deutsche Benutzergruppe hat, ausgestochen. Heinz Schelle n Buchbesprechung Projektmanagement auf der Grundlage von PRINCE2 Hedemann, B./ Vis van Heemst, G./ Frederiksz, H.: Projektmanagement auf der Grundlage von PRINCE2 - PRINCE2 Edition 2005. Van Haren Publishing (NL) 2006, ISBN 90-77212-64-7, 276 S., EUR 31,75 PM_4_07.indd 46 04.10.2007 13: 14: 42 Uhr
