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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Innovationsfreude und Projektmanagement als „Rüstzeug“ der Wirtschaft
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Oliver Steeger
Manche Botschaften müssen auf die Spitze getrieben werden, nur so finden sie Gehör. „Die Innovatoren der deutschen Wirtschaft sollten eigentlich wie Popstars gefeiert werden“,
pointierte jüngst Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Die hochfliegende Forderung hat einen harten, wahren Kern. Nur Innovationen können heute die
Wirtschaft zukunftsfest machen. Von diesem Erfindergeist ist man in Deutschland indes weit entfernt. „Der entscheidende Erfolgsfaktor für das langfristige Überleben von Unternehmen ist die Fähigkeit zur Innovation, die Fähigkeit, systematisch Ideen zu generieren, neue Produkte und Leistungen zu entwickeln und erfolgreich am Markt umzusetzen“, erklärte Prof. Bullinger. In vielen Unternehmen fehle das rechte Klima für neue Ideen und deren Vermarktung. „Es ist bezeichnend, dass ein Viertel der guten Ideen unseren Innovatoren beim Spazierengehen in freier Natur kommen – und nur vier Prozent am Arbeitsplatz“, sagte der renommierte Forscher vor rund dreihundert Projektmanagern auf dem „24. Internationalen Deutschen Projektmanagement Forum 2007“ in München.
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M it scharfer Analyse, launigem Humor und treffsicheren Pointen warb Prof. Hans-Jörg Bullinger auf dem Forum für Innovationsmanagement. „Innovationstreiber“ werden solch zukunftsdenkende Persönlichkeiten genannt, die sowohl mehr Erfindergeist als auch Vermarktung von Innovationen fordern. Auf dem Projektmanagement Forum der GPM waren gleich mehrere Innovationstreiber zu Gast, unter ihnen Prof. Martin G. Möhrle (Universität Bremen), der Gehirnforscher Prof. Gerhard Roth sowie Dr. Walter Kroy, Vorstand der Tharsos AG und der Ludwig-Bölkow- Stiftung. Die Keynote-Speaker waren sich einig: Projektmanager stehen in vorderster Front beim Ringen um gute und markttaugliche Innovationen. „Projektmanagement ohne Grenzen“ - unter dieses Leitwort stellte die GPM den zweitägigen Fachkongress auf der Münchner Praterinsel unweit des Maximilianeums, dem Sitz des Bayerischen Landtags. Über dreihundert Projektmanager, Wissenschaftler und Berater waren zusammengekommen. „Die Herausforderung, Grenzen hinter sich zu lassen, beginnt bei der Bewältigung von Hierarchiegrenzen im eigenen Unternehmen und setzt sich mit der Überwindung von Branchen- und Ländergrenzen fort“, gab Erwin Huber, Bayerischer Staatsminister für Finanzen und Schirmherr des Forums, den Projektmanagern mit auf den Weg. Er lobte die GPM in seiner Grußbotschaft als „treibende Kraft bei der Entwicklung des Projektmanagements in Deutschland“. Mit über sechzig Vorträgen hatte die GPM ein pralles Programm vorbereitet und in sieben Themenschwerpunkte gegliedert; viele der Vorträge aus Wissenschaft und Praxis kreisten um das Projektmanagement der Luft- und Raumfahrt sowie des Gesundheitswesens, zwei in Süddeutschland stark vertretene Branchen. Ein Schmankerl im Programm: Rund sechzig Forumsteilnehmer gingen auf Exkursion nach Oberpfaffenhofen und besuchten das Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2008 10 REPORT Oliver Steeger Innovationsfreude und Projektmanagement als „Rüstzeug“ der Wirtschaft Prominente Keynote-Speaker auf PM-Forum in München Manche Botschaften müssen auf die Spitze getrieben werden, nur so finden sie Gehör. „Die Innovatoren der deutschen Wirtschaft sollten eigentlich wie Popstars gefeiert werden“, pointierte jüngst Prof. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Die hochfliegende Forderung hat einen harten, wahren Kern. Nur Innovationen können heute die Wirtschaft zukunftsfest machen. Von diesem Erfindergeist ist man in Deutschland indes weit entfernt. „Der entscheidende Erfolgsfaktor für das langfristige Überleben von Unternehmen ist die Fähigkeit zur Innovation, die Fähigkeit, systematisch Ideen zu generieren, neue Produkte und Leistungen zu entwickeln und erfolgreich am Markt umzusetzen“, erklärte Prof. Bullinger. In vielen Unternehmen fehle das rechte Klima für neue Ideen und deren Vermarktung. „Es ist bezeichnend, dass ein Viertel der guten Ideen unseren Innovatoren beim Spazierengehen in freier Natur kommen - und nur vier Prozent am Arbeitsplatz“, sagte der renommierte Forscher vor rund dreihundert Projektmanagern auf dem „24. Internationalen Deutschen Projektmanagement Forum 2007“ in München. Foto: Oliver Steeger Professor Hans-Jörg Bullinger warb auf dem PM-Forum in München für besseres Innovationsmanagement. PM_1-08_10-13: Inhalt 21.12.2007 6: 03 Uhr Seite 10 Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), wo acht wissenschaftliche Institute angesiedelt und über eintausend Mitarbeiter beschäftigt sind. GPM-Vorsitzender Andreas Frick verwies bei der Eröffnung des Forums auf die „enorme Dynamik der letzten Jahre beim Projektmanagement“, berichtete vom Mitgliederzuwachs der GPM um zwanzig Prozent - und einem ausgebuchten Forum, einem erfreulich „vollen Haus“. „Projektmanagement ist eine eigenständige, etablierte Disziplin, die in vielen Branchen schon zum Berufsbild gehört“, freute sich Andreas Frick, „Projektmanager zählen heute mit zu den Innovationstreibern in Deutschland.“ Das Konzept der Technologie-Roadmaps stellte Keynote-Speaker Prof. Martin G. Möhrle vor, seit 2001 Direktor des „IPMI - Institut für Projektmanagement und Innovation“ an der Universität Bremen. Diese Roadmaps wurden als Werkzeug für Technologieplanung in den zurückliegenden zwanzig Jahren entwickelt. „In Analogie zur Straßenkarte betrachten wir ein Unternehmen in gewisser Weise als Fahrzeug, das sich auf einer Reise durch teils unbekanntes, teils bekanntes Terrain befindet“, erklärte er. Der Fahrer des Fahrzeugs (also der Manager des Unternehmens) sei bei der Navigation zu unterstützen - eben mit einer Roadmap. Diese Roadmap helfe, betrieblich wichtige Technologien aufzuzeigen, ihre Vernetzung zu erfassen und sie mit anderen betrieblichen Gegebenheiten wie Ressourcen und Produkten zu verknüpfen. Sie bilde die Grundlage für die Planung von Ressourcen und Technologie. Dieses Technologie- Roadmapping berühre auch die Arbeit von Projektmanagern, wie Möhrle ausführte: Zum einen werden Roadmapping-Studien als Projekt durchgeführt. Zum anderen geben die Maps den Rahmen für die Gestaltung von Projekten und Portfolios in Forschung, Entwicklung und Innovation. Süddeutsche PM-Branchen im Fokus Mut zum Umgang mit Unsicherheit und Risiken bei Innovationen forderte Dr. Walter Kroy. „Man hat sich in der Wirtschaft bis vor Kurzem darauf eingerichtet, in stabilen Wachstumsphasen zu leben“, erklärte er, „das „Mut zur radikalen Innovation“ projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2008 l 11 Projekte mit Methode managen 3 4,90 €. Sie beherrschen das Tool und Ihre Projekte. Und nicht umgekehrt. Das Kursangebot auf der Seite: www.schwab-projektmanagement.de schwab@schwab-pm.de Anzeige Foto: Oliver Steeger Highways to innovations: Das Konzept der „Technologie- Roadmaps” erläuterte Prof. Martin G. Möhrle, seit 2001 Direktor des „IPMI - Institut für Projektmanagement und Innovation“ an der Universität Bremen. Foto: Oliver Steeger Über Trends im Projektmanagement informieren, Kontakte pflegen, Netzwerke erweitern - wie immer diente das Projektmanagement-Forum auch der Kommunikation „im kleinen Kreis“. PM_1-08_10-13: Inhalt 21.12.2007 6: 03 Uhr Seite 11 damit verbundene Rationalitäts-Leitbild bezog sich auf das Optimieren von Routineprozessen unter strikter Risikovermeidung.“ Vielfach geht man heute beim Innovationsmanagement „in kleinen Schritten“ vor, schiebt die bekannten Grenzen ein klein wenig ins Unbekannte vor und hält damit das Risiko des Misserfolgs gering; auf diesem Wege erzielen Unternehmen allerdings nur Feinanpassungen und finden deshalb auch nur Marktnischen - statt ganz neue Märkte zu entwickeln. So brachte Dr. Walter Kroy auf dem Forum den Begriff der „radikalen Innovation“ ins Gespräch. Dieser Begriff bezieht sich einzig und allein auf den Neuigkeitsgrad der Technologie und des erforderlichen Marktes; Branchen, Produktarten oder Erkenntnisinhalte spielen eine untergeordnete Rolle. „Die radikale Innovation nutzt eine ganz neue Technologie für die Entwicklung und Aufschließung eines Markts, den es bisher noch nicht oder nicht in dieser Form gibt“, erklärte Kroy das Konzept, „Management und Strategien müssen für diesen Innovationstypus jedoch noch entwickelt werden.“ Indes, die Gesellschaft ändert sich nur schwerfällig - auch dann, wenn es um die Zukunftsaufgaben der Wirtschaft geht. Weshalb eigentlich? Das Verhalten des Menschen nachhaltig zu beeinflussen ist ein schwieriges Unterfangen; unmöglich ist dies aber nicht. Prof. Gerhard Roth begleitete die Projektmanager auf eine Reise in die verwirrend komplizierte Architektur des Gehirns. Seine Erkenntnis: Die Trägheit bei der Verhaltensänderung hat auch hirnanatomische Gründe. Vielfach bleibt uns selbst verborgen, weshalb wir trotz kluger Gründe mitunter unklug entscheiden. „Rein rationale Argumente und der Appell an die Einsicht sind zwecklos“, erklärte der Wissenschaftler, „den Kern der Persönlichkeit kann man ohnehin nicht verändern.“ Und Belohnungen, das verbreitete Motivationsmittel der Wirtschaft, verschleißen sich sehr schnell; das Gehirn „gewöhnt“ sich fix an Belohnungen, nimmt sie als selbstverständlich und entwertet sie gewissermaßen. Was bleibt zu tun? Jeder Mensch hat ein emotionales, nicht sprachliches Erfahrungsgedächtnis, das zumeist unbewusste Verhaltensmotive speichert. Geschickte Führungskräfte sprechen intuitiv diese „Gehirnregionen“ an - und haben Erfolg damit. Was die Projektmanager begeisterte: Anders als manche auf dem Psycho-Markt feilgebotene Technik ist diese Motivationsstrategie wissenschaftlich untermauert. Wer „hirngerecht“ führt, steht mit beiden Beinen fest auf sicheren Forschungsergebnissen. Projektwiderstände hirnanatomisch betrachtet 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2008 12 REPORT PM-Forum im Internet-TV In Kooperation mit Movilution Media hat die GPM ein neues Informationsangebot zum diesjährigen Projektmanagement-Forum vorbereitet. Dreizehn Fachvorträge des Forums (unter anderem mit Prof. Hans- Jörg Bullinger und Dr. Walter Kroy) sowie über fünfzehn Experteninterviews sind als „Wissensspeicher“ im Internet (http: / / pmforum.tv24media.com) zu finden. Dort stehen die Videostreams bis zum 31.10. 2008 abrufbereit. Weiter gehende Informationen erhalten sie über info@pmforum2007.de Foto: Oliver Steeger Projekterfolge sind keine Frage des Schicksals! Stellen auch Sie Ihr Projekt durch eine fundierte Analyse und eine neutrale Aufwandschätzung bereits von Beginn an auf eine solide Basis. Minimieren Sie Ihre Risiken, vermeiden Sie böse Überraschungen und sichern Sie die Rentabilität Ihrer Investition. 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Erstmals verlieh die GPM den „Roland Gutsch Project Management Award 2007“, mit dem sie Persönlichkeiten aus dem Projektmanagement auszeichnet - und überreichte ihn an Heinz Palme, den Chef-Projektmanager der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Er hatte erfolgreich zwanzig Projektprogramme mit über 150 Einzelprojekten koordiniert, wie Laudator Prof. Heinz Schelle hervorhob. „Mit dem Motto ‚Zu Gast bei Freunden‘ und einer hervorragend organisierten Fußballweltmeisterschaft erwarb sich Deutschland weltweit Sympathien“, unterstrich Schelle die Verdienste des österreichischen Projektmanagers. Heinz Palme befasst sich derzeit mit der Fußball-Europameisterschaft (UEFA EURO 2008 vom 7. bis 29. Juni 2008 in Österreich und der Schweiz), dem drittgrößten Sportereignis der Welt nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft. Benannt wurde der neue Preis nach Roland Gutsch, Gründungsmitglied der GPM und IPMA (heute GPM- Ehrenvorsitzender). „Als langjähriger IPMA-Präsident und erster Vorstandsvorsitzender der GPM legte Roland Gutsch die Grundlagen für das heutige Projektmanagement“, betonte Prof. Hasso Reschke vor rund 370 Gästen der Award-Gala, die im Spiegelzelt des „Witzigmann & Roncalli Bajazzo“ zusammengekommen waren. So habe Roland Gutsch beispielsweise vor über 35 Jahren in einem Fernseh-Schulungskurs über zwanzigtausend Interessierte mit Grundlagen und Arbeitsweisen des Projektmanagements vertraut gemacht. Mit großer Überraschung nahmen die Galagäste die Juryentscheidung zum Deutschen Project Excellence Award 2007 auf. Zum ersten Mal in der zehnjährigen Award-Geschichte gingen weder ein Sieger noch Preisträger aus dem Wettbewerb hervor. Dr. Thor Möller: „Der Project Excellence Award wird nach standardisierten Bewertungstabellen vergeben.“ Anhand der Ergebnisse, die speziell geschulte Assessoren ermitteln, entscheide die Jury über den Grad der Exzellenz von Projektmanagement und Projektergebnissen. Dieses Mal habe, so Dr. Thor Möller, keiner der Finalisten die notwendige Punktzahl erreicht. Die Jury zeichnete jeweils ein Team von TNT und T-Systems mit dem Finalistenstatus aus und würdigte damit ihre exzellente Projektarbeit. Das Team des Logistik-Dienstleisters TNT Express hatte im Rahmen eines umfassenden Re-Engineering-Programms einen neuen Prozess implementiert, der für die Customer- Service-Abteilung aller TNT-Niederlassungen und das zentrale Customer Contact Center von Bedeutung ist. T-Systems nahm an dem Wettbewerb mit einem Projekt teil, bei dem Online-Datenverbindungen zu 2.700 Lidl-Filialen in Deutschland für den Austausch von Warenabgleichsdaten, Pfandinformationen und EC-Cash-Daten errichtet worden waren. ■ Heinz Palme (Mitte), Chef-Projektmanager der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, nahm den erstmals verliehenen „Roland Gutsch Project Management Award 2007“ mit nach Österreich. Prof. Hasso Reschke (links) gratulierte dem Preisträger, Prof. Heinz Schelle hielt die Laudatio. Foto: Oliver Steeger Im Rampenlicht der PM-Community: Zwei erfolgreiche Teams (TNT Express sowie T-Systems) schnitten als Finalisten beim Wettbewerb „Deutscher Project Excellence Award 2007“ ab. Foto: Oliver Steeger PM_1-08_10-13: Inhalt 21.12.2007 6: 03 Uhr Seite 13