PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
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UVK Verlag Tübingen
11
2008
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Diversity als Managementkonzept
11
2008
Dagmar Börsch
Berthold, Martina: Diversity als Managementkonzept – Gender und Diversity in Projekten. VDM-Verlag Dr. Müller e. K., Saarbrücken 2007, 138 S., ISBN 978-3-8364-2007-5, EUR 49,–
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projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2008 l 41 „Wenn zwei Menschen immer einer Meinung sind, ist einer überflüssig.“ Albert Einstein hat bereits den Nutzen der Vielfalt in seiner ganz eigenen Art auf den Punkt gebracht. Management der Vielfalt oder auch Diversity Management ist in erster Linie ein „Human-Resource-Ansatz“. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Wertschätzung einer jeden Mitarbeiterin und eines jeden Mitarbeiters, unabhängig davon, welchen Geschlechts, welcher Nationalität, Religion, sexuellen Orientierung oder gesellschaftlichen Gruppe sie oder er angehört. Dieser Ansatz zielt in Unternehmen darauf, diese Unterschiede für die Steigerung des Unternehmenserfolgs zu nutzen. Unternehmen, die durch Diversity Management ihre Unternehmenskultur verbessert haben, hatten zum Beispiel Vorteile bei der Einstellung neuer Mitarbeiter- Innen und konnten auch ihre Kundenbeziehungen verbessern. Was heißt Diversity für das Projektmanagement? Kann diese Managementmethode gezielt für den Projekterfolg eingesetzt werden? Ist Diversity in Projekten anwendbar, auch wenn die Stammorganisation Diversity Management noch nicht eingeführt hat? Diese Fragen behandelt Martina Berthold in ihrer Dissertation. Ihre Hypothese lautet: „Der zielgerichtete Einsatz und die Steuerung von Gender und Diversity in Projekten ❑ steigern die Effizienz der Zusammenarbeit, ❑ vermindern Projektrisiken, ❑ können Projektkrisen verhindern, ❑ erhöhen die MitarbeiterInnenmotivation, ❑ optimieren das Management der Interessengruppen und ❑ das Projektmarketing.“ Wichtig war Frau Berthold dabei der Fokus auf einen situationsangepassten, zielgerichteten Umgang mit personeller Vielfalt und dessen Integration in die Projektmanagementpraxis. Mit der theoretischen Aufbereitung des Themas stellt die Autorin den Stand der Wissenschaft dar, klärt die Begrifflichkeiten wie zum Beispiel „Gleichstellung“, „Antidiskriminierung“, „Gender Mainstreaming“ und die Auswirkungen verschiedener Förderprogramme. Sie stellt kurz diejenigen Projektmanagementprozesse und -methoden dar, die ihr im Hinblick auf das Diversity & ' ( ) * + Management wichtig erscheinen: u. a. Projektorganisation, Projekt als soziales System, Dynamik von Stereotypen. Die theoretischen Erkenntnisse ergänzt sie durch Leitfadeninterviews mit vier ProjektmanagerInnen - zwei Männern und zwei Frauen. Die Ergebnisse der Interviews sind mit einer kommentierten Transkription aufbereitet und qualitativ nach Mayring ausgewertet. Die Autorin stellt fest, dass Diversity in Projekten gemanagt werden kann, unabhängig davon, ob Diversity in der Gesamtorganisation bereits eingeführt ist oder nicht. Zum Abschluss gibt die Verfasserin Praxisanregungen, wie Gender und Diversity im Projektmanagement integriert werden können. Dabei konzentriert sie sich auf die Projektmanagement-Prozessschritte Start, Controlling, Projektkrise und Abschluss, wobei die Autorin den Projektstart als die wichtigste Phase für den gezielten Einsatz von Gender und Diversity betrachtet. Drei Schritte zu Gender und Diversity werden beschrieben: 1. Sensibilisierung: Gender und Diversity in Projekten bewusst wahrnehmen und reflektieren, Vielfalt sichtbar machen, Stereotypen als Orientierungsmuster wahrnehmen 2. Aktivierung: Gender und Diversity gezielt umsetzen und nutzen. Stereotypen kreativ einsetzen, das Spiel mit der Homo- und Heterogenität in Projektteams nutzen 3. Umsetzung: Gender und Diversity ins Projektmanagement integrieren Mein Resümee: Das Buch von Martina Berthold ist in erster Linie eine wissenschaftliche Forschungsarbeit und kein Methodenkoffer für die Anwendung von Gender und Diversity in Projekten. Frau Berthold erforscht einen noch wenig beachteten Bereich im Projektmanagement: die vielfältigen Fähigkeiten und Eigenschaften der Menschen für den Projekterfolg zu nutzen. Mit den transkribierten Interviews gelingt ihr der Spagat zwischen wissenschaftlicher Auswertung und lebendiger Projektwelt. Bei den Transferhinweisen für die Praxis finden die AnhängerInnen der praxisorientierten Literatur dann doch einige Hinweise für die Umsetzung in die Praxis. Aus meiner Sicht würde es sich lohnen, einen praktischen Leitfaden in einem weiteren Buch aus dieser Dissertation abzuleiten. Dagmar Börsch ■ Buchbesprechung Diversity als Managementkonzept Berthold, Martina: Diversity als Managementkonzept - Gender und Diversity in Projekten. VDM-Verlag Dr. Müller e. K., Saarbrücken 2007, 138 S., ISBN 978-3-8364-2007-5, EUR 49,- PM_1-08_36-41: Inhalt 21.12.2007 6: 18 Uhr Seite 41