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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Dem Leben einer oberbayerischen Bauernfamilie auf der Spur
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Oliver Steeger
Es braucht einen gewissen Rahmen, damit Professor Heinz Schelle von seinem vielleicht
erfolgreichsten Buch erzählt: ein gutes Essen mit einer Maß bayerischen Biers, die Muße des Abends oder frische Gebirgsluft beim Wandern. Dann berichtet er von seinem Buch, das mit Projektmanagement so viel zu tun hat wie die Berge seiner oberbayerischen Heimat mit der rheinischen Tiefebene. Heimatforschung ist das Stichwort!
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„ agebuch eines Bauernlebens“, heißt das Bändchen. Von 1765 bis 1797 hat sich die Bauernfamilie T Daisenberger ihre Alltagssorgen von der Seele geschrieben und ihrer Nachwelt eine einzigartige Chronik hinterlassen. Prof. Heinz Schelle erforschte das Bauernleben mit der wissenschaftlichen Akribie, mit der er auch im Projektmanagement arbeitet. Mosaikstein für Mosaikstein trug er zusammen, bis er das Leben der Familie rekonstruiert hatte, die nur einen Steinwurf weit weg von ihm gewohnt hat, quasi im Haus um die Ecke. „Die Familie ist den Schwierigkeiten des Lebens mit einer für heutiges Verständnis fast unbegreiflichen Selbstverständlichkeit begegnet“, sagt er nachdenklich. Heinz Schelle, der Heimatforscher im oberbayerischen Zugspitzland. Diese Arbeit macht ihm Freude, da glänzen seine Augen. Manche sagen, sie glänzen beim Historischen mitunter mehr als beim Projektmanagement - ein Gerücht wohl, nicht mehr. Tatsache aber ist: Rund zwanzigtausend Mal hat sich das „Tagebuch eines Bauernlebens“ verkauft. Es erschien vor zehn Jahren in einem Rosenheimer Verlag, und mit dem Werk hat Prof. Heinz Schelle nicht nur sich, sondern auch seinen Heimatort Oberau in Bayern berühmt gemacht. Nun ist er einer weiteren Biographie auf der Fährte, und ihre Spur verliert sich noch weiter in der Vergangenheit, tief im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Die Bruchstücke, die er in Kirchenbüchern, Bistumsarchiven und anderen Sammlungen findet, sind winzig. Wie ein Archäologe fügt er das Puzzle geduldig zusammen, bald wird das Bild rund sein. Doch anders als vor zwanzig Jahren noch kommt heute kaum ein Historiker direkt an die Originalquellen. Man kann nicht mehr in alten Papieren und Pergamenten blättern und stöbern. Geforscht wird mithilfe von Microfiches, Heinz Shelle bedauert dies. Hält er die Originaldokumente - Kirchenbücher und Regesten, Verwaltungsakten und bischöfliche Archivalien, Tagebücher und Briefe - in der Hand, so fühlt er sich den Menschen der Geschichte deutlich näher. Heinz Schelle kann erzählen, diese Gabe ist für einen Historiker hilfreich (und leider nicht jedem Historiker zueigen). Er erzählt plastisch, greifbar, lebensecht, volksnah. „Durch Oberau führte die Straße von Augsburg nach Venedig“, erklärt er, „wenn man in Augsburg einen Menschen grausam verurteilen wollte, verkaufte man ihn als Sklave an die venezianischen Galeeren.“ So passierte einst immer wieder ein Konvoi mit Verzweifelten seinen Ort, von den in Oberau lebenden Bauern furchtsam beobachtet. „Für die Verurteilten muss dies schlimmer gewesen sein als die Verurteilung zum Tode“, sagt Heinz Schelle. Unlängst legte er mit seinem Bruder und finanzieller Hilfe der EU einen historischen Lehrpfad in Oberau an, über den er seine Gäste heute kundig erzählend führt. Wer als Heimatforscher wirkt, muss daheim jedes Feld, jeden Anger, jedes Haus, jede Kirche, jeden Baum kennen. Nur so kann er alle Hinweise aus den Quellen deuten, und es entgeht ihm kein verstecktes Indiz. Mitunter bringen winzige Fingerzeige Licht in die dunklen Kapitel des sechzehnten oder siebzehnten Jahrhunderts und geben Einblick in die Alltagsgeschichte. „Die Historie der großen Geschlechter von Kaisern und Königen projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2008 l 19 Oliver Steeger Dem Leben einer oberbayerischen Bauernfamilie auf der Spur Heimatforschung - Professor Heinz Schelles zweite Domäne Es braucht einen gewissen Rahmen, damit Professor Heinz Schelle von seinem vielleicht erfolgreichsten Buch erzählt: ein gutes Essen mit einer Maß bayerischen Biers, die Muße des Abends oder frische Gebirgsluft beim Wandern. Dann berichtet er von seinem Buch, das mit Projektmanagement so viel zu tun hat wie die Berge seiner oberbayerischen Heimat mit der rheinischen Tiefebene. Heimatforschung ist das Stichwort! Foto: Oliver Steeger Prof. Heinz Schelle ist im oberbayerischen Zugspitzland als Historiker und Heimatforscher bekannt. Das Foto zeigt den Jubilar auf der GPM-Aktiven-Tagung im Februar 2008. PM_3-08_9-20: Inhalt 29.04.2008 12: 24 Uhr Seite 19 bildet nur den Rahmen für die Heimatgeschichte“, erklärt er, „mich interessiert mehr die Mentalität der damals Lebenden.“ In der Heimatgeschichte geht es um das Volk, das in vielen Geschichtsbüchern kaum eine Stimme findet. Wie war der Alltag? Was fürchteten die Menschen? Was bedrückte sie, was gab ihnen Hoffnung, wie hielten sie es mit Gott und Obrigkeit? Das Leben war beschwerlich und voller Not. Ein Glücksfall, wenn jemand des Schreibens kundig war und Muße fand, aus seinem Leben der Nachwelt zu berichten. Prof. Heinz Schelle fördert die Geschichte der einfachen Menschen zutage, eine mühsame, zeitraubende und doch erfüllende Tätigkeit. Er hat ein Netzwerk zu den Archiven und Bibliotheken seiner Heimat geknüpft, unterhält beste Verbindungen ins nahe gelegene Barockkloster Ettal und in erzbischöfliche Archive. Er berichtet in Heimatzeitschriften seiner Region, mit den Geschichten des Volkes will er wiederum auch das Volk erreichen. Kürzlich schrieb er unter dem Titel „Unser Brot gib uns heute“ über die Ernährung. Was aß man? Brot und Getreidebrei. Er beschrieb Küche und Essgewohnheiten. In Oberau spricht man ihn bewundernd, angerührt und betroffen auf seine Forschungsarbeit an. Auch die Geschichte des bayerischen Bieres weiß Heinz Schelle zu erzählen. Während der „Kleinen Eiszeit“ waren viele in Bayern verbreitete Weinstöcke erfroren. „Der Zusammenhang zwischen dem Niedergang des Weinbaus in kalten Zeiten und der Brauereigründungen ist unverkennbar“, erklärt er, „Hopfen ist winterfester als Wein, das haben die Leute damals schnell verstanden.“ So kam es zum Bier, bei dem Heinz Schelle besonders gerne über die Geschichte und Geschichten seiner Heimat erzählt. SONDERTEIL 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2008 20 ■ in-Step ® Risikomanagement Änderungsmanagement Qualitätsmanagement Anforderungsmanagement Projektmanagement Prozessmanagement Mit in-Step ® erreichen Sie: Die einfache Einführung von Standards - wie V-Modell ® XT, PRINCE2 ™ & Co. Den durchgängigen Rollout Ihrer individuellen Prozesse - CMMI ® - und SPICE-konform. Die effektive Zusammenarbeit in Ihren Teams - im LAN und Internet. 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