eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 19/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
101
2008
194 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

SPM intern

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2008
pm1940057
projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2008 l 57 SPM INTERN ❙ Unter diesem Titel führte die Swiss Project Management Association (spm) in Zusammenarbeit mit der BWI Management Weiterbildung am 3. April 2008 im Technopark in Zürich ihre Frühjahrstagung durch. Acht Referenten gingen in ihren Beiträgen auf den Umgang mit schwierig planbaren Projekten in dynamischen und komplexen Umfeldern ein. Es zeigte sich, dass herkömmliches Projektmanagement, das auf eine ausdifferenzierte Strukturierung und Gliederung setzt und den Projektablauf faktisch planerisch vorwegnimmt, zu statisch ist, um sich ändernde Rahmenbedingungen zugunsten des Projekterfolgs einbeziehen zu können. Ein Paradigma des klassischen Projektmanagements ist die zeitliche Gliederung des Projekts in Phasen, welche in verschiedenen Vorgehensmodellen zum Ausdruck kommt. Anhand verschiedener Verlaufsmodelle zeigte Dr. Markus Körner, Agora Associates GmbH, Fällanden, in seinem Beitrag auf, wie je nach Modell dem unplanbaren Zufall mit mehr oder weniger Erfolg begegnet werden kann. Er bediente sich dabei eines Vergleichs mit dem Jagdverhalten eines Leoparden, der weder genau weiß, wo seine Beute vorbeikommt, noch, wann der beste Zeitpunkt zur Jagd ist. Um erfolgreich zu sein, ist Lern- und Anpassungsfähigkeit für den Leoparden wichtiger als exakte Planung von Ort und Zeitpunkt der Jagd. Auf genau dieselben Prinzipien stützen sich agile Vorgehensmodelle, welche von Lernzyklen und kreativem Umgang mit dem Zufall geprägt sind. Aufbauend auf diesem Ansatz erläuterte Bernd Oestreich, oose Innovative Informatik GmbH, Hamburg, das iterative Vorgehen im agilen PM, um sich inkrementell an Zielsetzungen anzunähern, die sich in der Softwareentwicklung nicht selten während des Entwicklungsprozesses stark ändern können. Oestreich zeigte dabei auf, wie sich agiles PM durch ein iterativ angewandtes Mikroprozessmodell und Feedbackschlaufen über verschiedene Planungsebenen an Iterations-, Release- und letztlich die Produktfeatures einer Informatikapplikation herantastet. Projektmanagement wird dadurch nicht einfacher, sondern durch die zusätzliche Gliederung der Planungsebenen eher komplexer als bei herkömmlichen Vorgehensweisen. Markus Hämmerli, Nooser Engineering AG, Winterthur, plädierte in seinem Beitrag für das Manifest der agilen Softwareentwicklung. Dieses Manifest beruht auf vier Grundsätzen: 1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge; 2. eine funktionierende Software ist wichtiger als eine ausführliche Dokumentation; 3. die Kundenzusammenarbeit ist wichtiger als Vertragsverhandlungen und 4. auf Änderungen reagieren zu können ist wichtiger als einem Plan zu folgen. Hämmerli erläuterte anhand von Praxisbeispielen, wie diese Grundsätze umgesetzt werden können. Der Beitrag von Alexander Scheel, Tiba Management Beratung, München, fokussierte auf Teamführung in evolutionären Projekten und baute auf dem „agilen Manifest“ auf. Scheel schlug als mögliche Säulen einer „evolutionären Führung“ das Team mit Eigenverantwortung, die Delegation von Verantwortung, die Kommunikations- und Streitkultur, die Kreativität und mentale Beweglichkeit und einen flexibel einsetzbaren Werkzeugkasten vor. Der Praxistransfer zeigt, dass sich vor dem Hintergrund dieses Manifests die Rolle des Projektleiters hin zum Kulturgestalter wandelt. Jörg Bahlow, GITTA mbH, Berlin, nahm in seinem Referat den Gedanken der Projektkultur auf und vertiefte diesen im Hinblick auf die Selbstorganisation des Projektteams. Dabei sprach er sich für eine Befähigung der Projektteams durch eine Kombination von Selbstorganisationskultur und klaren orientierenden Leitplanken aus. Der gegenseitigen Abstimmung, einem der fünf grundlegenden Koordinationsmechanismen in Organisationen, wie sie durch Minzberg formuliert wurden, kommt dabei besondere Bedeutung zu. Bahlow thematisierte auch das Führungsdilemma zwischen „Dürfen“ und „Wollen“, welches sich bei der Selbstorganisation von Projektteams ergibt, und ging auf Handlungsweisen in den gruppendynamischen Prozessen ein. Sergio Maddalena, Organisationsentwicklung, Wabern, der für einen Die Planung des Unplanbaren großen Detailhandelsbetrieb einen Change-Prozess begleitete, erläuterte seine Erfahrungen mit evolutionärem Projektmanagement in Organisationsentwicklungsprojekten. Solche Projekte sind geprägt von Unplanbarkeit und großer Dynamik und stellen gerade deshalb besondere Anforderungen an das Management und dessen Fähigkeit, Unvorhersehbarem agil zu begegnen. Ein weiteres Gebiet, in dem ein hohes Maß an Agilität gefordert wird, ist die Forschung und Entwicklung. Gerhard Buchholtz, Pro F+E GmbH, Erlangen, erläuterte in seinen Ausführungen, wie man vom innovativen Chaos der freien Forschung zum strukturierten F+E-Prozess kommt. Anhand der Lebenszyklusbetrachtung zeigt Buchholtz, wie man in der Produktentwicklung mithilfe von Ansätzen aus Requirements-Management und Systems Engineering zur Produktdefinition kommt. Nebst entwicklungs- und produktionstechnischen Aspekten spielt auch das Marketing in dieser Phase eine entscheidende Rolle und so sind solche Prozesse stark von Interdisziplinarität geprägt. Nachdem sich die ganze Tagung mit dem Unplanbaren, Unerwarteten und Überraschenden befasst hatte, durfte auch die Kreativität als Aspekt nicht fehlen. Sie wurde einerseits thematisiert durch einen Beitrag von Chris Brügger, Denkmotor GmbH, Zürich, der die Anforderungen an Projektleiter als Ideenkatalysatoren mit vielen praktischen Beispielen illustrierte und die Teilnehmenden auch mit Kreativitätstests herausforderte. Andererseits wurde die Tagung vom bekannten Cartoonisten Heinz Pfister, Pfuschi-Cartoon, Bern, begleitet, der gleichermaßen ein zeichnerisches Tagungsprotokoll erstellte und den spontanen Umgang mit Unerwartetem für alle erlebbar in seinen Cartoons dokumentierte. Daniel Baumann, spm Kontakt ❙ spm-Geschäftsstelle, Flughofstr. 50, CH-8152 Glattbrugg, Tel.: ++ 41/ 44/ 8 09 11 70, E-Mail: spm@spm.ch PM_4-08_1-60: Inhalt 26.06.2008 9: 25 Uhr Seite 57