eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 19/5

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
121
2008
195 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

„Ein Geschenk, wie es Projektmanagern selten gemacht wird“

121
2008
Oliver Steeger
Ein schwarzer Ruinenhaufen markierte über fünfzig Jahre lang den Ort, an dem einst die prächtige Dresdner Frauenkirche stand. Doch ab 1993 wurde das Ruinenfeld mitten in Dresden zur Baustelle. Jahr für Jahr wuchs der Kirchenbau empor, nach über zehn Jahren setzte man der Kirchenkuppel die markante Laterne auf. Was nur wenige wissen: Der Wiederaufbau des architektonischen Meisterwerks gilt auch als Sternstunde im deutschen Projektmanagement. Im Sommer verlieh die GPM den beiden federführenden Projektmanagern Dr. Karl-Heinz Schützhold und Ulrich R. Schönfeld (beide IPRO Dresden) den „Roland Gutsch Management Award 2008“. Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nahmen an dem bewegenden Festakt in Berlin teil. Professor Kurt Biedenkopf, ehemaliger Ministerpräsident Sachsens, würdigte in seiner Laudatio das Bravourstück der beiden Projektmanager.
pm1950013
projekt MA N A G E M E N T aktuell 5/ 2008 l 13 „Ein solches Projekt wie der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche wird nur wenigen Projektmanagern im Leben geschenkt“, eröffnete Professor Hasso Reschke den Festakt. Wobei die Projektmanager Dr. Karl-Heinz Schützhold und Ulrich R. Schönfeld dieses Geschenk zu würdigen wussten. „Zwei Prozent Kostenüberschreitung bei über zehn Jahren Bauzeit und ein Jahr Zeitunterschreitung“, fasste Reschke die Leistung zusammen, „man muss weit gehen, um ein Projekt dieser Größenordnung mit diesen Präzisionswerten zu finden.“ Doch nicht nur für diese Bilanzzahlen hat die GPM den beiden Projektmanagern den „Roland Gutsch Management Award 2008“ verliehen. Der Wiederaufbau der Barockkirche rief breites Echo hervor. Sein gelungener Abschluss fand weltweit Beifall. Und mit dem Erfolg fiel auch ein Lichtstrahl auf das Projektmanagement in Deutschland. „Die Frauenkirche war von Anfang an ein Symbol der Vergebung und der Zukunftshoffnung“, betonte Professor Kurt Biedenkopf in seiner Laudatio, „deshalb sprechen die Menschen wie selbstverständlich von einer Kirche des Friedens.“ Er erinnerte an die überwältigende Spendenbereitschaft in aller Welt, durch die das Vorhaben finanziert wurde - und auch an die Schwierigkeiten, die mit dem Projekt verbunden waren. Mit dem Satz „Die Herausforderungen waren wirklich einmalig“, verwies Biedenkopf darauf, dass es sich bei dem Wiederaufbau um eine schwierige archäologische Rekonstruktion handelte. „Solche Rekonstruktionen sind umstritten, doch man hat eine geniale Lösung gefunden, indem die Ruine in den Neubau einbezogen wurde.“ Heute fügen sich die 8.000 historischen Steine sichtbar, doch nahtlos in das gewaltige Kirchengebäude ein. „Dahinter steht eine ungewöhnliche organisatorische Leistung“, würdigte Biedenkopf die Leistung der beiden Projektmanager und ihres Teams. Mit der Awardverleihung im Berliner „Haus der Deutschen Wirtschaft“ verknüpfte das GPM Hauptstadtbüro auch einen parlamentarischen Abend. So zeigte sich der Bundestagsabgeordnete Jan Mücke (FDP) beeindruckt nicht nur von dem Wiederaufbau, sondern auch von dem dahinter stehenden Projektmanagement. „Ich glaube, dass viele Städte im Europa darüber nachdenken, ihre verloren gegangenen, möglicherweise im Krieg zerstörten Innenstädte wieder aufzubauen und zurückzuholen“, wies Mücke auf die Bedeutung dieses Pionierprojekts hin. „Ein Geschenk, wie es Projektmanagern selten gemacht wird“ „Roland Gutsch Management Award 2008“ für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden Ein schwarzer Ruinenhaufen markierte über fünfzig Jahre lang den Ort, an dem einst die prächtige Dresdner Frauenkirche stand. Doch ab 1993 wurde das Ruinenfeld mitten in Dresden zur Baustelle. Jahr für Jahr wuchs der Kirchenbau empor, nach über zehn Jahren setzte man der Kirchenkuppel die markante Laterne auf. Was nur wenige wissen: Der Wiederaufbau des architektonischen Meisterwerks gilt auch als Sternstunde im deutschen Projektmanagement. Im Sommer verlieh die GPM den beiden federführenden Projektmanagern Dr. Karl-Heinz Schützhold und Ulrich R. Schönfeld (beide IPRO Dresden) den „Roland Gutsch Management Award 2008“. Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nahmen an dem bewegenden Festakt in Berlin teil. Professor Kurt Biedenkopf, ehemaliger Ministerpräsident Sachsens, würdigte in seiner Laudatio das Bravourstück der beiden Projektmanager. Präsentieren sich mit Awardtrophäe den rund 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Prof. Kurt Biedenkopf, Ulrich R. Schönfeld, Dr. Karl-Heinz Schützhold und Prof. Hasso Reschke (v. l. n. r.) bei der Verleihung des „Roland Gutsch Management Award 2008“ in Berlin. Foto: Oliver Steeger Oliver Steeger PM_5-08_3-14_Sonderteil: Inhalt 24.09.2008 11: 44 Uhr Seite 13 Wie schwierig sich solch ein Wiederaufbau gestalten kann, darüber berichtete Ulrich R. Schönfeld. „Wir konnten damals nicht auf Erfahrungen beim Bau einer Barockkirche zurückgreifen. Dies war für uns quasi ein Urknall in der Planung, dem wir uns stellen mussten.“ Sein Kollege Dr. Karl-Heinz Schützhold ergänzte: „Wir hatten die heutigen, modernen Nutzungsanforderungen an eine Kirche und eine Konzertstätte planerisch zu bewältigen - ein für uns fast und auch teilweise unlösbarer Widerspruch. Das Abenteuer in der Planung bestand für uns in der Lösung dieses Widerspruchs.“ Mit dem Festakt in Berlin hat die GPM den „Roland Gutsch Management Award“ fest etabliert. Im vergangenen Jahr wurde der Preis erstmals ausgelobt und an Heinz Palme verliehen, den Chefprojektmanager der „FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006“. GPM-Vorstand Dr. Thor Möller erläuterte den Hintergrund dieses Preises: „Mit ihm prämieren wir Projektmanager, die sehr erfolgreich ein Projekt mit erheblicher Tragweite und positiver Außenwirkung in und für Deutschland durchgeführt haben.“ Namenspate des Preises ist Roland Gutsch: Der „Urvater des deutschen Projektmanagements“ schuf die Grundlagen für die heutige Verbreitung des Gedankenguts des Projektmanagements in Deutschland und Europa. Zudem erwarb er sich als Gründungsmitglied der GPM, erster GPM-Vorsitzender und IPMA-Präsident große Verdienste. SONDERTEIL 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 5/ 2008 14 Das Ziel der jungen Projektmanager war anspruchsvoll: In ihrem Projekt brachten sie im Hamburger Hafen tätige Unternehmer mit Künstlern zusammen. Von diesen Begegnungen inspiriert schufen die Künstler Fotos und andere Werke. Eine viel besuchte Ausstellung folgte. „Wir wollten Menschen dazu bringen, mittels der Kunst über Unternehmertum zu diskutieren“, erklärt Lennart Pundt, einer der Hauptverantwortlichen des Projekts „Wert-Schöpfung: kunst · unternehmen · hafen“. Gemeinsam mit Gernot Halbleib nahm er jetzt den „Young Project Manager Award“ der GPM entgegen, einen Preis, mit dem junge, talentierte Projektmanager gefördert werden. „Den beiden Projektmanagern ist es gelungen, grundlegendes Wissen über Unternehmertum an junge Hamburger Künstler zu vermitteln“, erklärte Jörn Eggemann von der „GPM Young Crew“. Zudem ließen die Projektmanager Studierende der Kunstgeschichte in Seminaren unternehmerisches Handeln lernen und anschließend dieses Wissen anwenden, um die Kunstwerke zu einer wirtschaftlichen Kunstausstellung im Foyer des Verlagshauses Gruner + Jahr zusammenzustellen. Eggemann: „Mit eigener Initiative gelang es den Projektmanagern, das Budget zu verdoppeln, sodass die Seminare veranstaltet, eine Ausstellung mit Vernissage durchgeführt und ein Katalog erstellt werden konnten.“ „Wert-Schöpfung: kunst · unternehmen · hafen“ ist eine Initiative im Rahmen des jährlich stattfindenden, bundesweiten Projektes „Herausforderung Unternehmertum“. Dieses Projekt wird von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) und der Heinz Nixdorf Stiftung durchgeführt. Schirmherr von „Herausforderung Unternehmertum“ ist Bundesminister Michael Glos. Ausgezeichnete junge Projektmanager: Gernot Halbleib und Lennart Pundt (v. l. n. r.) nahmen den „Young Project Manager Award“ entgegen. Foto: Oliver Steeger Professor Kurt Biedenkopf, ehemaliger Ministerpräsident Sachsens, lobte in seiner Laudatio das Projektmanagement beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Foto: Oliver Steeger Die Vorbereitungen für die Awardverleihung 2009 sind bereits angelaufen. Stephan Schwartzkopff, Leiter des GPM Hauptstadtbüros, äußerte die Hoffnung, dass dann ein Projektmanager aus der Forschung und Entwicklung den Preis entgegennehmen darf. Wissen und Know-how seien, so sagte er, der Rohstoff des Wirtschaftsstandorts Deutschland. ■ GPM-Vorstand Dr. Thor Möller erläuterte den Hintergrund des „Roland Gutsch Management Award“, mit dem die GPM verdiente Projektmanager auszeichnet. Foto: Oliver Steeger Young Project Manager Award PM_5-08_3-14_Sonderteil: Inhalt 25.09.2008 13: 00 Uhr Seite 14