eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 19/5

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
121
2008
195 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

SPM intern

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2008
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projekt MA N A G E M E N T aktuell 5/ 2008 l 77 SPM INTERN Zertifzierungswesen im Projektmanagement Bei der diesjährigen Jahresversammlung der spm im Frühjahr präsentierte Prof. Dr. Norbert Thom sein kürzlich erstelltes Gutachten zur Zertifizierung im Projektmanagement. Anschließend fand eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aller in der Schweiz gängigen Zertifizierungsmethoden (IPMA, PMI und HERMES) statt. Anbei einige Auszüge aus dem Gutachten: Die Zertifikate des PMI sind im Wesentlichen reine Prüfungszertifikate. Vernachlässigt man die Zulassungsbedingungen, die ein Mindestmaß an Erfahrung voraussetzen, und das sich erst in der Einführungsphase befindende PgMP-Zertifikat, wird das Vorhandensein der PM-Fähigkeiten ausschließlich anhand eines auf Zeitdruck angelegten Multiple-Choice-Tests überprüft. Der Gebrauch von Unterlagen ist untersagt, Wissen ist von herausragender Bedeutung, minutiöses Lernen zwingend notwendig. Die Zertifizierungsverfahren der IPMA sind vielschichtiger und setzen einen anderen Fokus. Offene Fragen sowie die Erlaubnis, beliebige Unterlagen zu verwenden, resultieren in einer realitätsnäheren Prüfungsstruktur. Auf den IPMA-Ebenen C, B und A stehen ein Bericht über ein vom Kandidaten geführtes Projekt bzw. Programm oder Portfolio sowie ein Interview mit dem Kandidaten im Zentrum. Der Kandidat muss nachweisen, dass er sein Wissen bereits in der Praxis überzeugend angewendet hat, aber auch über Verhaltens- und Kontextkompetenzen verfügt, wie zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Integrität. Dadurch ist die Aussagekraft bezüglich der tatsächlichen praktischen Eignung eines Kandidaten deutlich höher einzustufen als bei einer reinen Wissensprüfung. Die Zertifizierungsverfahren des PMI basieren auf dem PMBOK- Guide, einem stark prozessorientierten PM-Standardwerk. Ein strikter methodischer und terminologischer Rahmen wird vorgegeben. Demgegenüber ist der IPMA-Ansatz themenorientiert. Weder eine konkrete Methodik noch eine abschließende Terminologie oder Prozessabfolge wird für verbindlich erklärt. Dies fördert eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Materie sowie das Verständnis für kulturelle und regionale Besonderheiten bzw. sparten- und organisationsspezifisches Projektmanagement. Andererseits kann die Kommunikation und Zusammenarbeit von PM-Fachleuten durch einen strikten methodischen und terminologischen Rahmen auf eine einheitliche Grundlage gestellt werden. Dies kann zu signifikanten Effizienzgewinnen führen und für global tätige Konzerne von großem Nutzen sein. Die Anerkennung einzelner Zertifikate ist stark unternehmensspezifisch. Der Nutzen eines projektkarrierenahen Zertifizierungssystems ist als hoch einzustufen. Hier verfügt IPMA derzeit über einen klaren Vorsprung, obwohl PMI in den letzten Jahren auch begonnen hat, Projektkarrieren abzubilden. Die Ausrichtungen der Zertifizierungssysteme von PMI und IPMA sind substanziell verschieden. PMI überzeugt bezüglich Standardisierung bewährter Methoden und Begrifflichkeiten. IPMA gelingt es besser, qualifizierte Erfahrung, Verhaltenskompetenzen und die Fähigkeit „out of the box“ zu denken, zu erfassen und in die Beurteilung der Kandidaten einzubeziehen. Eine generelle Empfehlung lassen die unterschiedlichen Ansätze von IPMA und PMI nicht zu. Ambitionierte Projektmanager sind gut beraten, sich nicht ausschließlich auf eines der beiden Systeme zu fokussieren. Weil die Ansätze im Kern verschieden sind, kann ihre Kombination zu optimalen Resultaten führen. Diese Überlegungen können nicht nur große und international tätige Unternehmen anstellen, sondern auch KMU mit nationaler Ausrichtung. Neue Vorstandsmitglieder Seit diesem Frühjahr hat der spm- Vorstand drei neue Mitglieder: Hélène Mourgue d’Algue Frau Mourgue d’Algue, geb. 1972, ist Verantwortliche der Methodik HERMES im Informatikstrategieorgan Bund (ISB) des Eidgenössischen Finanzdepartementes. Sie verfügt über eine Ausbildung in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Genf und besitzt langjährige Berufserfahrung als Projektleiterin in Informatik- und Kommunikationsprojekten. Dr. Georg Kassowitz Herr Dr. Kassowitz, geb. 1958, führt ein eigenes Beratungsunternehmen. Nach seinem Doktorat an der Universität Zürich hat er sich in Organisations- und Projektmanagementfragen weitergebildet. Er ist Assessor des VZPM und der European Foundation for Quality Management (EFQM). Ueli Hunziker Herr Hunziker, geb. 1957, ist Leiter Investment Controlling und arbeitet seit vielen Jahren bei der UBS. Er verfügt über eine betriebswirtschaftliche Ausbildung der HWV Zürich. Neben seiner Tätigkeit ist er bei der UBS Leiter des Steering Committee Project Management und verfügt über Mandate als Fachbeirat zu Themen des Projektmanagements bei der ZfU und bei Management Circle. Die neuen Vorstandsmitglieder ersetzen die auf dieser Jahresversammlung zurückgetretenen Vorstandsmitglieder René Schanz und Michael Utz. spm Jahresversammlung 2008 Am Rande notiert In diesem Jahr feiert spm in aller Stille ihr 25-jähriges Bestehen. Bereits 1979 war die Schweiz ein Gründungsmitglied der International Project Management Association (IPMA), die dann auch die Schweiz als Sitz für das Sekretariat und die Gesellschaft wählte. Die Schweizerische Gesellschaft für Projektmanagement wurde allerdings dann offiziell erst im Jahre 1983 gegründet. In den letzten 25 Jahren hat spm stetig ihre Mitgliederbasis und ihr Leistungsportfolio erweitert. Kontakt ❙ spm-Geschäftsstelle, Flughofstraße 50, CH-8152 Glattbrugg, Tel.: ++41/ 44/ 8 09 11 70, E-Mail: spm@spm.ch PM_5-08_1-2_und_15-80: Inhalt 24.09.2008 12: 00 Uhr Seite 77