eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 20/1

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
11
2009
201 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Projektmanagement – Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung

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2009
Nino Grau
Kerzner, H.: Projektmanagement – Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung. 2. deutsche Auflage, mitp-Verlag, Frechen 2008, ISBN 978-3-8266-1666-2, 937 S., EUR 89,–
pm2010047
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um die zweite deutsche Auflage (Übersetzung der neunten englischen Ausgabe). Gegenüber der ersten Auflage hat es an Umfang deutlich zugenommen, sodass es nun mit 23 Kapiteln auf mehr als 900 Seiten ein breites Spektrum an PM-Themen bietet. Mehr als 25 Fallstudien, über 100 Multiple-Choice-Fragen und fast 400 Diskussionsfragen erleichtern die Umsetzung des Erlernten. „Der Kerzner“ ist ein Standardwerk, das sich an unterschiedliche Zielgruppen richtet. Neben den Praktikern und Studierenden spricht es zwar in erster Linie die Personen an, die sich auf eine Zertifizierung zum PMP ® vorbereiten, es macht aber auch Zugeständnisse an die anderen angesprochenen Zielgruppen. Bei der Vorbereitung auf die PMP ® -Zertifizierungsprüfung des Project Management Institutes sollten deshalb auch noch folgende drei Werke mitbenutzt werden: Fallstudienbuch, Workbook-Übungen (Kerzner: Project Management Workbook and PMP ® / Capm ® Exam Study Guide, 9. Auflage) und PMBOK ® Guide, 3. Auflage. Am Anfang eines jeden Kapitels wird auf die korrespondierenden Kapitel in den drei oben genannten Büchern hingewiesen, was das Arbeiten sehr erleichtert. Die 23 Kapitel sind grob gesehen in drei Gruppen unterteilt. In den ersten zehn Kapiteln werden die Grundlagen vorgestellt, die Verständnis für die funktionsübergreifende Projektarbeit schaffen. Die Kapitel elf bis 20 widmen sich den eher quantitativen Methoden wie z. B. Planung, (Kosten-)kontrolle, Beschaffung und Qualität. Die letzten drei Kapitel beschäftigen sich mit den neuen Trends, Critical-Chain und dem Thema Project Office. Ausgehend vom systemorientierten Projektmanagementansatz führt Kerzner in das Thema ein, indem er die unterschiedlichen Rollen, ihre Interessen und die sich daraus ergebenden Spannungen erläutert. projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2009 l 47 sensgebieten - etwa in der Molekularbiologie - Anregungen für eine Weiterentwicklung der Disziplin suchen muss, auch wenn das im Rahmen des Entdeckungszusammenhangs durchaus legitim ist. Das Gute liegt freilich auch ganz nahe. Nicht minder anregend sind die Gedanken zum zweiten Ziel „Wertsteigerung durch Projekte“. Betrachtet man ein Vorhaben als betriebliche Investitionsalternative, stellt sich die Frage, welchen Beitrag zur Steigerung des Unternehmenswerts ein Projekt leisten kann. Ausgehend von dieser Problemstellung behandeln die Autoren die verschiedenen Verfahren der Investitionsrechnung, der Ermittlung von Entscheidungswerten auf Gesamtunternehmensebene und auf Projektebene. Letztendlich wird die Grundstruktur einer wertorientierten Projektwirtschaftlichkeitsrechnung vorgestellt. In einem weiteren Teil wird dann das Multiprojektmanagement behandelt. Auch hier werden viele neue Aspekte sichtbar, auf die aus Platzmangel nicht im Detail eingegangen werden kann. Erwähnt seien hier nur eine für mich neue, wertvolle Klassifizierung von strategischen Projekten und eine Einordnung in eine Balanced Scorecard, das Projektwertbeitrags-Erfolgswahrscheinlichkeits- Portfolio und das Wandlungsfähigkeitsportfolio. Im letzten Abschnitt entwickeln die Verfasser die Zukunftsvision einer rein projektorientierten Unternehmensentwicklung. Dabei folgen sie den Gedanken von Patzak/ Rattay und Gareis. Abschließende Bewertung: Das Werk lässt aus meiner Sicht so gut wie keine Wünsche offen, sieht man einmal vom Thema der Akzeptanz des Projektmanagements in Organisationen und dem Konzept des Agilen Projektmanagements, das die Selbstorganisation von Teams sehr stark betont, ab. Es stellt mit seinem weiten Horizont einen Meilenstein in der Entwicklung unserer Disziplin dar und sollte auch einen wesentlichen Beitrag zur Intensivierung der Projektmanagementausbildung an Universitäten und Fachhochschulen leisten. Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung und aufmerksame Leser. Heinz Schelle ■ Buchbesprechung Projektmanagement - Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung Kerzner, H.: Projektmanagement - Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung. 2. deutsche Auflage, mitp-Verlag, Frechen 2008, ISBN 978-3-8266-1666-2, 937 S., EUR 89,- PM_1-09_1-64: Inhalt 19.12.2008 13: 38 Uhr Seite 47 Das Kapitel über die Entwicklung des Projektmanagements ist überarbeitet worden und enthält interessante neuere Entwicklungen mit Themen wie zum Beispiel Stage-Gate-Prozess und Changemanagement sowie eine kurze Einführung in das Systemdenken. Nach allgemeinen Betrachtungen zum Thema Organisation geht Kerzner auf die Ausstattung des Projektteams ein, wobei sowohl die Rollen im Team als auch die innere Organisation des Projektteams besprochen werden. Die Kompetenzen werden genauso dargelegt wie auch die Hindernisse bei der Entwicklung der Projektteams. Anschließend werden Zeit- und Stressmanagement sowie das Konfliktmanagement behandelt. Das Kapitel 8 mit den „Spezialthemen“ ist ein Sammelsurium von Themen. Mitarbeiterbewertung und Entlohnung stehen hier neben dem „Effektiven Projektmanagement in kleinen Unternehmen“ und der „Durchführung von Großprojekten“. Damit aber nicht genug, es finden sich hier auch „Moral, Ethik und Unternehmenskultur“ neben „Internen und Externen Partnerschaften“ und der „Schulung und Weiterbildung“. Eine einleuchtende Gliederung wäre hier wünschenswert gewesen. Die Tatsache, dass ein so umfangreiches Thema wie „Moral, Ethik und Unternehmenskultur“ auf weniger als drei Seiten abgehandelt wird, kann auch nicht überzeugen. Es wäre zu überlegen, ob man auf so eine verkürzte Darstellung nicht lieber verzichten sollte. Bei den Kapiteln über die Schlüsselfaktoren für das Projektmanagement fallen einerseits die zahlreichen Checklisten für den Praktiker positiv auf. Andererseits wären Anfänger sicherlich dankbar, wenn etwas mehr Text die Diskussion und Reflektion unterstützen würde. Neben den Best Practices werden die Standards als Basis des Systems erwähnt. Interessant ist, dass hier nicht ANSI oder gar internationale Standards wie zum Beispiel BSI- oder DIN-Standards erwähnt werden. Im ganzen Kapitel wird nur von „Professionellen (PMI) Standards“ gesprochen. Auch wenn man berücksichtigt, dass es sich um ein „PMI-nahes“ Buch handelt, dürfte der Leser wohl etwas mehr professionelle Offenheit und Neutralität erwarten. Erfreulich ist die Behandlung des Themas „Umgang mit der Unternehmensführung“, das mit einer großen Fallstudie untermauert wird. Die Kapitel über die Planung (inklusive PSP und Netzplantechnik) sind angemessen umfangreich und geben einen soliden Überblick über den Stand der Technik auf diesem Gebiet. Das kurze Kapitelchen über Projektgrafiken und Präsentationstechnik steht etwas verloren zwischen den beiden „Schwergewichten“ Planung und Projektkalkulation. Das Kapitel „Projektkalkulation“ geht über die reine Projektkalkulation deutlich hinaus und behandelt auch allgemeine betriebswirtschaftliche Fragen, die für den Projektleiter interessant sein können. Unter dem Thema der Kostenkontrolle nehmen die Fragen der Leistungsbewertung einen angemessen großen Raum ein, wobei auch hier genügend viele Übungsaufgaben und die Fallstudie den Sachverhalt gut verdeutlichen. Dies wird insbesondere die Zielgruppe ohne betriebswirtschaftliche Grundausbildung zu schätzen wissen. Die Trade-Off-Analyse und das Risikomanagement sind zwei wichtige Themen, die sicherlich nicht fehlen sollten. Einige mathematische Betrachtungen (z. B. zur Monte-Carlo-Simulation oder zur Entscheidungstheorie) gehören aber eher in ein Theoriebuch für akademisch Interessierte als in ein Buch, das sich erklärtermaßen auch an Praktiker richtet. Ähnliches gilt auch für die mathematischen Formeln im Kapitel über die Lernkurven. Das Kapitel 19 widmet sich dem Vertragsmanagement, insbesondere für die Beschaffung. Hier muss sich der deutsche Leser im Klaren sein, dass das Buch vom US-amerikanischen Recht ausgeht. Teilweise wird dies dadurch angedeutet, dass für bestimmte Rechtsbegriffe neben der umschreibenden deutschen Übersetzung auch noch die ursprüngliche englische Formulierung steht. Man sollte hier überlegen, ob nicht eine Überarbeitung dieses Kapitels sinnvoll wäre, die entweder nur das deutsche Recht anwendet oder die beiden Rechtssysteme im Vergleich erläutert. Das Qualitätsmanagement wird recht ausführlich behandelt. Dabei wird ähnlich dem Kapitel über die Projektkalkulation ein sehr weiter Bogen über das Thema Projektmanagement hinaus gespannt. Auch hier müsste die Frage nach dem Sinn der teilweise sehr mathematischen Betrachtungsweise gestellt werden. Leider beschäftigt sich das Kapitel auch weniger mit der Qualität der Projekte oder des Projektmanagements. Auch die Gliederung des Themas ist nicht auf Anhieb nachvollziehbar, stehen doch die Unterkapitel „Qualitätszirkel“ und „TQM Total Quality Management“ gleichberechtigt neben dem Unterkapitel „JIT Just in Time“. Das Kapitel über die „Modernen Entwicklungen im Projektmanagement“ spricht mehrere interessante Themen an. Leider werden aber Fragen wie zum Beispiel Kompetenzmodelle oder Projektreviews nur sehr kurz abgehandelt. Es ist auch nicht ganz einzusehen, warum Themen wie „Kontinuierliche Verbesserung“ oder das Mehrprojektmanagement nur kurz unter „Moderne Entwicklungen“ angesprochen werden, statt eine eingehende Behandlung wie die anderen klassischen Themen zu bekommen. Das Kapitel über Critical-Chain-Projektmanagement ist wohl gänzlich von einem anderen Autor verfasst worden, wobei es etwas ungewöhnlich ist, dass dies nur in der Fußnote erwähnt wird. Es wird hier kurz und anschaulich das Wesen dieser Methode dargestellt. Etwas irritierend ist es allerdings, dass in diesem Abschnitt die Literaturhinweise bzw. die Fußnoten deutlich anders gehandhabt werden als in den anderen Kapiteln. Das letzte Kapitel ist dem Thema PO (Project Office) gewidmet. Das Gebiet wird gut und anschaulich behandelt. Als Frage bleibt nur offen, warum es nicht im Kapitel 4 im Unterkapitel 4.9 mit dem Titel „Das Project Office (PO)“ mit behandelt wird. Es entsteht insgesamt der Eindruck, dass einige Teile des Buches aus anderen Publikationen durch Übernahme ganzer Abschnitte entstanden sind. Anders sind die Überschneidungen und die gelegentlichen Inkonsistenzen in der Begriffsverwendung nicht zu erklären. Jedenfalls wird das Lesevergnügen manchmal gestört. Auch der Umgang mit der verwendeten Literatur (kein Literaturverzeichnis) ist nicht angetan, das Selbststudium zu unterstützen. Insgesamt ist das Buch von Kerzner allerdings sowohl als Einstiegsliteratur als auch als Nachschlagewerk zu empfehlen. Es ist ein echtes Standardwerk, das durch seine Fülle und die gelungene didaktische Aufbereitung insbesondere mit den anderen darin empfohlenen Werken einen hohen Lernerfolg ermöglicht. Nino Grau ■ 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2009 48 WISSEN PM_1-09_1-64: Inhalt 19.12.2008 13: 38 Uhr Seite 48