PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
101
2009
204
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Probleme in interkulturellen Projekten im kleinräumigen Europa
101
2009
Heinz Schelle
pm2040002
Oliver St 2 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2009 2 EDITORIAL M an muss nicht unbedingt Projekte in Südostasien oder in Lateinamerika leiten, um - zum Beispiel verglichen mit der Bundesrepublik - erhebliche Unterschiede im Verhalten der beteiligten Menschen festzustellen und meistern zu müssen. Von Hamburg, Frankfurt oder München nach Paris ist es nur ein Katzensprung und trotzdem hat man es bereits in Frankreich mit teilweise ganz anderen Mentalitäten und Arbeitskulturen zu tun. (Eingefleischte Bayern, zu denen ich mich zähle, postulieren übrigens selbst zwischen Norddeutschland und der Bavaria sancta erhebliche Differenzen.) Danielle Dahan-Feucht, gebürtige Französin und heute in Stuttgart als Beraterin für deutsch-französische Zusammenarbeit lebend, öffnet uns im Interview mit Oliver Steeger die Augen für das Verhalten unserer Nachbarn im Westen. Vieles, was sie berichtet, wird von der Forschung sogar quantitativ bestätigt. So spiegelt sich ihre Aussage, dass in französischen Unternehmen in der Regel sehr autoritär geführt wird, im Power Distance Index (Machtdistanz- Index) wider, der von Geert Hofstede 1 für zahlreiche Länder ermittelt wurde „und der die emotionale Distanz misst, die zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten herrscht“. Für Deutschland beträgt der Wert niedrige 35 Punkte (Österreich nur 11, deutschsprachige Schweiz 26, Bayern: noch nicht ermittelt, vermutlich aber in etwa so niedrig wie in Österreich), für Frankreich liegt er bei hohen 68 Punkten. Mit einer Projektart, mit der sich die GPM bisher kaum befasst hat, beschäftigt sich ein zweites Interview. Oliver Steeger hat mit dem Filmemacher Jochen Alexander Freydank gesprochen, der übrigens auch auf unserem Forum in Berlin sprechen wird. Für seinen Film „Spielzeugland“ erhielt er in Los Angeles im Februar 2009 den Oscar. Der Streifen wurde als bester internationaler Kurzfilm ausgezeichnet. Warum wir den Regisseur interviewt haben? Weil es ihm gelungen ist, das Projekt mit minimalen Mitteln, aber mit einem Team von Freiwilligen zu realisieren, die für das Vorhaben „brannten“. Ein Lehrstück also für Führungskunst und Motivation. Probleme in interkulturellen Projekten im kleinräumigen Europa Ein sehr viel nüchterneres Gebiet betreten wir mit dem Beitrag von Uwe Bracht, Dieter Geckler und Tino Motschmann (Projektsimulation als Instrument zur änderungsrobusten Konfiguration von Planungsprojekten). Die Autoren zeigen an einem Beispiel aus der Automobilindustrie, welchen Wert die so lange im Projektmanagement verschmähte Simulation haben kann. Im vorliegenden Fall stellt sie neue Ansätze zur Prozessgestaltung auf eine abgesicherte Basis. Im aktuellen Stichwort beschreibt Oliver-Arne Hammerstein SCRUM, eines der bekanntesten Systeme in der Gruppe der agilen Methoden. Bei diesem Ansatz der Softwareentwicklung spielen der Koordinationsmechanismus der Selbstabstimmung im Team (im Vergleich zur Koordination durch Planung) und die ständige Abstimmung mit dem Auftraggeber eine überragende Rolle. Inwieweit die Prinzipien auf andere Projektarten übertragbar sind, wird zurzeit intensiv diskutiert. (Vergleiche dazu auch die Rezension des Buches von Kathleen B. Hass „Managing Complex Projects: A New Model“ in diesem Heft.) Ein bisher so gut wie nie in der Literatur behandeltes Thema, nämlich die Integration externer Mitarbeiter in Projekte, greifen Claus Steinle, Mirjam Barnert und Ellen Brückner auf. Die bisherige Vernachlässigung des Problems ist umso erstaunlicher, als der Einsatz von Unternehmensberatern und Spezialisten in Projekten in den letzten Jahren stark zugenommen hat und eine misslungene Integration erhebliche negative Konsequenzen wie zum Beispiel Terminverzögerungen und Qualitätsmängel für das Vorhaben hat. Die Autoren zeigen Möglichkeiten, wie der Integrationsprozess optimal gestaltet werden kann. Dass die Frage nach dem besten Softwarepaket unsinnig ist, weil es immer auf den Einsatzzweck ankommt, demonstriert Mey Mark Meyer. Er stellt OpenProj vor, das - so sein Urteil - für die Planung einzelner kleinerer Projekte gut geeignet ist. Seine Bewertung in Kurzform: „Wer sporadisch ein einzelnes Projekt leitet, sich dem Thema ,Projektmanagement-Software‘ nähert oder mit Projektmanagement in der Aus- und Weiterbildung zu tun hat, findet in dem Programm eine hervorragende Gelegenheit, preisgünstig einzusteigen.“ 1 Hofstede, G.: Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management. 3. Auflage, München 2006. Ein spannendes, außerordentlich lesenswertes Buch. PM_4-09_1-60: Inhalt 30.06.2009 9: 51 Uhr Seite 2