eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 21/2

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
31
2010
212 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Der nackte ProjektManager

31
2010
Heinz Schelle
Ottmann, Roland: Der nackte ProjektManager. Das 1001.ste Buch zum Thema Projektmanagement. Inklusive: ProjektManager – Ein Comic und ProjektManager Checklisten; 1. Auflage, Ottmann und Partner GmbH, Nürnberg 2009, ISBN 978-3-941739-04-8, 310 S., Preis Hardcover 29,– EUR, Preis Softcover 24,– EUR, Bestellung unter www.ottmann.de
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nagement berichtet, wenngleich - ein Kritikpunkt - die Informatikorientierung dominiert. Clemens Frowein moniert in „Effiziente Steuerung von Projektbündeln bei Produkteinführungen“ die fehlende Standardisierung in vielen Organisationen und entwirft ein Konzept einer „Masterplanung“, in der sich die Standards typischer Projektabläufe finden. Daneben schlägt er ein System vor, in dem die Formen und Spielregeln der Zusammenarbeit festgehalten sind. Mein Urteil: Im Westen nichts Neues. Der folgende Artikel „Multiprojecting mit richtigen Gremien, schnellen Prozessen, kooperativen Arbeitsweisen“ von Gudrun Pleuger ist einer der wenigen Beiträge, in denen die Instrumente nicht Vorrang haben, sondern Fragen der Aufbauorganisation ausführlich diskutiert werden. Ich vermisse hier allerdings die anregenden Gedanken Rietikers (z. B. zum Chief Project Officer) und Gemündens. Martin R. Sedlmayrs Beitrag „Integrating the PMO into the Strategy Process“ ist durchaus auf der Höhe der Zeit und geht auch auf das Benefit Management ein, im Rahmen der Themensetzung des Sammelbands unerlässlich. Allerdings wären auch hier empirische Ergebnisse, insbesondere von Gemünden und seinen Mitstreitern, nützlich gewesen. Die schwierige Frage der Implementierung, oft arg vernachlässigt, wird von Frank Kühn in „Projektportfolio- Management einführen“ kompetent behandelt. Die Auftragsbzw. Zielvereinbarung ist gut gelungen. Auch das Kapitel, in dem auf Widerstände eingegangen wird, kann man zur Lektüre empfehlen. Das gilt auch für den Aufsatz „Praktische Einführung eines Projektportfolio-Management-Systems“ (André Maiworm), der die Auswahl eines IT-Tools beschreibt. Mit dem letzten Artikel „Mit interaktiven Prozessen zum Erfolg“ greifen Frank Kühn und Peter Wollmann ein hochaktuelles Thema auf, den Nutzennachweis für ein Projekt. Die Autoren zeigen die Problematik der auf den ersten Blick sehr einleuchtenden Forderung, nicht nur den Abwicklungserfolg eines Projekts bzw. eines Projektportfolios, sondern auch den Anwendungserfolg zu belegen. Mein Urteil: Unbedingt lesen! Gesamtbewertung: In einem Sammelband mit 25 Beiträgen gibt es unvermeidlich nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Trotzdem kann man sagen, dass die Zusammenstellung gut gelungen ist und dem Leser, schon wegen der Vielfalt der angesprochenen Themen, durchaus empfohlen werden kann. Jetzt zum Schatten: Was schon bei einigen Aufsätzen gesagt wurde, soll hier nochmals wiederholt werden: Mir sind eine Reihe von Beiträgen zu instrumentenlastig. Nicht, dass ich beispielsweise Portfoliotechniken als Mittel der Strukturierung nicht zu schätzen wüsste, in der Praxis dürften sie aber eine eher geringe Rolle spielen. Wer, wie der Rezensent immer wieder erleben musste, welche irrationalen Gesichtspunkte zum Beispiel bei der Projektauswahl auch in großen Organisationen ins Spiel kommen, der hätte sich eine stärkere Berücksichtigung der Wirtschafts- und Organisationspsychologie gewünscht. Wer etwa den schon in der Fußnote zitierten hervorragenden Band „Angewandte Psychologie für Projektmanager“ aufmerksam liest, wird zur Einsicht kommen, dass er seine Sicht auf die Projektwelt, auch auf die des Projektportfoliomanagements, in entscheidenden Fragen rekonstruieren muss. Auch den Themen der Aufbauorganisation, die nicht vergessen, aber meiner Meinung nach zu knapp behandelt wurden, hätte eine stärkere Berücksichtigung neuerer Studien gutgetan. Heinz Schelle ■ projekt MA N A G E M E N T aktuell 2/ 2010 l 37 Buchbesprechung Der nackte ProjektManager Ottmann, Roland: Der nackte ProjektManager. Das 1001.ste Buch zum Thema Projektmanagement. Inklusive: ProjektManager - Ein Comic und ProjektManager Checklisten; 1. Auflage, Ottmann und Partner GmbH, Nürnberg 2009, ISBN 978-3-941739-04-8, 310 S., Preis Hardcover 29,- EUR, Preis Softcover 24,- EUR, Bestellung unter www.ottmann.de Roland Ottmann, der in der Projektmanagementszene als Autor und Trainer und vor allem auch bei der Vorbereitung der Zertifizierung sehr bekannt ist, hat nicht eines der üblichen Lehrbücher geschrieben - auch wenn er das im Untertitel behauptet. Vielmehr hat er eine höchst originelle Publikation vorgelegt, die didaktisch sehr geschickt aufgebaut ist. Zugrunde liegt dem Werk eine durchgängige Geschichte. Geschildert wird ein Projekt zur Entwicklung eines neuen Heuschnupfenmittels. Das Projektpersonal besteht aus einem Interimsentwicklungsleiter, dem Projektleiter, einem Teilprojektleiter und einer ganzen Reihe von Projektmitarbeitern. Ziel des Autors ist es, wie er im Vorwort sagt, insbesondere Aspiranten auf die Zertifizierung durch PM-Zert vorzubereiten, ohne dass sie „Unmengen von Lesestoff“ verarbeiten müssen. Ottmann behandelt in seiner flüssig geschriebenen, aber niemals seichten Projektgeschichte eine Vielzahl von relevanten Themen, die immer ganz ungezwungen und nicht krampfhaft mit dem Geschehen im Heuschnupfenprojekt verknüpft sind. In die Schilderung ist wohl viel persönliche Erfahrung eingeflossen. Die Handlung wird immer wieder einmal unterbrochen durch die Darstellung von wertvollen Checklisten und anderen Hilfsmitteln wie zum Beispiel Vorgaben für die Anlage einer Projektakte oder eines Projektauftrags. Außerdem werden an passenden Stellen PM_2-2010_1-45: Inhalt 31.03.2010 9: 00 Uhr Seite 37 Thomas 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 2/ 2010 38 WISSEN Erkenntnisse aus langjähriger Praxis in Kurzform dargestellt. Auch wertvolle Hinweise, was man besser im Projekt nicht tun sollte, werden dem Leser gegeben. Zur Auflockerung sind Comics eingestreut, die freilich durchaus ernst zu nehmende Inhalte haben. Der Verfasser stellt nicht nur „technokratische“ Werkzeuge vor, sondern geht auch auf Themen wie Motivation des Projektteams und Konfliktmanagement ein. Seinem Statement, dass sich viele Probleme im Umgang mit Menschen im Projekt besser meistern lassen, wenn man die eingesetzten Methoden richtig wählt, kann man nur zustimmen. Besonders wichtig fand ich den Teil 4 „Der zertifizierte ProjektManager (Qualifizierung - Zertifizierung IPMA Level D/ C/ B/ A)“. Hier wird der Anwärter in sehr transparenter und systematischer Weise, unterstützt durch Grafiken, auf dem Pfad, der zur Erkenntnis führen soll, geleitet. Meiner Meinung nach eine hervorragende Werbung für die GPM. Ergänzt wird das sauber strukturierte Buch durch ein nützliches Glossar. Fazit Obwohl sich das Buch so flüssig wie ein Roman liest, wird im Kontext einer Geschichte doch sehr viel wichtiger Stoff praxisnahe und anregend vermittelt, da Ottmann eine ganze Palette von didaktischen Möglichkeiten verwendet. Leichter kann man sich Wissen im Projektmanagement wohl kaum aneignen. Zur Nachahmung empfohlen. Heinz Schelle ■ ❙ Als Erwin von Wasielewski bei der letzten Mitgliederversammlung in Berlin nicht anwesend war, da fragten seine alten Freunde und Bekannten besorgt nach dem Grund. War er doch von unserer Jahresversammlung, die er immer ohne Ausnahme besucht hatte, nicht wegzudenken. Ich wusste, dass es ihm nicht allzu gut ging. Trotzdem waren ich und viele seiner Weggefährten sehr betroffen, als uns die Familie mitteilte, dass er am 29. Januar 2010 im Alter von 81 Jahren in München verstorben ist. Der geborene Münchner erlernte zunächst das Uhrmacherhandwerk und studierte dann Technische Physik an der TU München. Lange Zeit war er als Entwicklungs- und Produktionsingenieur in der fototechnischen Industrie tätig und baute dort auch eine zentrale Termin- und Multiprojektplanung auf. Seit 1983 war er freiberuflicher Berater für Projektmanagement. Seine privaten Hobbys waren die Musik - er spielte Geige - und die Fotografie. Möchte man den Verstorbenen mit einem Wort charakterisieren, so passt meines Erachtens am besten der Begriff „Gentleman“. Kardinal Newman hat einmal geschrieben, ein Gentleman sei ein Mann, der „niemandem Schmerz zufügt und der kein Aufhebens von den Gefälligkeiten macht, die er anderen erweist“. Diese klassische Charakterisierung wird ihm freilich nicht vollständig gerecht. Übersetzt man aber den ersten Teil des Wortes, „gentle“, mit gütig, liebenswürdig, so kommen wir seiner Persönlichkeit schon näher. Das war er: gütig und liebenswürdig, in der GPM auch in hitzigen Debatten immer um Ausgleich bemüht, stets höflich und niemals aggressiv. Darüber hinaus war er von absoluter Zuverlässigkeit und Präzision. Als ich vor vielen Jahren einen riesigen Pack von Korrekturfahnen für die Publikation einer Auflage des Projektmanagement-Fachmanns auf den Tisch bekam und in argen Zeitnöten war, fragte ich den Projektleiter nur: Hat Herr von Wasielewski das schon durchgesehen? Als das bejaht wurde, hatte ich die Last vom Hals. Die GPM hat ihr Gründungsmitglied natürlich nicht nur wegen seiner hervorragenden menschlichen Eigenschaften zum Ehrenmitglied ernannt, sondern auch, weil er sich fachlich um unsere Gesellschaft sehr verdient gemacht hat. So hat er im DIN-Normenausschuss mitgewirkt, einem Gremium, in dem um jedes Wort und jedes Komma gerungen werden muss. Außerdem hat er viele Menschen mit den Grundlagen des Projektmanagements vertraut gemacht. Sein Name wird aber vor allem mit der Entwicklung der Projektvergleichstechnik verbunden bleiben. 1977 stellte er mir sein Konzept erstmals vor. Ich war sofort begeistert. Deshalb haben wir auch seine äußerst originellen Gedanken bereits 1979 in einem Sammelband, der zum Weltkongress in Garmisch-Partenkirchen herauskam, publiziert. Das Konzept kam freilich zum falschen Zeitpunkt im falschen Land. Die Zeit war für den anspruchsvollen Ansatz einfach noch nicht reif genug, schon gar nicht in Deutschland, wo man quantitativen Modellen immer erheblich skeptischer gegenüberstand als in den USA. Erwin v. Wasielewski musste eine lange Durststrecke durchstehen. Er trug das jedoch mit großer Würde, war niemals fanatisch wie so viele Pioniere, deren Ideen nicht hinreichend gewürdigt werden, und nutzte die lange Diffusionsphase, um sein Modell zu verfeinern. Umso mehr hat es mich gefreut, als um das Jahr 1997 herum die Zeit für die Idee des Projektbenchmarking dann doch gekommen war. Wegbereitend war dabei sicher auch das Modell „Project Excellence“, das mit dem Ansatz v. Wasielewskis in keiner Weise vergleichbar ist, aber ebenfalls auf dem Gedanken der Projektbewertung und des Projektvergleichs basiert. Jetzt war auch der Boden für die Gründung einer Fachgruppe „Projektvergleichstechnik“ bereitet. Außerdem erfüllte sich ein Traum unseres Ehrenmitglieds: Im Verlag TÜV Media kam 2003 ein Buch aus seiner Feder heraus, in dem sein Lebenswerk dokumentiert ist. Der Titel: „Projektvergleichstechnik. Daten abgeschlossener Projekte für Trendermittlung, Benchmarks und Prognosen nutzen“. In nächster Zeit wird auch eine englische Übersetzung im Springer-Verlag erscheinen. Die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement dankt Erwin v. Wasielewski für seinen großartigen Einsatz, der auch in der Trauerfeier gewürdigt wurde. Sie wird seine warmherzige menschliche Art nicht vergessen. Er wird in seinen Werken weiterleben. Heinz Schelle Dipl.-Ing. Erwin v. Wasielewski † Foto: Meinen PM_2-2010_1-45: Inhalt 31.03.2010 9: 00 Uhr Seite 38