PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Eigener Karrierepfad im Projektmanagement
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Nino Grau
Ulrich Vossebein
Erfolgreiches Projektmanagement kann nur realisiert werden, wenn man den Projektmitarbeitern eine Perspektive im PM bietet. Neben der Linien- und der Fachorganisation muss eine dritte Karriereleiter etabliert werden. Die neueste Gehaltsstudie im Projektmanagement zeigt, dass die Anforderungen steigen und eine Akademisierung des Projektmanagements erfolgt. Interessant dabei:
Durch eine gezielte akademische Ausbildung kann langjährige Berufserfahrung kompensiert werden und dass zum Aufstieg nicht der Umweg über die Linienorganisation genommen werden muss.
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Projektmanagement als Pflichtelement in der Ausbildung Die Ergebnisse der Studie belegen eindeutig, dass in immer mehr Unternehmensbereichen Projektmanagement systematisch eingesetzt wird. Dieser Aspekt lässt sich sowohl durch die erzielten Studienabschlüsse der Befragten als auch anhand der Branchen und der Funktionen, in denen gearbeitet wird, belegen. Darüber hinaus zeigt auch die Entwicklung des Anteils der in Projekten verbrachten Arbeitszeit, dass Projektmanagement zunehmend die typische Arbeitsform ist (Abb. 1). Hatten 2004/ 05 noch 48,1 Prozent der Befragten einen Studienabschluss im Ingenieurbereich, so entfallen 2009 nur noch 29,9 Prozent auf diese Gruppe. Zunehmen konnten dagegen die Mathematiker/ Informatiker sowie die Wirtschaftswissenschaftler und auch die Gesellschafts- und Sozialwissenschaften waren mit 4 Prozent signifikant vertreten. Eine breitere Streuung ergibt sich auch bei den Branchen und den Funktionen, in denen gearbeitet wird, wobei auch hier die Dominanz der technischen Ausrichtung deutlich zurückging. Ein Blick auf die Arbeitszeiten, die in Projekten verbracht werden, belegt eindrucksvoll die Aussage, dass die Projektarbeit für viele Befragten die Hauptarbeitsform ist. 30,4 Prozent der Befragten arbeiten ausschließlich in Projekten, weitere 37,3 Prozent zwischen 76 und 99 Prozent ihrer Arbeitszeit. 2004/ 05 lagen die entsprechenden Werte noch bei 21,1 Prozent bzw. 31,5 Prozent. Akademische Weiterqualifikation auf dem Vormarsch Die stärkere Berücksichtigung von Projektmanagement in den meisten Studienfächern dürfte einer der Gründe dafür sein, dass 2009 der Anteil derjenigen, die an Weiterbildungsmaßnahmen im Projektmanagement teilgenommen haben, zurückging. Zwar nahmen noch 77,8 Prozent der Befragten an einer allgemeinen PM- Schulung teil, allerdings lag der Anteil hierfür 2004/ 05 noch bei 88,3 Prozent. In den anderen Bereichen der Grundlagenkompetenz sowie in den anderen Kompetenzbereichen (Methoden, Soziales und Organisation) verringerten sich ebenfalls die Teilnehmerzahlen. Die größte Veränderung bzgl. der Weiterqualifikation ergab sich aber im akademischen Bereich. Gab es 2004/ 05 noch keine Teilnehmer mit einem Diplom im Projektmanagement, so lag der Anteil 2009 immerhin schon bei 7,5 Prozent und war damit die häufigste Form einer Weiterqualifikation im akademischen Bereich (Tabelle 1). Obwohl die Möglichkeiten, im Projektmanagement einen Diplomabschluss zu erreichen, noch recht jung sind, zeigen die Ergebnisse, dass dies eine projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2010 l 41 KARRIERE Nino Grau, Ulrich Vossebein Eigener Karrierepfad im Projektmanagement Im Auftrag der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. wurde 2008/ 2009 die 2. Gehaltsstudie im Bereich Projektmanagement durchgeführt. Neben einem Einblick in die Gehaltsstrukturen sollte auch aufgezeigt werden, welche Anforderungen im Projektmanagement heutzutage gestellt werden und welche Veränderungen sich zu den Ergebnissen der 1. Studie, die 2004/ 05 durchgeführt wurde, ergaben. Die Datenerfassung erfolgte mithilfe einer Online-Befragung, wobei mit einer verwertbaren Stichprobe von 680 Teilnehmern die Datengrundlage gegenüber 2004/ 05 mit 213 Befragten deutlich erhöht werden konnte. Erfolgreiches Projektmanagement kann nur realisiert werden, wenn man den Projektmitarbeitern eine Perspektive im PM bietet. Neben der Linien- und der Fachorganisation muss eine dritte Karriereleiter etabliert werden. Die neueste Gehaltsstudie im Projektmanagement zeigt, dass die Anforderungen steigen und eine Akademisierung des Projektmanagements erfolgt. Interessant dabei: Durch eine gezielte akademische Ausbildung kann langjährige Berufserfahrung kompensiert werden und dass zum Aufstieg nicht der Umweg über die Linienorganisation genommen werden muss. +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ Abb. 1: Einsatzbereiche von Projektmanagement PM_3-2010_1-56: Inhalt 27.05.2010 13: 08 Uhr Seite 41 Verdienstmöglichkeiten im Projektmanagement Bei der Bewertung der durchschnittlichen Gehälter im Bereich Projektmanagement muss berücksichtigt werden, dass 2009 der Anteil der ersten zwei Projektmanagementebenen merklich niedriger liegt, als dies 2004/ 05 der Fall war (Tabelle 2). Korrespondierend zu diesen Werten ist die Anzahl der Berufsjahre im Projektmanagement zurückgegangen. Lag der Anteil der Teilnehmer mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung in Projekten 2004/ 05 noch bei 43,6 Prozent, so ergab sich für die aktuelle Studie nur ein Wert von 25,6 Prozent. Dies zeigt, dass ohne einen akademischen Abschluss im Projektmanagement (siehe unten) es immer noch ein langer Weg ist, um die höchsten Projektmanagementebenen erreichen zu können. Der naheliegende Zusammenhang zwischen der erreichten Projektmanagementebene und der Position außerhalb der Projektarbeit ist weiterhin hoch signifikant. Es wurde aber in der neuen Studie auch deutlich, dass dieser Zusammenhang mittelfristig durchaus an Bedeutung verlieren wird. Dies liegt einmal an den schon aufgezeigten höheren Arbeitszeitanteilen in der Projektarbeit, andererseits wird dies im Zusammenhang mit dem Diplom-Projektmanager-Abschluss, auf den anschließend noch näher eingegangen wird, verdeutlicht. Ein weiterer Aspekt, der an dieser Stelle angesprochen werden soll, ist die zunehmende Internationalisierung der Projektarbeit. Gaben 2004/ 05 rund ein Drittel der Befragten an, dass sie in einem internationalen Projekt arbeiten, so lag dieser Wert in der aktuellen Studie schon bei 45,6 Prozent, wobei aber selten mehr als vier Kulturkreise involviert waren. In Tabelle 3 sind die Kennzahlen bezogen auf das Grundgehalt 2009 im Vergleich zu 2004/ 05 aufgeführt. Dort wird deutlich, dass es nur zu unwesentlichen Unterschieden in der Gehaltsstruktur kam. Problematisch war allerdings auch 2009 die Erfassung der Sonderleistungen, da diese nicht immer eindeutig zu quantifizieren sind. 2009 gaben 13,7 Prozent der Befragten an, dass sie Sonderleistungen im Wert von über EUR 20.000 bekommen haben, 18,9 Prozent kamen auf einen Betrag zwischen EUR 10.000 und 20.000, für 22,9 Prozent lag die Sonderleistung unter EUR 1.000. Bei der Betrachtung von Gehältern muss auch immer die Frage nach der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit beantwortet werden. Hier zeigte die Analyse, dass sich erneut in vielen Fällen die tatsächliche von der vereinbarten Arbeitszeit deutlich unterschied (Tabelle 4). Der Zeiteinsatz im Projektmanagement liegt somit weiterhin deutlich über der „normalen“ Arbeitsleistung. Einfluss des Abschlusses Diplom-Projektmanager auf die PM-Karriere Betrachtet man die Teilnehmer mit dem Abschluss Diplom-Projektmanager genauer, so fällt auf, dass diese den bisherigen Karriereweg im Projektmanagement abgekürzt haben. Ergab sich 2004/ 05 ein deutlicher Zusammenhang zwischen der erreichten Position außerhalb von Projekten und der erreichten Projektmanagementebene, was den Schluss nahelegt, dass die eigentliche Karriereentwicklung in erster Linie nicht im Projektmanagement, sondern in der Tätigkeit außerhalb der 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2010 42 KARRIERE Absolute Werte In Prozent Zweites Studium 50 7,4 Aufbaustudium 28 4,1 Diplom- Projektmanager 51 7,5 MBA 19 2,8 Promotion 28 4,1 Tabelle 1: Akademische Zusatzausbildung 2009 (in Prozent) 2004/ 05 (in Prozent) 1. Ebene (z. B. Projektdirektor) 5,7 9,9 2. Ebene (z. B. Seniorprojektleiter) 21,2 27,2 3. Ebene (z. B. Projektleiter) 26,6 25,4 4. Ebene (z. B. Teilprojektleiter) 7,2 8,0 5. Ebene (z. B. Assistent im Projektmanagement) 3,4 3,3 Sonstiges (z. B. Projektcoach) 3,4 4,7 Keine Angabe 32,5 21,5 Tabelle 2: Erreichte Projektmanagementebene Tabelle 3: Verteilung des Grundgehalts 2009 (in EUR) 2004/ 05 (in EUR) Durchschnittliches Jahresbruttogehalt 67.664 69.663 Häufigster genannter Wert (Modus) 60.000 60.000 25-%-Wert 49.000 52.515 50-%-Wert 63.000 64.800 75-%-Wert 78.000 81.400 Standardabweichung 27.385 29.719 Vereinbarte Wochenarbeitszeit (in Stunden) Tatsächliche Wochenarbeitszeit (in Stunden) Mittelwert 39,80 47,21 Median 40,00 45,00 Modus 40,00 45,00 Standardabweichung 4,045 8,355 Tabelle 4: Vereinbarte und tatsächliche Wochenarbeitszeit interessante Qualifizierungsmöglichkeit im Projektmanagement ist. Dass dieser Abschluss auch in Bezug auf die Aufstiegschancen im Projektmanagement sehr vorteilhaft ist, wird später noch aufgezeigt. PM_3-2010_1-56: Inhalt 27.05.2010 13: 08 Uhr Seite 42 Projekte stattfindet, so trifft diese Wechselwirkung für die Diplom-Projektmanager nicht mehr zu. In Abb. 2 ist dies schematisch dargestellt. Betrachtet man dieses Ergebnis in Verbindung mit den allgemeinen Einflussfaktoren auf das Jahresgehalt: ❑ Projektmanagementebene, ❑ Position im Unternehmen, ❑ durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche, ❑ gesamte Berufserfahrung, ❑ Alter, ❑ Gesamtausbildung im PM, wird sehr schnell deutlich, dass eine akademische Weiterqualifikation praktische Erfahrungen sowie die erreichte Position im Unternehmen in Bezug auf die erreichte Projektmanagementebene kompensieren kann. Dies ist eine wichtige Erkenntnis für die weitere Entwicklung im Projektmanagement, da dies aufzeigt, dass in den Unternehmen neben den Karrierewegen in der Linie oder der Fachkarriere nun auch ein eigener Karrierepfad für Projektmanager etabliert wird. Fazit Die Studie zeigt auf, dass die Professionalisierung des Projektmanagements weiter voranschreitet. Durch die Eröffnung akademischer Weiterbildungsmöglichkeiten im Projektmanagement ist ein wichtiger Schritt für eine eigenständige Karriereentwicklung im Projektmanagement vollzogen worden. Deutlich wurde auch, dass insgesamt das Thema Projektmanagement im Vergleich zu 2004/ 05 breiter aufgestellt ist. Dies belegen die Verteilungen auf die Branchen und die Funktionen im Unternehmen genauso wie die vielfältigen Studienabschlüsse und die Erhöhung der Arbeitszeit in Projekten. Mehr Details zu der Studie können über die GPM in Nürnberg angefordert werden. ■ Schlagwörter Akademisierung des Projektmanagements, Berufserfahrung, Berufserfahrung in Projekten, erreichte Projektmanagementebene, Gehaltsstruktur, Gehaltsstudie, Internationalisierung der Projektarbeit, Karriereentwicklung im Projektmanagement, Position im Unternehmen (Linienorganisation), vereinbarte und tatsächlich geleistete Arbeitszeit, Weiterbildung und Gesamtausbildung im Projektmanagement Kompetenzelemente der NCB 3.0 4.2.1 Führung, 4.2.2 Engagement und Motivation, 4.2.8 Ergebnisorientierung, 4.3.1 Projektorientierung, 4.3.5 Stammorganisation, 4.3.8 Personalmanagement Autor Prof. Dr. Nino Grau, Jahrgang 1950, ist seit 1991 Professor u. a. für Projekt- und Prozessmanagement an der Fachhochschule Gießen-Friedberg im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen. Nach dem Studium der Informatik in Erlangen, des Wirtschaftsingenieurwesens und der Promotion im Bereich der „Entscheidungsfindung im Team“ an der TU München war er knapp ein Jahrzehnt in der Industrie tätig - im IT-Bereich zuletzt als Organisations- und EDV-Leiter. Seine heutigen Schwerpunkte sind Projekt- und Prozessmanagement. Grau ist Mitglied der GPM - Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., wo er in den letzten zehn Jahren als Vorstand die Verantwortung für verschiedene Ressorts getragen hat. Er war bzw. ist Mitglied in Programmkomitees zahlreicher nationaler und internationaler Tagungen und Weltkongresse im Projektmanagement und Autor verschiedener Vorträge und Veröffentlichungen im Bereich Projektmanagement, Mitherausgeber der Zeitschrift „projektMANAGEMENT aktuell “ und Vice President der IPMA International Project Management Association, wo er 2007 die Aktivitäten zur Beteiligung der IPMA bei der ISO gestartet hat. Zurzeit ist er in der IPMA u. a. für den Bereich Standards verantwortlich. Er leitet die IPMA Delegation bei der ISO als einzige Delegation einer internationalen Projektmanagementorganisation. Anschrift E-Mail: N.Grau@gpm-ipma.de www.gpm-ipma.de Autor Prof. Dr. Ulrich Vossebein, Jahrgang 1957, studierte von 1978 bis 1983 an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt a. M. Volkswirtschaftslehre und promovierte während seiner anschließenden Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der gleichen Universität. Nach einer Promotion war er von 1988 bis 1992 bei der Eckes AG im Bereich Marktforschung - zuletzt als Abteilungsleiter im Unternehmensbereich AfG - beschäftigt. Seit 1992 hat er eine Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing, an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Im Jahr 2000 gründete er zusammen mit Herrn Prof. Klaus Tölle das Institut für Marktanalysen und Umfrageforschung. Seine Hauptforschungsschwerpunkte liegen im Bereich strategische Marktforschung, Marketing-Controlling und Innovationsmanagement. Prof. Dr. Vossebein ist Autor zahlreicher Publikationen und als Seminar- und Tagungsleiter tätig. Anschrift E-Mail: Vossebein@Transmit.de www.Transmit.de projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2010 l 43 Abb. 2: Diplom-Projektmanagement als Karrierebeschleuniger PM_3-2010_1-56: Inhalt 31.05.2010 6: 34 Uhr Seite 43