eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 22/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
101
2011
224 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Project Management Software Systems

101
2011
Heinz Schelle
Meyer, M. M.; Ahlemann, F.: Project Management Software Systems. Requirements, Selection Process and Products. 6th edition, Nürnberg 2010, 364 S., ISBN 978-3-942201-22-3, ca. EUR 640,–
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Als ich vor 42 Jahren erstmals mit Projektmanagement-Software zu tun hatte, war das Produktangebot noch sehr übersichtlich. Mehr als eine Handvoll Programme gab es nicht zur Auswahl. Nach der heutigen Taxonomie von Mey Mark Meyer und Frederik Ahlemann handelte es sich dabei um sogenannte Einzelprojektmanagement-Systeme. Die mühsame Eingabe erfolgte mittels Lochkarten. Das Bundesministerium der Verteidigung versuchte damals die Rüstungsindustrie von der Notwendigkeit des Einsatzes des hauseigenen, auf Netzplantechnik basierenden PPS zu überzeugen. Die Begeisterung aufseiten der Wirtschaft hielt sich in engen Grenzen. Man wehrte sich nach Kräften gegen die vermeintliche Gängelung. Andere Branchen wussten von der „Wunderwaffe aus den USA“ so gut wie nichts. Manche Kritiker verhielten sich wie einige Wiener Bürger, die beim Anblick der ersten Automobile gesagt haben sollen: „Werd’ a wieder abkumma“. Sie sollten sich täuschen. Die Situation hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal geändert. Die Auswahl eines geeigneten Programmsystems ist zu einer alles andere als leichten Aufgabe geworden. Meyer und Ahlemann berichten von mehr als 220 Systemen, die von 200 Herstellern angeboten werden. Das bereits in der 6. Auflage erschienene, herstellerunabhängige Werk, herausgegeben von der GPM und dem Business Application Research Center (BARC), ist allein schon wegen dieser Produktvielfalt ein unentbehrlicher Ratgeber. Es beschreibt 24 marktführende Produkte. Das Buch der beiden Autoren, die in der Bundesrepublik wohl die besten Fachleute auf dem Gebiet Projektmanagement-Software sind, beschränkt sich freilich in keiner Weise auf die systematische Beschreibung der verfügbaren Programmsysteme, sondern geht erheblich darüber hinaus. Die Verfasser befassen sich gründlich mit dem Produktauswahlprozess, geben wertvolle Ratschläge für die Implementierung, bei der häufig mit Widerständen gerechnet werden muss, und behandeln unter dem Stichwort „Architecture and Technologies“ Fragen der Softwarearchitektur, der Konfiguration, der Integration in die gesamte Softwarelandschaft des Unternehmens und der Sicherheit. Besonders interessant, auch für alte Hasen, sind für mich die Kapitel „Project Management Software Maturity“, „The M-Model as a Frame of Reference“ und die umfangreichen Ausführungen zur Funktionalität. Deshalb soll darauf nachfolgend auch etwas ausführlicher eingegangen werden. Im zuerst genannten Kapitel werden den fünf Reifegradstufen nach CMM entsprechende Reifegrade bei der Software gegenübergestellt. Ein Beispiel: Der Stufe 3, auf der die Organisation im Projektmanagement standardisierte Prozesse hat, die auch praktiziert werden, entsprechen unternehmensweite Projektmanagementsysteme (Enterprise Project Management Systems). Neben diesem Typ von Systemen und den bereits oben erwähnten Einzelprojektmanagement- Systemen werden weiter unterschieden Multiprojektmanagement-Systeme (Stufe 2 von CMM: definierte Prozesse), leistungsorientierte Projektmanagementsysteme (Performance-oriented Project Management Systems), die mit der Stufe 4 von CMM korrespondieren (auf dieser Stufe wird der Erfolg der Projekte und des Projektmanagements ständig gemessen), und wissensorientierte Projektmanagementsysteme, die der fünften Stufe von CMM (kontinuierliche Verbesserung des Projektmanagements) zugeordnet sind. Das M-Modell umfasst den gesamten Projektlebenszyklus von der Initiierung über die Planung und Ausführung bis zum Projektabschluss. Innerhalb des Modells werden drei Managementebenen mit unterschiedlichen Aufgabenkomplexen unterschieden: Projektmanager, Projektoffice/ Lenkungskreis und Geschäftsführung (Management Board). So werden der Ebene der Geschäftsführung die Portfolioplanung und das Portfoliocontrolling zugewiesen. Der Projektlebenszyklus des M-Modells wird in elf Themengebiete unterteilt. Dazu gehören die Generierung und die Bewertung von Ideen, die Portfolioplanung, die Programmplanung, die Projektplanung und das Projektcontrolling. Innerhalb dieser großen Aufgabenkomplexe wird weiter untergliedert. Dabei finden sich etwa unter der Überschrift Projektplanung die Teilaufgaben Projektstrukturierung und Terminplanung, die jeweils in einem eigenen Kapitel, mit praktischen Beispielen unterlegt, ausführlich dargestellt werden. Die Beschreibung der einzelnen Produkte geschieht nach einem einheitlichen, sehr transparenten Muster. Die Autoren liefern Informationen über Produkt (z. B. Installationszahlen), Herstellerfirma (z. B. Firmenprofil und Umsätze), funktionalen Schwerpunkt der Software, Reifegradmix, Architektur, Service, Preis und Referenzkunden. Die in ausführlichen Assessments der Produkte entstandene Bewertung anhand von über 270 Einzelkriterien wird zunächst in 53 Kriteriengruppen verdichtet 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2011 42 WISSEN Buchbesprechung Project Management Software Systems Meyer, M. M.; Ahlemann, F.: Project Management Software Systems. Requirements, Selection Process and Products. 6 th edition, Nürnberg 2010, 364 S., ISBN 978-3-942201-22-3, ca. EUR 640,- PM_4-2011_1-68: Inhalt 22.08.2011 12: 29 Uhr Seite 42 und dann zu den elf Themengebieten des M-Modells zusammengefasst. Die Einzelkriterien werden zusätzlich auch noch nach funktionalen Gruppen (z. B. Risikomanagement, Ablauf- & Terminplanung …) und nach dem Reifegradmodell ausgewertet. Abschließend folgt ein ausführliches Assessment Summary. Fazit: Wer sich mit dem Gedanken trägt, Projektmanagement-Software zu installieren, kommt an diesem Buch, das auf immenser und imponierender Detailarbeit basiert und äußerst systematisch aufgebaut ist, nicht vorbei. Heinz Schelle ■ projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2011 l 43 „Bühne frei für den Wandel“, so könnte das Motto des vorliegenden Buches aus dem Gabler-Verlag lauten, bei dem der Wandel in Organisationen im Mittelpunkt des Geschehens steht. Dabei geht es um ein Vorgehen, mit dem Veränderungen umfassend und tiefgehend herbeigeführt werden können. Die Autoren Dominik Petersen, Urs Witschi, Wolfgang Kötter und Jörg Bahlow legen die Messlatte hoch: Ziel ist es, ein Change-Projekt-Management vorzustellen, das in gewisser Weise standardisiert und damit wiederhol- und erlernbar ist. Aber fangen wir doch von vorne an … Ausgangspunkt des Buches ist eine differenzierte Sicht auf das Change-Management. Die Autoren beklagen die zumeist sorglose Verwendung des Begriffs, bei der einzelne Veränderungen gemeint sind und oft das große Ganze verloren geht. Sie vermissen eine grundlegende Logik bzw. Strategie des Wandels, was dazu führt, dass viele Veränderungen wirkungslos verpuffen. Change- Management wird als Begriff höherer Ordnung verstanden, als ein Begriff, der auf sich selbst angewendet werden muss: Es geht um den Wandel des Wandels. Das Phänomen als Ganzes zu sehen und sich nicht in den Einzelheiten verschiedener Veränderungsprojekte zu verlieren, ist das Postulat. Wenn wir von Wandel sprechen, dann haben wir es mit selbstbezüglichen, zirkulären bzw. rekursiven Verhältnissen zu tun, so eine zentrale Aussage des Buches. Primäre Zielgruppen des Buches sind deshalb Führungskräfte in Unternehmen und diejenigen, die sich mit Unternehmens-, Organisations- und Personalentwicklung auseinandersetzen. Wichtiges Anliegen der Autoren ist es, zu verdeutlichen, wie die Rückbezüglichkeit der Verhältnisse als Hebelwirkung für einen nachhaltigen Wandel genutzt werden kann. Die angebotene Lösung lautet „Wandel durch Vernetzung“, ein Change-Management-Verfahren, bei dem die betroffene Organisation die eigene Veränderung erarbeitet und diese als Arbeitsaufführung inszeniert. In der Aufführung erleben die Zuschauer die Transformation ihrer eigenen Organisation! Damit entsteht eine mehrfach zirkuläre Vernetzung, niemand ist ganz draußen, jeder gehört mehr oder weniger zur Aufführung und fängt an, über sich und sein Umfeld nachzudenken … und wird damit Teil des Wandels. Vernetzung wird nicht nur durch die Aufführung erreicht, sondern auch durch die Zusammenführung und Wechselwirkung der herkömmlichen (Linien-)Organisation mit dieser neu geschaffenen „Projektwelt“. Das Vorgehen ist klar strukturiert und folgt nach einer ersten Phase der „Öffnung“ (Entwicklung des Problembewusstseins) den fünf Kernphasen „Orientieren“, „Planen“, „Netzwerkbildung“, „Erarbeitung“ und „Auswertung/ Würdigung“. Diese werden zweimal durchlaufen, zuerst bei der eigentlichen „Gestaltung“, dann noch einmal bei der „Verankerung“ der Veränderungen. Dabei kommen vielfältige Interventionen zum Einsatz, die selbstverständlich projektspezifisch angepasst werden müssen. Bei Bedarf sind externe Unterstützer bei der Erarbeitung einer Interventionsarchitektur und der Moderation von Workshops behilflich. Im Buch wird das Vorgehen durch Anwendungsbeispiele im Detail erläutert. Man fühlt sich als Zuschauer und kann die Veränderungsprozesse vor seinem Auge Revue passieren lassen, Interviewaussagen der Beteiligten während und nach Abschluss des Prozesses runden das Bild ab. Die Stärke des Buches liegt vor allem darin, dass das Change-Management-Verfahren ausführlich hergeleitet und die dahinter liegenden Philosophien und Konzepte veranschaulicht werden. Selbst Luhmanns Theorien fügen sich elegant ein. Das Vorgehen wird auf knapp 150 Seiten drehbuchartig entwickelt und alle Schritte werden in Szene gesetzt. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis macht Lust auf die tiefer gehende Beschäftigung mit den vorgestellten Konzepten. Damit ist das Buch nicht nur für Führungskräfte geeignet, die sich mit „Wandel durch Vernetzung“ den Herausforderungen der Praxis stellen wollen, sondern auch für Trainer, Berater und Coaches zur Erweiterung des eigenen Repertoires. Reinhard Wagner ■ Buchbesprechung Den Wandel verändern Petersen, D., in Zusammenarbeit mit Witschi, U., Kötter, W., und Bahlow, J.: Den Wandel verändern. Change-Management anders gesehen. Wiesbaden 2011, 348 S., ISBN 978-3-8349-2672-2, EUR 39,95 PM_4-2011_1-68: Inhalt 22.08.2011 12: 29 Uhr Seite 43