PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Perfekt geplantes Treffen der Generationen
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Oliver Steeger
Die GPM Initiative „Projektmanagement macht Schule“ zieht in Deutschland Kreise. Immer mehr Schulen vermitteln – mit Unterstützung der GPM – Kindern und Jugendlichen Grundkenntnisse im Projektmanagement. Aktuelles Beispiel: An Mittelschulen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen haben Schülerteams soziale Projekte durchgeführt. Der örtliche Kiwanis-Club, der sich vor allem gemeinnütziger Jugendarbeit verpflichtet sieht, hat diese Initiative an den Schulen angestoßen und mit einem Projektwettbewerb begleitet. Peter Bitzl, Präsident des Kiwanis-Clubs Garmisch-Partenkirchen e. V. und langjähriges GPM Mitglied, berichtet über die jungen Teams und deren beeindruckende Projektprofessionalität.
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projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 l 25 Herr Bitzl, kürzlich sagten Sie, wenn Sie in Ihrem Landkreis Projektmanager bräuchten - Sie wüssten, wo Sie sie finden würden ... Peter Bitzl: In den sechsten Klassen unserer Mittelschulen! Dort haben die Jugendlichen hervorragende Projektarbeit geleistet. Im Juni haben wir die Topschülerprojekte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen prämiert. Richtig professionelle Projektarbeit? Ganz bestimmt! Die Schüler haben ihre Projekte geplant, strukturiert und dokumentiert. Sie haben den Auftrag geklärt, Ziele definiert, das Umfeld analysiert und Stakeholder eingebunden. Sie haben so gehandelt wie die Profis, daran gibt es keinen Zweifel. Die Schüler sind zwölf bis vierzehn Jahre alt. Umso beeindruckender ist es, wie professionell sie ihre Vorhaben angehen. Ich bin begeistert von ihrer Arbeit. Der Kiwanis-Club Garmisch-Partenkirchen, dem Sie als Präsident vorstehen, hat in vier Mittelschulen Ihres Landkreises Schülerprojekte angestoßen und einen Wettbewerb veranstaltet. Die Bedingung: Es musste sich dabei um soziale Projekte handeln. Richtig! Der soziale Charakter der Projekte musste deutlich erkennbar sein. Konkret? Ein Schülerteam aus Oberammergau hat in seinem Projekt mit Senioren in einer Sozialstation gespielt, gebastelt und musiziert - „Generationen kommen zusammen“ war der Projekttitel. Ein anderes Team aus Oberau hat unter dem Projekttitel „Musik macht fröhlich und hält fit“ in einer Seniorenresidenz mit demenzkranken Bewohnern getrommelt, gesungen und getanzt. Ein weiteres Team aus Garmisch-Partenkirchen hat in einem Altenheim Bewohner betreut, der Titel war „Jung hilft Alt“. Und ein weiteres Team aus Bad Kohlgrub hat sich an ein technisches Hilfsprojekt gewagt und in seiner Schule eine Auffahrtrampe für gehbehinderte Menschen gebaut. Perfekt geplantes Treffen der Generationen Bayerische Schüler managen soziale Projekte Die GPM Initiative „Projektmanagement macht Schule“ zieht in Deutschland Kreise. Immer mehr Schulen vermitteln - mit Unterstützung der GPM - Kindern und Jugendlichen Grundkenntnisse im Projektmanagement. Aktuelles Beispiel: An Mittelschulen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen haben Schülerteams soziale Projekte durchgeführt. Der örtliche Kiwanis-Club, der sich vor allem gemeinnütziger Jugendarbeit verpflichtet sieht, hat diese Initiative an den Schulen angestoßen und mit einem Projektwettbewerb begleitet. Peter Bitzl, Präsident des Kiwanis-Clubs Garmisch-Partenkirchen e. V. und langjähriges GPM Mitglied, berichtet über die jungen Teams und deren beeindruckende Projektprofessionalität. Oliver Steeger Peter Bitzl, Dipl.-Ing. (FH), 53, ist Präsident des KIWANIS Clubs Garmisch-Partenkirchen e. V. Seit vielen Jahren Mitglied der GPM, leitet er den Bereich Broadband Access in München für die Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH, Network and Service Operations, als Leiter Broadband Access in München. Foto: privat Welchen Vorteil hat es, jungen Menschen Projektmanagement anhand sozialer Projekte nahezubringen? In sozialen Projekten wird besonders die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler trainiert, die sie später im Berufsleben gut gebrauchen können. Die soziale und personale Entwicklung der Schüler ist ein Bildungsziel der Mittelschulen in Bayern. Zudem spricht noch ein weiterer Vorteil für soziale Projekte an Schulen. Unser PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 02 Uhr Seite 25 Landkreis ist ländlich geprägt. Durch die Erosion der Dorfgemeinschaft, in der jeder bisher jedem half, brauchen wir solche sozialen Projekte. Diese Gemeinschaft und der ursprüngliche Zusammenhalt kann mit solchen Projekten wiederbelebt werden. Die generationenübergreifenden Projekte zeigen dies sehr schön. Den Schülern werden die Probleme des Alterns bewusst. Ein Lehrer sagte mir, dieses Thema gehöre zum Leben dazu; man solle es in Schulen nicht zur Seite schieben. Ihr Verein hat die Schülerprojekte nicht nur unterstützt ... ... wir waren der Auftraggeber der Projekte! Sie haben darüber hinaus auch einen Wettbewerb für die Projekte organisiert. Die vier Projekte, die Sie eben angesprochen haben, sind als Gewinner aus dem Wettbewerb hervorgegangen. Ein Wettbewerb ist eine gute Motivation für Schüler. Dies bringt Ernsthaftigkeit in die Arbeit. Immerhin hat der Landrat die besten Projekte persönlich ausgezeichnet und geehrt. Sie sagten gerade, dass Ihr Verein Auftraggeber der Projekte war ... Es bringt Vorteile, wenn der Auftraggeber des Projekts nicht der Schule selbst entstammt. Für die Schüler ist die Auseinandersetzung mit einem externen Auftraggeber eine besondere Herausforderung. Ein Mädchen erzählte, es habe bislang noch nie außerhalb der Schule Arbeitsergebnisse präsentiert. Solche Herausforderungen und Erfahrungen scheinen mir für Kinder und Jugendliche wichtig zu sein. Der Auftraggeber eines Projekts hat bekanntlich auch Pflichten. Er unterstützt die Auftragsklärung und begleitet die Arbeiten. Sind Sie auch in diese Rolle geschlüpft? Selbstverständlich! Wir haben eng mit der GPM kooperiert und beispielsweise das Unterrichtsmaterial der Fachgruppe „PM macht Schule“ eingesetzt. Jedes Schülerteam hat uns einen Steckbrief seines Projekts eingereicht und mit uns den Auftrag geklärt. Danach hat uns jedes Team seine Planungen präsentiert. Und im dritten Schritt wurde das Ergebnis vorgestellt. Darüber hinaus haben wir uns online über den jeweiligen Stand der Projekte orientieren können. Online? Ja. Durch die webbasierte Software Groupion haben wir jederzeit den Stand der Arbeiten und die Dokumentation verfolgen können. Gegliedert war diese Dokumentation in zehn Projektschritte, also phasenorientiert. Wie intensiv haben sich die Schüler mit den Methoden des Projektmanagements befasst? Ich nenne drei Beispiele: Für das Bauprojekt der Auffahrtrampe war eine detaillierte Kostenrechnung mit Planung und Controlling der Kosten erforderlich. Das Team hat für gute Transparenz bei den Kosten gesorgt. Das zweite Beispiel: Für das Projekt der Seniorenbetreuung hat das Team einen exakten Zeitplan erarbeitet, eine Art Stundenplan, wer wann welche Aufgaben erledigt. Dafür muss man Arbeitspakete formulieren und Abhängigkeiten zwischen den Paketen erkennen! Das haben die Jugendlichen professionell geleistet! - Das dritte Beispiel noch für die Methoden: Die Schüler haben bei der Risikoanalyse festgestellt, dass bei dem Betreuungsprojekt eine schwere Erkrankung einzelner Senioren das Projekt gefährden würde. So etwas würde das Team massiv belasten. Das Team hat überlegt, wie es mit solchen Situationen umgehen kann. Wie kommt solch strukturierte und formalisierte Arbeitsweise bei Schülern an? Soweit ich dies beobachte - ausgezeichnet. Ich war immer wieder verblüfft, wie schnell die Schüler die Methodik aufgefasst und umgesetzt hatten. Voraussetzung dafür sind natürlich Lehrmaterial und Leitfäden, die sich für den Schulgebrauch eignen. Die GPM hat uns hervorragendes Material zur Verfügung gestellt und einen Geldpreis gestiftet. Für das nächste Jahr planen wir eine Fortsetzung dieser Initiative. Und die Schulen selbst? Wie sind diese gegenüber Projektmanagement eingestellt? Viele Lehrer sowie die Schulbehörden sind begeistert. Wie gesagt, projektorientiertes Arbeiten gehört heute zum Lehrplan. Wir haben angeregt, diese Vorhaben mit der modernen Methodik zu strukturieren und zu bearbeiten, um die Schüler noch mehr auf das Berufsleben vorzubereiten. Wie haben Sie den Schulen das Thema „Projektmanagement“ nahegebracht? Wir haben das Thema zuerst dem Schulamt und dann den Leitern der Mittelschulen im Landkreis präsentiert und dabei die Angebote von „PM macht Schule“ der GPM unterbreitet. Vier Schulen haben direkt ihre Teilnahme zugesagt. Dort befürworten einige Pädagogen mittlerweile die Übernahme von Projektmanagement in den offiziellen Lehrplan. Solche Ansätze begrüßen wir natürlich! ■ 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 26 REPORT Dalibor Die vier Siegerteams der Mittelschulen Oberammergau, Garmisch, Bad Kohlgrub und Oberau bei der Ehrung. Hinten von links nach rechts: Betreuungslehrer Reinhard Flemisch (Mittelschule Oberammergau), Anneliese Willfahrt (Leiterin des Staatlichen Schulamts Garmisch-Partenkirchen), Landrat Harald Kühn (Garmisch-Partenkirchen), Konrektor Markus Schneider (Mittelschule Bad Kohlgrub), Kiwanis-Präsident Peter Bitzl, Betreuungslehrer Josef Bader (Mittelschule Garmisch) Foto: FOTOPRESS THOMAS SEHR PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 02 Uhr Seite 26