eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 23/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0886
UVK Verlag Tübingen
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2012
234 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

LA eRacing – ein Rennstall an der Hochschule Landshut

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2012
Markus Schmitt
Florian Hirnich
Am Beispiel eines studentischen Non-Profit-Projektes, dem Aufbau eines Rennstalls, wird gezeigt, wie die akademische Projektmanagementausbildung sinnvoll erweitert werden kann. Im Zentrum stehen dabei Kompetenzen, die mit herkömmlichen Lehrveranstaltungsformen nur schwer vermittelt werden: unternehmerisches Handeln, Interdisziplinarität, Networking. Zur Nachahmung eignen sich Projektthemen, die aktuell, für junge Menschen attraktiv, öffentlichkeitsrelevant und revolvierend sind. Sie sollten außerdem eine Leistungsbeurteilung aus dem Projektumfeld ermöglichen.
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22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 52 KARRIERE 1 Projektziel Das primäre Ziel des Projektteams war es, innerhalb eines Jahres ein voll funktionsfähiges, elektrisch betriebenes Formel-Rennauto zu entwickeln und zu bauen, welches alle Anforderungen des umfangreichen Reglements erfüllt und somit zu den Wettbewerben zugelassen wird. Mit diesem Rennwagen wollte man im August 2011 am deutschen Formula Student-Event in Hockenheim teilnehmen. Darüber hinaus sollte mit dem Fahrzeug der ersten Saison eine solide und zuverlässige Grundlage für Weiterentwicklungen in den Folgejahren entstehen. Und schließlich war beabsichtigt, LA eRacing durch eine überzeugende Teamleistung nachhaltig an der Hochschule zu etablieren und in Form von Projekt-, Konstruktions- und Abschlussarbeiten in einschlägige Studiengänge zu integrieren. Im Folgenden wird beschrieben, wie der Ablauf dieses 14-monatigen Projektes angelegt wurde, welche besonderen Herausforderungen sich stellten und welche Faktoren erfolgsentscheidend waren. Abschließend wird die Bedeutung derartiger Projekte für die Projektmanagementausbildung an Hochschulen gewürdigt. 2 Projektmanagementansatz und Ergebnis Das Führungsteam von LA eRacing gliederte das Projekt in fünf Hauptphasen mit 13 Meilensteinen. Die Initialisierungs-, Konzept- und Vorbereitungsphase behandelten die organisatorischen Rahmenbedingungen und sollten nach drei Monaten abgeschlossen sein. Die Reifephase umfasste mit den drei Teilphasen Entwicklung & Konstruktion, Fertigung & Montage sowie Test die wesentlichen Abschnitte einer Produktentwicklung. Im Hinblick auf eine Teilnahme am Formula Student-Wettbewerb in Hockenheim im August 2011 sollte die Testphase im Mai beginnen. Parallel zu den drei Teilphasen verlief die Beschaffung (Abb. 1). Die weitere Ausgestaltung des Projektmanagements folgte dem Prozessmodell nach DIN 69901-2: 2009-01. Dabei wurden Projektmanagementprozesse den zehn relevanten Prozessuntergruppen und fünf Projektmanagementphasen (Initialisierung, Definition, Planung, Steuerung, Abschluss) zugeordnet. Einen Einblick in die Initialisierungs- und Definitionsphase auf dieser Ebene gibt Abbildung 2. Das Projekt LA eRacing war erfolgreich: Auf Anhieb schaffte das Rennteam (Abb. 3) mit dem neuen Fahrzeug die Qualifikation für das Event in Hockenheim im August 2011 und belegte dort einen Platz im Mittelfeld. Bei einem zweiten Wettbewerb in Barcelona landete man in einigen Disziplinen sogar auf vorderen Plätzen. An der Hochschule Landshut - und nicht nur da - hat sich LA eRacing schon im ersten Jahr als anerkannter Partner etabliert, und das Rennteam ist geordnet in seine zweite Saison gestartet. 3 Besondere Herausforderungen und Erfolgsfaktoren Der Erfolg des Projektes war nicht selbstverständlich, denn mehrere besondere Herausforderungen waren zu bewältigen: LA eRacing - ein Rennstall an der Hochschule Landshut Erfolgsfaktoren und Bedeutung eines interdisziplinären Projektes Formula Student ist ein internationaler Wettbewerb, bei dem Studierende einen einsitzigen Formel-Rennwagen entwickeln, konstruieren und bauen. Teams aus mehr als 20 Ländern messen sich in statischen und dynamischen Disziplinen. Es gewinnt das Team mit dem besten Gesamtpaket. Hierzu bewertet eine Jury aus Experten der Motorsport-, Automobil- und Zulieferindustrie die konstruktiven Lösungen, die Leistungsfähigkeit des Wagens auf der Rennstrecke, eine Kostenaufstellung und eine Verkaufspräsentation für eine potenzielle Kleinserienfertigung. Neben der Formula Student Combustion mit Verbrennungsmotoren gibt es seit 2010 die Formula Student Electric (FSE), in der die Fahrzeuge elektrisch betrieben werden. Im Zuge dieser Erweiterung haben sich Studierende der Hochschule Landshut im Juli 2010 entschlossen, das Rennteam „LA eRacing“ zu gründen. Markus Schmitt, Florian Hirnich Am Beispiel eines studentischen Non-Profit-Projektes, dem Aufbau eines Rennstalls, wird gezeigt, wie die akademische Projektmanagementausbildung sinnvoll erweitert werden kann. Im Zentrum stehen dabei Kompetenzen, die mit herkömmlichen Lehrveranstaltungsformen nur schwer vermittelt werden: unternehmerisches Handeln, Interdisziplinarität, Networking. Zur Nachahmung eignen sich Projektthemen, die aktuell, für junge Menschen attraktiv, öffentlichkeitsrelevant und revolvierend sind. Sie sollten außerdem eine Leistungsbeurteilung aus dem Projektumfeld ermöglichen. +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 52 ❑ Ein Projektziel, dessen Erreichung weit mehr finanzielle und materielle Ressourcen erforderte, als die Gründer selbst jemals beisteuern konnten. ❑ Der geringe Verbreitungsgrad des technischen Wissens über elektrisch betriebene Fahrzeuge. ❑ Der ausschließlich freiwillige Personaleinsatz von Studierenden in ihrer Freizeit. ❑ Die sehr kurze Projektlaufzeit von 14 Monaten. Zurückblickend erwiesen sich - neben den generellen Erfolgsfaktoren wie gute Kommunikation und klare Zielprojekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 l 53 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Aug Initialisierung Konzept Vorbereitung Reife Abschluss Entwicklung & Konstruktion Fertigung & Montage Test Techn. Konzept festgelegt Beschaffung Beginn Fertigung & Montage Beginn Testphase Präsentation des Wagens Beginn Entwicklung & Konstruktion Neuwahlen Zeit Unterlagen einreichen Status- Bericht Initialisierung Hauptsponsoren festgelegt Teambuilding abgeschlossen Rennen Hockenheim Projektphasen Kick-off Abb. 1: Meilensteine und Projektphasen bei LA eRacing Initialisierung Definition Ablauf und Termine Änderungen Informationen, Dokumentation, Kommunikation Kosten und Finanzen Organisation Qualität/ Sicherheit Ressourcen Risiko Projektstruktur Ziele Prozessuntergruppen PM-Phasen Meilensteine definieren: - Termine Formula Student - Organisatorische Meilensteine - Technische Meilensteine Freigabe einleiten: Freigabe des Projektes durch die Hochschule Landshut, Professur für Automobilwirtschaft Informations- und Berichtswesen festlegen: - Zugriff- und Weisungsbefugnisse festlegen - Standardisierte Dokumente (LOP, Präsentationen, Protokolle) - Festlegung Datenspeicherung und Archivierung Aufwände grob schätzen: Gesamtkostenaufwand Gründungsjahr ca. 200.000 EUR Sponsoringkonzept festlegen: Hauptsponsoren, Sponsoren, Unterstützer Rechtsform klären: Gemeinnütziger Verein (Wahl der Vorstandschaft, des Schriftführers und Kassiers; Verabschiedung der Satzung) Projektorganisation festlegen: (siehe Organigramm) Erfolgskriterien festlegen: Klare Zieldefinition, gute Kommunikation, gutes Team, gute Planung/ Organisation Ressourcen planen: Büro, Werkstätten, Lagerräume, Labore Risiken aufnehmen: Teamfluktuation, Finanzierung, Zeitmanagement, Lieferverzögerung, technische Probleme Stakeholder analysieren: Partner, Hochschule etc. Machbarkeit bewerten: Realisierbar (siehe andere Teams) - Voraussetzung (siehe Erfolgskriterien) Ziele skizzieren: Erfolgreiche Teilnahme bei der Formula Student Germany 2011 (in Hockenheim) mit einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug Ziele definieren: Kurzfristig: erfolgreiche Teilnahme an allen Disziplinen FSG 2011 Langfristig: Formula Student langfristig an der Hochschule etablieren und erfolgreich fortführen + Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie in GB, Japan, Italien, USA Abb. 2: Projektmanagementprozesse für die Initialisierungs- und Definitionsphase bei LA eRacing PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 53 setzung - die folgenden fünf Faktoren als erfolgskritisch für das Management dieses studentischen Projektes. 3.1 Rechtliche Eigenständigkeit und Non-Profit- Orientierung Die selbstbestimmte studentische Initiative LA eRacing musste sich rechtlich klar von der Hochschule als einer Körperschaft des öffentlichen Rechts abgrenzen. Als geeignete Form erwies sich hierzu der eingetragene Verein (e. V.). Die juristische Trennung verschaffte den Studierenden organisatorische Unabhängigkeit bei gleichzeitiger individueller Anbindung an die Hochschule. Damit war ein Rahmen geschaffen, in dem auf der einen Seite die Vereinsmitglieder sich frei entfalten und Synergien mit ihrer Hochschule erzielen konnten. Auf der anderen Seite war die Hochschule nicht mit außergewöhnlichen Haftungsrisiken konfrontiert. LA eRacing e. V. entschied sich ferner für die Gemeinnützigkeit im Sinne der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung an der Hochschule auf dem Gebiet des Fahrzeugbaus. Die Gemeinnützigkeit befreite von Körperschaft- und Gewerbesteuer und damit auch von administrativen Pflichten; außerdem berechtigte sie zum Ausstellen von Zuwendungsbestätigungen für Spenden. 3.2 Spendenbasierte Finanzierung Das Projekt hatte - die unentgeltliche Arbeitsleistung der Studierenden nicht eingerechnet - ein Budget von ca. 200.000 EUR. Wegen der Rechtsform des eingetragenen Vereins sind die Möglichkeiten zur kommerziellen Einnahmenerzielung (Sponsoring, Merchandising) stark eingeschränkt. Als Haupteinnahmequelle blieben deshalb von Unternehmen bereitgestellte Geld- und Sachspenden, die aufgrund der Gemeinnützigkeit steuerlich abzugsfähig sind. Zur Spendenakquise wurden persönliche direkte und indirekte Kontakte zu Entscheidungsträgern in Unternehmen aus der Region um Landshut genutzt; im Rahmen der Teilebeschaffung ließen sich außerdem einschlägige Zulieferunternehmen für Sachspenden gewinnen. Ausschlaggebend für Spendenzusagen waren häufig die Transparenz bei der Darstellung des visionären Vorhabens sowie die Kombination von Begeisterung und Realitätssinn der Studierenden. Die Unternehmen selbst verbanden mit ihrem Engagement bei LA eRacing verschiedene Motive: von eigenen technischen Fortschritten im Rahmen einer Entwicklungszusammenarbeit (z. B. Automobilzulieferer) über motorsportbezogenen Imagegewinn bei jungen Erwachsenen (Ingenieurdienstleister) bis hin zur Förderung des Nachwuchses in zukunftsrelevanten Berufsfeldern (auch Unternehmen außerhalb der Automobilwirtschaft). Das Projektteam musste aufgrund von Liquiditätsengpässen gelegentlich Bestellungen verzögern oder bei der Teileauswahl Qualitätsabstriche machen. Dennoch gelang am Ende die vollständige Kostendeckung. 3.3 Balance aus Freiwilligkeit und Führung Die Vereins- und Projektleitung prägte von Beginn an eine Kultur der Offenheit und der Mitverantwortung und erreichte diese durch eine Balance aus konzeptionellen Vorgaben und Selbstorganisation. Entsprechend ging sie die Hauptaufgabe im Personalbereich an, nämlich aus den anfänglich ca. 80 interessierten Studierenden ein leistungsfähiges, beständiges Projektteam zu formen. Sie gab dazu eine Gliederung in sieben Teams vor, und zwar für Antrieb, Chassis, Fahrwerk, Beschaffung, Organisation, Finanzen und Marketing. Die Mitglieder ordneten sich dann selbst diesen Teams zu und bestimmten unter sich die Teamleiter. Um die tatsächliche Leistungsbereitschaft der Teammitglieder festzustellen, wurde am Anfang der Projektarbeit ganz bewusst ein hohes Arbeitstempo und -pensum vorgegeben (Frequenz und Dauer der Treffen, Qualitätsanforderungen, Statusberichte). Dies führte bei einigen Teilnehmern zur Selbsterkenntnis, dass sie das Projekt nicht über ein ganzes Jahr hinweg aktiv unterstützen konnten. Sie verließen das Projekt und es schälte sich ein Kern von ca. 50 aktiven Mitgliedern heraus. Danach wurde ein allgemeiner Aufnahmestopp bis zum Saisonende beschlossen, und es wurden nur noch solche Mitglieder gesucht und integriert, die zur Schließung bestimmter fachlicher Lücken beitrugen. Um die Motivation im Team durchgehend hoch zu halten, förderten die Vereinsvorstände die persönliche und fachliche Entwicklung der Teammitglieder. Besonders wirkungsvoll waren dabei Feedbackgespräche zur fachlichen Leistung und zum Teamwork, der Einsatz eines vorformulierten Evaluationsbogens für die Projektarbeit, die weitgehende Selbstorganisation innerhalb der Teams, die Offenheit für Ideen von allen Mitwirkenden und die gemeinsame Freizeitgestaltung für den Zusammenhalt. Letzteres erwies sich als essenziell in Zeiten mit hoher Arbeitsbelastung durch Projekt und Studium, zum Beispiel im Sommersemester während der intensiven Vorbereitung auf Prüfungen an der Hochschule. 3.4 Interdisziplinarität Dass LA eRacing ein multidisziplinäres Projekt werden würde, war von Beginn an klar, waren doch Studierende aus allen fünf Fakultäten der Hochschule und aus neun Studiengängen beteiligt. Für den Projekterfolg entscheidend war es jedoch, das Fachwissen zu vernetzen und echt interdisziplinär zu arbeiten (Abb. 4). Dies fiel nicht immer leicht, und das sprichwörtliche „Silodenken“ wurde schnell sichtbar. Beispielsweise waren Studierende der reinen Ingenieurwissenschaften 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 54 KARRIERE Abb. 3: LA eRacing-Team in Hockenheim 2011 Foto: Formula Student Germany PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 54 anfänglich verwundert über das fehlende technische Wissen der Kommilitonen aus der Betriebswirtschaftslehre, und umgekehrt war erst Überzeugungsarbeit für die Bedeutung von Meilensteinterminen und Wirtschaftlichkeit zu leisten. Die Bereitschaft zur engagierten Zusammenarbeit wuchs jedoch mit jedem Problem, das nur gemeinsam lösbar war. Zwischen den technischen Disziplinen ergab sich mehr und mehr ein integrierter Ansatz für die gesamte Fahrzeugtechnik, speziell beim Batteriesystem. Die Studierenden aus den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen entwickelten zusammen den Businessplan. Und alle gemeinsam lernten eine disziplinierte Projektorganisation kennen und schätzen. In vielen einzelnen Situationen konnte die Projektleitung moderierend und integrierend eingreifen, weil sie mit Personen besetzt worden war, die aufgrund ihres Studiengangs oder ihrer praktischen Erfahrungen schon interdisziplinär ausgerichtet waren. Nur so war es möglich, sich simultan und in ausgewogener Weise auf die sieben verschiedenen statischen und dynamischen Disziplinen der Formula Student vorzubereiten, zum Beispiel auf die Präsentation eines Businessplans und auf das Langstreckenrennen über 22 km. 3.5 Networking Über die Teamgrenze hinaus war LA eRacing auf die Vernetzung mit anderen Organisationen angewiesen. Die Initialzündung hierfür gab die Hochschule Landshut, indem ihr Professor für Automobilwirtschaft die Projektidee an die Studierenden herantrug. Auch bei zahlreichen anderen Organisationen aus Wirtschaft, Forschung, Lehre, Politik und Verwaltung stieß man auf Unterstützung für das fachlich anspruchsvolle und überzeugend vorgetragene studentische Non-Profit-Projekt. So stellte etwa die Landmaschinenschule im benachbarten Agrarbildungszentrum einen Werkstattraum zur Verfügung, und die Handwerkskammer half mit ihren Fertigungskapazitäten. Mit jeder Referenz fiel es leichter, weitere Unterstützer zu gewinnen. Dabei konzentrierten sich - dem Ortsbezug des Projektes entsprechend - die Partner auf den Umkreis von ca. 70 km um Landshut. LA eRacing trug seinerseits in vielfältiger Weise zum Gesamtnutzen des Netzwerks bei. So wurden die Partner eingeladen zu Werkstattbesichtigungen, zu den Rennevents und zur feierlichen Fahrzeugpräsentation auf dem städprojekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 l 55 wir können. sympathisch anders. 30 Jahre © 2005 www.first- T r a i n i n g Stufe für Stufe die richtige Qualifikation - Ausbildung mit ibo-Zertifikat für den • Projektmanagement-Fachmann/ -frau • Projektleiter/ in • Projektmanager/ in Einzel- und Vertiefungsseminare • Projektmanagement - Die wichtigsten Werkzeuge • Projekterfolg durch effektive Führung und Zusammenarbeit • Multiprojektmanagement und Ressourcenmanagement Studium Master of Arts Projekt- und Prozessmanagement in Kooperation mit der German open Business School (GoBS) Die Ausbildung ibo-Zertifikat Projektleiter wird im 1. Semester angerechnet. Internationale Standards Zertifizierungsvorbereitungsseminare • IPMA Level D • Prüfungsvorbereitung zum PMP® Ihre Ansprechpartnerinnen Barbara Bausch, Heike Borschel training@ibo.de Weitere Infos finden Sie auch unter www.ibo.de/ training/ projektmanagement ibo Beratung und Training GmbH Im Westpark 8 | D-35435 Wettenberg T: +49 641 98210-300 F: +49 641 98210-500 training@ibo.de | www.ibo.de Beratung | Software | Training | Verlag Projektpersonal optimal vorbereiten Anzeige Maschinenbau, Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik Wirtschaftsingenieurwesen, Automobilwirtschaft und -technik Elektro- und Informationstechnik Soziale Arbeit Informatik, Automobilinformatik • Projektmanagement • Organisation • Kommunikation • Elektrischer Antrieb • Bordnetz • Hochvoltspeicher • Konfliktmanagement • Teambildung • Entwicklung und Konstruktion • Fahrwerk • Chassis • Finanzierung • Marketing • Wirtschaftlichkeit • Batteriemanagement • Fahrzeugsteuerung Businessplan Betriebswirtschaftslehre Batteriesystem Kostenkalkulation Abb. 4: Einblick in die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei LA eRacing PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 55 tischen Messegelände. Neben dem Einblick in die Projektarbeit dienten diese Begegnungen auch zur Kontaktpflege zwischen allen Partnern. Darüber hinaus engagierte sich der Rennstall mit Beiträgen zu Absolventenfeiern der Hochschule, Präsentationen auf regionalen Messeveranstaltungen und dem Besuch von Schulen mit dem Ziel, das Technikinteresse zu fördern. Und nicht zuletzt wurde die Fangemeinde mittels Newsletter sowie online über die Internet-Homepage und in Echtzeit über Weblogs umfassend informiert. Insgesamt positionierte sich LA eRacing so als wertvoller und anerkannter Partner in einem Netzwerk mit außergewöhnlich starkem Gemeinschaftssinn. 4 Bedeutung des Projekttyps für die Ausbildung an Hochschulen Entsprechend seiner Bedeutung für zahlreiche Berufe ist das Projektmanagement in den unterschiedlichsten Studiengängen an Hochschulen fest in den Studienplänen verankert, und Initiativen wie die GPM Fachgruppe „Projektmanagement an Hochschulen“ lassen seine weitere Verbreitung in den nächsten Jahren erwarten. Auch in die schulische Ausbildung hält das Projektmanagement Einzug [1]. Am Beispiel der Studiengänge für das Wirtschaftsingenieurwesen soll nun verdeutlicht werden, wie LA eRacing das Ausbildungsangebot für Projektmanagement an der Hochschule Landshut sinnvoll ergänzt hat. Anschließend ist zu fragen, welche weiteren Themen sich für diesen Projekttyp eignen, das heißt für studentische, interdisziplinäre Non-Profit-Projekte. 4.1 Studiengangspezifische PM-Ausbildung Die Hochschule Landshut bietet für das Wirtschaftsingenieurwesen einen Bachelor- und einen darauf aufbauenden Masterstudiengang an. Im Lauf dieser Studiengänge können die Studierenden bis zu vier projektmanagementspezifische Module belegen (Abb. 5). Deren Umfang beträgt jeweils fünf Punkte nach dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS), was einem durchschnittlichen Arbeitseinsatz von ca. 150 Stunden entspricht, insgesamt also bis zu 600 Stunden. Die so in die Studiengänge integrierte Projektmanagementausbildung beginnt mit dem Pflichtmodul „Projektmanagement“ im 4. Semester des Bachelorstudiums. Mit vier Semesterwochenstunden Präsenzunterricht vermittelt es die grundlegenden Konzepte und Methoden. Ein wesentlicher Bestandteil ist die erfolgreiche Bearbeitung einer Fallstudie als Zulassungsvoraussetzung zur schriftlichen Prüfung. Die Studierenden sind dadurch für erste Projektaufgaben im Rahmen des anschließenden Praxissemesters vorbereitet. Im Vertiefungsstudium des 6. und 7. Semesters kann das Wahlpflichtmodul „Projektarbeit in der Praxis“ gewählt werden. Projektteams von jeweils drei bis fünf Studierenden bearbeiten dabei Themen, die von Organisationen außerhalb der Hochschule (Unternehmen, Vereine, soziale Einrichtungen etc.) angeboten werden. Zu den bisherigen Themen zählen beispielsweise „Betriebswirtschaftlicher Vergleich der Fertigungsstandorte“ bei einem Hersteller von Pkw-Kabelbäumen und „Green Logistics: Erfassung des Energie- und Ressourcenverbrauchs“ bei einem Unternehmen der Kontraktlogistik. Die Projektlaufzeit beträgt ca. zwölf Wochen und erstreckt sich über die Vorlesungszeit eines Semesters. An die Stelle des herkömmlichen Präsenzunterrichts tritt eine Projektorganisation, in der ein Dozent des Studiengangs sowie ein Vertreter der Partnerorganisation den Lenkungsausschuss bilden. Die Teilnehmer sollen in diesem Modul ein vertieftes Verständnis entwickeln für die praktische Anwendung der bereits bekannten Methoden und Techniken sowie für die Rahmenbedingungen gelingender Projekte. Durch die kleine Betreuungsspanne zwischen Lenkungsausschuss und Studierenden fördert das Modul in besonderer Weise auch die Selbsteinschätzung der Studierenden bezüglich ihrer fachlichen und persönlichen Fähigkeiten. Im konsekutiven Masterstudium für das Wirtschaftsingenieurwesen können erneut zwei Module gewählt werden. „Fortgeschrittene Themen des Projektmanagements“ ist ein seminaristischer Unterricht für die Bewältigung höherer Komplexität in Projekten, wie sie etwa durch Internationalität, Interkulturalität oder in Großprojekten entsteht; ferner wird das Multiprojektmanagement behandelt. Das zweite Modul „Interdisziplinäre Projektarbeit“ ist organisatorisch so angelegt wie „Projektarbeit in der Praxis“ im Bachelorstudium, geht in den Anforderungen an die Studierenden jedoch darüber hinaus. Denn zum einen wird erwartet, dass die Projektteams ihr Thema weitgehend selbstständig bearbeiten. Zum anderen werden Projektaufgaben gestellt, die nur mit interdisziplinären Ansätzen lösbar sind. Dafür bringen die Teilnehmer ihre bereits abgeschlossene, hinsichtlich Wirtschaft und Technik integrativ ausgerichtete Bachelorausbildung mit, und beim Lenkungsausschuss wird darauf geachtet, dass die Dozenten der Hochschule und das Mitglied aus der Partnerorganisation verschiedene Ausbildungsrichtungen verkörpern. Bisherige Themen waren zum Beispiel die „Überprüfung der Technologie- und Vertriebsstrategie“ für eine Druckerei und die „Konzeption eines Online-Shops für Ersatzteile“ bei einem Autohaus. 4.2 Erweiterung durch LA eRacing Abbildung 5 zeigt, wie LA eRacing die Lernmöglichkeiten für Projektmanagement an der Hochschule Landshut erweitert hat. LA eRacing ist für Studierende aller Fakultäten und Studiengänge zugänglich, sodass unwei- 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 56 KARRIERE Abb. 5: LA eRacing als Bindeglied der Projektmanagementausbildung in mehreren Studiengängen Weitere Studiengänge der Hochschule Landshut 3 Masterarbeit 2 Interdisziplinäre Projektarbeit 1 Fortgeschrittene Themen des PM 7 Projektarbeit in der Praxis 6 5 Praxissemester 4 Projektmanagement 3 2 1 Masterstudium Bachelorstudium Studiengänge des Wirtschaftsingenieurwesens PM-spezifische Module je nach Studienordnung des Studiengangs PM-spezifische Module je nach Studienordnung des Studiengangs Sem. LA eRacing PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 56 gerlich ein multidisziplinäres Team entsteht. Die integrativ-komplexe Aufgabe, nämlich die Entwicklung, der Bau und die fiktive Vermarktung eines Rennwagens, zwingen das Team sogar zur echt interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Thema. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu den curricularen Lehrangeboten besteht darin, dass sich die Mitglieder von LA eRacing nicht nur aus einem, sondern aus allen Studienjahrgängen rekrutieren. Die damit verbundenen unterschiedlichen Ausbildungsstände fördern die Herausbildung von verschiedenen Rollen, Verantwortungsumfängen und Hierarchiestufen im Team; im Lauf ihrer Studienzeit können die Studierenden verschiedene Rollen einnehmen und auch in Führungsaufgaben „hineinwachsen“. Letzteres ist allein schon deshalb erforderlich, weil die Teammitglieder nach wenigen Jahren die Hochschule wieder verlassen und damit ihre Mitwirkungsmöglichkeit verlieren. Ein besonderer Anreiz zur Mitwirkung bei LA eRacing besteht für Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens darin, dass Teilprojekte des Rennstalls auch als Themen für die Wahlpflichtmodule „Projektarbeit in der Praxis“ oder „Interdisziplinäre Projektarbeit“ akzeptiert werden. Ähnlich verhält es sich in anderen Studiengängen und bei Themen für Abschlussarbeiten. 4.3 Übertragung auf weitere Projektthemen Ist der Aufbau eines Rennstalls wie bei LA eRacing das einzige Thema für ein studien- und jahrgangsübergreifendes, interdisziplinäres Non-Profit-Projekt? Sicherlich nicht. Allerdings war der Projekterfolg von LA eRacing auch dadurch begünstigt, dass der Rennsport an sich schon viele junge Menschen fasziniert. Dazu kommen die Aktualität und die hohe Öffentlichkeitsrelevanz elektrischer Fahrzeugantriebe, sodass die Motivation und Begeisterung im Team von Beginn an hoch waren. Auch die Aussicht auf die klare Rückmeldung zur Projektleistung in Form der Wettbewerbsergebnisse spornte das Team an. Nicht unterschätzt werden darf außerdem die Integrationskraft des Rennautos selbst als ein konkretes, greifbares und im Fall von LA eRacing auch ästhetisch ansprechendes Produkt mit hohem Symbolgehalt. Und schließlich ist die Projektaufgabe revolvierend in dem Sinn, dass jährlich für die nächste Rennsaison ein neues Reglement auferlegt wird. Das Thema behält dadurch seinen projekttypischen Einmaligkeits- und Neuheitscharakter, auch wenn der Projektträger ein auf Dauer angelegter studentischer Verein ist. Gesucht für die studentische Projektarbeit sind also Themen, die aktuell, öffentlichkeitsrelevant, für junge Menschen von sich aus schon attraktiv und revolvierend sind und die außerdem eine Leistungsbeurteilung aus dem Projektumfeld ermöglichen. Denkbar für Hochschulen mit mehreren Fakultäten aus Technik, Wirtschaft und dem Sozialwesen wäre zum Beispiel eine auf Dauer angelegte „Zukunftswerkstatt“, in der Pläne zur Gestaltung gesellschaftlicher Transformationen (Energiewende, Reaktion auf Klimawandel, Urbanisierung, alternde Gesellschaft, europäische Integration, neue Formen demokratischer Entscheidungen etc.) entworfen werden (vgl. [2], S. 375). Jedes Jahr könnte dabei ein Themenschwerpunkt gesetzt werden, der die Projektarbeit fokussiert und die Aufgabenstellung hinreichend konkretisiert. Ziel am Ende eines Projektjahres müsste es sein, öffentlichen oder privaten Interessengruppen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft möglichst konkrete Umsetzungsvorschläge zu unterbreiten, zum Beispiel in Form von Prototypen, beschlussfähigen Konzepten und Szenarien für die Alltagsgestaltung. Dabei wären jeweils auch die Ergebnisse der Vorjahre zu berücksichtigen und nach Bedarf zu überarbeiten. Die Motivation könnte zusätzlich dadurch angeregt werden, dass Zukunftswerkstätten mehrerer Hochschulen unabhängig voneinander das gleiche Thema bearbeiten und am Ende ihre Ergebnisse denselben Interessengruppen präsentieren - in der Erwartung, dass Letztere aufrichtig kritisieren und Veränderungsbereitschaft mitbringen. ■ Literatur [1] Steeger, O.: Wenn der Hausmeister „Stakeholder“ eines Schulprojekts ist. GPM Fachgruppe bringt „echtes“ Projektmanagement in den Schulunterricht. In: projektMANAGE- MENT aktuell , Heft 3/ 2011, S. 3-12 [2] Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung (Hrsg.): Globale Umweltveränderungen (WBGU): Hauptgutachten „Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. Berlin 2011 Schlagwörter Erfolgsfaktoren in Projekten, interdisziplinäre Projekte, Networking, Non-Profit-Projekte, PM-Ausbildung an Hochschulen Kompetenzelemente der NCB 3.0 4.1.1 Projektmanagementerfolg, 4.1.7 Teamarbeit, 4.1.11 Projektphasen, Ablauf und Termin, 4.2.2 Engagement und Motivation Autor Prof. Dr. Markus Schmitt lehrt General Management an der Hochschule Landshut. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn war er vier Jahre als Consultant für Technologie- und Innovationsmanagement tätig. Er war Mitglied der Geschäftsführung von Degussa Food Ingredients und hatte mehrere Managerpositionen im Degussa-Konzern inne. Autor Florian Hirnich hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Landshut studiert und schließt das Masterstudium im September 2012 ab. Sein bisheriger Tätigkeitsschwerpunkt liegt im Automobilsektor. In den Jahren 2010/ 11 war er Vorstand bei LA eRacing e. V. Anschrift der Autoren Prof. Dr. Markus Schmitt Hochschule Landshut Fakultät Elektrotechnik/ Wirtschaftsingenieurwesen Am Lurzenhof 1 D-84036 Landshut Tel.: 08 71/ 50 62 07 E-Mail: Markus.Schmitt@fh-landshut.de projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2012 l 57 PM_4-2012_1-72: Inhalt 22.08.2012 14: 04 Uhr Seite 57