eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 24/1

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
11
2013
241 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Pst ... schon gehört? CR - Chaos riskieren

11
2013
Jacqueline Irrgang
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22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 1/ 2013 42 WISSEN Wozu aber ein allzu hoher Schwerpunkt führen kann, lässt sich leicht ausmalen. Schon bei ihrer Jungfernfahrt am 10. August 1628 ist die Vasa bei der ersten Windböe nach ganzen 1.300 Metern im Hafen von Stockholm gekentert. König Gustav II. Adolf hat einen richtig dicken Hals. Bei der Einweihung zu Ehren des neuen Schiffes muss er zusehen, wie sein 100.000 schwedische Reichstaler teures Spielzeug vor seiner Nase absäuft. Der lachende Dritte ist sein Cousin Sigismund. Nicht umsonst wird oft gelästert, dass die Abkürzung CR „Chaos riskieren“ bedeutet. Bei jeder Änderung eines Plans kann etwas schiefgehen. Insbesondere wenn der zuständige Projektleiter nicht dagegenhält, können Projekte in die Katastrophe führen. Also beim nächsten Anforderungsboard-Meeting dran denken und sorgfältig überlegen, ob es wirklich Sinn macht, den Projektplan zu ändern. Es gibt bessere Möglichkeiten, in die Geschichte einzugehen. ■ Autorin Jacqueline Irrgang managt mit Herz und Verstand Projekte und hat sich auf Kundenservice spezialisiert. Sie ist studierte Wirtschaftsinformatikerin, diplomierter systemischer Coach sowie Executive Interimsmanagerin und schaut auf über 30 Jahre Projektarbeit zurück. Nach dem Motto „Projektmanagement mal ganz anders“ hat sie das Buch „Tatort Projekt“ veröffentlicht. Ihr Lebensprojekt: Sie möchte Service-Päpstin von Deutschland werden. Anschrift E-Mail: j.irrgang@ccq.de Projektgeflüster Pst … schon gehört? CR - Chaos riskieren Jacqueline Irrgang W ir schreiben das Jahr 1625. Der schwedische König Gustav II. Adolf ist einer der mächtigsten Männer dieser Zeit. Er hat gerade Zoff mit seinem Cousin Sigismund, den er ein paar Jahre zuvor vom schwedischen Thron gejagt hat. Doch Gustav II. Adolf hat seinen Cousin Sigismund unterschätzt. Dieser hat in Polen einen neuen Job angenommen und rüstet kräftig auf, um die ihm zugefügte Schmach zu rächen und den Thron von Schweden zurückzuerobern. Und kann sich ein mächtiger Monarch wie Gustav II. Adolf das gefallen lassen? Ganz sicher nicht. Also rüstet auch er auf. Um in der Ostsee seinem Cousin zu zeigen, wer der Big Boss ist, musste ein schickes Kriegsschiff her. Er geht bei der europäischen Rüstungsindustrie auf Einkaufstour und wird fündig. Er entscheidet sich für einen holländischen Projektleiter, den Schiffsbaumeister Henrik Hybertsson. Die zwei werden sich schnell handelseinig und schon kann es losgehen. Hybertsson plant ein schönes 52 Meter langes Schiff mit einem geschlossenen Geschützdeck und einer Reihe Kanonen. Ein Name ist auch schnell gefunden: Das Schiff soll Vasa heißen. Aber es wäre ja kein richtiges Projekt, wenn es nicht nach kurzer Zeit Change Requests (CRs) geben würde. König Gustav II. Adolf hat von seinem Geheimdienst erfahren, dass die Dänen ein Kriegsschiff mit zwei Kanonenreihen haben. Während der Bauphase wird der Projektleiter schwer krank und überträgt die Aufsicht über das Projekt seinem Assistenten Hein Jacobsson. Der Projektleiter Henryk Hubertsson stirbt und der Assistent wird neuer Projektleiter. Der König nutzt die Gunst der Stunde. Nie hätte er den Change Request beim Altmeister Henryk durchgekriegt, König hin oder her. Jetzt kann er Nägel mit Köpfen machen. Er will, dass die schwedische Flotte über die Grenzen hinaus berühmt wird. Die zweite Geschützreihe muss unbedingt umgesetzt werden. Dem frisch gekürten Projektleiter Jacobsson weht eine steife Brise von CRs entgegen. Es mischt sich noch ein weiterer Stakeholder ein, der Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte Admiral Klas Fleming. Wenn zu viel Ballast in den Rumpf gepackt wird, ist die untere Geschützreihe zu nahe an der Wasserlinie und die militärische Nutzbarkeit des Schiffes leidet. Es soll aus allen Rohren geschossen werden, es ist schließlich Dreißigjähriger Krieg. Also lautet die Ansage des Admirals: Möglichst wenig Ballast in den Rumpf und zwei Geschützreihen. Es kam, wie es kommen musste: Beim nächsten Meeting des Anforderungsboards wird entschieden, eine zweite Geschützreihe bei gleichzeitig wenig Ballast im Rumpf zu bauen. Mey Ma ❑ Birkenbach & Leder ❑ ESI International GmbH ❑ 3 × GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. ❑ Haufe Lexware ❑ Verlag für die deutsche Wirtschaft Wir bitten um Beachtung. Beilagen in diesem Heft PM_1-2013_1-64: Inhalt 30.01.2013 13: 37 Uhr Seite 42