PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Was ist neu in der 5. Ausgabe des „Project Management Body of Knowledge (PMBOK® Guide)“ des PMI?
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Reinhard Wagner
Die fünfte Ausgabe des PMBOK Guide enthält 47 Prozesse für das Projektmanagement. Damit hat sie fünf mehr als die vorhergehende Version. Die wichtigste Änderung bei den Prozessen ist, dass die vier Prozesse „Identify Stakeholders“, „Plan Stakeholder Management“, „Manage Stakeholder Engagement“ und „Control Stakeholder Management“ hinzugekommen sind. Reinhard Wagner erläutert kritisch die Fifth Edition und vergleicht mit der ISO 21500:2012 Guidance on Project Management.
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D er PMBOK Guide beschreibt primär das Management eines einzelnen Projektes entlang des Projektlebenszyklus, die Rolle des Projektmanagers und des Projektmanagements im Kontext angrenzender Disziplinen, wie zum Beispiel Programm- und Portfoliomanagement. Darüber hinaus zeigt der PMBOK Guide auch die Wechselwirkungen des Projektmanagements mit „Organisational Project Management“, „Operations Management“ sowie „Organisational Strategy“ auf, was angesichts zunehmender Vernetzung innerhalb von Organisationen immer wichtiger wird. Was auf den ersten Blick auffällt, die fünfte Ausgabe ist noch einmal merklich dicker und schwerer geworden. Mit knapp 600 Seiten hat der neue PMBOK Guide im Vergleich zur Vorgängerversion noch einmal ca. 100 Seiten zugelegt. Die Weiterentwicklung des PMBOK Guide wurde durch die Arbeiten an dem ersten internationalen Projektmanagementstandard, der ISO 21500 „Guidance on Project Management“, beeinflusst. Insofern ist im Folgenden ein Blick auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Standards interessant. Die Definitionen für die Begriffe „Projekt“ und „Projektmanagement“ des PMBOK Guide sind im Wesentlichen unverändert. Bei Projekten wird auf die Einzigartigkeit sowie die zeitliche Begrenzung abgehoben. Projektmanagement wird definiert als die Anwendung von Wissen, Fertigkeiten, Werkzeugen und Methoden auf Projektvorgänge. Die Definition für Projekt in der ISO 21500 ist ähnlich, aber nicht identisch. Dort wird auch darauf abgehoben, dass ein Projekt einen konkreten Beginn und ein konkretes Ende hat und für gewöhnlich in Phasen unterteilt wird. Allerdings betont die ISO 21500 die Einmaligkeit von Projekten, so können die Unterschiede in Projekten u. a. bedingt sein durch erstellte Lieferobjekte, Einfluss nehmende Stakeholder, eingesetzte Ressourcen, Randbedingungen oder die Art, wie Prozesse für die Erstellung der Lieferobjekte angepasst werden. Beide Projektmanagementstandards stellen den Prozesscharakter des Projektmanagements heraus. Die fünfte Ausgabe des PMBOK Guide bietet 47 Prozesse für das Projektmanagement, fünf mehr als in der vorangegangen Version. Die wesentlichste Änderung bei den Prozessen ist die Hinzufügung eines Wissensgebietes „Stakeholdermanagement“ mit den vier Prozessen: „Identify Stakeholder“, „Plan Stakeholder Management“, „Manage Stakeholder Engagement“ und „Control Stakeholder Engagement“. Teilweise wurden die Prozesse aus dem bisherigen Wissensgebiet „Project Communications Management“ übernommen. Damit folgt das PMI der ISO 21500, die insgesamt zwei Prozesse für das Stakeholdermanagement vorsieht. In der Planungsprozessgruppe hat das PMI für jedes Wissensgebiet einen generellen Planungsprozess eingeführt, so zum Beispiel „Plan Cost Management“ im Wissensgebiet „Project Cost Management“. Damit wird die Konsistenz der Prozesse verbessert. Der Rolle des Projektmanagers wird im PMBOK Guide traditionell wenig Platz eingeräumt. Neben den Verantwortlichkeiten und Kompetenzen (Knowledge, Performance und Personal) wurde in der fünften Ausgabe noch ein Abschnitt mit zwischenmenschlichen Fähigkeiten eingefügt. Dort werden elf Fähigkeiten aufgelistet, eine weiter gehende Beschreibung dieser Fähigkeiten befindet sich in einem Anhang mit (nur) sieben Seiten. Damit reicht 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2013 32 WISSEN Reinhard Wagner Das aktuelle Stichwort Was ist neu in der 5. Ausgabe des „Project Management Body of Knowledge (PMBOK ® Guide)“ des PMI? Das Project Management Institute (PMI) hat Anfang des Jahres die nunmehr fünfte Ausgabe des Standards „A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK ® Guide)” herausgebracht. Weltweit orientieren sich viele Projektmanager und Unternehmen an dem amerikanischen Standard. Er dient insbesondere zur Qualifizierung und Zertifizierung von Projektpersonal, so zum Beispiel zum Certified Associate in Project Management (CAPM) ® sowie zum Project Management Professional (PMP) ® . Die fünfte Ausgabe des PMBOK Guide enthält 47 Prozesse für das Projektmanagement. Damit hat sie fünf mehr als die vorhergehende Version. Die wichtigste Änderung bei den Prozessen ist, dass die vier Prozesse „Identify Stakeholders“, „Plan Stakeholder Management“, „Manage Stakeholder Engagement“ und „Control Stakeholder Management“ hinzugekommen sind. Reinhard Wagner erläutert kritisch die Fifth Edition und vergleicht mit der ISO 21500: 2012 Guidance on Project Management. +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ Für eilige Leser +++ PM_3-2013_1-64: Inhalt 03.06.2013 6: 20 Uhr Seite 32 der PMBOK Guide bei Weitem nicht an die ausführliche Beschreibung der 15 Verhaltenskompetenzen in der IPMA Competence Baseline Version 3.0 heran. Verwirrend ist, dass im PMBOK Guide, einem Standard für das Management einzelner Projekte, nur das Project Management Office (PMO) aufgeführt ist, nicht aber das Project Office (PO). Hier schaffen die deutsche Norm DIN 69901-5 sowie der britische Standard Portfolio, Programme and Project Offices (P3O) mehr Klarheit bei der Unterscheidung dieser organisationalen Einheiten. Erwähnenswert ist das Kapitel „Business Value“, da es ein internationales Trendthema „Value Management“ aufgreift und dem Projektmanagement - neben dem Programm- und dem Portfoliomanagement - eine wichtige Rolle zur Erzielung von „Business Value“ zumisst. Damit ist im Kern die Schaffung von Mehrwert gemeint, was materielle wie auch immaterielle Werte umfasst. Auch wenn das Kapitel noch recht kurz gehalten ist, zeigt es eine Richtung auf, die das Projektmanagement zukünftig weiter prägen wird. Das Glossar des PMBOK Guide wurde von 30 Seiten auf 44 Seiten ausgeweitet. Die Begriffe wurden aktualisiert und an andere Standards von PMI, wie zum Beispiel das PMI Lexicon of Project Management Terms, angepasst. Letzteres entwickelt sich bei PMI zum zentralen Register für alle verwendeten Begriffe und soll für mehr Konsistenz bei der Verwendung von Begriffen sorgen. Neu ist Anhang A, der die wesentlichen Prozesse für das Management einzelner Projekte mit dem jeweiligen Input und Output enthält. Dieser Anhang kann auch als „Stand-alone“-Dokument für Projektmanagement genutzt werden, insbesondere für diejenigen Nutzer interessant, die an der Einführung von Projektmanagementprozessen interessiert sind und nicht an den eher für die Ausbildung geeigneten Techniken und Methoden. So beschreibt die internationale Norm ISO 21500 nur, WAS im Projektmanagement zu tun ist, und nicht, WIE es gemacht wird. Vielleicht wird damit auch bei PMI ein Trend eingeläutet, einen Basisstandard als Kurzversion neben den ausführlichen Standard zur Qualifizierung und Zertifizierung zu stellen. Dass PMI bei der Entwicklung des neuen PMBOK Guide auf die ISO 21500 geschaut hat, ist wichtig und trägt zur internationalen Harmonisierung bei. Allerdings dient der PMBOK Guide mit seinem Umfang eher für die Qualifizierung und Zertifizierung von Projektpersonal. Hier sollte das PMI noch eine deutlichere Positionierung des Standards in Bezug auf die unterschiedlichen Zielgruppen und Verwendungszwecke vornehmen. Der PMBOK Guide beschreibt im Wesentlichen die technischen Kompetenzen eines Projektmanagers, weitere Kompetenzbereiche kommen leider viel zu kurz. Hier sollten Unternehmen eher auf die IPMA Competence Baseline (ICB) setzen, die ihren Schwerpunkt auf die Verhaltenssowie die Kontextkompetenzen legt. Die Betonung der Stakeholdermanagement-Prozesse in der fünften Ausgabe des PMBOK Guide ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, reicht allerdings noch lange nicht aus, um die Bedürfnisse des Marktes abzudecken. Es bleibt abzuwarten, ob sich langfristig die ISO 21500 als internationaler Standard gegenüber dem PMBOK Guide durchsetzen wird. Unternehmen, die international tätig sind und eine gemeinsame Sprache finden wollen oder ihre Projektmanagementprozesse aufeinander abstimmen wollen, finden in der ISO 21500 alles, was sie dazu brauchen. Unternehmen in Deutschland können sich an der DIN 69901-2 oder aber der ISO 21500 (liegt inzwischen auch in deutscher Sprache vor) orientieren, beide bieten auch ein vollständiges Prozessmodell für das Management einzelner Projekte und können leicht auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Bei der ISO werden im zuständigen Technical Committee TC 258 „Project, Programme and Portfolio Management“ weitere internationale Standards entwickelt. Derzeit liegt schon ein Committee Draft (CD) für einen Portfoliomanagementstandard vor, weitere Standards zur Governance, zur Terminology und zum Programmmanagement sind in Arbeit. Es bleibt also spannend zu beobachten, wie sich der amerikanische PMBOK Guide künftig im Konzert der weltweiten Projektmanagementstandards behaupten wird. ■ Literatur [1] Cabinet Office: P3O Portfolio, Programme and Project Offices. The Stationary Office, Norwich 2008 [2] DIN: DIN 69901-5: 2009 Projektmanagement - Projektmanagementsysteme, Teil 5: Begriffe. Beuth Verlag, Berlin 2009 [3] ISO: ISO 21500: 2012 Guidance on project management. ISO, Geneva 2012 [4] PMI: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide). Fifth Edition, Newton Square, 2013 Schlagwörter ISO 21500: 2012 Guidance on project management, Project Management Body of Knowledge (PMBOK), Prozesse, Stakeholdermanagement Autor Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Reinhard Wagner; Vorstandsvorsitzender der GPM, verantwortlich für Internationales, Politik und Gesellschaft, Administration, Finanzen, Personal, Publikationen; Studium der Elektrotechnik und der Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und den USA, Certified Executive Project Management Consultant (GPM); mehr als 25 Jahre Führungs- und Projekterfahrung, davon 15 Jahre in leitenden Funktionen im Engineering mit Schwerpunkt Automobilindustrie, seit 2003 Consultant, Trainer und Coach mit den Arbeitsschwerpunkten Projekt- und Prozessmanagement, Vertrieb sowie Organisations- und Personalentwicklung, Dozent für Projektmanagement an verschiedenen Hochschulen und Akademien; mehr als 100 einschlägige Veröffentlichungen zum Projektmanagement; Vorstand der Shift Consulting AG Anschrift Shift Consulting AG Mühlstraße 16d D-82346 Andechs Tel.: 0 15 22/ 2 93 68 71 E-Mail: R.Wagner@gpm-ipma.de projekt MA N A G E M E N T aktuell 3/ 2013 l 33 PM_3-2013_1-64: Inhalt 03.06.2013 6: 20 Uhr Seite 33