PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Taschenguide Projektmanagement
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2014
Heinz Schelle
Litke, H.-D./Kunow, I./Schulz-Wimmer, H.: Projektmanagement. TaschenGuide. Haufe-Verlag, Freiburg, 2. Auflage 2014, 253 S., ISBN 978-3-648-03502-3, EUR 8,95, auch als E-Book im PDF-Format erhältlich
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handelt“ werden. Damit stellt diese Veröffentlichung eine wertvolle Fundgrube für Wissen, Erfahrungen und Einsichten zum internationalen Projektmanagement dar. Das Buch bietet nicht nur dem „Neu“-Projektleiter, der gerade sein erstes Projekt in Asien bekommen hat, sondern auch dem „alten Hasen“, der im Schlaf den Namen der Provinz Heilongjiang (Hauptstadt: Harbin) rückwärts buchstabieren kann oder weiß, wo man in Shanghai einen guten Schweinsbraten bekommt (im Paulaner), wertvolle Anregungen und Einsichten. Damit gehört das Buch in die Hand jedes Projektmanagers in internationalen Projekten, zur Vorbereitung, Reflexion und steten Mahnung. Hasso Reschke ■ 22 l projekt MA N A G E M E N T aktuell 4/ 2014 52 WISSEN Das Büchlein wurde bei Amazon 25-mal (Stand: 21.5.2014) durchweg mit fünf Sternen bewertet und kommt insgesamt auf 4½ Sterne. Auf einer Liste mit den besten deutschen Projektmanagementbüchern (www.projektmanagement24.com/ 2014/ 03/ projektmanagement-buch. html, unbekannter Verfasser; Stand: 21.5.14) steht es auf Platz 1, noch vor dem exzellenten Buch von Patzak und Rattay. Diese hohe Einschätzung kann ich nicht teilen. Das sehr preiswerte Werk aus dem Jahre 2014 hätte mit identischem Inhalt auch schon vor 20 Jahren erscheinen können. Das heißt: Neuere Entwicklungen sind in keiner Weise berücksichtigt. Das wäre bei einem Werk, das als Einführung gedacht ist, ja nicht so schlimm, wenn wenigstens längst Bekanntes etwas ausführlicher und differenzierter dargestellt worden wäre. So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Neuling z. B. mit Kapiteln „Die Kosten kalkulieren“ (S. 84), „Planabweichungen erkennen und korrigieren“ (S. 22) und „Kapazitäten planen“ (S. 213) wirklich in der Praxis etwas anfangen kann. Man kann komplizierte Sachverhalte halt nicht beliebig verkürzt darstellen, auch wenn das für den Adepten des Projektmanagements natürlich verlockend ist, sich in der Bahnhofsbuchhandlung ein Buch zu kaufen und im ICE zwischen München und Frankfurt/ M. zum vermeintlichen Experten zu reifen. Nachstehend meine wichtigsten Einwände gegen das Werk, das auf den ersten Blick durch seine zahlreichen kleinen Fall- und Übungsbeispiele sowie Checklisten durchaus besticht. Es gibt im gesamten laufenden Text keinerlei Quellennachweise zur Unterstützung von Lesern, die nach der Lektüre eines Kapitels ihr Wissen vertiefen wollen, und sei es auch nur, weil sie eine Bachelor- oder Masterarbeit schreiben müssen. Das alles andere als für den Stand unserer Disziplin repräsentative Literaturverzeichnis am Schluss (S. 253) mit ganzen vier Werken ist da keine Hilfe. Ein Beispiel: Ein Anfänger, der sich mit dem Kapitel „Das Team führen“ (S. 177 f.) beschäftigt, muss den Eindruck gewinnen, dass es sich um originäre Überlegungen der Verfasser handelt. Wie soll er wissen, dass die Ausführungen auf dem Teamentwicklungsmodell von Tuckman basieren? Wie soll er sich mehr Informationen über den Ansatz verschaffen und z. B. erfahren, dass es sich um ein idealtypisches Modell handelt, dem sich die Realität keineswegs immer fügt, wenn er nicht den geringsten weiterführenden Hinweis bekommt. Diese Kritik gilt praktisch für alle Kapitel. Wer sich für so extreme Kürze entscheidet, der hat, wenn er es mit dem Leser gut meint, die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, wenigstens am Schluss eines Kapitels einen Satz wie den folgenden zu schreiben: „Zur Vertiefung wird folgende Publikation empfohlen: …“. Solche Tipps würden den Umfang des Büchleins nur unerheblich erweitern und würden den Leser sicher durch den immer dichter werdenden Literaturdschungel führen. Mein zweiter Kritikpunkt: Ein Praktiker, der mit Projektmanagement bisher nichts zu tun hatte, erfährt auch, wie schon anfangs angedeutet, so gut wie nichts über neuere Entwicklungen. Einige Beispiele: Ihm wird außer einer ganz kleinen Andeutung nicht vermittelt, dass man es in Organisationen nahezu immer mit Mehr-Projekt- Situationen zu tun hat, er bekommt nicht mit, dass es Begriffsnormen gibt, die die Kommunikation erleichtern, er liest nichts über firmen- oder branchenindividuelle Standardvorgehensmodelle und Ansätze wie PRINCE2 und ihm bleiben Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und Zertifizierung verborgen. Stattdessen wird der gutgläubige Käufer des Büchleins in der Meinung bestärkt, dass er nach Durcharbeitung des Textes ein Fachmann ist. Oder wie soll man sonst das folgende Zitat (S. 6) verstehen: „Dieser TaschenGuide zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Projekt vorbereiten, planen, durchführen und abschließen und wie Sie das Team führen, sodass am Ende der Termin gehalten wird.“ Meine Meinung: Zeigt er eben nicht! (Siehe oben.) Heinz Schelle ■ Buchbesprechung Taschenguide Projektmanagement Litke, H.-D./ Kunow, I./ Schulz-Wimmer, H.: Projektmanagement. TaschenGuide. Haufe-Verlag, Freiburg, 2. Auflage 2014, 253 S., ISBN 978-3-648-03502-3, EUR 8,95, auch als E-Book im PDF-Format erhältlich PM_4-2014_1-80: Inhalt 22.08.2014 10: 46 Uhr Seite 52