eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 25/5

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
121
2014
255 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Psst ... schon gehört? Meins ist größer

121
2014
Jacqueline Irrgang
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Politiker in der zweiten Reihe, also eine Art B-Promi. Man hat Ihr Gesicht schon mal gesehen, wenn es aber um die Zuordnung Ihres Namens geht, wird es schon eng. Das wollen Sie ändern, wissen aber nicht wie. Da komme ich ins Spiel: Denn ich bin Ihr neuer Projektcoach und Retter in der Not. Nachdem wir uns vertrauen, ist das Anliegen klar formuliert: Sie wollen es in die erste Reihe der Politiker schaffen!
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projektManagementaktuell | ausgabe 5.2014 70 Wissen Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Politiker in der zweiten Reihe, also eine Art B-Promi. Man hat Ihr Gesicht schon mal gesehen, wenn es aber um die Zuordnung Ihres Namens geht, wird es schon eng. Das wollen Sie ändern, wissen aber nicht wie. Da komme ich ins Spiel: Denn ich bin Ihr neuer Projektcoach und Retter in der Not. Nachdem wir uns vertrauen, ist das Anliegen klar formuliert: Sie wollen es in die erste Reihe der Politiker schaffen! Meine Empfehlung als Projektcoach: Profilieren Sie sich durch ein spektakuläres Großprojekt. Zunächst gebe ich Ihnen folgende Hausaufgabe: „Bitte verschaffen Sie sich einen Überblick über bereits bestehende Großprojekte und picken die Projekte mit der größten medialen Aufmerksamkeit raus. Danach setzen wir uns zusammen und analysieren gemeinsam, warum genau diese Projekte so berühmt sind.“ Gesagt, getan. Sofort setzen Sie sich an Ihren Rechner und recherchieren im World Wide Web. Schnell ist klar: Stuttgart 21, Flughafen Berlin, Elbphilharmonie und das Drohnenprojekt sind die Sieger. Am nächsten Tag treffen wir uns wieder und gemeinsam finden wir Folgendes heraus: Diese Projekte sind so groß, dass sie „to big to fail bzw. to stop“ sind, jeder kennt sie und sie grenzen an Größenwahn. Und jetzt? Ich, der Projektcoach von Welt, rate Ihnen, über mögliche Lösungen Ihres Problems nachzudenken, und bitte Sie, mir diese zu präsentieren. Denn wie heißt es so schön: Wenn du ein Problem hast, dann trägst du auch die Lösung in dir. Und nun sitzen Sie da, haben das Problem und wissen nicht, wie sie dieses lösen sollen. Mann, das sind aber wirklich große Brocken. Wie sollen Sie das noch toppen? Verzweifelt grübeln Sie tagelang. Puzzeln die einzelnen Projekte zusammen. Probieren sich in verschiedenen Kombinationen. Und dann Tag 7. Sonntag! Eigentlich der Tag, an dem Sie ruhen sollen. Sie haben früh morgens die geniale Idee aller Ideen: Dieses neue Projekt wird sie alle in den Schatten stellen. Sie sehen sich schon überall Interviews geben, in Talkshows sitzen, und die Bevölkerung wird Sie wahrnehmen, ja sogar lieben. Und wie das? Sie verlegen den Hauptbahnhof München unterirdisch. Die Idee von Edmund Stoiber greifen Sie wieder auf und hauchen ihr neues Leben ein. Aber anstatt einen Transrapid zu bauen, wie Stoiber es wollte, lassen Sie unbemannte Drohnen fliegen. Die sind so programmiert, dass die Fahrgäste ohne Zwischenstopp in 10 Minuten am Flughafen sind. Der S-Bahn-Verkehr bleibt bestehen, da die Schienen von den Drohnen nicht genutzt werden. Sie fliegen mit Strom und können sich selbstständig an den Ladestationen am Flughafen und am Hauptbahnhof aufladen. Und da Ihre Großprojekt-Idee so genial ist, wollen andere A-Politiker sich in Ihrem Glanz sonnen und unterstützen Sie, wo sie nur können. Schließlich wollen sie von dem Kuchen ein Stück abhaben. Der Weg wird Ihnen freigemacht und alle Hürden werden für Sie aus dem Weg geräumt. Quasi mit einer Handbewegung. Dass Sie noch Größeres vorhaben, verschweigen Sie natürlich. Denn nun kommt der nächste geniale Streich: Wenn das Projekt genehmigt ist, bringen Sie neue Anforderungen rein. Aus den Grundstücksgewinnen durch das unterirdische Verlegen bauen Sie auf der oberirdischen frei gewordenen Grundstücksfläche eine Oper. Noch größer, noch schöner als die Elbphilharmonie in Hamburg. Leider reichen die Grundstücksgewinne nicht ganz aus und das Gesamtprojekt verteuert sich ein wenig. Aber das Projekt rechnet sich, weil ja die Ticketeinnahmen gigantisch sein werden. Und da die Drohnen ja schon mal da sind, könnte man doch die am Bahnsteig ankommenden Opernbesucher willkommen heißen und schon mal vorab die Abendgarderobe oberirdisch in die Oper bringen lassen. Groß, größer, am größten. Genau so wollen es die Deutschen. Einen Mann, der etwas darstellt, der Visionen hat. Man wird Sie lieben und die Kanzlerkandidatur ist Ihnen gewiss.  Autorin Jacqueline Irrgang managt mit Herz und Verstand Projekte und hat sich auf Kundenservice spezialisiert. Sie ist studierte Wirtschaftsinformatikerin, diplomierter systemischer Coach sowie Executive Interimsmanagerin und schaut auf über 30 Jahre Projektarbeit zurück. Nach dem Motto „Projektmanagement mal ganz anders“ hat sie das Buch „Tatort Projekt“ veröffentlicht. Ihr Lebensprojekt: Sie möchte Service-Päpstin von Deutschland werden. Anschrift: E-Mail: j.irrgang@ccq.de Projektgeflüster Psst … schon gehört? Meins ist größer autorin: Jacqueline irrgang PM-aktuell_5-2014_Inhalt_01_104.indd 70 03.12.2014 11: 26: 03 Uhr