PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
121
2014
255
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Das Ende des Projektmanagements
121
2014
Heinz Schelle
Hanisch, R.: Das Ende des Projektmanagements. Wie die Digital Natives die Führung übernehmen. Linde Verlag, Wien 2013, 187 S., ISBN 978-3-7093-0509-6, EUR 24,90
pm2550072
projektManagementaktuell | ausgabe 5.2014 72 Wissen Gebiet, der Softwareentwicklung, sammeln konnte, haben sich in einem sehr lesenswerten Buch niedergeschlagen, das einen ganz wesentlichen Baustein zur Geschichte unserer Disziplin liefert. Lieber Gernot, herzlichen Dank dafür und für Deinen Beitrag zum Wachstum der GPM und der Disziplin Projektmanagement. Heinz Schelle durch Veröffentlichungen und Vorträge zur Verbreitung des PM-Gedankenguts beigetragen, war Regionalgruppenleiter und Geschäftsführer bei PM- Zert und Delegierter der GPM bei der IPMA. Muss man erst noch erwähnen, dass er Ehrenmitglied der GPM ist? Die Erfahrungen, die er auf all diesen Betätigungsfeldern und natürlich auch auf seinem beruflichen stände die Protagonisten in unserer Disziplin zu überwinden und welche Aufbauleistung sie erbracht haben. Obwohl alte Hasen die Normung nahezu zwangsläufig mit dem Namen Waschek in Verbindung bringen, war der Veteran - diese Charakterisierung sei hier gestattet - auch auf anderen Gebieten sehr aktiv. So hat er bei PM Delta mitgewirkt, hat Baukybernetik Frahm, M.: Baukybernetik. Kybernetisches Bauprojektmanagement zur Gestaltung lebensfähiger Bauprojektstrukturen. 1. Auflage, Verlag BoD, Norderstedt/ Stuttgart 2013, ISBN 978-3732235209, 188 S., EUR 29,99 Wer glaubt, mit dem von Michael Frahm vorgelegten Buch (ca. 180 Seiten) eine leicht erschließbare Lektüre vor sich zu haben, sieht sich bald getäuscht, es ist echt harte Kost. Kybernetik hatte in den 50erbis 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ihre Gründungsphase, bevor sie begann, in alle Bereiche menschlichen Denkens und Handelns einzudringen bzw. als eine neue Art, in verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen die Wirklichkeit anders zu interpretieren. So entstanden Disziplinen wie Technische, Bio-, Medizin- und Managementkybernetik, die auf eine systemhafte Betrachtung komplexer, komplizierter Sachverhalte und Aspekte der Selbststeuerung bzw.-regulation hinausliefen. Der Versuch von Frahm, eine Baukybernetik einzuführen und damit die zweifellos vorhandene Komplexität im Bauwesen beherrschbar zu machen, bleibt zunächst Theorie. Eine Vielzahl von Begriffen wie Baukybernetik, Kybernetik im Bauwesen, kybernetisches Bauprojektmanagement, Managementkybernetik und viele andere bringen eigentlich mehr Verwirrung als Erleuchtung. Die Ableitung von Zusammenhängen ist logisch, aber nicht einfach zu erfassen. Die von außen auf ein System(-Projekt) wirkenden Einflüsse erfasst Frahm in einer Umfeld- und Stakeholderanalyse, deren Umsetzung in Form von mehreren Ebenen kybernetischer Regelkreise mit zugehörigen Checklisten zur Bewertung der Situation und Lösung führt. Ziel der von Frahm entwickelten Betrachtungsweise (kybernetisches Bauprojektmanagement) ist es, die vorhandenen Baustrukturen und Prozesse zu analysieren, zu modellieren und zu verbessern, um zweifellos vorhandenes Optimierungspotenzial zu erschließen. Leider sind die vielen Abbildungen - weil zu klein gedruckt - kaum lesbar, geschweige denn praktisch umsetzbar. Möge das vorliegende Buch den Anstoß geben, sich wieder intensiver mit der Kybernetik und ihren Anwendungen im Bauwesen auseinanderzusetzen. Allen theoretisch interessierten Lesern kann das Buch als Lektüre empfohlen werden. Ulrich Wolff Das Ende des Projektmanagements Hanisch, R.: Das Ende des Projektmanagements. Wie die Digital Natives die Führung übernehmen. Linde Verlag, Wien 2013, 187 S., ISBN 978-3-7093-0509-6, EUR 24,90 Als ich den Titel des Buches erstmals zu Gesicht bekam, erfasste mich kurzfristig eine depressive Stimmung. Hatte ich mich jetzt wirklich ziemlich genau 45 Jahre mit Projektmanagement befasst, nur um nun erfahren zu müssen, dass dieses Führungskonzept ausgedient hat? Sollte das meine letzte Buchseriösen Publikation. Aus jahrzehntelanger Erfahrung (siehe oben) mit PM-Gegnern weiß ich nur zu gut, wie solche plakativen Äußerungen in Organisationen verwendet werden, um gegen die Einführung oder Optimierung von Projektmanagement Stimmung zu machen. Da wird nicht gründlich gelesen und differenziert argumentiert, da wird einem der Band mit hämischem Grinsen vor das Gesicht gehalten. Die Beweislast liegt beim anderen. Aber kommen wir zum Inhalt: Hanisch hat einschlägige Veröffentlichungen recht sorgfältig rezipiert und geschickt ausgewertet. Das Werk ist überdies gut lesbar, zumal es immer wieder mit markanten Zitaten und kleinen Fallgeschichten aufgelockert besprechung sein? Sollte diese Jubiläumsnummer gleichzeitig auch die letzte Nummer der Zeitschrift sein? Wann geht die GPM in Liquidation? Das waren Fragen, die mir durch den Kopf gingen. Mein Gemüt hellte sich bei der Lektüre freilich zunehmend auf. So ernst hatte Hanisch das auch wieder nicht gemeint, wie man an vielen Stellen im Werk erkennen kann. Und hier setzt meine erste Kritik an. Ich habe durchaus ein gewisses Verständnis für einen solchen reißerischen Titel. Der Markt für PM-Literatur ist heiß umkämpft, wöchentlich erscheinen neue Bücher. Da muss man versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Ich bin aber auch ein wenig verärgert über den Titel der insgesamt durchaus PM-aktuell_5-2014_Inhalt_01_104.indd 72 03.12.2014 11: 26: 06 Uhr Wissen 73 projektManagementaktuell | ausgabe 5.2014 nicht abgehandelt werden können - das Handwörterbuch der Führung braucht dafür einige tausend Spalten -, so enthält die Publikation doch viele Anregungen und Stoff zur Reflexion. Dazu gehört auch der Umgang der Generation Y mit Social Media. Besonders gefällt mir dabei unter den einschlägigen Passagen die Checkliste auf S. 161 ff. Hier wird Hanisch so konkret, dass man seinen eigenen Arbeitsstil einordnen und sich einen Spiegel vorhalten kann. Nochmals: Viele Aussagen, etwa zum künftigen Führungsstil und zur Teamarbeit, sind dazu angetan, dass sie ausführlich diskutiert werden sollten, indem sie etwa von einer Fachgruppe der GPM aufgegriffen werden. Am Ende seines Buches versöhnt mich der Autor ein wenig mit seinem Buchtitel. Auf S. 158 heißt es nämlich in der Überschrift eines Abschnitts: „Ganz ohne Planung geht es nicht.“ Na also. Geht doch! Fazit Ein anregendes Buch, das es wert ist, gelesen zu werden, auch wenn vieles, was erörtert wird, schon lange bekannt ist und manche Ratschläge auch nicht allzu konkret ausfallen. Heinz Schelle Literatur [1] Shenhar, A. J./ Dvir, D.: Reinventing Project Management. The Diamond Approach to Successful Growth and Innovation. Boston 2007 [2] Berner, W.: Change! 15 Fallstudien zu Sanierung, Turnaround, Prozessoptimierung, Reorganisation und Kulturveränderung. Stuttgart 2010 dem Sterbebett liegenden Projektmanagements zeichnet, das in dieser Gröbe und Undifferenziertheit heute längst nicht mehr existiert. Erinnert sei hier - um nur drei Beispiele unter vielen zu nennen - an die ausgefeilten Konzepte zur Bewältigung von Changeprojekten und dem erforderlichen Kulturwandel, wie sie sich etwa bei Berner [2] finden, an die fundamentale Kritik der Organisationspsychologie und der Verhaltensökonomie am klassischen Risikomanagement und an die beeindruckenden Arbeiten zum auch praktisch bereits erprobten Kompetenzmanagement. In Wien würde man sagen: Er baut einen Watschenmann auf, dem man dann beliebig Ohrfeigen geben kann. Aber kommen wir zur zentralen These des Buches: Die Digital Natives, mit der modernen Informationstechnik aufgewachsen und souverän mit ihr umgehend - im Werk werden sie auch gleichgesetzt mit Angehörigen der Generation Y (geboren zwischen 1980 und 2000) - werden Projektmanagement grundlegend verändern. Hier finden sich für mich als Veteran (so die Bezeichnung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung für Menschen, die zwischen 1922 und 1943 geboren sind) viele außerordentlich interessante Aussagen, die bei der Gestaltung des zukünftigen Projektmanagements sicher zu berücksichtigen sind. Die GPM hat selbst durch Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift (Heft 1 und 2/ 2013) darauf auch bereits reagiert. Wenn mir auch einige Forderungen (u. a. S. 155 f.) ein wenig schwammig erscheinen, wie etwa „hellwach im Moment“ oder „das wirklich Wichtige sehen“ (S. 158), und die überaus schwierigen Fragen des Führungsstils meines Erachtens so kurz wird. (Die Story auf S. 81 erscheint mir allerdings ein wenig übertrieben. Für den Kunden wurde eine voll automatisierte Anlage geliefert, obwohl er eigentlich ein viel einfacheres System haben wollte. Da muss es wohl am altmodischen Anforderungsmanagement gefehlt haben.) Der Verfasser erörtert viele aktuelle Themen, die er auch noch gut miteinander kombiniert. Freilich muss man auch immer wieder einmal feststellen, dass das, was dem weniger bewanderten Leser neu erscheinen mag, schon zahlreiche andere Autoren eine ganze Zeit vor ihm zu Papier gebracht haben. Diskutiert werden unter anderem Punkte wie • erweiterte Auffassung des Projekterfolgs, zum Beispiel ausgiebig dargelegt bei den im Werk in anderem Zusammenhang zitierten Autoren Shenhar und Dvir und im Modell Project Excellence seit 1997 berücksichtigt. Stark vereinfacht gesagt, der Anwendungserfolg hat Vorrang vor dem Abwicklungserfolg; • agiles Projektmanagement, meines Erachtens allerdings angesichts der gegenwärtig zu beobachtenden, intensiven Diskussion in der Literatur ein wenig zu kurz behandelt; • die Versuche von Shenhar und Dvir (Diamond Approach) [1], mit einer vierdimensionalen Projektklassifikation bei Empfehlungen für das geeignete Projektmanagement den richtigen Mix an Methoden zu finden und • die wachsende Beachtung der Besonderheiten von Projekten mit dem Ziel des organisatorischen Wandels. Dabei irritiert mich manchmal, dass Hanisch ein Bild des überkommenen, seiner Meinung nach auf Projektorganisation und Management im software engineering Broy, M.; Kuhrmann, M.: Projektorganisation und Management im Software Engineering. Springer-Verlag New York Inc., Berlin, Heidelberg, New York 2013 Ein inhaltlich breit angelegtes Werk über die Organisation und das Management in der Softwareentwicklung. Es existiert schon eine Vielzahl von Büchern über das Management der Softwareentwicklung. Gerade in den letzten Jahren sind viele Titel erschienen, welche durch agile Ansätze der Diskussion, wie Softwareentwicklungsprojekte durchzuführen sind, neue Impulse gegeben haben. Besteht also wirklich der Bedarf für ein weiteres Werk? In diesem Fall kann man diese Frage ohne Einschränkung mit „Ja“ beantworten, denn es geht in dem Buch nicht nur um das reine Projektmanagement. Vielmehr decken die Autoren ein größeres Gebiet ab, da auch Themen jenseits des eigentlichen Projektmanagements behandelt werden. Die Autoren setzen in ihrem Buch folgende Schwerpunkte: • Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung • Unternehmens- und Projektorganisation • Managementaufgaben im Lebenszyklus eines Softwareprojekts Nachdem im ersten Kapitel Grundlagen geklärt werden (was ist Software Engineering, was ist ein PM-aktuell_5-2014_Inhalt_01_104.indd 73 03.12.2014 11: 26: 07 Uhr
