PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
11
2015
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Projekt-Voodoo
11
2015
Heinz Schelle
Fuhrmann, B.: Projekt-Voodoo. Wie Sie die Tücken des Projektalltags meistern und selbst verfahrene Projekte in Erfolge verwandeln. Gabal-Verlag, Offenbach 2013, 254 S., ISBN 978-3-86936-515-2, EUR 29,90
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WISSEN 59 projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 piebzw. Interventionsteil untergliedern könnte, enthält viele wertvolle Anregungen aus der Praxis von Frau Fuhrmann und originelle Tipps, aber auch viele Trivialitäten. (Beispiel S. 41: „Überlegen Sie sich, welche Wege Sie zum Ziel führen könnten. Welche Alternativwege gibt es? Werden Sie zum Querdenker in eigener Sache! “) Einer Reihe von Kapiteln, etwa dem über Krisenintervention (S. 141 f.), hätte die vorherige Lektüre einschlägiger Literatur sehr gut getan, etwa der Artikel der Psychologen Prof. Wolfgang Salewski und Prof. Lutz von Rosenstiel (Management von Risiken und Krisen in Projekten, in: Wastian, M./ Braumandl, J./ Rosenstiel, L. v. (Hrsg): Angewandte Psychologie für Projektmanager. Ein Praxisbuch für die erfolgreiche Projektleitung. 2. Auflage, Heidelberg 2011, S. 285 ff.). Mit dem Kapitel „Krisenkompass der Intuition“ (S. 151 ff.) habe ich große Probleme. Das ist mir einfach zu esoterisch. Trotz der herben Kritik, die ich schon deshalb anbringen muss, weil der Anspruch der Autorin (Attribut einzigartig! ) an Hybris grenzt, sollte nicht verschwiegen werden, dass das Buch eine ganze Reihe von interessanten, lesenswerten Abschnitten enthält. Dazu zählen etwa der Gesprächsleitfaden für den Projektreview (S. 97) und das Kapitel 4 Projektrituale. Auch die Ausführungen zu den sogenannten Zombieprojekten (Kapitel 2) sind originell und so meines Wissens nirgends anders zu finden. Freilich rechtfertigen sie in keiner Weise die Behauptung, dass es sich bei Voodoo-Projektmanagement um etwas ganz Neues handelt. Abschließend drei Feststellungen: nisse, die im Buch in den weniger gelungenen Ausführungen etwas untergehen. weiterhin fehlgeschlagene Projekte geben. über Projektmanagementbücher ärgern. Heinz Schelle „Im Mittelpunkt des Projekt-Voodoo steht der Mensch.“ (Klappentext) Als ob es nicht seit Jahrzehnten viele PM-Bücher mit dem gleichen Motto gäbe. Beispiel: Seit 1988 (! ) das in Deutschland wenig bekannte, vorzügliche Buch von Ruth Sizemore House, The Human Side of Project Management, das einen frühen Kontingenzansatz bietet, der bei Fuhrmann zumindest angedeutet wird. Vom richtigen Voodoo ist aber doch etwas im Buch geblieben: Eine für mich eher abstoßend wirkende Puppe, die in der Voodoo-Religion dazu benutzt wird, um durch das Durchbohren mit Nadeln jemandem Schmerzen zuzufügen, aber auch, um Kranke zu heilen. (Welcher Zweck wohl für mich nach dieser Rezension vorgesehen ist? ) An dem Symbol der Puppe, das im Buch immer wieder auftaucht, befestigt die Verfasserin dann mit Nadeln (! ) wichtige Thesen ihres Konzepts. Der Band enthält außerdem ein umfangreiches, nicht kommentiertes Literaturverzeichnis, das nicht nur teilweise ausgesprochene Schrottliteratur enthält, sondern für den wissbegierigen Leser wenig hilfreich ist, da es keine Brücke zwischen Text und Literaturliste gibt. So sind etwa die Werke der im Buch genannten Wissenschaftler Tuckman, Herzberg und Maslow nicht aufgeführt. Auch die Schöpfer des Konzepts der Emotionalen Intelligenz, das angesprochen wird, werden nicht genannt, um bei diesen ausgewählten Beispielen für schlampigen Umgang mit Quellen zu bleiben. Wozu dann diese Zusammenstellung? Kommen wir zum Inhalt. Vom versprochenen „soliden Projektmanagement“, gemeint ist wohl das technokratisch orientierte Projektmanagement mit Instrumenten wie PSP, Netzplan etc., kann ich wenig finden. Projektmanagementanfänger werden auf diesem Gebiet also kaum bedient. Bei der Darstellung der Schätzklausur, die wohl zum soliden Teil gehört, wurde das wichtigste Element, das iterative Schätzen bei stark voneinander abweichenden Prognosewerten und die Diskussion der Gründe für die Abweichungen, vergessen. Der Voodoo-Teil, den man grob in einen Diagnoseteil (Projektpathologien) und einen Thera- Fuhrmann, B.: Projekt- Voodoo. Wie Sie die Tücken des Projektalltags meistern und selbst verfahrene Projekte in Erfolge verwandeln. Gabal- Verlag, Offenbach 2013, 254 S., I SBN 978-3- 86936-515-2, EUR 29,90 Jedes Jahr nehme ich mir um Silvester herum vor, mich nicht mehr über Projektmanagementbücher, die ich rezensiere, zu ärgern. Jedes Jahr werde ich rückfällig. Dieses Buch macht es mir besonders schwer, ruhig zu bleiben. Der Ärger beginnt schon mit dem Klappentext. Dort steht doch tatsächlich zu lesen: „Projekt-Voodoo ist eine einzigartige und erfolgreiche Projektmanagementmethode, die einen schnelleren und somit wirtschaftlicheren Projektverlauf ermöglicht.“ Ein Beweis für diese kühne Behauptung wird natürlich nicht erbracht. Im Vorwort kommt es noch schlimmer: „Projekt-Voodoo ist eine neue, innovative Projektmanagementstrategie und eigentlich sogar eine neue Projektmanagementdenkweise. Denn es kombiniert solides Projektmanagement (sic! ) mit kreativen Kriseninterventionen und Elementen aus dem systemischen Business Coaching. Das Projekt-Voodoo vereint zudem ein emotionales und kooperatives Projektmanagement mit klassischen Führungsmethoden.“ Da fällt mir nur noch der Ausspruch eines sehr belesenen und kenntnisreichen Kollegen ein: „Kreativität ist oft lediglich mangelnde Literaturkenntnis.“ Und man könnte hinzufügen: Ein neues Produkt entsteht nicht dadurch, dass man ein neues Etikett aufklebt. Und da sind wir gleich beim nächsten Thema: Warum hat das Konzept den Beinamen Voodoo, wenn Fuhrmann doch selbst schreibt: „Projekt-Voodoo hat nichts mit einem Projekt zum Thema Voodoo zu tun und es wird auch keine Voodoo-Religion praktiziert.“ (S. 14) Die Begründung ist wenig plausibel: Weil es bei dieser Religion um real existierende Menschen geht. Bei anderen Religionen etwa nicht? Mit dieser Erklärung kommt die Autorin auch zu ihrer heute nicht mehr sonderlich originellen Kernthese: Projekt-Voodoo