PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Projektorientiertes Lernen im Ingenieurstudium
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Dorothee Feldmüller
Christian Weidauer
Für angehende Ingenieure ist die Entwicklung von vielfältigen Kompetenzen einschließlich Projektmanagementkompetenz von hoher Bedeutung. Im Kooperativen Ingenieurstudium (KIS) auf dem Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum gelingt dies besonders gut durch die Integration von Praxisprojekten. Die Studierenden arbeiten an realen betrieblichen Projekten und werden von der Hochschule betreut. Das projektorientierte Lernen trainiert eine Vielzahl von Kompetenzen, die die Studierenden im späteren Beruf benötigen, und ermöglicht eine bessere Berufsqualifizierung. Die Erfahrungen mit dieser Lernform zeigen: Alle Beteiligten haben einen Gewinn davon. Die neue Lernform verlangt auch von den Lehrenden andere Kompetenzen.
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projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 60 KARRIERE nieure e. V.: Unter den vom VDI regelmäßig ausgewerteten Schlüsselqualifikationen nehmen Projektmanagement und Projektarbeit im Jahr 2012 wieder eine herausragende Position ein (siehe [1]). Im Rahmen des Bologna-Prozesses spielt die Berufsfähigkeit („Employability“, siehe z. B. [2]) der Studierenden eine große Rolle und damit auch die ganzheitliche Kompetenzentwicklung der Studierenden. Mit dem Begriff „Kompetenz“ rückt außer der Vermittlung von „Wissen“ die Entwicklung von „Können“ für die Berufsqualifizierung ins Blickfeld. Zur Diskussion des Kompetenzbegriffs wird auf das Lehrwerk „Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3)“ [3, S. 8] verwiesen - dort ist „Kompetenz“ als eine Kombination von „Wissen“, „Können“, „Wollen“ und „Dürfen“ erläutert. Eine kompetente Person verfügt über ein ganzes Bündel von Kompetenzen. Häufig werden hier Fachkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz als wichtige Bestandteile der (Handlungs-)Kompetenz genannt (siehe z. B. [4, S. 15]. Gemeinsam ist allen Ansätzen, Kompetenz zu erklären, der Gedanke, dass „Können“ bzw. situationsgerechtes Umsetzen von theoretischem Wissen in der Praxis dazugehört. Dieser Herausforderung stellen sich auch die Hochschulen. Der Erwerb von Kompetenzen erfordert somit eine erfahrungsorientierte Lehre, da Kompetenzen nur durch aktives Tun und nicht in (klassischen) „reinen“ Vorlesungen erworben werden können. Das geforderte Bologna-Kriterium „Kompetenzorientierung“ verlangt von jeder Fachdisziplin, die für sie und ihre jeweiligen Lehrgebiete relevanten Kompetenzen zu fördern (siehe [5]). Im Fokus steht hierbei die Lehrmethodik, die als ein Arrangement didaktischer Methoden und Setting-Gestaltungen verstanden werden kann, das für ein spezifisches Gebiet von Lerninhalten und Lernzielen als effektiv und lernwirksam erscheint (siehe [6]). Es stellt sich daher die Frage, welche Technische Entwicklungen werden überwiegend in Projekten geleistet. Dementsprechend wichtig ist die frühzeitige Entwicklung von Problemlösungs- und von Projektmanagementkompetenz für angehende Ingenieure. Ein praxisintegrierter Ansatz, der eine ideale Voraussetzung für die ganzheitliche Entwicklung von Fach- und Schlüsselkompetenzen darstellt, wird auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus der Hochschule Bochum durchgeführt: Im Kooperativen Ingenieurstudium (KIS) arbeiten die Studierenden an realen betrieblichen Projekten und werden von der Hochschule betreut - ein Gewinn für alle Beteiligten. Der erste Jahrgang KIS-Studierender schließt derzeit das Studium ab. Theoretische Grundlagen wie auch Erfahrungen mit diesem besonderen Konzept werden hier vorgestellt. Der 2009 neu gegründete Campus Velbert/ Heiligenhaus der Hochschule Bochum zeichnet sich durch sein duales Studienangebot aus, das neben KIA-Studiengängen (Kooperative Ingenieurausbildung) mit integrierter Berufsausbildung auch den KIS-Studiengang (Kooperatives Ingenieurstudium) „Mechatronik und Informationstechnologie“ umfasst. Die Studiengänge wurden in Zusammenarbeit mit der regionalen Industrie entwickelt und stellen für die Region ein einzigartiges Angebot dar. Es wird inzwischen von über 100 kooperierenden Unternehmen und über 200 Studierenden wahrgenommen. Bei dem KIS-Studiengang besteht die Möglichkeit, zwei Siebtel des Ingenieurstudiums individuell auf die fachlichen Bedarfe der kooperierenden Unternehmen und die Interessen der Studierenden auszurichten. Neben der Praxisphase und der Bachelorarbeit in den kooperierenden Unternehmen gelingt dies durch drei einjährige in das Studium integrierte Projektarbeiten. Diese Projekte fördern die Kompetenzentwicklung im Ingenieurstudium und die Integration von Praxisprojekten zur Förderung der Kompetenzentwicklung - ein Win-Win-Win-Modell Projektorientiertes Lernen im Ingenieurstudium Autoren: Dorothee Feldmüller, Christian Weidauer Berufsfähigkeit, wozu insbesondere auch der Einsatz und die Anwendung von Projektmanagementtechniken beitragen. Berufsfähigkeit und Kompetenzentwicklung im Ingenieurstudium Die Wichtigkeit von Projektarbeit für Ingenieure unterstreicht auch der VDI Verein Deutscher Inge- >> Für eilige Leser Für angehende Ingenieure ist die Entwicklung von vielfältigen Kompetenzen einschließlich Projektmanagementkompetenz von hoher Bedeutung. Im Kooperativen Ingenieurstudium (KIS) auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus der Hochschule Bochum gelingt dies besonders gut durch die Integration von Praxisprojekten. Die Studierenden arbeiten an realen betrieblichen Projekten und werden von der Hochschule betreut. Das projektorientierte Lernen trainiert eine Vielzahl von Kompetenzen, die die Studierenden im späteren Beruf benötigen, und ermöglicht eine bessere Berufsqualifizierung. Die Erfahrungen mit dieser Lernform zeigen: Alle Beteiligten haben einen Gewinn davon. Die neue Lernform verlangt auch von den Lehrenden andere Kompetenzen. KARRIERE 61 projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 Projektmethode - Projektorientiertes Lernen - einige theoretische Grundlagen Zunächst werden noch einige theoretische Grundlagen für „Lernen im Projekt“ beleuchtet. Eine umfassende Darstellung der von ihm so benannten „Projektmethode“ findet sich bei Karl Frey [9]. Hier werden Motivation, Vorgehen, Aspekte bei der Prüfung und Grenzen der Methode beleuchtet. „Entscheidend dabei ist, dass sich die Lernenden ein Betätigungsfeld vornehmen, sich darin über die geplanten Betätigungen verständigen, das Betätigungsgebiet entwickeln und die dann folgenden verstärkten Aktivitäten im Betätigungsgebiet zu einem sinnvollen Ende führen“ [9, S. 14]. Solche Lernformen sind nicht geeignet für den raschen Erwerb vorgegebener Lernobjekte [9, S. 177]. Sie sind hingegen prädestiniert, das Lernen von komplexen Prozessen zu unterstützen, das auch mit dem Erwerb von Selbstkompetenz und Sozialkompetenz verbunden ist. Sie haben - anders als klassischer Schulunterricht, bei dem vieles wieder vergessen wird - eine länger andauernde Wirkung [9, S. 183]. Schwächere Lernende profitieren von dieser Lernform - soweit bei der Gruppenarbeit auf die gleichmäßige Beteiligung aller Mitglieder geachtet wird [9, S. 183 und 185]. Typische Projektrisiken wie unzureichendes Zeit- oder Selbstmanagement beteiligter Personen können eintreten und führen oft zu nachhaltigen Lernerfolgen in diesen Bereichen, auch wenn ein ursprünglich gesetztes Projektziel am Ende nicht erreicht werden kann. liche Projektaufgabenstellung aus dem Bereich ihrer Studienvertiefung. Dabei können die Studierenden in vielen Fällen die Aufgabenstellung im Rahmen ihrer betrieblichen Aufgaben wählen oder mitgestalten. Die Aufgabenstellung und Zielsetzung wird in einer Projektvereinbarung dokumentiert und vom Studierenden, seinem Ansprechpartner im Unternehmen und dem betreuenden Professor unterzeichnet. Für diese Aufgabenstellung sollen die Studierenden allein oder in Kleingruppen selbst die Verantwortung übernehmen, Lösungswege zu finden und das Projekt zu planen. Die Lösung setzen sie praktisch um, dokumentieren und präsentieren sie am Ende einer Kleingruppe. Auch bei der interdisziplinären Gruppenarbeit wird für jeden Studierenden eine Aufgabenstellung so weit abgegrenzt, dass eine Einzelleistung zu erbringen ist. Bei der Bewertung der Projektarbeit geht es einerseits um die ingenieurwissenschaftlichen Inhalte, andererseits bei den fortgeschrittenen Projekten auch um den Prozess einer Projektplanung und -verfolgung, auf den später noch eingegangen wird. Mit umfangreicher Theorie-Praxis-Integration lernen die Studierenden so an einem konkreten betrieblichen Projekt. Die Stärke dieses Konzeptes liegt darin, dass die Anwendung hier nicht an einem Fallbeispiel oder einer Simulation erfolgt, sondern in einem realen Projekt - dies wirkt auf alle Beteiligten besonders motivierend. Bei der Durchführung der KIS-Projekte werden Ingenieur-Fachkenntnisse und Projektmanagementtechniken angewendet, wobei Kompetenzen gefordert und weiterentwickelt werden (Abb. 1). Lehrmethodik eine effektive Wissens- und Kompetenzvermittlung sichern kann. Besondere Chancen dazu bieten praxisintegrierte Studiengänge, wie sie vor allem an Fachhochschulen seit Jahren etabliert sind. Das Kooperative Ingenieurstudium (KIS) auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus Einen besonders ausgeprägten praxisorientierten Ingenieurstudiengang bietet die Hochschule Bochum auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus: das Kooperative Ingenieurstudium (KIS) im Fach „Mechatronik und Informationstechnologie“ (siehe [7]). Studierende arbeiten während des ge samten Studiums ca. zwei Tage pro Woche im Unternehmen. Ein Teil dieser Zeit entfällt auf Projektarbeiten im Unternehmen - sogenannte „KIS-Projekte“ -, die von der Hochschule betreut werden und als Studienleistungen zählen. Insgesamt drei KIS-Projekte, die jeweils zwei Studiensemester dauern, sind in das Studium integriert. Die drei Projekte bauen aufeinander auf und stellen entsprechend dem Qualifikationsniveau wachsende Anforderungen an die Studierenden (siehe Tab. 1). Lernziele wie - hier am Beispiel der dritten Projektleistung dargestellt - die „Fähigkeit, eine komplexe interdisziplinäre ingenieurwissenschaftliche Problemstellung im Team zu lösen“ sind im Modulhandbuch (siehe [8, S. 22]) verankert. Die Studierenden erhalten für ein solches KIS- Projekt eine praxisnahe ingenieurwissenschaft- Projekttyp Projekteigenschaften Exemplarische Projektthemen KIS-Praxisphase schriftlichen Ausarbeitung geeigneten Programms KIS-Projekt Dokumentation des Projektablaufs, Abschlussbericht EtherCAT-Busses Nutzerinteraktion zur Schimmelprävention Interdisziplinäres KIS-Projekt Anwendung von PM-Techniken: Projektstruktur, Verantwortlichkeiten, Terminplanung, Dokumentation des Projektablaufs, Abschlussbericht Smartphones KFZ-Steckverbindern Tab. 1: Übersicht zu den KIS-Projekttypen projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 62 KARRIERE Damit lassen sich die Chancen von projektorientiertem Lernen wie folgt zusammenfassen: gewählten Betätigungsfeld bietet eine besonders motivierende Lernumgebung. Lernen zu übernehmen, wirkt ebenfalls motivierender und ist auch effektiver, da der Lernende das Lernen auf seine Bedürfnisse zuschneiden kann. die in der klassischen Hochschulausbildung bislang nicht berücksichtigt sind, im Berufsleben jedoch benötigt werden. Dazu gehören Eigenständigkeit, Selbstorganisation, Problemlösungskompetenz, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie auch Projektmanagementkompetenz. ren Sinne sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen außerhalb der Theorie herausfinden. Diese Erkenntnis können sie gezielt für ihre Weiterentwicklung nutzen, von der sie im Berufsleben dann unmittelbar profitieren werden. sene integrierte Anwendung bzw. Kombination von Kompetenzen gefördert. Dies gilt auch für die im Berufsleben so wichtige Kombination fachlicher Methoden bzw. interdisziplinäres Vorgehen. rechtlichen Regelungen gilt aber: Vielen Studierenden kommt zugute, dass in den Projekten Leistungsfähigkeiten zum Tragen kommen, die im übrigen Hochschulbetrieb nicht abgefragt werden. Projektorientiertes Lernen bringt die Möglichkeit mit sich, die Kompetenzen der Studierenden ganzheitlicher zu beobachten und zu bewerten. Eine Studie an der TU Dortmund, die den Beitrag von Projektarbeit im Ingenieurstudium zur Steigerung der beruflichen Handlungskompetenz untersucht, kommt zu dem Ergebnis, dass Studierende „mit der Durchführung ihrer Projekte eine Vielzahl von Kompetenzen trainiert haben, die sie im späteren Beruf benötigen und die in der Hochschulausbildung bislang nicht ausreichend berücksichtigt werden“ [11, S. 149]. Dabei werden Kompetenzen mit engem Bezug zum Fachgebiet benannt, wie „spezielles Fachwissen“, „Kenntnis fachwissenschaftlicher Methoden“ bis hin zu „Problemlösefähigkeit“, „Kreativität“, wie auch Sozialkompetenzen wie „Kommunikationsfähigkeit“ und „Kooperationsfähigkeit“ sowie „Zeitmanagement“ und „Organisationsfähigkeit“ [11, S. 142 ff.]. Welche Kompetenzen wie intensiv trainiert werden, hängt in starkem Maße ab „von den Inhalten und Rahmenbedingungen des Projekts, den Lehrenden und ihrer Auffassung von Betreuung und den Studierenden und ihrer Bereitschaft, die Herausforderungen der Projektbearbeitung anzunehmen“ [11, S. 157]. Den Lehrenden wie den Ansprechpartnern in den Unternehmen, die die Projekte der Studierenden betreuen, verlangt projektorientiertes Lernen auch andere als die gewohnten Kompetenzen ab. Insbesondere die Hochschuldozenten müssen von Wissen Vermittelnden zu Begleitern werden, statt verbessern ist „coachen“ gefragt. Die Unsicherheit über Lösungswege und geschätzte Zeitaufwände tragen sie mit, ohne aktiv einzugreifen - hier sind die Lehrenden gefragt, sich selbst zurückzunehmen und die Studierenden in der Verantwortung zu belassen. Entscheidend für den Lernerfolg ist die Reflexion des ablaufenden Projektprozesses - nur hierdurch wird das, was die Lernenden tun, auch „pädagogisches Tun“ [9, S. 131]. Dies muss während des Projektablaufs und am Ende erfolgen und der Lehrende ist gefordert, ein umfangreiches Feedback zu geben. Prüfungsrechtlich ist die Bewertung von projektorientiertem Lernen nicht unproblematisch. Soweit Gruppenarbeit einfließt, kann es schwierig werden, Einzelleistungen abzugrenzen - häufig wird eine Mischung von Gruppen- und Einzelleistungen bewertet. Und für den Bereich der Sozialkompetenzen empfiehlt es sich, Feedback zu geben, ohne dieses direkt in die Bewertung einfließen zu lassen. Eine umfangreiche Beleuchtung dieser Aspekte findet sich bei Frey [9] sowie bei [10, S. 46 ff.]. Abgesehen von den Schwierigkeiten der Bewertung konform zu den prüfungs- Abb. 1: Wechselwirkung von Praxisprojekt und Kompetenzerwerb im Ingenieurstudium KARRIERE 63 projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 dicht mit den Unternehmen der Studierenden und deren aktuellen Problemstellungen in Kontakt. Manch fruchtbarer Austausch zwischen Theorie und Praxis kommt hierdurch zustande und manch interessanter Anknüpfungspunkt für die nächste Vorlesung. Auf die Ergebnisse können die Studierenden stolz sein: Für eine Entwicklung, die einem Team des letzten Jahrgangs gelungen ist, wird die Patentierung geprüft, sodass an dieser Stelle nicht näher darüber berichtet werden kann. Ein anderes Team kam mit seinem KIS-Projekt in die lokale Presse: Pasqual Detree und Stefan Fenske entwickelten ein Prototypen-Testgerät für Kfz- Stecker (siehe [12]). Das Testgerät erspart dem Unternehmen, dem Automobilzulieferer Helbako, Zeit und Geld - vor allem aber den Zugriff auf bislang externes Know-How: Helbako kann die betreffende Prüfung nun selbst durchführen. So haben die KIS-Projekte dieses Studiengangs drei Gewinner: Die Hochschule hat intensive Industriekontakte, die Studierenden erhalten höchst motiviert eine berufsbefähigende Qualifikation und die Unternehmen ziehen sich ihren Ingenieurnachwuchs auf eine besondere Art und Weise heran, die enormes Potenzial für Innovationen im eigenen Hause mit sich bringt. Ein Win-Win-Win-Modell ist hier entstanden und die Ideen für Aufgabenstellungen kommen manchen beteiligten Unternehmen wie der Appetit beim Essen. Die KIS-Projekte stellen eine herausragende berufsqualifizierende Komponente des Ingenieurstudiums dar. Literatur [1] VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.: Schlüsselqualifikationen: Projektmanagement, Projektarbeit. VDI nachrichten/ ingenieurkarriere. de, VDI Verlag GmbH, www.ingenieurkarriere. de/ bewerberservice/ beratung/ schluesselqualifikationen/ detail4.asp? id=26, Stand: 13.6.2014 [2] Bologna Process - European Higher Education Area. www.ehea.info/ article-details. aspx? ArticleId=11, Stand: 13.6.2014 [3] Gessler, Michael (Hrsg.): Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3). GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., Nürnberg 2009 [4] KMK Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Referat Berufliche Bildung, Weiterbildung und Sport (Hrsg.): Handreichung für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit widriger Umstände und eines schlecht erreichbaren Ansprechpartners im Unternehmen in den letzten Wochen seines ersten KIS-Projektes eine wahre Aufholjagd machen musste. Denn auch dies ist real an den KIS-Projekten: Der Termin - Abgabe der Projektarbeit am Ende des Wintersemesters - steht und ist unbedingt einzuhalten! Neben den oben genannten formalen prüfungsrechtlichen Aspekten stellt die Vergleichbarkeit der individuellen Leistung einen weiteren herausfordernden Aspekt bei den Projekten dar. Insbesondere bei den beiden ersten Projekten wirken sich die heterogenen Fachkenntnisse der Studierenden aus der Zeit vor dem Studium hinsichtlich des fachlichen Anspruchs der Aufgabenstellung aus. Ziel ist es, individuell fordernde, aber nicht überfordernde Aufgabenstellungen zu definieren. Darüber hinaus erfolgt die Unterstützung der Studierenden bei der Aufgabenbearbeitung in den Unternehmen unterschiedlich intensiv und umfangreich. Dieses ist von dem betreuenden Professor während des Projektes zu realisieren und bei der Bewertung zu berücksichtigen. Die gemachten Erfahrungen haben gezeigt, dass die Studierenden offen mit der Unterstützung umgehen, die sie erhalten haben, und diese transparent machen. Die Studierenden erfahren die KIS-Projekte als sehr lebensnahe, aber auch fordernde Lernsituationen. Im Verlauf der drei aufeinanderfolgenden Projekte durchlaufen sie eine steile Entwicklungskurve, die sich in der abschließenden Bachelorarbeit noch fortsetzt. Dieses wird beispielsweise an der Antwort des Studierenden Julian Beran bei seiner Abschlusspräsentation zum 2. KIS-Projekt auf die Bitte deutlich, sich einmal mit sich selbst ein Jahr zuvor bei der Abschlusspräsentation zum ersten KIS-Projekt zu vergleichen. Hierauf antwortete er: „Herr Weidauer, es ist interessant, dass Sie mir diese Frage stellen. Denn genau dies habe ich mich in den letzten Tagen auch gefragt. Es ist schon sehr erstaunlich, wie viel man in nur einem Jahr lernen kann.“ Auf dem kleinen Campus Velbert/ Heiligenhaus kennt fast jeder jeden. Die betreuenden Hochschuldozenten haben dadurch teil an der Entwicklung der Studierenden im Verlauf der drei KIS-Projekte. Wie schon beschrieben, nehmen sie eher die Rolle von Coaches denn von Wissensvermittlern wahr, das Lernen erfolgt in starkem Maße selbstgesteuert durch die Studierenden. Interessant an dem Konzept ist auch: Die Professoren kommen auf diese Art und Weise sehr Erfahrungen mit den KIS-Projekten auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus Gerade das interdisziplinäre Vorgehen ist essenziell für den Bereich der Mechatronik, die ein interdisziplinäres Fach zwischen Mechanik, Elektronik und Informatik darstellt. So lernen die Studierenden des Studiengangs „Mechatronik und Informationstechnologie“ über die KIS-Projekte, die in den Grundvorlesungen übermittelten Inhalte in der Praxis miteinander zu vernetzen. „Ich habe auch einmal im kalten Wasser schwimmen müssen und dadurch sehr viel praxisrelevante Fachkompetenzen erworben, auch in der Theorie und über den Vorlesungsstoff hinaus“, bringt es der Student Benedict Bialon für sich auf den Punkt - und zeigt damit, dass er seine Selbstlernkompetenz zu nutzen weiß. Wie schon angesprochen, wird auch die Projektmanagementkompetenz der Studierenden zum Gegenstand des zweiten und dritten KIS-Projektes gemacht. Welche Anforderungen werden an das Projektmanagement der KIS-Projekte gestellt? Im zweiten KIS-Projekt kann es noch um ein Ein- Personen-Projekt gehen, beim dritten KIS-Projekt ist klar definiert, dass das Projektteam aus mehr als einer Person bestehen muss, mit jeweils klar abgegrenzten Aufgabenstellungen. Gefordert ist damit in jedem Fall eine Projektplanung mit Zuordnung von Verantwortlichkeiten, Meilensteinen und Ablaufplanung. Während des Projektverlaufs ist diese zu verfolgen und darüber zu berichten, ebenso über die geleisteten Stunden, die in den vorgegebenen Rahmen von einem Tag je Semesterwoche passen sollen. Am Ende ist ein Projektordner mit dem dokumentierten Projektverlauf abzugeben. Nicht alle Studierenden und auch nicht alle Unternehmen haben hinreichende Projektmanagementkenntnisse. Die Studierenden erhalten vor dem Start des ersten KIS-Projektes eine Einführung in das hierfür notwendige Basiswissen Projektmanagement, finden aber Projektmanagementumgebungen ganz unterschiedlicher Reifegrade vor. Damit muss angemessen umgegangen werden. Die Einübung des Basiswissens am realen Projekt wird von den Studierenden positiv gesehen. Vor allem aber schätzen sie die Erfahrungen in den Verhaltenskompetenzen, die sie auf diese Art und Weise machen. „Ich habe reichlich Erfahrungen in Durchsetzungsvermögen, Selbststeuerung und Stressbewältigung gemacht und sehr viel dazugelernt“, gibt ein Studierender preis, der aufgrund projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2015 64 KARRIERE freie Projektleiterin und Beraterin zahlreiche IT-Projekte in Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus und der Fertigungssteuerung. Seit 2004 ist Dorothee Feldmüller aktiv bei der GPM, unter anderem in der Region Dortmund/ Ruhrgebiet und als Leiterin der SIG „PM-Expertinnen“. Anschrift: Hochschule Bochum, Campus Velbert/ Heiligenhaus, Höseler Platz 2, D-42579 Heiligenhaus, E-Mail: Dorothee.Feldmueller@ hs-bochum.de Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Arb. wiss. Christian Weidauer ist Professor für Softwaretechnik am Campus Velbert/ Heiligenhaus der Hochschule Bochum im Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. Er ist dort Standortleiter und Sprecher des Instituts für eingebettete Systeme und angewandte Informatik. Er promovierte am Lehrstuhl für Softwaretechnik an der Ruhr-Universität Bochum und erwarb ergänzend sein Diplom in Arbeitswissenschaft. Vor seinem Ruf an die Hochschule war er acht Jahre im Bereich der Softwareentwicklung und -beratung in der Industrie tätig. Anschrift: Hochschule Bochum, Campus Velbert/ Heiligenhaus, Höseler Platz 2, D-42579 Heiligenhaus, E-Mail: Christian.Weidauer@ hs-bochum.de [11] Junge, Hartwig: Projektstudium als Beitrag zur Steigerung der beruflichen Handlungskompetenz in der wissenschaftlichen Ausbildung von Ingenieuren. TU Dortmund, Dissertation, 2009 [12] de Cleur, Monique: Studenten entwickeln Prototypen-Testgerät für Kfz-Stecker. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Ausgabe: Heiligenhaus, 7.3.2014, www.derwesten.de/ staedte/ heiligenhaus/ studenten-entwickeln-prototypentestgeraet-fuer-kfz-stecker-id9087164.html, Stand: 13.6.2014 Schlagwörter duales Studium, Kompetenzentwicklung, Praxisintegration, Projektmanagementkompetenz, Projektmethode, projektorientiertes Lernen Elemente der NCB 3.0 3.01 Projektorientierung Autoren Prof. Dr. rer. nat. Dorothee Feldmüller ist Professorin für Wirtschaftsinformatik auf dem Campus Velbert/ Heiligenhaus der Hochschule Bochum. Die promovierte Mathematikerin ist seit 1988 in der IT-Branche tätig, sie leitete als Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. Berlin, 23. September 2011 [5] Kling-Kirchner, Cornelia: Nach der Bologna- Reform - Fragen der Lehrmethodik anlässlich einer aktuellen Fortbildungsveranstaltung an der HTWK Leipzig. In: Die Neue Hochschule (DNH) 6, 2010, S. 32-35 [6] Kling-Kirchner, Cornelia: Kompetenzorientierung und Kompetenzentwicklung als eine Frage der Lehrmethodik, Teil 2. In: Die Neue Hochschule (DNH) 3, 2011, S. 114-119 [7] Campus Velbert/ Heiligenhaus: Beschreibung des KIS-Studienmodells der Hochschule Bochum am Campus Velbert/ Heiligenhaus. www.hochschule-bochum.de/ campus-velbertheiligenhaus/ studium/ bachelor-studiengaenge/ studienmodelle.html, Stand: 19.6.2014 [8] Campus Velbert/ Heiligenhaus: Modulhandbuch der Studiengänge Mechatronik und Informationstechnologie mit dem Abschluss Bachelor of Engineering. Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Hochschule Bochum, Campus Velbert/ Heiligenhaus, 2.4.2014, www. hochschule-bochum.de/ fileadmin/ media/ cam pus_VH/ Dokumente/ Studium/ Modulhandbuch/ Modulhandbuch_Bachelor_CVH_04-2014.pdf, Stand: 19.6.2014 [9] Frey, Karl: Die Projektmethode. 12., neu ausgestattete Auflage (1. Auflage 1982), Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2012 [10] Rummler, Monika (Hrsg.): Innovative Lehrformen: Projektarbeit in der Hochschule. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2012 Beilagen in diesem Heft Wir bitten um Beachtung. Haftungsausschluss Die Inhalte dieser Zeitschrift werden von Verlag, Herausgeber und Autoren nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet und zusammengestellt. Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der einzelnen Angaben kann jedoch nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für die Websites, auf die verwiesen wird. Es wird betont, dass wir keinerlei Einfluss auf die Inhalte und Formulierungen dieser Seiten haben und auch keine Verantwortung für sie übernehmen. Grundsätzlich gelten die Wortlaute der Gesetzestexte und Richtlinien sowie die einschlägige Rechtsprechung.