PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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2015
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Kooperationsmanagement in der Praxis – ein anderer PM-Ansatz
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Rolf Kaestner
Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH (Hrsg.): Kooperationsmanagement in der Praxis. Gesellschaftliche Veränderungen gestalten mit Capacity WORKS. Springer Gabler, Wiesbaden 2015, 283 S., 46 Abb. in Farbe, E-Book: EUR 46,99, Hardcover: EUR 59,99
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Wissen 47 projektManagementaktuell | ausgabe 2.2015 Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH (Hrsg.): Kooperationsmanagement in der Praxis. Gesellschaftliche Veränderungen gestalten mit Capacity WORKS. Springer Gabler, Wiesbaden 2015, 283 S., 46 Abb. in Farbe, E-Book: EUR 46,99, Hardcover: EUR 59,99 In der Szene der Entwicklungszusammenarbeit (hier im Folgenden kurz szenetypisch „EZ“ genannt) ist es seit einigen Jahren ein Thema. Unter dem Begriff „Capacity Works“ hat die mit dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und der Internationale Weiterbildung und Entwicklung gemeinnützige GmbH (InWEnt) zur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fusionierte frühere Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein komplettes Managementmodell entwickelt und zu einem wesentlichen Bestandteil der Vorhaben in der EZ gemacht. Im Kern geht es um die Umsetzung von „Vorhaben“ oder im Sprachgebrauch dieser Zeitschrift um „Projekte“ in der politisch so gewollten Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“. Statt also ein sachlich-gegenständliches Ziel in der Verantwortung einer Person, Unternehmung oder Institution möglichst effizient in „time and cost“ zu realisieren und dieses Ziel behindernde Faktoren zumindest in ihrem Störpotenzial zu glätten, sollen hier also gemeinsam Ziele identifiziert und in einem System der Zusammenarbeit realisiert werden. Über mehrere Jahre war Capacity Works ein Managementmodell, dessen instrumentelle Ausstattung sich der Allgemeinheit faktisch verbarg. Gutachter und Durchführungsorganisationen der EZ erfuhren von Capacity Works durch Veranstaltungen und Trainings seitens der GIZ, insbesondere ihrer Vorgängerorganisation GTZ, und bekamen damit eine Erweiterung in ihrem Handlungsrepertoire sowie der Erfüllung der fachlichen Anforderungen für eine Beauftragung durch eben die GTZ. So viel als notwendige Vorbemerkung! Mit der Entscheidung des Unternehmens, das „eigene“ Managementmodell über das enge fachliche Umfeld hinaus zu veröffentlichen, begann ein Prozess, dessen Ergebnis nun seit der zweiten Hälfte 2014 als Buch bei Springer Gabler vorliegt. Damit kann Capacity Works auch Gegenstand einer, also dieser Buchbesprechung zum „Kooperationsmanagement in der Praxis“ sein. Die Frage, ob für Projekte oder allgemein gesprochen zeitlich befristete Vorhaben noch ein eigenständiges Managementsystem mit einem eigenen Handlungsrepertoire wirklich nötig ist, stellt sich mit jeder weiteren Veröffentlichung in der Welt des Projektmanagements - auch mit Blick auf den Qualifizierungs- und Zertifizierungsansatz der GPM. - Was also bietet „Kooperationsmanagement in der Praxis“, was nicht schon in der weiten Welt der GPM und ihres Umfeldes bereits gelehrt und publiziert wird? Zuerst einmal bietet Capacity Works eine Sicht auf die gesellschaftliche Komplexität und damit auf die zunehmende Schwierigkeit, Projekte „einfach mal durchzuziehen“. Und damit ist der erste Teil des Buches dann auch gut gefüllt. Auf der Basis der Erfolgsfaktoren „Strategie“, „Kooperation“, „Steuerungsstruktur“, „Prozesse“ sowie „Lernen und Innovation“ entwickelt das leider erst in der Danksagung erwähnte Autorenteam samt dem Unterstützerkreis eine deutlich eigenständige Managementsicht für Projekte oder allgemeiner ausgedrückt komplexe Vorhaben. Diese Erfolgsfaktoren - ausdrücklich ausgerichtet auf Kooperationsvorhaben - bieten eine andere Sicht an als vordergründiges Realisieren eines wie auch immer definierten sachlich-gegenständlichen Zieles. So zeigt der Erfolgsfaktor „Strategie“ die Bedeutung des Aushandelns und Vereinbarens einer strategischen Ausrichtung auf, bietet dazu Leitfragen an und vertieft das Thema umsetzungsorientiert. Gleiches gilt für die übrigen Erfolgsfaktoren. So weist die Betrachtung des Erfolgsfaktors „Kooperation“ über die normalerweise bekannte Stakeholder-Betrachtung auf die aktive Einbindung der unterschiedlichen Akteure im gesellschaftlichen Handlungsfeld hin. Der Erfolgsfaktor „Steuerungsstruktur“ zeigt erneut die Bedeutung des Aushandelns und Vereinbarens samt den dafür notwendigen Umsetzungsoptionen auf. Der Erfolgsfaktor „Prozesse“ ist noch stärker als die übrigen Erfolgsfaktoren auf das gesellschaftliche Umfeld und die Wirkungsorientierung ausgerichtet, ebenso wie der Erfolgsfaktor „Lernen und Innovation“ auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Stärkung der individuellen und organisationalen Kompetenzen ausgerichtet ist. Zu allen Erfolgsfaktoren erfolgt über Leitfragen eine Vertiefung und Einbettung in ein nachvollziehbares Wirkungssystem. Capacity Works versteht sich dabei nicht als das universal gültige Managementsystem für Projekte, sondern zeigt ein Handlungsrepertoire für spezielle Vorhaben (also in unserem Verständnis sehr wohl „Projekte“) im öffentlichen Raum, die gesellschaftliche Einbettung erfordern - was mittlerweile allerdings für fast alle größeren Vorhaben gilt. Damit ist dieses Buch weniger als Konkurrenz oder gar Substitut zu der etablierten Projektmanagementliteratur zu verstehen als vielmehr als Darstellung einer eigenständigen Managementgattung, die für Projekte in einem sehr speziellen Umfeld geeignet ist. Allerdings zeigt dieses Buch auch auf, dass es die universelle Projektmanagementlösung für alle Fälle, alle Kategorien in allen Sektoren nicht gibt. Eine ganze Generation von künftigen Projekt- Buchbesprechungen Kooperationsmanagement in der Praxis - ein anderer pM-ansatz PM-aktuell_2-2015_Inhalt_01-60.indd 47 30.03.2015 7: 28: 07 Uhr projektManagementaktuell | ausgabe 2.2015 48 Wissen licher Beteiligung und gleichberechtigten Partnern gestalten müssen bzw. dürfen. Viele der vorgestellten Werkzeuge sind mit geringer Fantasie anpassbar auf/ und anwendbar in diversen Projektsituationen und bieten auch dem erfahrenen Projektmanager im traditionellen Projektumfeld weitere Handlungsoptionen, die er oder sie sonst so nicht erfahren würde. Damit verbleibt dem Rezensenten zum Abschluss nur noch die Suche nach den unvermeidlichen Wermutstropfen in der Bewertung des Werkes. Dies wären demnach die geschlossene Ausrichtung auf die Kooperationsmanagementperspektive und damit die Eingrenzung auf Projekte und Projektvoraussetzungen, die wir vielfach auch im nationalen Kontext so (noch) nicht vorfinden. Die Erfolgsquote für Vorhaben im öffentlichen Raum kann also auch im Rahmen der Vergaben und Ausschreibungen noch gesteigert werden. Und was dann doch etwas schwerwiegender zu Buche schlägt, ist die Tatsache, dass zwar viele wunderbare und nützliche Werkzeuge umsetzungsfähig vorgestellt werden, aber die Suche nach einer beigefügten CD mit den ganzen Werkzeugen erfolglos bleibt. Glücklich sind die, welche bereits in der Vergangenheit Capacity Works kennengelernt haben und im Rahmen ihrer internen Qualifizierung auch eben diese CD mitnehmen konnten. Autor: Rolf Kaestner Diese insgesamt fein säuberlich durchnummerierten „Tools“, 42 an der Zahl, sind dann allerdings ein Mehrwert, den sich der Leser in so manchem anderen Werk in der Vergangenheit auch gewünscht hätte. Damit ist „Kooperationsmanagement in der Praxis“ ein Buch, welches sich auch für Projektmanager lohnt, die keine Vorhaben im öffentlichen Raum kooperativ mit breiter gesellschaftmanagementautoren wird dafür dankbar sein. Verbleibt der noch nicht besprochene zweite Teil: Unter der Überschrift „Toolbox“ bietet das Buch zu jedem Erfolgsfaktor eine Reihe von „Tools“, also Werkzeugen, Vorgehensweisen und Arbeitshilfen, die nach Anwendungshinweisen und einer grundlegenden Beschreibung auch in ihrer schrittweisen Umsetzung dargestellt werden. Kleines Glossar der Entwicklungszusammenarbeit DED - Deutscher Entwicklungsdienst, ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland, Träger des Entwicklungsdienstes im Sinne des Entwicklungshelfer-Gesetzes (EhfG), aufgegangen in der GIZ (siehe dort) EZ - Entwicklungszusammenarbeit (früher umgangssprachlich „Entwicklungshilfe“) GIZ - Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland, Durchführungsorganisation in der Entwicklungszusammenarbeit als Zusammenschluss der drei Vorgängerorganisationen GTZ, DED, InWEnt (siehe dort) GTZ - Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland, Durchführungsorganisation in der Entwicklungszusammenarbeit, aufgegangen in der GIZ (siehe dort) InWEnt - Internationale Weiterbildung und Entwicklung gemeinnützige GmbH, ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland für die speziellen Anforderungen von Bildungsfragen in der internationalen Zusammenarbeit, aufgegangen in der GIZ (siehe dort) IZ - Internationale Zusammenarbeit, Weiterentwicklung des Zusammenarbeitsbegriffs über die Entwicklungsperspektive hinaus, berücksichtigt die erweiterten Aufgaben, die sich politisch und durchführungsseitig in den letzten Dekaden ergeben haben pmstatusreport.de ist die neue und unabhängige Online-Plattform mit Informationen und Berichten zu den wichtigsten Entwicklungen im Projektmanagement. 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