eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 26/3

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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2015
263 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Chancen für deutsche Projektleiter zunehmend auch im Ausland

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2015
Steffen Rietz
Der Minister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel besucht arabische Länder. Die GPM unterstützt ihn in der begleitenden Wirtschaftsdelegation und sammelt aktuelle Informationen und Erfahrungen in Abu Dhabi/VAE und Doha/Katar. Nach einer beeindruckenden Entwicklung der Region werfen weitere Großereignisse ihre Schatten voraus: die EXPO 2020 in Dubai und die Fußball-WM 2022 in Katar. In Vorbereitung beider Events bilden Infrastrukturprojekte die Kristallisationspunkte für zahlreiche mittlere und kleine Projekte in unterschiedlichen Branchen. Das Bauwesen, die Gesundheits- und Bildungspolitik, auch die Erschließung erneuerbarer Energien bilden Schwerpunkte regionaler Entwicklung. Chancen ergeben sich auch für deutsche Unternehmen im Export, aber auch für die Leistungserbringung vor Ort. Der Wirtschaftsminister verweist immer wieder auf: „The German Mittelstand.“
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GPM internationalisiert weiter und ist in der Wirtschaftsdelegation am Arabischen Golf vertreten Chancen für deutsche Projektleiter zunehmend auch im ausland Autor: Steffen Rietz Internationalisierung scheint immer einfacher: Wirtschafts- und Währungsbündnisse wie die Europäische Union bzw. die Euro-Zone erleichtern den Schritt über die Grenze. Das Internet macht Informationen aus allen Teilen der Welt verfügbar. Auch die eigene Präsenz auf anderen Kontinenten ist durch rückläufige Visa-Pflichten und erschwingliche Flugverbindungen heute eher möglich, als das noch vor 20 bis 30 Jahren der Fall war. Damit sind die Chancen und Potenziale einer Internationalisierung nicht mehr den Großkonzernen vorbehalten. Auch kleine und mittelständische Unternehmen haben die Attraktivität von Auslandsmärkten mit fast zweistelligen Wachstumsraten und einem insgesamt attraktiven Investitionsklima für sich entdeckt. Mit Blick auf diese Potenziale wird der steinige Weg bis zum Projekterfolg in Auslandsmärkten aber leider immer noch allzu häufig unterschätzt. >> Für eilige Leser Der Minister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel besucht arabische Länder. Die GPM unterstützt ihn in der begleitenden Wirtschaftsdelegation und sammelt aktuelle Informationen und Erfahrungen in Abu Dhabi/ VAE und Doha/ Katar. Nach einer beeindruckenden Entwicklung der Region werfen weitere Großereignisse ihre Schatten voraus: die EXPO 2020 in Dubai und die Fußball-WM 2022 in Katar. In Vorbereitung beider Events bilden Infrastrukturprojekte die Kristallisationspunkte für zahlreiche mittlere und kleine Projekte in unterschiedlichen Branchen. Das Bauwesen, die Gesundheits- und Bildungspolitik, auch die Erschließung erneuerbarer Energien bilden Schwerpunkte regionaler Entwicklung. Chancen ergeben sich auch für deutsche Unternehmen im Export, aber auch für die Leistungserbringung vor Ort. Der Wirtschaftsminister verweist immer wieder auf: „The German Mittelstand.“ ERFAHRUNG 19 Foto: Rietz PM-aktuell_3-2015_Inhalt_01-64.indd 19 29.05.2015 6: 17: 29 Uhr projektManagementaktuell | AUSGABE 3.2015 20 ERFAHRUNG und Visitenkarten ausgetauscht, die den Startpunkt weiterer Gespräche, weiterer Reisen und gelegentlich potenter Projektaufträge setzen. Ein wesentlicher Bestandteil der Reise ist der Export einer weiteren deutschen Vokabel. Unermüdlich betonen die deutschen Delegationsführer, dass man sich neben der weltbekannten „German Autobahn“ und der jüngst viel Beachtung findenden „German Energiewende“ auch das Wort und die Philosophie „German Mittelstand“ einprägen müsse. Daimler und Siemens sind bekannt - im In- und auch im Ausland. Aber typische Vertreter des deutschen Mittelstands sind eher Firmen wie Vitronic, die B.T. Innovation oder RITAG. Drei Beispiele erfolgreicher Mittelständler Mancher erinnert sich noch an die Bilder, als die entführte Lufthansamaschine Landshut 1977 Station in Dubai machte; mitten in der Wüste, im Nirgendwo. Bis zum Horizont war nur Sand zu sehen. Heute, nur wenige Jahrzehnte später, sind die vorgelagerten künstlichen Inseln The Palm und The World sogar aus dem Weltraum zu erkennen. Infrastruktur- und Bauprojekte gigantischen Ausmaßes werden hier in Rekordzeit realisiert. Leider hat das extrem schnell wachsende Straßennetz in Dubai auch zu einer ebenso schnell anwachsenden Zahl der Verkehrsunfälle mit Todesfolge geführt. Deutlich rückläufig ist dieser Negativrekord erst wieder, seit die deutsche Vitronic, Technologiespezialist in der Bildverarbeitung, Dubai weiträumig mit Verkehrsüberwachungs- Verständnis ab dem ersten Tag schon viel besser laufen? Einige Ansprechpartner konnten für die Notwendigkeit dieses Themas sensibilisiert werden. Auf der anderen, der deutschen Seite der Gespräche sitzen nicht selten Vertreter mittelständischer Unternehmen, die einen Großauftrag ebenso herbeisehnen, wie auch fürchten. Wären sie einer plötzlichen Leistungsverpflichtung erheblichen Ausmaßes unter weitgehend unbekannten oder zumindest wenig vertrauten Randbedingungen wirklich gewachsen? Deutsches Vokabular exportiert Deutsche Medien haben in den Tagen der Delegationsreise von einigen, teils hoch dotierten Vertragsabschlüssen berichtet. Diese sind aber nicht das Ergebnis der wenigen Tage vor Ort. Eine solche Reise bedarf einer sehr langen und intensiven Vor- und Nachbereitung. Das betrifft die teilnehmenden Konzerne wie E.ON, RWE, Siemens, aber auch ABB, Bosch, Linde und SAP ebenso wie die vielen mitgereisten Mittelstandsvertreter. Entweder sind zahlreiche Verhandlungstage und Vertragsentwürfe einer solchen Delegationsreise vorausgegangen und die Unterschrift im Umfeld des Bundesministers ist lediglich der krönende, formale Abschluss intensiver Vorarbeit. Oder die Nähe zu hochrangigen Politikern wie Sigmar Gabriel, Peter Ramsauer und Brigitte Zypries wird zur Anbahnung hochrangiger Kontakte genutzt. Am Rande der Verhandlungen und Vorträge, bei denen immer wieder das Gütesigel „made in Germany“ im Mittelpunkt steht, werden Prospekte Die GPM am Arabischen Golf Anfang März reiste eine Delegation unter Leitung des Ministers für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel nach Riad/ Saudi-Arabien, Abu Dhabi/ Vereinigte Arabische Emirate und Doha/ Katar. Die Delegation wurde von zahlreichen Vertretern der deutschen Wirtschaft und führenden Verbänden begleitet, an zwei der drei Stationen unter anderem auch von Prof. Steffen Rietz, dem Vorstand für Facharbeit und Normung der GPM. An der Bezeichnung des Ministeriums - Wirtschaft und Energie - wird deutlich, worum es geht. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den Ländern der arabischen Halbinsel sollen ausgebaut werden. Mit sichtbarer Unterstützung von politischer Seite wird deutschen Unternehmern und Projektteams der Weg in eine Welt geebnet, in der Milliardenprojekte umgesetzt und noch weitere geplant werden. Zwei Hauptanliegen haben die Beteiligung an der Delegationsreise für die GPM attraktiv erscheinen lassen und sich im Verlauf der Gespräche vor Ort auch bewahrheitet. Wie beim Turmbau zu Babel treffen Projektbeteiligte aller Länder in arabischen Großprojekten aufeinander, bringen jeweils eigene Vorgehensweisen und Erfahrungen mit. Die zentralen Geld- und Auftraggeber sollten großes Interesse an einer schnellen Einigung auf eine gemeinsame Vorgehensweise haben, sind aber weder in der Standardisierung der IPMA, noch in der Normung der ISO vertreten. Warum nicht? Die Projekte laufen trotzdem, aber könnten sie nicht basierend auf einem gemeinsamen Der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate Sultan Bin Saeed Al Mansoori (Bildmitte), ein in den USA ausgebildeter Ingenieur, betonte die Bedeutung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland und der Energiewende. Foto: Kopp PM-aktuell_3-2015_Inhalt_01-64.indd 20 29.05.2015 6: 17: 31 Uhr ERFAHRUNG 21 projektManagementaktuell | AUSGABE 3.2015 die Airporterweiterungen (z. B. Al Maktoum für ca. 32 Mrd. USD), mehrere Projekte des Neubaus oder der Erweiterung des Metro-Netzes (z. B. Red Line zum Expo-Gelände für ca. 1,3 Mrd. USD) sowie das ca. 2.000 km lange staatenübergreifende Eisenbahnnetz der Region und der Ausbau des Straßenverkehrsnetzes. Der kontinuierliche Ausbau des Gesundheitssystems lässt Krankenhäuser entstehen, parallel zum Wohnungsbau (16 Mrd. USD) oder zur Mall of the World (inkl. Indoor-Freizeitpark für 5,8 Mrd. USD). Rund um diese Großprojekte werden zahlreiche kleine Projekte ausgeschrieben, für die tragfähige Beziehungen in die arabische Welt unerlässlich sind. [2] Einen fruchtbaren Boden bereitet der Ruf, der deutschen Unternehmen vorauseilt. Das Gütesiegel „made in Germany“ ist bekannt und geschätzt. Deutsche Anbieter starten so mit einem deutlichen Vertrauensvorschuss - im Bereich Qualitätsmanagement. Leider nicht in gleicher Weise im Projektmanagement. Hier verstehen amerikanische und britische Projektteams, teils auch australische und kanadische es deutlich besser, sich als Manager von Erfolgsprojekten zu empfehlen. Deutschland war lange Jahre Exportweltmeister und liegt noch heute nach China auf dem zweiten Platz, weil die deutsche Produktqualität auch im Ausland überzeugt. Nun ist es an der Zeit, attraktive Zielmärkte davon zu überzeugen, dass wir auch zur Leistungserbringung auf ausländischen Zielmärkten vor Ort bereit und in der Lage sind. Eine hoch professionelle Projektabwicklung auch unter unbekannten und wechselnden Randbedinetc. werden fast 40 Prozesse und Dokumente konkret benannt, welche helfen, den Projekterfolg frühzeitig abzusichern. Ein ausgereiftes Projektmanagement wird hier parallel zu den hochwertigen Produkten zu einem überzeugenden Argument in Akquisitionsgesprächen. Diese drei Beispiele zeigen, dass Projektmanagement nicht nur angeboten, sondern auch verlangt und nachgefragt wird. Was wird gebraucht ? Was wird gesucht ? Die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar sind sehr ähnlich strukturell geprägt. Trotz fortschreitender wirtschaftlicher Diversifizierung dominiert das Business rund um Öl und Gas. Exporterlöse und Staatseinnahmen schwanken mit den Energiepreisen recht stark. Ebenfalls typisch für beide Länder ist die extreme Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften. Der Ausländeranteil liegt in beiden Ländern bei fast 90 Prozent (aus Indien, Nepal, Pakistan, den Philippinen und Bangladesch). Fach- und Führungskräfte kommen aus westlichen Industrienationen, zunehmend auch aus Indien und Südkorea. Die VAE und Katar bereiten sich beide auf sehr imageträchtige Großereignisse vor, auf die EXPO 2020 in Dubai und die Fußball-WM 2022 in Katar. Beide Events bedeuten einen enormen Schub für Infrastruktur- und Bauprojekte, begleitet von einem kräftigen Anstieg der flankierenden Dienstleistungsbereiche. Für die Region typische, unmittelbar bevorstehende Projekte sind systemen (den auch bei uns sehr „beliebten“ Blitzern) ausgerüstet hat. Der Erfolgsnachweis in der Unfallstatistik lässt vermuten, dass auch Abu Dhabi oder andere Emirate ähnliche Projekte zur Verkehrsüberwachung starten. Einen Tag später in Doha/ Katar hat Minister Gabriel erwartungsgemäß Baustellen besichtigt, mit Gastarbeitern gesprochen, sich deren Arbeits- und Lebensbedingungen zeigen und schildern lassen. Sie sind Anstoß zu Diskussionen, seit die Fußball-WM nach Katar vergeben wurde. Aber können deutsche Ingenieure und deutsche Projekte wirklich zur Lösung beitragen? Die in der Wirtschaftsdelegation vertretene B.T. Innovation kann zumindest Lösungen aufzeigen und anbieten. Low Cost Housing ist eine aus Wohncontainern bestehende Lösung, die zu großflächigen oder wahlweise auch mehrstöckigen Wohnanlagen kombiniert werden kann. Mehrere Patente und Ehrungen des Unternehmens münden in ein sehenswertes Produktergebnis: Eine 36-m 2 -Wohneinheit in massiver Betonbauweise ist in 2 Std. Aufbauarbeit und für 5.000,- EUR realisierbar. Das RITAG Armaturenwerk ist eine der modernsten Fertigungsstätten für Industriearmaturen in Europa. Das mittelständische Unternehmen entwickelt, patentiert und produziert seit Mitte der 70er-Jahre und ist heute in über 40 Ländern vertreten. Die Unternehmensvertreter verweisen nicht nur auf innovative Produkte, sondern insbesondere auf eine professionelle Projektabwicklung. Vom Kick-off-Meeting über das Instruction Manual bis zur Procedure for Qualification Record Minister Sigmar Gabriel vor dem Solarfeld in Masdar City, der auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien ausgerichteten Stadt vor den Toren Abu Dhabis. Foto: Kopp PM-aktuell_3-2015_Inhalt_01-64.indd 21 29.05.2015 6: 17: 34 Uhr projektManagementaktuell | AUSGABE 3.2015 22 ERFAHRUNG noch viele Mieter. Die vollständige Umsetzung bis 2025 bleibt ehrgeizig, aber leider weit hinter der Planung von 2008 zurück. Neue Ausschreibungen sind für 2017 geplant. Potenzielle Investoren in erneuerbare Energie treffen in Abu Dhabi und Katar sowohl auf ein förderliches Investitionsals auch ein unterstützendes natürliches Klima. Die Bereitschaft in Nachhaltigkeit zu investieren, ist groß und vereint die Sustainability (im Sinne der Zukunftsfähigkeit/ Umweltverträglichkeit) mit der Legacy (flexible Nutzungskonzepte zur rechtzeitigen Vermeidung der Entstehung von Altlasten). Abu Dhabi definiert sich Klimaziele bis 2020 (7 % des Energiebedarfs über erneuerbare Energie decken), während Katar seine Ziele in die „National Vision 2030“ integriert. Sie dient der Weiterentwicklung und Diversifizierung der Wirtschaft und dem Aufbau einer modernen Verkehrsinfrastruktur. Initiiert durch die Fußball- WM sind einige Projekte sogar vorgezogen, so insbesondere Teile des Aufbaus des integrierten Schienennetzes sowie der Ausbau der Strom- und Wasserversorgung. Wo liegen die ersten Stolperfallen internationalen Engagements? Eine hinreichende Sensitivität für die kulturelle Andersartigkeit außerhalb Deutschlands kann man sich in interkulturellen Trainings aneignen. Im Zweifelsfall wird ein professioneller Projekteuropa) unterstützt. Es steht aber noch ein breites Portfolio von Forschungs- und Innovationsprojekten zwischen der heutigen stark ölgeprägten Energiewirtschaft und den hehren Zielen: • Investitionsvorhaben von 400 Mill. USD in eine 100-MW-Photovoltaik-Anlage nahe Al Ain werden diskutiert. Die Anschaffung von PV-Anlagen empfiehlt sich auch, weil z. B. der Investitionsbedarf deutlich geringer ausfällt als bei Windparks. Die Effektivität hingegen (kWh pro m 2 bebauter Fläche) wäre mit errichteten Windparks jedoch deutlich höher. • Der stetige sand- und staubhaltige Wind in der Wüstenregion ist wiederum nicht nur der natürliche Feind aller beweglichen mechanischen Teile in einer Windenergieanlage. Er kann insbesondere die PV-Anlagen bis zu einer Lichtausbeute nahe null fast vollständig abdecken. • Vorhandene Ladestationen für E-Mobile finden kaum Nutzer. Elektroautos sind beliebt, aber noch nicht wirklich nachgefragt. Insbesondere die fast ganzjährig notwendigen Klimaanlagen reduzieren die geringe Reichweite der Fahrzeuge nochmals deutlich. IRENA, die International Renewable Energy Agency, möchte ihren Hauptsitz nach Masdar verlegen, einer Wissenschaftsstadt nahe Abu Dhabi, die völlig CO 2 -frei ausschließlich von erneuerbarer Energie gespeist werden soll. Masdar City, dem hochkomplexen Innovations-, aber auch Image- und Marketingprojekt, fehlen aber gungen muss mit einer dem deutschen Ingenieur nicht gerade innewohnenden Servicementalität verknüpft werden. Mit den weltweit unterschiedlichen Definitionen von Pünktlichkeit werden wir uns anfreunden müssen und unsere Projekte trotzdem (oder gerade deshalb) termingerecht abschließen. Das Bemühen um einen attraktiven Erstauftrag oder Referenzkunden verleitet so manche zu einem lockeren Umgang mit dem Änderungs- und Claimmanagement. Nur all zu schnell ist die Projektrendite aufgezehrt. Unerwartete Kosten, Steuern, Gesetzesauflagen oder Zulassungsprozesse bringen dann das Projekt, im Worst Case das gesamte Unternehmen in Schieflage. Viele Gesprächspartner bestätigen, dass die in deutschen Projekten gesammelten Erfahrungen im Ausland extrem wertvoll sind, aber insgesamt nur noch die Hälfte von dem, was man braucht, um auf dem unbekannten Terrain zu bestehen. Erneuerbare Energie Für die Energiewirtschaft und alle damit verbundenen technischen Erneuerungen sowie die daraus resultierenden Geschäftsmodelle sind die Länder am Arabischen Golf seit jeher sensibilisiert. Auch die Erschließung erneuerbarer Energien ist dort ein Thema und wird durch den permanenten Wüstenwind (im Durchschnitt 80 km/ h) sowie durch die ganzjährig starke Sonneneinstrahlung (50 % stärker als in Mittel- Gemischtgeschlechtlicher Business Talk ist noch eher selten, aber es bestehen keine Berührungsängste mehr. Bildmitte im Hintergrund: Peter Ramsauer, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Energie im Deutschen Bundestag; Foto: Rietz PM-aktuell_3-2015_Inhalt_01-64.indd 22 29.05.2015 6: 17: 35 Uhr ERFAHRUNG 23 projektManagementaktuell | AUSGABE 3.2015 Autor Prof. Dr.-Ing. Steffen Rietz vertritt das Lehrgebiet Technisches Projektmanagement im Fachbereich Technik der FHW. Nach mehreren Jahren in der Automobilindustrie liegt sein Schwerpunkt noch heute in Projekten zur Produktentwicklung. Er vertritt im Vorstand der GPM das Ressort Facharbeit und Normung, unterstützt viele Fachgruppen bei der Gründung und Weiterentwicklung und ist seit Beginn dieses Jahres Obmann im DIN-Normungsausschuss NQSZ zur Normung des Projekt-, Programm- und Portfoliomanagements. Anschrift: GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., Facharbeit & Normung, Am Tullnaupark 15, D-90402 Nürnberg, E-Mail: S.Rietz@gpm-ipma.de intensiver Vorüberlegungen und -planungen zur chancenorientierten Bewältigung internationaler Herausforderungen. Wie und wofür diese Vorbereitungszeit konkret zu nutzen ist und welche lokalen Unterschiede es ggf. gibt, dazu gibt es sehr konkrete Unterstützung bei den in den Literaturangaben aufgeführten Quellen [1-4].  Literatur [1] GPM Special Interest Group „Go International“. www.gpm-ipma.de [2] giz, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. www.giz.de, hat auch die Delegationsteilnehmer vor und während der Reise mit zahlreichen Informationen versorgt [3] gtai, Germany Trade and Invest. www.gtai.de [4] Projektdatenbank MEED des Middle East Economic Digest Schlagwörter Arabien, Golfregion, Infrastrukturprojekte, interkulturelle Projekte, Mittelstand, regionale Entwicklung partner kleine Verfehlungen in diesem Bereich sogar souverän übersehen. Ein Indikator für wirklich folgenschwere Stolperfallen ist die Anzahl vertretener Wirtschaftsjuristen und Steuerberater auf beiden Seiten des Verhandlungstisches. Als Katar erstmals die Bühne des internationalen Handels in nennenswertem Umfang betreten hat und auf die dafür notwendigen juristischen Rahmenbedingungen nur unzureichend eingestellt war, wurde innerhalb der Religionsgemeinschaft sehr vieles aus dem ägyptischen Rechtssystem übernommen. Dieses ist auf der Basis des französischen Rechts aufgebaut, das zu Napoleons Zeit prägend wirkte. Und das französische Recht entstand auf der Basis des allgemeinen Rechtsverständnisses in Kontinentaleuropa und ist damit hinreichend weit weg von angelsächsischen Normen, vor denen sich viele deutsche Projektmanager im internationalen Umfeld fürchten. Aber ist diese Gedankenkette Absicherung genug, einen Vertrag nach katarischem Recht zu unterzeichnen? Empfehlenswert ist daher neben dem Dolmetscher ein Experte im internationalen Steuerrecht, im internationalen Vertragsrecht und nicht zuletzt eine ausreichende Zeitspanne Die 1 st SME´s Conference in Doha/ Katar ist geprägt von Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit wechselnd deutscher und arabischer Beteiligung. Foto: Rietz PM-aktuell_3-2015_Inhalt_01-64.indd 23 29.05.2015 6: 17: 38 Uhr