eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 26/4

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
101
2015
264 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Project Management. Best Practices. Achieving Global Excellence

101
2015
Heinz Schelle
Kerzner, Harold: Project Management. Best Practices. Achieving Global Excellence. 3. Auflage, Wiley Hoboken 2014, 775 s., ISBN 978-1-118-65701-0, EUR 120,36
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Kerzner, Harold: Project Management. Best Practices. Achieving Global Excellence. 3. Auflage, Wiley Hoboken 2014, 775 S., ISBN 978 -1-118 - 65701- 0, EUR 120,36 Wer sich auf die Lektüre der Bücher von Kerzner einlässt, muss mit großen Stoffmengen fertigwerden. Der amerikanische Papst des Projektmanagements, wie man ihn auch nennt, breitet sein ungeheures Wissen aus, vor dem man nur staunen kann. Das Grandiose an Kerzners Kompendium ist, dass nahezu in jedem Kapitel jeweils ganz konkrete Beispiele aus Firmen kommen. Unter vielen anderen sind die Unternehmen Siemens, Good Year, Deloitte, Philips, IBM, Boeing, Alcatel Lucent und DELL vertreten. Der Autor charakterisiert sie so: „They are all global business leaders and they all got there through outstanding project management.“ Auch wenn der Kundige weiß, dass zwischen der Darstellung nach außen, auf die sich natürlich auch Kerzner stützen muss, und der Realität oft erhebliche Unterschiede bestehen, lohnt es sich allemal, die Ausführungen zu lesen. Und weiter: „The secrets of project managements are ready available and they can be found inside Project Management-Best Practices.“ Das ist in der Tat nicht zu viel versprochen, wenn es Kerzner einem auch nicht ganz leicht macht, zu den Geheimnissen guten Projektmanagements vorzudringen. Deshalb kann vorweg gesagt werden: Für Anfänger, die noch nicht in der Lage sind, die Stofffülle zu sortieren und in ihr eigenes, noch nicht sehr präzises Bild von Projektmanagement einzuordnen, ist das Werk nur bedingt geeignet, da es mit hoher Wahrscheinlichkeit einige Verwirrung hinterlassen wird. Profis allerdings, die die nicht sonderlich systematische Gliederung nicht stört, werden freilich viele wertvolle Anregungen fin- Project Management. Best Practices. Achieving Global Excellence projektManagementaktuell | AUSGABE 4.2015 62 WISSEN Form werden hier die Managementprodukte von Projekten dargestellt. Wichtig wäre hier meines Erachtens gewesen, Bezug auf den jeweiligen Abschnitt im Haupttext zu nehmen, in dem das Lieferobjekt dargestellt wird. So fehlt dem eiligen Benutzer teilweise die Klarheit, was mit den erwähnten Gliederungspunkten gemeint ist. Ungewöhnlich ist hier, dass weder ein Projekthandbuch, noch eine Projektakte erwähnt wird. Auch ein Projektmanagementhandbuch sucht man vergebens. Es wird als PM-Leitfaden bezeichnet und im ersten Kapitel behandelt, fehlt aber im Anhang. Insgesamt findet der Projektmanagementprofi in dem Buch von Jenny viele interessante Aspekte und Einsichten. Für Einsteiger und solche, die erst noch auf dem Weg zum PM-Experten sind, ist das Buch nur bedingt zu empfehlen. Hier können die Unstimmigkeiten unter Umständen zu einem falschen Verständnis führen. Aber an Einsteiger wendet sich Jenny erklärtermaßen auch nicht. Autor: Oliver Linssen n In diesem Abschnitt wäre auch ein Verweis auf weiterführende Literatur dieser recht komplexen Materie sehr sinnvoll gewesen. Im Rahmen der EVA wird die Bestimmung des Fertigstellungsgrads (FGR) behandelt, obwohl dieses Thema unabhängig von der EVA zu betrachten ist. Es werden nur drei Methoden zur Bestimmung des FGR erwähnt (50/ 50, 0/ 100 und relative Methode), obwohl auch andere Verfahren existieren (z. B. Statusschrittmethode). Im Anhang B werden unterschiedlichste Prozessmodelle unter der Überschrift „Allgemeine Qualitätsmanagementmodelle“ zusammengefasst. Hier finden sich dann - neben der ISO 9000 - Projektmanagementmodelle (PRINCE2, PMBoK, ICB 3, Hermes), Vorgehensmodelle der Softwareentwicklung (V-Modell XT) und Reifegradmodelle unterschiedlicher Bereiche (CMMI, OPM3, PMMM). Leider fehlt hier z. B. das Prozessmodell der DIN 69901. Sehr gut gefällt mir die Darstellung der Lieferobjekte im Anhang C des Buchs. In kompakter „Use Cases“ wird aber üblicherweise mit Anwendungsfall übersetzt. Besonders hervorzuheben ist, wie bereits kurz erwähnt, dass in Kapitel 11 dem Konfigurationsmanagement 35 Seiten gewidmet wurden. Hier wäre es allerdings schön gewesen, wenn man z. B. auch auf die Themen Versionsbildung und Branching eingegangen wäre. Bei den Aufwandsschätztechniken in Anhang A fehlen parametrische Verfahren wie COCOMO und der Planning Poker-Ansatz aus dem agilen Projektmanagement. Bei den Techniken zum Projektcontrolling ist die in der Praxis weitverbreitete Meilensteintrendanalyse auf nur einer Seite dargestellt. Die Kostentrendanalyse fehlt leider komplett. Die Earned Value-Analyse (EVA) wird recht ausführlich geschildert, jedoch ist die Interpretation der Kennzahl Schedule Variance SV falsch. Sie wird im Buch als Zeiteinheit bezeichnet - tatsächlich handelt es sich um einen Geldbetrag (was zugegeben für viele Praktiker unverständlich ist). PM-aktuell_4-2015_Inhalt_01-84.indd 62 24.08.2015 13: 46: 11 Uhr WISSEN 63 projektManagementaktuell | AUSGABE 4.2015 mentsysteme von IBM, Computer Associates, Microsoft, Deloitte, COMAU, Fluor und Siemens im Detail beschrieben) Wertgetriebenes (value-driven) Projektmanagement (Sehr tief gehende Gedanken zur Erweiterung der Zielfunktion über das Magische Dreieck hinaus) tions auf das Projektmanagement (Auch das ein Kapitel von hohem Informationswert) Dabei sind integrierte Prozesse, Unternehmenskultur, die Unterstützung durch die Unterneh- - - Zugegeben, die Überschriften sind, wie schon angedeutet, ein wenig zusammengewürfelt, ein klares Gliederungskriterium ist für mich nicht erkennbar, dieser Makel wird aber durch den Gedankenreichtum, die Originalität und den Realitätssinn Kerzners mehr als kompensiert. Eine weitere kleine Kritik sei hier noch angebracht: Der Autor schert sich relativ wenig um andere originelle Denker in unserer Disziplin, aber das muss man einem Papst nachsehen. Wenn Kerzetwas zu sagen. Fazit: Um die unzähligen Perlen im voluminösen Handbuch zu entdecken, bedarf es erheblicher Geduld, die heute nur noch wenige Praktiker aufbringen können oder wollen. Schade, weil die gründliche Auswertung des Buches sehr viel Zeit, Geld und Ärger sparen könnte. Ein großartiges Werk. Autor: Heinz Schelle n den. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass der Autor nie in kritiklosen, blauäugigen Optimismus verfällt, sondern immer wieder auf Punkte hinweist, die erfolgreiches Projektmanagement tur eher selten ist. Folgende Kapitel enthält das Werk: liche Auseinandersetzung mit dem in der Regel nicht hinterfragten Begriff) gräne (Wie auch die besten Methoden zu Problemen führen können. Eine sehr kritische Bestandsaufnahme der Nebenwirkungen von Hindernisse; Fallstricke, die PM-Reife verhindern) nenten einer PM-Methodologie werden diskutiert) förderliche Kultur schafft) mensführung (Aus meiner Sicht sehr wertvolle Ausführungen, die ich so noch nirgends gelesen habe) wert, sonst in der Literatur nicht zu finden) diesem Kapitel werden die Projektmanage- Anzeige Haftungsausschluss Die Inhalte dieser Zeitschrift werden von Verlag, Herausgeber und Autoren nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet und zusammengestellt. Eine rechtliche Gewähr für die Richtigkeit der einzelnen Angaben kann jedoch nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für die Websites, auf die verwiesen wird. Es wird betont, dass wir keinerlei Einfluss auf die Inhalte und Formulierungen dieser Seiten haben und Richtlinien sowie die einschlägige Rechtsprechung. PM-aktuell_4-2015_Inhalt_01-84.indd 63 24.08.2015 8: 32: 20 Uhr